Benutzer:JoachimStillerMünster/ Wissenschaftstheorie

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Wissenschaftstheorie[Bearbeiten]

Die Wissenschaftstheorie (oder (theoretische) Wissenschaftsphilosophie, Wissenschaftslehre oder Wissenschaftslogik[1]) ist ein Teilgebiet der Philosophie, das sich mit den Voraussetzungen, Methoden und Zielen von Wissenschaft und ihrer Form der Erkenntnisgewinnung beschäftigt.

Kernfragen der Wissenschaftstheorie lauten:

  1. Welche Charakteristika weist wissenschaftliche Erkenntnis auf? (z. B. Erklärung, Vorhersage von experimentellen Ergebnissen)
  2. Was zeichnet wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn aus, und durch welche Methoden kann er erreicht werden? (Methodologie)
  3. Gibt es wissenschaftlichen Fortschritt?
  4. Welchen erkenntnistheoretischen Status haben wissenschaftliche Theorien und die von ihnen postulierten Entitäten? Ist Wissenschaft eine Form von Wahrheitsfindung oder muss wissenschaftliche Erkenntnis pragmatischer konzipiert werden?
  5. Welchen Einfluss haben ästhetische Faktoren auf wissenschaftliche Erkenntnisse und auf die Entwicklung der Wissenschaften?
  6. Wie soll das Verhältnis Wissenschaft – Ethik sein?

Die Beschäftigung mit wissenschaftstheoretischen Problemen, vor allem solchen, die die Struktur und Entwicklung wissenschaftlicher Kenntnisse und Methoden betreffen, reicht in ihren Anfängen bis in die Antike zurück (Aristoteles). Weiterführende Untersuchungen zu Teilproblemen der Wissenschaftstheorie finden sich bei Philosophen wie Francis Bacon, René Descartes, Gottfried Wilhelm Leibniz, Jean Baptiste le Rond d’Alembert, Denis Diderot, Immanuel Kant, Johann Gottlieb Fichte, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, später Bernard Bolzano. Wissenschaft wird in diesen Untersuchungen vorwiegend als System wissenschaftlicher Erkenntnisse verstanden, und Wissenschaftstheorie ist in diesem Sinne eng mit Erkenntnistheorie und Methodologie, also der Reflexion der konkret verwendeten Methoden, verbunden.

Die allgemeine Wissenschaftstheorie stützt sich auf die Ergebnisse von Untersuchungen zur Wissenschaft, die aus der Sicht der einzelnen Disziplinen gewonnen werden, z. B. Ökonomie, Soziologie, Psychologie u. a., erarbeitet – davon ausgehend – ihr eigenständiges Begriffssystem, verallgemeinert auf dieser Grundlage die disziplinären Erkenntnisse und versucht so ihrerseits zum einheitlichen theoretischen Fundament aller einzelner Forschungsdisziplinen zu werden.

Wahrheit[Bearbeiten]

Dem Begriff Wahrheit werden verschiedene Bedeutungen zugeschrieben, wie Übereinstimmung mit der Wirklichkeit, einer Tatsache oder einem Sachverhalt, aber auch einer Absicht oder einem bestimmten Sinn bzw. einer normativ als richtig ausgezeichneten Auffassung („Truism“ oder Gemeinplatz) oder den eigenen Erkenntnissen, Erfahrungen und Überzeugungen (auch „Wahrhaftigkeit“).

Das zugrundeliegende Adjektiv „wahr“ kann aber auch die Echtheit, Richtigkeit, Reinheit oder Authentizität einer Sache, einer Handlung oder einer Person, gemessen an einem bestimmten Begriff, beschreiben („Ein wahrer Freund“).[2] Alltagssprachlich kann man die „Wahrheit“ von der Falschheit, der Lüge als absichtlicher Äußerung der Unwahrheit und dem Irrtum als dem fälschlichen Fürwahrhalten abgrenzen.

Die Frage nach der Wahrheit gehört zu den zentralen Problemen der Philosophie und der Logik und wird von verschiedenen Theorien unterschiedlich beantwortet. Dabei können grob die Fragen nach einer Definition der Wahrheit und nach einem Kriterium dafür, ob etwas zu Recht „wahr“ genannt wird, unterschieden werden. In bestimmten formalen Semantiken werden Sätzen Wahrheitswerte zugeordnet, die das Erfülltsein in bestimmten Kontexten beschreiben. Der etwa für die Grundlagen der Mathematik bedeutende Begriff der Beweisbarkeit lässt sich mitunter mit solchen semantischen Wahrheitsbegriffen in Verbindung bringen, ein Beweis demonstriert dann die Wahrheit.

Wilhelm von Ockham[Bearbeiten]

Wilhelm von Ockham, Skizze aus einer 1341 angefertigten Handschrift der Summa logicae

Wilhelm von Ockham, englisch William of Ockham oder Occam (* um 1288 in Ockham in der Grafschaft Surrey, England; † 9. April 1347 in München) war ein berühmter mittelalterlicher Philosoph, Theologe und kirchenpolitischer Schriftsteller in der Epoche der Spätscholastik. Er wird traditionell, aber ungenau als einer der Hauptvertreter des Nominalismus bezeichnet. Sein umfangreiches philosophisches Werk enthält Arbeiten zur Logik, Naturphilosophie, Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie, Metaphysik, Ethik und Politische Philosophie|politischen Philosophie.

Ockhams Rasiermesser[Bearbeiten]

Ockhams Rasiermesser – auch Prinzip der Parsimonie, lex parsimoniae oder Sparsamkeitsprinzip – ist ein heuristisches Forschungsprinzip aus der Scholastik, das bei der Bildung von erklärenden Hypothesen und Theorien höchstmögliche Sparsamkeit gebietet. Das nach Wilhelm von Ockham (1288–1347) benannte Prinzip findet seine Anwendung in der Wissenschaftstheorie und der wissenschaftlichen Methodik. Vereinfacht ausgedrückt besagt es:

  1. Von mehreren möglichen Erklärungen für ein und denselben Sachverhalt ist die einfachste Theorie allen anderen vorzuziehen.
  2. Eine Theorie ist einfach, wenn sie möglichst wenige Variablen und Hypothesen enthält, und wenn diese in klaren logischen Beziehungen zueinander stehen, aus denen der zu erklärende Sachverhalt logisch folgt.

Mit der ockhamschen Regel verbunden ist die Forderung, für jeden Untersuchungsgegenstand nur eine einzige hinreichende Erklärung anzuerkennen. Die metaphorische Bezeichnung als „Rasiermesser“ ergibt sich also daraus, dass die einfachste und zugleich passende Erklärung eines Phänomens alle anderen Erklärungen „abrasiert“.

Sein praktischer Vorteil für die Theoriefindung besteht darin, dass Theorien mit wenigen und einfachen Annahmen leichter  falsifizierbar sind als solche mit vielen und komplizierten Annahmen. Ockhams Rasiermesser ist aber nur eines von mehreren Kriterien für die Qualität von Theorien. Mit ihm lässt sich kein Urteil über die Gültigkeit von Erklärungsmodellen fällen, wohl aber lassen sich unnötige Annahmen aussondern.

Francis Bacon[Bearbeiten]

Francis Bacon, 1. Viscount St. Albans, 1. Baron Verulam (Baron Baco von Verulam; lat. Baco oder Baconus de Verulamio; * 22. Januar 1561 in London; † 9. April 1626 in Highgate) war ein englischer Philosoph, Staatsmann und als Wissenschaftler Wegbereiter des Empirismus.

Novum Organum[Bearbeiten]

Das Novum organum scientiarum (dt. ‚Neues Werkzeug der Kenntnisse‘),[3] in deutscher Übersetzung Neues Organon, ist das wissenschaftstheoretische philosophische Hauptwerk von Francis Bacon, das in Latein verfasst[4] und 1620 in England veröffentlicht wurde. Es gilt als Wendepunkt in der Kulturgeschichte zwischen mittelalterlichem Denken und neuzeitlicher methodischer Forschung, die auf Fortschritt und damit Gemeinwohl ausgerichtet ist.

Als Idolenlehre wird das in diesem Werk von Francis Bacon 1620 entwickelte erkenntniskritische Konzept des Empirismus bezeichnet. Mit diesem Vorgehen sollen  Trugschlüsse und naives Naturverständnis vermieden werden. Im wissenschaftlichen Sinne sollen die Ereignisse geordnet werden mit dem Ziel die Welt zu verstehen und Regeln zu entwickeln.

René Descartes[Bearbeiten]

René Descartes
(Porträt nach Frans Hals, 1648)

René Descartes [ʁəˈne deˈkaʁt] (latinisiert Renatus Cartesius; * 31. März 1596 in La Haye en Touraine; † 11. Februar 1650 in Stockholm) war ein Frankreich|französischer Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler.

Descartes gilt als der Begründer des modernen frühneuzeitlichen Rationalismus, den Baruch de Spinoza, Nicolas Malebranche und Gottfried Wilhelm Leibniz kritisch-konstruktiv weitergeführt haben. Sein rationalistisches Denken wird auch Cartesianismus genannt. Von ihm stammt das berühmte Dictum „cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich.“), welches die Grundlage seiner Metaphysik bildet, aber auch das Selbstbewusstsein als genuin philosophisches Thema eingeführt hat. Seine Auffassung bezüglich der Existenz zweier miteinander wechselwirkender, voneinander verschiedener „Substanzen“ – Geist und Materie – ist heute als cartesianischer Dualismus bekannt und steht im Gegensatz zu den verschiedenen Varianten des Monismus sowie zur dualistischen Naturphilosophie Isaac Newtons, der die Wechselwirkung aktiver immaterieller „Kräfte der Natur“ mit der absolut passiven Materie lehrt (siehe dazu newtonsche Gesetze, Erstes Gesetz der Bewegung).

Descartes ist der Begründer der analytischen Geometrie, welche Algebra und Geometrie verbindet.

Seine naturwissenschaftlichen Arbeiten – seine Ablehnung des Gravitationsprinzips oder seine Wirbel-Theorie – sind zwar früh durch die newtonsche Physik widerlegt worden;[5] sie sind jedoch nicht gering zu schätzen, da Descartes einer der wichtigsten und strengsten Vertreter des Mechanizismus war, der die ältere  aristotelische Physik abgelöst hat.

Sein Ethos der Pflicht und der Selbstüberwindung hat die Literatur der französischen Klassik des 17. Jahrhunderts, insbesondere Pierre Corneille, Nicolas Boileau, Jacques Bénigne Bossuet und Jean de La Bruyère, beeinflusst.

Discours de la méthode[Bearbeiten]

Der Discours de la méthode, mit vollem Titel Discours de la méthode pour bien conduire sa raison et chercher la verité dans les sciences (dt. „Abhandlung über die Methode, seine Vernunft gut zu gebrauchen und die Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen“) ist ein philosophisches und autobiographisches Werk des französischen Philosophen René Descartes.

Es erschien erstmals 1637 anonym in Leiden in französischer Sprache und war daher auch philosophischen Laien zugänglich. 1656 folgte eine lateinische Fassung, die in Amsterdam herausgegeben wurde.

Karl Popper[Bearbeiten]

Sir Karl Popper (1980)

Sir Karl Raimund Popper CH FBA FRS (* 28. Juli 1902 in Wien; † 17. September 1994 in London) war ein österreichisch-britischer Philosoph, der mit seinen Arbeiten zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, zur Sozial- und Geschichtsphilosophie sowie zur politischen Philosophie den Rationalismus begründete.

Logik der Forschung[Bearbeiten]

Logik der Forschung (Impressum 1935, tatsächlich 1934) bzw. The Logic of Scientific Discovery (1959) ist das erkenntnistheoretische Hauptwerk von Karl Popper. Er charakterisiert darin empirische Wissenschaft über das Abgrenzungskriterium der Falsifizierbarkeit und vertritt den Standpunkt, dass sie die Falsifikation als Methode anwenden sollte.

Kritischer Rationalismus[Bearbeiten]

Der Kritische Rationalismus ist eine von Karl Popper begründete philosophische Denkrichtung. Popper beschreibt ihn als Lebenseinstellung, „die zugibt, dass ich mich irren kann, dass du recht haben kannst und dass wir zusammen vielleicht der Wahrheit auf die Spur kommen werden“. Karl Popper: Alles Leben ist Problemlösen, Piper, 1994, ISBN 3-492-22300-1.</ref> und Auf der Suche nach einer besseren Welt[6] seinen Ausdruck findet.

Falsifikationismus[Bearbeiten]

Der Falsifikationismus, selten Kritischer Empirismus, ist die ursprünglich von Karl R. Popper entwickelte Wissenschaftstheorie des Kritischen Rationalismus. Er schlägt mit dem Abgrenzungskriterium der Falsifizierbarkeit und der Methode der Falsifikation Lösungen zum Abgrenzungsproblem und zum Induktionsproblem vor, das heißt zu den Fragen, wo die Grenzen der Empirie|empirischen Forschung liegen und welche Methoden sie anwenden sollte.

Fallibilismus[Bearbeiten]

Der Fallibilismus (vom Lateinischen fallibilis, „verpflichtet zu irren“) ist eine u.a. von Karl Popper vertretene erkenntnistheoretische Position, nach der es keine absolute Gewissheit geben kann und sich Irrtümer niemals ausschließen lassen. Eine Strategie der Begründung oder Rechtfertigung mit dem obersten Ziel, eine Letztbegründung zu geben, kann niemals zum Erfolg führen. Daher verbleibt nur, Überzeugungen, Meinungen oder Hypothesen immer wieder auf Irrtümer hin zu überprüfen und nach Möglichkeit durch bessere zu ersetzen.

Offene Gesellschaft[Bearbeiten]

Die offene Gesellschaft ist ein in der Tradition des Liberalismus stehendes Gesellschaftsmodell Karl Poppers, das zum Ziel hat, „die kritischen Fähigkeiten des Menschen“ freizusetzen. Die Gewalt des Staates soll dabei so weit wie möglich geteilt werden, um Machtmissbrauch zu verhindern. Poppers Vorstellung von der offenen Gesellschaft ist eng mit der Staatsform der Demokratie verbunden, allerdings nicht verstanden als Herrschaft der Mehrheit, sondern als die Möglichkeit, die Regierung gewaltfrei abzuwählen. Der offenen Gesellschaft steht einerseits die Laissez-Faire-Gesellschaft gegenüber, andererseits die totalitäre, am holistisch-kollektivistischen Denken ausgerichtete „geschlossene Gesellschaft“, die Popper auch ironisch den „Himmel auf Erden“ nennt, weil sie als solcher propagiert wird.

Wolfgang Stegmüller[Bearbeiten]

Wolfgang Stegmüller (* 3. Juni 1923 in Natters, Tirol; † 1. Juni 1991 in München) war ein deutsch-österreichischer Philosoph mit bedeutenden Beiträgen zur Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie und zur Analytischen Philosophie. Mit seinem Werk Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie hat Stegmüller einer deutschsprachigen Leserschaft den Zugang zur Analytischen Philosophie geöffnet.

Mario Bunge[Bearbeiten]

Mario Augusto Bunge (* 21. September 1919 in Buenos Aires) ist ein argentinischer Philosoph und Physiker.[7]

Thomas S. Kuhn[Bearbeiten]

Thomas Samuel Kuhn (* 18. Juli 1922 in Cincinnati, Ohio; † 17. Juni 1996 in Cambridge, Massachusetts) war ein US-amerikanischer Wissenschaftsphilosoph und Wissenschaftshistoriker. Er gehört zu den bedeutendsten Wissenschaftsphilosophen des 20. Jahrhunderts.

In seinem Hauptwerk The Structure of Scientific Revolutions beschreibt Kuhn die Wissenschaft als eine Folge von Phasen der Normalwissenschaft und von wissenschaftlichen Revolutionen. Ein zentrales Konzept ist hierbei das des Paradigmas. Eine Revolution ist nach Kuhn ein Paradigmenwechsel. Das Verhältnis von Paradigmen, zwischen denen eine Revolution liegt, bezeichnet Kuhn als inkommensurabel, was hier bedeutet: nicht mit dem gleichen (begrifflichen) Maß messbar.

Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen[Bearbeiten]

The Structure of Scientific Revolutions (deutscher Titel: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen) ist ein von Thomas S. Kuhn (1922–1996) verfasstes Werk und gilt als Meilenstein der Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie. Durch das Buch wurden Begriffe wie Paradigma und Paradigmenwechsel popularisiert.

Paradigma[Bearbeiten]

Ein Paradigma (Pl. Paradigmen oder Paradigmata) ist eine grundsätzliche Denkweise. Seit dem späten 18. Jahrhundert bezeichnet Paradigma eine bestimmte Art der Weltanschauung oder eine Lehrmeinung. Der Begriff wurde von Georg Christoph Lichtenberg eingebracht.[8] Als Paradigma kann auch eine (wissenschaftliche) Schule bezeichnet werden: Beispiele für eine solche „grundlegende Weltsicht“ sind das Geozentrisches Weltbild|geozentrische Weltbild oder das Heliozentrisches Weltbild|heliozentrische Weltbild.

Paradigmenwechsel[Bearbeiten]

Der Ausdruck Paradigmenwechsel wurde 1962 von Thomas S. Kuhn geprägt und bezeichnet in dessen wissenschaftstheoretischen und wissenschaftshistorischen Schriften den Wandel grundlegender Rahmenbedingungen für einzelne wissenschaftliche Theorien, z. B. Voraussetzungen „in Bezug auf Begriffsbildung, Beobachtung und Apparaturen“,[9] die Kuhn als Paradigma bezeichnet.

Die Präzisierung des Kuhnschen „Paradigma“-Begriffes ist ebenso wie seine systematischen Thesen und seine historischen Analysen nach wie vor strittig.

In der Umgangssprache wird von „Paradigmenwechsel“ häufiger in unspezifischerem Sinne gesprochen. Entweder sind dann für besonders wichtig gehaltene wissenschaftliche Entwicklungen gemeint oder beispielsweise ein Wechsel der Lebenseinstellung (etwa grundlegende Werte betreffend) oder auch Umbrüche in anderen lebensweltlichen oder fachlichen Zusammenhängen.

Imre Lakatos[Bearbeiten]

Imre Lakatos (* 9. November 1922 in Debrecen, Ungarn; † 2. Februar 1974 in London, England) war ein ungarischer Mathematiker, Physiker und Wissenschaftstheoretiker. Er vermittelte zwischen Karl Popper, Thomas S. Kuhn und Paul Feyerabend.

Paul Feyerabend[Bearbeiten]

Paul Feyerabend in Berkeley

Paul Karl Feyerabend (* 13. Januar 1924 in Wien; † 11. Februar 1994 in Genolier im schweizerischen Waadtland) war ein österreichischer Philosoph und Wissenschaftstheoretiker. Er war von 1958 bis 1989 Philosophieprofessor an der Universität von Kalifornien in Berkeley und lebte zeitweilig in England, Deutschland, Neuseeland, Italien, zuletzt in der Schweiz, wo er als Hochschullehrer an der ETH Zürich tätig war.

Bekannt wurde Feyerabend durch seinen wissenschaftstheoretischen Anarchismus. Nach Feyerabend lassen sich keine universellen und ahistorischen wissenschaftlichen Methoden formulieren, produktive Wissenschaft müsse vielmehr Methoden nach Belieben verändern, einführen und aufgeben dürfen. Zudem gebe es keine allgemeinen Maßstäbe, mit denen man verschiedene wissenschaftliche Methoden oder Traditionen bewerten könne. Das Fehlen allgemeiner Bewertungsmaßstäbe führt Feyerabend zu einem philosophischen Relativismus, nach dem keine Theorie allgemein wahr oder falsch ist.

Wider den Methodenzwang[Bearbeiten]

Dazu gibt es noch keinen Wiki-Artikel, aber es soll einer erstellt werden...

Erkenntnis für freie Menschen[Bearbeiten]

Erkenntnis für freie Menschen ist ein 1976 veröffentlichtes Werk des österreichischen Wissenschaftsphilosophen Paul Feyerabend.

In dem Buch verteidigt Feyerabend das Projekt einer relativistischen und anarchistischen Wissenschaftstheorie. Feyerabend hatte diese Position bereits 1975 in Wider den Methodenzwang (englisch: Against Method) dargelegt und drei zentrale Thesen formuliert: Zunächst zeige die Wissenschaftsgeschichte, dass es keine allgemeine Methode gibt, an die sich die Wissenschaften halten. Zudem könne es auch prinzipiell keine allgemeingültige Methode geben, Wissenschaft sei nur unter den Bedingungen des Methodenpluralismus produktiv. Schließlich folge aus dem Fehlen einer allgemein ausgezeichneten Methode die relativistische These, dass die wissenschaftliche Beschreibung der Welt anderen Traditionen nicht überlegen sei.

In Erkenntnis für freie Menschen (englisch: Science in a Free Society, 1978) verknüpft Feyerabend seine wissenschaftstheoretische Position zudem mit einer gesellschaftstheoretischen und wissenschaftspolitischen Konzeption. Nach Feyerabend legt die Vielzahl unterschiedlicher Wissenstraditionen eine grundlegend neue Organisation des Wissenschaftsbetriebs nahe. Nicht Fachwissenschaftler und Wissenschaftsphilosophen sollen bestimmen, welche Forschungsprogramme und Weltanschauungen innerhalb einer Gesellschaft gefördert werden sollen. Vielmehr sollten Bürger in einem demokratischen Prozess über derartige Fragen entscheiden. Dabei sollten sie auch das Recht haben, sich gegen die vorherrschende wissenschaftliche Rationalität zu entscheiden; „Bürgerinitiativen statt Erkenntnistheorie“[10] ist daher eine zentrale Forderung Feyerabends.

anything goes[Bearbeiten]

Der dem gleichnamigen Musical entliehene Slogan anything goes wurde von dem Philosophen Paul Feyerabend maßgeblich in seinen beiden Werken Wider den Methodenzwang (Against Method, 1975) und Erkenntnis für freie Menschen (Science in a Free Society, 1978) geprägt und enthält ironisch überspitzt den Kern eines seiner hauptsächlichen Argumente in den beiden Büchern, das sich gegen die aus dem Wiener Kreis, dem Logischen Positivismus und dem Kritischen Rationalismus stammenden Wissenschafts- und Erkenntnistheorien wendet.

Anything goes (in der deutschen Übersetzung von Wider den Methodenzwang „Mach, was du willst!“) ist nach Feyerabend die für einen Rationalisten einzig mögliche allgemeine Beschreibung des historischen Verlaufs wissenschaftlicher Forschung: In der Geschichte wurde immer wieder gegen bis dato geltende Regeln und Maßstäbe der Wissenschaften verstoßen. Dennoch bzw. gerade dadurch wurden die Wissenschaften vorangebracht (als prominentes Beispiel hierfür nennt Feyerabend Galileo Galilei), daher gebe es außer anything goes schlicht keine rationale und allgemeine sowie jederzeit gültige Regel, was in der Wissenschaft erlaubt oder geboten sei, für die man garantieren könnte, dass sie den wissenschaftlichen Fortschritt unmöglich behindern könnte. Feyerabend wollte mit anything goes ausdrücken, dass eine Methodologie mit Anspruch auf universelle Gültigkeit in Bezug auf die tatsächliche Wissenschaftsgeschichte zwingend inhaltsleer und nutzlos sei.[11]

Fritjof Capra[Bearbeiten]

Fritjof Capra (* 1. Februar 1939 in Wien) ist ein österreichischer Physiker, Systemtheoretiker, Philosoph, Managementtrainer und Autor. Er versucht, mit einem ganzheitlich-systemischen Ansatz eine Verbindung zwischen östlicher Mystik und moderner Physik herzustellen und setzt sich für eine nachhaltige ökologische Lebensweise in einer globalen Zivilgesellschaft ein. Mitte der 1970er bis in die 1980er Jahre galt er als einer der Hauptvertreter der esoterischen „|New-Age-Bewegung“, ein Begriff, der später nicht mehr als Selbstbezeichnung verwandt wurde, sondern eine abwertende Bedeutung erhielt. Capra distanzierte sich dementsprechend von der Bewegung.[12] Er ist Gründungsdirektor des Center for Ecoliteracy in Berkeley, Kalifornien, und unterrichtet am Schumacher College, einem internationalen Zentrum für ökologische Studien in England. Er lebt in Berkeley in Kalifornien.

Approximation[Bearbeiten]

Der Begriff Approximation ist einer der zentralen Begriffe in dem ersten Haupterk von Fritjof Capra: "Das Tao der Pyhsik". Dort vertritt Capra u.a. die These, dass Wissenschaft immer nur approximativ sein kann, d.h. dass sie sich immer nur an die Wirklichkeit annähert, ohne sie jemals ganz zu erreichen.

Friedrich Wallner[Bearbeiten]

Friedrich Wallner (* 21. Juli 1945 in Weiten, Niederösterreich) ist ein österreichischer Philosoph und Wissenschaftstheoretiker. Er vertritt einen "Konstruktiven Realismus".

Konstruktiver Realismus[Bearbeiten]

Der Konstruktive Realismus (CR) ist eine von dem österreichischen Philosophen Friedrich Wallner entwickelte wissenschaftstheoretische Betrachtungsweise bzw. ein Denkgebäude.

Sein zentrales Anliegen ist die Einsicht in die Relationalität[13] wissenschaftlicher Erkenntnisse und damit verbunden die Abkehr von der klassischen Auffassung, Wissenschaft könne zu verbindlichen Aussagen über die Wirklichkeit kommen[14]. Stattdessen konstruiert Wissenschaft Realitäten, indem sie von ungeprüften und kulturell bedingten Vorannahmen ausgeht[15]. Diese Realitäten stellen – fachspezifische - Mikrowelten[16] dar, innerhalb derer der Wahrheitsbegriff als „lokale Wahrheit“[17] seine Berechtigung erhält und auch Verbindlichkeit[18] gegeben ist.

"Die Grundeinsicht des Konstruktiven Realismus lautet, dass Erkenntnis nicht im Konstruieren von Modellen bzw. 'Mikrowelten' liegt, sondern im 'verfremdenden' Verstehen des Zusammenhangs von wissenschaftlichen Konstrukten und deren Voraussetzungen."[19]

Die zentrale Methode zur Aufdeckung versteckter und nicht weiter hinterfragter Vorannahmen der jeweiligen Fachdisziplin ist die der Verfremdung[20].

Einteilung der Wissenschaften[Bearbeiten]

Ein Thema der Wissenschaftstheorie und der Wissenschaftsphilosophie ist auch die Frage nach der Einteilung der Wissenschaften. Die heute übliche und allgemein anerkannte Einteilung unterscheidet im Prinzip die folgenden Bereiche:

  • Geisteswissenschaften
  • Sozialwissenschaften
  • Humanwissenschaften
  • Naturwissenschaften einschließlich Mathematik und Inromatik
  • Ingenieurswissenschaften

Spekulation[Bearbeiten]

Spekulation (von lateinisch speculari = beobachten) ist eine philosophische Denkweise zu Erkenntnissen zu gelangen, indem man über die herkömmliche empirische oder praktische Erfahrung hinausgeht und sich auf das Wesen der Dinge und ihre ersten Prinzipien richtet. Der griechische Begriff "theoria" (Betrachtung) wurde im Lateinischen durch "speculatio" übersetzt und bedeutete zugleich "contemplatio".

Hans Reichenbach, der für eine "wissenschaftliche Philosophie" eintritt, hält Spekulation für die Übergangszeit, in der Philosophen Fragen stellen, die sie mit vorhandenen logischen Mitteln noch nicht beantworten können.[21] Auch in der Umgangssprache wird Spekulation einerseits in dem Sinne aufgefasst, dass Behauptungen gemacht werden, denen eine rationale Grundlage fehlt. Andererseits wird Spekulation in der Alltagssprache gebraucht, wenn es um Aussagen geht, die sich erst in der Zukunft als falsch oder richtig erweisen können. Karl Popper verteidigt spekulatives Denken als einen Weg, zu Theorien zu gelangen.[22] Damit sie als "wissenschaftlich" akzeptiert werden, müssen sie jedoch kritisch geprüft werden.[22] Ähnlich gilt nach Paul Lazarsfeld für die empirische Sozialforschung: Statistische Resultate können nur erlangt werden als Antworten auf vorangegangene Spekulationen.[23]

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Textimporte[Bearbeiten]

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Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Karl R. Popper, Alles Leben ist Problemlösen. Über Erkenntnis, Geschichte und Politik, Piper-Verlag 1994, ISBN 3-492-22300-1, Seite 19. Popper schreibt hier: "… meinem Hauptthema, der Wissenschaftslehre oder Wissenschaftslogik, zuwenden. […] Die ältere Wissenschaftstheorie lehrte …"
  2. Eintrag „Wahrheit“ im Deutschen Wörterbuch von Wilhelm Jacob Grimm
  3. Novum organum scientiarum (1762) Venetiis, Typis G. Girardi, online
  4. Bill Bryson: Shakespeare wie ich ihn sehe Wilhelm Goldmann Verlag, München (2008) ISBN 3-442-47275-X S. 119.
  5. Siehe den IX. (letzten) Abschnitt des II. Buches von Isaac Newton: Die mathematischen Prinzipien der Physik. übers. und hrsg. von Volkmar Schüller. de Gruyter, Berlin u. a. 1999, ISBN 3-11-016105-2, S. 375–376 (eine moderne Übersetzung)
  6. Karl Popper: Auf der Suche nach einer besseren Welt, Piper, 1984, ISBN 3-492-20699-9.
  7. M. Bunge, From Philosophy to Physics, and Back, in A Companion to Latin American Philosophy, Wiley-Blackwell, 2010, Kap. 36.
  8. Stephen Edelston Toulmin: Menschliches Erkennen, I: Kritik der kollektiven Vernunft, übersetzt von Hermann Vetter. 1. Auflage, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-518-07436-9, S. 131f
  9. T. S. Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1976, S. 57 (Übers. von The Structure of Scientific Revolutions)
  10. EffM, S. 37
  11. Vgl. Preston, Munévar, Lamb 2000, S. 12.
  12. Thomas Angeli: Interview mit Fritjof Capra in der Zeitschrift „BeobachterNatur“, Ausgabe 03/2009.
  13. Klünger: Wörterbuch des Konstruktiven Realismus. 2011, S. 122
  14. Klünger: Wörterbuch des Konstruktiven Realismus. 2011, S. 88-89, 118-125
  15. Klünger: Wörterbuch des Konstruktiven Realismus. 2011, S. 67, 87-88
  16. Klünger: Wörterbuch des Konstruktiven Realismus. 2011, S. 64
  17. Klünger: Wörterbuch des Konstruktiven Realismus. 2011, S. 112
  18. Klünger: Wörterbuch des Konstruktiven Realismus. 2011, S. 100
  19. Friedrich G. Wallner: Systemanalyse als Wissenschaftstheorie III: Das Vorhaben einer kulturorientierten Wissenschaftstheorie in der Gegenwart (= Culture and Knowledge 16). Peter Lang, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-631-60542-4, aus der Kurzbeschreibung am Schutzumschlag
  20. Klünger: Wörterbuch des Konstruktiven Realismus. 2011, S. 101-103
  21. Hans Reichenbach: Der Aufstieg der wissenschaftlichen Philosophie. Friedrich Vieweg & Sohn Verlag, Braunschweig 2. Aufl. 1968 (The Rise of Scientific Philosophy. University of California Press, Berkeley and Los Angeles 1951). S. 6
  22. 22,0 22,1 Karl R. Popper: Die Welt des Parmenides. Der Ursprung des europäischen Denkens. (Hg. Arne F. Petersen, Mitarbeit Jørgen Mejer): Piper München Zürich 2005. ISBN 3-492-24071-2. S. 38f
  23. Paul Lazarsfeld, Bernard Berelson, Hazel Gaudet: The People’s Choice. How the Voter Makes up his Mind in a Presidential Campaign. Columbia University Press : New York, London 3. Aufl. 1968,(zuerst 1944). S. 42.