Traktorenlexikon: Hanomag Brillant 600 (S)

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Traktorenlexikon Hersteller-/Markenübersicht Kapitel „Hanomag“
Hanomag Brillant 600 (S)
Brillant 600 (S)
Brillant 600 (S)
Basisdaten
Hersteller/Marke: Hanomag
Modellreihe: Brillant
Modell: Brillant 600 (S)
Bauweise: Halbrahmenbauweise
Produktionszeitraum: 10/1962–1967
Stückzahl: 5100
Maße
Eigengewicht: 2520 kg
Länge: 3550 mm
Breite: 1720–2120 mm
Höhe: 1770 mm
Radstand: 2104 mm
Bodenfreiheit: 415 mm
Spurweite: vorne: 1550-1820 mm
hinten: 1500-1725 mm
Wenderadius mit Lenkbremse: 3500 mm
Wenderadius ohne Lenkbremse: 4100 mm
Standardbereifung: vorne: 6.00-16, 6.00-20, 7.50-16
hinten: 11-32, 11-36, 11-38, 13-30, 14-30
Motor
Nennleistung: 37 kW, 50 PS
Nenndrehzahl: 2300/min
Zylinderanzahl: 4
Hubraum: 2798 cm³
Kraftstoff: Diesel
Kühlsystem: Wasserkühlung
Antrieb
Antriebstyp: Hinterradantrieb
Getriebe: 10V/2R
Höchstgeschwindigkeit: 20 oder 25 km/h

Als größter Hanomag-Standardschlepper in Halbrahmenbauweise war der 1962 vorgestellte Brillant 600 (S) das Nachfolgemodell des erst 1960 eingeführten R 442 Brillant. Durch den Umbau auf das Wirbelkammer-Verfahren sowie einer Drehzahlerhöhung leistete der Motor auch ohne Roots-Gebläse 50 PS. Zusätzlich wurde auch eine Schnellgangausführung mit der Zusatzbezeichnung S angeboten. 1967 wurde der Brillant 600 durch den Brillant 601 abgelöst. Der Brillant 600 richtete sich damals an größere landwirtschaftliche Betriebe und hat trotz seines nicht übermäßig großen Motors und seines vergleichsweise primitiven Getriebes große Leistungsreserven, welche er richtig ballastiert auch ausspielen konnte. Mit Allrad gab es ihn nicht, das sollte sich ab der nächsten Serie ändern.

Motor[Bearbeiten]

Im Brillant 600 ist der D28CR-Motor verbaut, der im trockenen Zustand 360 kg wiegt. Hierbei handelt es sich um eine Weiterentwicklung des D28-Motors, der seit 1950 gebaut und in diversen Schleppern und LKW von Hanomag in verschiedenen Konfigurationen verwendet wurde.

Der D28CR arbeitet im Gegensatz zum D28, welcher nach dem Vorkammerprinzip arbeitet, nach dem Wirbelkammer-Verbrennungsverfahren. Zur Anwendung kam hier das Ricardo-Brennkammer-Verfahren. Dadurch erhielt der Motor eine höhere Leistung, einen niedrigeren spezifischen Kraftstoffverbrauch und einen elastischeren Motorlauf.

Des Weiteren wurde die Drehzahl des Motors gegenüber der des R 442 leicht auf 2300/min erhöht. Damit ergab sich eine Leistung von 37 kW (50 PS), die der Motor aus einem Gesamthubraum von 2798 cm³ bezog. Dieser Hubraum ergibt sich aus einem Hub von 110 mm und einer Bohrung von 90 mm (gemäßigter Langhuber). Das maximale Drehmoment von 16,3–17,9 mkp erreicht der Motor bei 1600/min bis 1800/min.

  • Bohrung = 90 mm, Hub = 110 mm
  • Max. Öldruck = 3,5 atü
  • Verdichtung: 21:1
  • Einspritzfolge:1–3–4–2
  • Höchstdrehzahl: 2300/min
  • Leerlaufdrehzahl: 500/min
  • max. Drehmoment: 179 Nm bei 1800/min
  • Bosch-Fliehkraftregler, Typ: EP/RSV 250/1150 A1 A 157 d
  • Geregelter Drehzahlbereich = 500-2000 U/min.
  • Bosch-Kraftstoffpumpe, Typ: FP/KE 22 AD 223/4
  • Bosch-Kraftstofffilter, Typ: FJ/DF 5/103 ohne Überströmventil oder FJ/DW 5/103 mit Überströmventil
  • Bosch-Vorreiniger, Typ: FJ/SJ 1/3 Z
  • Bosch-Einspritzpumpe, Typ: PE 4 A 65 B 310 LS 1040
  • Bosch-Einspritzdüse, Typ: DN 4 SD 24 / Bosch-Düsenhalter, Typ: KB 50 SDA 531
  • Max. Einspritzdruck = 150 bar

Kupplung[Bearbeiten]

  • Doppelkupplung Do 280/250 K von Fichtel & Sachs

Getriebe[Bearbeiten]

  • Hanomag-Wechselgetriebe mit zwei Gruppen (L+S)
  • 2 x 5 Vorwärts- + 1 Rückwärtsgang
  • insgesamt 10 Vorwärts-und 2 Rückwärtsgänge
  • Auf Wunsch mit Schnellgang-Übersetzung (25km/h)

Geschwindigkeiten vor- und rückwärts[Bearbeiten]

Geschwindigkeiten in km/h
Gang Bereifung 11-36 AS (Serie) mit Untersetzer
1. Gang 3,98 1,43
2. Gang 6,03 2,17
3. Gang 8,01 2,88
4. Gang 12,36 4,45
5. Gang 19,70 7,04
Rückwärtsgang 7,15 2,57

Schnellgang-Ausführung

  • Gruppe I: 1.Gang = 1,8 km/h; 2.Gang = 2,7 km/h; 3.Gang = 3,6 km/h; 4.Gang = 5,6 km/h; 5.Gang = 8,9 km/h; R-Gang = 3,2 km/h.
  • Gruppe II: 6.Gang = 5,0 km/h; 7.Gang = 7,6 km/h; 8.Gang = 10,0 km/h; 9.Gang = 15,5 km/h; 10.Gang = 24,9 km/h; R-Gang = 9,0 km/h.

Zapfwelle[Bearbeiten]

  • Motorzapfwelle mit Normprofil, 1 3/8"- 558/min
  • Optional mit hintenliegender Riemenscheibe, 265 mm Durchmesser und 140 mm Breite
  • Drehzahl = 1440 U/min. / Riemengeschwindigkeit = 20,0 m/sec. / Leistung = 47 PS

Bremsen[Bearbeiten]

  • Deutsche Perrot Bremse, Typ: 400x60 SM
  • Trommelbremsen als Servobremse an den Hinterrädern, als Einzelradbremse zu verwenden
  • Handbremse mit Servowirkung, die das Getriebe bremst

Achsen[Bearbeiten]

  • Vorderachse als Faust-Pendel-Teleskopachse
  • Starre Hinterachse mit Wechselgetriebe im gemeinsamen Gehäuse ( optional mit Spurweitenverstellung )
  • Handbetätigte Differentialsperre
  • Achslast vorne = 1050-1480 kg, hinten = 2000-3100 kg

Lenkung[Bearbeiten]

  • ZF Gemmer GD 28a

Hydrauliksystem und Kraftheber[Bearbeiten]

  • Hydraulischer Kraftheber mit Dreipunktaufhängung und Regelhydraulik "Pilot", Kat. II/III
  • Bosch-Förderpumpe, Typ: HY/ZFR 1/16 L 4
  • Förderleistung = 16l/min. bei 150 bar
  • Hubkraft = 1500kg an der Ackerschiene
  • später auf 1650kg Hubkraft verstärkt

Steuergeräte[Bearbeiten]

Elektrische Ausrüstung[Bearbeiten]

  • Bosch-Anlasser 12V-4 PS; Bosch-Lichtmaschine 12V-90 W; Batterie 12V-135 Ah, Glühkerzen Bosch KE/GSA 10/1 oder Beru 170 M

Maße und Abmessungen[Bearbeiten]

  • Länge = 3550 mm, breite mit schmaler Spurweite = 1840 mm, mit breiter Spurweite = 2140 mm, höhe bis Lenkrad = 1770 mm
  • Spurweite vorne = 1520 mm, 1620 mm, 1720 mm und 1820 mm
  • Spurweite hinten = 1500 mm ( optional = 1525 mm, 1625 mm und 1725 mm )
  • Leergewicht = 2585 kg / zul. Gesamtgewicht = 3050-3800 kg

Bereifung[Bearbeiten]

  • Serienbereifung vorne = 6,00-16 ASF, hinten = 11-32 AS
  • Optional vorne = 7,50-16 ASF und 6-20 ASF, hinten = 11-36 AS, 11-38 AS, 10-30 AS und 14-30 AS

Füllmengen[Bearbeiten]

  • Kraftstoffbehälter: 67 l Diesel
  • Motor: 7 l HD-Dieselmotorenöl
  • Kühlsystem: 14 l Wasser
  • Ölbadluftfilter: 0,75 l Motorenöl
  • Einspritzpumpe mit Regler: ca. 0,70 l HD-Dieselmotorenöl
  • Schaltgetriebe mit Hinterachse: 20 l Getriebeöl
  • Lenkgehäuse: 0,4 l Getriebeöl
  • Riemenscheibenantrieb: 1 l Getriebeöl
  • Mähwerkantrieb: 0,5 l Getriebeöl
  • Hydrauliksystem: 10,5 l HD-Dieselmotorenöl
  • Korrosionsschutzöl im Kühlsystem: 0,15 l

Verbrauch[Bearbeiten]

Kabine[Bearbeiten]

  • Fahrerplattform mit Frontaufstieg, gepolsterter Parallelogrammsitz mit hydraulischer Dämpfung und linkem Kotflügelsitz
  • Optional mit Hanomag oder Fritzmeier-Verdeck und Heckscheinwerfer

Sonderausrüstung[Bearbeiten]

  • Mähwerk
  • Hanomag Pilot-Regelhydraulik
  • LFE Frontlader
  • Arbeitscheinwerfer, hinten
  • Abreißkupplung
  • Riemenscheibe mit 265 mm Durchmesser und 1440/min
  • Spurweiten-verstellbare Vorderachse

Sonstiges[Bearbeiten]

Der Brillant 600 war ein äußerst zugstarker Schlepper, der vor allem in größeren Höfen und landwirtschaftlichen Betrieben seine Verwendung fand. Bei ihm ist allerdings die in die Jahre gekommene Technik und das fehlen eines entsprechenden Leichtschaltgetriebes, sowie ein Modell mit Allradantrieb zu bemängeln. Was bei der Konkurrenz, in diesem Leistungsbereich der Schlepperfertigung, mittlerweile gang und gäbe war.

Quellen[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

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