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Tarot/ Geschichte/ In aller Munde

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In aller Munde

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Seit der Hippiegeneration und ihrem verkündeten New Age ist der Tarot aus der esoterischen und spirituellen Szene nicht mehr wegzudenken, und es kamen in den letzten Jahren unzählige Tarotdecks auf den Markt. Manche dieser Spiele haben überhaupt keinen Anspruch und versuchen nur, auf den Zug aufzuspringen. Andere wiederum verstehen sich als Marketingprodukt für einen Film, eine Fernsehserie oder ein Computerspiel (z.B. "Herr der Ringe"-Tarot, oder "Yu-gi-oh"-Tarot), oder sie versuchen den Tarot einem bestimmten Weltbild anzupassen (Teen-Witch-Tarot, Gay-Tarot) oder versuchen lustig zu sein (Alcohol-Tarot). Die meisten dieser Tarots sind das Papier nicht wert, auf das sie gedruckt sind, und man sieht ihnen an, dass sich die Herausgeber und die Künstler nicht mit der Thematik beschäftigt haben. Ein Teil der "Neuen Generation" der Tarots haben aber durchaus einen künstlerischen Wert und sind auch für die esoterische Beschäftigung geeignet. Davon sei der wichtigste noch erwähnt.

Der Tarot des Künstlers Herman Haindl, der 1988 veröffentlicht wurde. Zuallererst hebt ihn seine künstlerische Tiefe von den meisten Tarots ab. Die Bilder sind in einem leicht surrealen Stil und in einer sehr lebendigen Technik gehalten. Sie laden zum tieferen Betrachten ein und haben hinter dem ersten Blick, der einigen etwas zu "pastellig" erscheint, noch eine tiefere Schicht, die dem flüchtigen, oberflächlichen Eindruck widerspricht. Die Symbolik der Karten ist von anderen Traditionen befreit, bleibt aber in der Kartenbedeutung der Tradition verpflichtet. Das eigentlich Spezielle am Haindl-Tarot ist, dass er die Farben der kleinen Arcana verschiedenen Kulturen zuordnet. Dies geschieht auf eine Art, die sowohl vom Verständnis für die jeweiligen Kulturen wie auch für den Tarot zeugen. Weniger geglückt ist die Zuordnung zu den Runen und dem I-Ging, da dies Systeme sind, die nicht vollständig und schlüssig mit dem Tarot vereinbar sind. So hatte Haindl für die Große Arcana zu wenig Runen, für die Kleine Arcana aber zu viel Hexagramme des I-Ging. Darin zeigt sich ein grundsätzliches Problem vieler neuer Tarots, die versuchen, jedes System mit dem Tarot in Einklang zu bringen. Als Eliphas Lévi dies getan hat, hatte er es ja nur mit der Esoterik und der Magie aus dem europäischen Kontext zu tun. Er griff auf den gleichen kulturellen Kontext zurück, aus dem der Tarot entstanden ist und hatte daher keine Probleme, eine innere Konsistenz und Geschlossenheit zu erzeugen. Aber wenn man den Tarot mit Systemen verknüpfen will, die aus einem anderen Kontext stammen, wird man weder dem Tarot noch den jeweiligen Systemen gerecht.

Aber die moderne Geschichte des Tarot betrifft nicht nur die immer neueren Neugestaltungen des Tarot, sondern auch alles um den Tarot. Unzählige Bücher werden dazu veröffentlicht, Internetforen betrieben und natürlich wird die Wahrsagerei professionell angeboten. War früher das Wahrsagen eher ein Kleingewerbe und oft verrucht, so wird es heute genauso in Großbetrieben angeboten wie alles andere auf der Welt. Auch gibt es Fernsehsendungen, die sich ausschließlich mit Zukunftsschau beschäftigen (Call-in-TV). Der Großteil des Genannten befasst sich aber nur mit der Divination mit Hilfe des Tarots und beschäftigt sich nicht mit der esoterischen Betrachtung des Tarots. Oftmals hört man, dass man, um Tarot zu legen, die Deutungsformeln aus den Büchern auswendig lernen soll. Damit aber rückt das Bild, die Karte selber, in den Hintergrund und dient nicht mehr der Reflexion und Kontemplation, sondern ist nur noch ein Auslöser um etwas Auswendiggelerntes aufzusagen. Ganz ähnlich wie zu Beginn des 16. Jahrhunderts, als der Tarot von einem in Gold gewirkten unbezahlbaren Prunkstück zu einem schlecht gedruckten und billig erhältlichen Massenprodukt herabgesunken ist, ist heute die Beschäftigung mit dem Tarot vielfach von einer hochgelehrten und geistvollen Beschäftigung in kleinen Kreisen zu einem schnell und billig erhältlichen Allerweltsprodukt herabgesunken.