Soziologische Klassiker/ James, William

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Grundstruktur des Kapitels:


Biographie in Daten[Bearbeiten]

James William

  • geboren am 11. Jänner 1842 in New York
  • gestorben am 26. August 1910 in Chocoruna, New Hampshire


Eltern: Vater: Henry James Sr. Geschwister: Henry James, Alice James, Garth Wilkinson James, Robertson James, William James

  • Kindheit: Intellektuell stimulierendes Umfeld; mehrere Bildungsreisen nach Frankreich und Deutschland, daher auch fließende Sprachkenntnis des Deutschen und Französischen


Wissenschaftliche Laufbahn:

  • ab 1861: wissenschaftliche Studien an der Lawrence Scientific School in Harvard
  • ab 1864: Studium der Medizin an der Harvard Medical School
  • 1865: Wissenschaftliche Expedition an den Amazonas, jedoch nach 8 Monaten vorzeitiger Abbruch wegen Krankheit
  • 1868: Mehrmonatiger intelektuell fruchtbarer Aufenthalt in Deutschland und endgültige Entscheidung für Philosophie und Psychologie
  • 1869: Doktor der Medizin
  • 1873: Dozent für Psychologie in Harvard
  • In den 1870ern: Mitglied des "Methaphysical Club"
  • 1885: Professor für Philosophie in Harvard
  • 1887: Professor für Psychologie in Harvard
  • 1894-1895: Präsident der "Society for Psychical Research"
  • 1907: Ruhestand, jedoch fortgesetzte publizistische Tätigkeit


Historischer Kontext[Bearbeiten]

Historische Ereignisse spielen im Leben von William James eine untergeordnete Rolle. Erwähnenswert ist lediglich der amerikanische Bürgerkrieg (1861-1865), in dem zwei seiner Brüder kämpften. Jedoch spiegelt sich auch dieses Ereignis nicht merklich in seinen wissenschaftlichen Arbeiten wieder.


Theoriegeschichtlicher Kontext[Bearbeiten]

William James war dank seiner Europa-Reisen schon sehr früh mit den Arbeiten des Physiologen und Physikers Hermann von Helmholtz (1821-1894) und Pierre Janets (1859-1947), einer der Pioniere der Psychiatrie und Psychotherapie, bekannt. Besonders das Werk Janets veranlasste ihn zu seinen psychologischen Forschungen. In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts war James Mitglied des illustren "Methaphysical Club", in dem z.B. auch der Jurist Oliver Wendell Holmes, der Chemiker und Philosoph Charles Peirce und der Psychologe und Reformpädagoge John Dewey Mitglieder waren.


Werke[Bearbeiten]

Sämtliche Werke William James aufzuzählen, würde bei weitem den Rahmen dieses Artikels sprengen, daher hier nur die größten bzw. wichtigsten:

  • The Principles of Psychology, 2 vols. (1890)
  • Psychology (Briefer Course) (1892)
  • The Will to Believe, and Other Essays in Popular Philosophy (1897)
  • Human Immortality: Two Supposed Objections to the Doctrine (1897)
  • Talks to Teachers on Psychology: and to Students on Some of Life's Ideals (1899)
  • The Varieties of Religious Experience: A Study in Human Nature (1902), ISBN 0140390340
  • Pragmatism: A New Name for Some Old Ways of Thinking (1907), 1981: ISBN 0915145057
  • A Pluralistic Universe (1909)
  • The Meaning of Truth: A Sequel to "Pragmatism" (1909)
  • Some Problems of Philosophy (1911)
  • Memories and Studies (1911)
  • Essays in Radical Empiricism (1912)
  • Letters of William James, 2 vols. (1920)
  • Collected Essays and Reviews (1920)


Das Werk in Themen und Thesen[Bearbeiten]

William James Werke befassen sich hauptsächlich mit Psychologie und Philosophie. Diese beiden Bereiche werden bei ihm nicht starr voneinander getrennt, sie vermischen sich am meisten in seiner pragmatistischen Erkenntnistheorie.


  • Erkenntnistheorie: James vertritt die Ansicht, dass der Wahrheitsgehalt eines Konzepts bzw. einer Idee darin besteht, wie sie sich praktisch bewährt, wie „nützlich“ sie für denjenigen ist, der an sie glaubt. James hat diesen Faktor „Nützlichkeit“ nie genau definiert. Er ist wohl einerseits vom Darwinismus inspiriert, d.h. die "Nützlichkeit" von Konzepten ist mit der Darwinschen "Fitness" vergleichbar, andererseits bezieht James diese "Nützlichkeit" auch auf ästhetische und religiöse Kategorien (siehe unten). Dieses Verständnis der "Wahrheit" als eher relativ und subjektiv führt James auch als Begründung seiner Forderung nach mehr Toleranz an. Seiner Meinung nach liegt auch noch in der Weltanschauung einer Person, die uns als dumm erscheint, eine gewisse -relative- Wahrheit.


  • Religionsphilosophie: Auch in seiner Religionsphilosophie vertritt James den Ansatz des "Pragmatismus". Er plädierte weiterhin dafür, sich eher mit den religiösen bzw. mystischen Erfahrungen des Einzelnen zu beschäftigen als mit religiösen Institutionen, da letztere ihren Ursprung in ersteren haben. Das Studium von religiösen Erfahrungen trage außerdem zum allgemeinen Verständnis der menschlichen Psyche bei, da religiöse Erfahrungen oft den Charakter alltäglicher Erfahrungen höherer Intensität trügen. James Aussagen über die Religion sind zum Teil inkohärent: Während sie einmal für ihn nur eine bewährte Idee im Sinne des "Pragmatismus" ist, stellt er sie ein anderes mal als einzigen Zugang zu einer überwissenschaftlichen Erfahrungswelt dar.


  • Geschichtsphilosophie: So wie für James in der Religion der Einzelne mit seinen Erfahrungen eine herausragende Rolle einnimmt, verhält es sich im allgemeinen auch in der Geschichte, d.h. sie ist für James primär das Werk einzelner Genies und nicht das der "Massen". Allerdings zählt er zu diesen Genies auch solche auf den Gebieten der Kunst und der Wissenschaft, und nicht nur große Militärs und Politiker.


  • Psychologie: James war der Urheber vieler bahnbrechender Konzepte und Theorien in der Psychologie, die er zum größten Teil in seinem Monumentalwerk "Principles of Psychologie" darlegt. Auf ihn geht Beispielsweise das Konzept des "Gedankenstroms" bzw. "Bewusstseinsstroms" zurück, weiterhin beschrieb er die Wahrnehmungswelt eines Kleinkindes auf revolutionäre Weise und lieferte eine große Anzahl an faszinierenden introspektiven Beobachtungen. Besondere Erwähnung verdient außerdem die James-Lange-Theorie der Emotion (so genannt weil unabhängig von James auch von Carl Lange (1834-1900) entwickelt). Sie besagt dass, entgegen der allgemeinen Vorstellung, ein Ereignis nicht ein Gefühl und dieses wiederum eine körperliche Reaktion hervorruft, sondern letztere direkt vom Ereignis hervorgerufen wird und das Gefühl lediglich eine Reaktion auf den Körperzustand ist. James lieferte hierfür ein berühmtes Beispiel, das als "James' Bear" bekannt ist: Wenn wir einen Bären sehen, laufen wir nicht davon, weil wir Angst haben, sondern wir haben Angst, weil wir davonlaufen. Das Gehirn reagiert also auf einen veränderten Körperzustand (Herzklopfen, starke Atmung, Adrenalinausstoß etc.) mit dem Gefühl. Ein Gefühl ohne Körper wäre also unmöglich.


Rezeption und Wirkung[Bearbeiten]

James war schon zu Lebzeiten ein bekannter und vielgelesener Wissenschaftler und blieb dies auch nach seinem Tod, vor allem in seinem Hauptgebiet, der Psychologie. Jedoch haben seine Thesen auch Eingang in die Soziologie gefunden, vor allem durch Alfred Schütz, der sich James Konzept des "pluralistischen Universums" d.h. der Vielfalt von Lebenswelten und Konzepten für seine Soziologie zunutze machte. Auch James Idee, dass der Glaube eine Vorbedingung des Wissens ist, und seine Philosophie des Pragmatismus spiegelt sich teilweise in Schütz' Konzept der Lebenswelt wieder. Viele von James Thesen leben auch heute in veränderter Form wieder auf, so z.B. die James-Lange-Theorie der Emotionen, die eine große Ähnlichkeit mit Antonio Damasios Bewusstseinstheorie aufweist, weiterhin die Philosophie des Pragmatismus, die man als frühen Vorläufer des umstrittenen Memetik-Konzepts betrachten kann.


Literatur[Bearbeiten]

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Internetquellen[Bearbeiten]