Datensicherung/ Wert der Daten
Fachbegriffe
[Bearbeiten]Die englischen Begriffe „Safety“ und „Security“ werden beide als „Sicherheit“ übersetzt, obwohl sie sehr unterschiedliche Bedeutungen haben. In der Computer-Security geht es um den Schutz vor absichtlichen Störungen. Dazu gehören unter anderem Viren, Trojaner, Sabotage, Ausforschung und Datendiebstahl. Dieses Thema wird in meinem Buch „Sicherheit im Internet“ behandelt. Bei „Safety“ geht es um den Schutz vor zufälligen Schäden: Übertragungsfehler, defekte Festplatten oder DVDs, falsche Bedienung und versehentliches Löschen, Stromausfälle und Blitzschläge. Da es in diesem Buch nur um „Safety“ geht, wird „Sicherheit“ nur in diesem Sinne gebraucht.
Wenn man sicherheitshalber eine Kopie seiner Daten anfertigt, trägt der Vorgang des Kopierens den Namen Datensicherung, englisch Backup. Mit einer Datensicherung werden Kopien erzeugt, mit denen nach einem Datenverlust ein früherer Zustand wiederhergestellt werden kann. Umgangssprachlich wird mitunter auch der Datenträger mit den kopierten Daten als Datensicherung bezeichnet. Sicherungskopie oder Sicherheitskopie wäre die bessere Bezeichnung dafür.
Datensicherung ist der Oberbegriff für mehrere Verfahren. Die verbreitetsten sind:
- Für eine Sicherung „Datei für Datei“ wird der Windows-Explorer genutzt oder einer der Kommandozeilenbefehle COPY, XCOPY oder ROBOCOPY. Vorteil: Verloren gegangene Dateien oder Ordner sind leicht zu reparieren.
- Das Erstellen eines komprimierten Festplattenabbilds, genannt Image, wird in Kapitel „Image − das Speicherabbild“ vorgestellt. Vorteil: der geringe Speicherbedarf.
- Eine Bit für Bit identische Kopie der aktiven Festplatte auf einer zweiten Festplatte kann man auf einer zweiten Festplatte erstellen (einen ‘‘‘Klon‘‘‘), zum Beispiel mit dem Programm "Acronis True Image“. Der Aufwand ist hoch (man braucht für jede Sicherung eine extra Festplatte), doch bei einem Festplattenschaden haben Sie nach kurzer Zeit wieder ein funktionierendes System.
Der Vorgang der Rücksicherung wird als Restore bezeichnet. Umgangssprachlich wird mitunter auch der Datenträger mit den kopierten Daten als Datensicherung bezeichnet. Sicherungskopie oder Sicherheitskopie wäre die bessere Bezeichnung dafür.
Eine Datensicherung sollte regelmäßig und ausreichend häufig erfolgen. Wenn man eine neue Sicherungskopie erstellt hat, sollte man frühere Kopien nicht übereilt wegwerfen oder überschreiben. Warum? Wenn eine Datei auf der letzten Sicherung nicht mehr lesbar ist, findet man diese Datei vielleicht auf der vorletzten oder vorvorletzten Sicherungskopie. Ob CD, DVD, USB-Speicherstick oder externe Festplatte – alle Datenträger haben eine begrenzte, mitunter erschreckend geringe Lebensdauer. Auf eine Haltbarkeit von mehreren Jahren sollte man sich nicht verlassen. Einige Probleme der Langzeitlagerung werden im Kapitel „Lebensdauer digitaler Daten“ behandelt.
Bei der Datenarchivierung geht es darum, ausgewählte Daten über Jahre, Jahrzehnte und vielleicht sogar über Jahrhunderte sicher aufzubewahren. Meist wird eine Speicherung gefordert, welche nachträgliche Manipulationen unmöglich macht. Wegen der begrenzten Lebensdauer der Sicherungsmedien und der Technologien sollten die archivierten Daten alle paar Jahre überprüft und auf neue Medien umkopiert werden.
Die meisten Nutzer löschen die archivierten Daten von der internen Festplatte, um Speicherplatz frei zu machen.
Die Abgrenzung zwischen Datensicherung und Archivierung ist fließend. Die Kernfunktion von Backup-Tools ist es, Kopien von aktuellen Systemzuständen zu erstellen. Die Kernfunktion der Archivierung ist es, ausgewählte Daten für lange Zeit sicher aufzuheben.
Dieses Buch ist an den Bedürfnissen von Computerbesitzern mit einem oder wenigen PC ausgerichtet, soll aber auch für technisch versierte Benutzer hilfreich sein. Die Beschreibungen wichtiger Programme sowie die Schritt-für-Schritt-Anleitungen sollen auch für Computernutzer mit geringen technischen Kenntnissen verständlich sein.
Was sind Ihre Daten wert?
[Bearbeiten]Ein Nachbar hat Ihr Auto gestreift. Ein Besucher hat Ihr Notebook vom Tisch gestoßen. Können Sie Schadensersatz verlangen? Ja, selbstverständlich. Aber wie sieht es aus, wenn ein Mitarbeiter versehentlich die Kundendatenbank gelöscht hat? Wenn der Computernotdienst Ihre Festplatte gelöscht hat? In welcher Höhe können Sie Schadenersatz verlangen? Das Problem ist, dass Daten nicht körperlich sind, sie haben keinen Materialwert.
Das deutsche Recht sieht zwei Arten von Schadensersatz vor. Primäres Ziel ist die Wiederherstellung (Naturalrestitution), ersatzweise die Schadenskompensation.
Kosten der Wiederherstellung
[Bearbeiten]Der Verursacher muss den Schaden selbst beseitigen oder den Geldbetrag zahlen, der zur Wiederherstellung des früheren Zustandes benötigt wird. In der Regel muss die Rechnung eines Datenrettungsunternehmens bezahlt werden oder der Aufwand für die Wiederherstellung von einem Backup-Speicher.
Es kommt vor, dass sich Daten nicht rekonstruieren lassen. Hochzeitsfotos, Manuskripte, technische Zeichnungen und Konstruktionsunterlagen können oft nicht wiederhergestellt werden, wenn kein Backup vorhanden ist. Wenn es aber ohnehin völlig unmöglich ist, die Daten wiederherzustellen, braucht der Versuch nicht unternommen zu werden und dem Verursacher entstehen keine Wiederherstellungskosten.
Schadenskompensation
[Bearbeiten]Bei Unmöglichkeit der Wiederherstellung hat der Verursacher den Schaden mit Geld zu kompensieren.
- Es wird ermittelt, wieviel Vermögen der Geschädigte verloren hat.
- Die Arbeitskosten, um die Daten einigermaßen aus der Erinnerung zu rekonstruieren, sind ersatzfähig.
- Personelle und zeitliche Mehraufwendungen wegen gestörter Arbeitsabläufe, z. Arbeitslohn für zeitweilige Hilfskräfte sind ersatzfähig.
- Entgangener Gewinn ist ein ersatzfähiger Schaden.
Folgerungen
[Bearbeiten]- Auch wenn der Verlust privater Daten sehr bitter sein kann – deren Verlust führt nicht zu Gewinnausfällen. Deshalb gehen Privatpersonen fast immer leer aus.
- Wer es als Chef versäumt, für regelmäßige Datensicherungen geschäftlich wichtiger Daten zu sorgen, hat eine Mitschuld. Unter Umständen muss er den Schaden vollständig aus seinem privaten Vermögen bezahlen, auch wenn er sehr hoch ist.
- Wenn durch Ihre Schuld Firmendaten verloren gehen, kann das teuer für Sie werden. Bei grober Fahrlässigkeit kann es Sie fünf Jahre lang den Teil Ihres Einkommens kosten, der über der Pfändungsgrenze liegt[1].
Fazit
[Bearbeiten]Datensicherung ist im Prinzip ganz einfach. Man muss nur die wichtigen Dateien auf einen anderen Datenträger kopieren, den man anschließend an einem sicheren Ort aufbewahrt. Dateien zu kopieren ist ein grundlegender, einfacher Vorgang. Außer dem Windows-Explorer gibt es zahlreiche Dateimanager und Backup-Programme.
Warum also wird es nicht gemacht? Ist es der Glaube, dass ein Datenverlust immer nur die Anderen trifft?
Daten zu sichern bedeutet, Vorsorge zu treffen für ein Ereignis, das höchstwahrscheinlich nicht eintreten wird. Daten zu sichern bedeutet letzten Endes, Zeit zu vergeuden in der schwachen Hoffnung, dass es sich vielleicht irgendwann auszahlt.
Berücksichtigt man diese psychologischen Besonderheiten, folgt daraus:
- Eine wirksame Datensicherung muss vollständig oder weitgehend automatisch funktionieren.
- Niemand sollte gezwungen sein, regelmäßig darüber nachdenken zu müssen, welche Daten gesichert werden müssen und welche nicht.
Was können bzw. müssen Sie tun?
- Sie müssen alle wichtigen Daten mindestens doppelt haben: auf der internen Festplatte und zusätzlich auf DVD oder Speicherstick, im Speicher der Kamera oder auf einer externen Festplatte.
- Verlassen Sie sich nicht auf die Langlebigkeit der Datenträger. Beispielsweise sollten Sie alle zwei bis drei Jahre von Ihren DVDs neue Kopien anfertigen. Testen Sie die neuen Medien. Werfen Sie die alten Medien nicht weg. Vielleicht sind die neuen Rohlinge von minderer Qualität und die alten Kopien überleben länger.
- Bewahren Sie die Datenträger nicht alle an einem Platz auf. Wenn die Feuerwehr in der Wohnung über Ihnen einen Brand löscht, werden möglicherweise der PC und gleichzeitig alle Ihre Kopien unbrauchbar.
- Verwenden Sie hochwertige Rohlinge. Lagern Sie die DVDs im Dunkeln und kühl (aber nicht im Kühlschrank, dort ist es zu feucht).
- Trauen Sie keiner Reklame, besonders nicht den Prophezeiungen der Hersteller zur Lebensdauer ihrer Medien.
Wenn Ihre Daten verloren scheinen, können Sie sich an ein Datenrettungslabor wenden, das mit hoher Wahrscheinlichkeit Ihre Daten wiederherstellen kann. Allerdings kostet das einige bis viele hundert Euro. Ihre Daten rechtzeitig zu duplizieren, kommt Sie erheblich günstiger.