Sensomotorik im Sportunterricht: Risiken vermeiden

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Wie man Risiken vermeidet


Verletzungen[Bearbeiten]

Auch wenn es manchmal Bedenken wegen Verletzungsgefahren beim Barfußsport gibt -- das Ziel der sensomotorischen Sportstunden ist ganz klar, das Risiko von Sportverletzungen zu verringern! Jeder hat wohl schon erlebt, dass er nach dem Ausziehen der Schuhe losgerannt ist und sich kurz darauf die Zehen schmerzhaft angestoßen hat. Um das zu vermeiden, muss nach Ablegen der Schuhe zu allererst das Körperbild des Gehirns "scharf gestellt" werden. Hierfür gibt es keine Einstellringe am Objektiv wie in der Photographie, sondern Tasterfahrung und Fußgymnastikspiele am Beginn der Barfußturnstunde. Diese Einführungsphase ist sehr wichtig und senkt die Verletzungsrisiken auf ein geringes, tragbares Maß. Auch die Sicherheit beschuht ausgeführter Sportarten erhöht sich durch eine solche sensomotorische Einstimmung. Aktive Sicherheit durch Bewegungskompetenz verstärkt dann die passive Sicherheit durch die Sportschuhe.

Natürlich wird eine sorgsame Lehrkraft keine offensichtlichen Gefahrenquellen zulassen und Hindernisse, Stolperfallen etc. vor dem Barfußturnen beseitigen lassen. Dann beginnt die Stunde mit langsamen Bewegungsabläufen, im Sommer vielleicht mit Gehen über einen Fußfühlpfad mit unterschiedlichen Materialien und auf jeden Fall mit Zehengreifspielen, die die Füße im Körperbild des Nervensystems in kurzer Zeit aktivieren. So nimmt die Sicherheit der Bewegungen zu und das Verletzungsrisiko ab. Die sensomotorische Sportstunde braucht ihre in den Vorschlägen dieses Buchs berücksichtigte Vorbereitungsphase, damit jeder Schüler seine sichere Gangart findet.

Man wird dann im Verlauf der Stunde die Ansprüche an Bewegungsgefühl und Geschwindigkeit allmählich steigern. Schülern, die sich im Verlauf der Stunde unsicher fühlen und die Turnschuhe wieder anziehen wollen, sollte man das gestatten. Es ist wichtig, dass sie ein Gefühl für die eigenen Grenzen entwickeln, diese durch regelmäßiges Üben aber auch erweitern. Ggf. sollte man Kinder, die offensichtliche Schwierigkeiten mit dem Barfußsport haben, sogar auffordern, die Schuhe für anspruchsvolle Lauf- und Turnübungen wieder anzuziehen. Besser, aber nicht immer sofort umsetzbar, wäre natürlich eine individuelle sensomotorische Förderung.


Was im Freien noch zu beachten ist[Bearbeiten]

Auf dem Schulgelände oder dem Sportplatz liegen hoffentlich keine Glasscherben oder Nägel. Im Zweifelsfall, z.B. beim ersten Mal nach der Winterpause, sucht man vor Beginn der Barfußaktivitäten den entsprechenden Bereich zusammen mit den noch Schuhe tragenden Schülern ab. In der Nähe von Feuerdorn- oder Rosenhecken etc. sollte man bei dieser Gelegenheit auch auf dornige Zweige achten.

Wo Blüten stehen, die Bienen anlocken (wie z.B. Klee oder Löwenzahn), sollten die Barfußübungen nicht durchgeführt werden. Ggf. muss der vorgesehene Bereich vorher gemäht werden. Im Herbst muss ggf. Fallobst entfernt werden, weil dieses Wespen anlockt. Mit angemessener Vorsicht kann man das Risiko von Insektenstichen gering halten. Den Eltern ist ohnehin zu raten, für Tetanusimpfschutz zu sorgen und die Lehrer ggf. über Allergien ihrer Kinder zu informieren.


Hygiene[Bearbeiten]

Manchmal werden Bedenken wegen Fußpilz geäußert, denen am besten mit Aufklärungsarbeit begegnet wird. Die wesentliche Tatsache ist, dass diese Keime auf trockener Haut nicht wachsen können. Dagegen haben die Pilze ein bemerkenswertes Talent, gegen alle in Frage kommenden wässrigen Desinfektionsmittel resistent zu werden.

"Athlete's foot" heißt der Fußpilz im englischen Sprachraum, weil er überwiegend in dauerhaft verschwitzten Schuhen von Sportlern gedeiht. Hier finden die allgegenwärtigen und gegen alle Chemie resistenten Keime die besten Wachstumsbedingungen. Was sie nicht vertragen, ist Trockenheit und Luft. Darum ist es wichtig, nach dem Duschen oder Baden die Füße gründlich, vor allem auch zwischen den Zehen abzutrocknen. Außerdem sollte den Schülern geraten werden, offene Schuhe zu tragen, wenn immer es warm genug ist. Flipflops, Trekking- und Riemchensandalen sind eine beliebte Sommermode geworden, die dem Fußpilz die dauerhafte Feuchtigkeit entzieht, die er zum Leben braucht.

Am Ende einer sensomotorischen Sportstunde sollte möglichst noch Zeit sein, um die Füße zu waschen und gründlich zwischen den Zehen abzutrocknen. So kann mit den Schülern diese zur Vorbeugung von Fußpilz wichtigste Maßnahme eingeübt werden. Ganz besonders muss das nach jedem Schwimmbadbesuch beachtet werden!


Erkältungen[Bearbeiten]

Gelegentlich äußern besorgte Eltern den Einwand, die Kinder könnten sich beim Barfußturnen erkälten. Tatsache ist jedoch, dass Erkältungen in der Enge der Klassenzimmer durch Ansteckung übertragen werden. Allerdings muss man davon ausgehen, dass die Abwehrkräfte des Körpers durch langes Frieren geschwächt werden. Umgekehrt schützen Maßnahmen zur Stärkung des Wärmehaushalts vor Erkältungen. Darunter zählen u.a. Kneipp'sches Wasser-, Tau oder Schneetreten, also Kältereize, die kurzzeitig auf die Füße wirken und dabei die Wärmeproduktion im ganzen Körper anregen. Wichtig für die segensreiche Wirkung solcher Anwendungen ist, dass man schon vorher warm ist und der Körper noch einen Zugewinn an Wärme erzielt.

Man muss es also nur richtig machen. Da Umkleiden und Turnhallen meist weniger geheizt sind als das übrige Schulhaus, sollten die Schüler ggf. lange Sporthosen und Sweatshirts tragen, um bei den einleitenden wenig bewegungsintensiven Sensorik- und Fußgymnastikübungen warm zu bleiben. Wenn nötig, können die Schüler zuerst mit Turnschuhen ein Laufspiel zum Aufwärmen machen und danach mit dem Barfußturnen beginnen. Und Kindern, die während der Stunde frieren, sollte man jederzeit gestatten, die Schuhe wieder anzuziehen.

Die Förderung der Sensomotorik durch Barfußsport soll ein Angebot sein und keinesfalls unter Zwang erfolgen! Mit etwas Geduld lassen sich die meisten Schüler wie auch Eltern vom Wert dieser Aktivität überzeugen und wollen aus freien Stücken Nutzen daraus ziehen.


Standpunkt der Versicherungen[Bearbeiten]

Versicherungen folgen dem ganz nüchternen wirtschaftlichen Kalkül, dass durch Barfußsport unter vernünftigen Voraussetzungen eine bessere Bewegungskompetenz erworben wird, die das Unfallrisiko vermindert. Außerdem möchte man Behandlungskosten für Fußschäden aufgrund falscher oder zu kleiner Schuhe sowie für Haltungsprobleme und Schmerzen aufgrund falscher Bewegungsabläufe vermeiden.

Da in Deutschland die Zuständigkeit für die Schulen bei den Bundesländern liegt und auch unterschiedliche Versicherungsträger beteiligt sind, ist kein einheitlicher Rahmen für sensomotorisches Barfußturnen beschrieben. Im Allgemeinen wird bei Ball- und Laufspielen zum Tragen von Sportschuhen geraten, während barfüßige Ausübung von Gymnastik, Turnen etc. und insbesondere von Wahrnehmungs- und Geschicklichkeitsspielen auch seitens der Versicherungen befürwortet wird.

Aus einem Merkblatt der Unfallkasse Berlin sei zitiert[1]:

Bei Ballspielen in der Halle und beim Sportunterricht auf dem Sportplatz beugen Sportschuhe Verletzungen vor, weil sie den Fuß schützen und ihm Halt geben.
[...]
Besser geht es barfuß:
bei Wahrnehmungs- , Geschicklichkeits- und Entspannungsübungen
bei allen Kampfsportarten
beim Geräteturnen
und bei vielen anderen Übungen aus dem Bereich der Gymnastik und des Krafttrainings.
Barfuß laufen ist für die gesunde Entwicklung wichtig. Schon viele Kinder entwickeln in den ersten Lebensjahren Fußfehlstellungen durch das Tragen falscher Schuhe. Barfuß laufen stärkt die Sehnen und Gelenke, fördert die Wahrnehmung und sorgt für eine gute Fußstabilität. Dies beugt Verletzungen vor und vermindert Fußerkrankungen.
Geben Sie Ihrem Kind Waschzeug mit, denn schmutzige Füße kann man waschen – Fußfehlstellungen sind dagegen schwer heilbar und haben Auswirkungen auf die ganze Körperhaltung.
Keinesfalls sollten beim Sport nur Socken getragen werden, die Rutschgefahr ist zu groß.


Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Unfallkasse Berlin, Informationen für Eltern: Tipps zum Schulsport, S. 5-6