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Pilzanbau



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Grundlagen des Pilzanbaus

Pilzanbau im Haus - eine Einführung

Um Pilze im Hause zu kultivieren, werden zunächst Sporen gekeimt. Diese wachsen zu dikariotem Pilzmyzel heran und bilden den eigentlichen Fruchtkörper des Pilzes. Myzelkulturen werden üblicherweise in Petrischalen mit einem auf Agar-Agar-basiertem Nährmedium angelegt.

Unkontaminiertes Myzel (d.h. ohne Fremdkeime) kann danach auf größere Mengen Nährsubstrat (z.B. Getreide) übertragen werden, in welchem sich der Pilz in Form eines Myzelgeflechts ausbreitet. Ist das Substrat vollständig besiedelt, so spricht man von Brut beziehungsweise Getreidebrut. Diese Brut kann nun entweder zum Beimpfen von noch mehr Nährsubstrat verwendet werden (Strohballen / Pilzbeete mit Holz) oder zur Bildung von Fruchtkörpern (umgangssprachlich Pilze) angeregt werden. Dazu wird die Getreidebrut meist in einem geeigneten Gefäß mit Erde abgedeckt. Wenn das Pilzmyzel die Deckerde durchwachsen hat, bildet es am Licht bei passender Wärme und Luftfeuchtigkeit Fruchtkörper aus, um zum Zwecke des Fortbestands ihrer Art Sporen abzugeben.

Sauberes Arbeiten

Bei der Besiedelung eines neuen Substrats haben die wenigsten Edelpilze eine Chance gegen allgegenwärtige Bakterien, Hefen und Schimmelpilzsporen. Aus diesem Grund ist es bei der Pilzzucht notwendig, sauber, d.h. keimfrei, zu arbeiten. Um die Werkzeuge und Substrate keimfrei zu machen, bieten sich dem Hobbymykologen verschiedene Möglichkeiten an, die im Folgenden beschrieben werden.

Sterilisieren im Dampfdruckkochtopf / Schnellkochtopf

Krankenhäuser und Labore verfügen über Autoklaven, spezielle Druckkessel, in denen der Inhalt mittels Hitze und Druck sterilisiert wird. Dieser industrielle Standard ist für Hobbyzüchter oft nicht verfügbar, jedoch kann ein Dampfdruckkochtopf oder Schnellkochtopf genauso zum Sterilisieren verwendet werden.

Ein Dampfdruckkochtopf kann für weit unter 100 € erstanden werden. Oft werden gebrauchte Schnellkochtöpfe für um die 20 € angeboten. Ein Dampfdruckkochtopf aus einer billigen Legierung funktioniert dabei genauso wie einer aus glänzendem Edelstahl. Besonders mit Substrat gefüllte Schraubgläser gehen gerne zu Bruch, wenn sie direkten Kontakt zum Boden haben und deswegen stärkeren Temperaturschwankungen ausgesetzt sind; ein Einsatz aus Blech, um das zu sterilisierende Gut vom extrem heißen Topfboden zu isolieren, ist deshalb von Vorteil. Ein alter Baumwolllappen kann auch als Isolierung herhalten.

Verwendung eines Dampfdruckkochtopfes:

  • Immer die Gebrauchsanweisungen des benutzten Dampfdruckkochtopfes beachten
  • Dampfdruckkochtopf auf die Herdplatte setzen.
  • Einen halben bis einen Liter Wasser in den Dampfdruckkochtopf füllen. Das Wasser kann vorher mit einem Wasserkocher auf Temperatur gebracht werden.
  • Boden mittels Blecheinsatz oder Lappen vom zu sterilisierenden Inhalt isolieren.
  • Topf befüllen mit dem, was man sterilisieren will: Substratgläser (nicht luftdicht verschlossen!), Petrischalen, Spritzen, Werkzeuge.
  • Deckel, Gummi und Ventile überprüfen und bei problemloser Funktion mit dem Deckel den Topf verschließen.
  • Herdplatte einschalten (höchste Stufe).
  • Nachdem der Druck aufgebaut ist und das Überdruckventil den Überdruck ablässt, kann die Energiezufuhr auf 5/6 gedrosselt werden. Die Wasserkochstufe (4/6) reicht nicht aus, um den Druck aufrecht zu erhalten.
  • Jetzt wird die Zeit genommen. Substratgläser brauchen etwa 45 Minuten, Petrischalen nur 10-20 Minuten.
  • Nachdem die entsprechende Zeit abgelaufen ist, wird die Energiezufuhr eingestellt (Herdplatte abstellen). Der Topf bleibt unangetastet auf der Herdplatte, bis er nicht mehr warm ist.

Schritte des Pilzanbaus

  • Sporen keimen (Agar)
  • Stamm selektieren (Agar → Agar)
  • Myzel vermehren (Agar → Agar)
    • bzw. Impfspritze herstellen (Agar → Flüssigmedium)
  • Substrat beimpfen (Agar → Substrat oder Flüssigmedium → Substrat)
  • eventuell bulken (Substrat → Bulkmedium)
  • Fruchtung und Ernte
  • Sporen sammeln

Kontaminationen

Unter Kontamination versteht man im Pilzanbau die Besiedlung des Substrats mit unerwünschten Organismen. Darunter fallen neben Bakterien vor allem niedere Pilze wie Schimmelpilze und Hefen. Kontaminationen sind der ewige Gegenspieler eines Hobby-Pilzanbauers, da sie den Nährboden meist schneller besiedeln als höhere Kulturpilze. Kontaminierte Pilzkulturen werden sofort entsorgt, da sie mit ihren unzähligen Sporen (Schimmelpilze) andere Kulturen sowie die Raumluft verunreinigen können.

Farbige Veränderungen lassen fast immer auf Schimmelpilzbefall schließen. Eine Ausnahme bildet ein leichter Gelbstich, der in der Regel aufgrund eines normalen Stoffwechselproduktes des Myzels entsteht. Dieses ist in kleinen Mengen jedoch nicht gefährlich für das Substrat (bildet aber einen guten Nährboden für Bakterien). Andere Arten von Kontamination sind vor allem für Anfänger weitaus schwieriger zu erkennen. Hier ist z.B. eine vorsichtige Riechprobe angeraten - ein kontaminiertes Substrat verströmt bei mancherlei Befall einen äußerst unangenehmen Geruch. Sollte das Substrat jedoch neutral riechen, so ist dies andererseits noch keine Garantie für ein gesundes Substrat.

Ein vollständig besiedeltes Substrat ist relativ unempfindlich gegenüber Kontaminationen. Auch spielen Pilzart und -stamm eine wichtige Rolle, da diese den Nährboden unterschiedlich schnell besiedeln und so den Antagonisten (Bakterien, Schimmelpilze, Hefen) ggf. zuvorkommen können.

Der Ort der Kontamination lässt häufig auf den Fehler bei der Sterilisation schließen. Ist etwa der gesamte Nährboden infiziert, so war in der Regel der Sterilisationsprozess zu kurz. Ist nur die Lage in Filternähe befallen, so sollte das Filtersystem überdacht werden, und ist ggf. die Einstichstelle kontaminiert, so war die Impfspritze nicht ausreichend steril.


Anbau mit Petrischalen

Motivation

Das primäre Interesse bei der Kultivierung in Petrischalen ist nicht die eigentliche Fruchtung, sondern vielmehr die kontrollierte Keimung von Sporen, Isolation besonders geeigneter Stämme und weitere Vermehrung des Myzelgeflechts. Unterschiedliche Stämme, welche sich aus keimenden Sporen praktisch immer bilden, können isoliert werden und jene, welche dem Pilzbauern für die erfolgreiche Zucht als besonders geeignet erscheinen, auf einem eigenen Nährboden übertragen werden. Die so selektierten Stämme können schließlich in einem geeigneten Substrat zur Fruchtung gebracht werden oder bei kühlen Temperaturen gelagert werden.

Das Pilzmyzel wächst in der Petrischale auf und in einem geleeartigen (oder flüssigen) sterilen Nährmedium welches vor einer etwaigen Verfestigung in die Petrischalen gegossen wird. Als Geliermittel dient dabei in aller Regel Agar-Agar, ein Algenextrakt ähnlich der besser bekannten Gelatine. Da Agar-Agar praktisch unverdaulich ist, bedarf es für das Myzelwachstum einer Nährstoffquelle. Diese wird dem Agar-Agar in unterschiedlichen Formen beigemengt. Besonders beliebt ist hier ein zuckerreicher Gerstenmalz-Extrakt (kurz: Malzextrakt).

Weitere Zusatzstoffe sind etwa Peptide und Aminosäuren (Pepton) zur Wachstumsbeschleunigung, als auch Antibiotika.

Theorie und Materialien

Petrischalen

Im Handel werden unterschiedliche Formen von Petrischalen angeboten, besonders beliebt sind

Material Kosten Wiederverwendbarkeit UV-Durchlässigkeit UV-Beständigkeit Temperaturstabilität
Normalglas günstig häufig schlecht sehr gut gut
Borosilikatglas relativ teuer sehr häufig schlecht sehr gut sehr gut
Quarzglas extrem teuer sehr häufig gut sehr gut sehr gut
Polystyrol sehr günstig sehr wenig gut sehr schlecht schlecht, bis etwa 70 °C
Polyethylen sehr günstig wenig gut schlecht schlecht, bis etwa 80 °C

Vor allem jene Petrischalen aus Kunststoff sind häufig bereits steril verpackt und können mit Fertignährböden erworben werden. Zu beziehen sind die gelisteten Petrischalen etwa aus Apotheken oder einem Fachhandel für Laborbedarf.

Agar

Agar, auch Agar-Agar, ist ein Polysaccharid, das in den Zellwänden einiger roter Algen vorkommt. Dieses wird durch thermische Behandlung (kochen) aus den Zellen extrahiert und anschließend gereinigt. Wenn Agar in kochendem Wasser aufgelöst wird und abkühlt, bildet es bei etwa 45 °C ein Gel. Wieder erhitzt verflüssigt es bei etwa 95 °C. Es ähnelt daher der Gelatine ist jedoch für die meisten Mikroorganismen selbst unverdaulich und thermisch stabiler.

Agar wird in vielen Bereichen der Lebensmittelindustrie eingesetzt, z.B als veganes Geliermittel. Der Hauptverwendungszweck liegt jedoch in der Mikrobiologie, und hier der Herstellung entsprechender Nährböden.

Angeboten wird es z.B. in asiatischen Lebensmittelläden, Reformhäusern, gut sortierten Supermärkten und natürlich von diversen Online-Händlern.

Agar dient als Trägermaterial für Nährstoffe. Die Nährstoffe (Agar selbst ist unverdaulich) bilden zusammen mit dem Agar eine flache, zweidimensionale Kultivierungsebene worauf das Pilzmyzelium wächst. Agar kann nicht durch Gelatine ersetzt werden, da Gelatine verdaulich ist und nicht mehr geliert, nachdem sie sterilisiert wurde.

Sterilisation

Um gezielt mit definierten Mikroorganismen wie Pilzen arbeiten zu können, muss sichergestellt werden, dass keine unerwünschten Keime wie Bakterien, Viren, Hefen oder Schimmelsporen im Substrat enthalten sind. Andernfalls wird das bereitgestellte Nährmedium von den meist schneller wachsenden Kontaminanten noch vor dem zu kultiviernden Pilz besiedelt.

Nicht nur steht der Pilz somit im Wettbewerb um das Nahrungsangebot, auch sondern diese häufig gefährliche Stoffwechselprodukte ab, etwa die mitunter hochgiftigen w:Mykotoxine bei Schimmelpilzen. Die uns bekannten Speisepilze wiederum sind bekannt dafür, allerlei schädliche Stoffe aus der Umgebung aufzunehmen und anzusammeln. Zu beobachten ist dies etwa bei Wildpilzen. Hier finden sich auch heute noch, über 30 Jahre nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl, erhebliche radioaktive Rückstände.

Neben pathogenen Mikroorganismen bilden aber auch Speisepilze wie das Stockschwämmchen Sporen aus, die nach intensivem Einatmen zu einer allergischen Reaktion führen können.

Zur Keimreduzierung im Nährmedium gibt es verschiedene Sterilisationsverfahren. Hitzestabile Substrate werden gewöhnlich unter Dampf mit Überdruck von 1,03 bar bei 121° C autoklaviert. Dazu kann ein Autoklav oder ersatzweise ein Schnellkochtopf genutzt werden. Feuchte- und druckempfindliche Stoffe und Geräte können bei höheren Temperaturen und längerer Sterilisationsdauer in Öfen trocken sterilisiert werden (z.B. 4 Stunden bei 160° C). Sterilfilter mit Porengrößen von 0,2 µm Durchmesser kommen zum Einsatz, wenn Lösungen mit hitzelabilen Bestandteilen steril filtriert werden müssen. Hitzeempfindliche Gegenstände können chemisch zum Beispiel unter Einsatz starker Säuren und Laugen oder durch ionisierende Gammastrahlung oder auch UV-C Strahlung sterilisiert werden.

Neben vegetativen Zellen unerwünschter Mikroorganismen werden bei der thermischen Sterilisation auch deren Dauerformen abgetötet. Dabei dauert die Reduktion lebensfähiger Sporen bei 121 °C etwa eine Minute. Bei thermischen Sterilisationsverfahren muss jedoch eingeplant werden, dass ein größeres Volumen an Substrat eine längere Sterilisationsdauer benötigt, um die erforderliche Kerntemperatur zu erreichen.

Sauberkeit

Beim Arbeiten mit Petrischalen ist eine saubere Arbeitsweise oberstes Gebot. Zu Beginn sollte der Arbeitsplatz gründlich mit Flächendesinfektionsmittel (Meliseptol, Sagrotan) gereinigt werden und die Umgebungsluft sollte keine Fremdsporen oder Keime enthalten. Zur Keimreduzierung der Umgebungsluft empfiehlt sich die Anschaffung eines Schwebstofffilters (HEPA-Filter) oder der Bau einer Impfbox.

Praxis

Agar-Rezepte

Petrischale mit Auster-Myzel (weiß), kontaminiert mit einem Schimmelpilz (grau) und Bakterien (verteilt)

So wie es verschiedene Pilzarten gibt, gibt es auch verschiedene Rezepte für Nährböden. In diesem Kapitel sollen daher praxistaugliche und erprobte Rezepte gesammelt werden.

Grundrezept

In allen folgenden Rezepten müssen die Zutaten um folgendes Grundrezept ergänzt werden, sofern nicht bereits vorhanden

  • 1000 ml Wasser (bevorzugt destilliert)
  • 10-20 g Agar (je nach gewünschter Festigkeit, geringere Mengen begünstigen ein schnelleres Wachstum des Myzels)

Die Zutaten werden schließlich zusammengegeben und ggf. püriert, anschließend einige Minuten aufgekocht so dass der Agar sich beim Abkühlen verfestigt (Agar muss einmal erhitzt werden um seine gelierende Eigenschaft zu entfalten).

Antibiotische Zusätze

Bei Bedarf kann bei der Zubereitung auf Antbiotika zurückgegriffen werden. Zur Hemmung bakteriellen Befalls eignen sich unterschiedliche Arten, vor allem jene, die autoklavierbar sind. Es folgt daher eine Auflistung typischer (alternativer) Antibiotika und deren Konzentration, sofern bekannt

  • Gentamyzinsulfat (Reinheit 60-70 %) 0.1 g/L[1], 0.05 g/L[2]
  • Kanamyzinsulfat 0.02 g/L[3]
  • Chlorampenicol 0.1 g/L[4]

Kombinationen und Konzentationen variieren je nach Einsatzzweck. Antibiotika werden v.a. dann genutzt, wenn sterile Arbeitsbedingungen nicht eingehalten werden können, bzw. u.U. bereits kontaminierte Proben isoliert bzw. vermehrt werden sollen. Die meisten, wenn nicht alle wirksamen Antibiotika unterstehen dem Arzneimittelgesetz und sind daher in Reinform schwer zu beziehen. Im Handel werden jedoch bereits fertige Agarmischungen mit antibiotischen Zusätzen und fertige Agarplatten angeboten.

Antibiotika stehen im Verdacht auch in den Zellstrukturen höherer Lebewesen oxidativen Stress auszulösen, welcher wiederum mutagen wirkt. Eine anhaltende Antibiotikatherapie könnte daher, laut aktuellen Forschungen[5], möglicherweise auch für das Auftreten gewisser Krebsarten in Säugetieren mitverantwortlich sein. Im Reich der Pilze mag ein dauerhafter Einsatz von Antibiotika daher etwa zu missgebildeten Fruchtkörpern führen.

Nährstoff-Zusätze

Hundefutter
Hundefutter-Agar

Guter Nährboden für viele Pilzarten, dessen Zutaten leicht zu besorgen sind.

  • 30 g Hundetrockenfutter
Malzextrakt (MEA) nach P. Stamets und J.S. Chilton
MEA Agar nach Stamets

Bewährter Nährboden, der Kontaminationen schnell erkennen lässt.

  • 20 g Malzextrakt (zu bevorzugen ist heller, pulverförmiger Malzextrakt wie es für die Bierherstellung genutzt wird)
  • 2 g Hefe (Trockenhefe und Hefeextrakt sind ebenfalls möglich)
  • 5 g gemahlenes Roggenkorn (optional)
  • 5 g Pepton oder Neopepton (optional)
Kartoffeln
Kartoffelagar

Wurde früher oft verwendet, gilt bei Stamets (neben MEA) als zu bevorzugender Agar

  • gefilterter Sud von 300 g Kartoffeln, in Scheiben geschnitten und gekocht für 1 Stunde in 1000 ml Liter Wasser
  • 10 g Dextrose Zucker
  • 2 g Hefe (optional, Trockenhefe und Hefeextrakt sind ebenfalls möglich)

Befüllen der Petrischalen

Der Nährboden kann vor oder nach einer Dampf-Sterilisation in die Petrischalen überführt werden. Letztere Arbeitsmethode wird zumeist in mikrobiologischen Laboren genutzt, in denen eine keimfreie Umgebung durch den Einsatz von Luftfiltern oder sterilen Werkbanken garantiert werden kann.

Die Petrischalen werden mit etwa zwei bis sechs mm Agar-Medium gefüllt, je nach Höhe der Schale und Sterilisationsmethode. Es ist hier besonders auf eine koordinierte Arbeitsmethode zu achten, da am Rand der Schale herunterlaufender Agar später zu einer Kontaminationensbrücke werden kann. Besonders wichtig ist weiterhin, dass die Petrischalen nicht zu hoch befüllt werden, da das Medium bei einer nachträglichen Sterilisation wieder verflüssigt werden und unter Umständen über den Rand kochen kann.

Lässt man den Agar nach dem Befüllen der Petrischalen abkühlen und fest werden, wird die Wahrscheinlichkeit, etwas beim Transport in den Autoklaven oder Dampfdruckkochtopf zu verschütten, verringert.

Werden Petrischalen erst nach der Sterilisation gegossen, kann das noch warme Nährmedium nach Entnahme aus dem Autoklaven / Dampfdruckkochtopf im Wasserbad bei 55 °C zwischengelagert werden. In keimfreier Umgebung (etwa vor einem Schwebstofffilter, auch HEPA genannt) wird das Sterilisationsgefäß geöffnet und der Glasrand kurz abgeflammt. Beim Turmguss-Verfahren werden sterile Petrischalen übereinander zu einem Turm gestapelt und beginnend mit der untersten Petrischale gegossen. Dabei wird der gesamte Turm an Petrischalen zusammen mit dem Deckel der untersten Schale wenige Zentimeter angehoben, befüllt und auf gleiche Weise mit der nächsten Schale fortgefahren. Aufgrund des noch warmen Nährmediums in der darüberliegenden Petrischale wird Kondenswasserbildung stark reduziert.

Kondenswasser in Petrischalen

Gelegentlich sammelt sich nach der Sterilisation Kondenswasser auf dem Nährboden. Um das Besiedeln des Nährbodens zu erleichtern, können die Petrischalen auf dem Kopf gelagert werden, damit sich angefallenes Kondenswasser im Deckel sammelt. Kondensation kann vermieden werden, indem man nach dem Gießen des Agars die Petrischalen erst vollständig abkühlen lässt, bevor man den Deckel auf die Schalen legt. Mit längerer Expositionszeit steigt jedoch die Kontaminationsgefahr. Alternativ kann man den beschlagenen Deckel - nach dem Abkühlen - durch einen zweiten, sterilen Deckel austauschen und somit die Expositionszeit minimieren und dennoch das Kondenswasser entfernen.

Eine weitere, aber hocheffektive, Möglichkeit das Kondenswasser zu entfernen ohne die Petrischale zu öffnen, ist folgende: Die geschlossene Petrischale wird, etwa im Backofen, soweit erhitzt bis der Agar verflüssigt. Die Petrischale wird entnommen und der Deckel der immer noch verschlossenen Petrischale wird von außen mit einem Heißluftfön soweit erhitzt bis er komplett wasserfrei ist. Im folgenden Schritt muss nun erreicht werden, dass der Boden der Petrischalen schneller abkühlt als der Deckel. So kondensiert das Wasser am Agar und erstarrt mit ihm.

Der Temperaturunterschied zwischen Deckel und Agar sollte immer minimal sein, gerade so, dass am Deckel kein Wasser mehr kondensiert. Langsam wird die Temperatur verringert (aber der Temperaturunterschied muss erhalten bleiben) bis schließlich der Agar erstarrt. Ist der Temperaturunterschied zu hoch, so wird die Luft in der Nähe des Deckels mehr Wasser aufnehmen und schließlich wieder kondensieren.

Der Boden der Schale kann etwa mit einem Peltier-Element abgekühlt werden.

Sterilisation der Petrischalen

Das Nährmedium sollte für mindestens 20 Minuten im Dampfdruckkochtopf / Autoklaven sterilisiert werden. Die Zeit zählt dabei ab dem Erreichen der Sterilisationstemperatur im Innern des Kulturmediums und frühestens erst dann, wenn der Druckanzeiger die gewünschte Stufe (je nach Topf, meist Stufe 2) anzeigt.

Beim Abkühlen ist zu beachten, dass der Topf langsam abgekühlt wird und der Druck nicht abgelassen wird. Andernfalls kann es zum Siedeverzug kommen. Bereits in Petrischalen gegossenes Medium kocht in diesem Fall mitunter über und verunreinigt die Kulturgefäße äußerlich, sodass ein keimfreies Arbeiten nicht mehr möglich ist.

Beimpfen der Petrischalen

Beimpfen mit Sporen

Sporenkeimung auf Kartoffel-Agar, etwa sieben Tage alt

Im Normalfall werden zum Beimpfen der Petrischalen Sporen von einem Sporenabdruck genommen. Es ist aber auch möglich, die Sporen direkt aus dem Hut eines getrockneten Pilzes zu verwenden. In beiden Fällen werden dabei die Sporen mit einer Präpariernadel vom Sporenträger in die vorbereiteten Petrischalen übertragen. Hierzu wird die Präpariernadel in einer Flamme erhitzt und somit sterilisiert. Zum Erhitzen kann ein Spiritusbrenner oder einfach ein Feuerzeug verwendet werden. Der Vorteil des Spiritus ist, dass die Präpariernadel nicht verrußt. Wird in einer Impfbox gearbeitet, so muss das Werkzeug außerhalb der Box ausgeglüht werden, um etwaig angesammelte brennbare, eventuell auch explosive Dämpfe des Desinfektionsmittels in der Impfbox nicht zu entzünden.

Übertragen der Sporen

Ist die Nadel erhitzt, wird sie im Agar der zu beimpfenden Petrischale abgekühlt. Somit werden Sporen bei der Berührung nicht abgetötet und haften durch den feuchten Agar gut an der Nadel. Die Sporen werden nun im Agar abgestreift. Wichtig ist, dass schnell gearbeitet wird, um die Expositionszeit des Kulturmediums mit etwaig kontaminierter Umgebungsluft gering zu halten. Um Luftverwirbelungen mit Kontaminationen zu vermeiden, sollten keine hektischen Bewegungen ausgeführt werden. Durch Tröpfcheninfektion beim Sprechen können Keime aus der Mundhöhle in einem Bereich von 2 Metern verteilt werden, weshalb ein Mundschutz vorteilhaft sein kann. Sollte keine Impfbox vorhanden sein, in der gearbeitet werden kann, so empfiehlt es sich, in unmittelbarer Umgebung eines Bunsenbrenners mit voll geöffneter Luftzufuhr zu arbeiten. In nächster Umgebung einer offenen Flamme herrscht ein steriler Bereich.

Stamm selektieren
Verschiedene Pilzstämme in Petrischalen

Wenn mit Sporen gearbeitet wird, so entstehen bei der Keimung praktisch immer mehrere neue Stämme, selbst wenn die Sporen alle von einem Fruchtkörper abstammen. Dazu müssen zwei genetisch unterschiedliche Sporen keimen und schließlich zusammenwachsen. Da bei der Impfung etliche Sporen übertragen werden, ist davon auszugehen, dass auch mehrere neue Stämme entstehen. Diese Stämme sind aber oft nicht kompatibel, können nicht miteinander verwachsen und kämpfen daher um Nährstoffe. An der Stelle, an der die Stämme aufeinander treffen, stirbt das Myzel ab und/oder bildet eine Art Schutzschicht aus verstärkten Hyphen gegen den anderen Stamm.

Für homogene Ergebnisse sollte man nun einen reinen Stamm selektieren, der sich durch starken rhizomorphen Wuchs auszeichnet. Rhizomorphes Myzel erinnert in der Erscheinung an die Wurzeln von Pflanzen und ist weniger stark verzweigt als flauschiges Myzel - welches im Allgemeinen zu Ertragsdepressionen führt oder eine Fruchtung ganz verhindert (auch bekannt als "schwimmendes" Myzel). Mit nur einem Stamm zu arbeiten hat den Vorteil, dass später das komplette Substrat von nur einem Stamm durchwachsen und genutzt wird.

Man entnimmt daher, in steriler Umgebung, einen Teil des rhizomorphen Myzels aus der Petrischale und impft damit ein neues Nährmedium (siehe entsprechendes Kapitel). Dies wiederholt man solange, bis in der Petrischale nur noch ein gleichmäßiger rhizomorpher Wuchs ohne "Sektoren" zu erkennen ist.

Es sei noch angemerkt, dass nicht jeder Stamm, der ein schönes rhizomorphes und gleichmäßiges Wachstum zeigt, auch zwingend fruchtungsfähig ist (für weitere Informationen lese man das Kapitel "Biologische Grundlagen" mit Augenmerk auf die Begriffe Monokaryon bzw. unfruchtbare Stämme). Es empfiehlt sich daher u. U., das durchwachsene Medium durch Licht, Temperatur und Luftfeuchte zu stimulieren und die Fruchtungsfähigkeit zu verifizieren. In der Regel, v.a. bei geklontem Myzel oder Myzel aus Sporen, ist dies aber nicht nötig.

Beimpfen mit Myzel

Hat man aus Sporen Myzel gewonnen und will dieses vermehren, oder möchte man Myzel von einer kontaminierten Petrischale isolieren, wird Myzel von einer zur anderen Petrischale übertragen.

Dazu wird mit einer Präpariernadel oder einem Skalpell ein Stück Myzel aus einer Petrischale herausgeschnitten und in der anderen Schale abgelegt. Das Myzelstück sollte möglichst mittig platziert werden, da das Wachstum kreisförmig (radial) verläuft. Auch hier ist sauberes Arbeiten wieder sehr wichtig. Optional kann hier mit Wasserstoffperoxid gearbeitet werden, um das Myzelstück von frischen Schimmelsporen und Bakterien aus der Luft zu reinigen. Dazu legt man das Myzel für z.B. 30 Sekunden in eine dreiprozentige Lösung. Wasserstoffperoxid greift Schimmelsporen und Bakterien an und zerstört sie durch Oxidation. Das Myzel kann sich jedoch zeitweise schützen.

Klonen

Klonen eines Champignon

Das Klonen von Pilzen ist eine gute Methode, um Myzel zu gewinnen. Myzel kann direkt aus einem gesunden Fruchtkörper entnommen werden, statt es aufwändig aus einem Sporenabdruck zu isolieren. Indem man die gewünschte Pilzart im Supermarkt erwirbt oder sie beim Sammeln erntet und anschließend klont, kann man günstig schnellwüchsige und kräftige Stämme erwerben.

Zum Klonen wird ein Fruchtkörper unter keimfreien Bedingungen der Länge nach auseinander gerissen. Mit einem sterilisierten Skalpell oder einer Präpariernadel wird eine kleine Menge Myzel aus dem Inneren entnommen und auf bzw. in das Kulturmedium überführt. Da Fremdsporen und Keime an der Oberfläche des Fruchtkörpers anhaften können, sollte vorsichtig gearbeitet werden. Zusätzlich kann der Fruchtkörper des Pilzes mit Wasserstoffperoxid-Lösung behandelt werden.

Alternativ lassen sich Pilze auch auf unbehandelter Wellpappe klonen. Hierzu wird ein Stück aus dem Inneren des möglichst frischen Pilzes geschnitten und zwischen zwei Wellpappe-Schichten gelegt. Dieses "Sandwich" gibt man dann in ein sterilisiertes/pasteurisiertes Glasgefäß. Nach zwei Tagen sollte das Myzel damit beginnen, die Pappe zu durchwachsen. Nach etwa einer Woche ist die Pappe komplett besiedelt. Diese Technik funktioniert mit fast allen Holz und Stroh besiedelnden Arten.

Petrischalen versiegeln

Nach der Arbeit mit Petrischalen (impfen/klonen) müssen diese gegen Kontaminanten (Sporen/Bakterien) aus der umgebenden Luft geschützt werden. Dies geschieht am einfachsten mit Polyethylen-Frischhaltefolie (PE-Folie). PE-Folienrollen aus der Haushaltsabteilung können mit einem scharfen Messer in fünf Zentimeter breite Stücke geschnitten werden und eignen sich bestens zum Umwickeln der Petrischalen. Etwa fünf Lagen (lieber eine Lage zuviel als eine zuwenig) stramm um die geschlossene Petrischale wickeln, sodass der Spalt zwischen Schale und Deckel komplett bedeckt und geschützt ist. So versiegelt kann die Petrischale ohne Sorgen transportiert oder eingelagert werden. Die Profis benutzen zur Versiegelung Parafilm, da dieser einen optimalen Luftaustausch ermöglicht und gleichzeitig vor Kontaminationen schützt.

Einlagern

Pilzmyzel in einer Petrischale kann man gut über mehrere Monate aufbewahren, indem man die versiegelte Petrischale im Kühlschrank bei zwei bis vier °C einlagert. Da die meisten Pilze ihr Wachstum und ihren Stoffwechsel bei so geringen Temperaturen auf ein Minimum reduzieren, können sie so bis zu 18 Monate unbeschadet überstehen. Der Pilz kann die Petrischale nicht verlassen und auch keine Sporen abgeben.

Alternative Techniken

Sterilisation mittels UV-C

Petrischalen aus PE- oder PS-Kunststoff sind, im Gegensatz zu solchen aus Glas (ausgeschlossen z.B. Quarzglas), zu großen Teilen UV-durchlässig. Zwar können diese nicht im Autoklaven bzw. Dampfdruckkochtopf sterilisiert werden, jedoch erlaubt diese UV-Durchlässigkeit die Sterilisation mittels kurzweiligem Licht (200 bis 300 nm).

Die im Ofen vorgewärmten Petrischalen (etwa 40-50 °C, zur Vermeidung von Kondenswasser) werden mit einer dünnen Schicht hellem und nicht mehr kochendem Agar befüllt. Die Schalen werden versiegelt und mit einer geeigneten UV-C Quelle beleuchtet (z.B 30 Minuten bei 14 Watt). Die Prozedur wird am nächsten Tag wiederholt, um verbliebene und nun gekeimte Pathogene zu zerstören.

Die Petrischalen können jetzt jederzeit beimpft werden. Dabei sollte das Spendermyzel in das Nährmedium eingedrückt werden und die zweistufige Sterilisation wiederholt werden.

Wenn Impfung und Petrischalen-Vorbereitung zeitlich nah beieinander liegen, kann bei der Vorbereitung auf die Bestrahlung verzichtet werden, da nach der Impfung ohnehin erneut bestrahlt wird. Bitte auch hier den Tagesabstand einhalten, um den etwaigen Kontaminanten die Möglichkeit einzuräumen, aus ihrer Dauerform zu keimen.

Die Praxis hat gezeigt, dass das Myzel, vermutlich auch durch das Einstechen in das Nährmedium, einigermaßen und zumindest kurzfristig gegen die energiereiche Stahlung geschützt ist. Der helle und dünne Agar ermöglicht jedoch den UV-C Strahlen das vollständige Durchdringen des Agars.

Zu beachten ist, dass der Kunststoff durch die Bestahlung ebenfalls strapaziert wird. Für die mehrmalige Verwendung besser geeignet wären daher Petrischalen aus UV-durchlässigem Quarzglas, welche jedoch selten angeboten werden und ungleich teurer sind.


Herstellung von Impfspritzen

Sporenspritze

Eine Sporenspritze enthält Pilzsporen in sterilem Wasser. Sie wird verwendet, um vorbereitetes Substrat oder Substratkuchen zu beimpfen. Da eine Kanüle kein großes Loch reißt (Spawnbeutel/PF-Tek-Deckel) oder keine große Öffnung (Gläser / Petrischalen) braucht, ist die Spritzenmethode besonders kontaminationsvorbeugend.

Herstellung

Die Herstellung von Sporenspritzen findet idealerweise in einem sterilen Luftstrom statt, wie ihn etwa z.B. ein HEPA-Filter produziert, oder in einer Impfbox herrscht. Ein steriler Sporenabdruck wird mit sterilem Werkzeug in ein steriles Glas gekratzt. Die Sporen im Glas mit sterilem destillierten Wasser lösen. Nun unter ständigem Rühren alle Spritzen aufziehen.

Für Interessierte ohne spezielle Ausrüstung (wie HEPA-Filter etc.) hat sich folgende Methode als nützlich erwiesen: Ein Konservenglas mit Metalldeckel wird unter heißem Wasser gereinigt, in den Deckel ein Loch mit einem kleinen Nagel geschlagen, und anschließend autoklaviert (d.h. im Dampfdruck-Kochtopf, ca. 1 Std). Sollte kein Schnellkochtopf vorhanden sein, kann ggf. ein normaler Kochtopf oder ein Backofen (180° C, 2 Stunden) herhalten. Sollte man sich für den Backofen entscheiden, so ist zu beachten, dass hier der Metalldeckel separat (etwa durch eine Alkohollösung) zu sterilisieren ist, da die Beschichtung auf der Innenseite durch die trockene Hitze sonst beschädigt werden könnte. Das Loch im Deckel wird anschließend mit Klebeband versiegelt.

Der Sporenabdruck kann nun (nach vollständigem Abkühlen) direkt im Glas erfolgen. Dazu wird der - erst seit kurzer Zeit - geöffnete Hut mit einem sterilen Messer vom Fruchtkörper getrennt und mit sterilen Handschuhen vorsichtig in das Glas überführt. Nach etwa 10 Stunden wird dieser wieder vorsichtig aus dem Glas entfernt (Kontaminationsrisiko!).

Um eine Sporenspritze aufzuziehen wird nun das Klebeband mit einer Spritze durchstochen und steriles Wasser (z.B. abgekocht) auf den Sporenabdruck gegeben. Sollten sich die Sporen nicht lösen, kann mit der Kanüle nachgeholfen werden. Nachdem sich die Sporen im Wasser gelöst haben, wird die Spritze wieder aufgezogen. Die Kanüle sollte anschließend unter einer rußfreien Flamme rotglühend sterilisiert werden. Dabei nicht die Plastikeinfassung der Kanüle schmelzen!

Verwendung

Vor der Verwendung einer Sporenspritze zuerst etwas sterile Abluft einer Flamme in die Spritze saugen und heftig durchschütteln, damit sich die abgelagerten Sporen gleichmäßig im Wasser verteilen. Vor jedem Einstich die Kanüle ausglühen (und geplante Einstichstelle auf dem Substratbeutel desinfizieren), um das Kontaminationsrisiko zu minimieren. Die Kanüle nicht unnötig tief hineinstechen. Die Einstichstelle schnell mit Heißkleber oder Klebeband versiegeln.

Lagerung

Die beste Lagerung für vorbereitete Spritzen ist im Kühlschrank. In einem Gefrierbeutel (Im Kühlschrank, nicht unter 5°C!) verpackt hält sich eine gesunde Sporenspritze zirka sechs Monate. Viele Hobbyzüchter bestellen ganz legal von Züchtern aus den umliegenden EU-Ländern Sporenspritzen aller Sorten und Arten, die in steriler Umgebung hergestellt wurden. Das Preisleistungsverhältnis stimmt bei den Marktführern. Eine solche Spritze, in der bis zu 100 ml der Lösung enthalten sind, kostet etwa 10 €.

Myzelspritze

Eine Myzelspritze funktioniert ähnlich wie eine Sporenspritze, wobei die Sporen durch kleine Myzelstücke ersetzt werden. Jedes noch so kleine Stück Myzel kann auf geeignetem Nährboden weiterwachsen und diesen komplett durchwachsen. Myzelspritzen sind im Vergleich zu Sporenspritzen weniger kontaminationsanfällig, da man hier mit stark verdünntem Wasserstoffperoxid (0,3 %) arbeiten kann. Wasserstoffperoxid enthält radikalen Sauerstoff, der Kontaminantensporen oxidiert und dadurch abtötet. Das Myzel überlebt den Kontakt mit dem Wasserstoffperoxid und kann ungestört das Substrat durchwachsen.

Herstellung in der Petrischale

Honigmyzel

Auf das Myzel in der Petrischale werden wenige ml sterilisierte Nährlösung gegeben. Nun wird mit der dicken Kanüle der Spritze Myzel vom Agar abgekratzt, so dass es auf der Nährlösung schwimmt. Dieses Gemisch aus Nährlösung und Myzel kann nun mit der Spritze aufgezogen werden. Evtl. mit 0,3-prozentigem H2O2 (Wasserstoffperoxid) auffüllen. Anschließend etwas sterile Luft (sterile Abluft einer Flamme oder Luft aus dem HEPA-Filter) einsaugen und die Spritze schütteln.

Kanüle ausglühen!

Herstellung mit kultiviertem Flüssigmyzel

Diese Methode erfordert einen Arbeitsschritt mehr als das Aufziehen von Myzel aus einer Petrischale, ist aber effektiver, da weitaus mehr Spritzen hergestellt werden können.

Herstellung der Nährlösung

Flüssigmyzel nennt man umgangssprachlich jenes Myzel, das in einer flüssigen Nährlösung wächst. Die Nährlösung besteht aus Wasser und dem Nährstoff. Als Nährstoff kommen u.a. Honig, Malzextrakt, Reissirup und Dextrose in Frage. Zur Herstellung der Nährlösung wird ein Teelöffel Nährstoff mit etwa 100 ml warmem Wasser vermischt und in einem Glas sterilisiert. Ein Loch im Glasdeckel ermöglicht das spätere Beimpfen. Während der Sterilisation sollte dieses mit Alufolie abgedeckt und nach dem Abkühlen auf Zimmertemperatur wasserdicht (z.B. mit Isolierband) versiegelt werden.

Impfen der Nährlösung

Nach der Sterilisation wird das Glas mit einem Stück Myzel (z.B. von einem Agar-Nährboden) beimpft. Alternativ ist es auch möglich, Sporen (z.B. aus der Sporenspritze) direkt in die Nährlösung zu geben. Der Schritt der Petrischalen-Kultur kann somit ggf. entfallen. Die Zeit, die das Myzel zum Durchwachsen der Nährlösung braucht, hängt von den üblichen Faktoren wie Pilzart, Sauerstoffgehalt, Konzentration der Nährstoffe und Temperatur, sowie der Impfmethode (Sporen oder Myzel) ab. Bei der Zugabe von kleinen Glasscherben kann das Myzel durch Schütteln schneller verteilt werden. Es durchwächst so - durch die größere Oberfläche - die Nährlösung schneller und gleichmäßiger. Außerdem erhöht das Schütteln den Sauerstoffgehalt in der Flüssigkeit. Alternativ kann hier auch ein Magnetrührer zum Einsatz kommen. Dabei empfiehlt sich ein Erlenmeyerkolben mit Schikane (Stromstörer).

Aufziehen von Spritzen

Nach einer Durchwachszeit von einigen Tagen bis mehreren Wochen (je nach Umweltbedingungen und Art der Impfung) können dann aus dem Glas mehrere Myzelspritzen aufgezogen werden. Dabei ist zu beachten, dass das Myzel die Kanüle nicht verstopft. Es sollten daher nicht übermäßig Nährstoffe in der Lösung vorhanden sein und die Spritzen nach dem Aufziehen kühl gelagert werden (um ein weiteres Wachstum zu verzögern). Des Weiteren sollte das Glas niedrig genug sein, um mit der Kanüle genügend Flüssigkeit aufnehmen zu können ohne den Deckel zu öffnen.

Verwendung

Eine Myzelspritze ist wie eine Sporenspritze zu benutzen: Kleine Mengen Flüssigkeit in oder auf das zu besiedelnde Substrat spritzen. Einstichloch nach Beimpfung versiegeln.

Lagerung

Der beste Ort zur Lagerung von vorbereiteten Spritzen ist - wie bereits erwähnt - der Kühlschrank bei ca. 4°C, denn viele Pilzarten stellen bei niedrigeren Temperaturen das Wachstum ein, bzw. reduzieren es auf ein Minimum. In einem Gefrierbeutel verpackt hält sich eine gesunde Myzelspritze mindestens acht Wochen.


Substrate und Kulturbehälter

Kulturbehälter

Mycoboxen

Diese Kunststoffbehälter aus hitzebeständigem Polypropylen sind autoklavierbar und günstig zu erwerben. Sie besitzen (meist im Deckel) ein Filtersystem über das ein Gasaustausch mit der Umgebung ermöglicht wird. Trotz geringem Kontaminationsrisiko kann der Pilz so atmen. Das Wachstum wird daher positiv beeinflusst. Der Deckel der Mycobox wird bei einer Impfung mit der Spritze einfach durchstochen und anschließend versiegelt (etwa durch Klebeband).

Mycobags

Die Eigenschaften ähneln denen der Mycobox, mit dem Unterschied, dass es sich hier um eine Art Beutel oder Tüte handelt. Auch hier stellt in der Regel ein Filtersystem den Gasaustausch sicher. Die elastischen Beutel ermöglichen ein Kneten des Inhalts. Dadurch wird das Myzel besser im Beutel verteilt und das Wachstum beschleunigt.

Kulturgläser

Gut geeignet sind alle Gläser mit Metalldeckel, die im Haushalt anfallen, z.B. von Kirschen oder Schattenmorellen (etwa 700 ml Inhalt). Für die Technik nach Psylocybe Fantaticus (PF-Tek) benötigt man schulterlose Sturzgläser. Es empfehlen sich niedrige Glasformen mit etwa 400 bis 500 ml Fassungsvermögen.

Filtersysteme für Kulturgläser

Es gibt unterschiedliche Ansätze, um bei der Verwendung von Kulturgläsern einen fließenden Gasaustausch mit der Umgebung zu ermöglichen und dabei das Kontaminationsrisiko trotzdem gering zu halten. In den Deckel des Kulturglases werden dabei mit einem kleinen Nagel etwa vier Löcher von etwa 2 bis 3 Millimetern Durchmesser geschlagen. Durch diese ist auch ein späteres Beimpfen mit der Sporen-/Myzelspritze möglich, falls erwünscht. Das Eindringen von Wasser beim Sterilisationsprozess sollte durch um den Deckel geschlagene Alufolie verhindert werden. Um nach der Sterilisation Bakterien, Hefen und andere Antagonisten des Zuchtpilzes (etwa Schimmelsporen) am Eindringen in das nährstoffreiche Substrat zu hindern, wähle man aus den vorgeschlagenen Methoden je nach Zielsetzung und Verfügbarkeit der Materialien:

Vermiculit
Das Kulturglas wird bis etwa 1,5 cm unterhalb des Randes mit Substrat befüllt. Beim Umfüllen in die Gefäße sollte man das Substrat mit den Fingern leicht andrücken, so dass einerseits keine Hohlräume entstehen, andererseits sollte es aber auch nicht zu fest angedrückt werden, da sich sonst der Besiedelungsvorgang des Pilzes länger hinzieht. Die Oberfläche einebnen. Der Rand wird mit einem sauberen und mit Alkohol oder zehnprozentiger Chlorlösung angefeuchteten Tuch gereinigt, getrocknet und das Glas anschließend mit trockenem Vermiculit bis zum Glasrand befüllt. Dann das Glas verschließen. Das trockene Vermiculit bildet eine nährstoffarme Barriere, die es sowohl dem Kulturpilz, als auch den Gegenspielern erschwert, sich hier zu verbreiten. Problematisch ist ein späteres Stürzen des Substratkuchens. Dazu muss die Vermiculitschicht entfernt werden, etwa durch vorsichtiges Schwenken oder Entfernen mit einem sterilen und geeigneten Gegenstand. Alternativ könnte die Vermiculit-Schicht auch als Deckschicht genutzt werden. Hierzu muss das Vermiculit nach dem vollständigen Durchwachsen noch befeuchtet werden.
Aquarienwatte/Polyfillwatte
Die Löcher werden lediglich mit Aquarienwatte gefüllt.
Tyvek
Tyvek ist der Produktname eines künstlichen Materials aus Polyethylen. Es ist in seiner Flexibilität mit Papier zu vergleichen aber wesentlich widerstandsfähiger. So wird es etwa bei Schutzanzügen verwendet und hindert Partikel am Durchdringen der (ähnlich zu Sperrholz aufgebauten) Faserschichten. Ein Bogen Tyvek wird dabei über das befüllte Glas gelegt und der Deckel fest aufgeschraubt.

Verschiedene Substrate

Sittichfutter oder Roggen

Körnersubstrate eignen sich zum Vorziehen für Holzliebhaber. Für Psilocybe Cubensis eignet sich Roggen eventuell unter Zugabe von Gips.

Holz

Für die Holzliebhaber (Lentinula edodes, Psilocybe azurescens, Psilocybe cyanescens, Psilocybe subaeruginosa) nimmt man am besten Hartholzschnipsel (Chipsi Exotenstreu, Hackschnitzel, Räuchergold). Mit Psilocybe azurescens lässt sich, solange er mit Holz vermehrt wird, relativ unsteril arbeiten. Die Holzschnipsel werden für einen Tag in Wasser eingelegt, danach abtropfen lassen. Wichtig ist, dass keine Nässe zurück bleibt. Die Holzschnipsel werden schneller durchwachsen, wenn sie mit durchwachsener Körnerbrut (z.B. Roggenbrut) anstatt mit bewachsenem Holzsubstrat geimpft werden. Hierbei ist zu beachten, dass der Roggen zu 100% durchwachsen sein muss. Unbewachsene Roggenkörner kontaminieren leicht, wenn sie unsteril verarbeitet werden. Es ist von Vorteil, die Roggenbrut zu zerteilen und dann ein paar Tage stehen zu lassen, um auch den letzten Rest bewachsen zu lassen.

Shiitake auf Holzschnipsel/Gipssubstrat

Holz/Stroh, Holz/Späne im Beutel

Für reines Holzsubstrat eignet sich eine Mischung aus 20 Teilen Sägespänen, 10 Teilen Holzhackschnitzeln und einem Teil Gipspulver. Die Anteile werden im Plastikbeutel gemischt und anschließend gewässert. Überschüssiges Wasser lässt man wieder ablaufen. Die Mischung sollte sich feucht anfühlen und keinesfalls nass sein. Das Substrat kann dann sofort, am besten mit Körnerbrut, geimpft werden.

Holzsubstrat lässt sich mit Stroh oder Holzspänen bereichern (oder beides). Bei manchen Pilzarten wird das Substrat schneller durchwachsen als bei reinem Holz. Oft entsteht so eine kompakte Menge an Substrat. Das Substrat lässt sich z.B. in Kunststoffbeuteln wässern und auch impfen. Oft reicht es sogar, das Stroh nicht zu pasteurisieren, sondern mit dem Holz zusammen zu wässern. Zur Fruchtung wird das Substrat aus dem Beutel entfernt oder an den entsprechenden Stellen Löcher in den Beutel geschnitten.

Reismehl und Vermiculit

Dieser Nährboden ist auch bekannt als PF-Tek-Substrat. Man benötigt dafür zwei Zutaten, die relativ einfach und günstig zu beschaffen sind, etwa im Internet. Diese sind: Vermiculit und Reismehl. Das fertige Substrat ist auch als Reismehlkuchen bekannt.

Für die Herstellung wird folgendes Mischverhältnis in Volumenteilen empfohlen:

  • 3 bzw. 4 Teile Vermiculit (je nach Quelle)
  • 1 Teil Reismehl
  • 1 Teil Wasser

Die Bestandteile werden in einem geeignet großen Gefäß, etwa einer Rührschüssel, sorgfältig miteinander vermengt. Dabei sollte das Wasser unbedingt schon jetzt zugegeben werden, da sich bei einer späteren Zugabe das Reismehl aus dem Gemenge löst und am Boden des Kulturbehälters (z.B. Konservenglas) sammelt. Die Nährstoffe sind so nicht mehr gleichmäßig verteilt, und das Myzel-Wachstum wird im schlimmsten Fall unterbunden.

Dieses Substrat sollte möglichst bald verwendet werden, da es durch den hohen Feuchtigkeitsanteil empfindlich gegenüber Kontamination ist. Man stelle also nur soviel Substrat her, wie unmittelbar benötigt wird.

Nicht alle Pilzsorten wachsen auf diesem Nährboden. Er ist besonders für Psilocybe-Cubensis-Stämme geeignet, um einen hohen Wirkstoff-Anteil zu erzielen - allerdings auf Kosten des Ertrags. Dies kann durch die Zugabe von etwas in Wasser eingeweichtem Weizen ausgeglichen werden. Um eine ideale Feuchtigkeitsspeicherung zu gewährleisten, wird empfohlen, noch etwas Perlite auf den Boden des zu beimpfenden Behältnisses zu geben (falls keine Umtopfung bzw. Stürzung geplant ist). Auch in das Substrat selbst kann etwa 1/8 Perlite gegeben werden.

Grassamen oder Hirsemischungen als Substrat

Sklerotienbildende Psilocybe bilden Sklerotien gut auf Grassamen oder Hirsemischungen.

Stroh (optional mit Dung)

Durchwachsene Roggenbrut kann mit Stroh vermischt ('gebulkt') werden. Das Stroh wird zuvor nur pasteurisiert, d.h. mit kochend heißem Wasser übergossen. In kurzer Zeit ist das Stroh durchwachsen.

Düngerlinge wachsen zuverlässig auf Stroh oder einer Mischung aus Stroh und Dung.

Strohpellets

Diese eigen sich für alle Strohbewohner. Man muss lediglich die Pellets wässern und etwa 10 bis 14 Tage in einem Eimer oder ähnlichem mit Deckel bis zur Fermentation stehen lassen.

Sollte sich in dieser Zeit Schimmelpilz an der Oberfläche zeigen, wird dieser einfach untergegraben und dem Fermentationsprozess überlassen. Wenn die Pellets leicht jauchig riechen, sind Schimmelpilze abgetötet, und der richtige Moment ist gekommen, sie zu beimpfen. Achtung: Die Strohpellets dehnen sich um das vier- bis fünffache aus. Deshalb das Fermentationsgefäß nur zu einem Viertel mit Pellets füllen. Auf 3 kg Pellets zehn bis elf Liter Wasser geben. Die Pellets sollten obenauf nicht zu trocken sein. Am besten kontrolliert man alle zwei bis drei Tage die Feuchtigkeit. Mit fermentierten Strohpellets kann man das ganze Jahr über Pilze in Kunststoffblumentöpfen, Plastikstapelboxen, Foliensäcken usw. züchten. Zum Impfen benutzt man hierbei am besten Körnerbrut. Man benötigt für 3 kg trockene unfermentierte Pellets etwa einen Liter Körnerbrut. Das Pelletsubstrat wird mit Körnerbrut vermischt in ein Gefäß s.o. gefüllt. Überschüssiges Wasser sollte dabei ablaufen können, so dass keine Staunässe entsteht. Man darf jetzt sogar, wenn es das Gefäß aushält, starken Pressdruck ausüben, so dass möglichst viel Substrat in das Behältnis passt und überschüssiges Wasser abgepresst wird. Achtung: Das überschüssige Wasser ist braun gefärbt, deshalb sollte man diese Arbeit draußen im Garten verrichten. Plastiktöpfe oder andere offene Kulturbehälter müssen mit einer Plastikfolie bedeckt werden. Die Folie darf das beimpfte Substrat nicht berühren. Am besten fixiert man die Folie am Topfrand mit einem Draht oder einer Kordel. Anschließend muss die Folie perforiert werden.

Nun stellt man das Ganze z.B. in einen Kellerraum. Es reicht, wenn dämmriges Licht vorhanden ist. Nach dreieinhalb bis vier Wochen kann die Folie entfernt werden. Jetzt sollte das Substrat komplett vom Myzel durchwachsen sein. Meist sind schon die ersten Fruchtkörper sichtbar. Die Kultur kann nun im Garten oder im Zimmer in einer schattigen Ecke aufgestellt werden. Ab und zu (nur wenn sich die Kultur trocken anfühlt) sollte mit einer Blumenspritze dafür gesorgt werden, dass die Kultur nicht austrocknet. Im Schnitt kann man nun alle vier bis sechs Wochen mit einer Ernte rechnen.

Kaffeesatz als Zusatzstoff

Wer viel Kaffee trinkt, sollte mal versuchen, das ausgekochte Kaffeepulver aus den Filtern als Substrat zu nehmen. Es ist ein sehr guter Nährboden, zumindest für Schimmelpilze, denn diese wachsen schon nach sehr kurzer Zeit in großen Mengen darauf. Inwieweit es sich als Substrat für Speisepilze eignet, muss man im Einzelfall vorher ausprobieren. Wichtig ist jedoch auch hier, eine gründliche Sterilisation des Pulvers, damit keine Fremdsporen darauf wachsen.

Bei trüffelbildenden Pilzen soll sich Kaffee im Substrat auch positiv auf die Trüffelbildung auswirken.

(Ein positiver Effekt auf Myzelien ist nicht unbedingt gegeben. Der Einsatz von Kaffee ist umstritten: Es gibt Berichte von mutierten Fruchtkörpern. Andere Züchter schwören hingegen auf Kaffee.)

Mohn als Hilfsmittel zur Wachstumsbeschleunigung

Backmohn (Samen der Schlafmohnkapsel) eignet sich hervorragend als Zusatz zum Hauptsubstrat. Durch die kleine Korngröße werden diese schnell bewachsen und verteilen sich nach Schütteln sehr effizient im ganzen Substrat. Von dort wächst aus jedem beimpften Korn in alle Richtungen Myzel. Aber Vorsicht: Durch den hohen Fettgehalt sind die Samen sehr anfällig gegenüber Kontaminationen.

Herstellen / Zubereiten des Substrats

Gefahren

Pilze sind dafür bekannt, allerlei Schadstoffe aufzunehmen. Insbesondere Schwermetalle sind hier problematisch. Korn oder sonstige Substrate sollten nicht einfach der Natur entnommen werden, insbesondere nicht von Orten, deren Boden man nicht vorher untersucht hat. Ratsam ist ein Kauf solcher Produkte, denn nicht nur in Deutschland herrschen strenge Richtlinien für Lebensmittel und natürlich auch Grenzwerte für Schadstoffe.

Vorbereitung von Roggen

Gemisch aus Wasser und Roggen sterilisieren (Füllmengenverhältnis)

Das Glas mit trockenem Roggen auf etwa ein Drittel der Füllhöhe auffüllen. Unter Schwenken langsam Leitungswasser dazugeben, bis das Wasser etwa einen Zentimeter über dem Roggen steht. Bei alkalischem Leitungswasser empfiehlt sich die Absenkung des pH-Wertes mit ein paar Tropfen Zitronensäure.

Alternativ lässt sich ein Glas mit z.B. 100 Gramm und 130 ml Wasser füllen. Je nach Roggen kann das Mischungverhältnis von 1:1,3 angepasst werden.

Diese Variante hat den Nachteil, dass die Körner nach dem Sterilisieren nicht leicht zu trocken oder zu nass bzw. matschig sind. Durch Rumprobieren kann hier zwar optimiert werden, doch nachfolgendes Köcheln ist eine bessere Möglichkeit den Roggen vorzubereiten.

Schütteln der Gläser

Nach dem Sterilisieren wartet man, bis der Topf angenehm handwarm ist, entnimmt einzeln die Gläser und schüttelt sie (mit fest verschraubtem Deckel) so, dass sich zu feuchte und zu trockene Bereiche vermischen.

Roggen köcheln

Eine zuverlässige Methode optimale Körnerbrut zu bekommen, ist das Köcheln des Roggen. Dazu nimmt man einen großen Topf, füllt ihn mit Wasser und gibt den Roggen hinein, z.B. 500g Roggen auf 5l Wasser. Dies wird dann auf niedriger Stufe gut 45 Minuten gekocht, bis etliche Roggenkörner aufgeplatzt sind. Nun kann der Roggen in ein Sieb und das Wasser abgegossen werden.

Wichtig: Anschließend muss der gekochte Roggen unter fließendem Wasser gründlich gewaschen werden. Gründlich abtropfen lassen.

Die gewaschenen und gekochten Körner haben nun die optimale Feuchtigkeit und können in die zu sterilisierenden Gläser gegeben werden.

Einweichmethode / Aufquellen des Substrats (Roggen, Holz)

Alternativ kann man den Roggen auch 24 Stunden lang wässern und dann sterilisieren. Beim Füllen des Glases füllt man das Wasser dann 0,5 cm unter die Roggen-Füllhöhe. Nach den 24 Stunden sollte der Wasserpegel nur 0,5 bis 1 cm über dem Boden stehen. Auch wenn diese Methode länger dauert und eventuell zu matschigem Substrat führt, bietet sie den Vorteil, dass viele Kontaminantensporen während des Aufquellens zu keimen beginnen und durch den anschließenden Sterilisationsvorgang zuverlässiger abgetötet werden. Besonders erwähnenswert sind hier Endosporen - eine äußerst resistente Überdauerungsform von Bakterien -, die die übliche Sterilisationsdauer und -temperatur teilweise überleben können.

Holzschnipsel werden etwa 24 Stunden lang eingeweicht. Dann gründlich abtropfen lassen.

Pasteurisieren von Stroh

Bei Stroh reicht es aus, mit kochend heißem Wasser zu übergießen und dann abtropfen zu lassen.

Sterilisieren im Dampfdruckkochtopf

Das Substrat wird in Gläser mit Schraubverschluss aus Metall gefüllt. In den Dampfdruckkochtopf wird bis auf eine Höhe von rund 2 bis 3 Zentimetern Wasser eingefüllt. Die Gläser werden auf eine Ablage gestellt, so dass sie nicht mit dem Wasser in Berührung kommen und für mindestens 90 Minuten gekocht. Dabei wird die Sterilisationszeit erst ab dem Zeitpunkt, an dem die Druckanzeige des Topfes die höchste Stufe erreicht hat, gemessen.

Wird der Deckel des Kulturglases fest aufgeschraubt, kann beim Öffnen des Deckels mit Einströmen von Luft das Substrat kontaminiert werden. Es muss also ein Druckausgleich in das Kulturglas möglich sein. Also den Deckel des Kulturglases nicht fest zuschrauben, sondern locker auflegen. (Der Dampfdruckkochtopf muss natürlich bis auf das Überdruckventil dicht verschlossen sein.) Wenn sich beim Abkühlen ein Unterdruck im Glas bildet und das Glas zum Beimpfen geöffnet wird, saugt es viel Luft ein und kontaminiert wahrscheinlich.

Eine beliebte Technik ist auch das Bedecken der Öffnung mit Alufolie bevor der Deckel locker aufgeschraubt wird.

Man kann in die Deckel der Gläser Löcher machen, in die man Polifillwatte als Filter einbringt. Durch diese Öffnung kann nun ein Druckausgleich erfolgen, und die Deckel können fest zugeschraubt werden.

Tyvek ist auch sehr gut geeignet, Luftaustausch zu ermöglichen und Kontamination zu verhindern. Tyvek verfügt über so feine Poren/Öffnungen, dass nur Gasmoleküle hindurchpassen. Einfach mit Tyvek die ganze Glasöffnung abdecken und den mit einem Loch versehenen Metalldeckel fest aufschrauben.

Erst wenn der Druck im Topf wieder ausgeglichen ist, wird der Deckel geöffnet. Sollte im Topf gegenüber der Umgebung ein Unterdruck entstehen, ist ein mit Alkohol oder zehnprozentiger Chlorlösung getränktes Tuch auf das Eingangsventil zu legen, denn der Unterdruck führt dazu, dass unsterile Luft in den Topf hineingesogen wird. Durch das Tuch wird die Luft nochmals gefiltert und so das Kontaminationsrisiko verringert. Hände und Unterarme gründlich reinigen und desinfizieren, eventuell Gummihandschuhe verwenden. Die Substrate werden an einen sauberen Ort, am besten vor einen HEPA–Filter gestellt, bis sie abgekühlt sind. Sobald sie auf Zimmertemperatur abgekühlt sind (unter 30 °C), können sie weiterverarbeitet werden.

Myzel übertragen

Sterile Arbeitsumgebung

Auch hier ist auf eine sterile Umgebung zu achten. Der gesamte Vorgang wird am besten in einer Impfbox oder im sterilen Luftstrom eines HEPA-Filters verrichtet.

Vor dem Beimpfen sind die Hände, Unter- und Oberarme gründlich mit heißem Wasser und Seife zu waschen. Die Arbeitsfläche ist mit einem Flächendesinfektionsmittel zu reinigen. Danach Haarnetz, Mundschutz und Handschuhe anlegen. Unmittelbar vor dem Beimpfen sind die Handschuhe mit einem Handdesinfektionsmittel zu reinigen; dabei sollte die Einwirkdauer beachtet werden.

Wasserstoffperoxid / H2O2

Wenn man keine sterile Arbeitsumgebung zur Verfügung hat, oder die Myzelschale kontaminiert ist, wird empfohlen, die Myzelstücke auf dem Weg in das Substratglas in Wasserstoffperoxid zu baden (in 0,3 % H2O2 für drei Minuten), damit alle möglichen Kontaminanten (Sporen, Bakterien, Hefen), die beim Transfer an das Myzel gelangen konnten, durch Oxidation unschädlich gemacht werden. Eine Kontamination würde sonst das Substratglas unbrauchbar machen. Wasserstoffperoxid tötet allerdings nur bedingt Fremdkeime. So sind alle Organismen, die über das Enzym Katalase verfügen, relativ immun gegen das Zellgift Wasserstoffperoxid. Vor allem anaeroben Organismen fehlt dieses Enzym.

Impfen der Substratgläser

Mit einem sterilen Schneidewerkzeug (am besten eine lanzettförmige Präpariernadel oder Skalpell) wird ein kleines Stück Myzel auf Agarmedium aus einer sauber bewachsenen Petrischale herausgetrennt und in die vorbereiteten Substratgläser übertragen. Nach dem Übertragen die Substratgläser fest verschließen und für die Durchwachsphase ( Inkubation) an einen warmen Ort stellen.

Durchwachsen des Substrats

Auf Fremdkeime prüfen

Während der Durchwachsphase müssen die Substratbehälter (Gläser) auf Kontamination geprüft werden. Bunte Wucherungen (Schimmelpilze) und Bakterien machen das Substrat (und den Kulturpilz, der das Substrat durchwachsen sollte) unbrauchbar. Kontaminierte Substratbehälter müssen so früh wie möglich entfernt werden. Am besten wäre es, das kontaminierte Substrat vor der Entsorgung erneut zu autoklavieren, um eine weitere Sporenverbreitung zu verhindern.

Durch die pilzfreundlichen Umweltbedingungen beim Anbau im Haus verbreiten sich Schimmel schnell und sind bald in allen versteckten Ecken, die ein wenig Nahrung bieten (Fingerabdrücke reichen oft). Container, in denen hohe Luftfeuchtigkeit herrscht (Fruchtkammer), regelmäßig gründlich auswaschen und desinfizieren.

Schütteln der Gläser

Nach ein paar Tagen Wachstum kann das Substrat geschüttelt werden (z.B. bei Roggen), wodurch die Myzelfäden gleichmäßig verteilt werden. Dadurch wächst an vielen Stellen Myzel heran, das sich später zu einem Pilzgewebe vereinigt (sofern man einen homogenen Stamm ausgewählt hat).

Vollständig durchwachsenes Substrat

Sofern das gesamte Substrat vom Myzel durchwachsen ist, so sollte es möglichst bald entweder zur Fruchtung gebracht werden oder als sogenannte "Mutterbrut" weiterverwendet werden (d.h. das Myzel in der Mutterbrut wird auf weitere Substrate verteilt). Sollte dies nicht zeitnah möglich sein, so empfiehlt sich eine Aufbewahrung knapp über dem Gefrierpunkt, andernfalls ist mit Ertragseinbußen zu rechnen.


Kultivierung im Freien

Kultur auf Strohballen

Das Myzel hat einen Strohballen durchwachsen

Man sollte darauf achten, dass der Strohballen aus gesundem Stroh besteht und nicht mit Chemikalien, die Pilze abtöten, behandelt wurde.

Zuerst muss der Strohballen etwa zwei Tage komplett unter Wasser getaucht werden, so dass er auch innen richtig nass ist. Danach etwa einen Tag das überschüssige Wasser ablaufen lassen, damit keine Staunässe entsteht. Anschließend mit einem Impfholz, z.B. mit einem Besenstiel oder ähnlichem, in die langen Seiten zehn bis zwölf etwa 20 cm tiefe Löcher eindrücken. Pro Loch reicht die Menge Körnerbrut, die in ein Schnapsglas passt. Die Brut wird mit dem Impfstock in die Löcher eingeschoben. Die Löcher verschließen sich nach kurzer Zeit von selbst. Natürlich ist auch hier ein schattiger Standort notwendig.

Es ist nun darauf zu achten, dass der Strohballen nicht austrocknet. Sobald sich das Stroh in vier bis fünf Zentimetern Tiefe trocken anfühlt, sollte mit einer Gießkanne nachgewässert werden. Beim Aufstellen der Kultur ist auch darauf zu achten, dass es Pilze wie z.B. die Braunkappe gibt, die unbedingt Erdbodenkontakt benötigen. In diesen Fällen also die Kultur nicht auf Steinboden oder Folien aufstellen.

Die erste Fruchtung sollte nach etwa zwei bis drei Monaten erfolgen. Nach etwa sechs Monaten ist die Kultur erschöpft. Der Strohballen fällt in sich zusammen und kann nun hervorragend als Kompost verwendet werden.

Anlegen eines Pilzbeetes

Für Champignons z.B. lässt sich ein Pilzbeet auf diese Art und Weise anlegen:

Grube mit Pferdemist

Man suche sich einen vollschattigen Platz im Garten. Dort gräbt man eine Grube, z.B. 60×60 cm und 40 cm tief. Bis 10 cm unter den Rand füllt man die Grube mit frischem Pferdemist, der Lage für Lage festgestampft wird. Die oberste Schicht wird mit etwas Erde abgedeckt. Darüber kommt eine Plane oder ein Brett, damit der Mist vom Regen nicht fortgespült wird.

Wenn der Mist frisch genug war, erwärmt er sich und benötigt einige Tage zum Abkühlen. Die im Mist enthaltenen Bakterien müssen absterben. Ein paar Tage danach wird geimpft. Damit sich keine Fremdkulturen das Substrat schnappen, sollte damit nicht zu lange gewartet werden. Eine Wartezeit von etwa drei Wochen sind ein guter Anhaltswert. Zum Impfen wird dann eine ordentliche Menge Brut auf die oberste Schicht gelegt und mit Torf, Erde und Kalk oder Rindenhumus und Kalk abgedeckt.

Grube mit Holz/Substrat

Hat man durchwachsenes Holzsubtrat (oder auch Pappe etc.), so lässt sich dieses direkt oder unter Zugabe von unbewachsenem Substrat eingraben und mit etwa zwei Zentimetern Erde bedecken. Auch hier ist es wichtig, dass es sich um einen schattigen Platz handelt. Gegebenenfalls muss das Beet im Sommer gewässert werden.

Nach einigen Wochen bis Monaten (je nach Jahreszeit) sollten sich die ersten Fruchtkörper zeigen.

Anbau auf Baumstämmen

Die beste Jahreszeit für die Holzbeschaffung sind die Wintermonate, wenn die Bäume ihre Ruhephase haben. Ansonsten sollte das verwendete Holz immer ganz frisch sein. Frisch geschlagene Stämme sollte man wenigstens vier bis sechs Wochen trocknen lagern, um sicherzustellen, dass Fremdmyzel ausgetrocknet wird. Danach ist die Holzfeuchtigkeit zu überprüfen. Wenn das Sägemehl von den Schnittstellen oder Bohrlöchern beim Zusammenpressen in der Hand leicht zusammenklebt, ist die Holzfeuchtigkeit genau richtig. Wenn das Sägemehl zu trocken ist, dann muss das Holz etwa 24 Stunden gewässert werden, wobei darauf zu achten ist, dass der Stamm ganz unter Wasser gedrückt wird. Die Stämme selber sollten nicht länger als 40 bis 50 cm sein und maximal 30 cm Durchmesser aufweisen, damit sie schnell vom Myzel durchwachsen werden können.

Beim Impfen von Baumstämmen sollte man beachten, dass bei der Lagerung im Freien das Myzel nach dem Impfen die ersten sechs bis acht Wochen noch nicht so gut das Holz durchwachsen hat. In dieser Zeit ist das Myzel frostempfindlich.

Am besten gelingt es, wenn man die Stämme nach dem Beimpfen im Keller in eine Folie oder Plastiksäcke einpackt und sie mittels einer Pflanzenspritze feucht hält. Die Folie beziehungsweise die Säcke müssen perforiert werden, und es darf auf gar keinen Fall Staunässe entstehen.

Verwendbares Holz

  • Birke: Hier wachsen fast alle Pilze gut ein.
  • Rotbuche: Auch hierauf wachsen fast alle Arten gut (außer dem Lackporling)
  • Eichenholz nur für Shiitake.
  • Pappel
  • alle Obstbaumarten (besonders geeignet für Austernpilz)

Nicht geeignetes Holz

  • Wegen des hohen Harzanteils sind alle Nadelhölzer nicht geeignet.

Impfen des Baumstamms

Schnittflächenimpfmethode

Dies ist die einfachste Art, einen Holzstamm mit Körnerbrut zu impfen.

Der Stamm muss dabei während der gesamten Durchwachsphase hingestellt werden. Auf die obere Schnittfläche wird ein bis zwei cm dick die Körnerbrut gelegt. Darüber kommt dann eine Plastikfolie, die mit einem Draht rundherum festgebunden wird. Man kann die Plastikfolie natürlich auch festtackern. Von Klebebändern ist abzuraten, denn diese könnten beim Entfernen die Rinde beschädigen. Die Folie sollte so dicht abschließen, dass kleine Schnecken keine Möglichkeit finden, an die Körnerbrut heranzukommen.

Keilschnittmethode

Typischerweise sägt man einen Keil aus dem Baumstamm und füllt diesen Einschnitt mit Körnerbrut so weit auf, dass der Keil wieder eingesetzt werden kann. Der Keil wird mit einem Nagel auf der Impfstelle festgenagelt. Danach wird die Impfstelle mit einem Stück Plastikfolie abgedeckt und diese mit Heftzwecken oder einem Tacker fixiert. Auch hier gilt es, den Schnecken keine Chance zu geben, an die Impfstellen zu gelangen.

Scheibenimpfmethode

Für diese Methode eignen sich Stämme mit einem Durchmesser von 25 bis 35 cm am besten. Man sägt am Ende des Stammes eine vier bis fünf cm dicke Scheibe ab. Danach wird der Stamm hingestellt, wobei die Schnittfläche nach oben zeigen muss. Nun legt man etwa ein bis zwei cm hoch Körnerbrut auf die Schnittstelle, legt die zuvor abgeschnittene Holzscheibe wieder auf und nagelt oder schraubt diese an dem Stamm fest. Die Schnittstelle wird nun mit einem Plastikfolienstreifen abgedichtet. Der Folienstreifen wird am besten festgetackert oder mit Heftzwecken fixiert. An die Schnecken denken!

Körnerbrut/Bohrlochmethode

Bei dieser Methode werden nur über die Rindenfläche gleichmäßig verteilt Löcher gebohrt. Die Löcher sollten möglichst gleichmäßig verteilt sein. Die Bohrtiefe ist abhängig von der Holzstammdicke, sollte aber schon fünf bis sechs Zentimeter betragen. Die Bohrlöcher werden im Abstand von zehn bis zwölf Zentimeter horizontal und vertikal gebohrt. Die Löcher werden nun mit Körnerbrut aufgefüllt und mit einem sauberen Holzstäbchen (Holzdübel) angedrückt. Anschließend werden die Impflöcher mit Folie, kaltem Wachs oder Pappeknübbelchen verschlossen.

Holzdübel/Bohrlochmethode

Sommerausternpilz erste Fruchtung auf Buchenholz

Alternativ können auch myzeldurchwachsene Holzdübel zum Impfen der Stämme verwendet werden. Dazu bohrt man mit einem 9-mm-Bohrer in gleichem Abstand rundherum acht bis zehn Löcher in das Holz. Die Bohrtiefe sollte der Dübellänge entsprechen. Ab jetzt ist auf Sauberkeit zu achten! Nun sollten die Holzdübel ein bis zwei Minuten gewässert werden. Falls sich dabei Myzel ablöst, so ist das nicht schlimm, weil wir das Myzel benötigen, das den Dübel von innen durchwachsen hat. Nun schlägt man die Dübel mit einem Hammer so weit in das Holz hinein, dass sie glatt mit dem Stamm abschließen. Sollte das Bohrloch zu tief sein, kann man es natürlich auch mit Wachs verschließen.

Auch hier gilt: Schattig lagern.


Fruchtung

Die Fruchtung wird häufig in zwei Phasen unterteilt: In der ersten Phase werden vom Pilz die Primordien gebildet. In der zweiten Phase wachsen die Primordien zu Fruchtkörpern heran. Beide Phasen benötigen häufig unterschiedliche Werte der Umgebungsbedingungen, wie z.B. relative Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Kohlendioxidkonzentration, Frischluftzufuhr und Belichtung.

Gegenüber dem Myzelwachstum benötigt der Pilz während der Primordienbildung im Allgemeinen eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, eine Absenkung der Temperatur, niedrigere CO2-Werte, erhöhte Frischluftzufuhr und ausreichend Beleuchtung. Diese Veränderung der Umweltparameter simulieren dem Pilz das Erreichen der Oberfläche. Für das Heranwachsen der Primordien zu ausgereiften Fruchtkörpern wird in der Regel die Luftfeuchtigkeit abgesenkt und die Luftwerte werden weiter verbessert.

Deckschicht

Zur Unterstützung der Fruchtkörper empfiehlt sich die Verwendung einer sogenannten Deckschicht. Je nach Vorliebe des Pilzes kann oder sollte die vollständig durchwachsene Brut mit einer solchen abgedeckt werden (englisch „casing“). Wartet man zu lange mit dem Abdecken, können sich bereits vorher Pilze bilden, die jedoch häufig verkümmern. Zum Abdecken gibt man die Brut in einen festen, sterilisierten oder desinfizierten Behälter (Tetrapacks und Blumenkästen haben sich bewährt) und gibt darauf die Deckschicht.

Die Funktionen einer Deckschicht sind:

  • Schutz gegen Kontamination und Austrocknung,
  • Speichern und Bereitstellen von Wasser,
  • Erzeugung eines feuchten Mikroklimas in der Nähe der Primordien,
  • Größere Oberfläche,
  • Unterstützung des Wachstums vorteilhafter Mikroorganismen, auf die einige Pilze angewiesen sind.

Ob eine Deckschicht benötigt wird oder überhaupt sinnvoll ist, hängt von der Pilzart ab. So ist sie beispielsweise beim Stadt-Champignon (Agaricus bitorquis) und den meisten Pilzen der Gattung Psilocybe zwingend erforderlich, beim Schopftintling (Coprinus comatus) zumindest sinnvoll und schließlich z.B. beim Shiitake (Lentinula edodes) unnötig. Sofern eine Deckschicht sinnvoll ist, erhöht sich im Allgemeinen der Ertrag durch die Verwendung einer solchen.

Damit die Deckschicht die oben genannten Funktionen erfüllen kann, muss sie einige Eigenschaften aufweisen:

  • Hohe Aufnahme- und Abgabefähigkeit von Wasser
  • Poröse Struktur, auch nach mehrmaliger Wässerung. Lässt das Myzel einfacher wachsen und lässt Stoffwechsel-Gase entweichen.
  • Natürliche Mikroflora, die vor schädlichen Kontaminationen schützt und mit dem Pilz eine Symbiose eingeht (z.B. Pseudomonas putida)
  • Geringe Nährstoffkonzentration (bei einer biologischen Herkunft kommen daher nur vollständig kompostierte Materialien in Frage). Hemmt Kontaminationen.
  • Geeigneter pH-Wert. Für die meisten Pilzarten ist ein pH-Wert zwischen 7 und 7,5 ratsam. Einerseits unterdrückt ein zu hoher oder zu niedriger Wert das Myzelwachstum und fördert Kontaminationen, andererseits sollte die Deckschicht in der Lage sein, die sauren Ausscheidungen des Pilzes auszugleichen
  • Kein Befall durch schädliche Organismen (z.B. Larven oder Würmer, aber auch schädliche Mikroorganismen)

Herstellung

Die folgenden Rezepte haben sich über die Jahre als gute Allzweck-Deckschicht-Mischungen herausgestellt. Alle Angaben in Volumenteilen.

Zusammensetzung 1:

  • 10 Teile Torf (sauer)
  • 5 Teile grobes Vermiculit
  • 2 Teile kohlensaurer Kalk, d.h. CaCO3 (basisch)
  • Wasser bis knapp unter Sättigung

Zusammensetzung 2:

  • 2 Teile Kokohum
  • 1 Teil grobes Vermiculit
  • Wasser bis knapp unter Sättigung

Zusammensetzung 3 (nach Paul Stamets):

  • 4 Teile "Coarse peat" (entspricht am ehesten Fasertorf)
  • 1 Teil Kalksteinmehl
  • 1/2 Teil Kalksteinkies
  • ca. 2 bis 2 1/4 Teile Wasser
  • Optional (v.a. bei dünnen Lagen): 1/2 bis 1 Teil mit Wasser gesättigtes Vermiculit

Zusammensetzung 4 (nach Paul Stamets):

  • 2 Teile "Coarse peat" (entspricht am ehesten Fasertorf)
  • 1 Teil Kalk oder Mergel
  • ca. 1 bis 1 1/4 Teile Wasser
  • Optional (v.a. bei dünnen Lagen): 1/2 bis 1 Teil mit Wasser gesättigtes Vermiculit

Wichtiger als das Mischungsverhältnis ist, dass der pH-Wert zur Pilzart passt. Für die meisten Pilze ist ein Wert zwischen 7 und 7,5 besonders geeignet. Torf ist recht sauer und lässt den pH-Wert abfallen, was die Zugabe von Kalk nötig macht. Kokohum (Humus aus Kokosnussfasern) ist zwar nur schwach sauer (laut Herstellerangabe, z.B. von "Trixie", liegt der pH-Wert zwischen 5 und 6), allerdings empfiehlt sich auch hier die Zugabe von Kalk.

Diese Mischungen ergeben gute Ergebnisse bei unterschiedliche Arten, jedoch gibt es auch zahlreiche andere mögliche Mischungen. Reines Vermiculit lässt sich auch verwenden, wenn es auch nicht alle Kriterien für eine optimale Deckerde erfüllt.

Nachdem die Bestandteile in einer Schüssel zusammengemischt wurden, wird noch die angegebene Menge Wasser hinzugefügt. Die richtige Feuchtigkeit ist gegeben, wenn bei lose gehaltener Mischung kein Wasser ausläuft. Die Mischung sollte jedoch das Wasser freigeben, wenn sie zusammengedrückt wird. Am besten weicht man daher das Gemisch in Wasser (möglichst pH-neutral) ein und lässt, nach eventueller Entkeimung, die überschüssige Feuchtigkeit durch einen Sieb ablaufen. Auf Torf basierende Deckschichten werden in der Regel auf einen Feuchtigkeitsgehalt zwischen 70 und 75% (Massenprozent) eingestellt (knapp unterhalb der Sättigung).

Bei neuen Zusammensetzungen erreicht man die optimale Feuchtigkeit folgendermaßen: ca. 80-90% des trockenen Gemenges werden bis über die Sättigung bewässert. Über einem Sieb lässt man überschüssiges Wasser abfließen. Anschließen werden die restlichen 10-20% der Trockenmasse hinzugefügt und ordentlich vermischt.

Sterilisierung/Pasteurisierung

Auch bei der Deckerde gilt: Um Fremdkeime zu vermeiden, kann sie sterilisiert werden (etwa im Dampfdruckkochtopf). Im Allgemeinen empfiehlt sich dies jedoch nicht, da dadurch auch nützliche Mikroorganismen abgetötet werden. Diese Organismen bilden eine natürliche Abwehr gegen die Antagonisten des Pilzes.

Bei Zusammensetzungen mit hoher Kontaminationswahrscheinlichkeit empfiehlt sich dennoch eine Sterilisation, es reichen hier jedoch in etwa 45 Minuten, da die Deckerde ohnehin nährstoff- und daher keimarm sein sollte. Eine Alternative zum Dampfdruckkochtopf kann die Behandlung in der Mikrowelle sein: Es reicht, wenn die Mischung eine halbe Stunde bei voller Leistung in der Mikrowelle erhitzt wird, auch wenn hier keine Sterilisation erreicht wird.

Um das Kontaminationsriskio zu vermindern und dennoch nicht die gesamte Mikroflora zu zerstören, empfiehlt sich im Zweifelsfall die Pasteurisierung der Deckerde. Dazu wird das feuchte Gemisch für etwa zwei Stunden auf 75°C erhitzt (etwa im Backofen). Es kann bei Bedarf, und geeignetem Ausgangsmaterial, auch ganz von einer Wärmebehandlung abgesehen werden.

Abdeckung

Die benötigte Höhe der Deckschicht verhält sich proportional zur Höhe des Substrats. Je mehr Pilze zu erwarten sind, desto mehr Deckerde wird benötigt - 2,5cm sind in etwa das Minimum, 5cm das Maximum. Neben der Höhe der Deckschicht ist auch die gleichmäßige Auslegung wichtig, einerseits wird so eine gleichmäßige Feuchtigkeitsverteilung sicher gestellt, andererseits erreicht das Myzel so etwa gleichzeitig die Oberfläche.

In der Literatur wird unter anderem empfohlen, die so abgedeckten Kulturen in totaler Dunkelheit mehrere Tage (je nach Pilzart) ruhen zu lassen. Die Umweltbedingungen sollten dabei so gehalten werden, wie es für das Myzelwachstum optimal ist. Nach wenigen Tagen wächst das Myzel in die Deckschicht, in den folgenden Tagen kann die Deckerde mit feinen Wasser-Sprühstößen von Zeit zu Zeit nahe dem optimalen Feuchtigkeitsgehalt gehalten werden. Es gilt dabei aber besonders zu beachten, dass die Deckschicht nicht zu nass wird, durch zu kräftige Sprühstöße die Oberfläche nicht verschlossen wird und dass ca. zwei Tage vor dem Erreichen der Oberfläche die Bewässerung beendet wird.

Umweltbedingungen

Ist die Deckschicht einmal durchwachsen, so regt man die Kultur nun zur Primordienbildung an. Dies geschieht in der Regel durch

  • Absenkung der Temperatur (gegenüber der Temperatur beim Myzelwachstum)
  • Erhöhung der relativen Luftfeuchtigkeit
  • Belichtung und
  • Frischluftzufuhr (Absenkung der CO2-Werte)

Die Vorlieben variieren je nach Pilzart und können teilweise im Anhang nachgeschlagen werden. Allgemein gilt, dass für eine erfolgreiche Fruchtung wesentlich geringere Abweichungen vom Optimum ein- und aufrechtzuerhalten sind, als dies für das Myzelwachstum der Fall ist. Auch ist zu beachten, dass sich die Lufttemperatur und die Temperatur im Substrat meist um mehrere Grad Celsius unterscheiden. So sollte also bei einer empfohlenen Substrattemperatur von 30°C die Luft auf etwa 28°C temperiert werden, aus diesem Grund wird bei der Fruchtung meist eine empfohlene Temperatur bzgl. der Luft angegeben. Unterschiedliche Möglichkeiten zur Regulierung der Umweltbedingungen sollen im Folgenden aufgeführt werden.

Miniatur-Gewächshäuser

Aquarien lassen sich gut zur Fruchtung kleiner, durchwachsener Brut verwenden (z.B. aus Halblitergläsern). Die abgedeckte Brut wird in ein ausgedientes Aquarium oder in einem anderen wasserfesten Behältnis platziert. Es gibt auch fertige Foliengewächshäuser für den Balkon oder klassische Gewächshäuser, die sich zum Pilzanbau verwenden lassen. Ein solches geschlossenes System ermöglicht es, die oben genannten Parameter relativ genau zu steuern.

Pilzanbau im Keller / in ganzen Räumen

Wer einen feuchten Keller besitzt, hat optimale Voraussetzungen zur Fruchtung der Pilze. Sollte der Raum nicht genügend Luftfeuchtigkeit besitzen, lässt sie sich z.B. mit einem Ultraschallvernebler erhöhen. Allerdings sollte man auf sehr gute Belüftung Wert legen, sonst bilden sich sehr leicht unerwünschte Pilze in Form von Schimmel. Sollte bereits Schimmelbefall vorliegen, so ist von einer Nutzung dieser Räumlichkeit abzuraten.

Belichtung

Anders als bei Pflanzen hat das Licht bei Pilzen lediglich eine Signalwirkung. Licht ist einer der Indikatoren für den Pilz, dass das Myzel die Oberfläche erreicht hat. Er kann folglich mit der Fruchtung beginnen (sofern die anderen Bedingungen gegeben sind). Außerdem gibt die Belichtung die Wuchsrichtung an. Eine Belichtung zwischen 12 und 16 Stunden ist für die meisten Arten sinnvoll.

Geeignet sind z.B. schwache Leuchtstofflampen oder spezielle Pflanzen-Leuchtmittel. Es sollte vor allem der blaue Anteil (ca. 480 nm) besonders hoch sein. Sollten sich bei den frühen Fruchtkörpern (Primordien) zu dicke Stämme bilden, so ist möglicherweise die Belichtung zu stark - ist hingegen der Stamm der Primordien sehr dünn und langgestreckt, so ist die Ursache meist eine zu schwache Beleuchtung.

Luftfeuchtigkeit durch Seramis / Perlit

Der Boden des Minigewächshauses wird einige Zentimeter hoch mit Seramis (oder Perlit) befüllt, und dazu werden wenige Zentimeter hoch Wasser gegeben (etwa halb soviel Wasser wie Perlit). Mitunter erzielen Anbauer mit dieser Methode genügend Luftfeuchtigkeit, insbesondere wenn Minigewächshäuser oder Kästen verwenden werden. Belüftung erfolgt hierbei durch tägliches Lüften oder durch zahlreiche Löcher an den Wänden (Shotgun Fruiting Chamber).

Zum Perlit sei noch angemerkt, dass man hier kein staubiges Perlit oder Perlit für den Hausbau verwendet. Perlitstaub ist für die Lunge sehr ungesund. Zur Verwendung empfiehlt sich für den Pflanzenbau empfohlenes Perlit (Perligran) mit einer Korngröße 2/6.

Vorteile:

  • Wartungsarm ("Shotgun"-Variante): Durch die Löcher entfällt das regelmäßige Lüften.
  • Kein zusätzlicher Stromverbrauch zur Aufrechterhaltung der Luftfeuchtigkeit und regelmäßigen Belüftung

Nachteile:

  • Relativ ungenau
  • regelmäßiges Nachgießen
  • kontaminationsanfällig da kein geschlossenes System ("Shotgun Fruiting Chamber").

Die beiden nachfolgenden Methoden sind bei größeren Fruchtungsräumen erfolgversprechender.

Luftfeuchtigkeit und Temperatur durch Aquarienheizung

Man kann den Boden des Aquariums mit Wasser füllen und dort eine Aquarienheizung anbringen. Damit lässt sich sowohl die relative Luftfeuchtigkeit als auch die Temperatur erhöhen. Das Aquarium wird mit einer Glasscheibe abgedeckt. Auf den Deckel legt man eine schwache Leuchtstoffröhre. Im Inneren des Aquariums kann man eine kleinere Glasscheibe schräg über der ausgewachsenen Brut anbringen, um zu verhindern, dass Kondenswasser auf die Pilze tropft. Die Brut selbst wird über dem Wasserstand gehalten, z.B. mit einem Drahtgitter oder sonst einer Konstruktion, auf der sich die Brut befindet.

Anstatt den Boden mit Wasser zu füllen, kann man in die Fruchtungsbox auch ein mit Wasser gefülltes Behältnis stellen. In dieses wird dann sowohl die Aquarienheizung gegeben, als auch das Ende des Schlauches einer Aquarienluftpumpe.

Vorteile:

  • Einfacher Bau
  • vollautomatische Regelung möglich

Nachteile:

  • Relativ hoher Stromverbrauch der Aquarienheizung, je nach Größe

Luftfeuchtigkeit durch Ultraschallvernebler

In einem separaten Gefäß lassen sich Nebelschwaden durch einen Ultraschallvernebler erzeugen, die mit einem Schlauch in die Pilzbox geleitet werden. Zum Austausch wird mit einer Aquarienluftpumpe Luft in das Nebelgefäß geleitet.

Vorteile:

  • Empfiehlt sich vor allem dann, wenn die geringe Temperaturanhebung durch die Heizung unerwünscht ist
  • Voll automatisierbar
  • Genaue Regelung möglich (durch Regelungseinheit mit Luftfeuchtesensor)
  • Es lassen sich ganze Räume mit ausreichend Luftfeuchtigkeit versorgen

Nachteile:

  • Hohe Anschaffungskosten (je nach Gerät)
  • Das Wasser muss, je nach Wasservorrat des Verneblers, häufig nachgefüllt werden
  • Meist ist eine Regelungseinheit notwendig, da die relative Luftfeuchtigkeit sonst schnell das Maximum erreicht, kondensiert und die Fruchtkörper ertränkt
  • Regelmäßige Reinigung notwendig um einen kontaminierten Belüftungsstrom zu vermeiden

Kontaminationen

Auch während der Fruchtung sowie auch in allen anderen Phasen des Pilzanbaus gilt: Kontaminierte Einheiten werden komplett entsorgt, auch wenn der Kulturpilz schon erntereife Fruchtkörper gebildet hat. Dies ist wichtig, da niedere Pilzarten (z.B.: Aspergillus, Trichoderma) Toxine produzieren, die ein normalerweise nichtgiftiger Pilz aufnehmen kann und dadurch ebenfalls giftig wird.

Ausnahmen und Sonderformen

PF-Tek

Die Methode von Psylocybe Fanaticus (PF-Tek) verwendet Reismehl und Vermiculit als Substrat in (schulterlosen) Sturzgläsern. Hier werden die Sporen direkt mit einer (evtl. gekauften) sauberen Sporenspritze in das Substrat gebracht, in welchem die Pilze später fruchten. Nachdem die Gläser vollständig besiedelt sind, wird der Substratkuchen gestürzt und in eine Fruchtungsumgebung (Luftfeuchte, Temperatur, Luft und Licht) gebracht. Dort bilden sich dann Fruchtkörper. Auf eine Deckschicht wird zu Gunsten der Anfängerfreundlichkeit verzichtet.

Sklerotium

Sklerotien werden häufig "Trüffeln" genannt, sind aber nicht mit den Echten Trüffeln (Tuber) zu verwechseln, die eine eigene Pilzgattung bilden und nur in Symbiose mit Bäumen existieren können, indem sie Mykorrhiza mit deren Baumwurzeln bilden und unterirdisch Fruchtkörper entwickeln. Diese Tuber sind nicht leicht zu kultivieren.

Im Gegensatz dazu handelt es sich bei Sklerotium nicht um Fruchtkörper, sondern um Verhärtungen des Myzels, das dadurch widerstandsfähig gegenüber Trockenheit und Kälte wird. Sklerotium anzubauen ist, z.B. mit sklerotienbildenden Psilocybe, unkomplizierter, als den Pilz dazu zu bringen, Fruchtkörper auszubilden, dauert aber auch deutlich länger. Während ein Fruchtkörper-Ernte-Zyklus nur einige Tage dauert, muss man für die Sklerotienbildung mehrere Monate einplanen. Nachdem der Pilz das Substrat durchwachsen hat, fängt das Myzel stellenweise an zu verdicken und bildet so mit der Zeit große, zusammenhängende Strukturen.


Ernte

Fruchtkörper des Champignons (lat. Agaricus bisporus)
Fruchtkörper des Shiitake (lat. Lentunula edodes)

Beim Ernten werden die Fruchtkörper am Stiel möglichst nah am Boden (myzelbewachsenes Substrat / Deckschicht) angefasst und mit viel Gefühl gedreht, sodass der Fruchtkörper nicht bricht, sondern sich komplett vom Myzel trennt. Notfalls kann man auch ein sauberes Messer benutzen (über einer Flamme kurz erhitzen) und die Fruchtkörper möglichst dicht am Boden abtrennen. Solche "Pilzstümpfe" bilden sich normalerweise wieder zurück ohne zu kontaminieren. Da dabei aber ein erhöhtes Kontaminationsrisiko besteht (Nährboden für Schimmel), sollte man auf diese Methode verzichten.

Der richtige Zeitpunkt

Speisepilze, die in den Handel gehen, werden geerntet bevor der Hut sich vom Stiel löst, also das Velum noch intakt ist. So bleiben sie am längsten frisch und haben keine Möglichkeit, ihre Sporen abzugeben. Bei selbst angebauten Pilzen, die rasch nach der Ernte verzehrt werden, sollte man warten, bis sie leicht aufgeschirmt sind, da sie dann ein besseres Aroma haben. Will man Sporenabdrücke herstellen, sollte man noch warten, bis sich der Pilzhut vollständig geöffnet hat.

Sporenabdrücke

Sporenabdrücke, bzw. korrekter "Sporenpulverabdrücke", sollten möglichst keimfrei hergestellt werden. Beliebte Materialien für Sporenabdrücke sind: Visitenkartenkarton, Butterbrotpapier bzw. weißes Backpapier oder Aluminiumfolie. Die vollständig geöffneten Pilzhüte werden dicht an den Lamellen abgeschnitten, ohne diese zu verletzen und auf bereits zurechtgeschnittene und sterilisierte Folien- oder Papierstücke gesetzt. Auf die Sterilität (Ausglühen) des Werkzeugs ist auch besonders Wert zu legen. Nun sollten die Hüte bei hoher Luftfeuchtigkeit (Glas, Glaskompottschale darüberstülpen) mindestens eine Stunde lang (wenn der Pilz frisch und saftig ist), am besten über Nacht, stehen (12 bis 24 Stunden, um einen wirklich deutlichen Sporenabdruck zu erhalten) und ihre Sporen rieseln lassen. Wenn die Pilzkappen ausgedient haben und entfernt wurden, muss man die Sporenabdrücke trocknen lassen. Anschließend in frische Ziplock-Beutel stecken und beschriften.


Konservierung und Aufbewahrung

Konservierung durch Trocknen

Geerntete Fruchtkörper trocknen innerhalb weniger Tage, wenn man sie offen auf einem Blatt Papier ausbreitet. Statt mit Wärme sollte man den Trocknungsprozess durch regen Luftaustausch z.B. durch Luftzug oder mit Hilfe eines Ventilators beschleunigen.

Trocknen mit Salz

Eine schonende Alternative ist das Trocknen mit Salz. Bei dieser Methode trocknet man die Fruchtkörper am Besten in einer großen Kiste, in der unten eine Schicht aus Calciumchlorid liegt. Calciumchlorid erhält man im Baumarkt. Es wird dort als Luftentfeuchter angeboten.

Nun gilt es, eine Fläche zu schaffen, sodass die Fruchtkörper mit in die Kiste gelegt werden können, ohne dass sie mit dem Calciumchlorid in Kontakt kommen. Dazu kann man einfach ein Drahtgeflecht wie ein umgedrehtes U formen und auf das Calciumchlorid stellen. Nun kann man die Pilze oben auf das Geflecht legen. Dort lässt man sie so lange liegen, bis sie hart und knusprig sind.

Trocknen mit Wärme

Etwas einfacher funktioniert das Trocknen durch Wärmezufuhr. Dabei sollte die Temperatur zwischen 30 bis maximal 50 °C liegen. Für diese Methode bietet sich ein elektrischer Trockner oder ein Dörrgerät an. Die Fruchtkörper werden je nach Sorte und Größe einmal oder mehrmals durchgeschnitten und dann etwa zehn bis zwölf Stunden auf kleiner Stufe getrocknet.

Auch im Heißluftbackofen kann man durchaus gute Ergebnisse erzielen. Es ist jedoch eine sehr zeit- und energieaufwändige Angelegenheit. Problematisch ist hierbei jedoch, insbesondere bei älteren Öfen, das verdunstende Wasser, wenn zu viele Fruchtkörper zum Trocknen hineingepackt werden. Es sammelt sich unter Umständen am Boden des Heißluftbackofens und kann bei großen Mengen auch aus dem Backofen herauslaufen. Daher sollte von Zeit zu Zeit die Tür des Ofens für eine Minute geöffnet werden, um einen Luftaustausch zu ermöglichen (am ehesten, wenn sich Wasserdampf im Ofen gebildet hat).

Hohe Temperaturen bei dieser Methode zerstören wertvolle hitzeempfindliche Inhaltsstoffe.

Trocknen an der Luft

Eine alte und bewährte Methode besteht darin, die Fruchtkörper in Streifen von etwa fünf bis acht Millimetern Stärke zu schneiden. Diese werden dann mit einer Nadel und einem Faden aufgefädelt, so dass sie sich gegenseitig nicht berühren. Das Ganze hängt man dann in einem trockenen Raum zum Trocknen auf. Wenn sich die Fruchtkörper trocken anfühlen und beim Reiben mit den Fingern zerbröseln, sind sie fertig getrocknet.

Aufbewahrung

Gegebenenfalls unvollständig getrocknete Fruchtkörper können schimmeln und somit die gesammte Verpackungseinheit unbrauchbar machen.

Trockene Fruchtkörper sollten möglichst kühl, trocken, luftdicht und dunkel gelagert werden. Man kann sie am besten in Gläsern mit Schraubverschluss lagern. Alternativ werden auch Ziplock-Beutel verwendet.


Ausrüstung

Zur typischen Ausrüstung eines professionellen Mykologen gehört eine handvoll Gerätschaften, die den Pilzanbau erst ermöglichen oder erheblich vereinfachen. Es sei daher eine Übersicht von nützlichen Gegenständen aufgeführt, deren Nutzen und - sofern sinnvoll - deren Eigenbau.


Sterile Arbeitsumgebung

Steriles Arbeiten ist einer der wichtigsten Faktoren bei der Pilzzucht. Im gewerblichen Pilzanbau wird hierzu in der Regel in einem sterilen Luftstrom gearbeitet. Da diese speziellen Gebläse jedoch relativ teuer sind, haben sich zunehmend Alternativen für den Heimgebrauch etabliert.

Impfbox/Handschuhkasten

In einer Impfbox wird die sterile Arbeitsumgebung durch ein geschlossenes System erreicht, das zuvor entsprechend keimfrei gemacht wird.

Eine Impfbox lässt sich leicht selbst bauen. Man benötigt eine Holzplatte z.B. 60×90 cm und einige Meter einer Holzstange, die in 8 Teile zersägt wird. Aus den Teilen wird mit Holzleim oder Heißkleber ein Quader-förmiges Gerüst auf die Platte gebaut. Darüber wird robuste, durchsichtige Folie (aus dem Baumarkt) gespannt. Zwei Löcher werden hineingemacht, und schon lässt sich darin steril arbeiten, nachdem mit Desinfektionsmittel der Innenraum desinfiziert wurde.

Wichtig: Desinfektionsmittel sind meistens entflammbar, darum darf in der Box nie eine Flamme entzündet werden. Die Präperiernadel kann vor der Box über einer Flamme sterilisiert werden.

Reinbank

Eine Reinbank kommt dem gewerblichen Standard am Nächsten. Auch hier wird in einem offenen System gearbeitet, das einem sterilen Luftstrom ausgesetzt ist. Die Luft wird durch einen HEPA-Filter von Pilzsporen und Bakterien gereinigt, dadurch werden Kontaminationen vermieden.

Die Reinbank besteht dabei aus einem Vorfilter, einem Gebläse und einem HEPA-Filter. Die Luft wird vom Gebläse durch den Vorfilter angesaugt und in die Kammer weitergeleitet, in der sich der HEPA-Filter befindet. Von dort strömt die so gereinigte Luft in den Arbeitsbereich.

Bauteile:

  • Vorfiltermatte
  • Gebläse
  • HEPA-Filter
  • Material für das Gehäuse

Kosten: ca. 260 €.

Vor Beginn der Arbeit sollte die Reinbank immer eingeschaltet und der gesamte Arbeitsbereich mit einem alkoholgetränkten Tuch gereinigt werden. Danach die Reinbank für etwa eine halbe Stunde eingeschalten lassen und dann den Arbeitsbereich nochmals mit einem alkoholgetränkten Tuch reinigen.


Anhang

Pilztabelle

Name Agar-Rezept Substrat
Agaricus bisporus (Champignon) Hundefutter-Agar Pferdemist-Kompost
Hericium erinaceus (Igelstachelbart) Agar => Flüssigkultur Holz
Ganoderma lucidum (Reishi,Glänzender Lackporling) Agar Eiche, Ahorn, Ulme, Birke, Erle, Esche
Lentinula edodes (Shiitake) Hundefutter-Agar Hartholz/Weichholz (kein Nadelholz)
Psilocybe cubensis, früher: Stropharia cubensis (Kubanischer Träuschling) Hundefutter-Agar, Malzextrakt-Agar, Kartoffel-Agar Getreide (Roggen, Hirse, Reis), Stroh-Dung-Mischungen, Stroh (mit minderem Erfolg)
Pleurotus ostreatus (Austernseitling) Hundefutter-Agar Stroh / Holz
Psilocybe tampanensis (Philosopher Stones) Malzextraktagar Getreide = Sklerotien Grassamen = Fruchtkörper
Psilocybe azurescens (Stattlicher Kahlkopf) Malzextraktagar / Sägespäne-Agar Vogelfutter / Hartholzschnipsel
Psilocybe cyanescens (Blauender Kahlkopf) Malzextraktagar / Sägespäne-Agar Vogelfutter / Hartholzschnipsel / Roggen / Pappe & Zeitungspapier
Panaeolus cyanescens (Blauender Düngerling) Malzextraktagar, Kartoffel-Dextrose-Agar Stroh / Dung
Name Fruchtungsmethode Temperatur
Agaricus bisporus (Champignon) Torfdeckschicht (englisch casing) 13° C – 18° C
Hericium erinaceus (Igelstachelbart) Kein Abdecken Primordien: 10° C – 15° C

Fruchtung: 18° C – 24° C

Ganoderma lucidum (Reishi,Glänzender Lackporling) direkt, Abdecken mit Erde möglich Wachstum: 10° C–25° C

Fruchtung: 18° C–24° C

Lentinula edodes (Shiitake) direkt Wachstum: 20° C–25° C

Fruchtung: 10° C–25° C

Pleurotus ostreatus (Austernseitling) direkt 10° C – 28° C
Psilocybe cubensis (veraltet: Stropharia cubensis) (Kubanischer Träuschling) Abdeckung / PF-Tek Wachstum: 20° C – 27° C (es werden Temperaturen bis 30° C empfohlen)

Fruchtung: 19° C – 23° C

Psilocybe tampanensis (Philosopher Stones) Trüffelbildner Wachstum: etwa 25° C

Fruchtung: etwa 22° C bis 23° C

Psilocybe azurescens (Stattlicher Kahlkopf) Draußen: im Herbst Wachstum: 18° C - 22° C

Fruchtung: 10° C - 15° C

Psilocybe cyanescens (Blauender Kahlkopf) Draußen: im Herbst Wachstum: 21° C - 25° C

Fruchtung: 10° C - 15° C (tagsüber) und 5° C - 10°C (nachts)

Panaeolus cyanescens (Blauender Düngerling) Wachstum: 24°C - 27°C Fruchtung: 24°C +1°C/-1°C

Werkzeuge und Hilfsmittel

  • Dampfdruckkochtopf / Autoklav
  • Petrischalen
  • Sturzgläser (konisch geformte Einmachgläser)
  • Impfnadel
  • Impföse
  • Pinzette
  • Skalpell
  • lanzettförmige Präpariernadel
  • Brenner
  • Mundschutz
  • Impfbox: günstig; Reinbank (Arbeitsbank mit HEPA-Filter): teuer
  • Schutzhandschuhe beim Umgang mit Wasserstoffperoxid!!!
  • dünne Gummihandschuhe für steriles Arbeiten

Obwohl auch ohne diese Geräte erfolgreich Pilze angebaut werden können, lohnt sich selbst für den Heimanbauer die Anschaffung und Verwendung von Thermo- und Hygrometer zur Kontrolle der Wachstumsbedingungen, da eine optimale Temperatur dem Myzel besonders wichtig ist.

Steriles Arbeiten

Hepafilter

Ein Hepafilter (High-Efficiency-Particulate-Air-Filter) ist ein Luftfilter, meist mit Gebläse, der einen sauberen Luftstrom produziert, in welchem man ohne Sorgen beimpfen kann, da bis zu 99 % der in der Raumluft enthaltenen Schwebeteilchen (Milbenkot, Sporen usw.) herausgefiltert wurden. Für Hobbymykologen eventuell zu teuer (zur Zeit – 2006 – etwa 300 Euro), aber von enormem Wert für sauberes Arbeiten.

Ein Ulpafilter (Ultra-Low-Penetration-Air-Filter) ist ein Luftfilter, der eine Mindesteffizienz von 99,999 % bei einer gewissen Durchlaufgeschwindigkeit besitzen muss. Es gibt außerdem noch Sulpafilter mit einer Mindesteffizienz von 99,9999 %. Diese Luftfilter werden besonders in S1-Labors und sonstigen wichtigen Reinräumen verwendet.

Desinfektion

70-prozentiger Alkohol (Spiritus) oder auch Isopropyl-Alkohol desinfiziert unsere Werkzeuge besser als in 100-prozentiger Konzentration, da 100% Alkohol die Zellwände versiegelt und so das Aufplatzen der Zellen und damit einhergehende Desinfektion verhindert. Wer mit Erfolg Pilze anbauen will, sollte sich auch eingehend mit Desinfektionsmethoden befassen, denn jede Oberfläche, jeder Arbeitsraum und jede Umgebung bedarf einer unterschiedlichen Sterilisation. Richtiges Sterilisieren will gelernt sein und ist fast schon eine Wissenschaft für sich. Beispielsweise ist es ratsam, eine Arbeitsplatte steril abzuwischen, anstatt wild drauf loszusprühen.

Kleine Räume lassen sich leichter keimfrei halten und desinfizieren als große. Für Aktionen wie das Beimpfen, Selektieren oder sonstige sterile Arbeiten sollte der Heimanbauer z.B. ein kleines Badezimmer in Betracht ziehen. Hier ist auch ratsam, alle unnötigen Gegenstände (z.B. Toilettenpapier, Klobürste, Zahnputzbecher, usw.) vorher zu entfernen. Der Raum sollte mit "Sagrotan" oder ähnlichen Sprays behandelt werden, um Bakterien und Sporen in der Luft zu minimieren. Alle Flächen sollten mit Desinfektionsmitteln gründlich abgewischt werden. Der so sterile Raum sollte nun für einige Zeit verlassen werden. Anschließend kann die Arbeit beginnen.

H2O2 – Wasserstoffperoxid

Wasserstoffperoxid ist in verschiedenen Konzentrationen erhältlich. In Apotheken und noch billiger bei Frisören, erhält man eine dreiprozentige Lösung; 19-prozentig gibt es den als Oxydator-Lösung im Zoohandel. H2O2 tötet Sporen, schadet verdünnt dem Myzel jedoch nicht so sehr.

Um die Brut mit H2O2 zu reinigen, reicht eine Mischung von 6 ml 3 % H2O2 auf einen Liter Wasser (ergibt 0,018 %).

Substrat wie Stroh oder Holzschnipsel kann man durch Einweichen mit 0,15 %-H2O2-Lösung für ein bis zwei Tage ausreichend sauber bekommen.

Wasserstoffperoxidlösungen enthalten oft Stabilisatoren wie Phosphorsäure. Dies ist allerdings unbedenklich und hat keinerlei bekannte Auswirkungen auf die Entwicklung von Pilzen.

Achtung!!! H2O2 ist in höheren Konzentrationen stark ätzend! Schutzkleidung ist hier unerlässlich.

  • Schutzbrille
  • Schutzhandschuhe
  • lange Ärmel

Weitere Agarrezepte

Maismehl-Agar

Zutaten:

  • 30 g Maismehl
  • 20 g Agar-Agar
  • 1000 ml Wasser

Zubereitung

  1. 1000 ml Wasser mit 30 Gramm Maismehl in einem Gefäß zum Sieden erhitzen
  2. Eine Stunde kochen lassen (ab und zu umrühren)
  3. Agar mit Wasser etwa fünf Minuten waschen, danach das Wasser abgießen
  4. Maismehlbrei durch ein Tuch filtern
  5. Danach das Agar dem Filtrat beimengen
  6. Im Wasserbad erwärmen bis sich das Agar löst

Bier- oder Malzbier-Agar

Zutaten:

  • 500 ml Bier (Alkoholfrei geht auch (oder sogar besser?)) oder Malzbier
  • 2 gehäufte Teelöffel Agar (oder 7,5 Gramm)

Zubereitung:

  1. Bier in einem Topf langsam zum Kochen bringen, damit der Alkohol verdampft. (Auf den Alkohol braucht man bei alkoholfreiem Bier und Malzbier natürlich nicht zu achten.)
  2. Topf von der Kochstelle nehmen, einen Teil des eingedampften Biers abnehmen und 2 gehäufte Teelöffel Agar unter ständigem Rühren lösen.
  3. Agarlösung nun unter ständigem Rühren in den Topf geben und einige Minuten kochen lassen.

Malzbieragar kann gut bei Shiitake, Shimeji und Austernpilz angewendet werden.

Fleischsud-Agar

Es gibt auch noch die Möglichkeit, einen Nährboden aus Rindfleischsud herzustellen. Dazu einfach 100 g Rindfleisch mit 100 ml Wasser etwa eine Stunde lang auskochen, filtrieren und den Sud mit 1,5 Gramm Agar-Agar wie gewohnt gelieren und zu Platten weiterverarbeiten. (Das ausgekochte Fleisch lässt sich übrigens noch essen, und mit etwas Salz, Ei und Zwiebel in der Pfanne angebraten schmeckt es auch recht lecker.) Diesen Nährboden kann man als Ersatz für den Hundefutter-Agar verwenden.

Bezugsquellen

  • Autoklavierbare Beutel (aus PE-HD oder PP): Drogerie, Discounter (z.B. bei "Aldi" als Bratschlauch, zum Gebrauch mit Kabelbinder verschließen)
  • Agar Agar: Reformhaus (50 g) oder, meist wesentlich billiger, aus dem "Asia Markt" (neigt u.U. zu Trübungen).
  • Buchenholzhackschnitzel: Kleine Mengen (5 kg) in der Zoohandlung, größere Mengen (25 kg) beim Fleischereibedarfshandel (Räuchereibedarf). Produkte von JRS oder Goldspan
  • Malzextrakt (auch Malz-Sirup): Reformhaus
  • Petrischalen, Präpariernadel, Impföse: Biologiebedarf Thorns (Versand), Laborbedarf Kohl (Versand)
  • Weizenkleie: In größeren Mengen beim Pferdezulieferer oder bei Raiffeisen
  • Kokohum (Humus aus Kokosnuss-Fasern): Im Tierhandel (Einstreu für Terrarien) oder im Gartenbedarf (Bodenverbesserer). Meist in Ziegelform gepresst.
  • Perlit: Speziell zur Substratverbesserung als "KNAUF Perligran", oder unter dem Markennamen "KNAUF Isoself" als Schüttdämmstoff (hier bitte auf das Fehlen von Zusatzstoffen, z.B. Bitumen, achten).
  • Vermiculit: Zur Brutpflege im Tierhandel.
  • Roggen: Ungemahlene Roggenkörner gibt es z.B. im Reformhaus oder direkt bei einer Mühle in der Nähe.
  • MRCA Mushroom Research Centre [1] - der erste Pilzzucht-Versandhandel, der mit dem Euro-Label Gütezeichen ausgezeichnet wurde.

Weblinks und Diskussionsforen zum Pilzanbau

Foren

Informative Seiten

Rechtliches

Achtung: Das Sammeln und Anbauen psilocybinhaltiger Pilze ist in Deutschland und manchen anderen Ländern illegal. Siehe rechtliche Aspekte bei Zauberpilzen.

Literatur

  • Dagmar Stein: Pilze anbauen. Die besten Arten. Anziehen und genießen (2005)
  • Walter Luthardt: Holzbewohnende Pilze. Anzucht und Holzmykologie (2005)
  • Jolanda Englbrecht: Pilzanbau in Haus und Garten (2004)
  • Nicola Krämer Shiitake und Austernpilze. Anbau im eigenen Garten, vegetarische Gerichte (2002)
  • Werner Dittmer: Frische Pilze (2002)
  • Paul Stamets: Growing Gourmet and Medicinal Mushrooms (2000)
  • Bert M. Schuldes, Sam Lanceata: Das Pilz-Zuchtbuch, (1999), Edition RauschKunde, Löhrbach, ISBN 978-3-930442-38-6

Glossar

bulken
Brut mit weiterem Substrat vermischen
casen
Die Brut mit einer Deckschicht abdecken
Degeneration
rückläufige Wachstums- und Fruchtungsfreude, wenn die Brut über längerem Zeitraum mit demselben Subtrat weitervermehrt wurde.
inkubieren
Die Brut mithilfe von Wärme anbauen bzw. durchwachsen lassen
Konifere
Nadelbaum
Mykorrhiza
Symbiose von Pilzen und Pflanzenwurzeln
overlay
Vollständig bewachsene Abdeckschicht; reduziert Fruchtungsneigung
Saprophyt, Saprotroph
Von totem organischem Material lebender Organismus


Lizenz

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Eine inoffizielle deutsche Übersetzung der GNU Free Documentation License findet sich hier: http://giese-online.de/gnufdl-de.html.

  1. Paul Stamets und J.S.Chilton: The Mushroom Cultivator, 1983
  2. https://www.alfa.com/de/catalog/J63820/
  3. https://www.neogen.com/globalassets/pim/assets/original/10007/ncm0198_ts_en-us.pdf
  4. https://www.neogen.com/globalassets/pim/assets/original/10007/ncm0135_ts_en-us.pdf
  5. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4663115/