Innere Medizin kk: Hyperventilation

Aus Wikibooks

Zurück zur Übersicht

  • Jede vermehrte Abatmung von Kohlendioxid bezeichnet man als  Hyperventilation.
  • Von einem Hyperventilationssyndrom spricht man dann, wenn man keine klar erkennbare Ursache für die Hyperventilation findet.
  • Es liegt eine Erhöhung der Atemfrequenz und Atemtiefe vor, die zur Verminderung des pCO2 im Blut führen. Atemfrequenz und Atemtiefe gehen über die physiologischen Bedürfnisse hinaus.
  • Rückatmung und Sedierung sind die besten akuten Therapiemaßnahmen.
  • Als Vorbeugung empfiehlt sich vegetatives Training.

Titel Krankheitsnummer (ICD)[Bearbeiten]

R06.4   Hyperventilation
F45.33  Somatoforme autonome Funktionsstörung: Atmungssystem

Definition, englische Bezeichnung und Abkürzungen[Bearbeiten]

Einteilungen[Bearbeiten]

Ätiologie Ursachen[Bearbeiten]

Epidemiologie Statistik Kosten[Bearbeiten]

Pathologie Pathophysiologie[Bearbeiten]

Bereits in der anfallsfreien Zeit liegt der pCO2 bei Patienten mit Hyperventilationssyndrom oft unter 35 mmHg. ( normal 40 mmHg ) D.h. es liegt bereits eine gesteigerte Empfindlichkeit für eine Hypocalcämie des ionisierten Calciums vor, was bei einer Steigerung der Atmung schneller in die symptomatische Hypocalcämie führen kann.

Symptome und Klinik[Bearbeiten]

Die Muskeleigenreflexe können sehr lebhaft sein, und die Muskeln können bei Beklopfen intensive Zuckungen zeigen. Chovostek- und Trousseau-Zeichen sind positiv, darüber hinaus sind Karpopedalspasmen, "Karpfenmaul", Tremor, kalte Akren, Tachykardie, positive vegetative Stigmata (Dermographismus ruber) sowie lebhafte Darmgeräusche charakteristisch. In der arteriellen Blutgasanalyse findet sich eine respiratorische Alkalose mit deutlich erniedrigtem pCO2 .

Tachypnoe[Bearbeiten]

  • Tachypnoe ohne Zyanose oder Blässe
  • Atemfrequenz > 25 , pCO2 < 35 mm Hg
  • vermehrte Thoraxatmung

Krampfartige Zustände (Hyperventilationstetanie)[Bearbeiten]

  • Nach ausgeprägter Hyperventilation kommt es zu
    • einem Krampfen der Finger (Pfötchenstellung),
    • der Füße (Spitzfußstellung)
    • der Lippen („Karpfenmaul“)
    • einem Zittern von Armen und Beinen

Weitere Vegetative Zeichen[Bearbeiten]

  • Atemnot
  • Angst
  • Sinustachykardie
  • Kribbeln (Ameisenlaufen) in den Armen und Beinen
  • Schwäche in den Armen und Beinen
  • Krampfartige Schmerzen im Bereich der Brustwand, im Bauch, im Rücken oder in den Extremitäten
  • Zittern
  • Kalte Arme und Beine
  • Heiße und kalte , schüttelfrostähnliche Empfindungen
  • Sehstörungen (Schwarzwerden und Flimmern vor den Augen)
  • Übelkeit, Brechreiz
  • Kloßgefühl im Hals
  • Druckgefühl auf den Ohren
  • Kopfschmerzen

Diagnostik[Bearbeiten]

Blutgase[Bearbeiten]

  • PCO2 erniedrigt, pO2 normal, BE normal, pH alkalisch

Atmung[Bearbeiten]

  • SO2 > 95 %
  • Atemfrequenz > 25

Tetanieneigung[Bearbeiten]

  • Muskeleigenreflexe sehr lebhaft
  • intensive Zuckungen der Muskeln beim Beklopfen
  • Chovostek- und Trousseau-Zeichen positiv
  • leicht auslösbare Karpopedalspasmen, Karpfenmaul

Provokation der Symptome im Hyperventilationsversuch[Bearbeiten]

Differentialdiagnose des Hyperventilationssyndroms[Bearbeiten]

  • metabolische Azidose mit Hyperventilation
    • bei ketoazidotisch entgleistem Diabetes
    • bei Urämie
  • Lungenembolie mit Hyperventilation
  • Hyperthyreote Krise
  • sonstige Erregtheitszustände
  • CO Vergiftung
  • Enzephalitiden oder Hirntumoren
    • durch direkte Stimulation des Atemzentrums
  • Kalzium- und Magnesiummangel
  • Hyperkaliämie
  • Hypoparathyreoidismus (zum Beispiel strumipriv)
  • Infektionskrankheiten (Tetanus)
  • Intoxikationen
  • Schwangerschaft
  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • Asthma bronchiale
  • Nitroglycerinvergiftung
  • Fieber
  • Pneumothorax
  • Blutarmut (Anämie)
  • Sepsis
  • Aufenthalt in großen Höhen
  • Fieber
  • starke Schmerzen
  • Leberzirrhose
  • Alkoholentzug
  • Pulmonale Hypertonie
  • Infiltrative Lungenerkrankungen
  • Rhythmusstörungen
  • Epilepsien
  • Myopathien

Therapie[Bearbeiten]

Rückatmung[Bearbeiten]

  • in die geschlossenen Hände oder in eine Plastiktüte rückatmen

Sedierung[Bearbeiten]

  • Lorazepam sublingual (Tavor expidet) 1 - 2 mg auf Zunge
  • Midazolam iv 5 mg
  • Diazepam iv 5 - 10 mg iv

Calcium[Bearbeiten]

  • intravenöse Injektion von 10 ml einer zehnprozentigen Kalziumlösung

Vegetatives Entspannungstraining[Bearbeiten]

  • Ausdauertraining
    • mindestens täglich 1 Stunde Spaziergehen oder Walken
  • entspannende Atemtechniken erlernen
  • Entspannungstechniken
    • autogenes Training, progressive Muskelrelaxation und Yoga
  • Psychotherapie bei Angstzuständen

Verlauf und Prognose[Bearbeiten]

Komplikationen[Bearbeiten]

  • Bewußtlosigkeit
  • Somatisierung
  • Neurotisierung
  • Chronifizierung

Prognose[Bearbeiten]

meist günstiger Verlauf, wenn man das richtig Therapiekonzept hat

Fälle[Bearbeiten]

EKG bei Hyperventilation[Bearbeiten]

Siehe http://www.kup.at/journals/abbildungen/11227.html

Hyperventilation bei Lungenembolie[Bearbeiten]

Hyperventilation bei Neumanifestation eines Typ 1 Diabetes[Bearbeiten]

Hyperventilation bei Asthma[Bearbeiten]

Geschichte der Krankheit[Bearbeiten]

Experten und Krankenhäuser[Bearbeiten]

Selbsthilfegruppen[Bearbeiten]

Fragen und Anmerkungen[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Brashear RE: Hyperventilation Syndrome, Lung 1983; 161: 257-274.
  • Schonecke OW, Radvila A, v. Uexküll Th: Das Hyperventilationssyndrom. In: v. Uexküll Th, Adler RH, Hermann JM, Köhle K, Schonecke OW, Wesiack W (Hrsg.): Psychosomatische Medizin, München, Wien, Baltimore: Urban & Schwarzenberg, 5. neubearb. und erw. Aufl., 1996.
  • Lary D, Goldschlager N: Electrocardiographic changes during hyperventilation resembling myocardial ischemia in patients with normal coronary arterio- gramms. Am Heart J 1974; 87: 383-390.
  • Lum LC: The syndrome of chronic habitual hyperventilation. In: Hill OW (ed.). Modern Trends in Psychosomatic Medi- cine. London: Butterworth, 1976.
  • Radvila A: Das Hyperventilationssyndrom. Schweiz med Wschr 1984; 114: 562-565
  • Radvila A: Hyperventilationssyndrom. In: Herrmann JM, Lisker H, Dietze GJ: Funktionelle Erkrankungen. Diagnostische Konzepte, therapeutische Strategien. München, Wien, Baltimore: Urban & Schwarzenberg, 1996.
  • Steurer J, Pei P, Vetter W: Einfluß einer kurzzeitigen Hyperventilation auf die Konzentration des ionisierten Serumcalciums. Dtsch med Wschr 1997; 122: 887-889.
  • Weimann G: Das Hyperventilationssyndrom. München: Urban & Schwarzenberg, 1968

Links[Bearbeiten]