Softwareprojekte in Asien/ Kultur

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Das Thema dieses Buches befasst sich mit Softwareprojekten in Asien. Dieser Abschnitt soll einen Einblick in die Charakteristika der asiatische Kultur geben. Das Kulturmodell von Hofstede wird diese Charakteristika in verschiedene Dimensionen einordnen.

Konfuzius[Bearbeiten]

Viele Nationen Asiens werden stark durch die Lehren Konfuzius beeinflusst. Zu diesen Staaten zählen beispielsweise China, Japan, Korea, Taiwan, Singapur und Vietnam. Um die Eigenarten dieser Kulturen zu verstehen, ist es wichtig die Kernkonzepte dieses ethischen und philosophischen Systems nach Konfuzius zu verstehen.

Die Lehren Konfuzius werden in fünf Philosophien unterteilt:[1]


Liji: beschreibt das soziale Verhalten und alte Riten. Es beinhaltet die Regeln der Etikette, Sitten und Bräuche.

Xiào: beschreibt die Stellung eines Einzelnen Individuums zu Anderen. Besonders wird hier auf den Respekt eingegangen der übergeordneten Individuen geschuldet wird. Xiào behandelt das Verhältnis zwischen Personen auf der informellen Ebene (wie beispielsweise innerhalb der Familie oder zwischen Freunden).

Zhong: bedeutet soviel wie Loyalität. Ähnlich wie bei Xiào geht es um das Verhältnis zwischen Personen. Zhong behandelt hier die formelle Seite (wie beispielsweise zwischen Vorgesetzten und Arbeitnehmer).

Ren: bedeutet Menschlichkeit. Ren ist die goldene Regel des Konfuzionismus. Es gilt die Kernaussage: "Tu niemals das einem Menschen an was du nicht möchtest das er dir antut". Ein Verstoss dieser Regel führt zum Ausschluss aus der Gesellschaft.

Junz: beschreibt den perfekten Menschen. Er ist Vorbild für die Gesellschaft und befolgt ausnahmslos alle Regeln der Menschlichkeit, Loyalität und Respekts.


Diese Prinzipien Konfuzius` sind in starkem Maße in der asiatischen Kultur verbreitet. Auch im normalen Wirtschaftsleben finden diese Lehren Ihren Platz.

Kulturdimensionen nach Hofstede[Bearbeiten]

Hofstede hat ein kulturelles Modell auf der Basis nationaler Eigenschaften geschaffen.[2] In einer Studie, die er bei Angestellten von IBM in verschiedenen Ländern durchgeführt hat, fand er fünf kulturelle „Dimensionen“. Diese fünf Werte sind Machtdistanz, Individualismus und Kollektivismus, Maskulinität und Feminität, Vermeidung von Unsicherheit und langfristige bzw. kurzfristige Orientierung. Innerhalb dieser Dimensionen können kulturelle Unterschiede zwischen verschiedenen Nationen festgestellt werden. Die Dimensionen werden im folgenden kurz erläutert und ein Vergleich zwischen Japan, Deutschland und den USA wird angestellt. Konzepte, die zu den Dimensionen gehören, werden erklärt und Beispiele von spezifischen Verhaltensweisen genannt. Die nachfolgenden Tabellen mit den einzelnen Ausprägung zeigen die Dimensionen von Hofstede und die jeweiligen Werte für China, Japan, die USA und Deutschland. Die Skala ist numerisch angelegt; ein hoher Wert bedeutet eine hohe Signifikanz der jeweiligen Dimension in einem Land, ein niedriger Wert bedeutet umgekehrt, dass diese Dimension eine geringe Rolle in dem Land spielt.


Die Dimension Machtdistanz[Bearbeiten]

Machtabstand bezeichnet den „Umfang, in dem die weniger mächtigen Mitglieder einer Institution oder Organisation in einem Land erwarten und akzeptieren, dass die Macht ungleich verteilt ist“.[3] Der Machtabstand beschreibt also das Verhältnis des Einzelnen zur Autorität. Ein hoher Machtabstand bedeutet, es gibt große Unterschiede zwischen hohen und niedrigen sozialen Klassen. Zwischen ihnen gibt es zudem ein Verhältnis der Abhängigkeit. Ein niedriger Machtabstandsindex besagt, dass es zwischen den sozialen Klassen kaum Abhängigkeit gibt.


Land Machtdistanz Index
Japan 54
China 80
USA 40
Deutschland 35

[2]


Verwandte soziologische Konzepte zum Machtabstand sind die Hierarchie, Rangordnungen und nationale Identität.


Hierarchie

Ausgehend von den konfuzianischen Lehren weisen viele asiatische Länder eine strenge Hierarchie Gesellschaftsordnung auf. Diese autoritäre und hierarchische Ordnung existiert in jeder Gruppe. Jeder hat sich einer höher gestellten Person unterzuordnen, sei es der Chef oder ältere Personen. Umgekehrt bedeutet es für den „Niedriger gestellten“ soziale Absicherung.[4] Die Bedeutung des Wortes „Gleichheit“ ist nicht vergleichbar mit der westlichen Auffassung. Die subtile Unterscheidung in der japanischen Sprache beispielsweise verdeutlicht dies. Es gibt in Japan mehrere Formen der höflichen Anrede. Jeder Rang hat seine eigene Form der Anrede. Im ungeschriebenen Verhaltenskodex hat die höher gestellte Person immer Recht.


Rangordnungen

Firmen in derselben Branche werden in Rankings in Bezug auf Umsatz und Marktanteilen miteinander verglichen Das Management hat die Aufgabe, die Position innerhalb dieser Rankings zu verbessern. Dieses Ziel folgt dem „Ichiban“- Prinzip, nachdem jeder der Erste sein möchte. Der Rang einer Firma beeinflusst die Motivation seiner Angestellten (Prestige wird damit assoziiert) und fördert die Identifizierung mit dem Arbeitgeber. Darüber hinaus hat der Rang auch Einfluss auf die Distributionskanäle (Kunden bevorzugen erstklassige Lieferanten) und die Popularität einer Firma auf dem Arbeitsmarkt (Schüler und Absolventen bevorzugen ebenfalls hochrangige Unternehmen bei ihrer Wahl).[4]

Die Dimension der Unsicherheitsvermeidung[Bearbeiten]

Die Dimension der Unsicherheitsvermeidung beschreibt, in wie weit Unsicherheit in einer Gesellschaft akzeptiert ist, bzw. wie sehr Unsicherheit als gefährlich wahrgenommen wird. „Unsicherheitsvermeidung ist der Umfang, in dem Mitglieder einer Gesellschaft sich von unsicheren oder unbekannten Situationen bedroht fühlen.”[3]


Land Unsicherheitsvermeidung Index
Japan 92
China 81
USA 46
Deutschland 65

[2]


Im Zusammenhang mit Unsicherheitsvermeidung ist das Konzept der Harmonie zu nennen, das in vielen asiatischen Kulturen eine große Rolle spielt.

Harmonie

Eine harmonische Atmosphäre innerhalb einer Gruppe ist sehr wichtig. Daher ist der Wille zur Konsensbildung sehr ausgeprägt. Ein Konsens reduziert die Widersprüchlichkeit von Entscheidung, da jeder einbezogen wurden und sich sicher fühlen kann, dass die richtige Entscheidung getroffen wurde. Die Konkurrenz zwischen Angestellten um Karriereziele und zwischen Firmen um Marktanteile ist begrenzt. Kein Kontrahent würde den Gesichtsverlust beim anderen herbeiführen wollen. Offene Konflikte werden vermieden. Die Interessen von Personen, Firmen und Institutionen sind oft identisch. Im Ergebnis folgen Firmen einer staatlichen Führung ohne großen Widerspruch.[4]

Die Dimension Individualität/Kollektivität[Bearbeiten]

Die Dimension von Individualität/Kollektivität beschreibt die Rolle und das Verhalten von Individuen in einer Gruppe. In individuell orientierten Kulturen ist das Individuum die wichtigste Einheit der Gesellschaft. „Individualismus bezieht sich auf Gesellschaften, in denen die Verbindungen zwischen Individuen eher lose sind: von jedem wird erwartet, dass er für sich selbst und seine unmittelbare Familie sorgen kann“.[3] Die eigene Meinung und der eigene Erfolg sind wichtig. Konflikte werden mit offenem Visier ausgetragen. Individualistische Kulturen bevorzugen die offene Kommunikation, Information wird oft mündlich übertragen. In kollektivistischen Kulturen ist Loyalität zur Gruppe das Wichtigste. Harmonie in der Gruppe ist wichtiger als die eigene Meinung. „Kollektivismus bezieht sich auf Gesellschaften, in denen Personen vom Tag ihrer Geburt an zu starken, ausgeprägten Gruppen gehören, die sie ihr Leben lang beschützen. Im Gegenzug wird bedingungslose Loyalität erwartet“.[3] Verständigung findet nicht nur durch das gesprochene Wort statt, auch Doppeldeutigkeiten und Andeutungen sind Kommunikationsmittel, die verstanden werden.


Land Individualität Index
Japan 46
China 15
USA 91
Deutschland 67

[2]


Der Einfluss der Gruppe und Loyalität sind verwandte Konzepte dieser kulturellen Dimension.

Einfluss der Gruppe

Viele asiatische Länder weisen eine homogene Bevölkerung auf. Im Vergleich zu westlichen Gesellschaften spielt das Individuum eine untergeordnete Rolle. Das Verhalten einer einzelnen Person wird von ihrer Integration in das Netzwerk einer Gruppe, z.B. der Familie, der Abteilung, maßgeblich beeinflusst.[4] Das Individuum hat sich unterzuordnen. Zudem ist soziale Anpassung an die Gruppe eine Voraussetzung für den Erfolg des Einzelnen. Individualismus, z.B. in Form von Kritik oder Autonomiebestrebungen, wird nicht toleriert. Die Strafe für Individualismus ist der Ausschluss aus der Gruppe; das Schlimmste was Personen einer kollektivistisch geprägten Gesellschaft passieren kann. Die Angewohnheit, Freizeit und Sport mit Kollegen zu verbringen, ist ein Beitrag zur Harmonie in der Gruppe.

Loyalität

In vielen asiatischen Kulturen sind die Angestellten in den Entscheidungsprozesse ihrer Firma eingebunden. Ein Resultat dieser Praxis ist eine hohe Identifikation mit der Gruppe und ein hohes Maß an Loyalität. Damit verbunden sind hohes Engagement und eine positive Arbeitseinstellung. Selbst wenn Überstunden nicht nötig wären, würden viele Angestellte ihren Arbeitsplatz nicht pünktlich verlassen. Das würde als unloyal empfunden. Für diese Loyalität gibt die Firma dem Angestellten soziale Sicherheit, z.B. eine lebenslange Garantie auf einen Arbeitsplatz. In vielen asiatischen Gesellschaft hat jede Person eine klar definierte Rolle und agiert nach dieser. Die Erwartungen anderer sind ein Motiv für die hohe Arbeitsmoral des Einzelnen.[4]

Die Dimension Maskulinität und Femininität[Bearbeiten]

Der Unterschied zwischen einer maskulin oder feminin orientierten Kultur basiert auf bestehenden maskulinen und femininen Stereotypen, d.h. in den Unterschieden der Geschlechterrollen: „Soziale Geschlechter sind klar unterschiedlich.“[3] Attribute einer maskulinen Kultur sind: Materialismus, die Fähigkeit zur Selbstbestätigung und eine aggressive Kommunikationsweise. Femininität ist im Gegensatz dazu definiert als eine Überlappung der Geschlechterrollen: „soziale Geschlechterrollen überlappen einander, d.h. von Männern und Frauen wird erwartet, dass sie bescheiden und zart sind und Wert auf hohe Lebensqualität legen.“[3] Soziales Wohlergehen ist sehr wichtig in femininen Gesellschaften.


Land Maskulinität Index
Japan 95
China 78
USA 66
Deutschland 62

[2]


Die Mehrheit der asiatischen Länder ist stark maskulin geprägt. Als direktes Ergebnis dessen lässt sich ableiten, das höhere Karrierestufen für eine asiatische Frau oft nicht erreichbar sind. Geschäftsverhandlungen werden fast ausschließlich durch das männliche Geschlecht durchgeführt.

Die Dimension Langzeit- vs. Kurzzeitorientierung[Bearbeiten]

Die fünfte Dimension basiert auf den Lehren des Konfuzius. Daher wird sie auch der „konfuzianische Dynamismus“ genannt.[3] Der zentrale Punkt ist die Art, wie eine Gesellschaft die Zukunft betrachtet. “Konfuzianischer Dynamismus, oder langfristige gegenüber kurzfristiger Orientierung, kann als das Streben einer Gesellschaft nach Tugend interpretiert werden“.[3] Attribute einer langfristigen Orientierung sind:

  • zukunftsgerichtet
  • Ausdauer / Beharrlichkeit
  • Sparsamkeit, besonders bei Ressourcen
  • Wertschätzung von Tugend
  • Tradition
  • Wertschätzung der Wahrheit


Land Langzeitorientierung Index
Japan 80
China 114
USA 29
Deutschland 31

[2]


Ein verwandtes Konzept ist das Prinzip der Kontinuität.

Prinzip der Kontinuität

Zeit ist ein Indikator für die Qualität einer Beziehung zwischen Menschen, und zwischen Menschen und Institutionen. In Asien wird eine lange Beziehung hoch angesehen und als qualitative hochwertig wahrgenommen.[4] Langjährige Geschäftspartner werden bevorzugt, selbst wenn es günstiger Lieferanten gibt.

Vergleiche von Verhaltensweisen auf Basis dieser Dimensionen tragen dazu bei, kulturelle Unterschiede besser zu verstehen und wertvolle Hinweise auf das Verhalten einzelner in multinationalen Teams zu geben. Es hilft auch, das ansonsten als „merkwürdig” wahrgenommene Verhalten anderer bei Projekten in asiatischen Ländern zu verstehen.

Literatur[Bearbeiten]

  1. Figarette,H. (1998): Confucius: The Secular As Sacred. Long Grove: Harper & Row
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Hofstede,G. (2001): Cultures Consequences. London: Mcgraw-Hill Professional
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 Hofstede,G. (1997): Cultures and Organizations – Software of the Mind. London: Mcgraw-Hill Professional
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 Mueller-Tyl, Neumann (1994): Der Weg nach Japan. Ein Leitfaden für den erfolgreichen Export nach Japan. Wien: Ueberreuter