Soziologische Klassiker/ Das soziologische Dorf/ Strukturalismus

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Strukturalismus[Bearbeiten]

Der Strukturalismus ist eine Theorie, die in vielen Wissenschaften zu finden ist. So gibt es eine Theorie des Strukturalismus auch in der Linguistik, der Anthropologie, der Psychoanalyse, der politischen Ökonomie und der Literaturtheorie. Dass der Strukturalismus auch in der Soziologie zu finden ist, ist Claude Lévi-Strauss zu verdanken, der ihn von der Linguistik (nach de Saussure) auf die Sozialwissenschaften übertragen hat. Neben Claude Levi-Strauss wurde der Strukturalismus in den Sozialwissenschaften vor allem von Louis Althusser geprägt. [1]

Leitidee des Strukturalismus[Bearbeiten]

Es gibt vielfältige Formen gesellschaftlichen Lebens, die jeweils mit der Geschichte und Kultur des jeweiligen Volkes zusammenhängen. Nach Lévi-Strauss' Theorie sind diese jedoch nicht als individuelle und einmalige Phänomene zu sehen. Er postuliert eine Ordnung sozialer Phänomene, die wissenschaftlich sichtbar gemacht werden kann - die Struktur. Lévi-Strauss geht davon aus, dass die (soziale) Welt selbst eine Ordnung innehat - er meint mit Welt sowohl die biologische und die physikalische aber auch die Welt der Menschen - d.h. auch die Erscheinungen des sozialen und kulturellen Lebens. [2]

Er nennt vier Merkmale von Struktur:

  • systemische Qualität: Interdependenz
  • Beziehungen zwischen den Elementen sind transformierbar: können in verschiedenen Bereichen auftreten z.B. Wirtschaft, Politik, Mythen etc.
  • Beziehungen zwischen den Elementen sind determiniert
  • Existenz einer Struktur = alle Elemente des sozialen Lebens sind prinzipiell nachzuvollziehen

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Forschungen von Lévi-Strauss[Bearbeiten]

  • Analyse von Mythen: anhand der Analyse des Ödipus-Mythos versuchte Lévi-Strauss die Struktur erkennbar zu machen. Obwohl ein Mythos ein linguistisches Phänomen ist argumentiert er, dass es ja eine Geschichte ist, die Menschen Menschen erzählen und somit auch eine latente Struktur der Gesellschaft darstellt. Anhand seiner Analyse des Ödipus-Mythos stellt er fest, dass eine universelle Opposition besteht zwischen Religion und Biologie und dass Menschen diesen unlösbaren Gegensatz in Geschichten darstellen. Dieser Gegensatz ist den Menschen jedoch nicht bewusst und wird erst durch die Strukturanalyse sichtbar gemacht. Dieser Dualismus, im Ödipus-Mythos hier Religion-Biologie, stellt für Lévi-Strauss ein zentrales Merkmal der Verkörperung von Struktur als mythisches und symbolisches System dar - ein anderes Beispiel für einen Dualismus wäre Kultur-Natur.
  • Feldforschung im brasilianischen Urwald: Weiters hat Lévi-Strauss Forschungen bei archaischen Gesellschaftsformen im brasilianischen Urwald durchgeführt. Er stellte in diesem Zuge Analogien der Struktur mit der westlichen Gesellschaft fest. Dies betrifft Heirats- und Verwandtschaftsregeln (z.B. das Inzestverbot), Regeln des ökonomischen Austausches sowie Sprachregeln.

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Literatur[Bearbeiten]

  • Knipp, Kersten (2008):
  • "Vom wilden Denken zum Strukturalismus: Claude Lévi-Strauss wird 100"
    (online). 2008
  • Morel/Bauer/Meleghy/Niedenzu/Preglau/Staubmann (2007):
    "Soziologische Theorie. Abriß der Ansätze ihrer Hauptvertreter. Kapitel 6: Der Strukturalismus. Claude Lévi-Strauss"
    Oldenbourg; S 116 - S 146.
  • Waters, Malcolm (1994):
    "Modern sociological theory". Chapter 4: Structure. secret patterns which determine experience, p 92 - p 129" *: London

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Vgl. Waters, 1994, S 97f
  2. Vgl. Morel et al, 2007, S 117ff
  3. Vlg. Waters, 1994, S 98
  4. Vgl. Waters, 1994, S 99; Morel et al, 2007, S 124 sowie Knipp, 2008)