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Latein/ Schreibweise und Aussprache des Lateinischen

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Schreibweise

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Die lateinische Sprache wurde ursprünglich als scriptio continua, d. h. als zusammenhängender Fluss von Zeichen ohne Zwischenräume geschrieben. Auch Satzzeichen und Kleinbuchstaben wurden in der Antike nicht oder selten verwendet. Auf Wachstafeln war wenig Platz zum Schreiben und Papyrus war teuer. Die antiken lateinischen Texte sind für uns heute daher oft schwer zu lesen.

Vergleiche folgendes Beispiel:

AUREAPRIMASATAESTAETASQUAEVINDICENULLO SPONTESUASINELEGEFIDEMRECTUMQUECOLEBAT POENAMETUSQUEABERANTNECVERBAMINANTIAFIXO AERELEGEBANTURNECSUPPLEXTURBATIMEBAT IUDICISORASUISEDERANTSINEVINDICETUTI NONDUMCAESASUISPEREGRINUMUTVISERETORBEM MONTIBUSINLIQUIDASPINUSDESCENDERATUNDAS NULLAQUEMORTALESPRAETERSUALITORANORANT NONDUMPRAECIPITESCINGEBANTOPPIDAFOSSAE NONTUBADIRECTINONAERISCORNUAFLEXI NONGALEAENONENSISERANTSINEMILITISUSU MOLLIASECURAEPERAGEBANTOTIAGENTES

Auf Inskriptionen wie die Res gestae divi Augusti (Monumentum Ancyranum, Tempel der Roma und des Augustus in Ankara) wird der Mittelpunkt als Satzzeichen für die Markierung von Wortgrenzen verwendet. Außerdem wurden als Operatoren zwischen Paragraphen und Kapiteln Leerräume, Schrägstriche und ähnliche Zeichen gelegentlich eingesetzt.

Vergleiche folgendes Beispiel:

PATRICIORVM·NVMERVM·AVXI·CONSVL·QVINTVM·ISSV·POPVLI· ET/SENATVM·TER·LEGI·ET·IN·CONSVLATV·SEXTO·CENSVM·POPVLI· CONLEGA·M·AGRIPPA·EGI ′ LVSTRVM·POST·ANNVM·ALTERVM·ET·QVADRAGENSIMVM·FECI·QVOIVSTRO· CIVIVM·ROMANORVM·CENSA·SVNT·CAPITA·QVADRAGIENS·CENTVM·MILLIA· ET·SEXAGINTA·TRIA·MILLIA

[Einführung von Minuskeln]

Aussprache

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Für das Lateinische sind verschiedene Aussprachen möglich. Grundsätzlich sollte man unterscheiden:

Übersicht der lateinischen Aussprache
Bezeichnung ae ce/ci gn v
Die klassische Aussprache ai ke/ki früher gn, später nj englisches w
Die Aussprache des Kirchenlateins ai ze/zi nj englisches w
Die Schulaussprache ä grundsätzlich kʰe/kʰi, aber auch ze/zi gn deutsches w

Grundsätzlich hat sich die Aussprache des Lateinischen - wie es in jeder Sprache geschieht - im Lauf der Zeit geändert, daher ist die Bewertung einer bestimmten Aussprache als "richtig" und aller anderen als "falsch" problematisch. Dabei ist die Rekonstruktion einer Aussprache immer schwierig, da wir ja nur Überlieferungen des Schriftbildes kennen. Anhaltspunkte liefern unter anderem die Wiedergabe lateinischer Wörter in anderen Schriftsystemen, für die klassische Zeit etwa im Griechischen.

Die klassische Aussprache

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Als "klassische" Aussprache wird das Latein Ciceros und Cäsars, also des 1. Jahrhunderts v. Chr., betrachtet. Aus dem Vergleich mit der Schreibweise in griechischen Texten können wir als deutlichstes Charakteristikum feststellen, dass sich die klassische Aussprache von späteren Aussprachen dadurch unterscheidet, dass der Buchstabe "c" durchgängig wie "k" gesprochen wurde und der Diphthong "ae" nicht "ä", sondern "ai", das "s" wie "ss" (stimmloses/scharfes "s"). Cäsar hätte sich selbst also als "Kaissar" vorgestellt.
Man geht außerdem davon aus, dass die Römer ein rollendes R sprachen, da dieses noch heute in der italienischen Sprache zu finden ist. Eine weitere Vermutung bezüglich der Aussprache betrifft die Lautkombination -gn-: Man geht davon aus, dass magnus als mangnus oder auch manjus ausgesprochen wurde. Spätere Schreibweisen verwendeten nicht mehr -gn- sondern -nj-. Der Buchstabe "v" wurde in klassischer Zeit wie ein englisches w ausgesprochen.

Die Aussprache des Kirchenlateins

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Bereits in der späten Kaiserzeit wurde dann das "c" vor "e" und "i" und "ae" weich ausgesprochen. Dies wird im Kirchenlatein üblich und hat seinen Eingang auch in die romanischen Sprachen gefunden.

Die Schulaussprache

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Die heute an deutschen Schulen gebräuchliche Aussprache unterliegt nach Bundesland und Vorlieben des Lateinlehrers kleinen Schwankungen. So ist in Süddeutschland häufig immer noch eine stärkere Orientierung am Kirchenlatein mit der weichen Aussprache des "c" üblich. Daneben setzt sich in den letzten Jahren immer stärker ein Trend zur Aussprache des "ae" als "ai" durch, der aber noch nicht unbedingt vorherrschend geworden ist. Man kann also sagen, dass sich die an Schulen übliche Aussprache in der Tendenz eher vom Kirchenlatein weg hin zu einem klassischen Latein bewegt, wobei dieser allgemeine Trend nicht immer und überall gleich stark umgesetzt wird. Zum Glück besteht in den Fragen, wo keine Einheitlichkeit besteht, die allgemeine Ansicht, alle üblichen Aussprachen als richtig zu bewerten; "Cäsar", "Käsar" und "Kaisar" werden also alle in Deutschland als richtig bewertet.

Es ist üblich, das Lateinische im Wesentlichen wie das Deutsche auszusprechen, wobei folgende Besonderheiten beachtet werden müssen:

c
Am häufigsten "k", wobei die deutsche Schulaussprache das K (wie alle anderen Okklusive) aspiriert realisiert [kʰ]; gelegentlich auch in kirchenlateinischer Aussprache "z".
i
Ist im Lateinischen ein Halbvokal, der für "i" und "j" steht. Daher muss er vor Konsonanten als Vokal ("i"), vor Vokalen als Konsonant ("j") gesprochen werden.
qu
Wird wie "kw" gesprochen.
s
Wird immer stimmlos/scharf ausgesprochen.
u/v
War ursprünglich nur ein einziger Buchstabe, der wie das "i" als Halbvokal verwendet wurde, vor Konsonaten also als Vokal "u", vor Vokalen als Konsonant "v" gesprochen wird. Die meisten modernen Lehrbuchtexte verwenden beide Buchstaben, nur vereinzelt kommt "u" vor Vokal vor. Antike und mittelalterliche Texte sowie wissenschaftliche Textausgaben dagegen verwenden häufig ebenfalls nur einen Buchstaben für "u" und "v" (häufig "v" in Inschriften, "u" in Textausgaben).
v
Wird wie "w" gesprochen.
ae
Wird entweder als "ä" gesprochen (noch üblicher) oder als "ai" (zunehmender Trend).
ei
Eher selten, kann getrennt oder als Diphthong gesprochen werden.
eu
Wird fast immer getrennt gesprochen, sehr selten als Diphthong, z.B. in griechischen Fremdwörtern oder Namen.
oe
Wird meistens als Umlaut ("ö") gesprochen, besonders in der Dichtung können die Vokale aber auch einmal getrennt gesprochen werden.

Betonung

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Für die Betonung lateinischer Worte folgt man im Allgemeinen einer einfachen Regel: Die vorletzte Silbe wird betont, wenn sie lang ist. Ist sie dagegen kurz, wird die drittletzte Silbe betont. Da "vorletzte" auf Latein paenultima heißt, nennt man dies auch das Penultimagesetz.

Wann ist eine Silbe nun lang, wann ist sie kurz?

Eine Silbe ist auf jeden Fall lang, wenn sie einen langen Vokal enthält. Dass ein Vokal lang ist, wird in Lexika oder Vokabelverzeichnissen durch einen waagerechten Strich über dem Vokal angezeigt. Fehlt ein solcher, ist der Vokal kurz. Wenn eine Silbe einen solchen langen Vokal enthält, nennt man sie "naturlang". Diphthonge sind ebenfalls immer lang.

Daneben kann eine Silbe auch "positionslang" sein, wenn auf einen kurzen Vokal zwei oder mehr Konsonanten folgen. Dabei gilt "x" (="ks") als Doppelkonsonant.