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Schusswaffen: Kapitel 3

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AK-47

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Eine AK-47

AK-47 ist die Abkürzung für Awtomat Kalaschnikowa, obrasza 47 goda (kyrillisch Автомат Калашникова образца 47 года), ein 1947 von Michail Kalaschnikow entwickeltes Sturmgewehr. 1944 entwickelte Michail Kalaschnikow als Beschäftigter der Izhmash-Rüstungswerke einen halbautomatischen Karabiner. Dessen Verschluss-System war Vorbild für praktisch alle später entwickelten russischen automatischen Waffen.

1946 baute er einen ersten Prototypen eines automatischen Gewehres im Kaliber 7,62 mm (1943 in Russland gebaute M43-Patrone) und meldete diesen für Tests an.

1947 wurde der Prototyp überarbeitet und schnitt bei weiteren Tests als beste Waffe ab.

1949 wird die Waffe als "7,62 mm Awtomat Kalaschnikowa obraztsa 1947" (7,62 mm automatisches Gewehr von Kalaschnikow, Modell 1947) in Dienst gestellt. (Anmerkung des Verfassers: Das "a" am Ende von "Kalaschnikowa" ist wichtig, es zeigt wie das "s" im Deutschen ["Kalaschnikows"] den Genitiv an.) Weitere Bezeichnungen sind AK und, besonders im Westen verbreitet, AK-47. Die Waffe wird häufig als Maschinenpistole bezeichnet, was nach moderner Definition jedoch falsch ist. Vielmehr ist die Bezeichnung "Maschinenpistole" ein Überbleibsel aus der Zeit, als "Sturmgewehr" noch kein weit verbreiteter Begriff im Osten war.

1959 wurde das AK ein weiteres Mal überarbeitet und erhielt die Bezeichnung AKM, Awtomat Kalaschnikowa Modernizowannij (modernisiert). Die neue Waffe wurde im Blechprägeverfahren hergestellt, was eine erhebliche Gewichtsreduzierung um 1,16 kg zur Folge hatte, bekam eine neue Schulterstütze, eine Mündungsbremse und eine Vorrichtung zur Verzögerung des Abzugs. Diese soll verhindern, dass ein Schuss sich vorzeitig löst (bevor der Verschluss vollständig verriegelt ist). Die Annahme, es handele sich um einen Begrenzer der Feuerrate (Kadenz), ist falsch. Von beiden Waffen, sowohl dem AK als auch dem AKM, gibt es eine S-Version (AKS, beziehungsweise AKMS) für Fallschirmtruppen mit abklappbarer Schulterstütze (S steht für skladnoj, zusammenklappbar). Obwohl das Visier des AKM bis auf 1.000 Meter (800 beim AK) einstellbar ist, liegt die tatsächliche effektive Reichweite bei etwa 300 - 400 Meter, was durch das langsame, schwere Geschoss der M43 bedingt ist (zu steile Schußbahnparabel). Alle Waffen der AK-Familie sind Gasdrucklader mit Drehverschluss. Dabei werden durch ein über dem angebohrten Lauf befindliches Rohr die bei der Verbrennung der Treibladung entstehenden Gase angezapft, die den sich im Rohr befindenden Gaskolben nach hinten drücken. Dieser bewegt den Verschluss, welcher den Lauf entriegelt. Der Verschlusskopf mit zwei Verriegelungswarzen ist drehbar. Bewegt sich der Verschluss nach vorne, dreht sich der Verschlusskopf und die Warzen greifen in entsprechende Aussparungen im Patronenlager, wodurch der Lauf verriegelt wird. Der Sicherungshebel, der wegen seiner unbequemen Handhabung häufig kritisiert wird, befindet sich auf der rechten Seite und muss mit der ganzen Hand bedient werden. In seiner obersten Stellung ist die Waffe gesichert, in der mittleren schießt sie vollautomatisch und halbautomatisch in der untersten. Die erwähnte Unbequemlichkeit ließ sich jedoch in "Privatinitiative" abstellen: man klappte den Sicherungshebel senkrecht nach oben und bog ihn in dieser Stellung kräftig nach außen, so dass er sich leicht verbog und sich die Einrastung in den Funktionsstellungen stark abschwächte. So ließ sich der Sicherungshebel bequem mit dem Abzugs-Zeigefinger bedienen, während die Hand am Griffstück bleiben konnte.

Die Abzugsvorrichtung funktioniert folgendermaßen: Ist die Waffe auf Einzelfeuer gestellt, wird der Hammer vom Ansatz des Abzugs in gespannter Stellung gehalten. Betätigt man den Abzug, gibt dieser den Hammer frei, der sich um seine Achse dreht und auf den Schlagbolzen trifft, was einen Schuss auslöst. Wenn sich der Verschluss nach dem Schuss zurückbewegt, spannt er den Hammer. Bewegt sich der Verschluss wieder nach vorne, wird der Hammer von einem Fanghebel gefangen. Um einen weiteren Schuss abgeben zu können, muss der Abzug losgelassen werden. Dadurch gibt der Fanghebel den Hammer frei, der jedoch sofort wieder vom Abzug gefangen wird. Ab hier wiederholt sich der Vorgang.

Bei Umstellung auf Dauerfeuer kommt ein zweiter Fanghebel ins Spiel, der den Hammer fängt, nach dem der Verschluss ihn gespannt hat. Kurz bevor der Verschluss die vordere Position erreicht und den Lauf verriegelt hat, betätigt er den zweiten Fanghebel, wodurch der Hammer befreit und ein Schuss ausgelöst wird. Sobald der Abzug losgelassen wurde, fängt er den Hammer und die Waffe hört auf zu feuern. Der erste Fanghebel ist an diesem Vorgang nicht beteiligt.

Das Geheimnis des AK, nämlich seine legendäre Zuverlässigkeit, ist der Überschuss an Energie, mit der der Verschluss zurückgleitet. Das garantiert eine zuverlässige Funktion auch im stark verschmutzten Zustand, jedoch leidet die Präzision darunter. Auf einen Gasdruckregler wurde verzichtet.

Das Zerlegen des AK beginnt mit dem Entfernen des Magazins. Dann wird der am Ende der Verschlussfeder befindliche Sperrknopf eingedrückt und der Verschlussdeckel abgehoben. Danach wird der Sperrknopf noch einmal soweit nach vorn gedrückt, bis er aus der im Systemkasten befindlichen Führung ausrastet. Nun kann man die Verschlussfeder mit Führungsstange nach hinten herausziehen. Der Verschluss mit Gaskolben und Stange wird jetzt nach hinten gezogen und nach oben abgehoben. Durch Umlegen des vorn am Visier angebrachten Hebels wird der im Vorderschaft befindliche Gasführungszylinder freigegeben und kann abgehoben werden. Die Waffe ist nun zerlegt.

Das AKM war die erste russische Waffe, die mit dem neuen Mehrzweckbajonett ausgestattet werden konnte. Dessen Design basiert auf dem von Oberstleutnant Todorow entwickelten Messer für Kampfschwimmer. Das Bajonett kann nicht nur bestimmungsgemäß als Stichwaffe, sondern auch als Säge und, zusammen mit der Scheide, als Drahtschneider verwendet werde.

Eine kleine, wichtige Modifikation am AK-47 wurde lange Zeit unterschätzt. Neben den Standard-Magazinen mit 30 Schuss, wie sie in den meisten Gegenden üblich waren, gibt es in Rumänien 40- beziehungsweise in Ungarn 20-Schuss-Magazine.

Relevant sollte der Umstand der verschiedenen Magazingrößen für die US-Truppen während des Vietnamkrieges werden. Dort verließen sich die US-Soldaten darauf, dass ihre Gegner ähnlich oft nachladen müssten wie sie selber, doch diese benutzten, meist bei Sturmangriffen, 100-Schussmagazine. Diese Magazine haben eine halbrunde Form und werden zusätzlich an der Laufmündung befestigt. Neben diesen häufigen Magazintypen gibt es auch fünf, zehn und 55 Schuss-Magazine sowie 60, 75, 90 und 100 Schuss-Trommeln. 1974 wurde ein neues Sturmgewehr eingeführt, das als AK-74 bekannt ist. Die wichtigste Neuerung ist die Umstellung auf das Kaliber 5,45. Die neue Patrone verdankt ihre Einführung der 5,56 mm-Patrone der Amerikaner. Das kleinkalibrige leichte Geschoss entwickelt im Zusammenspiel mit einem längeren Lauf eine höhere Mündungsgeschwindigkeit als das alte 7,62er. Dadurch erhöht sich die effektive Reichweite um etwa 100 Meter, und die Genauigkeit wird gesteigert. Ein auffälliges Merkmal des AK-74 ist die neuartige, effektive Mündungbremse, die gleichzeitig als Mündungsfeuerdämpfer fungiert, und deren Nebeneffekt ein (etwas) schwächerer Mündungsknall ist. Die Druckwelle wird zu beiden Seiten des Schützen abgeleitet, vom Nebenmann jedoch als unangenehm empfunden. Die Funktionsweise ist die gleiche wie die des Vorgängers. Die Waffe ist ungeladen zwar schwerer als das AKM, jedoch leichter im geladenen Zustand.

Auch vom AK-74 gibt es eine S-Version mit einer nach links abklappbaren Skelettschulterstütze. Später wurde ein verkürztes Modell entwickelt, das AKS-74U (U steht für ukorotschennij, verkürzt), dessen Feuerrate/Schußfolge (Kadenz) durch den gekürzten Lauf (das Gasabnahmeloch liegt weiter hinten) höher ist als die des AK-74. Außerdem hat das AKS-74U einen konischen Mündungsfeuerdämpfer. Aufgrund der geringen effektiven Reichweite wurde die Waffe nicht, wie ursprünglich vorgesehen, bei den Fallschirmtruppen eingeführt, sondern bei Sondereinsatzkommandos.

Spätere AK-74-Modelle bekamen einen Handschutz und eine Schulterstütze aus schwarzem Plastik anstelle von hölzernen Teilen. Es gab auch das Modell AK-74N mit der Möglichkeit, ein Nachtsichtgerät anzubringen.

Das Anfang 1990 entwickelte AK-74M ersetzte gleich drei Modelle - AK-74, AKS-74 und AK-74N - da es alle deren Eigenschaften in sich vereinte. Geblieben ist die unbequeme Sicherung. Das AK-74 sollte anfangs eine Übergangslösung sein, bis man fortschrittlichere Waffen einführte. Dieses geschah jedoch nicht, und wird aus Kostengründen wohl auch nicht geschehen, obwohl es neuartige, teils richtungsweisende Entwicklungen gibt. Es existieren leichte MGs auf Basis der Sturmgewehre: RPK und PRK-74. Die Unterschiede bestehen in einer andersförmigen Schulterstütze, einem Zweibein, einem längeren und schwereren Lauf und einem Magazin mit größerem Fassungsvermögen.

Die neuesten Waffen der AK-Familie sind die der 100er-Serie, nämlich AK-101, AK-102, AK-103, AK-104, AK-105, AK-107 und AK-108. Das AK-101 ist eine Exportversion im NATO-Kaliber 5,56 mm, das AK-102 ist die Kurzversion. Das AK-103 hat das alte Kaliber 7,62, was vermutlich auf vorhandenes Interesse an dieser Patrone in der Armee zurückzuführen ist. Das AK-104 ist ein kurzes AK-103. Das AK-105 hat das Kaliber 5,45 und soll das nicht mehr hergestellte AKS-74U ablösen.

Das AK-107 und AK-108 sind ein Thema für sich. Beide Waffen habe eine so genannte "synchronisierte Automatik". Dabei handelt es sich um ein System mit zwei Gaskolben statt wie gewöhnlich mit einem. Während der erste Gaskolben normal den Nachladevorgang in Gang setzt, bewegt der zweite ein Gegengewicht, welches einen Gegenimpuls zum Rückstoß erzeugt. Dadurch wird der Rückstoß stark verringert. Das AK-107 hat das Kaliber 5,45, während das AK-108 wieder eine Exportversion in 5,56 ist.

Die Waffen von Kalaschnikow sind die am weitesten verbreiteten weltweit. Schätzungen zufolge gibt es 50 - 60 Millionen Exemplare, manche sprechen von bis zu 90 Millionen.

Neben zahlreichen Kopien (Typ 56, China; AK-47M1, Bulgarien; Tabuk, Irak; M-70B1, Jugoslawien; etc.) gibt es Waffen, die die im AK verwendete Mechanik mehr oder weniger modifiziert übernommen haben: Galil, Israel; Valmet M-82, Finnland; Typ 86s, China; SIG-550, Schweiz.

Die äußere wie konstruktive Ähnlichkeit der AK-47 mit dem deutschen Maschinenkarabiner 42 (H) bzw. dem Sturmgewehr 44 verleiten manchen zu der Annahme, Michail Kalaschnikow habe die deutsche Erfindung schlichtweg "geklaut". Unterstützt werden derartige Ansichten noch durch den Umstand, dass der Suhler Hugo Schmeisser, eine Koryphäe auf dem Gebiet automatischer Handwaffen, maßgeblich am Entwurf zum Sturmgewehr 44 beteiligt war und nach dem Zweiten Weltkrieg tatsächlich lange Jahre in der damaligen UdSSR als Waffenkonstrukteur gearbeitet hat.

Richtig ist folgendes:

  • Ab 1943 erlebte die Rote Armee zunehmend die überlegene Feuerkraft und enorme taktische Flexibilität der neuartigen deutschen Maschinenwaffen; diese Erfahrung wurde zum Denkanstoß für eine eigene Waffe innerhalb desselben Konzeptes.
  • Kalaschnikow übernahm die aus der deutschen "Mittelpatrone" abgeleitete sowjetische Patrone M 43 (7,62 mm x 39) und entwickelte auf dieser Basis den technisch eigenständigen Schnellfeuerkarabiner "Awtomat Kalaschnikow".

Hauptunterschied:

Sturmgewehr 44: Kippblockverschluss

AK-47: Drehkopfverschluss

Es gibt demnach keine direkte technische Entwicklungslinie vom deutschen Sturmgewehr 44 zur sowjetischen AK-47. Kalaschnikow hat nicht von Schmeisser "abgekupfert".

AK-74

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AK-74

Das AK-74 ist eine 1974 eingeführte Weiterentwicklung des Sturmgewehres AK-47

Nachdem das Sturmgewehr M16 samt zugehöriger 5,56 mm-Munition in den US-Streitkräften eingeführt wurde, begannen in den 1960er Jahren auch in der UdSSR Forschungsarbeiten, deren Ziel die Entwicklung eines eigenen kleinkalibrigen Sturmgewehres war. Diese Bestrebungen wurden durch positive Erfahrungen der Amerikaner mit der neuen Munition im Vietnamkrieg verstärkt. Ein weiterer Aspekt war die Tatsache, dass das vor kurzen eingeführte AKM nicht alle gewünschten Anforderungen erfüllte. Bemängelt wurden vor allem die effektive Reichweite sowie schlechte Kontrollierbarkeit bei Feuerstößen.

Das für die Entwicklung der neuen Kleinkalibermunition zuständige Team unter Führung von Lidia Bulawskaja entwarf eine Patrone mit den metrischen Maßen 5,6x41 mm und der Bezeichnung 13MZh. Die mit Bulawskajas Team eng zusammenarbeitende Rüstungsfabrik Izhmasch baute die entsprechende Waffe. Das Gewehr war nichts anderes als ein auf das Kaliber 5,6 mm umgebautes AKM und kann als der Prototyp des AK-74 betrachtet werden. Interessant ist, dass Konstrukteur Michail Kalaschnikow sich gegen eine neue Patrone äußerte, da er die Meinung vertrat, das Potential der alten Munition sei nicht völlig ausgereizt.

Das Ergebnis weiterer Forschungen war schließlich die Patrone im Kaliber 5,45x39 (13MZhV) sowie ein neues Sturmgewehr. Obwohl die Entwicklungsarbeiten bereits 1970 angeschlossen waren, wurde die Waffe erst vier Jahre später als AK-74 (Indexbezeichnung 6P20) eingeführt. Der Grund für die verspätete Einführung war das als Konkurrenzwaffe gedachte Sturmgewehr AL-7, dessen Entwicklung bei Izhmasch parallel zum AK-74 betrieben wurde. Ausscheidungstests zeigten eine Überlegenheit des AL-7 sowie eines Sturmgewehrs des Designers Konstantinow gegenüber dem AK-74. Der Konservatismus des Militärs und die Einfachheit der Konstruktion entschieden den Ausgang der Tests jedoch zugunsten des AK-74. Die Funktion sowohl der Abzugseinrichtung als auch des Verschlusses entspricht gänzlich dem AKM (siehe AK-47), von dem 53% der Einzelteile übernommen wurden. Wie der Vorgänger ist das AK-74 ein Gasdrucklader mit Drehkopfverschluss mit zwei Verriegelungswarzen. Die Abzugseinrichtung ermöglicht Einzel- und Dauerfeuer mit einer Kadenz vom 600 Schuss pro Minute. Die schon beim AK-47 kritisierte Sicherung ist ein Hebel auf der rechten Seite des Gehäuses und kann nicht, wie bei modernen Sturmgewehren üblich, mit dem Daumen bedient werden.

Neu ist die Zwei-Kammer-Mündungsvorrichtung, die sowohl Mündungsbremse als auch Kompensator und Mündungsfeuerdämpfer in einem ist. Nebeneffekt ist ein etwas schwächerer Mündungsknall, da die auftretende Druckwelle zu beiden Seiten des Schützen abgeleitet wird. Weitere Modifikationen wurden am Abzug, der Visiereinrichtung und Gaskammer vorgenommen. Schulterstütze und Handschutz wurden aus Holz gefertigt, das Magazin bestand aus orangefarbenem Plastik. Die Schulterstütze besitzt links und rechts je eine längliche Einbuchtung, deren Zweck die optische Unterscheidung vom AKM sowie eine minimale Gewichtsersparnis sind. Das Magazin fasst 30 Schuss und kann mit 15 Patronen fassenden Ladestreifen gefüllt werden. Eine Vorrichtung, mit der man zwei Magazine miteinander verbinden könnte, wurde, obwohl entwickelt, nicht eingeführt. In Afghanistan benutzten Soldaten für diesen Zweck Klebeband. Später wurden die Holzteile und das Magazin aus schwarzem Plastik gefertigt.

Für den Nahkampf kann das AK-74 mit dem alten, sowie einem neu entworfenem Bajonett ausgestattet werden. Um die Kampfkraft des Soldaten zu erhöhen, lassen sich 40mm-Granatwerfer vom Typ GP-25 und GP-30 unter dem Lauf anbringen.

Für Fallschirmtruppen wurde das Modell AKS-74 mit einer nach links abklappbaren Skelettschulterstütze und der Indexbezeichnung 6P21 einwickelt. Das S steht für „skladnoj“, was „zusammenklappbar“ heißt. Die Modelle AK-74N (N2) und AKS-74N (N2)(N = notschnoj = Nacht) ermöglichen die Anbringung der Nachtsichtgeräte NSPU und NSPUM.

Das AK-74 verschießt Hartkern- und Leuchtspurmunition im Kaliber 5,45 mm (Indexbezeichnung 7N6 bzw. 7T3). Deren im Vergleich zur 7,62mm-Munition schwächerer Rückstossimpuls und die stark rückstoßdämpfende Mündungsbremse sorgen bei "Dauerfeuer" für eine bessere Kontrollierbarkeit der Waffe. Das leichte Geschoss entwickelt im Zusammenspiel mit dem längeren Lauf eine höhere Mündungsgeschwindigkeit; gleichzeitig sorgt die gestreckte Flugbahn für eine etwa 100 m größere effektive Reichweite. Unter dem hierbei geringen Gewicht des Projektils leidet jedoch seine Stabilität, was sich besonders bei Kampfhandlungen in bewaldeten und urbanen Gebieten bemerkbar macht. Das ist der Grund, weshalb manche in Tschetschenien kämpfenden Soldaten das alte AKM bevorzugen. 1979 wurde eine Kurzversion des AKS-74 mit der Bezeichnung AKS-74U (U = ukorotschennij = verkürzt) eingeführt. Damit wurden in erster Linie Einheiten, die nicht zur kämpfenden Truppe, aber auch konventionelle Panzer-Besatzungen bewaffnet, womit man die Waffe mit dem westlichen Begriff PDW (Personal defense weapon) charakterisieren könnte. Der Hauptunterschied zur Basiswaffe ist der kurze Lauf, der eine Reduzierung der Mündungsgeschwindigkeit sowie der effektiven Reichweite zur Folge hat. Das Gasabnahmeloch musste nach hinten verlagert werden, was die Kadenz erhöht. Weitere Unterschiede bestehen in einem konischen Mündungsfeuerdämpfer und einer umklappbaren Kimme, die Einstellungen für 200 und 400 Meter ermöglicht. Um das Projektil besser zu stabilisieren, wurde die Drall-Länge verkürzt.

Das AKS-74U ist die Basis für den Komplex „Kanarejka“ (Kanarienvogel). Dieser besteht aus dem eigentlichen Sturmgewehr, dem Schalldämpfer PBS-4 und dem schallgedämpften 30mm-Granatwerfer BS-1 „Tischina“ (Stille). Das Abschussgeräusch dieses Typs Granatwerfer wird eliminiert, indem die Granate nicht, wie üblich, direkt durch die Verbrennungsgase einer Treibladung, sondern durch einen Kolben ausgestoßen wird. Dazu besitzt dieser Granatwerfer ein separates Magazin, das mit Treibladungsmunition geladen wird. Deren Treibgase werden im Inneren des Granatwerfers gefangen und drücken einen Kolben nach vorne, der die Granate auswirft. Beim Durchladen des Granatwerfers werden die Gase kontrolliert abgelassen.

Ende der 1980er Jahre zeigte die Erfahrung, dass das AK-74 Verbesserungen nötig hatte. Insbesondere forderte man robustere Systemkästen, Gehäusedeckel und, beim AKS-74, Schulterstützen, die durch ihre Metallbauweise zudem unangenehm bei besonders hohen und niedrigen Temperaturen anzufühlen waren. Außerdem führte die neu entwickelte, verbesserte Patrone 7N10 zu einer drastischen Reduzierung der Lebensdauer der Läufe. Arbeiten an einer neuen Waffe führten über die Prototypen A-60 und A-61 zur Entwicklung des Sturmgewehrs AK-74M (6P34). M steht für „modernisiert“. Das Gewehr besitzt eine aus schwarzem Plastik gefertigte abklappbare Schulterstütze, sowie Montagemöglichkeiten auf der linken Systemseite für diverse Zieloptiken. Damit ersetzt das AK-74M gleich drei Modelle: AK-74, AKS-74 und AK-74N, da es alle deren Eigenschaften in sich vereint. Auch die Mündungsvorrichtung wurde überarbeitet und hat nun einen besseren Halt.

Das AK-74M diente als Entwicklungsbasis für AK-Sturmgewehre der 100er Serie, AK-101, AK-102, AK-103, AK-104, AK-105. Das AK-101 ist eine Exportversion im NATO-Kaliber 5,56 mm, das AK-102 ist die Kurzversion. Das AK-103 hat das alte Kaliber 7,62, was vermutlich auf vorhandenes Interesse an dieser Patrone in der Armee zurückzuführen ist. Das AK-104 ist ein kurzes AK-103. Das AK-105 hat das Kaliber 5,45 und soll das nicht mehr hergestellte AKS-74U ablösen.

Das bereits erwähnte AL-7 war die Grundlage für zwei weitere Sturmgewehre: AK-107 und AK-108. Beide Waffen habe eine so genannte „synchronisierte Automatik“. Dabei handelt es sich um ein System mit zwei Gaskolben statt wie gewöhnlich mit einem. Während der erste Gaskolben normal den Nachladevorgang in Gang setzt, bewegt der zweite ein Gegengewicht, welches einen Gegenimpuls zum Rückstoß erzeugt. Dadurch wird der Rückstoß stark verringert. Das AK-107 hat das Kaliber 5,45, während das AK-108 wieder eine Exportversion in 5,56 ist. Anders als bei restlichen Waffen steht AK nicht für „Awtomat Kalaschnikowa“, sondern für „Alexandrow-Kalaschnikow“. Alexandrow war Designer des AL-7.

Zusätzlich sollte das RPK-74, eine lMG-Version des AK-74, erwähnt werden. Es unterscheidet sich vom Sturmgewehr durch eine andersförmige Schulterstütze, ein Zweibein und einen schwereren und längeren Lauf. Das leichte Maschinengewehr auf Basis des AK-74M heißt dementsprechend RPK-74M.

Das neue ukrainische Sturmgewehr Vepr (Keiler) ist ein AK-74 im Bullpup-Design.

Auch in den USA wurde von einer Firma eine Weiterentwicklung nach Anforderung von Spezial-Einsatzkommandos der Polizei entwickelt, deren Grundlage die Kalaschnikow bildet. Durch Modifizieren des Gasdruck-Systems ließ sich der Lauf erheblich verkürzen, was die Waffe handlicher macht, wozu auch die neue, nach unten wegklappbare Stahlblechschulterstütze beiträgt, die den langen und schweren Holzschaft für entsprechende Betriebsart ersetzt. Dieses gleichkalibrige Full-Auto-Sturmgewehr firmiert in den USA als "Mini-Krinkow" und erreicht bei Sicherheitspersonal inzwischen starke Verbreitung.

Sturmgewehr 44

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Ein Sturmgewehr 44

Das Sturmgewehr 44 ist eine automatische Waffe die 1944 im deutschen Heer eingeführt wurde. Anfang des 2. Weltkrieges entwickelte die Firma Haenel im Auftrag des Heereswaffenamtes eine automatische Waffe für die neue Kurzpatrone 7,92 x 33 mm von Polte. Parallel zu Haenel wurde daran auch bei Walther gearbeitet. Um zu verdeutlichen, dass es sich dabei um keine Maschinenpistole handelte, wurde die Waffe Maschinenkarabiner genannt; MKb 42(H) für Haenels Entwicklung, MKb 42(W) für die von Walther. Erst später, als Hitler sich gegen die Einführung einer neuen Waffe aussprach, kehrte man zur Bezeichnung "Maschinenpistole" zurück. Die Waffe von Walther wurde abgelehnt, die von Haenel angenommen und 1942-1943 das verbesserte und nun MP43 genannte Modell erfolgreich an der Ostfront getestet. Von den guten Ergebnissen überzeugt, stimmte Hitler der Produktion zu. 1944 wird die Waffe in MP44 umbenannt, später erhält sie den Propagandanamen "Sturmgewehr 44" (StG-44). Weil das lange 30-schüssige Standardmagazin beim Schießen im Liegen oft hinderlich war, entwickelte man kürzere Magazine für 15 und 20 Schuss. Man konnte die Waffe mit einer Zieloptik ausrüsten und es war auch das erste Gewehr mit Infrarotzielfernrohr (Vampir). Das StG-44 ist ein Gasdrucklader mit Kippblockverschluss. Frühe Prototypen waren zuschießend* feuernde Waffen, spätere Modelle schossen aufschießend**. Der Lauf wird verriegelt, indem der Verschluss sich unten am Systemkasten abstützt. Nach der Schussabgabe bewegt sich der Gaskolben zurück und hebt den Verschluss an, der so befreit wird und sich nun ebenfalls nach hinten bewegen kann. Dabei wird die leere Hülse ausgeworfen. Die Sicherung befindet sich auf der linken Seite und kann bequem mit dem Daumen bedient werden. Etwas weiter oben befindet sich der Wahlschalter für die Feuerart. Um das Gewehr zu zerlegen, muss der im Bodenstück der Schulterstütze steckende Stift entfernt werden. Jetzt kann die Schulterstütze abgenommen, das Griffstück abgekippt und der Verschluss samt Kolbengestänge herausgezogen werden.

*Zuschießend: Der Verschluss wird in hinterer Stellung gehalten. Beim Betätigen des Abzugs schnellt er nach vorne, holt eine Patrone aus dem Magazin, verriegelt den Lauf und löst den Schuss aus. Nach dem Schuss bewegt er sich zurück und wird, falls der Abzug losgelassen oder Einzelfeuer geschossen wurde, vom Fanghebel gefangen.

**Aufschießend: Der Verschluss befindet sich in vorderer Stellung und verriegelt den Lauf. Der Schuss wird unmittelbar durch Betätigung des Abzugs ausgelöst. Nach dem Schuss wird der Lauf entriegelt, der Verschluss bewegt sich zurück, spannt dabei je nach Konstruktion den Hahn oder das Schlagstück, bewegt sich wieder nach vorne, lädt eine neue Patrone und verriegelt schließlich den Lauf.

Ein M16A2

Das M16 ist seit Jahrzehnten das Standardsturmgewehr der US-Streitkräfte und gleichzeitig noch immer strittiger Meilenstein der Infanteriewaffenentwicklung. Mit dem von Eugene Stoner und der Firma ArmaLite entwickelten Modell AR-15 wurde einer neuen Tendenz innerhalb der US-Streitkräfte Rechnung getragen. Als Konsequenz aus dem Zweiten Weltkrieg und dem Koreakrieg wurde zunehmend vertreten, dass eine hohe Kadenz wichtiger als Präzision sei und die Infanteriebewaffnung der Zukunft ein Mittelformat zwischen Gewehr und Maschinenpistole erfordere, ohne dabei Waffenwirkung einzubüßen. Als man 1957 die Firma ArmaLite mit der Entwicklung einer Reihe von Testmodellen beauftragte, griff diese auf das bereits 1955 durch Eugene Stoner entwickelte AR-10 zurück. Als Ergebnis konnte 1958 das Modell AR-15 im neuen Kaliber .222 Special zu Erprobungszwecken an die US-Army geliefert werden. Trotz anfänglich erfolgreicher Tests bestand das neuartige Waffenkonzept die Kriterien des Anforderungskatologs der Streitkräfte nicht, da feiner Sand zu Ladehemmungen führte. Das Waffengehäuse besteht aus einer Leichtmetalllegierung, der gerade Schaft aus Kunststoff. Mangels eines erhofften Großauftrages, musste die Firma ArmaLite die Rechte an die Firma Colt weiterverkaufen. Dort wurden weitere Testserien und Verbesserungen vorgenommen. Im Sommer 1961, nach erfolgreicher Truppenerprobung, wurde das erste Kontingent von 8.500 Sturmgewehren durch die US Air Force angeschafft. Ende 1963 folgte ein weiteres von etwa 105.000 AR-15 für die in Vietnam operierenden Spezialverbände sowie für die US Air Force. Bis 1966 befanden sich etwa 350.000 Waffen bei amerikanischen Streitkräften. Trotz immer wieder auftretender Berichte über technische Fehler, vor allem Ladehemmungen und Schmutzanfälligkeit, wurde das AR-15 ab Ende 1967 offiziell unter der Modellbezeichnung M16A1 als Standardsturmgewehr in den Teilstreitkräften der USA eingeführt. Ab 1986 löste das verbesserte Modell M16A2 die ältere A1-Version ab. 1994 ersetzten die A3 (Vollautomatik) und A4 (Drei-Schuss) Versionen die A2 Version. Kommerziell erfolgreich wurde das M16 durch das weltweite Interesse an billigen Lizenzbauten und Weiterentwicklungen. Auch die Waffenschmiede FN im belgischen Herstal baute das M16 für den Export in leichterer, halbautomatischer Version. Natostaaten wie Kanada, Dänemark und Großbritannien führten das Sturmgewehr als Haupt- oder Ergänzungswaffe bei ihren Streitkräften ein. Besonders im asiatischen Raum, insbesondere Südkorea, erfreut sich die Waffe einer hohen Beliebtheit. Im Nahen Osten führte Israel das M16 und seine Versionen als Nachfolger für den Kalaschnikow-Ableger Galil ein.

M4

Das M4 mit der Originalbezeichnung M4 Carbine ist die kürzere Variante des amerikanischen Sturmgewehrs M16. Die Waffe wird meistens von der US-Infanterie verwendet. Sie basiert auf demselben System und der Bauweise des M16 und ist für den Nahkampf gedacht. Das M4A1-Sturmgewehr ist auch als Car-15 bekannt, jedoch stammt das Car-15 aus der Zeit des Vietnamkrieges und war das erste verkürzte M16. Der M4A2-Karabiner wird von der US-Army und verschiedenen polizeilichen Spezialeinheiten wie dem FBI oder dem LAPD SWAT verwendet. Die M4A1 ist dabei die neueste Version des M4-Karabiners. Sie hat anders als die M16 einen vollautomatischen Feuermodus, das heißt, man kann nicht wie bei der M16 nur Dreischuss-Feuerstöße abgeben, sondern so lange Reihenfeuer einsetzen, bis man den Abzug wieder loslässt oder das Magazin leer ist.

Bei der M4A1 kann der Tragegriff oberhalb des Gehäuses abmontiert werden. Dies setzt eine 20-mm-Schiene frei, auf der man alle gängigen Zielfernrohre, Rotpunktvisiere, Nachtsichtgeräte und noch viel mehr montieren kann.

Zu beachten ist auch, dass auch ein Trägermodul modifiziert werden kann. So sind zum Beispiel ein Granatwerfermodul oder ein Griffmodul für Präzisionsschüsse problemlos zu montieren. Es sind insgesamt 30 Schuss zur Verfügung, es werden meist aber nur 29 Schuss geladen, um Ladehemmungen vorzubeugen.

Das M14 ist ein amerikanisches Sturmgewehr, welches 7,62 mm Munition verschießt. Das M-14 wurde von John Garand aus dem M1 weiterentwickelt. Es wurde 1957 in die US-Armee als neues Standardgewehr eingeführt und löste das M1 ab. Das Gewehr wurde im Vietnamkrieg eingesetzt, wo es aber aufgrund veränderter Anforderungen ab 1967 durch das M16 als Standardgewehr ersetzt wurde. Heute wird das Gewehr nur noch in geringen Stückzahl von Spezialkräften der US-Streitkräfte sowie der Polizei eingesetzt. Vom M-14 wurden ca. 1,3 Millionen Stück im Zeitraum von 1959 bis 1964 produziert.

FAMAS

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Ein FAMAS

FAMAS ist die Abkürzung für "Fusil d'Assaut de la Manufacture d'Armes de Saint-Étienne" (franz.: "Sturmgewehr der Waffenfabrik St. Etienne"), ein von verschiedenen französischen Streitkräften verwendetes Sturmgewehr.

von oben: HK G3A4, G3A3

Das G3 ist ein Sturmgewehr, das lange Zeit bei der Deutschen Bundeswehr eingesetzt wurde. Nachdem die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1955 das Recht bekam, eine Armee aufzustellen, suchte man ab 1958 nach einer Waffe, die als Bewaffnung für das neue Heer dienen sollte und die das zur Wiederbewaffnung eingeführte ursprüngliche Sturmgewehr G1 alias FN FAL von Fabrique Nationale aus Belgien ablösen sollte. Die Fabrique Nationale wollte die Lizenzfertigung in Deutschland nicht zulassen. So gab es eine Ausschreibung, bei der folgende Gewehre als potenzielle Bewaffnung in Frage kamen:

  • Das G2 alias SIG-Sturmgewehr SG 510 von SIG aus der Schweiz
  • Das G3 alias CETME Modell 58 von CETME aus Spanien
  • Das G4 alias AR-10 von Armalite aus den USA

Aufgrund der guten Beziehungen zu Spanien entschied man sich schließlich für das G3. Der ehemalige Mauser-Konstrukteur Ludwig Vorgrimler – er ging als einziger Mauser-Konstrukteur in den 1950er Jahren mit fünfzig hauptsächlich französischen Konstrukteuren zu CETME und war dort über 10 Jahre lang tätig – entwickelte für CETME auf der Basis des Mauser-Sturmgewehres STG 45 – Projekt G 06 H – das CETME-G3. Zuerst sollte das G3 wegen eines internationalen Beschlusses von der holländischen Firma NWM produziert werden, aber Deutschland lehnte dieses Vorgehen ab und konnte diesen Beschluss umgehen. So bekam die deutsche Firma Heckler & Koch den Auftrag für die Produktion der Waffe, die seitdem die Standardwaffe der Bundeswehr war. Bis Ende 1958 entwickelte HK 17 konstruktive Verbesserungen am spanischen Vorgrimler-G3. Ende 1958 kam dann nochmals ein Auftrag, das Gewehr den deutschen Anforderungen anzupassen, sodass weitere 10 konstruktive Verbesserungen folgten. Das deutsche HK-G3 war dann ein fast völlig anderes Gewehr als das CETME-G3. 1997 begann die Ablösung durch das Nachfolgemodell G36. In anderen Staaten (z. B. Pakistan, Türkei) ist das G3 noch immer Standardwaffe und wird dort auch in Lizenz gefertigt.

Ein G36

Das Sturmgewehr G36 ist die Standardinfanteriewaffe der Deutschen Bundeswehr. Es ist Nachfolger des Gewehrs G3. Bereits 1970 formulierte die Bundeswehr die Anforderungen für einen Nachfolger des G3. Auf dieser Basis begann die Entwicklung des G11 von Heckler & Koch, welche etwa 1988 abgeschlossen war. Die veränderte politische Lage (Wiedervereinigung, Zusammenbruch des Ostblocks), sich ändernden Anforderungen und wirtschaftliche Überlegungen sowie das ungewöhnliche Konzept verhinderten eine Einführung. 1992 formulierte das deutsche Heer die Forderung nach einem Nachfolger für das G3 neu. Forderung war, dass ein schon auf dem Markt befindliches Gewehr beschafft werden muss. Sieger war letztendlich das HK50 von Heckler & Koch - eine im Vergleich zum G11 eher konservative, aber billigere Waffe. Am 8. Mai 1995 wurde die Einführungsgenehmigung unterzeichnet und am 3. Dezember 1997 erfolgte die offizielle Übergabe an das Heer, in der Infanterieschule Hammelburg. Das G36 ist ein Gasdrucklader mit Drehkopfverschluss mit sechs Verriegelungsnocken. Nach Schussabgabe werden die Verbrennungsgase durch eine Bohrung am vorderen Teil des Rohres abgezapft und durch ein mechanisches Gasventil an den Verschlussträger geführt. Der Verschlussträger bewegt sich nach hinten und dreht gleichzeitig den Verschluss. Nach Öffnung des Verschlusses wird die alte Hülse ausgeworfen. Eine Feder drückt den Verschlussträger wieder in die Ausgangsstellung, wobei durch den Vorlauf eine neue Patrone in das Patronenlager geführt wird. Der Verschlussträger dreht dabei den Verschlusskopf wieder in die Verriegelungsposition.

Weil keine Gase direkt in das Gehäuse geblasen werden (im Gegensatz beispielsweise zum Colt-Gewehr M16), gilt das G36 als sehr robust und tolerant gegenüber interner Verschmutzung. Nach durchgeführten Tests sollen bis zu 35.000 Schuss ohne Reinigung und mechanische Blockierung aufgrund von Schmutzbildung möglich sein.

Bevor ein Gewehr ausgeliefert wird, muss es mehrere Tests bestehen, unter anderem einen 100-Meter-Schusstest. Dabei werden 5 Schuss auf ein Ziel in 100 m Entfernung abgegeben. Der Streukreis der Geschosse darf nicht größer als 12 cm sein. In der Regel liegt er bei etwa 5 cm.

Durch das im Gegensatz zum G3 kleinere Kaliber und der damit auch kleineren Treibladung kann man das G36 sogar bei längeren Feuerstößen (Dauerfeuer) sicher beherrschen und den Streukreis relativ klein halten.

Die Baugruppen, in die das G36 mit einfachen Handgriffen zerlegt werden kann.

  • Gehäuse mit Rohr (Lauf) und Anbauteilen
  • Tragebügel mit Visiereinrichtung (Hauptkampfvisier)
  • Schulterstütze vollständig
  • Griffstück vollständig
  • Verschluss
  • Bodenstück mit Schließfeder
  • Stangenmagazin
  • Handschutz vollständig
  • Trageriemen

Die Zeitvorgabe für das Zerlegen und Zusammensetzen beträgt in der Regel 1 Minute, ist aber mit wenig Übung auf 45 Sekunden reduzierbar. Der Vorgang ist deshalb im Vergleich mit anderen Sturmgewehren so schnell durchführbar, weil die Baugruppen lediglich von 3 herausziehbaren Stiften zusammengehalten werden. Die Stifte werden in 4 Bohrungen in der Schulterstütze gesteckt, damit sie nicht verloren gehen (eine Bohrung bleibt ungenutzt).

Das G36 (Standard) verfügt über ein duales Hauptkampfvisier, bestehend aus zwei Teilen:

  • Zielfernrohr:

Mit einer 3,5-fachen Vergrößerung ist es dem Soldaten möglich, Ziele auf eine Entfernung von bis zu 800 m zu bekämpfen. Im Visier befindet sich eine Strichplatte für Mannziele bis zu einer Entfernung von 800 m. Diese wird zur Entfernungsmessung benutzt. Das Fadenkreuz in der Mitte des Zielkreises ist die Zielmarke für eine Schussentfernung von 200 Metern, auf die die Waffe in der Regel auch eingeschossen ist. In der militärischen Version, welche bei der Bundeswehr Einsatz findet, befinden sich insgesamt drei Fadenkreuze, die jeweils auf 200, 400, 600 und 800 Meter eingeschossen sind. Nur das oberste Fadenkreuz ist mit einem Kreis umgeben. Dort wo sich der unterste Punkt des Fadenkreuzes mit dem Kreis schneidet, liegt die 400 Meter Marke. Dank der flachen Flugbahn des 5,56 mm Projektils können aber auch Ziele unter 200 Meter getroffen werden, mit nur geringfügig höhergesetztem Haltepunkt.

  • Kollimatorvisier (aka Reflexvisier aka Rotpunktvisier aka gespiegeltes Zielpunktvisier):

Hier wird oberhalb des Visiers Sonnenlicht eingefangen und in das Visier als roter Punkt eingespiegelt. Aufgrund der Bauweise kann nur der Schütze den Punkt sehen. Bei Nacht wird die Klappe auf dem Kollimatorvisier geschlossen und eine Lichtquelle, die über eine Batterie maximal 36 Stunden gespeist wird, übernimmt die Aufgabe des Sonnenlichts. Die Helligkeit des so erzeugten Rotpunktes kann in zwei Stufen variiert werden. Das Kollimatorvisier wird für Schnellschüsse bis maximal 200 Meter eingesetzt. Durch die flache Flugbahn trifft das Geschoss dass Ziel auf jeden Fall in Entfernung von 50–150 Metern bei gleichem Haltepunkt. Zudem kann der Schütze mit beiden Augen offen schießen, was eine größere Beobachtungsgabe für sein Umfeld und schnellere Reaktionen ermöglicht.

Für das G36 gibt es einen Nachtsichtaufsatz (NSA 80), der ohne Werkzeug mit einer Hand auf dem Haltebügel montiert werden kann. Dadurch wird das G36 auf Entfernungen ab 20 Metern nachtkampffähig, ohne dass Einstellungen an der Zieloptik notwendig werden. Dies geschieht jedoch auf Kosten des Reflexvisieres, das vom NSA 80 abgedeckt wird. Der Schwerpunkt des G36 verschiebt sich durch das NSA 80 nach vorne und nach oben, so dass die ruhige Schussabgabe erschwert wird, was sich jedoch durch das Gegengewicht von drei aneinander gesteckten Magazinen teilweise ausgleichen lässt. Das G36 wiegt in dieser Konfiguration etwa 6 kg. Mit einer beiliegenden Adapterschiene kann der NSA 80 auch für die Panzerfaust 3 der Bundeswehr genutzt werden, wodurch der Panzerfaustschütze einer Infanteriegruppe zwei nachtkampffähige Waffen erhält.

Problematisch hingegen ist bei vielen Exemplaren des G36, dass die Visiere, besonders das Reflexvisier, bei höherer Feuchtigkeit oder Regen beschlagen können und der Schütze so drastisch schlechtere Trefferchancen hat.