Innovatives Wissensmanagement in der Projektarbeit/ Grundlagen
Wissen
Zum Verständnis der Gesamtthematik werden zunächst die zentralen Begriffe definiert und der Wissensbegriff explizit eingeordnet.
Wissen baut auf Zeichen, Daten und Informationen auf. Als Zeichen gelten Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen. Daten wiederum bestehen aus einzelnen Zeichen oder aus einer Folge von Zeichen. Diese werden durch bestimmte Ordnungsregeln, wie z. B. einem Code oder einer Syntax, in Beziehung zueinander gesetzt. Daten lassen sich daher als Symbole bzw. Zeichenketten definieren. Solche Daten stellen zwar eine sinnvoll kombinierte Abfolge von Zeichen dar, sind jedoch noch nicht interpretierbar und somit praktikabel verwertbar. Erst wenn Daten mit Bedeutung versehen und ein subjektiver Bezug hergestellt wird, werden Informationen erzeugt. Der Begriff Information lässt sich seitens der Betriebswirtschaft als zweckorientiertes Wissen definieren. Zweckorientierung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass nur solches Wissen als Information bezeichnet wird, das dazu dient, Entscheidungen oder Handlungen vorzubereiten. Wissen vernetzt also Informationen und entsteht als Folge eines komplexen Prozesses der Verarbeitung, Filterung und Bewertung von Informationen.[1] Nach Probst et al. lässt sich Wissen als ... (Zitat 1) definieren. ... (Zitat 2) Das größte und zugleich wichtigste Differenzierungsmerkmal von Wissen zu Daten und Informationen besteht darin, dass Wissen immer an Personen gebunden ist. Somit ist es personenabhängig. Diese Tatsache verdeutlicht, dass das Wissen vor allem in den Köpfen der Mitarbeiter ruht.[2] Im Gegensatz zu Daten und Informationen kann es daher nicht so leicht übermittelt und verarbeitet werden. Die nachfolgende Abbildung zeigt die einzelnen Stufen mit der Einordnung von Wissen.[3]
Abbildung: Einordnung von Wissen[4]
Wissen wird jedoch erst dann zu einer wertvollen Ressource fürs Unternehmen, wenn es in Handlungen umgewandelt wird. Ein entsprechendes Handeln zur Beeinflussung der Wertschöpfung setzt allerdings das Können und Wollen der Mitarbeiter voraus. Soll das Wissen in den Köpfen der Mitarbeiter aktiviert werden, sind Anreize zum Handeln erforderlich. Wird das Wissen dann zweckorientiert und zielbezogen in Handlungen umgesetzt, d.h. wird Können tatsächlich zur Lösung von Problemen angewendet, entsteht Kompetenz.[5] Diese Kompetenz wird wiederum zur Kernkompetenz, wenn sich die Wissensausstattung gegenüber Wettbewerbern explizit unterscheidet, einzigartig ist und im Unternehmen verbleibt. Kernkompetenz verschafft dem Unternehmen Zugang zu neuen Märkten, generiert einen Wert beim Kunden und kann von der Konkurrenz nur schwer imitiert bzw. transferiert werden. Somit wird die Wissensausstattung als Kernkompetenz zu einem bedeutenden Faktor der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens.[6]
Wissensmanagement
Wissensmanagement ist die zielorientierte Gestaltung des Wissensprozesses in Unternehmen. Der Wissensprozess umfasst die Identifikation, die Beschaffung, die Generierung, den Transfer, die Speicherung und die Nutzung des organisationalen Wissens. Ziel ist es, dass Wissen zu nutzen, weiterzuentwickeln und in Prozesse und Produkte umzusetzen.[7]
Die einzelnen Bausteine in dem nachfolgenden Modell beschreiben jeweils einen Teilaspekt und bilden zusammen einen umfassenden Ansatz zur Realisierung des Wissensmanagements. Die Bausteine weisen eine enge Verbindung untereinander auf und decken die operativen und strategischen Belange einer Unternehmung hinsichtlich der Ressource Wissen ab.[8]
Abbildung: Bausteine des Wissensmanagement[9]
Wissensziele – Die Festlegung der Wissensziele ist der Ausgangspunkt des Wissensmanagements, die den organisationalen Lernprozessen eine Richtung vorgeben. Wissensziele bestimmen weiterhin, auf welchen Ebenen welche Fähigkeiten und Kompetenzen aufzubauen sind, um einen Wissensvorsprung zu erreichen. Probst et al. unterscheidet dabei die normative, strategische und operative Ebene der Wissensziele. Auf der normativen Zielebene werden die Rahmenbedingungen für die Schaffung einer wissensbewussten Unternehmenskultur gesetzt. Die strategische Zielebene befasst sich mit dem Kompetenzbedarf und dem notwendigen organisationalen Kernwissen zur Erreichung der Unternehmensziele. Auf der operativen Ebene werden strategische und normative Wissensziele in operationalisierbare Teilziele überführt.
Wissensbewertung – Die Bewertung der organisationalen Wissensbasis zeigt den Erfolg oder Misserfolg des Wissensmanagements auf. Dabei wird das Erreichen der Wissensziele auf normativer, strategischer und operativer Ebene überprüft. Je nach Zielerreichungsgrad sind Maßnahmen abzuleiten und Ziele anzupassen. Die Wissensbewertung ist die Basis zur Einschätzung der Effizienz des Wissensmanagements.
Wissensidentifikation – Ein effizientes Wissensmanagement schafft durch Maßnahmen, wie Analyse und Beschreibung des Wissensumfeldes und des Unternehmenswissens, interne und externe Transparenz über vorhandenes Wissen. Interne Transparenz bezieht sich dabei auf die Identifikation des individuellen und kollektiven Wissens sowie der Fähigkeiten des eigenen Unternehmens. Externe Transparenz dient bspw. der Übersicht über externe Experten, Kunden oder Fachzeitschriften. Wissenstransparenz zeigt die bestehende Wissenslücke auf und bildet die Grundlage für die Entscheidung über Wissenserwerb oder Wissensentwicklung. Sind die Wissenslücken bekannt, bietet bspw. das Internet dem Nutzer die Möglichkeit externe Informationen und Wissensträger zu finden, Kontakte zu knüpfen, kooperativ zusammen zu arbeiten und Synergien zu erzielen.
Wissenserwerb – Kann ein Unternehmen wichtiges Wissen nicht selbst generieren, so ist ein Import des Wissens aus unternehmensexternen Quellen notwendig. Dieses kann durch den Erwerb von Wissensprodukten (z. B. Patente, Lizenzen) oder menschlichen Wissensträgern (z.B. Anstellung von Experten oder Spezialisten, Akquisitionen, Kooperationen mit anderen Organisationen) erfolgen. Der Wissenserwerb dient somit der Schließung bestehender Wissenslücken in einer Unternehmung.
Wissensentwicklung – Die Entwicklung von Wissen verhält sich komplementär zum Wissenserwerb. Dabei steht die Generierung neuer Fähigkeiten und Produkte, besserer Ideen und effizienterer Prozesse im Vordergrund. Die Wissensgenerierung umfasst alle Anstrengungen des Managements, die auf die bewusste Erzeugung bisher intern noch nicht bestehender Fähigkeiten ausgerichtet sind. Auf der individuellen Ebene bedarf es hierzu der Kreativität und Problemlösungsfähigkeit der Mitarbeiter. Auf der kollektiven Ebene (Arbeitsgruppen, Teams) erfolgt die Wissensentwicklung durch Interaktion, Kommunikation, Transparenz und Integration individueller Wissenskomponenten.
Wissensverteilung – Die Wissensverteilung beinhaltet die Bereitstellung des Wissens zur Erfüllung der Arbeitsaufgaben. Dieser Wissensbaustein gibt Antwort auf die Frage, welcher Mitarbeiter welches Wissen in welchem Umfang benötigt. Damit erfolgt die Wissensteilung nach dem ökonomischen Prinzip der Arbeitsteilung. Die Notwendigkeit der Wissensteilung begründet sich darin, dass isoliert vorhandenes Wissen für das gesamte Unternehmen nutzbar zu machen ist.
Wissensnutzung – Die Wissensnutzung ist Ziel und Zweck des Wissensmanagements. Daher ist dieser Baustein darauf ausgerichtet, die Nutzung der organisationalen Wissensbasis sicherzustellen. Wissen generiert jedoch erst dann einen Nutzen, wenn es für konkrete Handlungen oder für unternehmerische Entscheidungen verwertet wird. Das Vorhandensein entsprechender Zugangsmöglichkeiten garantiert nicht die tatsächliche Nutzung des Wissens am Arbeitsplatz und in Projektgruppen. Die Nutzung des Wissens ist demzufolge auf individueller und kollektiver Ebene zu fördern, wobei die Bedürfnisse des Wissensnutzers zu berücksichtigen sind.
Wissensbewahrung – Damit das organisationale Wissen nicht verloren geht, ist es in geeigneter Form vor Verlust zu schützen. Die Aufgabe in diesem Baustein besteht in der Identifizierung von Schlüsselpersonen im Unternehmen und in der Dokumentation zentraler Erfolge, aber auch der Gründe und Elemente für Misserfolge, in lessons learned. Die gezielte Bewahrung von Erfahrungen oder Informationen und Dokumenten erfordert eine Selektion des bewahrungswürdigen Wissens, eine angemessene Speicherung und eine regelmäßige Aktualisierung. Die Wissensbewahrung beruht auf der effizienten Nutzung verschiedenster organisationaler Speichermedien, wie z.B. Wikis, Datenbanken oder Weblogs.[10]
- ↑ Vgl. Al-Laham, A., 2003, S. 28; Krcmar, H., 2005, S. 17 ff.; Kreidenweis, H.; Steincke, W., 2006, S. 20 ff.
- ↑ Vgl. North, K., 2002. S. 39; Völker, R. u. a., 2007, S. 59 f.
- ↑ Vgl. Völker, R. u. a., 2007, S. 59 f.
- ↑ Vgl. Völker, R. u. a., 2007, S. 60.
- ↑ Vgl. Völker, R. u. a., 2007, S. 60.
- ↑ Vgl. North, K., 2002. S. 40 f.; Völker, R. u. a., 2007, S. 60 f.
- ↑ Vgl. Bea, F. X./Haas, J., 2005, S. 343; Dillerup, R./Stoi, R., 2008, S. 699; Probst, G. u. a., 2006, S. 33.
- ↑ Vgl. Lehner, F., 2006, S. 44 f.
- ↑ Vgl. Dillerup, R./Stoi, R., 2008, S. 701; Probst, G. u. a., 2006, S. 32.
- ↑ Vgl. Bendt, A., 2000, S. 38 ff.; Pawlowsky, P., 1998, S. 89 f.; Probst, G. u. a., 2006, S. 29 ff.; Dillerup, R./Stoi, R., 2008, S. 702 ff.; Lehner, F., 2006, S. 45 ff.