Lehren, Lernen und Bildung metaphorisch verstehen/ Denkwerkzeuge/ Lerntheorien/ Kognitivismus

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Einleitung[Bearbeiten]

Als eine Art Gegenbewegung zum Behaviorismus entwickelte sich innerhalb der 60er Jahre der Kognitivismus. Durch die „kognitive Wende“ vollzog sich der Wechsel von behavioristischen zu eher kognitivistischen Lernansätzen (vgl. de Witt 2007, S. 56). Während der Behaviorismus kognitive Vorgänge, die im Inneren des Lernenden vorgehen, weitestgehend außer Acht lässt, spielen diese im Kognitivismus eine zentrale Rolle.

Gegenstandsbereich[Bearbeiten]

Die Analyse der Verarbeitung von Informationen durch den Lernenden stellt im Kognitivismus einen bedeutenden Forschungsgegenstand dar. Im Mittelpunkt kognitivistischer Theorien stehen Vorgänge wie Denken, Interpretieren, Erinnern oder Erkennen (vgl. de Witt 2007, S. 56). Bei dem Prozess der Informationsverarbeitung werden kognitive Strukturen entwickelt, im Laufe der Zeit verändert und somit Wissen aufgebaut (vgl. Arnold 2005, S. 4). Wichtig zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass sich kognitivistische Theorien mit einzelnen Aspekten des Lernvorgangs beschäftigen, z.B. mit der Aufmerksamkeit oder Entscheidungsprozessen. Sie hegen jedoch nicht den Anspruch alle Aspekte des menschlichen Lernens in einem zusammenhängenden Modell zu beleuchten (vgl. Arnold 2005, S. 4).

Analytische Dimension[Bearbeiten]

Als „Lernvorgang“ wird innerhalb des Kognitivismus die Verarbeitung von objektiv vorhandenen externen Fakten durch den Einzelnen und den darauf folgenden Aufbau innerer Wissensstrukturen angesehen (vgl. de Witt 2007, S. 57). Das Gehirn des Lernenden nimmt dabei von außen kommende Informationen auf, diese werden im Kurzzeitgedächtnis mit dem bereits vorhandenen Wissen verknüpft, teils ergänzt und daraufhin dauerhaft im Langzeitgedächtnis abgespeichert (vgl. Vogt 2007, S. 5). Bei dem Lernvorgang kommt es also zu einer Wechselwirkung externen und internen Einflüssen. Der Vorgang an sich wird im Kognitivismus, ähnlich wie im Behaviorismus, doch als von außen steuerbar angesehen (vgl. Arnold 2005, S. 4).

Da der Lernende als Individuum angesehen wird, folgt daraus, dass die internen Verarbeitungsprozesse, von Person zu Person unterschiedlich ablaufen. Da weiterhin die Annahme ist, dass neue Lerninhalte an bereits vorhandenes Wissen, also Vorwissen, anknüpfen, generiert jeder Lernende eine etwas andere Wissensstruktur (vgl. Dittler 2011, S. 193). Anders als im Behaviorismus, führt somit derselbe „Input“ bei verschiedenen Lernenden nicht zwangsläufig zu demselben „Output“. Die Änderung des Verhaltens wird hierbei als Konsequenz der internen Verarbeitungsprozesse angesehen (vgl. de Witt 2007, S. 56).

Trotz der Vorstellung, dass der Lernende als Individuum gesehen wird, welches eigenständig und individuell auf äußere Reize reagiert, wird der Lernprozess, also sowohl der Wissenserwerb als auch die Informationsverarbeitung, als „streng regelhaft ablaufend, eindeutig beschreibbar und steuerbar“ (de Witt 2007, S. 57) angesehen. Aufgrund der Annahme, dass Wissen objektiv existiert, geht der Kognitivismus davon aus, dass sich eine Art Wissenstransfer von dem Lehrenden auf den Lernenden vollzieht. Der Lernende besitzt durch die Übermittlung von Informationen diese in ähnlicher Form wie der Lehrende. (Vgl. de Witt 2007, S. 57).

Der Lehrende nimmt im Kognitivismus gewissermaßen die Rolle eines Tutors ein. Er soll die Lernenden in eine neue Thematik einführen, sie zum selbstständigen Lernen anregen, sie dabei unterstützen, aber auch den Lernerfolg kontrollieren.

Normative Dimension[Bearbeiten]

Um den Lernvorgang bestmöglich zu unterstützen, lassen sich im Kognitivismus für den Lernprozess bzw. die Lernumgebung einige Forderungen ableiten: (vgl. de Witt 2007, S. 57)

  • Lerninhalte sollten nicht isoliert voneinander dargestellt werden, sondern innerhalb eines Kontextes und in Verbindung zu anderen relevanten Bezügen. Das erworbene Wissen soll so anwendbarer gemacht werden.
  • Inhalte sollten als Verknüpfung von Bild und Text dargestellt werden.
  • Die gestellten Aufgaben sollten so gestaltet sein, dass das Niveau geringfügig über der aktuellen Entwicklungsstufe der Lernenden liegt, so dass es als eine Art Herausforderung wahrgenommen wird.
  • Den Lernenden sollten „strukturierte Organisationshilfen“ zur Verfügung gestellt werden, welche helfen sollen, Wissensstrukturen aufzubauen.

Um den „Wissenstransfer“ von Lehrenden auf Lernenden gewährleisten zu können, sollte die Lernumgebung gegenstandszentriert sein. Das heißt, sowohl Unterrichtsmethoden als auch Lernmaterialien, sollten auf diesen abgestimmt sein. Die systematische und rationale Gestaltung der Lernumgebung wird auch als Instruktionsdesign bezeichnet. (Vgl. de Witt 2007, S. 57 f.). Damit die Lehrenden herausfinden können, welche Lehrmethoden in welchen Situationen einzusetzen sind, um eine gegenstandszentrierte Lernumgebung zu ermöglichen, sind drei Analyseschritte hilfreich. Zunächst erfolgt die Analyse der Anfangszustände, also das Feststellen des Vorwissens und der bisherigen Fähigkeiten der Lernenden. Als nächstes folgt die Frage nach den Endzuständen, die erreicht werden sollen. Zuletzt folgt die Analyse wie der Übergang zwischen Anfangs- und Endzustand erreicht werden kann. Nachdem diese Analyseschritte durchgeführt wurden, lässt sich eine Aussage darüber treffen welche Methoden und welcher Lernstoff für den Unterricht am geeignetsten scheinen. (Vgl. de Witt 2007, S. 58).

Kritik[Bearbeiten]

Ein Kritikpunkt am Kognitivismus ergibt sich dadurch, dass die Erklärungsversuche gerade bei komplexeren Lernvorgängen zu stark formalisiert und recht ungenau bleiben (vgl. Arnold zitiert nach Kerres, 1998, S. 58 ff.). Weiterhin, dass zur Beschreibung der menschlichen Wahrnehmung nur kognitive Prozesse zu Rate gezogen werden. Welche Rolle emotionale, motivationale oder soziale Aspekte sowohl für die Wahrnehmung als auch für den Lernvorgang spielen, wird weitestgehend außer Acht gelassen (vgl. Arnold 2005, S. 4). Auf der anderen Seite ist natürlich festzuhalten, dass der Kognitivismus, wie oben bereits dargestellt, nicht den Anspruch hat, alle Facetten des menschlichen Lernens zu beachten.

Literaturverzeichnis[Bearbeiten]

  • De Witt, C.; Czerwionka, T : „Mediendidaktik – Studientexte für Erwachsene“, Bertelsmann Verlag 2007
  • Dittert, U. : E­ Learning, Einsatzkonzepte und Erfolgsfaktoren des Lernend mit interaktiven Medien , Oldenbourg Verlag München, 2011 3. Auflage
  • Vogt, K. : „Theorien des Lernens, Folgerung für das Lehren“, Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (Hrsg.) 2007
  • Arnold, P. : Einsatz digitaler Medien in der Hochschule aus lerntheoretischer Sicht. In: e-teaching@university, 2005 https://www.eteaching.org/didaktik/theorie/lerntheorie/arnold.pdf,