Soziologische Klassiker/ Geschlechterforschung/ Talcott Parsons

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Talcott Parsons[Bearbeiten]

Geschlechterrolle bei Parsons[Bearbeiten]

Außerhalb der Familie sieht Parsons die Bedeutung der männlichen Rolle innerhalb der Gesellschaft als wichtiger, da die außerfamiliären Strukturen weitaus vielschichtiger und umfassender sind. Parsons macht dabei auf die strikte Rollenverteilung aufmerksam, die den Mann in die öffentliche und die Frau in die private Sphäre zuordnen. "Die zentrale lebensgeschichtliche Aufgabe des Jungen sieht Parsons in Anlehnung an die psychoanalytische Theorie der Überwindung des Ödipuskomplexes in der Ablösung von der Mutter, in der Überwindung einer ursprünglich weiblichen Identifikation."[1] Der Vaterfigur fehlt diese intensive Beziehung zu den Kindern und verleiht ihm dadurch eine andere Symbolik, er ist im Gegenteil zur Mutter das Tor zur öffentlichen Welt. In der doppelten Bedeutung der Vaterrolle sieht Parsons die Rechtfertigung und Legitimation des Anführers innerhalb der Familie. Der Mann als Vater gilt hierbei als Leitfigur und Vorbild für die Orientierung des erwachsenen Werte- und Normensystems, da dieser unmittelbar Teil der öffentlichen Sphäre ist.

In gleicher Weise ist die Vaterfigur für Kinder beiden Geschlechts notwendig, dennoch liegt ein größeres Augenmerk bei Parsons´ Betrachtungsweise auf der Entwicklung von männlichen Kindern. “Eine positive männliche Geschlechtsidentifikation kombiniert maskuline Dominanz mit Verantwortlichkeit für Frau und Familie” ."[2] Dieses Konzept der Männlichkeit ist auf die “middle class” der 50er Jahre in den USA übertragbar, wobei die Mutter in einer Kleinfamilie nicht beruftätig war. Das Prinzip der Leistung nach dem der Mann männlich ist oder nicht wird aber auch von Parsons ausschließlich dem Mann zugeschrieben. Ebenso wie Simmel, Tönnies und Durkheim sieht auch er die Rolle der Frau als gegeben an. Parson äußert sich zwar zu der Rollen Mann und Frau innerhalb der Familie, geht aber nicht weiter auf das Verhältnis der Geschlechter untereinander ein. Macht und Herrschaft finden sich nicht mal in der Familie, d.h. er sieht den Mann nicht als dominierenden, eher als repräsentierenden und ernährenden Vater. Das Verhältnis zu der Frau lässt er dabei außer Acht.

Sozialisation bei Parsons[Bearbeiten]

“In die Soziologie hat das Konzept der Geschlechterrolle vor allem durch die Arbeiten von Talcott Parsons Eingang gefunden. Mit der Verknüpfung von psychoanalytischer Entwicklungstheorie und strukturfunktionalistischer Soziologie hat Parsons die elaborierteste und theoretisch anspruchsvollste Version der Geschlechterrollentheorie vorgelegt. Parsons´ Bezugsrahmen ist nicht die Geschlechter-, sondern die Familiesoziologie. Die Sozialisation in der Kernfamilie steht im Fokus, und der Aneignung der männlichen Geschlechtsrolle gilt eine besondere Aufmerksamkeit.” .”[3]

Um die Rolle der Frau und des Mannes wahrnehmen zu können, muss sich jedes Geschlecht Verhaltensmuster aneignen, die während des Sozialisationsprozesses in der Familie erworben werden (können). Parsons sieht die geschlechtsspezifische Sozialisation als Angleichung an ein gesellschaftlich vorgegebenes Werte- und Normensystem. Die " soziale Geschlechtsrollendifferenzierung macht sich den anatomischen Unterschied zu Nutzen, um die Rollen eindeutig bestimmten Kategorien von Akteuren zuzuweisen, die Inhalte der Rollen sind jedoch durch jenen Unterschied nicht präformiert.".”[4]


Parsons erklärt die große Bedeutung von den Geschlechterrollen anhand der Verwirklichung angestrebter Ziele eines gesellschaftlichen Systems. Deshalb versteht er die Sozialisation als notwendige Aufwärmübung für gesellschaftliche Handlungsmechanismen, die erst durch die Geschlechtertrennung ermöglicht werden können.

Literatur[Bearbeiten]

  • Michael Meuser (1998)
    Geschlecht und Männlichkeit: Soziologische Theorie und kulturelle Deutungsmuster
    Leske + Budrich, Opladen

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Meuser, Michael (1998):Geschlecht und Männlichkeit,Soziologische Theorie und kulturelle Deutungsmuster, Leske+Budrich, Opladen, Seite 54
  2. Meuser, Michael (1998):Geschlecht und Männlichkeit,Soziologische Theorie und kulturelle Deutungsmuster, Leske+Budrich, Opladen, Seite 57
  3. Meuser, Michael (1998):Geschlecht und Männlichkeit,Soziologische Theorie und kulturelle Deutungsmuster, Leske+Budrich, Opladen, Seite 52
  4. Meuser, Michael (1998):Geschlecht und Männlichkeit,Soziologische Theorie und kulturelle Deutungsmuster, Leske+Budrich, Opladen, Seite 53