Soziologische Klassiker/ Cicourel, Aaron
Grundstruktur des Kapitels:
Biographie in Daten
[Bearbeiten]Cicourel Aaron Victor
- geboren am 29.8.1928 in Atlanta/USA, lebt in San Diego, California
- Seit 1989 ist Cicourel Leiter der sich neu gebildeten Fakultät für Kognitivismus, wo regelmäßig Treffen für Sozial- und Naturforscher sowie für Humanwissenschaftler stattfinden
Historischer Kontext
[Bearbeiten]Die Soziologie seiner Zeit war in der Blüte einer naturwissenschaftlich orientierten, auf strengen Methoden und harte Daten setzenden Wissenschaft. Später folgten Diskussionen um die Grundlagen empirischer Sozialwissenschaften, welche zumal in der "qualitativen" Sozialforschung bis heute nachwirken.
Theoriegeschichtlicher Kontext
[Bearbeiten]Cicourels Auffassungen ist durch Husserls phänomenologisch begründete Lebensweltanalyse, sowie durch phänomenologisch-hermeneutische, d.h. historische und empirische (was bedeutet, dass alle Aussagen und Zusammenhänge durch andere Menschen als Erfahrung nachvollzogen werden können ->Garfinkel,Schütz) wie auch durch sprachphilosophische Ansätze (Wittgenstein) beeinflusst. Ausgehend von diesen theoretischen Positionen versucht Cicourel die verschiedenen Methoden der Sozialforschung - die teilnehmende Beobachtung, das Interview, den standardisierter Fragebogen, die demographische Methode, die Inhaltsanalyse und das Experiment - als pragmatische Mittel zu betrachten.
Cicourel besuchte die Methodenvorlesungen von W.S.Robinson an der University of California, Los Angeles. Dort entwickelte er auch eine analytische Sensibilität für den problematischen Zusammenhang zwischen Theorie und Messung. Zum Anderen lernte er an derselben Universität H. Garfinkel kennen, dessen damals noch weitgehend unpubliziertes ethnomethodologisches Werk ihn nachhaltig prägte und wodurch er Zugang zur Phänomenologie von A.Schütz erhielt.
Werke
[Bearbeiten]- Method and Measurement in Sociology,1964
- The Social Organization of Juvenile Justice, 1968
- Cognitive Sociology, 1973 ("Sprache in der sozialen Interaktion")
Das Werk in Themen und Thesen
[Bearbeiten]Cognitive Sociology
[Bearbeiten]Darinanalysiert vor allem den Zusammenhang von Sprache und Handeln und die stillschweigenden Voraussetzungen verbaler und nonverbaler Verständigung. Es ist eine Sammlung von fünf Aufsätzen, die tiefe Einblicke in eine etwa achtjährige Schaffensperiode (1964/65-1972) dieses Ethnomethodologen verleiht.
Im ersten Aufsatz unterzieht Cicourel die soziologisch etablierten Begriffe "Status" und "Rolle" einer erneuten Analyse. Er argumentiert, dass soziale Strukturen wie Status und Rolle auf der Basis kognitiver Prozesse und kontextueller Bedeutungen geschaffen werden. Cicourel macht in diesem Aufsatz (gegen die bis Anfang der 60er Jahre vorherrschende Theorie des Strukturfunktionalismus) deutlich, dass Handeln nicht mit der Befolgung von Normen allein erklärt werden kann, sondern immer Interpretation dieser und anderer Bedingungen des Handelns beinhaltet. Normative Regeln repräsentieren nur eine "oberflächliche Struktur" variierender moralischer Imperative. Die tiefere Ebene, um die es eigentlich geht, sind die sog. "interpretativen Verfahren" ("interpretative procedures")
Der zweite Aufsatz untersucht die Aneignung sozialer Struktur.
Im dritten Aufsatz beschreibt Cicourel, die interpretativen Verfahren, über welche den Interaktionssituationen soziale Bedeutung zugeordnet wird.
Zuletzt schildert Cicourel sein Verständnis von Ethnomethodologie. Er versteht darunter die Untersuchung der Interpretationsverfahren und oberflächigen Regeln in alltäglichen sozialen Praktiken und wissenschaftlichen Aktivitäten.
Thesen
[Bearbeiten]Cicourel problematisiert das Messen in den Sozialwissenschaften, den Akt der Datenkonstitution, der in der Analogie zu den Naturwissenschaften Objektivität sichern soll. Für ihn seien die Struktur und Logik des Meßverfahrens und die Strukturen des sozialwissenschaftlichen Gegenstandsbereichs inkompatibel.
Literatur
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