Soziologische Klassiker/ Skinner, Burrhus F.

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Biographie in Daten[Bearbeiten]

Skinner Burrhus Frederic

  • geboren am 20. März 1904 in Susquehanna, Pennsylvania (USA)
    um 1950
  • gestorben am 18. August 1990 in Cambrige, Massachusetts (USA)


Eltern: William A. Skinner (Rechtsanwalt); Grace Burrhus (Hausfrau)
Ehe: Yvonne Blue
Kinder: Julie (1938; President of the BF Skinner Foundation; Doktor der Psychologie an der West Virginia University); Deborah (1943; Künstlerin in London)
Religion: Atheist


Biographie:

  • 20.März 1904: geboren in Susquehanna
Erziehung: konservativ, arbeitsintensiv
Wichtiges privates Ereignis: Sein Bruder starb mit 16 Jahren an zerebralem Aneurysma.
  • bis 1926: Hamilton College (Clinton, NY City): Bachelor of Arts in Englisch
Skinner wollte Schriftsteller werden, schrieb am College für die Schulzeitung, doch da die Schule an religiösen Werten orientiert war, fühlte er sich nicht zugehörig.
In New York arbeitete er als Gehilfe in einer Buchhandlung, wo er auf die Schriften von I.P. Pawlow und J.B. Watson aufmerksam wurde.
  • 1928: Inskription in Psychologie an der Harvard University.
Unter dem Leiter William Crozier wurde er zu eigenen Experimenten ermuntert (Verhaltenspsychologische Analyse von Tieren - Entwicklung der sog. "Skinner-Box")
  • 1930: Master in Psychologie
  • 1931: Doktortitel
  • bis 1936: Beschäftigung mit Forschungen (z.B.: "Reiz-Reaktionsschema"; "Operantes Konditionieren";...)
  • 1936: Heirat mit Yvonne Blue; Umzug nach Minneapolis
  • 1936: Dozent an der Universität Minnesota in Minneapolis
Er führte in dieser Zeit keine weiteren experimentellen Studien durch.
  • 1938: Geburt seiner 1. Tochter Julie
  • 1943: Geburt seiner 2. Tochter Deborah
Skinner wurde nachgesagt, dass er sich seiner Tochter Deborah für sein Experiment "Baby in a Box" zu nutze gemacht habe.
  • 1945: Umzug nach Bloomington, Indiana
Vorsitzender des Psychology Department at the University of Indiana
  • 1946: 1. Treffen der Society of the Experimental Analysis of Behavior, in Indiana
  • 1948: Rückkehr nach Harvard als Ordinarius (Lehrstuhl als ordentlicher Professor der Hochschule) für Psychologie
Er hielt Kurse, und arbeitete mit Studenten an seinen Forschungen.
Skinner arbeitete die nächsten Jahre intensiv in der Forschung und an seinen Büchern. Er schrieb bis ins hohe Alter Bücher und Aufsätze, sogar nachdem bei ihm 1989 Leukämie diagnostiziert worden war. 10 Tage vor seinem Tod hielt er vor der American Psychological Association seinen letzten Vortrag.
  • 18.August 1990: starb B.F. Skinner in Cambridge (Massachusetts), an seiner Krankheit

Historischer Kontext[Bearbeiten]

1944, 2. Weltkrieg: Deutschland setzte ferngesteuerte Bomben gegen England ein, während die Alliierten noch über keine derartigen innovativen Kriegsmaschinen entwickelten bzw. verfügten. Daraufhin erforschte Skinner im Auftrag eines streng geheimen militärischen Projekts nach einem möglichen Abwehrsystem. Skinner dressierte Tauben, die durch ihre Pickbewegungen Fernraketen auf deren Kurs halten sollten. Er plante, dass jede Rakete von einer Taube begleitet werden würde. Schließlich entschied man sich aber für radargestützte Fernlenksysteme.


In den 1950er Jahren entwickelte Skinner eine sogenannte Lernmaschine (Methode des programmierten Lernens). Diese Entwicklung wurde eine wichtige Grundlage der modernen PC-gestützten Sprachlernprogramme, bzw. der sogenannten Sprachlabors.


Theoriegeschichtlicher Kontext[Bearbeiten]

Skinner las als Student an der Harvard University Watsons Buch "Behaviorism". Er schloss sich Watsons Grundgedanken an und widmete seine Forschung der Weiterführung des Behaviorismus.


Skinner setzte andere Akzente als Watson: Innere psychische Zustände und geistige Ereignisse lehnte er gleichfalls ab. Weniger aber, weil sie als objektive Daten nicht in Frage gekommen wären, sondern weil er bezweifelte, dass sie als Ursachen für Verhalten angesehen werden können.


Mit seiner Theorie der Funktionsanalyse tritt Skinner gegen die Meinung von Dollard und Millner, deren Theorie bei der Erklärung der Persönlichkeit in gewissen Ausmaß von hypothetischen internen Prozessen und Mechanismen abhing.


Skinner teilte Thorndikes Ansicht, dass die Konsequenzen die entscheidende Determinante des Verhaltens sind. Aber er führte Thorndikes Grundgedanken in eigenständiger Weise weiter.


Werke[Bearbeiten]

  • Skinner, B.F. 1938. The Behavior of Organisms. Englewood Cliffs, New Jersey: Prentice Hall
  • Skinner, B.F. 1953. Science and Human Behavior. New York: Macmillan
  • Skinner, B.F. 1957. Verbal Behavior. Englewood Cliffs, New Jersey: Prentice Hall
  • Skinner, B.F. 1968. The technology of teaching. Englewood Cliffs, New Jersey: Prentice Hall
  • Skinner, B.F. 1969. Contingencies of Reinforcement: A theoretical Analysis. New York:

Appleton- Century- Crofts

  • Skinner, B.F. 1970. Futurum Zwei
  • Skinner, B.F. 1972. Beyond freedom and dignity. Toronto: Bantam Books
  • Skinner, B.F. 1973. Jenseits von Freiheit und Würde
  • Skinner, B.F. 1974. About Behaviorism. New York: Knopf
  • Skinner, B.F. 1978. Reflections on Behaviorism and Society. Englewood Cliffs, New Jersey: Prentice Hall
  • Skinner, B.F. 1987. Upon Further Reflection. Englewood Cliffs, New Jersey: Prentice Hall
  • Skinner, B.F. 1989. Recent Issnes in the Analysis of Behavior. Columbus: Bobbs- Merrill


Das Werk in Themen und Thesen[Bearbeiten]

Zentrale Annahme Skinners war: Verhalten wird durch Reize aus der Umwelt verursacht. Dazu führte er zahlreiche Tierexperimente durch. Aus Skinners Perspektive kann das Verhalten des Tieres vollständig durch äußere Erfahrungen (Stimuli aus der Umwelt) erklärt werden- durch Nahrungsdeprivation und Einsatz von Nahrungsmittel, als Verstärker. Skinner, wie auch Watson interessierte nur das äußerlich sichtbare Verhalten und die Möglichkeit, dieses durch gezielte Einflüsse (Lernen, Dressur) zu verändern.

Skinner vertrat den deskriptiven Behaviorismus: er ging davon aus, dass vieles was wir über Lernvorgänge wissen aus dem Studium des Verhaltens niederer Organismen stammt- aber die Ergebnisse überraschend gut auch für menschl. Probanden zutreffend sind. Entscheidender Verdienst Skinners ist der Hinweis, dass Organismen nicht nur auf Reize reagieren, sondern spontan aktiv sind und diese Aktivität bildet die Voraussetzung für den Aufbau neuer Verhaltensweisen.

Seit Skinner gibt es die Unterscheidung zweier Arten von Verhalten: Reflexe (=unwillkürlich: ausgelöst durch einen Reiz folgt eine Reflexbewegung/ ein Reaktionsverhalten. Bsp.: Lidschlussreflex) und Operanten (an keine Auslöser gebunden, können willkürlich begonnen und beendet werden. Bsp.: gehen, sprechen). Operantes Konditionieren: Lernprozess der Übertragung von Reflexen auf ursprünglich neutrale (also nicht reflexauslösende) Reize. Das Ergebnis dieses Lernprozesses nennt man einen konditionierten oder bedingten Reflex. Skinner entdeckte, dass die Reize (oder Umweltereignisse), die einem Verhalten folgen, dieses Verhalten entweder verstärken oder abschwächen können = positive/negative Verstärker.

Berühmt sind seine Tierexperimente mittels der Skinnerbox: Sie ermöglichte die gezielte Herstellung von Reiz- Reaktionsverbindungen, erleichtert die Verhaltensbeobachtung- denn statt wie in natürlicher, komplizierter Umwelt, muss der Beobachter nicht anwesend sein, das Verhalten der Tiere (Ratte lernt Hebel zu drücken) wird aufgezeichnet, die Reizdarbietung kann automatisch erfolgen (Pille fällt bei Hebeldruck automatisch in den Käfig). Skinner betonte dabei wiederholt, dass es, um tierisches Verhalten zu erklären, nicht dem Verständnis um innere psychologische Zustände bedarf!

Skinner ist Mitbegründer der Verhaltenstherapie (=neuere Richtung der Psychotherapie): Er war der Meinung, problematisches Verhalten und Erleben ist genauso angelernt, wie "normales" und daher verlernbar, oder ersetzbar durch neu zu lernendes unproblematisches Verhalten. Skinner war der Meinung, man sollte einfach beobachten, wie Verhalten zu seinen Konsequenzen in Beziehung steht und dann diese Beziehungen beschreiben, anstatt über die Persönlichkeit (=Verhalten) zu theoretisieren -> diese Methode wird Funktionsanalyse genannt, weil sie die ursächlichen bzw. funktionalen Beziehungen zwischen Umwelt und Verhalten analysiert. Skinner sieht die Persönlichkeit als gelernt an: Bsp.: Person hat durch operante Kondition gelernt, sich aggressiv zu verhalten und nicht, dass sie ein Bedürfniss hätte, aggressiv zu sein.

Skinner trat für den Individualunterricht ein, indem ein Lehrer sich nur einem Schüler widmet.


Rezeption und Wirkung[Bearbeiten]

Skinner gilt heute als bekanntester und einflussreichster Behaviorist! (Behaviorismus= der Mensch ist zu Geburt ein unbeschriebenes Blatt Papier und beliebig durch die Außenwelt formbar)

Die Bedeutung des Lernens wurde von einer Reihe von Behavioristen wie z.B Ivan Pawlow und John Watson genau untersucht. Es war aber erst die Arbeit Skinners, die dem Behaviorismus seine maßgebliche Bedeutung in der modernen Psychologie verlieh.

Seit Skinner gibt es die Unterscheidung von 2 Arten von Verhalten: Reflexe (=unwillkürlich: ausgelöst durch einen Reiz folgt eine Reflexbewegung/ ein Reaktionsverhalten. Bsp.: Lidschlussreflex) und Operanten ( an keine Auslöser gebunden, können willkürlich begonnen und beendet werden. Bsp.: gehen, sprechen).

Skinner arbeitete mit Konditionierungsexperimenten und wandte Bestrafungstrainings an.

Der Aufschwung, den das programmierte Lernen in den 50er jahren genommen hat, wird meistens mit Skinner in Verbindung gebracht. Skinner forderte, dass der Unterricht und die Erziehung effektiver werden müssen und er warnte davor, dass der Schüler immer mehr zum passiven Empfänger zu werden drohe.

Skinner trat für den Individualunterricht ein, in dem ein Lehrer sich nur einem Schüler widmet. Skinner sprach außerdem von Teilschritten, in die ein Lernstoff zerlegt werden sollte. Auf der Basis von Skinners Arbeiten versuchen Lernpsychologen auch heute, die Wirkungsweisen kontigenter Verstärkungen zu verstehen.


Literatur[Bearbeiten]

  • Zimbardo. Gerring (1999):
    "Psychologie. 7.Auflage"
    Berlin
  • Heinz Heckhausen (1980):
    "Motivation und Handeln: Motivationspsychologie"
    Berlin
  • Werner Herkner (1986)
    Psychologie
    Wien
  • Helmut Skowronek (1969):
    "Lernen und Lernfähigkeit: Grundfragen der Erziehungswissenschaft, 1. Auflage"
    München
  • Jürgen Strauß, Wilhelm Kempf, Hans Werbik [Hrsg.] (1997)
    "Psychologie Eine Einführung: Grundlagen, Methoden, Perspektiven"
    München
  • Lyle E. Bourne, Bruce B. Ekstrand (2005):
    "Einführung in die Psychologie"
    Frankfurt am Main
  • Bertelsmann Universal Lexikon


Internetquellen[Bearbeiten]