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Lehrbuch Einbürgerungstest Hessen/ Antwort Frage 45

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45. Was ist der Grund für die gesetzliche Schulpflicht?

Als (gesetzliche) Schulpflicht bezeichnet man die gesetzliche Verpflichtung für Kinder, ab einem bestimmten Alter eine Schule zu besuchen. Diese muss durch die Erziehungsberechtigten (meist die Eltern) umgesetzt werden. Im Kontrast dazu steht die Bildungspflicht, die zwar Prüfungen vorsieht, jedoch keinen verpflichtenden, geschweige denn regelmäßigen Schulbesuch. In der Bundesrepublik Deutschland wird die Schulpflicht durch die Gesetzgebung des jeweiligen Bundeslandes geregelt.
Gründe für eine staatliche Schulpflicht sind der Wunsch,
a) den Schülern eine möglichst gleiche und vergleichbare - und nicht individuell verschiedene - Ausbildung zur Verfügung zu stellen. Für gleiche Regeln über größere Bevölkerungsschichten und Geographieräume hinweg kann jedoch nur eine grössere Organisation sorgen. In Deutschland hat diese Rolle der Staat übernommen.
b) die Teilnahme der Schüler am Unterricht gut kontrollieren zu können und ggf. auch polizeilich umzusetzen, auch, weil eben viele Kinder ihrer Schulpflicht nicht nachkommen und diese von den Eltern auch nicht durchgesetzt wird. Hier ist auch der Staat in der Verpflichtung, der die polizeiliche Umsetzung am besten durchsetzen kann.
Generell bietet eine Schul-, Unterrichts- oder Bildungspflicht, die über viele Jahre läuft, natürlich den Vorteil eines vergleichweise hohen Bildungsstandards in breiten Schichten der Bevölkerung. Sie verhindert außerdem den Mißbrauch der Kinder für andere ungewünschte Zwecke z.B. zu übermäßiger Kinderarbeit oder Straftaten.
Hinweis: Es gibt durchaus auch parlamentarische Demokratien, in denen die Schulpflicht durch eine Unterrichtspflicht (z.B. in Österreich) oder eine Bildungspflicht (z.B. in den USA) ersetzt wird, in denen die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten teilweise viel größere Freiheiten haben, wie sie ihre Kinder erziehen möchten. In diesen Ländern hat der Staat keinen so hohen Einfluß auf die elterlichen Erziehungsmaßnahmen, wie traditionell in Deutschland, wo der Gleichheitsgedanke in den letzten vierzig Jahren sehr stark verfolgt wurde. Es wäre also durchaus - etwa im Rahmen eines demokratischen Spielraums - zulässig, auch die Schulpflicht in Frage zu stellen und eine Partei zu suchen oder zu unterstützen, die eine zu starke Rolle des Staates zurückdrängt und die Schulpflicht durch eine Unterrichts- oder Bildungspflicht ersetzen möchte.