Materialwirtschaft: Beschaffung: Arten der Bedarfsdeckung: Vorratsbeschaffung: Bestellpunktverfahren
System des Bestellpunktverfahrens
[Bearbeiten]Das Bestellpunktverfahren (oder auch Bestellpunktsystem) ist ein Verfahren, welches die zu erwartende Lieferzeit von Waren an das Lager zu berücksichtigen versucht um damit die Lieferbereitschaft des Lagers sicherzustellen und so Fehlmengenkosten zu minimieren. Dazu wird ein Sicherheitsbestand, ein Meldebestand und ein Höchstbestand festgelegt. Wird der Meldebestand erreicht, geht eine Bestellung an den Lieferanten heraus (Bestellpunkt), welche das Lager nach einer gewissen Beschaffungszeit (Bestelldisposition, Lieferzeit, Zeit zur Warenannahme, -prüfung und -einlagerung) wieder auf den Höchstbestand aufstockt. Der Sicherheitsbestand dient als Puffer für unregelmäßigen Verbrauch und Lieferverzögerungen. Bei Störungen auf Seiten der Lieferanten ist dabei beispielsweise an Streiks und Höhere Gewalt gedacht.
Da dies zunächst sehr theoretisch klingt, wollen wir das System des Bestellpunktverfahrens an einem praktischen Beispiel einmal genauer untersuchen:
Beispiel
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Sicherheitsbestand
[Bearbeiten]Der Sicherheitsbestand, auch Eiserner Bestand oder Mindestbestand genannt, ist die Stückmenge, welche immer im Lager vorrätig gehalten werden muss. Er dient als Puffer für Unsicherheiten
- in der Bedarfsermittlung (schlechte Planung, höherer Ausschuss, Produktionsprobleme)
- in der Beschaffungszeit (höhere Zeit in der Bestelldisposition wegen Krankheitsausfall, Lieferverzögerungen, Qualitätsproblemen)
- in der Lagerhaltung aufgrund von geringerem Bestand als berechnet (wegen Rechnungsfehlern, Diebstahl, Unfällen)
In seiner Eigenschaft als Puffer ist er ein Bestand, der nicht zur Produktionsplanung eingesetzt werden darf. Jede Firma bestimmt den Sicherheitsbestand je Produkt auf Basis von Durchschnitts- und Erfahrungswerten selbst.
Beispiel
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Meldebestand und Bestellpunkt
[Bearbeiten]Der Meldebestand oder auch Bestellpunkt ist der Punkt, an dem eine Bestellung an den Lieferanten ausgelöst wird. Der restliche Lagerbestand abzüglich des Sicherheitsbestandes soll an diesem Punkt immer noch ausreichen, um den täglichen Bedarf während der Beschaffungszeit (Bestelldisposition, Lieferzeit, Zeit zur Warenannahme, -prüfung und -einlagerung) zu decken.
Also:
Beispiel
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Höchstbestand
[Bearbeiten]Der Höchstbestand ist - wie der Name bereits ausdrückt - der höchste Bestand, den das Lager an einem bestimmten Gut planmäßig annimmt. Mathematisch ausgedrückt also nichts anderes als:
Beispiel
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Bestellintervall
[Bearbeiten]Das Bestellintervall ist das Intervall, welches bei gleichmäßigem, also konstantem Verbrauch zwischen den einzelnen Bestellpunkten liegt. Es lässt sich einfach ermitteln:
Im konkreten Fall also:
Beispiel
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Verfahren bei konstantem Verbrauch
[Bearbeiten]Bei konstantem Verbrauch eines Gutes ist das Verfahren wie oben demonstriert sehr einfach, da der Bestand gleichmäßig abnimmt.Man setzt die Prämisse eines linearen Lagerabbaues. Der einzig verbleibende Unsicherheitsfaktor ist die Einhaltung der Beschaffungszeit. Wird diese überschritten und damit der Sicherheitsbestand angegriffen, erreicht das Lager durch die Lieferung nicht den Höchstbestand. Dies kann man jedoch durch 2 Möglichkeiten kompensieren:
- Das Bestellintervall für die nächste Bestellung wird um die überzogene Zeit gekürzt
- Die Bestellmenge für die nächste Lieferung wird um die Fehlmenge im Sicherheitsbestand erhöht, wobei man jedoch den Sicherheitsbestand ein weiteres Mal belastet.
Beide Möglichkeiten, sowie der reguläre Bestandsverlauf bei konstantem Verbrauch lassen sich an folgender Grafik ablesen:
Verfahren bei unregelmäßigem Verbrauch
[Bearbeiten]Wie man sieht, ist regelmäßiger Verbrauch also recht unkompliziert. Nur leider ist ein solcher regelmäßiger Verbrauch eher die Ausnahme als die Regel: Die meisten Güter werden unregelmäßig verbraucht.
In diesem Fall ergeben sich jedoch (neben den schon bekannten Lieferverzögerungen) auch folgende Unsicherheitsfaktoren:
Meldebestand
Da der Tagesverbrauch unregelmäßig ist, kann man nicht durch einfache Multiplikation des Verbrauchs mit der Beschaffungszeit den Meldebestand errechnen.
Der Tagesverbrauch muss in diesem Fall also
- mittels statistischen Methoden (siehe Kapitel: Bedarfsarten und Bedarfsermittlung) prognostiziert werden, was jedoch zu Ungenauigkeiten führt und den Sicherheitsbestand angreift, wodurch im schlimmsten Fall Fehlmengenkosten entstehen können.
- mittels Spitzenwerten berechnet werden (höchster Verbrauch = Tagesverbrauch), wodurch jedoch in der Regel zuviel beschafft und der Höchstbestand überschritten wird. Dies kann problematisch werden, wenn das Lager nicht über entsprechende Kapazitäten verfügt und erzeugt darüber hinaus hohe Kapitalbindung und Lagerkosten.
Bestellintervall
Durch den unregelmäßigen Verbrauch kann nicht von einem festen Bestellintervall ausgegangen werden. Stattdessen ist es notwendig, durch Bestandskontrollen - meist mittels Lagerhaltungssoftware wie beispielsweise SAP - den Lagerbestand ständig zu überprüfen und bei Erreichen des Meldebestands die Bestellung zu veranlassen.
Sicherheitsbestand
Da zumeist auf statistische Methoden zur Ermittlung des Meldebestandes zurückgegriffen wird und diese inhärente Unsicherheiten beinhalten, muss der Sicherheitsbestand dementsprechend aufgestockt werden um Fehlmengenkosten zu vermeiden. Hierbei ist es jedoch auch wichtig, keinen zu großen Sicherheitsbestand festzulegen, dessen Lagerkosten und Kapitalbindung mögliche Fehlmengenkosten wiederum übersteigen.
Übungsaufgaben
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Übung 1
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Übung 2
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Übung 3
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