Niere: Krankheit

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Krankheiten der Nieren

Die häufigsten Krankheiten[Bearbeiten]

Die häufigsten Krankheiten der Niere sind:

  • Entzündungen der Nieren
  • Nierensteine
  • Durchblutungsstörungen
  • Gutartige Knoten und Zysten der Niere
  • Nierenkrebs
  • Degenerative Veränderungen der Nieren

Daneben gibt es eine Reihe seltener Nierenkrankheiten.

Krankhafte Veränderungen des Nierengewebes können die Glomerula (Glomerulonephritis) oder die Nierentubuli (Interstitielle Nephritis) betreffen. Bei ersteren spielen mehr autoimmune Prozesse eine Rolle, bei letzteren Intoxikationen und Infektionen (akut v.a. bakterielle Infektionen). Daneben können beide durch autoimmune oder metabolische Systemerkrankungen mitbetroffen sein. Genetisch bedingte Erkrankungen betreffen meist die Funktion der Tubuli. Die verschiedenen Prozesse unterscheiden sich klinisch kaum, man unterscheidet zwischen akutem und chronischem Nierenversagen bzw. akuten und chronischen Glomerulonephritiden. Sie führen unbehandelt zu Glomerulosklerose und Niereninsuffizienz mit Dialysepflichtigkeit. Es gibt auch Anlagefehler, Nierentumore, Nierensteine.

Eine schwere Schädigung der Nieren hat andererseits Störungen der Blutdruck- und Hormonregulation des Organismus zur Folge. Es kommt zu Renaler Hypertonie, renalem Vitamin D - Mangel und sekundärem Hyperparathyreodismus, bei schwerer chronischer Niereninsuffizienz zum urämischen Syndrom mit Organschäden und u.a. Juckreiz. Die Schädigungen können evtl. durch salz- und eiweißarme Ernährung und viel Trinken verlangsamt werden oder die Dialysetherapie wird notwendig.

Nierenkrankheiten: Systematik[Bearbeiten]

  • Glomerulonephritis (Autoimmunentzündung der Nieren)
    • akut (mit Nephritischem Syndrom)
      • Rapid Progressive Glomerulonephritis
      • Postinfektiöse Glomerulonephritis]
    • chronisch (mit Nephrotischem Syndrom)
      • IgA-Nephritis
      • Minimal-Change-Glomerulonephritis
      • Fokal-Segmentale Glomerulonephritis,
      • membranoproliferative Glomerulonephritis,
        • durch ein Alport-Syndrom (Defekt des Typ IV-Kollagens,
      • membranöse Glomerulonephritis
  • Interstitielle Nephritis
    • akut
      • bakteriell Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung)
      • viral (Hantaan-Virus)
      • parainfektiös (Streptokokken‚ EBV)
      • allergisch/toxisch
    • chronisch
      • Analgetikanephropathie und andere Intoxikationen/Überempfindlichkeitsreaktionen
      • Sarkoidose
  • Systemerkrankungen mit Nierenbeteiligung
    • autoimmune Gefäßentzündungen
      • Morbus Wegener
      • Lupus erythematodes
      • Purpura Schönlein-Hennoch
    • Andere Gefäßveränderungen
      • Hypertensive Nephropathie
      • HUS/TTP
    • Metabolische Beeinträchtigungen
      • Diabetische Nephropathie
      • Amyloidose
      • Multiples Myelom
      • Gicht
  • Erbliche Nierenkrankheiten
    • tubuläre Funktionsstörungen
      • Bartter-Syndrom (selten)
      • Fanconi-Syndrom
      • Renal-tubuläre Azidose
      • Phosphatdiabetes
      • angeborener renaler Diabetes insipidus
      • Diabetes renalis
      • Zystinurie
      • Balkan-Nephritis
      • Gitelman-Syndrom
      • Morbus Fabry
    • Anatomische Anlagefehler
      • Doppelniere
      • Zystennieren oder Familiäre Zystennieren, medizinisch: Polyzystische Zystennieren (PKD)
      • Hufeisenniere
      • Markschwammniere
  • Nierensteine und Nephrokalzinose
  • Nierenabsenkung (umgangssprachlich „Wanderniere“)
  • Tumoren
    • bösartig: Nierenzellkarzinom Hypernephrom
    • gutartig: z.B. Angiomyolipom

Syndrome[Bearbeiten]

  • Akutes Nierenversagen
  • Chronische Niereninsuffizienz
  • nephrotisches Syndrom und nephritisches Syndrom
  • Renale Hypertonie
  • Renale Anämie
  • nephrogener Vitamin D - Mangel (sekundärer Hyperparathyroidismus)
  • Urämie
  • Polyurie‚ Nykturie‚ Polydipsie‚ Oligourie‚ Anurie

Zysten[Bearbeiten]

Polyzystische Nierenerkrankung

Die Ursache der Nierenzysten ist unklar. Die meisten Zysten der Niere sind harmlos und lassen sich leicht im Ultraschall erkennen und kontrollieren. Wenn es sehr viele Zysten sind muß man an eine polyzystische Degeneration denken.

Große Zyste mit Kapselspannungsschmerz oder Druck auf die umliegenden Organe kann man unter sonografischer Sicht abpunktieren.

Bei sehr großen Zysten kann auch eine operative Entfernung durchgeführt werden.

Entzündungen (Nephritis)[Bearbeiten]

Glomerulonephritis[Bearbeiten]

Eine Glomerulonephritis ist eine, meist autoimmune Entzündung der Nierenfilterchen (Glomerula). Sie stellt eine Hauptursache des chronischen, dialysepflichtigen Nierenversagens dar.

Formen[Bearbeiten]

Man unterscheidet primäre und sekundäre Glomerulonephritiden. Während die sekundären Glomerulonephritiden auf eine Erkrankung außerhalb der Nieren zurückzuführen sind, wie zum Beispiel Infektionen, Vergiftungen, Medikamente usw., handelt es sich bei der primären Glomerulonephritis um eine Autoimmunerkrankung, deren Ursachen noch weitgehend unbekannt sind. Kürzlich wurde eine gentische Komponente dieser Erkrankungen beschrieben.

Eine der vielen Unterformen der primären Glomerulonephritis stellt die steroidresistente Glomerulonephritis dar. Hierbei ist die sonst übliche Behandlung mit hohen Cortison-Dosen zur gezielten Bremsung des Immunsystems unwirksam.

Daneben gibt es degenerative Veränderungen der Glomerula bei Systemerkrankungen (Diabetes mellitus, Amyloidose), die wie die Glomerulonephritiden schließlich zu einem bindegewebigen Umbau der Nierenfilterchen mit Funktionsverlust (Glomerulosklerose) führen.

Einteilung Glomerulonephritiden[Bearbeiten]

Chronische Glomerulonephritiden (mit nephrotischem Syndrom):

  • mesangioproliferative Glomerulonephritis
  • membranöse Glomerulonephritis
  • membranoproliferative Glomerulonephritis Typ I, II und III
  • nekrotisierende Glomerulonephritis
  • IgA-Nephritis

Akute Glomerulonephritiden (mit nephritischem Syndrom):

  • Rapid Progressive Glomerulonephritis
  • Postinfektiöse Glomerulonephritis

Symptome[Bearbeiten]

Chronische Glomerulonephritiden äußern sich außer einem Abfall der Nierenleistung im sog. nephrotischen Syndrom. Dieses besteht aus einer großen Eiweißausscheidung (Proteinurie, mehr als 3 g/ Tag), was sich als schäumender Urin äußert und über einen Proteinabfall im Blut zu Ödemen führt, begleitet von erhöhten Blutfetten . Akute Glomerulonephritiden zeigen sich dagegen mehr durch Blut im Urin (Hämaturie) mit Anstieg des Blutdrucks (sog. nephritisches Syndrom). Zur Diagnostik und Beurteilung einer krankhaft vermehrten Eiweißausscheidung vergleiche die website: www.proteinurie.de

Die Untersuchung des Blutserums ergibt entsprechend einen Abfall des Proteins (besonders Albumin: <30 g/L)) sowie eine Erhöhung von Kreatinin und harnpflichtigen Substanzen. Im Urin lassen sich sowohl Eiweiß als auch Blut nachweisen, wobei verformte Erythrozyten ( Zylinder) die Abgrenzung von einer weiter unten im Harntrakt liegenden Blutungsquelle erlauben. Die spezifische Diagnose ist nur durch eine Nierenbiopsie möglich.

Nicht jede Glomerulonephritis führt zu einem nephrotischen Syndrom. Bei circa 30 % der glomerulären Erkrankungen tritt ein nephrotisches Syndrom auf.

Diagnose[Bearbeiten]

Die Diagnose einer Glomerulonephritis erfolgt auf der Basis der Labordiagnostik von Blut und Urin, Sonographie. Eine Nierenbiopsie ist sinnvoll, wenn wahrscheinlich ist, dass sich aus der genauen feingeweblichen Untersuchung therapeutische Konsequenzen ergeben können.

Therapie[Bearbeiten]

Je nach Form der Erkrankung variieren auch die Behandlungsmethoden.

Bei der sekundären Form führt meist die Behandlung der eigentlichen Grunderkrankung zum Erfolg. Bei der primären Glomerulonephritis kommt eine langwierige Behandlung mit immunbremsenden Medikamenten (z. B. Cortison, Ciclosporin) zum Einsatz.

Bakterielle Pyelonephritis und Harnwegsinfekte[Bearbeiten]

Die Unterscheidung einer bakteriellen Pyelonephritis von einem schweren Harnwegsinfekt, der nicht die Nieren betrifft, ist nicht einfach. Deswegen bewährt es sich im allgemeinen Harnwegsinfekte nach dem klinischen Schweregrad und nicht nach der anatomische Lokalisation einzuteilen.

Beim Verdacht einer bakteriellen Pyelonephritis sollte immer ein vorhandener Aufstau oder Rückfluß von Urin in den Harnleiter Beachtung finden, da eine Pyelonephritis ohne Stau oder Reflux selten ist.

Symptome und Beschwerden bei Harnwegsinfekten[Bearbeiten]

Übersicht[Bearbeiten]
  • Manchmal gar keine
  • Fieber, Schüttelfrost
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Schmerzen im Nierenlager
  • Schmerzen im Unterbauch
  • Vermehrtes Wasserlassen
  • Trüber, stinkender Urin

Diagnose von Harnwegsinfekten[Bearbeiten]

  • Geruch, Trübung und Farbe des Urins
  • Blut: CRP, Leukos, Blutkultur
  • erhöhte Körpertemperatur, Fieber, Schüttelfrost
  • Urin: Leukozyten, Bakterien, Nitrit
  • Ultraschall Stau ? Blase ?

Therapie der Harnwegsinfektion[Bearbeiten]

  • Verdoppelung der Trinkmenge
  • Antibiotikum bei Fieber, hohem CRP, Leukos im Urin
  • Abflusshindernisse beseitigen
  • Blasenkatheter wechseln
  • Diabetes behandeln

Die chronische Pyelonephritis[Bearbeiten]

Dieses eher seltene Krankheitsbild wird sehr umfassend auf folgender Website dargestellt:

Nierensteine und Harnleitersteine[Bearbeiten]

Abbildung eines scharfkantigen Nierensteines

Nierensteine sind feste kristallisierte Ablagerungen in den Nieren oder ableitenden Harnwegen. Letztere werden als Harnleiter- und Blasensteine bezeichnet. Eine Ansammlung von vielen kleinen Nierensteinen wird auch „Nierengries“ genannt.

Der medizinische Fachausdruck für die Nierensteinkrankheit ist Nephrolithiasis oder Urolithiasis.

Nierensteine können sich im Nierenbecken bilden, es kann aber auch zu einem Auskristallisieren im Nierengewebe kommen, z. B. bei der Uratniere, bei der die Harnsäure diffus im Nierengewebe auskristallisiert.

Nierensteine machen zunächst keine Beschwerden, wenn sie keinen Aufstau des Harns verursachen.

Am häufigsten sind Nierensteine aus CalciumOxalat. Die Bildung von Nierensteinen kann durch erhöhte Oxalsäurewerte begünstigt werden. Oxalsäure ist in einigen Nahrungsmitteln wie Rhabarber oder Rote Beete aber auch Tomaten, Schokolade und Spinat enthalten.

Nierensteine entstehen vor allem in Zeiten mit vermehrtem Flüssigkeitsbedarf, wie im Sommer.

Häufigkeit[Bearbeiten]

Die Prävalenz von Nierensteinen beträgt ca. 5 %. Das Verhältnis von betroffenen Männern zu Frauen beträgt dabei 7 zu 5. Am häufigsten tritt die Erkrankung zwischen dem 30. und dem 50. Lebensjahr auf. In den Industriestaaten leben ca. 20 % der Männer und ca. 7 % der Frauen mit einem erhöhten Steinrisiko. Ist bereits ein Nierenstein aufgetreten, so beträgt das Risiko eines Rezidivs ca. 60 %.

Einteilung[Bearbeiten]

Am gebräuchlichsten ist die Einteilung der Nierensteine nach ihrer äußeren Form oder ihrer chemischen Zusammensetzung:

  • Klassifikation nach Form:
    • Ventilsteine
    • Hirschgeweihsteine
    • Korallensteine
    • Ausgusssteine
  • Klassifikation nach chemischer Zusammensetzung:
    • Calciumoxalatsteine (ca. 65 %)
    • Harnsäuresteine (ca. 15 %)
    • Magnesiumammoniumphosphatsteine (ca. 11 %)
      • Diese treten vor allem im Zusammenhang mit Infektionen auf und werden daher auch als Infektsteine bezeichnet.
    • Calciumphosphatsteine (ca. 9 %)
    • Cystinsteine (ca. 1 %)
    • Xanthinsteine (ca. 1 %)
Auch Mischformen sind möglich.

Ursachen[Bearbeiten]

Die Entstehung von Nierensteinen ist von vielen Faktoren abhängig, die je nach Zusammensetzung des Steins variieren und noch nicht in allen Einzelheiten geklärt sind.

Auf molekularer Ebene kommt es zu einer Erhöhung der Konzentration von schwerlöslichen Ionen oder anderen Harnbestandteilen bis zur Überschreitung des sogenannten Löslichkeitsprodukts. Dadurch beginnen Salze auszufallen und bilden Kristalle, die je nach Größe die ableitenden Harnwege nicht mehr passieren können und sich ablagern.

Die Erhöhung dieser Harnbestandteile kann durch eine Vielzahl von Begleitumständen bedingt sein. Neben Flüssigkeitsmangel kommen hier vor allem Erkrankungen in Frage, die eine erhöhte Harnkonzentration von Salzen bedingen, unter anderem Hyperparathyreoidismus, Hyperoxalurien, Hyperurikämien (vermehrte Harnsäure, Gicht) oder bestimmte Infektionserkrankungen. Auch eine reichliche Zufuhr von Purin über die Nahrung kann den Harnsäurespiegel erhöhen. Es gibt auch Störungen der Nierenfunktion wie die Tubuläre Azidose, bei denen zuviel Kalziumphosphat ausgeschieden wird.

Anatomische Besonderheiten des Nieren-Harnleitersystems wie Hufeisenniere und ektope Harnleiter, sowie Abstrombehinderungen begünstigen die Steinbildung.

Symptome[Bearbeiten]

Die Einklemmung von Steinen an Engstellen des Harnleiters mit Aufstau des Urins ruft starke, wellenförmige Schmerzen der Flanke hervor (Nierenkolik). In der Regel ist im Urin Blut sichtbar oder laborchemisch nachweisbar. Nach einiger Zeit wird die betroffene Niere geschädigt. Auch Infektionen sind möglich. Kleine Steine (< 4 mm) können auch ohne besondere Beschwerden abgehen.

Untersuchungsmethoden bei Verdacht auf Nierensteine[Bearbeiten]

  • Ultraschall, wobei kleinere Steine dabei leicht übersehen werden können
  • Röntgen-Kontrastdarstellung der Niere und ableitenden Harnwege (sog. i. v.-Pyelogramm) (nicht geeignet zur Darstellung von Urat- und Xanthinsteinen)
  • Untersuchung des Urins (z. B. auf Spuren von Blut)
  • Retrograde Darstellung der Harnwege
  • Endoskopische Verfahren
  • Computertomografie
  • Kernspinresonanz

Am häufigsten werden die Ultraschalluntersuchung, die Urinuntersuchung und das i. v.-Pyelogramm durchgeführt.

Medizinische Bedeutung[Bearbeiten]

Nierensteine können recht groß werden und müssen dann operativ entfernt werden.

Bei dem Versuch des Körpers, die Nierensteine auszuscheiden, treten oft Nierenkoliken auf (Ausnahme: Struvitsteine). Die Steine werden als Fremdkörper durch Muskelkontraktionen der ableitenden Harnwege in Richtung Harnblase geschoben. Dabei müssen sie durch drei Engstellen. Die dabei entstehenden verstärkten Muskelkontraktionen rufen Schmerzen hervor, die als Koliken (Nierenkoliken) bezeichnet werden.

Entfernung von Nierensteinen[Bearbeiten]

Kleine Nierensteine (unter 6 mm) haben eine gute Chance, von selbst die Passage über den Harnleiter zur Harnblase zu schaffen. Reine Urat- und Cystinsteine können oft mittels alkalisierender Medikamente aufgelöst werden. Eine weitere Methode stellt die Schlingenextraktion dar, bei der ein Katheter mit einer Schlinge (Zeißsche Schlinge) über die Harnröhre in den Harnleiter eingeführt wird. Meist verfängt sich der Stein in der Schlinge und durch ein Gewicht wird versucht, ihn schneller aus den Harnwegen zu entfernen.

Perkutane Nephrolitholapaxie (PNL)[Bearbeiten]

Diese Methode kommt vor allem bei größeren Steinen, die ausgeprägte Harnstauungen verursachen, zum Einsatz. Dabei wird durch einen kleinen Hautschnitt ein Endoskop eingeführt, über das anschließend der Stein mit Stoßwellen zertrümmert wird.

Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL)[Bearbeiten]

Die Lithotripsie oder ESWL ist das Zertrümmern der Harnsteine durch Stoßwellen. Hierbei kann meist auf einen stationären Eingriff verzichtet werden. Bei diesem Verfahren wird versucht, mit Hilfe von gebündelten Schallwellen, die auf die betroffene Stelle gerichtet werden, den Fremdkörper ohne einen percutanen Schnitt soweit zu zerkleinern, dass er entweder natürlich oder operativ entfernt werden kann.

Nierensteinzertrümmerer HM1 (1980)

Die Behandlungsmethode wurde 1980 erstmals von Ärzten des Universitätsklinikums Großhadern (München, Deutschland) und Ingenieuren und Technikern der Firma Dornier Systems (Friedrichshafen, Deutschland) erfolgreich durchgeführt. Das verwendete Gerät HM2 („Human Modell 2“) war eine Badewanne, in deren Boden ein Stoßwellengenerator eingelassen war. Der Patient wurde an einer speziellen Liege unter Vollnarkose in die Wanne gebracht. Zur Ortung des Steins dienten zwei Röntgengeräte, deren Zentralstrahlen sich im Fokus des Stosswellengenerators kreuzten und dadurch die präzise dreidimensionale Positionierung des Steins erlaubten. Das Nachfolgemodell der „Dornier-Badewanne“, der Lithotripter HM3, wurde ab 1983 weltweit vertrieben. Bis 1986 exportierte Dornier 122 ESWL-Geräte zu einem Stückpreis von ca. 4 Millionen DM (2,05 Millionen Euro). Einige dieser Geräte sind bis heute in Betrieb. Neuere technische Entwicklungen führten zur Aufgabe der Badewanne zugunsten einer wassergefüllten Kunststoffblase (Koppelbalg). Außerdem hat man bei neueren Geräten die Röntgenkameras durch Ultraschallkameras ersetzt. Etablierte Methoden zur Stoßwellenerzeugung sind elektrohydraulische (Funkenstrecke), elektromagnetische und piezoelektrische Generatoren. Heute werden weltweit mehr als 3.000 Geräte (Lithotripter) eingesetzt, etwa 90 % aller Nierensteine werden in den Industrieländern auf diese schonende Art zertrümmert. 1985 gab es in Westdeutschland rund 16.504 ESWL-Behandlungen.

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fragen[Bearbeiten]

Sollte man Nierensteine die keine Beschwerden machen entfernen lassen oder nicht ?

Nierensteine sind bei Männern häufiger als bei Frauen , Woran liegt das ?

Gutartige Nierentumoren[Bearbeiten]

Diagnose: Nierentumor, gutartig ICD10-Code: D30.0

Angiomyolipom[Bearbeiten]

Im Ultraschall sieht man manchmal kleine helle Knoten in der Nierenrinde. Meist entsprechen diese Knoten einem Angiomylipom. Diese sind gutartig. Man muß die Größe kontrollieren. Ansonsten bedürfen sie keiner Therapie.

Histologisch finden sich in den Angiomyolipomen wie der Name sagt muskelstarke Gefäße und Fettgewebe. Die Tumoren zeigen einen gut abgrenzbaren Rand zum normalen Nierengewebe. Die Wachstumstendenz ist gering. Manchmal kommen Angiomyolipome kombiniert mit der tuberösen Sklerose oder der Angiomyolipomatose der Lymphgefäße vor.

Nierenkrebs[Bearbeiten]

Resektionsbefund eines bösartigen Nierentumors

Nierenkrebs ist relativ selten (1 bis 2 % aller bösartigen Tumoren). Am häufigsten ist das Nierenzellkarzinom (Synonyme: Hypernephrom, Grawitz-Tumor), welches vom Tubulusepithel ausgeht. Es betrifft ca. 9 auf 100.000 Einwohner, wobei Männer dreimal häufiger erkranken als Frauen. Überwiegend tritt das Nierenzellkarzinom im 5. und 6. Lebensjahrzehnt auf.

Risikofaktoren sind hohes Alter, Rauchen, chronische Niereninsuffizienz, langjährige Analgetika- und Diuretikatherapie, Cadmium- und Bleibelastung und angeborene Nierenerkrankungen (Tuberöse Sklerose, Morbus Hippel-Lindau)

Klassifikation[Bearbeiten]

Unter Nierenkrebs im engeren Sinne versteht man bösartige Erkrankungen die dem Funktionsgewebe der Niere (Nierenparenchym) entspringen. Prinzipiell kann an allen Abschnitten eines Nephrons eine maligne Entartung entstehen. Diese Arten von Nierentumoren werden auch als Nierenzellkarzinome (NCC) bezeichnet. Es wird nach dem Ausgangsgewebe, den zytogenetischen Befunden und dem histologischen Bild unterschieden. Am häufigsten findet sich das klarzellige Nierenzellkarzinom. Weiters finden sich das chromophile (papilläre), das chromophobe und am seltensten, das Ductus-Bellini-Karzinom (Sammelrohrkarzinom). Letzteres zeichnet sich durch besondere Aggressivität aus. Tumorzytogenetisch werden chromosomale Aberrationen beschrieben. Die Zellen des klarzelligen Nierenzellkarzinom zeigen beispielsweise sehr bald im Entstehungsprozess einen Fragmentverlust am Chromosom 3.

Klassifikation der epithelialen Neoplasien in der Niere

Karzinomtyp

Wachstumsmuster

Ursprung

Zytogenetik

Klarzellkarzinom

azinös, sarkomatoid

proximaler Tubulus

3p-

chromophiles Karzinom
-basophiler Typ
-eosinophiler Typ

papillär, sarkomatoid

proximaler Tubulus

+7, +17, -Y

chromophobes Karzinom

solid, tubulär, sarkomatoid

Sammeltubulus (kortikal)

Hypodiploidie

onkozytäres Karzinom

Tumornester

Sammeltubulus (kortikal)

-

Ductus-Bellini-Karzinom

papillär, sarkomatoid

Sammeltubulus (medullär)

-


Im weiteren Sinne versteht man unter Nierenkrebs auch bösartige Erkankungen die zwar in der Niere entstehen, nicht jedoch dem Funktionsgewebe der Niere entspringen. Hervorzuheben ist das Nierenbeckenkarzinom (Urothelkarzinom des Nierenbeckens). Dies ist ein Tumor, der dem Übergangsgewebe (Urothel) in den angrenzenden Harnwegen entspringt. Von besonderer Wichtigkeit ist auch das Nephroblastom (Wilms-Tumor). Das ist ein embryonaler Mischtumor, welcher in der Pädiatrie eine bedeutende Rolle spielt. Weitere maligne Prozesse in der Niere können durch Metastasen (Lungenkrebs, Brustkrebs, malignes Melanom) und vereinzelt durch Sarkome verusacht sein.

Symptome[Bearbeiten]

Klarzelliges Nierenkarzinom, sogenanntes Hypernephrom

Die klassische Trias (3 Symptome)

  • Blut im Harn (Hämaturie),
  • Flankenschmerzen und
  • tastbarer Tumor in der Flanke

findet man heute nur noch selten. Wenn der Tumor in die linke Nierenvene einbricht kann sich beim Mann eine symptomatische Varikozele im linken Hoden bilden (1% der Fälle). Weiterhin treten selten paraneoplastische Syndrome auf (durch die Tumorzellen gebildete Hormone, z.B. Renin, Erythropoetin, Parathormon, ACTH). Wie bei den meisten Tumorerkrankungen können Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Fieber und Gewichtsverlust auftreten. 70% der Nierentumore werden zufällig im Rahmen von bildgebenden Untersuchungen (Ultraschall, Computertomographie, usw.) gefunden. Dies hat in den letzten zwei Jahrzehnten auch zu einem so genannten "stage shift" geführt: Es werden immer häufiger kleine nicht symptomatische Tumoren in den Nieren gefunden, die sich somit auch besser behandeln lassen.

Diagnose[Bearbeiten]

Bei der klinischen Untersuchung fallen nur große, fortgeschrittene Tumoren im Bauch auf. Die Laboruntersuchung kann eine durch den Blutverlust über den Urin hervorgerufene Anämie zeigen. Die Sonographie ist der erste Schritt zur genaueren Beurteilung der Niere. Mit ihrer Hilfe können auch Punktionen verdächtiger Raumforderungen in der Niere vorgenommen werden, die dann vom Pathologen histologisch beurteilt werden. Eine i.v.-Urographie ist eine Röntgenaufnahme mit nierengängigem Kontrastmittel, die Aufschlüsse über einen behinderten Harnabfluss geben kann und die Funktion der gesunden Niere beurteilen lässt. Um die Ausbreitung des Tumors (Staging) und damit die Operabilität zu bestimmen, wird eine Computertomographie des Bauches durchgeführt. Mit Röntgenaufnahmen der Brust (Thorax) und ggf. eine Skelettszintigraphie und ein Gehirn-MRT (Kernspin) lassen sich mögliche Fernmetastasen nachweisen. Erwähnenswert ist, dass sich röntgenografisch Metastasen ab 1 cm Durchmesser erfassen lassen, was der Computertomographie eindeutig den Vorzug gibt.

TNM-Klassifikation
T1 Tumor begrenzt auf die Niere und < 7 cm
T2 Tumor begrenzt auf die Niere und > 7 cm
T3 Tumor infiltriert das umliegende Gewebe nicht über die Gerota-Faszie
T3a Tumor infiltriert die Nebenniere oder das perirenales Gewebe
T3b Tumor infiltriert die Nierenvene oder die Vena cava bis unterhalb des Zwerchfells
T3c Tumor infiltriert die Vena cava oberhalb des Zwerchfells
T4 Tumor infiltriert über die Gerota-Faszie hinaus
N0 keine Lymphknotenmetastasen
N1 Metastasen in einem Lymphknoten
N2 Metastasen in mehr als einem Lymphknoten
M0 keine Fernmetastasen
M1 Fernmetastasen

Therapie[Bearbeiten]

Die Therapie der Wahl bei Vorliegen eines nicht metastasierten Nierenzellkarzinoms ist die chirurgische Entfernung des Tumors, wobei Studien gezeigt haben dass die onkologischen Langzeitergebnisse bei nierenerhaltender Entfernung des Nierentumors (wenn operativ möglich und sinnvoll) genauso gut ist wie die radikale Entfernung der Niere. Bei größeren Tumoren (Stadium T1 bis T3) wird die ganze Niere mit Nebenniere, Harnleiter und dem sie umgebende Fettgewebe und Kapsel chirurgisch entfernt. In die Nierenvene und Vena cava gewachsene Tumorzapfen müssen mitreseziert werden, ggf. mit Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine bei Vorwachsen bis in den rechten Herzvorhof. Auch andere Standards sind durch neueste Erkenntnisse in Diskussion:

  • Einzug der laparoskopischen radikalen und nierenerhaltenden Nephrektomie;
  • Ist die Nebennierenentfernung immer notwendig;
  • nierenerhaltende Chirurgie auch bei zwei gesunden Nieren,
  • Minimal Invasive Therapiealternativen (RITA, HIFU, usw.), ...

Das Nierenzellkarzinom entzieht sich weitgehend einer nichtchirurgischen Therapie (Bestrahlung und Chemotherapie sind wenig wirksam). Immunologisch wirksame Substanzen wie Interleukin-2 und Interferon-Alpha zeigen in neueren Studien Behandlungserfolge. Derzeit laufen zudem mehrere erfolgversprechende Studien zu oral verabreichbaren Tyrosinkinaseinhibitoren (Sorafenib von Bayer und Sunitinib von Pfizer).

Prognose ( Lebenserwartung und Verlauf)[Bearbeiten]

5-Jahres-Überlebensrate des Nierenzellkarzinoms insgesamt: ca. 50%

Stadienabhängig:

  • lokal begrenzt (T1-T2, N0, M0): 70-80%
  • lokal fortgeschritten (T3, N0-N2, M0): 20-60%
  • Fernmetastasen (alle T, alle N, M1): <10%

Weblinks[Bearbeiten]

Englisch Renal cell carcinoma