Verfassen wissenschaftlicher Texte: Wissenschaftliche Texte
Der Unterschied zwischen wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Texten liegt darin, dass es für wissenschaftliche Texte bestimmte Anregungen und Orientierungshilfen gibt, die eingehalten werden sollten.
Von Fach zu Fach gibt es variierende Ratschläge. Vom Prüfungsamt werden genauere Vorschriften erlassen.
Arten wissenschaftlicher Texte
[Bearbeiten]Es gibt eine große Fülle von verschiedenen Arten wissenschaftlicher Texte. Gemein ist ihnen allen der Versuch eines Wissenfortschritts bzw. einer (neuen) Erkenntnis. Hierbei gibt es große Differenzen zwischen den verschiedenen Typen von wissenschaftlichen Arbeiten. So liegt bei Prüfungsarbeiten der Sinn eher in der Übung als in der Gewinnung neues Wissens, wohingegen von Dissertationen und Forschungsberichten ein deutlich umfangreicheres Ziel und damit verbunden Wissenszuwachs verlangt und erwartet werden. Trotzdem können auch Seminar- und Hausarbeiten einen Erkenntnisfortschritt bewirken und Gesamt oder in Teilen in Fachzeitschriften erscheinen. Die wichtigsten Texte als Quellen, aber auch Hinweise für die Erstellung jener Arbeiten, sollen hier kurz erläutert werden.
Seminararbeiten/Hausarbeiten: Kurze wissenschaftliche Arbeiten welche hauptsächlich einen Übungszweck verfolgen. Dennoch müssen auch diese allen wissenschaftlichen Kriterien entsprechen. Seminar und Hausarbeiten sind in der Regel nicht zitierfähig.
Diplomarbeiten/Masterarbeiten: Wissenschaftliche Abschlussarbeiten an Hochschulen und Fachhochschulen zur Erlangung der bisher am häufigsten verliehenen Hochschultitel (Diplom & Master). Im Gegensatz zu oft in studentischen Kreisen vertretenen Meinung sind Diplom- und Masterarbeiten in der Regel zitierfähig. (Sie werden allerdings von Dozierenden nicht notwendigerweise sehr ernst genommen.)
Dissertationen: Wissenschaftlichen Arbeiten die an einer Hochschule oder (selten) einer Fachhochschule geschrieben worden. Enthalten einen höheren Eigenanteil bzw. Erkenntnisgewinn gegenüber Diplomarbeiten oder Bachelorarbeiten.
Monographien: Umfassende oder sogar vollständige Arbeiten über einen Themenkomplex. Die meisten Standardwerke einzelner Themen und Fachbereiche sind daher häufig Monographien.
Zeitschriftenaufsätze: Je nach Fachrichtung oft eine der wichtigsten Quellen für wissenschaftliche Arbeiten. In diesen sind aktuelle wissenschaftliche Diskussionen zu finden und auch aktuelle Forschungsergebnisse. Wie auch Monographien sind viele Fachzeitschriften in den jeweiligen Universitätsbibliotheken zu finden.
Aufsätze aus Sammelbändern: Zu vielen Themen gibt es Sammelbände. Sammelbände sind Bücher, die eine Vielzahl von Aufsätzen zusammenführen. Man erkennt Sammelbände u.a. daran, dass es einen Herausgeber gibt, was durch Hrsg. oder Hg. abgekürzt wird.
Forschungsberichte: Häufig Arbeiten aus Hochschuleninstituten und anderen Forschungseinrichtungen. Sind oft nur schwer zugänglich oder kostenpflichtig. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass Zusammenfassungen in Fachzeitschriften erscheinen.
Struktur bzw. Bestandteile
[Bearbeiten]Fast alle wissenschaftlichen Arbeiten bestehen aus den folgenden Teilen. Eine genauere Gliederung ist abhängig von der Themenstellung und der Vorgehensweise des Autors. Formelle Hinweise sowie Beispiele finden sich im Kapitel Bestandteile einer wissenschaftlichen Arbeit.
Titelblatt
[Bearbeiten]Enthält hauptsächlich bibliographische Angaben wie Autor, Institution, Titel und Datum. Das Titelblatt hat einen wichtigen Einfluss darauf, ob der Leser sich weiter mit dem Werk beschäftigen wird. Häufig gibt es für Seminararbeiten, Hausarbeiten und Diplomarbeiten klare Richtlinien in den einzelnen Fachbereichen.
Inhaltsverzeichnis
[Bearbeiten]Das Inhaltsverzeichnis besteht aus der kompletten Gliederung mit allen Kapiteln, Abschnitten und Unterabschnitten. Da das Verzeichnis hauptsächlich der Übersicht dient, gehören die jeweiligen Seitenzahlen dazu. Das Titelblatt sowie das Inhaltsverzeichnis selbst gehören nicht in diese Aufzählung.
Einleitung
[Bearbeiten]Die Einleitung gehört, anders als das Vorwort, direkt zur wissenschaftlichen Arbeit. In ihr werden die Problemstellung angeführt, Rechtfertigung der Themenstellung, Definitionen dargelegt, die Grenzen und der Umfang der eigenen Arbeit sowie (im Hauptteil) zu klärende Fragen aufgeführt. Häufig wird die Einleitung erst am Schluss der Arbeit geschrieben, wenn klar geworden ist, was in der Arbeit wirklich geleistet werden konnte.
Hauptteil
[Bearbeiten]Im so genannten Hauptteil wird die Problemstellung detailliert erfasst und die eigene Argumentationsfolge ausgeführt. Hierbei ist auf die richtige Kapitelaufteilung und Reihenfolge zu achten, also den berühmten „roten Faden", welcher sich durch die ganze Argumentation ziehen sollte. Die einzelnen Kapitel sollten mit geeigneten Übergängen verbunden werden, um eine reine Aufzählung von unterschiedlichen Sachverhalten zu vermeiden. Es ist allerdings nicht üblich den Hauptteil besonders zu bezeichnen.
Schlussteil
[Bearbeiten]Formal ist der Schlussteil, ebenso wie die Einleitung, nicht zwingend notwendig. Im Schlussteil findet eine klare Darstellung der Ergebnisse statt, aber ohne lediglich die Resultate aus dem Hauptteil zu wiederholen. Ein Schlussteil ist keine reine Zusammenfassung. Eine Überprüfung mit den Anforderungen welche die Einleitung aufführte ist gut möglich. Es sollte keine eigenen Bewertung der gesamten Arbeit stattfinden, diese obliegt dem Prüfer. Umstritten ist, ob im Schlussteil offen gebliebene Fragen oder in der Arbeit nicht geklärte Probleme dargestellt werden sollten. [1] Der Schlussteil kann verschiedene Überschriften haben. Gängig sind Fazit, Schluss, Konklusion und Abschlussbemerkung. Anders als es in Schulaufsätzen die Regel ist, sollte im Schlussteil keine „persönliche Stellungnahme“ in der Form „Meiner Meinung nach …“ stattfinden. Der Leser geht davon aus, dass alle nicht als zitiert markierten Stellen die Meinung und Argumentation des Autors wiedergeben.
Literaturverzeichnis
[Bearbeiten]Im Literaturverzeichnis (bei Internetquellen, E-Mails, Videos usw. Quellenverzeichnis) werden alle direkt und indirekt zitierten Quellen alphabetisch aufgelistet. Diese sollten alle bibliografischen Daten enthalten. Mit einem Literaturverzeichnis soll hauptsächlich gewährleistet werden, dass der Leser problemlos alle zitierten Werke auffinden und überprüfen kann.
Anhang
[Bearbeiten]Der Anhang befindet sich direkt im Anschluss an den Text. Hier befinden sich die Materialien, die für das Textverständnis und die Argumentation nicht dringend notwendig ist aber wichtige Informationen dokumentiert. Darunter können weiterführende Statistiken, Fragebögen und anderes Material das zur Informationserhebung verwendet wurde und in der Arbeit benutzte Texte die nur schwer oder gar nicht auffindbar sind.
Eidesstattliche Erklärung
[Bearbeiten]Bei Hausarbeiten, Seminararbeiten, Bachelorarbeiten, Masterarbeiten, Diplomarbeiten und Dissertationen steht auf der letzte Seite in der Regel die sog. Eidesstattliche Erklärung. Sie besagt, dass die Autorin oder der Autor die Arbeit selbstständig verfasst hat. Sie muss unterschrieben werden. Im Inhaltsverzeichnis erscheint sie ohne Nummer, da sie kein Kapitel der Arbeit darstellt. Der genaue Wortlaut variiert von Universität zu Universität.
Zitieren
[Bearbeiten]Alle Ausführungen, die wörtlich oder sinngemäß fremden Texten entnommen wurden, sind zu kennzeichnen. Dies gilt ebenfalls für (auch nur grob) übernommene Gedankengänge von anderen Autoren. Es gibt keine Ausnahme bei dieser Regel. Im Gegensatz zur häufigen Einstellung unter Studenten und Schülern sind nicht gekennzeichnete Übernahmen als Plagiat anzusehen (siehe Kapitel Plagiat) und können schwere (auch strafrechtliche) Konsequenzen nach sich ziehen, wie die Zwangsexmatrikulation.
Da (wirklich) neue Erkenntnisse nur sehr selten sind und nur mühsam hervorgebracht werden, enthalten im Grunde alle wissenschaftlichen Arbeiten die Gedanken und Worte anderer und damit Zitate. Hierbei dienen diese nicht nur dem kenntlich machen von übernommenen Ausführungen und Ideen, sondern auch als Beleg für schon vorhandenes Wissen. Werden z.B. Zahlen für eine Argumentation benutzt, wird der Leser immer einen Beleg dafür haben wollen, um die Richtigkeit dieser und damit der Argumentation überprüfen zu können. Allgemeinwissen, einschlägige Fachausdrücke und allgemein bekanntes innerhalb der Fachrichtungen, müssen nicht zitiert werden. Enthält eine wissenschaftliche Arbeit fast nur Zitate und keine eigenen Ideen, kann dies trotz Kenntlichmachung zum Vorwurf des Plagiats führen. Ist das Gegenteil der Fall kann es als unterzitiert kritisiert werden, womit eine schlechte und oberflächliche Quellenarbeit des Autors angenommen wird.
Wörtliche Zitate werden immer in Anführungszeichen gesetzt. Nimmt man nur einen Teil eines Satzes werden die ausgesparten Stellen mit drei Punkten („…“ oder „[…]) versehen. Dabei ist genauestens darauf zu achten, dass der Sinn nicht entstellt wird und es inhaltlich nicht aus dem Zusammenhang gerissen ist. Auch Rechtschreibfehler und veraltete Schreibweisen werden übernommen.
Sinngemäß übernommene Zitate werden im Beleg mit „Vergleiche“ eingeleitet (z.B. Vgl. Andreas Müller). Belege für die verwendeten Zitate können in Klammern direkt hinter das Zitat angeführt werden, was sehr Platz raubend ist oder in die Fußnoten (Windows Word: einfügen-Referenz-Fußnote) gelegt werden, was üblicher ist. Auch eine Angabe der Belegstellen in den Fußnoten (Endnoten) am Ende der Arbeit ist möglich.
Es existieren mehrere Möglichkeiten für die Form eines Beleges, wobei dem Autor relative Freiheiten eingeräumt werden. Ist eine Form gewählt, muss sie in der ganzen Arbeit konsequent durchgehalten werden. Häufig gibt es an Universitäten Zitierregeln die angewendet werden sollten. Es wird grob in Vollbeleg und Kurzbeleg unterschieden.
Vollbeleg
[Bearbeiten]Diese Zitiertechnik enthält alle bibliographischen Daten der zitierten Quellen und ist insbesondere anzuwenden, wenn die Arbeit kein eigenes Literaturverzeichnis enthält. Erstreckt sich ein Zitat bis zur nächsten Seite, wird folgend (f.) und bei mehreren Seiten fortfolgend (ff.) an die Seitenzahl angefügt. Eindeutiger anstelle von fortfolgend sind genauere Seitenangaben (z.B.: S. 35-39). Bei Beiträgen aus Zeitschriften und Sammelwerken ist zuerst der Titel zu nennen und dann das Hauptwerk (Jahrgang/Jahr, Seiten) welches den Beitrag enthält (siehe drittes Beispiel).
Beispiele:
Richard Reid: Baustilkunde, 2. Aufl., München 2006, S. 2
Vgl. Alexander Ulfig, Große Denker, 1. Aufl. , Köln 2006, Parkland Verlag, S. 24 f.
Ruppelt, Georg: Aus PISA nichts gelernt, in: Bibliotheksdienst 36 (2002), Nr. 3, S. 272 - 274
Erfolgt die Benennung eines Titels mehrmals, kann dieser abgekürzt werden.
Beispiele:
Richard Reid, Baustilkunde, 2. Aufl., München 2006, S. 2
Vgl. Alexander Ulfig, Große Denker, 1. Aufl. , Köln 2006, S. 24 f.
Richard Reid, Baustilkunde, a.a. O., S. 8
Es gibt immer wieder Kritik an der Abkürzung a. a. O. (am angegebenen Ort). Deshalb kann auch ohne diese Abkürzung der Vollbeleg verkürzt werden. Wird auf eine Quelle direkt hintereinander verwiesen, wird mit der Bezeichnung ebenda unter Nennung der Seitenzahl verkürzt.
Beispiele:
Vgl. Alexander Ulfig, Große Denker, 1. Aufl. , Köln 2006, Parkland Verlag, S. 24 f.
Ruppelt, Georg: Aus PISA nichts gelernt, in: Bibliotheksdienst 36 (2002), Nr. 3, S. 272 - 274
Alexander Ulfig, Große Denker, S. 24 f.
Ebd., S. 45
Kurzbeleg
[Bearbeiten]Es kann auch von Anfang an kürzer zitiert werden, dann ist aber in jedem Fall ein Literaturverzeichnis notwendig, indem am Ende der Arbeit alle Quellen mit allen wichtigen Daten aufgeführt werden. In einer Bachelor, Diplom-, Magister- und Doktorarbeit sollte ein Literaturverzeichnis immer vorhanden sein. Auch beim Kurzbeleg gibt es mehrere mögliche Formen, von denen eine ausgewählt werden sollte.
Beispiele:
Vgl. Alexander Ulfig (2006), S. 24 f.
Reid, R., Baustilkunde, 2006, S. 2
Der Kurzbeleg ermöglicht es die Quellen nicht in der Fußnote sondern im Text zu nennen.
Beispiel:
Somit waren für diese belgischen kommunalen Bauten „[…]die Architektur der Burgen, Paläste und Wohngebäude vorbildhaft“ (Reid, R., Baustilkunde, 2006, S. 154).
Grundsätzlich sollte man immer die eigentliche Quelle (Primärliteratur) überprüfen, aus der ein Zitat stammt, auch wenn man es nur aus einem anderen Werk hat. Nur in absoluten Ausnahmen, wenn das Original nicht einsehbar ist, ist ein Sekundärzitat zulässig.
Beispiel:
Vgl. Müller, A., Baustile verschiedener Epochen, 1995, S. 230 (zit. nach Reid, R., Baustilkunde, 2006, S. 130)
Typografische Richtlinien/Formatierung
[Bearbeiten]Ein perfektes Layout dient ausschließlich der Lesbarkeit eines Dokuments. Hierfür sind also kein besonderes Design, Hieroglyphen oder unterschiedlich gestaltete Seiten von Nutzen. Prinzipiell wird empfohlen jedes Kapitel in einer eigenen Datei abzuspeichern, da dadurch schneller und einfacher einzelne Stellen verändert werden können. Für den gesamten Text sollte nur eine Schriftart verwendet werden. Die Zielsetzung bei Typografie und Formatierung ist also ein sachliches, flüssig lesbares Dokument, dessen Layout nicht vom Inhalt ablenkt.
Papier: nicht zu leichtes Papier, Format DIN A4, einseitig beschriftet (bedruckt)
Seitenränder: oben 2,5 cm; unten 3 cm; rechts 3 cm; links 3 cm; Bundsteg 1-2 cm (je nach Umfang)
Zeilenabstand: 1,5 Zeilen
Schriftart: Klassische Proportionalschrift: Times New Roman, Arial oder Helvetika
Schriftgrad: 12 (10) Pt., Überschriften 2 Pt. größer; Anmerkungen und Fußnoten 2 Pt. kleiner
Durchschuss: 120 % des gewählten Schriftgrads: (Zeilenabstand):bei 10 Pt. 12 Pt., bei 12 Pt. 14 Pt. usw.
Zeilenlänge: in Zentimetern gemessen der Punktgröße der gewählten Schrift entsprechend: (10 Pt. Zeilenlänge mindestens 10, 12 Pt. mindestens 12 cm)
Schriftauszeichnungen: (fett, unterstrichen, kursiv): sehr sparsam verwenden
Paginierung: Seitenzahlen fortlaufend unten rechts, keine Seitenzahl auf dem Titelblatt
Fußnotenzeichen: (automatisch) durchnumeriert (arabische Ziffern), hochgestellt
Sprachliche Korrektheit: Bei Verstößen gegen Orthographie und Grammatik drohen Notenabzüge bzw. Zurückweisung der Arbeit (siehe Formulierung)
Quellennachweise
[Bearbeiten]- ↑ Dagegen Manuel Theissen, Wissenschaftliches Arbeiten, 11. Aufl., München 2002, Verlag Vahlen, S. 134
Literatur
[Bearbeiten]- Meyer-Krentler, Eckhardt (1996): Arbeitstechniken Literaturwissenschaft. 6. Aufl. München: Fink (= UTB 1582)
- Kruse, Otto (1998): Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durchs Studium. 6. Aufl. Frankfurt/New York: Campus Verlag (= campus concret 16)
- Kürschner, Wilfried (1994): Taschenbuch Linguistik. Ein Studienbegleiter für Germanisten. Berlin: Erich Schmitt
Links
[Bearbeiten]- http://www.literatur-generator.de/ Der Literaturgenerator macht es möglich, schnell und einfach ein Literaturverzeichnis zu erstellen. Es reicht den Titel des Buches in das Suchfeld einzutragen.