Zufall: Kunst

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Postkarte Kommissar Zufall

Zufall in der Literatur und Kunst

Literatur[Bearbeiten]

Das Erdbeben in Chili von Heinrich Kleist[Bearbeiten]

Eine Erzählung über Zufälle und Gewaltätigkeit.

Der Mann des Zufalls Theaterstück von Yasmina Reza[Bearbeiten]

Der erotische Zufall bei einer Begegnung im Zug

Der Esel der sich nicht entscheiden konnte[Bearbeiten]

Des Buridanus Eselstute / kennt jeder Böse, jeder Gute. Und jeder, Mann wie Mädchen, weiß, daß sie, vom Wirbel bis zum Steiß verhungert ist, weil kurzerhand sie sich nicht hat entschließen können, von den beiden Bündeln Heu, in deren Mitte sie sich fand, das eine sich zur Speis / zu gönnen vorzugsweis [. . . ]

CHRISTIAN MORGENSTERN: Galgenlieder nebst anderem

Eine Münze hätte ihm die Entscheidung erleichtert

Aller Tage Abend: Roman[Bearbeiten]

Der Roman von  Jenny Erpenbeck zeigt sehr eindrucksvoll welche Rolle Zufälle im Leben spielen können. Der Zufall aber sitzt bei alldem in seiner eisernen Stube und rechnet

 Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins[Bearbeiten]

In dem sehr lesenswerten Roman von  Milan Kundera geht es auch um das Thema Zufall und wie der Zufall die Lebensplanung der Menschen durcheinander bringen kann. Vergleiche dazu folgendes Zitat in der Tomas, eine der Hauptpersonen des Romans, darüber nachdenkt, ob es Zwang oder Zufall ist, der ihn zu seiner Frau Teresa geführt hat.

Zitat Milan Kundera , Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, Teil 1 Kapitel 17

Tomas erinnerte sich an Teresas Bemerkung über seinen Freund Z. und stellte fest, daß in der Liebesgeschichte seines Lebens nicht ein "Es muß sein" erklang, sondern ein "Es könnte auch anders sein!". Vor sieben Jahren trat zufällig im Krankenhaus der Stadt, wo Teresa wohnte, ein komplizierter Fall einer Gehirnkrankheit auf, und Tomas' Chefarzt wurde zu einer dringenden Konsultation gebeten. Zufällig hatte dieser Chefarzt Ischias, konnte sich nicht bewegen und schickte Tomas zur Vertretung in das Provinzkrankenhaus. In der Stadt gab es fünf Hotels, doch Tomas stieg zufällig dort ab, wo Teresa arbeitete. Zufällig hatte er vor der Abfahrt des Zuges noch etwas Zeit und er setzte sich ins Restaurant. Teresa hatte zufällig Dienst und bediente zufällig an seinem Tisch. Es waren also sechs Zufälle nötig, um Tomas auf Teresa hinzustoßen, als hätte er selbst gar nicht zu ihr gewollt.

Die Unsterblichkeit von Milan Kundera[Bearbeiten]

Auch in diesem sehr lesenswerten Roman von  Milan Kundera geht es um das Thema Zufall. Ein ganzes Kapitel ist dem Zufall gewidmet. Mit schönen Beispielen unterscheidet Kundera folgende Zufallsarten

  • der stumme Zufall
  • der poetische Zufall
  • der kontrapunktische Zufall
  • der geschichtenbildende Zufall
  • der morbide Zufall.

Man würde gerne noch den humoristischen Zufall hinzufügen, denn nicht alles bei Kundera ist ernst gemeint.

Die Episode als Produkt des Zufalls in der Poetik des  Aristoteles[Bearbeiten]

Dazu ein Zitat von Kundera, die Unsterblichkeit, Seite 392 , Abschnitt 14 Die Episode ist in Aristoteles Poetik ein wichtiger Begriff. Aristoteles mag die Episode nicht. Seiner Meinung nach sind episodische Ereignisse die schlimmsten von allen. Die Episode ist weder eine zwingende Folge des Vorangegangenen noch die Ursache dessen, was folgen wird; sie befindet sich außerhalb der kausalen Verkettung von Ereignissen, die zusammen eine Geschichte sind. Sie ist nicht mehr als ein steriler Zufall, der weggelassen werden kann .....

Der Zufall in Rushdies Buch Mitternachtskinder[Bearbeiten]

Siehe  Mitternachtskinder#Zufall_oder_Schicksal.3F

Malerei[Bearbeiten]

Schüttbild von Nitsch in Wien

Jackson Pollock nutzte den Zufall bei der Herstellung seiner Bilder. siehe  Jackson_Pollock#Action_Painting

 Décalcomanie[Bearbeiten]

Maltechnik des Surrealismus: Es werden Deckfarben auf ein Papier verteilt. Dann legt man ein zweites leeres Blatt auf das erste, drückt die beiden Blätter zusammen und trennt sie dann wieder. Es entstehen Zufallsmuster von Farblandschaften.

Musik[Bearbeiten]

Zufallsmode beim Abspielen einer Playlist

Filme[Bearbeiten]

Zitate[Bearbeiten]

Der beste Romanschreiber aller Zeiten ist der Zufall. Um fruchtbar zu sein, muss man ihn studieren. Honoré de Balzac

Je planmässiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen Friedrich Dürrenmatt in den 21 Punkten zu den Physikern, einem Kommentar des Autors zu seiner Komödie.

Die Wirklichkeit mit ihren tausend Zufälligkeiten ist gleichsam ein Nebel, der unseren geistigen Blick beschränkt, beirrt und ihn hindert, die Erscheinungen in ihrer Totalität aufzufassen. Die Poesie hat den Beruf, ihn mit ihrem mächtigen Odem zu zerstreuen und aus dem wüsten Chaos eine von ethischen Gesetzen beherrschte Welt zu schaffen.

Aus Betty Paoli: „Božena“. In: Betty Paoli: Gesammelte Aufsätze. Eingeleitet und herausgegebene von Helene Bettel-Gabillon. Wien 1908 (Erstdruck in der Beilage zur Augsburger Allgemeinen Zeitung, 1876)

Leonardo da Vinci im »Traktat von der Malerei« 

... Achte diese Meinung nicht gering, in der ich dir rate, es möge dir nicht lästig erscheinen, manchmal stehen zu bleiben und auf die Mauerflecken hinzusehen oder in die Asche im Feuer, in die Wolken, oder in den Schlamm und auf andere solche Stellen; du wirst, wenn du sie recht betrachtest, sehr wunderbare Erfindungen zu ihnen entdecken. Denn des Malers Geist wird zu solchen neuen Erfindungen durch sie angeregt ...

Bücher zum Thema[Bearbeiten]

  • E. Brügel: Praxis Kunst Zufallsverfahren Hannover (Schroedel), 2000
  • P. Gendolla/Th. Kamphusmann (Hrsg.): Die Künste des Zufalls Frankfurt/M. (Suhrkamp) 1999
  • Philosophie des Zufalls, Bd.1 und Bd.2 von  Stanislaw Lem
    • Zu einer empirischen Theorie der Literatur

Links[Bearbeiten]