Orte der Nisaner

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Seitentitel: Reisen in das Alte Dresden/ Die Nisaner – Dresdens verschwundenes Volk/ Orte der Nisaner/ Klotzsche
(Reisen in das Alte Dresden/ Die Nisaner – Dresdens verschwundenes Volk/ Orte der Nisaner/ Klotzsche)


„villa kloiczowe“ von Kloiczowe slawisch = Rodung (Urkunde vom 9. Oktober 1309 des Burggrafen von Dohna - Hochzeit seiner Tochter mit Bernhard von Pulsnitz[1]

Geschichte[Bearbeiten]

etwa um 700 n.Chr. gegründet[2]

Ursprung: nach herkömmlicher Meinung slawischer Rundling im Bereich der heutigen Boltenhagener Straße – Altklotzsche in der Nähe der heutigen Schmiedeschänke

der slawische Rundling als ursprüngliche Siedlungsform ist mittlerweile umstritten

wahrscheinlicher ist die Ansiedlung weniger Gehöfte entlang des Oberlaufes des Klotzscher Dorfbaches, der nach nur 2,4 km im Heidesand versickert - die Kirche ist in der Nähe des Zusammenflusses des späteren Fürstenborns mit dem Klotzscher Dorfbach errichtet worden - eine vorherige kultische/sakrale Funktion des noch heute mit einem Gewölbe ummauerten Fürstenborn liegt nahe - wahrscheinlich bereits in slawischer Frühzeit vor der Christianisierung (vgl. die Predigten gegen die Verwendung heidnischen Wassers aus den heiligen Quellen auf den Höhen oder den heiligen Teichen wie die Teiche von Glomaci (= Daleminzien) bei Lommatzsch und Paltzschen oder den Dorfteich von Mockritz (in Nisan)

Bauerndorf mit Imkerei und Vogelstellerei von Bedeutung

1445 etwa 130 Einwohner (nach Plünderung durch die Hussiten 1428!)

Klotzscher Dorfbach[Bearbeiten]

Feinmaterialreicher, silikatischer Mittelgebirgsbach mit geringem bis mäßigem Gefälle, der nach nur 2,4 km im Heller versickert - Bachbett überwiegend aus Sanden

Ursprung[Bearbeiten]

Beginn: südwestlich des Abzweigs Hermann-Reichelt-Straße/ Flughafenstraße in 217,4 mHN - eine Quelle ist nicht bekannt - 2,388 km

Regenrückhaltebecken 28P100 Windmühlenweg/Boltenhagener Straße mit 2.395 Kubikmeter Vollstau (nahe Einmündung Altklotzsche/Boltenhagener Straße = heutige Schmiedeschänke)

Naturraum Klotzsche-Medinger Sand-/Kies-Platte mit mehreren Tälchen sowie Kuppen und Hügeln und leichtem Gefälle nach Süden, großflächige Sanddecken (Heidesande) über dem Grundgebirge des Meißner Massivs (Syenodiorit) mit armen Braunerden aus Sand (grundwasserfern) und Gleye und Übergangs-Bodentypen in Senken oder Mulden

verläuft dann östlich der Straße Altklotzsche (zT offen, Beginn Altklotzsche 78, 209,3 mHN - 2,000 km (= 388 m) bis Am Steinborn 8, 202,5 mHN - 1,667 km = 721 m)

Am Fürstenborn[Bearbeiten]

Zufluß Klotzscher Steinborn von Osten bei 1,632 km = nach 756 m - in 202,4 mNH - kurz danach wieder verrohrt?

in Sandstein gefasste Quelle, durch ein kleines Gewölbe überbaut: Am Steinborn 6 (früher: Am Fürstenborn, vgl. Fürstenweg = heute Grenzstraße) am Fuße eines ehemaligen Weinberges (diente für die in der Gegend abgehaltenen fürstlichen Jagdlager)

Wasser wird unterirdisch abgeleitet - Einmündung nahe der Alten Kirche östlich von Altklotzsche

Richtungsänderung[Bearbeiten]

nach etwa 1 km in Richtung Südwest - Hellerrand-Landstufe fällt stärker zur Elbe hin ab, sandige Aue im Randbereich des Meißner Massivs

An den Ruschewiesen Abzugsgraben[Bearbeiten]

Zufluß von Osten bei km 1,277 = nach 1.111 m in 195,4 mNH

Talkenberger Bach[Bearbeiten]

Zufluß bei km 0,702 von Nordwesten - nach 1.686 m - in 182,0 mNH - Dresden-Radebeuler Heidersand-Terrasse - arme Braunerden und podsolige Braunerden aus Sand mit sehr tief liegendem Grundwasser (Kiefernforsten)

Beginn auf dem Gebiet des Festspielhauses Hellerau ? (Heideweg!) - fließt unterirdisch -

nördlich Einmündung Am Talkenberg/ Heideweg offen, Gondelteich -danach wieder unterirdisch

Einmündung unterirdisch südwestlich vom Markt Hellerau nach etwa 900 (800) m

benannt nach dem Flurstück Talkenberg (belegt in Klotzscher Urkunden des 18. Jhs.) - wie auch die Straße Am Talkenberg, ursprünglich als Straße 5 zu Rähnitz (1910 zu Hellerau und umbenannt)

Ende[Bearbeiten]

Querung Moritzburger Weg bei km 0,477 - nach 1.911 m - in 178,5 mNH - kurz davor wieder offen

versickert in den mächtigen Sanderflächen der Heidesand-Terrasse in den Hellerbergen, 250 m (450 m?) südlich der Kreuzung Klotzscher/Moritzburger Weg bei km 0,000 - nach 2.388 m - in 172,2 mHN in den größeren nacheiszeitlichen Sandablagerungen (mit teilweise binnendünenartigem Charakter und Sukzessionsfolgen von offenen bis bewaldeten Bereichen sowie größeren Trockenrasenflächen)


Klotzscher Kirche[Bearbeiten]

Slawische Zeit 880-1212[Bearbeiten]

ursprünglich zur Marienkirche (Frauenkirche) in (der Burg) Briesnitz, einer um 880 durch Method von Saloniki (Thessaloniki) geweihten Holzkirche

Briesnitz wird im (Anfang) September 1017 von den Truppen Heinrichs II. auf dessen Weg von Böhmen nach Meißen zerstört, Nisan wird verwüstet, Widerständler und Gefangene werden niedergemacht, die Bevölkerung von Nisan sinkt von vermutlich um 4.500 um das Jahr 1000 auf etwa 3.000 Einwohner - über das Schicksal von Klotzsche ist in dem Zusammenhang nichts überliefert, allerdings dürfte auch die Klotzscher Einwohnerschaft Verluste erlitten haben (nach anderer Meinung: nach dem 19. September als als Reaktion auf den Einfall der Polen auf Befehl ihres Herzogs Boleslaw in das Gebiet zwischen Elbe und Mulde mit dessen Verwüstung und der Gefangennahme von mehr als 1000 Hörigen) - die Truppen der Liutizen halten sich dabei zurück, weil sie den Nisanern freundschaftlich verbunden sind (nach anderer Meinung: weil ein als Feldzeichen mitgeführtes Bild ihrer Göttin von einem Deutschen durch Steinwurf beschädigt worden war, der Kaiser mußte 12 Pfund an Entschädigung für diesen Affront zahlen)

Klotzsche gehörte dann zur hölzernen Frauenkirche - am 8. September 1020, dem Festtag Mariä Geburt, durch Přibislav (wahrscheinlich der Hofkaplan des böhmischen Herzogs Oldřich) geweiht

1142 geht Nisan vom böhmischen Herzog an den deutsche König Konrad III. über, 1143 als Lehen an den Markgrafen von Meißen

1156 erster Burggraf derer von Dohna

20. April (Ostern) 1169 Verlegung der böhmischen Akademie Nisan von Nisani (an der Frauenkirche) nach Kayticz (Kaditz)

Lateinische Zeit 1212 bis 1539[Bearbeiten]

12. März 1212 Die kirchenslawische Schule und die Ikonenschule in Kayticz werden durch den Meißner Bischof Bruno II. von Porstendorf im Zuge einer Politik der Zurückdrängung des Slawischen geschlossen - gleichzeitig werden auch die kirchenslawischen Gottesdienste beendet

18. Februar 1240: der Meißner Markgraf Heinrich III. benennt den Pfarrer Vlricus der Parochie Dresden (parrochianus in Dresedene) in seiner Urkunde für die Leipziger Katharinenkirche als Zeugen

vor 1288 ([ab] 1268): urkundlich nicht belegt, sondern 1289 nach Heinrichs Tod von der Kirche behauptet: Heinrich III. übertragt das Patronat über die Frauenkirche dem von ihm gestifteten Klarissenkloster Seusslitz (1268 bis 1272 erbaut) - hierzu auch das Maternihospital, welches aus dem alten Kloster Nisan(i) (nun vor den Toren der um 1170/1173 gegründeten Stadt Dresden) entstanden war - Überlegungen zur Rückumwandlung des Maternihospitals in ein (Klarissen)Kloster seitens der Markgräfin werden massiv unterbunden, so daß es nicht zu deren Verwirklichung kommt - ein bereits aufgebautes Klarissenkloster gegenüber dem Franziskanerkloster in der Brüdergasse wird Anfang des 14. Jahrhunderts von aufgebrachten Dresdner Bürgern bis auf die Grundmauern geschleift - es bleibt bei einem (Franziskaner)Kloster in Dresden - am 6. Januar 1329 übernimmt der Dresdner Rat auch das Maternispital, die Seußlitzer Äbtissin Agathe bekommt als Entschädigung eine Rente

1. Oktober 1289: Abt Heydolf vom Kloster Berge vor Magdeburg schreibt dem Archidiakon Arnold von Nisan, dass er „den Priester Albert von Lobeda […] als Pfarrer in der [Frauen-]Kirche zu Dresden eingesetzt und dessen Gegner Adolf in dieser Kirche Redeverbot auferlegt“ - Hintergrund war die verstärkte Benutzung des Slawischen in der Frauenkirche, welche durch den Tod von Heinrich III. dem Erlauchten 1288 (und von der Kirche behaupteten angeblichen) Patronatswechsel in den Focus der Aufmerksamkeit der Kirche geraten war

1316: das Patronat über die Frauenkirche kam im Tausch an den Bischof von Meißen Withego II. von Colditz

1321 eigene Dorfkirche (zuvor vermutlich Kapelle mit Friedhof, heute Altklotzsche Nr. 89, Reste um 1820 bei Bauarbeiten entdeckt)

1420er: Verbot des Slawischen in der Markgrafschaft Meißen einschließlich Nisan (als Amts- und Gerichtssprache) auch infolge der kriegerischen Auseinandersetzungen mit den böhmischen Hussiten

1428: Plünderung von Klotzsche und Umgebung, einschließlich Altendresdens, durch die Hussiten, Belagerung Dresdens - wahrscheinlich Brandschatzung der Klotzscher Kirche

Deutsche Zeit ab 1539[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Bild der Urkunde.
  2. Vgl.Stadtwiki Dresden: http://www.stadtwikidd.de/wiki/Klotzsche