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Exerzitien unter der Straße

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Seitentitel: Lehrbuch des orthodoxen Christentums/ Exerzitien unter der Straße
(Lehrbuch des orthodoxen Christentums/ Exerzitien unter der Straße)

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Einführung

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Christian Herwartz (* 16. März 1943 in Stralsund) in seinem Kreuzberger Wohnprojekt Naunynstraße (2008)
An elderly swagman. Um 1901.

Die Exerzitien unter der Straße sind eine christlich-orthodoxe Antwort und Weiterentwicklung der von dem Jesuitenpater Christian Herwartz initiierten Exerzitien auf der Straße, einer Art Exerzitien im Alltag.

Die Form der Exerzitien geht auf den Begründer der Jesuiten, Ignatius von Loyola (* 31. Mai 1491 auf Schloss Loyola bei Azpeitia, Königreich Kastilien; † 31. Juli 1556 in Rom), zurück.

Die Exerzitien unter der Straße sind einerseits geistliche Übung, können aber anderseits auch zu einem christlich-orthodox orientierten sozialen Engagement führen.

Exerzitien aktuell

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Obdachlose "Froschfrau" in wasserdichter Kleidung von "Clothing First" am Sozialamt Berlin-Kreuzberg im Hochsommer 2004. Sie lebte in der Kanalisation ("Kanal-Rättin") und erhielt dennoch keinerlei Hilfe vom Sozialamt.

Die Armen in dieser Gesellschaft bluten in der Corona-Pandemie und den folgenden kostspieligen weltweiten Konflikten immer weiter aus, es bildet sich eine stetig wachsende Schicht der Superarmen als Pendant zum stetig wachsenden Reichtum der Superreichen. Jede Unterstützung ist lediglich ein retardierendes Element in dem Drama der fortschreitenden Verelendung. Die Aktion "Clothing First" sammelt fehlende wetterfeste Kleidung und Schutzkleidung für die Bedürftigsten. Ähnlich wie bei "Housing First Düsseldorf" werden die meisten Spenden über die Kunstaktion generiert - siehe Abschnitt:

Kunst für Clothing First

Wegen dem chronischen Geldmangel gerade in den neuen Bundesländern tauscht die Aktion "Clothing First" Kunst auch direkt gegen Kleidung ("KUNst --> KleidUNg"). Es standen bzw. stehen u. a. folgende Kunstwerke der Aktion zur Verfügung:

  1. Ludwig Richter: "Bajä" ("Bajae"), Serie "Italienische Landschaften", Radierung, 1830, auf Velin. 20,8 x 22,8 cm. Literatur: Boetticher II, 1, S. 415, Nr. 19. [1]
  2. Carl Hermann Dietrich: "Ansicht von Dresden" (dreisprachiger Titel), "Druck u. Verlag v. A. Felgner in Berlin.", 1855 bis 1860; 26,0 x 37,6 cm Druckbild, 37 x 51 cm (Blatt), rechts unten Trockenstempel des Verlages.
  3. Ölgemälde "Klepper-Lady XXII", in breitem, kunstvollen Goldrahmen 82 x 65 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2010" (von Gumina Jasmin)
  4. Ölgemälde "Klepper-Lady XXIII", in breitem, kunstvollen Goldrahmen 82 x 65 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2011" (von Gumina Jasmin)
  5. Ölgemälde "The White Room II", in breitem, kunstvollen Goldrahmen 75 x 95 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2011" (von Gumina Jasmin)
  6. Ölgemälde "The White Room III", in breitem, kunstvollen Goldrahmen 75 x 95 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2011" (von Gumina Jasmin)
  7. Ölgemälde "Lady in Red X", in breitem, kunstvollen Goldrahmen 82 x 65 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2011" (von Gumina Jasmin)
  8. Ölgemälde "Lady in Red XI", in breitem, kunstvollen Goldrahmen 82 x 65 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2011" (von Gumina Jasmin)
  9. Ölgemälde "Lady in Black XVI", in breitem, kunstvollen Goldrahmen 82 x 65 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2011" (von Gumina Jasmin)
  10. Ölgemälde "Lady in Red XII", in breitem, kunstvollen Goldrahmen 82 x 65 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2012" (von Gumina Jasmin)
  11. Ölgemälde "Lady in Black XVII", in breitem, kunstvollen Goldrahmen 82 x 65 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2012" (von Gumina Jasmin)
  12. Aquarell "Tausendjährige Linde in Kaditz" auf A4, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2015"
  13. Aquarell "Alt-Mickten", A4, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2015"
  14. Tuschezeichnung von Holger John aus der Edition Seuchenvögel, Postkartenformat (Ausstellung vom 7. Oktober – 7. November 2021[2])
  15. Tuschezeichnung von Holger John aus der Edition Seuchenvögel, Postkartenformat
  16. Gemälde "hOhE wOgE", abstrakte Acrylmalerei, Keilrahmen 40 x 30 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2021"
  17. Gemälde "SIEGnal", abstrakte Acrylmalerei, Keilrahmen 30 x 40 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2021"
  18. Gemälde "WALDenser", abstrakte Acrylmalerei, Keilrahmen 30 x 40 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2022"
  19. Gemälde "ROBErt", abstrakte Acrylmalerei, Keilrahmen 30 x 40 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2022"
  20. Gemälde "SAALami", abstrakte Acrylmalerei, Keilrahmen 30 x 40 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2023"
  21. Gemälde "ViOLaVOgLer I" (als Froschfrau), Acrylmalerei, Keilrahmen 30 x 40 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2023"
  22. Gemälde "ViOLaVOgLer II" (als Froschfrau), Acrylmalerei, Keilrahmen 30 x 40 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2024"
  23. Gemälde "ViOLaVOgLer III" (als Froschfrau), Acrylmalerei, Keilrahmen 30 x 40 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2024"
  24. Gemälde "ViOLaVOgLer IV" (als Froschfrau), Acrylmalerei, Keilrahmen 30 x 40 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2024"
  25. Gemälde "ViOLaVOgLer V" (als Froschfrau), Acrylmalerei, Keilrahmen 30 x 40 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2024"
  26. Gemälde "ViOLaVOgLer VI" (als Froschfrau), Acrylmalerei, Keilrahmen 30 x 40 cm, Niemandskunst, signiert: "NiKu 2024"


Anmerkung: Werke von Künstlern, die noch nicht 70 Jahre tot sind, können an dieser Stelle aus urheberrechtlichen Gründen nicht gezeigt werden.

Die geistliche Übung

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Ewiges Leben

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Ikone des Endgerichts (Nowgorod, 15. Jahrhundert
Johannes wird das Himmlische Jerusalem von einem Engel gezeigt

Um vor dem Weltgericht zu bestehen und das Ewige Leben im Himmlischen Jerusalem zu erhalten, gab uns der Herr diesen alles entscheidenden Hinweis:

34 Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! 35 Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. 36 Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen. (Matthäus 25, Lutherbibel 2017)


Einer intakten menschlichen Gemeinschaft kann es immer nur so gut gehen wie ihrem schwächsten Glied. Dies ist in einer renditeorientierten kapitalistischen Gesellschaft, die statt Gott dem Mammon dient, völlig aus dem Blick geraten. Die Exerzitien unter der Straße eröffnen deshalb einen Blick auf die schwächsten Glieder unserer Gesellschaft. Vor allem muss der Propaganda entgegengetreten werden, welche selbst noch in die Köpfe einiger Besucher von Suppenküchen oder der Tafel eingeimpft wurde:

Niemand muß in Deutschland obdachlos sein. Allen kann geholfen werden.

Erstens versuchen die Sozialleistungsträger im konkreten Fall alles, um sich vor einer Kostenübernahme zu drücken. Zweitens ist selbst im Falle eines unabweisbaren Bedarfs dieser oftmals mangels Kapazitäten nicht deckbar (so bestehen oftmals lange Wartelisten auf Wohnheimplätze etc.). Und drittens besteht die Hilfe in der Regel lediglich in ein Verfrachten in unhygienische, gewalttätige, ungeschützte und demzufolge menschenunwürdige Verhältnisse. Viele Betroffene empfinden dies als Zumutung und sprechen von "Alibi-Angeboten", "Anti-Hilfe" etc. Und wie überall im sozialen Bereich werden auch diese an sich schon miesen Verhältnisse durch Aushöhlung der Finanzierung immer weiter verschlechtert. Immer mehr Betroffene verweigern sich deswegen dieser Schein-Hilfe, die in Wirklichkeit keine ist. So kommt es darauf an, diesen Menschen in ihrer selbst gewählten Nische zu helfen. Genau an diesem Punkte versagen Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt etc. Von den Betroffenen werden diese Organisationen oft als "Sozial-Mafia" bezeichnet, die nichts weiter kann, als "Profit mit der Armut zu scheffeln" und dabei zum überwiegenden Teil auch noch "auf staatlichen Fördermitteln zu reiten". So verlieren sowohl staatliche wie kirchliche Institutionen immer mehr an Glaubwürdigkeit und Vertrauen bei den von Wohnungslosigkeit betroffenen.

Himmlisches Jerusalem

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Angesichts des Ausmaßes des Problems müßte es einen christlichen Kreuzzug der Nächstenliebe geben, einen Kreuzzug nicht zur Eroberung von Jerusalem von den Moslems oder von den Juden, sondern einen Kreuzzug zur Eroberung des eigenen Himmlischen Jerusalems.

Und obwohl es selbstredend ist, soll an dieser Stelle dennoch darauf hingewiesen werden:

Das Hauptproblem der westlichen kapitalistischen Spekulations-Kasino-Gesellschaft ist deren falsches Christentum, welches sich an der häretischen römisch-katholischen Kirche (und deren Abspaltungen) und damit an Weltmachts-Phantasmen mit einhergehendem Machtmißbrauch orientiert und nicht am originären östlichen Christentum. Der Leib Christi, die orthodoxe Kirche, besitzt keine irdische Macht.

Begegnung mit Gott

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Die Übenden gehen wie bei den "Exerzitien auf der Straße" in den öffentlichen Raum, oft in soziale Brennpunkte, um „am anderen, ungewöhnlichen und ungewohnten Ort Gott zu suchen“[3]. Auf diese Weise soll und kann die Begegnung mit jedem Nächsten als dem Ebenbild Gottes gefördert werden. Die "Exerzitien unter der Straße" legen jedoch den Schwerpunkt noch viel weiter in Richtung der Selbsterfahrung als Ebenbild Gottes, in Richtung einer Vervollkommnung und Selbstheilung durch Selbstheiligung.

Das soziale Engagement

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Lister Meile 7 in Hannover, 18. Januar 2021
Skulpturen Obdachloser in einer Ausstellung im Europaparlament in Straßburg 2010.
Graffiti. Schöne neue Mentalität.

Derzeit entfaltet das soziale Engagement, welches aus den Exerzitien unter der Straße erwächst, ausschließlich aufsuchende Hilfeleistungen und versucht damit eine Lücke im Versorgungskonzept der üblichen, staatlich geförderten und kanalisierten Sozialarbeit zu schließen. Die üblichen Sozialleistungsträger arbeiten profitorientiert, nach Kennziffern und im Interesse einer Förderwürdigkeit den staatlichen Prinzipien von Erfassung, Kontrolle, Überwachung, Beeinflussung und Gängelei in die Hände. Das Konzept der Exerzitien unter der Straße lehnt jegliche staatliche Einflußnahme - auch durch Fördermittel - strengstens ab und steht damit in der Tradition der staatsunabhänggen informellen Gruppen, welche in den 70er und 80er Jahren in der DDR entstanden waren und eine Wende in der Gesellschaft vorbereiteten.

Vorgeschichte

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Aktion wasserdicht

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Die Aktion wasserdicht entstand 1990 für Übersiedler in die westdeutschen Bundesländer und für Obdachlose (insbesondere "Straßenkindern") in den neuen Bundesländern.

Laut Aussage des Hauptsitzes des Deutschen Caritasverbandes in Freiburg im Breisgau waren 1990 zwei Drittel aller Obdachlosen in Baden-Württemberg Übersiedler aus der DDR. Damit waren die Übersiedler bei den Obdachlosen im Vergleich zu ihrem Anteil an der Wohnbevölkerung fast hundertfach überproportioniert. Zum 1. Juli 1990 wurde die Unterbringung und Versorgung der Übersiedler als Folge der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion beendet. Die zahlreichen Übersiedlerheime wurden aufgelöst und in den meisten Fällen mit Aussiedlern oder Flüchtlingen aus Rumänien, Bulgarien, der Tschechoslowakei und Jugoslawien belegt. Zehntausende Übersiedler landeten mit dem Hinweis auf die nun angeblich "gleichen Lebensbedingungen" einfach auf der Straße.

Zunächst entstanden signifikante Obdachlosenzahlen in Konstanz (Bodensee), wo sich hunderte Übersiedler stauten, die in der Schweiz gescheitert waren. Die Campingplätze in Konstanz und Umgebung nahmen keine Übersiedler mehr auf. Es wurden wetterfeste Schlafsäcke und Kleidung in Größenordnungen benötigt, weil kaum einer der Betroffenen bereit war, sich sein doppeltes Scheitern in Westdeutschland und in der deutschsprachigen Schweiz einzugestehen. So entstand aus einer Beratung für Übersiedler in Konstanz im Juli 1990 die "Aktion wasserdicht" (sprachlich angelehnt an die FDJ-Aktion "Dächer dicht").

Auch in Ulm wurde die Situation schnell prekär. Hier strandeten vor allem Übersiedler, welche Opfer der Repression von DDR-Flüchtlingen in Bayern waren. Die Ufer der Donau auf der württembergischen Seite waren voll von Übersiedlern, welche wetterfeste Schlafsäcke und Kleidung benötigten. Zelte waren nicht erlaubt und wurden als "gemeingefährliche Gegenstände" sogar beschlagnahmt, wenn sich ein Übersiedler wagte, eines aufzustellen. In derselben Art und Weise ging die Stadt Freiburg vor. Freiburg schaffte schon Jahre vor der Wende wohnungslos gewordene Bürger in die Umgebung aus. Die Betroffenen verloren damit auch ihren Anspruch auf eine Sozialwohnung in Freiburg, obwohl sie oft schon jahrelang auf Wartelisten standen. Aber auch andere Städte im überfüllten und beliebten Breisgau beteiligten sich an diesem "Bäumchen-Wechsle-Dich-Spiel", um die Wohnungslosen auszuspielen, welche dann wieder bei Null angelangt waren. Auf diese schofelige Art und Weise kamen viele Betroffene nie zu einer Sozialwohnung im reichen Breisgau.

Kloaken-Punk

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Sehr viele Übersiedler ließen ihre Kinder in der DDR zurück[4]. Zusätzlich nutzten viele Kinder und vor allem Jugendliche die neue Freiheit und den teilweise rechtsfreien Raum beim Untergang der DDR, um sich von zu Hause abzusetzen. Besonders schlimm waren die Verhältnisse in den relativ grenznahen Landeshauptstädten Magdeburg und Schwerin, aber auch in Ostberlin, Dresden, Leipzig und Halle stieg die Zahl der sogenannten Straßenkinder signifikant.

Im Vorfeld der Bundestagswahl 1990 am 2. Dezember wurde das Problem bei Bündnis 90 in Magdeburg thematisiert. Dort engagierte sich ein Ehrenamtlicher für die große Straßenszene, welche in einem einzigen Jahr aus dem Nichts entstanden war. In der DDR gab es nur vereinzelte Fälle von Ausreißern, die aber in der Regel schnell von der Staatssicherheit geklärt wurden. Nur in Ausnahmefällen konnten Ausreißer mehrere Monate durchstehen, der bislang bekannte Rekord lag bei neun Monaten bis zur Verhaftung, an welche sich sogenannte "Verhöre" anschlossen, die an Grausamkeit kaum noch zu überbieten waren.

Am 6. und 7. Dezember 1990 ereilte auch Baden-Württemberg ein Kälteeinbruch mit sehr frostigen Temperaturen, wobei etliche der letzten unentwegten Übersiedler dort aufgaben. Am Samstag den 8. Dezember 1990 wurde die Obdachlosenhilfe für Übersiedler seitens der ehemaligen Übersiedlerberatung in Baden-Württemberg deutlich zurückgefahren und wetterfestes Material der Aktion wasserdicht in drei Transporten von Freiburg, Karlsruhe, Heidelberg und Mannheim nach Magdeburg, von Reutlingen, Stuttgart und Heilbronn nach Ostberlin sowie von Konstanz und Ulm nach Dresden gebracht. Seitdem ist diese Aktion in Ostdeutschland präsent. In Baden-Württemberg lief die Aktion 1998 aus[5].

In den neuen Bundesländern waren die von Obdachlosigkeit betroffenen Menschen deutlich jünger als die Gruppe der Übersiedler. Vor allem die Jüngeren entwickelten eine Subkultur des Punks, die nach den bevorzugten Aufenthaltsorten in Kellern oder in der Kanalisation "Kloaken-Punk" genannt wurde. Mitte Januar 1991 und im ganzen Februar wurden regelmäßig zweistellige Minusgrade erreicht. Die im Sommer bevorzugten Orte wie leerstehende Häuser, Lauben und Garagen waren in der Regel nicht wintertauglich, so daß eine Verdrängung der Szene in den Untergrund stattfand. Die Aktion wasserdicht konnte den gestiegenen Bedarf nicht mehr abfedern, die im Westen üblichen Ostfriesenanzüge, Gummistiefeln und -handschuhe gingen rasch zur Neige. Als Ersatz diente dann Schutzkleidung von der ZV (Zivilverteidigung) oder NVA (Nationalen Volksarmee), die in Massen ausgesondert wurde und in dieser Größenordnung nicht genügend Abnehmer fand. Diese Mischung aus ostdeutschem ZV-Schutzanzug mit angeschweißten Gummistiefeln und westdeutschem Ostfriesennerz war damals die klassische Unisex-Bekleidung der Kloaken-Punks, ähnlich den abgetragenen "No-Future-Lederjacken" mit Doc Martens Stiefeln des klassischen Punks seit den 1970er Jahren. Und ähnlich wie damals in London trugen nun ostdeutsche Jugendliche Gummikleidung nicht nur aus praktischen Gründen, sondern auch zum Provozieren und als Ausdruck ihrer Rebellion gegen das "Establishment". Der Kloaken-Punk erreichte Mitte der 1990er Jahre seinen Höhepunkt, dann wurden seine Vertreter älter und erwachsener. Die Szene wurde Opfer der fortschreitenden Gentrifizierung und starb langsam aus. Erst durch die Verdrängung der Superarmen in der Coronapandemie wurde diese Lebensart ab 2020 wieder verstärkt aufgegriffen, jetzt allerdings auch von deutlich älteren betroffenen Menschen.

Hilfe zur Selbsthilfe

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Sinnvollste Hilfe ist zuvörderst die Hilfe zur Selbsthilfe. Zur Beendigung von Wohnungslosigkeit ist in erster Linie ein nachweisbares armutsfestes Einkommen in einem regulären Arbeitsverhältnis hilfreich, womit die Person wieder wohnungsmarktfähig wird. Ganz marginal gibt es auch finanzierte Programme für ein Housing First, wovon lediglich eine ganz geringe Zahl Betroffener derzeit zu profitieren vermag. Dies ist natürlich lediglich der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Zusätzlich ist dabei eine Nachhaltigkeit über Förderzeiträume hinaus nicht gewährleistet.

Hilfe vor Ort

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Einlaß in das Obdachlosenasyl
Ulmer Nest

Armutsfester Lohn

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It Won't Rain To-day.
Organ-grinders in Canada, possibly Ontario
An Eye to an Expected Buyer
Our Good Natured Cousin
The Close of Day - Selling Out

Die sozialen Aktivitäten der Exerzitien unter der Straße konzentrieren sich wegen der drängenden Probleme derzeit auf die neuen Bundesländer und Berlin.

Vordergründig ist es dabei, Menschen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben und sie in eine armutsfeste Beschäftigung zu vermitteln, welche sich am Durchschnittsentgelt orientieren sollte.

Durchschnittsentgelt 3.462 Euro monatlich

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Das (vorläufige) Durchschnittsentgelt für 2021 beträgt in Deutschland 41.541 Euro, was einem Monatseinkommen von 3.462 Euro entspricht. Während ein solches nur durchschnittliches, aber armutsfestes Einkommen in den neuen Bundesländern nahezu utopisch ist, wird es in den alten Bundesländern leichter erreicht.

In Einzelfällen konnten Betroffene in ihrer ostdeutschen Heimat in eine armutsfeste Beschäftigung vermittelt werden, woraufhin sie dann auch wieder am Wohnungsmarkt erfolgreich auftreten konnten. Nach der Maklerrechnung kann bei diesem Durchschnittseinkommen (entspricht je nach Steuerklasse etwas mehr als 2.000 Euro) eine Warmmietbelastung incl. Nebenkosten in Höhe von 700 bis 800 Euro getragen werden, den Mileuristas (Menschen mit einem Vollzeitlohn um die tausend Euro) werden allerdings nur indiskutable 330 Euro Warmmietbelastung zugestanden, so dass für diese der Wohnungsmarkt verschlossen ist.

Im Regelfall mussten die Betroffenen allerdings in die Westländer oder ins Ausland ziehen, um eine armutsfeste Anstellung zu finden. In signifikanter Zahl wurde bereits Menschen aus ihren prekären Verhältnissen in Sachsen und Sachsen-Anhalt herausgeholfen, in Einzelfällen auch aus Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg.

Housing First

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Schlafsaal

Das Konzept des Housing First besagt, dass eine obdachlose Person zunächst eine eigene Wohnung braucht und alle anderen Angelegenheiten erst danach angegangen werden sollten. Die üblichen Sozialprogramme hingegen nähren sich davon, einen obdachlosen Menschen erst einmal über Jahre hinweg zu einer "Wohnfähigkeit" zu qualifizieren. Caritas, Diakonie, aber auch Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt und ein ganzes Geflecht von Trägern von Obdachloseneinrichtungen beten täglich: "Unsere täglichen Nutzer gib uns heute". Und da solche Strukturen auf Wachstum ausgelegt sind, ziehen sie wie bei öffentlichen Bauvorhaben die Maßnahmen in die Länge und erhöhen obendrein unnütz die Kosten - und das alles auf dem Rücken der betroffenen Menschen.

In Berlin gibt es seit Oktober 2018 ein entsprechendes Programm bei "Housing First Berlin". Dies ist allerdings infolge der sehr knappen Mittel und angesichts des hohen Finanzbedarfs nur sehr marginal und deswegen nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Außerdem darf diese Initiative - im Gegensatz zu ihrem Vorbild aus Finnland - nicht selbst bauen, so dass sie im Grunde genommen nur ein Feigenblatt und eine Alibi-Veranstaltung nach dem Motto darstellt: "Seht, wir tun doch was! Das auf drei Jahre angelegte Modellprojekt konnte mangels Kooperationspartner nur 40 Obdachlose anstatt der geplanten 80 in Wohnungen vermitteln. 528 Bewerbungen konnten erst gar nicht berücksichtigt werden, die Versorgungsquote der Antragsteller lag bei nur sieben Prozent. Nur einem einzigen von den 40 ehemals Obdachlosen musste in den drei Jahren gekündigt werden.

In Sachsen gibt es lediglich in Leipzig die Überlegungen, Housing First 2021 zu beginnen und bis 2024 zu beobachten. Die Stadt stellt dafür über eine Million Euro zur Verfügung. In Dresden existiert ein derartiges Konzept noch gar nicht. Dresden hinkt auch beim taggleichen Kostenübernahmebescheid für eine billige Wohnung auf dem freien Markt der Stadt Leipzig hinterher.

Das Land Sachsen fördert im Sofortproramm 2020 die Begleitung der Kommunen bei präventiven Ansätzen in der Wohnungslosenhilfe, etwa dem „Housing-First-Ansatz“ mit 100.000 Euro. [6]

Flüchtlingshilfe

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'Asile Nicolas Flamel', Paris

Die "Exerzitien auf der Straße" haben den Schwerpunkt beim sozialen Engagement auf Hilfe für Flüchtlinge gesetzt. Beispielsweise wird Flüchtlingen eine Unterkunft gewährt, andererseits protestieren die "Ordensleute gegen Ausgrenzung" auch vor den Abschiebegefängnissen.[7] In der Wohngemeinschaft Naunynstraße, dem Entstehungsort der "Exerzitien auf der Straße", lebten mittlerweile (Stand März 2021) Menschen aus über 70 Ländern, insbesondere aus Afrika. Die Jesuiten unterhalten den 1980 gegründeten Jesuiten-Flüchtlingsdienst (Jesuit Refugee Service, JRS), der seit 1995 auch in Deutschland tätig ist.


Underground Railroad

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siehe Underground Railroad

Flucht vor der Lohnsklaverei oder "weißen Sklaverei"[8]

Auch die "Exerzitien unter der Straße" haben Kontakt zu Flüchtlingen aus den unterschiedlichsten Ländern. Darüber hinaus liegt das Hauptaugenmerk aber auf der Flucht aus den prekären Lebensverhältnissen. Vorrangig wird bei der Flucht aus den sogenannten "neuen Bundesländern" in menschenwürdigere Arbeits- und Lebensverhältnisse geholfen, weil hier Niedriglöhne mittlerweile ein Markenzeichen sind. Die neuen Bundesländer sind das größte Niedriglohngebiet Europas. Die Bundesregierungen und die Landesregierungen aller Coleur haben sich nicht nur mit diesem Sonderarbeitsmarkt Ost abgefunden, sondern pflegen den im Interesse der Lobbys, die daran verdienen. Die neuen Länder werben sogar mit den niedrigen Löhnen als Standortvorteil für Investoren - auch wenn damit erhebliche Steuereinbußen verbunden sind: lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. So hat sich der bundesweite Anteil der Niedriglohn-Empfänger, bei denen eine angemessene Existenzsicherung trotz Vollarbeit nicht mehr gewährleistet ist, von 1994 bis 2017 von 16 % auf 22,8 % erhöht. Aktuell (2021) soll er sogar auf 25 bis 26 % angestiegen sein, woran auch die Corona-Pandemie Anteil hat. Durch die Hartz-IV-Bestimmungen werden diesem Lohnraubsektor die benötigten Menschen zugetrieben.

Bei vielen der von Niedriglohn und Mietenexplosion Betroffenen gilt das Motto:

  • "Rette sich wer kann vor diesem strukturellen Lohnraub in Milliardenhöhe!"

Die Politik wird wird von ihnen nur noch als "Dampfplauderei" und "Dummschwätzerei" angesehen - mit jeder Menge "professionellen, fadenscheinigen und faulen Ausreden". Von der jeweiligen Opposition zuweilen geübte Kritik wird als "gutbezahlte Schauspielerei" und "erbärmliche Schmierenkömodie" bezeichnet, weil nach der nächsten Wahl das Schauspiel mit gewechselten Rollen nahtlos weiter geht. Die Betroffenen erleben sich in einem ihrer Aussage nach "verfestigten Ungleichsstaat", in welchem "die Reichen immer reicher werden" - auf Kosten der "Armen, die immer ärmer werden". Sie sprechen auch von einer "asozialen Aufwärtsverteilung der Einkommen" als Kennzeichen unserer Gesellschaft.

Die Menschen mit um die tausend Euro Vollzeitlohn werden Mileuristas genannt. Sie haben auf dem Wohnungsmarkt nur gegen Null tendierende Chancen. Priorität hat deswegen, sie in ein Gebiet zu bringen, wo sie ihre Arbeitskraft lohnender verkaufen können. Insbesondere aus Sachsen und Sachsen-Anhalt wurde bereits einer signifikanten Zahl an Menschen geholfen, diese Niedriglohnzone zu verlassen. In den letzten Jahren spitzte sich aber auch die Lage in Berlin zu. Einem Einkommen von tausend Euro stehen Miet- und Nebenkosten bei Neuvermietung in fast gleicher Höhe entgegen. Ein Mietendeckel des Berliner Senats wurde vom Bundesverfassungsgericht als nichtig erklärt.[9]

Insbesondere Frauen sind von dieser Negativ-Entwicklung betroffen, da sie einen besonders hohen Anteil an den Niedriglohn-Empfängern stellen. Sie sind in den neuen Ländern doppelt diskriminiert: durch ihren ostdeutschen Wohnsitz und durch das bundesweit geltende Paula-Prinzip. Als Bezieher von einem üblichen "Alleineinkommen" haben Frauen mittlerweile kaum noch eine Chance auf dem sogenannten "freien Wohnungsmarkt". Im Falle eines Wohnungsverlustes ist ihnen unter den ostdeutschen Verhältnisses in der Regel nicht mehr vor Ort zu helfen. Ihr Anteil an sichtbarer Obdachlosigkeit wächst deshalb beständig, und sie dominieren mittlerweile die unsichtbare Obdachlosigkeit - auch unter der Straße. Bei der Flucht aus den prekären Verhältnissen in den neuen Ländern sind sie dadurch deutlich überrepräsentiert. Ihr Anteil an den Ausgewanderten lag 2020 bei 77 % (Männer nur 23 %).

Überlebenshilfe und Sterbebegleitung

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Sans titre (Ohne Titel), autoportrait de Fabrice Gygi. Cimetière des Rois (Friedhof der Könige). Genève (Genf).

Wo eine Hilfe zur Selbsthilfe weder vor Ort noch außerhalb greift, wird eine Überlebenshilfe notwendig, die immer häufiger in eine Sterbebegleitung abgleitet.

Der Mitmensch unterliegt im gegenwärtigen Kasino-Turbo-Kapitalismus demselben Ausbeutungsdruck wie der Rest der Natur. Insofern er sich nicht mehr lohnend verwerten läßt, ist er für die in dieser Gesellschaft herrschende Politik lediglich nur noch ein unnützer Fresser, der im Interesse der Profitmaximierung möglichst wenig Kosten zu verursachen und möglichst schnell "sozialverträglich" abzuleben hat. Obdachlosigkeit ist infolge der fehlenden Mietlast eine hervorragende Strategie, am Menschen einzusparen und gleichzeitig dessen Lebenserwartung drastisch zu kürzen. Die Kommunen müssen den Wohnungslosen keine Wohnung nachweisen, sondern lediglich eine Unterkunft stellen. Es gibt keinerlei Mindeststandards für solche Unterkünfte, und diese sind in der Regel so angelegt, daß sie gemieden werden, so dass die Mietlast für den Wohnungslosen entfällt. Diese Strategie wird damit begründet, dass die Wohnungslosen zur Wohnungssuche animiert werden und sich nicht in der Unterkunft festsetzen sollen. Solche Spielchen mit dem Leben und der Existenz von unterversorgten Menschen sind zynisch und menschenverachtend. Die Kommunen müssten die gesetzliche Pflicht haben, armen Bürgern wenigstens eine kleine Schlichtwohnung zu stellen statt Unterkünfte, die infolge der Betreiberprofite sogar erheblich teurer kommen als Sozialwohnungen. Die Gesellschaft hat hier auf der ganzen Linie versagt.

Unter solchen Umständen kann in den Fällen, wo eine Hilfe in eine armutsfeste Einkommenssituation - egal ob vor Ort oder außerhalb - nicht funktioniert, nur noch eine in eine Sterbebegleitung übergehende Überlebenshilfe geleistet werden. Sozialarbeiter in Berlin, Hamburg und anderen sozial schwierigen Brennpunkten bezeichnen sich deshalb mittlerweile bereits zynisch als Sterbebegleiter.

Eupehemistisch werden Helfer offiziell aber als Genesungsbegleiter bezeichnet, um die Tatsachen zu verschleiern.

Aktion Obdach: Kältehilfe

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Obdachloser Schneemann.
Obdachloser schläft zitternd unter einem Stück Plastik in einem richtig heftigen Novemberregen, Vancouver, BC, Kanada, wurde immer wieder zur "lebenswertesten Stadt der Welt" gewählt.
Immanuel (genannt Johann), auch bekannt als "Müllschlucker" (weil er aus Mülltonnen aß) oder als "Eierschlürfer" (weil er Knickeier ausschlürfte). Er erfror mit 82 Jahren im darauffolgenden Winter: "09.02.2021 - 16:47 Uhr Dresden – Im Keller eines Abbruchhauses im Dresdner Stadtteil Pieschen ist ein toter Obdachloser gefunden worden." BILD (Dresden).

Wenn die Temperaturen unter gefühlte 10 Grad sinken, aber auch bei durchdrindendem Wind, ist es sinnvoller, eine geschützte Behausung im Untergrund aufzusuchen, als Platte zu machen. Hier werden entsprechende Hinweise gegeben, um Obdachlose vor Erkältung zu schützen. Bei nur 8 Grad Celsius ist sogar schon Erfrieren möglich.

Aber auch ein Keller von einem abgerissenem Haus muß nicht genügend Schutz bieten. In einem solchen erfror im Februar 2021 ein 82-jähriger Mann in Dresden-Pieschen, also unweit der Obdachlosenhilfe der Diakonie. Er wollte auf entsprechende Hinweise nicht hören, weil er schon viele Jahre dort lebte und sich vom Müll ernährte, weswegen er "Müllschlucker" oder "Müllfresser" genannt wurde, auch "Eierschlürfer". Es ging bis dahin ja immer gut. Der Februar 2021 war aber besonders streng.

Aktion Wasser: Hitzehilfe

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Temperaturmessung über schwarzem Asphalt 128,6 Grad F (~ 54 Grad C). Der Temperaturunterschied zwischen Gras (31 Grad Celsius) und Asphalt betrug rund 23 Grad Celsius. Fotos von DDTeoli Jr.
Die obdachlose Froschfrau in "Froschleder" und hautengen Unterziehern aus Neopren- und Latexgummi muss bei über 50 Grad in der Straßenbahn ständig nachtrinken. Ihre Schutzmaske klebt vor lauter Schweiß, der ihr aus dem Gesicht fällt, und läßt kaum noch Luft durch.
Die obdachlose Froschfrau in "Straßenschutzkleidung" muss ständig nachtrinken. Heißer August 2020 in Dresden: über "30 Grad im Schatten - wir schwitzen wie die Ratten". Welcher Schatten?
Exerzitien auf der Straße am 11. August 2020. Obdachloser Mann kühlt sich in der Sommerhitze in einem Springbrunnen der Prager Straße in Dresden ab. Er hat während der COVID-19-Pandemie keine Möglichkeit, "zu Hause" zu bleiben.
Exerzitien auf der Straße am 11. August 2020. Bettler auf der Dresdner Prager Straße in der prallen Sonne.
30. August 2019. Obdachlose Bettlerin in Straßenschutzkleidung in flirrender Hitze am Pulverturm Nähe Frauenkirche Dresden.

Mittlerweile wurde durch die Obdachlosenhilfe die Bedeutung der Hitzehilfe erkannt. Obdachlose leiden in den neuerdings sehr heißen und trockenen Sommern regelmäßig unter Sonnenstich, Hitzschlag oder sogar Kreislaufkollaps. Es gibt mittlerweile garantiert mehr Hitzetote unter den Obdachlosen als Kältetote. Diese werden aber nicht regelmäßig statistisch erfasst, sondern es werden immer nur "bedauerliche Einzelfälle" publik. Aus diesem Grunde wird die Bedeutung der Hitzehilfe deutlich unterschätzt. Berlin hat längst darauf reagiert, weil hier die (Un)Fallzahlen sehr hoch sind. Dresden und Leipzig hinken in der Wahrnehmung des Problems noch weit hinterher. Andere Kommunen haben sich dem klimatisch bedingten Problem noch gar nicht gestellt.

In Extremfällen wie bei PendlerInnen zwischen dem Untergrund und dem Straßenleben müssen durch das extreme Schwitzen mehr als zehn Liter Flüssigkeit am Tag getrunken werden, also mehr als ein Wassereimer.

Ein Beispiel dafür ist die obdachlose "Müll-Hanne" (auch "Lack-Hanne" wegen ihrer ständigen Schutzkleidung aus Neopren, (Kunst)Leder, Lack, Gummi etc.) - sie schützt sich vor der Straßengewalt mit mehrfacher Bekleidung, muß ständig nachtrinken und ist ihren Angaben zufolge nun "schon mehr umgefallen als vergewaltigt worden", das Umfallen wäre aber nicht so schlimm. Die Bilder zeigen sie in Dresden-Altpieschen bei weit über 30 Grad im Schatten bei einer "Wassertour" und in der überhitzten Straßenbahn, wo sogar Maskenpflicht bestand.

Hier helfen Aktivisten der "Exerzitien unter der Straße" mit Hinweisen, aber auch praktisch mit Getränken, die an die Obdachlosen verteilt werden.

Diese "Wassertouren" beginnen mit den ersten warmen Tagen im Jahr und beinhalten auch andere Hilfsmittel, wie zB Masken in der Corona-Epidemie.[10]

Schlafsackwechsel

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Es werden sehr viele Schlafsäcke nach der Ausgabe verbummelt, gestohlen, vertrunken, vertauscht oder verkauft, so daß dieses Segment der Obdachlosenhilfe ein "Faß ohne Boden" ist. Die Exerzitien unter der Straße haben deshalb einen Schlafsackwechsel organisiert. Verschmutzte, waschbare Schlafsäcke werden gegen gereinigte oder neue umgetauscht. Die verschmutzten Schlafsäcke werden gereinigt oder bei einem zu hohem Verschleiß ersetzt. Der Bedarf an Schlafsäcken hat sich dadurch um 93% verringert. In Berlin, wo der Bedarf immens ist, muß teilweise auch auf den Dienst der Schlafsackengel verwiesen werden, die im Umfeld von 1892 hilft (Herthianer[11]) agieren.[12]

Durch Sponsoren werden auch Schutzschlafsäcke (sogenannte Sheltersuits) gespendet, um sie Bedürftigen zur Verfügung zu stellen. Die Sheltersuits sind multifunktionale Schutzanzüge, trotzen Wind und Wetter und können in einen Schlafsack umgewandelt werden. Mit den hochwertigen Schlafsäcken können die Exerzitien unter der Straße einen wichtigen Beitrag leisten, um Menschen in Not vor den winterlichen Temperaturen zu schützen.

Clothing first

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Obdachloser Mann in der Innenstadt von Bremen
Obdachlose "Froschfrau" in Dresden - sie wird wegen ihrer Angewohnheit, den Straßenmüll zu durchwühlen, "Müll-Hanne" genannt, wegen ihrer vielen wasserdichten Bekleidungsschichten auch "Lack-Hanne".


Da es zu einem "Housing first" immer öfter nicht mehr reicht, muß diese Forderung zumindest durch "Clothing first" ersetzt werden. Die "Aktion wasserdicht" (angelehnt an die FDJ-Aktion "Dächer dicht", welche die CDU Sachsen im Sofortprogramm 2020 wieder aufgegriffen hat) deckt einen wichtigen Teil von "Clothing first" ab, der sich immer schwerer realisieren läßt: gab es vor 2015 noch ein teilweises Überangebot an wasserdichter Bekleidung in den Sammelstellen, so hat die steigende Nachfrage und das sinkende Angebot die Sammelstellen in diesem Bereich zum Teil leergefegt. Die immer reicher werdende Gesellschaft schafft es eben nicht mehr, jeden Bedürftigen auch nur notdürftig mit adäquater Kleidung zu versorgen. Durch den immensen Neubedarf notleidender Asylbewerber ist die Nachfrage bei den wenigen Hilfsstellen erheblich gestiegen. "Wir schaffen das" dadurch immer weniger.

Diese Kleidung muß auch gegen Mäuse- und Rattenbisse und Ungeziefer schützen. Praktisch ist auch der Schutz vor Kratzen bei der Krätze, welche die Regel bei Personen ist, welche aus Sammelunterkünften geflohen sind oder in Nachtcafes etc. geschlafen haben. Bei diesen ist auch Hautpilz sehr häufig. Durch die Migration bedingt gibt es auch wieder Fälle von Lepra unter den Obdachlosen, die sich immer weiter ausbreiten. Diese Hauterkrankungen können lebensbedrohliche Ausmaße annehmen.

Diese wetterfeste Kleidung ist auch ein hervoragender Schutz vor Selbstverletzungen. Während vor dem Tragen der Schutzkleidung eine hohe Anzahl insbesondere weiblicher Obdachloser sich selbst verletzte, ist dies danach kaum noch möglich und entfällt somit. Dadurch kommt es auch zu einer deutlichen Stabilisierung der Obdachlosen. Dies wird von den Betroffenen auch artikuliert: sie fühlen sich "geschützt", "geborgen" und "sicher".

Besonders wichtig ist auch der Schutz vor der Einnahme harter Drogen mittels Spritzen. Da (fast) der gesamte Körper mit der wasserdichter Schutzbekleidung bedeckt ist, fällt diese Art der Konsumtion allein schon aus praktischen Gründen aus. Hinzu kommt die Freisetzung körpereigener Stoffe (Adrenalin, Endorphine, Endocannabinoide ...) durch die permanente Schutzbekleidung, welche zu einem drastisch veränderten Drogenkonsum führt. Während obdachlose Männer zuvor zu etwa einem Drittel suchtmittelabhängig waren und obdachlose Frauen infolge ihrer schwachen Position sogar zu etwa zwei Dritteln, sinkt diese Abhängigkeit bei Obdachlosen in Vollschutz um durchschnittlich etwa siebzig Prozent bei Männern und um etwa fünfzig Prozent bei Frauen (nach Erfahrung der Exerzitien unter der Straße mit den Betroffenen). Nur noch zehn Prozent der obdachlosen Männer und ein Drittel der obdachlosen Frauen unter der Straße sind (meist infolge langjährigen Konsums) noch suchtmittelabhängig. Die äußere Zufuhr von Drogen wird also überwiegend durch körpereigene Produktion ersetzt. Hierdurch entfällt größtenteils die Beschaffung der Rauschmittel sowie die gesundheitliche Gefährdung durch die Einnahme, insbesondere durch Spritzen, welche in der Regel gar nicht mehr benutzt werden. Lebensgefährliche Abzesse, aber auch Überdosierungen werden dadurch ausgeschlossen.

Eine Gruppe von vier Frauen in einem unterirdischen Fluß. Solche Kleingruppen werden auch von Obdachlosen gebildet. Symbolphoto.

Wasserdichte Kleidung ist schon auf der Straße temporär gegen Wetterunbilden (Regen, Sturm etc.) notwendig, unter der Straße ist sie infolge der permanenten Feuchtigkeit sogar die adäquate Bekleidung.

Wetterfeste, stabile Bekleidung dient auch vielen Frauen als Schutz vor sexuellen Übergriffen. Etliche tragen deswegen mehrere Schichten wie Zwiebelschalen übereinander und sichern die unteren Schichten zusätzlich mit Ketten und Vorhängeschlössern ab. Gewalt und Vergewaltigung gehört auf der Straße zur Tagesordnung, in der Regel haben Frauen, die länger auf der Straße leben, das schon mehrfach erleben müssen. Es gibt regelmäßig die Aussage von Frauen, dass sie "Tag und Nacht Angst vor Vergewaltigung" haben, insbesondere nachts und/oder im Liegen. Dies ist die größte Motivation, sich in den "Schutz" von Männern zu begeben, sich in kleinen Gruppen zusammenzuschließen oder sich ganz aus der Gesellschaft zurückzuziehen.

Die "Aktion wasserdicht" sammelt ganz speziell wetterfeste, am besten wasserdichte Kleidung für Obdachlose und sorgt dafür, dass diese Kleidung insbesondere jene Bedürftigsten erreicht, welche sich ganz von der Gesellschaft und deren Hilfsangeboten zurückgezogen haben.

Schutzkleidung und geschützte Räume

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Die Kombination aus "Aktion Obdach" und "Aktion wasserdicht" wird insbesondere durch eine neue Welle an obdachlosen Frauen angenommen, welche auf der Flucht vor häuslicher Gewalt und der Gewalt auf der Straße sind. Viele von ihnen tragen ihre Schutzkleidung Tag und Nacht und legen diese nur noch zum Duschen ab, was leider oft nur selten geschieht, da der Aufwand immens ist. Dennoch fühlen sich diese Frauen in ihrer Situation rundum geschützt und sehr wohl und möchten an ihrer Situation gar nichts mehr ändern. Zuweilen äußern sie sich, dass sie nie mehr richtig trocken werden, aber sie haben sich daran gewöhnt, nehmen das in Kauf oder wollen das sogar so.

Hinzu kommt, daß Frauen über fünfzig Jahre kaum noch irgendwohin vermittelbar sind, während Männer auch noch mit über sechzig Jahren Chancen haben. Hierdurch entsteht ein Überhang an älteren Frauen in der unsichtbaren Obdachlosigkeit, welche sich immer häufiger über Jahre und sogar Jahrzehnte verfestigt. Die obdachlose Frau von vierzig, die den Absprung nicht schafft, wird schnell zur Dauer-Obdachlosen.

Periodenarmut und Social Period

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Viele obdachlose Menstruierende haben weder Zugang zu Periodenprodukten noch zu Toiletten- und Sanitäranlagen. Diese Problematik wird Periodenarmut (period poverty) genannt.

In Deutschland hat sich dieser Thematik der Verein "Social Period e.V." in Berlin angenommen.[13] Dieser Verein hat auch eine Petition an die Bundesfamilienministerin gestartet, welche aktuell (Juli 2022) von über 87.000 Personen unterstützt wird.[14] Im September 2021 waren es 81.000. Die Initiative verliert an Elan, die Politik sitzt ihr Versagen mal wieder aus.

Menstruationstassen
Gefüllte Menstruationstasse

In Berlin und Hamburg werden durch diesen Verein in Boxen Periodenprodukte für Obdachlose gesammelt. In Dresden ist der Spendeneingang in diesem Bereich nur marginal. Deswegen werden durch die HelferInnen vorwiegend Menstruationstassen verteilt. Möglichkeiten einer sterilen Reinigung existieren (insbesondere unter Corona-Bedingungen) für die obdachlosen Frauen in der Regel nicht. Die Menstruationstassen werden deswegen in der Regel nach der Periode extern gesäubert, sterilisiert und dann derselben Obdachlosen zurückgegeben.

Weit verbreitet hat sich die Praxis (verstärkt noch durch die Corona-Pandemie), einfach in die wasserdichte Schutzkleidung zu menstruieren und sich nach der Periode zu duschen. Da aktuell die Situation im Bereich Duschen für Obdachlose katastrophal ist und einige Duschen grundsätzlich, andere wiederum temporär aus Personalmangel in der Reinigung geschlossen haben, führt diese gängige Praxis immer öfter zu erheblichen Problemen mit Geruchsbelästigungen selbst aus der luftdichten Kleidung heraus und sogar zu Erkrankungen bis tief in die Organe hinein. Abhilfe könnten eventuell Duschbusse für Frauen schaffen, wie in Berlin einer angeboten wird. Dresden z. B. hat es trotz Stadtratsbeschluss in den letzten drei Jahren nicht geschafft, auch nur einen Duschbus für Obdachlose allgemein zu schaffen, geschweige denn auf den besonderen Bedarf für Frauen zu reagieren. Auch in Leipzig wird aktuell (2021) ein Bedarf nach Stadtratsbeschluss totgeprüft.

Niemandskunst: Kunst für Obdachlose

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Bewohner der Wiener Kanalisation um 1900
Straßenkinder in der Sowjetunion 1926.
Londoner Subway 2007.
Londoner Subway 2008.
Obdachlose Frau in einer Box an einer U-Bahn-Station in New York, Weihnachten 2017.[15]

Üblich ist Benefiz-Kunst für die allgemeine Obdachlosenarbeit von Trägern der Obdachlosenarbeit. So ist in Frankfurt am Main in bester Innenstadtlage eine "Kunststation" entstanden, welche die Arbeit des Franziskustreffs für Obdachlose unterstützt. Dieses Kunstprojekt wurde durch die Franziskustreff-Stiftung hierfür gesondert initiiert und gleichzeitig eine gemeinnützige GmbH gegründet, um Obdachlose in eigene Wohnungen bringen. Dieses Konzept könnte auf Kunst für Housing First hinauslaufen, es ist allerdings noch am Anfang und ein „sehr zartes Pflänzchen“[16]. Die Innenstadt wurde bewusst als Ort gewählt, weil dort viele Obdachlose leben. Die "Kunststation" befindet sich in einem ehemaligen Juwelier-Shop - ein Symbol dafür, "dass Menschen am Rande eigentlich Schätze in unserer Gesellschaft sind"[17].

In Wien führt die Sozialorganisation "neunerhaus – Hilfe für obdachlose Menschen" regelmäßig Kunstauktionen durch. Im Jahre 2020 ab es die "20. neunerhaus Kunstauktion", für welche mehr als 170 renommierte zeitgenössische KünstlerInnen ihre Werke gespendet hatten. Partner dieser Auktion war die Galerie der Rahmenmanufaktur Wohlleb in der Seidlgasse 23 (1030 Wien). Der Reinerlös der Auktionen fließt direkt in die neunerhaus Angebote. Die Sozialorganisation betreut in drei Wohnhäusern und über 250 Wohnungen mehr als 800 ehemals obdach- und wohnungslose Menschen jährlich. Des Weiteren versorgt neunerhaus über 5.000 Menschen jährlich mit dem "neunerhaus Gesundheitszentrum". Sie befindet sich in der Margaretenstraße 166 im 1.Stock (1050 Wien)[18].

Kunst für Housing First

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Der ungemein nützliche Verein fiftyfifty aus Düsseldorf, der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens, finanziert Housing First vor allem mit Benefiz-Kunst. Hier spenden viele namhafte Künstler ihre Werke, so beispielsweise:

Sozialarbeiter des Vereins bemängeln, dass die Stadt Düsseldorf zwar trotz Antrages nichts getan hat, um die Initiative zu unterstützen, andererseits aber der Initiative steuerlich tief in die Taschen greift, weil sie finanzielle Mittel in Größenordnung generiert. Die Stadt handelt offensichtlich nach der Devise: "Nur selber fressen macht fett". Auch von Köln ist zu hören, dass die Politiker nur an sich selbst denken und sich vor allem gegenseitig behilflich sind, die Bürger vernachlässigen und ausbluten.

Kunst für Clothing First

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Eingedenk der negativen Erfahrungen mit Behörden aus Nordrhein-Westfalen initiiert die "Kunst für Clothing First" keine Verkaufsausstellungen oder kostenträchtigen Galerieausstellungen, sondern tauscht Kunstwerke in erster Linie gegen wetterfeste Kleidung. Mit dieser Methode können natürlich keine Wohnungen "eingetauscht" werden. Allerdings bekommte der/die Obdachlose eine straßentaugliche "Kulturhülle" als "Mini-Wohnung".

Passend zur Straßenkultur werden Kunstwerke vor allem auf Straßengalerien oder bei Konzeptkunstaktionen angepriesen.

Der Engel der Armen: Gumina Jasmin

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Gumina Jasmin 2001 vor der Tür ihrer Plattenbauwohnung
Gumina Jasmin 2001 vor der Tür ihrer Plattenbauwohnung

Die in den siebziger und achtziger Jahren äußerst attraktive damalige Chefsekretärin des Reichsbahnpräsidenten der Reichsbahndirektion Dresden erkrankte 1994 an Bauchspeicheldrüsenkrebs und mußte sich einer partiellen Duodenopankreatektomie, einer so genannten Operation nach Kausch-Whipple (kurz Whipple-OP), unterziehen. Nach fünf Jahren sind bei dieser Erkrankung 99 % der Patienten tot. Ihr Mann brannte in Erwartung des baldigen Todes seiner Frau mit ihrer Pflegerin durch und brachte den geringen postsozialistischen Besitz des Ehepaars wie ein Auto, einen Kleingarten und ein paar tausend Mark auf seine Seite. Darüber hinaus überzog er auch das Konte der Eheleute und auch noch das seiner Frau mit je fünftausend Mark, so daß die schwerstkranke Frau wegen Kontosperrungen beinahe die Wohnung verlor. Die "großzügige" selbstsüchtige Caritas bot 50 Mark geborgt bis zum Monatswechsel an, damit die Frau wenigstens Lebensmittel einkaufen könnte.

Zwischen der Aktion wasserdicht und der späteren Gumina Jasmin bestand damals ein besonders enges Verhältnis. Sie war durch die Krankheit von Konfektionsgröße 38 auf 32 ausgezehrt und stellte der Aktion wasserdicht ihre ehemalige Dienstkleidung als Chefsekretärin, aber auch viele Privatkleidung - meist aus stark glänzendem DDR-Lederol - zur Verfügung. Da ihre umwerfende Attraktivität vom Reichsbahnpräsidenten in der Bekleidungskammer der Reichsbahn entdeckt wurde, wo sie als Maßschneiderin tätig war, nutzte sie ihre alten Beziehungen dorthin dazu, daß die Schutzausrüstung der Zivilverteidigung der DDR bei der Reichsbahndirektion Dresden nicht gänzlich vernichtet wurde, sondern teilweise durch die Aktion wasserdicht nachverwendet werden konnte.

Über die Aktion wasserdicht wurden dann Kunstwerke von Gumina Jasmin vermittelt, die in einer Kur angefangen hatte zu malen und ihre Zeit als Frührentnerin nun mit Malen ausfüllte. Diese Vermittlung konnte die bereits angedrohte Räumung seitens der Wohnungsgenossenschaft abwenden. Auch die Sparkasse ließ sich auf eine ratenweise Rückzahlung ein und trennte die vom Mann vorsätzlich gemachten Überziehungen in einem Sonderkredit ab, so daß ihr Konto wieder belastbar war.

Diese existentielle Unterstützung durch die Aktion wasserdicht machte Gumina Jasmin nicht nur zur exorbitanten Unterstützerin der Aktion, sondern auch zur Begründerin der Niemandskunst: Kunst für Obdachlose. Sie malte geradezu manisch unter dem Signum NiKu verhalf damit vielen von Obdachlosigkeit betroffenen zu einer Kaution für eine Wohnung, die von den zuständigen Ämtern nur sehr widerwillig und dann auch nur als Darlehen gewährt wurde. Für die Ämter war und ist es erheblich billiger, einem Obdachlosen nur die Grundsicherung ohne Wohnanteil zahlen zu müssen.

Gumina Jasmin in rotem Latex und weißen Stiefeln (Weihnachten 2003)
Auf Einkaufstour für die verrücktesten Schuhe. Nähe Pirnaischer Platz.

Durch ihre Kunstkontakte kam Gumina Jasmin mit den "besseren" Kreisen in Berührung und wurde ständig angefragt, als schicke, charmante und "abwaschbare" (glänzende) Begleitung zu fungieren. Mann sonnte sich liebend gern in ihrer außergewöhnlichen Ausstrahlung. Um ihre Obdachlosenhilfe erheblich verbessern zu können, nahm sie solche sich häufenden Angebote nach einer längeren Bedenkzeit dann doch an und unterstützte im Gegenzug insbesondere als "die Lady mit dem schwarzen Pudel" die Punk-Szene in der Dresdner Neustadt, aber auch weiterhin die Aktion wasserdicht. So wurde sie von ihren vielen Verehrern mit Latex-Catsuits, glatten und glänzenden farbigen Neoprengummianzügen, Kleppergummizeug usw. regelrecht beworfen und gab die vielen Dubletten dann an die Aktion ab. Infolge ihrer schweren Erkrankung und Operation prallten negative Meinungen zu ihrem Tun von ihr ab. Ihr ging es um ausgleichende Gerechtigkeit. Ihre Verehrer waren zumeist stinkreiche Westdeutsche, die oft mit sogenannter "Buschzulage" obendrein noch ein "Schweinegeld" in Sachsen verdienten. Von den chronisch armen Ossis, denen sie half, wurde sie als weiblicher "Robin Hood" angesehen, welche den Reichen nahm und den Armen gab. Diese Sichtweise macht sie sich zu eigen und motivierte sie sehr stark.

"Lady in Black" mit schwarzem Pudel.
Gumina Jasmin mit schwarzem Pudel auf Punkertour spät abends am Bahnhof Dresden-Neustadt.
Gumina Jasmin auf Punkertour spät abends am Bahnhof Dresden-Neustadt.

Den Punks brachte sie warmes Essen an deren Bettelplätze wie am Bahnhof Dresden-Neustadt, am Albertplatz oder am Alaunplatz und Alaunstraße und hatte immer ein paar Rollen Zweimarkstücke und ab 2002 Zweieurostücke parat, um die vielen Hände dort zu füllen. Der Punkspruch war: "Hast du mal eine Mark?" (meist zu "Haste mal'ne Mark?" verkürzt). Sie handelte als Christin nach dem Motto: "Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm. Wer dich bittet, dem gib." (aus der Bergpredigt: Evangelium nach Matthäus, Kapitel 5, Verse 41 und 42) Wer sie um "'ne Mark" bat, bekam demzufolge gleich zwei. Ab 2002 lautet der Punk-Bettelspruch: "Haben sie etwas Kleingeld?" (oft verkürzt zu: "Ham'se 'n bißchen Kleenjeld?"). Während die Einkommen in Euro sich gegenüber der Mark halbierten, schenkte Gumia Jasmin jetzt jedem Punk, der sich noch nicht einmal mehr traute, nach einem Euro zu fragen, gleich zwei Euro, verdoppelte also ihr Almosen im Wert. Wenn überhaupt erhielten die Punks in der Regel ein paar Cent.

Bunte Republik Neustadt 2007; Wiese hinter der Scheune.
Platz vor der Scheune in Dresden.

Gumina Jasmin wurde zum Liebling der Punkerszene in der Bunten Republik Neustadt. Deren Treffplatz war abends insbesondere der Platz vor der Scheune in der Alaunstraße - Geld für den Eintritt in die Veranstaltungen dort oder für die üblichpreisige Gaststätte darin hatten die wenigsten. Gumina Jasmin war wegen ihrer "fetzigen" Klamotten "übelst" angesehen. Daß eine Frau im "Oma-Alter" so unterwegs war, löste großes Erstaunen aus. Hinzu kam eine Seelenverwandschaft: während viele der Punk-Mädels durch das Leben auf der Straße mit dem dort üblichen Alkohol- und Drogenkonsum mächtig abgemagert waren, war es bei Gumina Jasmin die innere Krebserkrankung, welche sie so abmagern ließ. Sowohl die Punkerinnen als auch Gumina Jasmin lebten jeden Tag, als könnte es der letzte sein - weil sie die "Schwingen des Todes" über sich fühlten. Mehrere der Punkerinnen wurden noch nicht einmal volljährig.

Konzert- und Eventlocation "Spinnerei" im Kulturzentrum Strasse E.
Troy Van Leeuwen mit Serrina Sims als Sweethead im Kulturzentrum Strasse E.

Diese innere Verbundenheit führte dazu, daß Gumina Jasmin Kleidungswünsche ihrer jungen Freundinnen entgegennahm und sich dann diese "verrückten Fummel" gleich von zwei ihrer Verehrer verehren ließ, um einen davon der dann superglücklichen Punkerin zu schenken. So wurde sie in der Punkszene stilbildend, aber nicht nur dort: auch in der Gruftszene war sie regelmäßig zu Hause. Die traf sich jeden Samstag im "Bunker" im Kulturzentrum Strasse E. Da der Rassepudel dort keinen Einlaß fand, rissen sich die Grufties darum, auf ihn draußen aufpassen zu dürfen. Der Pudel wurde so zum Maskottchen der "Bunkergänger". Die schwerkranke Gumina Jasmin fühlte sich wegen ihrer schweren Krankheit zu den Grufties hingezogen, welche sie bewunderten. Als der Einlaß ihren Personalausweis kontrollierte, ob sie schon volljährig sei, staunte der Türsteher: "Sie sind ja älter als meine Mutter. Die würde hier nie hingehen. Sie sind die älteste Besucherin!" Sie bekam danach immer eine Ehrenbehandlung.

Jasmins Kleidungsstil beeinflußte die "Bunkergänger", sie nahm aber auch Elemente aus der Gruftszene in ihren Bekleidungsstil auf. Und wie bei den Punks leierte sie ihren Verehrern für arme und teils sogar obdachlose Grufties teure Wunschklamotten in schwarzem Lack oder Latex aus dem Kreuz. Grufties waren wegen ihres Aussehens nicht vermittelbar und dadurch chronisch arm - andererseits war die Jugendarbeitslosigkeit im Osten damals so hoch, daß sich Dauerarbeitslose dachten: 'Dann kann ich auch mein Innerstes ausleben - eine Chance bekomme ich so oder so nicht!'

Gumina Jasmin in Silber 2001.
Gumina Jasmin in Silber 2001. Nähe Pirnaischer Platz. Sie richtete ein Verkehrschaos an.

Jasmin war damals im Real Life eine Influenzerin - sie wurde schon in der Lehrzeit wegen ihrer Lederol-Manie als "das Lederli" bezeichnet und lebte sich ab 1968 dann mit den verrücktesten Outfits so richtig aus. Als gelernte Maßschneiderin konnte sie sich alle Wunsch-Outfits aus Lederol oder Igelitt selbst herstellen. Es hieß: "In Igelitt und Lederol fühlt sich jeder Zoni wohl." Gelernt hatte sie bei dem Dresdner Schneidermeister Fritz Stirn (1905 bis 2002; Meister 1928, bis 1990 tätig). Der Dresdner Volksmund blieb auch nach der Wende bis zuletzt bei "Lederli" - egal, ob sie Lack, Latex oder Neopren anhatte, das war alles eins. Ganz besonders mochte sie sehr glanzvolle Auftritte in Gold und Silber - und dichtete einen Schlager um in "Bronze, Silber und Gold hab ich nur gewollt!"

Regelmäßig verursachte sie mit ihrer Erscheinung ein Verkehrschaos in der Innenstadt. Oder das hohe Baugerüst am Staatstheater stürzte fast um, weil alle Bauarbeiter ihr nachhingen. Oder sie leerte ganze Kneipen, an denen sie nur vorbeiging, weil mann hinausstürzte, um ihr nachzusehen. Mehrfach sprangen honorige Männer aus ihren SUVs und beknieten sie ungeachtet des Straßenschmutzes, mit ihr auszugehen. Reisegruppen verrenkten sich nur noch nach ihr den Hals und nicht mehr nach den Stadtbilderklärungen ihres Stadtführers. Sie verführte viel stärker. Es war bezeichnenderweise ein Frau, eine Amerikanerin, welche sich traute zu rufen: "Oh my God! The best of the best of the best!"

All diese Stärke nutzte sie, um den Obdachlosen, Punks und Grufties zu helfen. Sie hat nicht viel Materielles hinterlassen. Ihre Wohnung wurde nach ihrem Tod in einen Müll-Container geräumt. Aber sie ist in den Herzen vieler armer Ossis noch immer als die weibliche "Robin Hood" und weichherziger "Engel der Armen" in liebevoller Erinnerung.

Gründe für den Rückzug aus der Gesellschaft

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A railroad conductor forces a hobo to jump off a moving train. 1907.
Adbusters 2005, Originaltext: „Wir stehen für soziale Gerechtigkeit. Aber wofür stehen die anderen?“. Neuer Text: „Wir stehen für sozialen Abbau. Aber dafür stehen die anderen auch!“

In den letzten Jahren wurden aus tausenden Gesprächen die Gründe von Obdachlosen für ihren Rückzug aus der Gesellschaft ermittelt. Hierbei waren auch multiple Gründe ursächlich, so der sogenannte Klassiker Verlust der Wohnung und nach einigen Jahren dann die Unfähigkeit, wieder in einer festen Unterkunft zu wohnen. Da die üblich angenommene und leider oft unterstellte Wohnunfähigkeit dabei aber nur sehr marginal auftrat, ist dieser Klassiker allerdings ebenfalls nur marginal vertreten. Genau aus diesem Grunde wurde auch das Projekt "Housing First" entwickelt. In letzter Zeit sprunghaft gestiegen ist der Rückzug infolge von erlebter (ordnungs)polizeilicher Gewalt oder allein schon aus Angst davor. Dieser Grund ist aktuell durch die coronapolizeilichen Maßnahmen nach dem Verlust der Wohnung mittlerweile die zweithäufigste Ursache für einen völligen Rückzug aus der Gesellschaft.

Die Abschnitte sind nach der Häufigkeit geordnet, die meistgenannten Gründe sind zuerst genannt.

Für die total zurückgezogen lebenden Obdachlosen wird es immer schwieriger, sich adäquat zu kleiden. Hierfür haben die "Exerzitien unter der Straße" das Projekt "Clothing First" mit der "Aktion wasserdicht" entwickelt.

Verlust der Wohnung

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Ordnungspolizeiliche Gewalt

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Polizeigewalt

Strukturelle Tarifflucht

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Mietenexplosion

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Verlust des Arbeitsplatzes

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Altersarmut

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Alterswohnsitz?

Trennung

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Sexuelle Gewalt

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Straßengewalt

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Verfolgung

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Häusliche Gewalt

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Im Moment erhöht sich durch stay home die häusliche Gewalt signifikant. Insbesondere bei vielen unverheirateten Paaren muss jetzt einer die Wohnung verlassen, und für diesen Fall ist meist nicht vorgesorgt. Bezahlbare Wohnungen sind auf dem Markt in den größeren Städten (aber nicht nur dort) kaum zu finden, und die Fälle von Wohnungslosigkeit nehmen signifikant zu. Und zumeist trifft es mal wieder das "schwache Geschlecht", welches nun vermehrt und meist verdeckt auf der Straße landet oder die nächste ungute Beziehung mit einem "starken" Partner eingeht.

Wohnunfähigkeit

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Von einem Betroffenen wurde es so formuliert: Ich fühle mich wie ein Indianer in einem Reservat. Trotz Wohnung nach vielen Jahren der Obdachlosigkeit hat er nichts mehr aus dem vollen Kühlschrank gegessen und starb mit nur 58 Jahren.

Beschleunigung durch Corona

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Eine obdachlose Frau im dem wegen der Pandemie (teilweise) evakuierten Ort Claremont, Kalifornien, am Tag nach Ostern 2020.[19]

Die Corona-Pandemie als Gefährdung für Gesundheit und Leben der oft mehrfach vorbelasteten Obdachlosen sowie die Ausgangsbeschränkungen bis hin zu Ausgangssperren hat bei etlichen Betroffenen zu einem totalen Rückzug aus und von der Gesellschaft geführt. Wer kein Zuhause hat, kann auch nicht zuhause bleiben. Obdachlose, welche bis dahin noch wenigstens teilweise im Straßenbild zu finden waren, haben sich nun vollständig in ihre Nischen zurückgezogen. Zusätzlich wird die Pandemie auch dazu benutzt, diese Nischen auszuheben, um Obdachlosigkeit noch weniger sichtbar zu machen. Hierdurch werden die Betroffenen nur noch weiter verdrängt - in Keller, Bunker, in die Kanalisation, in Höhlen, in ehemalige Stollen usw.

Exerzitien auf der Straße am 11. August 2020. Bettler auf der Prager Straße ganz in der Nähe des Dresdner Hauptbahnhofes. Durch die COVID-19-Pandemie ist der Erfolg viel geringer als üblich.
Typischer Vollschutz sowjetischer Provenienz
Schlafen in Vollschutz

In Zeiten der Pandemie kommt zusätzlich hinzu, daß dieser Rückzug mit einem Schutzbedürfnis vor Ansteckung verbunden ist. Die Betroffenen versuchen so gut wie möglich, sich mit Schutzbekleidung zu versorgen, welche in der Regel dann auch ganztägig getragen wird. Beliebt ist billige, aber noch brauchbare Schutzkleidung aus den ehemaligen Beständen der DDR und Sowjetunion, so von der NVA, der Zivilverteidigung, dem DRK, den Kampfgruppen, dem Betriebsschutz usw. Aber auch modernere, meist ausgemusterte Vollschutzbekleidung wird verwendet.

Clothing First unter Corona: Die neue "Aktion WASSER(dicht)"

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Die neue "Aktion WASSER(dicht)" hat ihre Sammlung wetterfester, am besten wasserdichter Kleidung für Obdachlose um die Sammlung von Schutzmasken und Schutzbekleidung erweitert und sorgt auch hier dafür, dass diese Ausrüstung insbesondere jene Bedürftigsten zuerst erreicht, welche sich ganz von der Gesellschaft und deren Hilfsangeboten zurückgezogen haben. Zudem wurde das Verteilen von Straßenschutzbekleidung mit dem Verteilen von Wasser und beim Eingang von Spenden auch von anderen Getränken verknüpft ("WASSERtouren").

Anmerkungen

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  1. Nach seinem Italienaufenthalt 1823 bis 1826 zunächst vorwiegend nach dort gezeichneten Blättern arbeitend, wandte er sich ab 1835 zunehmend der heimischen Landschaft zu. Das Gemälde wurde 1830 vom Sächsischen Kunstverein angekauft.
  2. Webseite der Galerie John
  3. Maria Jans-Wenstrup, Klaus Kleffner: Exerzitien am anderen Ort: Straßenexerzitien als geistliche Erfahrung durch fremde Orte. In: Lebendige Seelsorge 68 (2013), September Heft 3, S. 215–220.
  4. KINDERSCHICKSALE IN DER DDR. Als Mutti in den Westen ging: Die verlassenen Kinder. Von Adrian-Basil Mueller. MDR vom 24. November 2021 (abgerufen am 10. Februar 2022).
  5. Die Unterstützung von Übersiedlern wurde schon ab dem ersten Juli 1990 marginalisiert, indem der Übersiedlerstatus auslief. Förderungen und Leistungen wurden nicht mehr gewährt und liefen aus. Schon im Herbst 1990 wurden keine Übersiedler mehr gefördert, Aussiedler hingegen schon. Zum 31. 12. 1992 wurde jegliche Leistung für Übersiedler eingestellt. Obendrein erschwerte sich die Situation für ehemalige Übersiedler, nachdem das Arbeitsförderungsgesetz Ende 1997 außer Kraft gesetzt und durch das SGB III ersetzt wurde. Eine Integration von ehemaligen Übersiedlern in Westdeutschland, schon vorher nur sehr zögerlich betrieben, wurde nun als Ermessensfrage weitestgehend abgelehnt.
  6. Punkt "2.10 Stärkung Wohnungslosenhilfe: „Housing First“ Begleitung der Kommunen bei präventiven Ansätzen in der Wohnungslosenhilfe, etwa dem „Housing-First-Ansatz“ als Modelprojekt." In: "Sofortproramm 2020" des Landes Sachsen (abgerufen am 14. Juli 2021).
  7. Flughafenverfahren Berlin für das Recht auf Protestaktionen.
  8. "So bezeichnete er den Industrialismus und die Frondienste der sogenannten statare (von Grundbesitzern abhängige Landarbeiter) als „weiße Sklaverei“ und empfahl den Arbeitern, sich international zusammenzuschließen." - vgl. den Artikel Constans Pontin.
  9. Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Was das Mietendeckel-Urteil bedeutet. Das Bundesverfassungsgericht hat den Berliner Mietendeckel für nichtig erklärt: Müssen Mieter jetzt Geld nachzahlen? Und welche Folgen hat das Urteil über Berlin hinaus? Die wichtigsten Fragen und Antworten. Von Henning Jauernig und Michael Kröger. Der Spiegel vom 15.04.2021.
  10. "Heute tätigte[n] Monika und André einen Einkauf für kommende Wassertour. Neben Wasser Classic, Medium und Still gibt es u.a. Heringsfilet in Tomatensosse, Süssigkeiten und Wassereis. Aber auch O-Saft, A-Saft, Taschentücher und Masken werden wir am Sonntag dabei haben." - Wassertour der "Helferfreunde Frankfurt - Schnelle Hilfe in Notlagen" (auf Facebook).
  11. Webseite 1892hilft; 1892HILFT auf Facebook; 1892hilft auf Twitter.
  12. Schlafsackengel auf Facebook.
  13. Impressum des Social Period e. V. Senefelderstr. 20 10437 Berlin.
  14. Petition#Periodenarmut: Freier Zugang zu Menstruationsprodukten in öffentlichen Einrichtungen (an die Bundesfamilienministerin).
  15. Infrarot-Blitzfoto einer obdachlosen Frau, die in einer Box an einer U-Bahn-Station in NYC lebt, aufgenommen zu Weihnachten 2017. U-Bahn-Eingang war in der Nähe der 5th Avenue und 53rd Street. Für Wärme sorgte ein U-Bahn-Rost rechts im Bild. Das Gesicht wurde zensiert, da das Foto offen ist und kein Model-Release für die kommerzielle Nutzung erhalten wurde. Ein unzensiertes Foto dieses Bildes steht im Internetarchiv für nicht-kommerzielle redaktionelle und pädagogische Zwecke zur Verfügung. Das Foto ist eine Auswahl aus dem Künstlerbuch "Living in a Cardboard Box" von Daniel D.Teoli Jr. Die Urheberrechtsfreigabe erstreckt sich nur auf diese Version dieses Fotos und auf keine andere.
  16. EIN SOMMERFEST FÜRS EHRENAMT Webseite des Franziskustreffs.
  17. Die "Kunststation" ist direkt in der Innenstadt, wo ganz viele Obdachlose hausen. Ich habe einen Kulturleiter gefunden, der sehr nah an diesen Menschen ist, der sich in der Stadtszene sehr gut auskennt und auch in der Kunstszene gut vernetzt ist. Er hat sehr viel Freude daran, mit uns zusammen unseren obdachlosen Menschen zu sagen: Hey, guckt doch mal, ob ihr euch ansprechen lasst mit euren kreativen Möglichkeiten. Unsererseits wollen wir Kunstprojekte initiieren, die zeigen, dass Menschen am Rande eigentlich Schätze in unserer Gesellschaft sind. Darum ist diese Galerie in einem ehemaligen Juwelier-Shop untergebracht, den wir angemietet haben. Wir zeigen Schätze von Menschen, die sonst am Rande sind. Im Moment läuft eine 14-tägige Ausstellung von zwei jungen Frauen, die für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung ein Daumenkino geschaffen haben, in dem 100 Begriffe dargestellt werden. Unter unseren Gästen sind selber Künstler und wir hoffen, dass sie sich anregen lassen, weil sie jetzt einen eigenen Ausstellungsraum haben. Franziskustreff-Stiftung für offene Begegnung mit Wohnungslosen "Jeder Mensch hat Autorität über sein Leben" Domradio vom 11. September 2020.
  18. Webseite der Sozialorganisation "neunerhaus – Hilfe für obdachlose Menschen".
  19. "Eine obdachlose Frau im von Viren evakuierten Dorf Claremont, Kalifornien, einen Tag nach Ostern. Sie wollte mir ihren Namen nicht sagen, aber sie vertraute mir an, "König von England" zu sein. Trotz ihrer königlichen Geburt beschloss sie, die „freiwillige Armut“ anzunehmen, und fügte hinzu, dass sie das tue, was Jesus tat, um „bei den Armen zu sein“." Text von Russ Allison Loar.