VBA in Excel/ Klassenmodule
Module in Objekten
[Bearbeiten]Module sind Container für Code und für Variablen. Code ist jede Funktion, die einen oder mehrere Werte zurückgibt oder ein Makro, das keine Werte zurückliefert. Ein Modul ist also ein Container für VBA-Routinen.
Excel/VBA kennt Standard- und Klassenmodule. In Standardmodule wird Code zum allgemeinen Programmablauf hinterlegt, Klassenmodule verwalten Objekte mit ihren Eigenschaften, Methoden und Ereignissen.
In Excel gibt es eine Vielzahl von vordefinierten Klassen, um einige zu nennen:
- WorkBook
- In der Entwicklungsumgebung standardmäßig mit dem Objektnamen DieseArbeitsmappe bzw. ThisWorkbook benannt.
- WorkSheet
- In der Entwicklungsumgebung standardmäßig mit den jeweiligen Arbeitsblattnamen benannt.
- Chart
- In der Entwicklungsumgebung standardmäßig mit den jeweiligen Chart-Namen benannt.
- UserForm
- In der Entwicklungsumgebung standardmäßig mit dem jeweiligen UserForm-Namen benannt.
Die vorgenannten eingebauten Excel-Klassen können mit ihren Ereignissen in neue Klassen eingebunden werden. Sinnvoll ist dies beispielsweise, wenn eine Worksheet_Change-Ereignisprozedur allgemeingültig werden, sich also nicht nur auf die Arbeitsmappe beschränken soll, in der sich der Code befindet.
Allgemeingültiges Worksheet_Change-Ereignis
[Bearbeiten]Hier wird eine dem WorkBook-Objekt übergeordnete Klasse, also das Application-Objekt als Ausgangspunkt benötigt. In der Entwicklungsumgebung wird über das Menü Einfügen ein neues Klassenmodul erstellt. Der Name des neuen Klassenmoduls kann mit dem Aufruf der Eigenschaften mit der F4-Taste geändert werden ( in diesem Fall 'clsApp' ).
In das Klassenmodul wird zum einen eine Public-Variable für das Ereignis des Application-Objekts und zum anderen der zugehörige Ereigniscode eingetragen:
Public WithEvents App As Application
Private Sub App_SheetChange( _
ByVal Sh As Object, _
ByVal Target As Range)
MsgBox "Zelle " & Target.Address(False, False) & _
" aus Blatt " & ActiveSheet.Name & _
" aus Arbeitsmappe " & ActiveWorkbook.Name & _
" wurde geändert!"
End Sub
In der Workbook_Open-Prozedur wird die neue App-Klasse deklariert und initialisiert:
Dim AppClass As New clsApp
Private Sub Workbook_Open()
Set AppClass.App = Application
End Sub
Eine Ereignisprozedur für mehrere CommandButtons
[Bearbeiten]In das Klassenmodul 'clsButton' wird zum einen eine Public-Variable für das Ereignis des CommandButton-Objekts und zum anderen der zugehörige Ereigniscode eingetragen:
Public WithEvents Btn As CommandButton
Private Sub Btn_Click()
MsgBox "Aufruf erfolgt von Schaltfläche " & Right(Btn.Caption, 1)
End Sub
Die Deklaration und Initialisierung der Btn-Klasse erfolgt in der Workbook_Open-Prozedur (das Workbook muss übrigens ein Worksheet 'Buttons' mit (mindestens) vier aus der Steuerelement-Toolbox eingefügten Befehlsschaltflächen beinhalten):
Dim CntBtn(1 To 4) As New clsButton
Private Sub Workbook_Open()
Dim intCounter As Integer
For intCounter = 1 To 4
Set CntBtn(intCounter).Btn = ThisWorkbook.Worksheets("Buttons").OLEObjects(intCounter).Object
Next intCounter
End Sub
Ein- und Auslesen einer Kundenliste
[Bearbeiten]Zusätzlich zu diesen vordefinierten können neue, benutzerdefinierte Klassen geschaffen werden, mit denen es auf programmiertechnisch elegante Art möglich ist, eigene Typen zu bilden und z.B. mit Plausibilitätsprüfungsroutinen auf diese zuzugreifen.
In das Klassenmodul 'clsKunden' werden zum einen die Public-Variablen für Elemente des Kunden-Objekts und zum anderen eine Prüfroutine eingetragen:
Option Explicit
Public strNA As String
Public strNB As String
Public strS As String
Public strC As String
Public strPLZ As String
Property Let strP(strP As String)
If Not IsNumeric(strP) Then
MsgBox strP & " ist eine ungültige Postleitzahl"
strPLZ = "?????"
Else
strPLZ = strP
End If
End Property
Die Deklaration und die allgemeinen Codes werden in einem Standardmodul hinterlegt:
Dim NeuerKunde As New clsKunden
Dim colKunden As New Collection
Sub Einlesen()
Dim intCounter As Integer
Set colKunden = Nothing
For intCounter = 2 To 11
Set NeuerKunde = New clsKunden
With NeuerKunde
.strNA = Cells(intCounter, 1).Value
.strNB = Cells(intCounter, 2).Value
.strS = Cells(intCounter, 3).Value
.strP = Cells(intCounter, 4).Value
.strC = Cells(intCounter, 5).Value
End With
colKunden.Add NeuerKunde
Next intCounter
End Sub
Sub AdressenAusgeben()
Dim knd As clsKunden
For Each knd In colKunden
With knd
MsgBox .strNA & vbLf & .strNB & vbLf & .strS & _
vbLf & .strPLZ & " " & .strC
End With
Next
End Sub
Ereignissteuerung einer Serie von Labels
[Bearbeiten]Mit den nachfolgenden Prozeduren werden 256 Labels einer UserForm mit MouseMove, MouseClick- und anderen Ereignissen versehen.
In das Klassenmodul 'clsFrm' werden zum einen die Public-Variable für die Ereignisse des Label-Objekts und zum anderen die zugehörigen Ereigniscodes eingetragen:
Public WithEvents LabelGroup As MSForms.Label
Private Sub LabelGroup_Click()
With frmChar.txtString
.Text = .Text & Me.LabelGroup.Caption
End With
End Sub
Private Sub LabelGroup_DblClick( _
ByVal Cancel As MSForms.ReturnBoolean)
frmChar.txtString.Text = Me.LabelGroup.Caption
End Sub
Private Sub LabelGroup_MouseDown(ByVal Button As Integer, _
ByVal Shift As Integer, ByVal X As Single, ByVal Y As Single)
Me.LabelGroup.ForeColor = &H80000009
Me.LabelGroup.BackColor = &H80000012
End Sub
Private Sub LabelGroup_MouseMove(ByVal Button As Integer, _
ByVal Shift As Integer, ByVal X As Single, ByVal Y As Single)
Dim strChar As String
Dim intChar As Integer
frmChar.lblChar.Caption = Me.LabelGroup.Caption
strChar = Me.LabelGroup.Name
intChar = CInt(Right(strChar, Len(strChar) - 5)) - 1
frmChar.lblShortCut.Caption = "Alt+" & intChar
frmChar.lblZeichen.Caption = "=ZEICHEN(" & intChar & ")"
End Sub
Private Sub LabelGroup_MouseUp(ByVal Button As Integer, _
ByVal Shift As Integer, ByVal X As Single, ByVal Y As Single)
Me.LabelGroup.ForeColor = &H80000012
Me.LabelGroup.BackColor = &H80000009
End Sub
Die Deklaration und Initialisierung der Labels-Klasse erfolgt in einem Standardmodul:
Dim Labels(1 To 256) As New clsFrm
Sub ClsSymbolAufruf()
Dim intCounter As Integer
For intCounter = 1 To 256
Set Labels(intCounter).LabelGroup = frmChar.Controls("Label" & intCounter)
Next intCounter
frmChar.Show
End Sub
Eigenständige Klassenmodule
[Bearbeiten]Während die Klassenmodule des vorherigen Abschnitts Teil eines anderen Objektes waren (Arbeitsmappe, Formular, Tabelle, Diagramm ...) sollen die folgenden Beispiele einige Anwendungen von Klassenmodulen geben, die in Standard- und anderen Klassenmodulen verwendbar sind. In der Entwicklungsumgebung (VBE) handelt es sich um ein Modul, welches mit "Einfügen -> Klassenmodul" erzeugt werden kann.
Klasse als intelligente Variable
[Bearbeiten]Das folgende einfache Beispiel nutzt eine Klasse als Variable. Die eigentliche Aufgabe ist es, einen einfachen Mechanismus zu finden, mit dem ein Programm Winkel in einer Variablen zu speichern kann. Dabei sollen mehrere Variable unabhängig erzeugt und verwaltet werden. Ziel soll es sein, dass die Variable drei bekannte Winkelformate speichern, zurückgeben und konvertieren kann:
- Grad oder Altgrad, Winkel am Vollkreis zwischen 0° … 360°
- Radiant, Winkel am Vollkreis zwischen 0 … π
- Neugrad oder Gon, Winkel am Vollkreis zwischen 0 gon … 400 gon
Nebenbei soll die Möglichkeit bestehen, den Wert des Winkels zu normalisieren, d.h. ein Winkel in Altgrad auf den Bereich von 0 … 360° zurückgeführt werden, so dass die Variable beispielsweise 540° in 180° oder -90° in 270° umwandelt und dies als normalisierten Wert zurückgibt.
Anwendung der Klasse als Variable
[Bearbeiten]Die folgende Funktion zeigt den Einsatz der nachfolgend definierten Klasse. Zunächst wird eine (oder mehrere) Variable mit dem Objekttyp der Klasse (hier wurde clsWinkel gewählt) und dem schlüsselwort New dimensioniert.
Die Zuweisung eines Zahlenwertes zum Winkel erfolgt über eine der Methoden DEG, RAD oder GON, je nach dem, welches Winkelformat der Zahlenwert hat. Zurückrufen kann man den (umgerechneten) Wert ebenfalls über die Methoden DEG, RAD oder GON im jeweiligen Winkelformat. Über die Eigenschaft Normalisiert kann festgelegt werden, ob die Rückgabe normalisiert wird oder ob Winkel ihren ursprünglichen Zahlenwert behalten.
Public Sub WinkelTest()
Dim Winkel1 As New clsWinkel, Winkel2 As New clsWinkel
With Winkel1
.Normalisieren = True
.DEG = 540
End With
MsgBox "Winkel in Radiant, normalisiert: " & Winkel1.RAD
Winkel1.RAD = WorksheetFunction.Pi / 2
MsgBox "Winkel in Gon, normalisiert: " & Winkel1.GON
Winkel2.GON = 500
MsgBox "Winkel in Gon, nicht normalisiert: " & Winkel1.GON
End Sub
Programmcode der Klasse
[Bearbeiten]Damit das vorherige Beispiel funktioniert, muss die folgende Klasse unter dem Namen clsWinkel abgespeichert werden.
Option Explicit
' Aufzählung für das Winkelmass
Private Enum WinkelEinheit
wDeg = 0 ' Altgrad 0° ... 360°
wRad = 1 ' Radiant 0 ... 2×Pi
wGon = 2 ' Neugrad 0 ... 400 Gon
End Enum
' Interne Liste der Umrechnungsfaktoren
Private Faktor(wDeg To wGon) As Double
' Interne Speicherung des Wertes
Private WinkelWert As Double
' Interne Speicherung der Einheit
Private WinkelMass As WinkelEinheit
' Variable, um das Normalisieren einzuschalten.
' Dadurch wird Wert auf max. 360°/2×Pi/400 begrenzt
Public Normalisieren As Boolean
Private Sub Class_Initialize()
Faktor(wDeg) = 180
Faktor(wRad) = 3.14159265358979
Faktor(wGon) = 200
End Sub
' Als Altgrad speichern
Public Property Let DEG(Wert As Double)
WinkelWert = Wert
WinkelMass = wDeg
End Property
' Wert in Altgrad zurückrufen
Public Property Get DEG() As Double
If Normalisieren Then NormiereWinkel
DEG = WinkelWert * Faktor(wDeg) / Faktor(WinkelMass)
End Property
' Als Radiant speichern
Public Property Let RAD(Wert As Double)
WinkelWert = Wert
WinkelMass = wRad
End Property
' Wert in Radiant zurückrufen
Public Property Get RAD() As Double
If Normalisieren Then NormiereWinkel
RAD = WinkelWert * Faktor(wRad) / Faktor(WinkelMass)
End Property
' Als Neugrad (Gon) speichern
Public Property Let GON(Wert As Double)
WinkelWert = Wert
WinkelMass = wGon
End Property
' Wert in Neugrad (Gon) zurückrufen
Public Property Get GON() As Double
If Normalisieren Then NormiereWinkel
GON = WinkelWert * Faktor(wGon) / Faktor(WinkelMass)
End Property
' Winkel in den Bereich 0...360° verschieben
Private Sub NormiereWinkel()
If Abs(WinkelWert) > 2 * Faktor(WinkelMass) Then
WinkelWert = Sgn(WinkelWert) * (Abs(WinkelWert) Mod (2 * Faktor(WinkelMass)))
End If
If WinkelWert < 0 Then WinkelWert = WinkelWert + 2 * Faktor(WinkelMass)
End Sub
Erklärung zu den einzelnen Funktionen:
- Die Variable Normalisieren ist öffentlich sichtbar. Sie wird beim Erzeugen auf FALSE gesetzt, so dass die Normalisierung nicht durchgeführt wird.
- Da die drei Methoden DEG, RAD und GON jeweils ein unterschiedliches Verhalten zeigen sollen, je nach dem, ob man einen Wert in die Variable speichert oder aus ihr zurückruft, müssen Property Let den Code für das Speichern in die Klasse (die wir als Variable benutzen) enthalten und Property Get Prozeduren für den Rückruf der Variablen aus der Klasse.
- Da in VBA Arrays nicht als Konstanten deklariert werden können, muss die Class_Initialize-Prozedur ein Array belegen.