Operation Overlord: Die Situation der Deutschen
Die deutschen Verbände waren über ein relativ breites Gebiet verteilt. Die deutsche Hauptstreitmacht, die eine Invasion zurückschlagen sollte, konzentrierte sich zudem auf das Gebiet beim Pas-de-Calais, da dort die Entfernung von England nach Frankreich am geringsten ist. Diese Vermutungen wurden durch die alliierte Täuschungsoperation, die Operation Fortitude, bestärkt. Die Deutschen vermuteten des weiteren, dass die Alliierten am Tag und bei gutem Wetter angreifen würden, da sie dies bei vorangegangenen alliierten Invasionen beobachtet hatten.
Da für den 5. und am 6. Juni 1944 schlechtes Wetter vorausgesagt worden war, waren viele Generäle abwesend. Einige, wie z.B der Befehlshaber der 7. Armee, Generaloberst Friedrich Dollmann, hielten sich bei Kriegsspielen in Rennes auf. Der Befehlshaber der deutschen Truppen in der Normandie, Generalfeldmarschall Erwin Rommel, besuchte seinerseits am 6. Juni seine Frau in Deutschland, da diese ihren 50. Geburtstag feierte.
Die drei deutschen Infanteriedivisionen in dem Gebiet in dem die Operation Tonga stattfinden sollte, die 352., die 711. und die 716. Deutsche Infanteriedivision, stellten keine allzu große Gefahr für die 6. Britische Luftlandedivision dar. Die gut ausgerüstete 12. SS-Panzerdivision "Hitlerjugend", unter dem Befehl von SS-Brigadeführer Fritz de Witt, und die 21. Deutsche Panzerdivision, die seit dem 8. Mai 1944 von Generalleutnant Edgar Feuchtinger befehligt wurde, könnten - beide verfügten über jeweils ca. 20.000 Soldaten - den Erfolg der Operation jedoch verhindern. Die 12. SS-Panzerdivision "Hitlerjugend", die überwiegend aus höchstens 17 Jahre alten Mitgliedern der Hitlerjugend bestand, konnte in ungefähr 12 Stunden das von der Operation Tonga betroffenen Gebiet erreichen. Die 21. Deutsche Panzerdivision lag südlich der Stadt Caen und war deshalb eine große Gefahr für die Alliierten.
Die Kommandostruktur der Deutschen
[Bearbeiten]Nachdem Adolf Hitler am 23.März.1942 die Führerweisung Nr.40 ausgegeben hatte, in welchem der Bau von Befestigungsanlagen entlang der Küsten der besetzten Ländern festgelegt wurde, wurde Gerd von Rundstedt zum Oberbefehlshaber West gemacht. Infolge der Landung der Alliierten auf Sizilien wurde Erwin Rommel, genannt der Wüstenfuchs, am 1. Januar zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B ernannt. Zwischen Erwin Rommel und von Rundstedt kam es rasch zu Streitigkeiten bezüglich der Frage, wie die Küste am besten zu verteidigen sei. Von Rundstedt wollte mit starken, mobilen und voll fronttauglichen Divisionen einen Landekopf der Alliierten mithilfe von Panzerdivisionen zerschlagen. 6 Divisionen standen zum Angriff auf den Landekopf bei Paris bereit. Von Rundstedt hatte jedoch nur Erfahrung an der Ostfront und hatte nie gegen die Amerikaner oder Briten gekämpft. Rommel dagegen besaß eine enorme Erfahrung im Kampf gegen die westlichen Alliierten. Im Gegensatz zu den Russen, die eine enorme Zahl an Soldaten mit mangelhafter Ausrüstung und Ausbildung ins Feld schickten, waren die Soldaten der westlichen Alliierten gut ausgebildet und ausgerüstet. Auch waren die Amerikaner in der Lage, enorme Mengen an Material ins Feld zu führen. Insbesondere die massive Artillerieunterstützung der Alliierten würde das Eingreifen der mobilen Truppen enorm verzögern und große Mengen Material kosten. Rommel trieb daher den Ausbau des Atlantikwalls massiv voran. Nachdem der Streit zwischen von Rundstedt und Rommel immer mehr eskalierte, mischte Hitler sich ein und schlug vor, die Panzerreserve bei Paris unter dem Kommando von Geyr von Schweppenberg unter sein Kommando zu stellen. Hierdurch kam eine weitere Kommandoebene hinzu.