Zum Inhalt springen

Die elbsorbische Fernhandelssiedlung Bresnice um das Jahr 900

Aus Wikibooks

Dieses Buch steht im Regal Geschichte  sowie im Regal Reisen und Landeskunde.

Zusammenfassung des Projekts

[Bearbeiten]
  • Sind Co-Autoren erwünscht? Ja.

Zielgruppe

[Bearbeiten]

Dieses Buch richtet sich in erster Linie an Dresdner und an Dresden-Reisende, aber auch an alle historisch Interessierte. Vorkenntnisse zum Thema sind nicht notwendig.

Kurzbeschreibung

[Bearbeiten]

Bei der Recherchen zum tausendjährigen Jubiläum der Frauenkirche in Dresden

sammelte sich auch erhebliches Material zur Vorgeschichte der Frauenkirche ab dem Jahr 884 an. Insbesondere wurde auch die These unterstützt, daß die Frauenkirche ihren Ursprung in der Urkirche in Briesnitz hat.

  • vgl. "Auch die ersten Dresdner Kirchen wurden von Briesnitz aus gegründet, wie z.B. die wiederaufgebaute Dresdner Frauenkirche." In: Interessengemeinschaft Briesnitz e.V. (Hrsg.): "Den Vorfahren auf der Spur. Ausgrabung der Burg Briesnitz" (= "Zum 75. Geburtstag eine herzliche Gratulation für Helmut Köhler"), Druckerei & Verlag Dieter Freund, Dresden[1] 2007, ISBN 978-3-00-020997-0, S. 79

Die Aussage, daß die Frauenkirche von Briesnitz aus gegründet wurde, ist durch die Recherchen untermauert worden - allerdings hat infolge der ausschließlichen römisch-katholischen klerikalen Schriftlichkeit des späten Frühmittelalters niemand mehr den byzantinisch-orthodoxen Ursprung der Anlage bedacht.

Noch in der fränkischen Merowingerzeit übten auch Laien die staatlichen Funktionen von Schreibern aus. In der Karolingerzeit waren es dann ausschließlich römisch-katholische Kleriker, weil sie noch die einzigen waren, welche im Frankenreich über ausreichende Schriftkenntnisse verfügten. Demzufolge war der Machtmißbrauch durch die römisch-katholische Kirche mittels Fälschungen und Verfälschungen insbesondere von Besitztiteln und Privilegien, aber auch von Geschichte, gang und gäbe (mhd: genge und gæbe).

Die römisch-katholische Kirche hat die Geschichte der sorbisch-orthodoxen Kirche nicht nur nicht aufgezeichnet, sondern obendrein jede Aufzeichnung darüber möglichst vernichtet. Bei wem volkssprachliche christliche Bücher oder Blätter gefunden wurden, wurde getötet, genauso der, welcher volkssprachliche christliche Texte aussprach.

Bei der Osterweiterung des ostfränkischen/frühdeutschen Reiches in das westslawische Gebiet wurde parallel zur Osterweiterung des fränkischen Reiches in das sächsische Gebiet verfahren. Ein Hauptanliegen der Capitulatio de partibus Saxoniae von 782 zur Festigung der fränkischen Macht über die soeben unterworfenen Sachsen war:

  • "Sterben soll, wer Heide bleiben will und unter den Sachsen sich verbirgt, um nicht getauft zu werden oder es verschmäht, zur Taufe zu gehen."

Mit der Zwangseingliederung in die römisch-katholische Kirche sollte deren Pfründe, Macht und Einfluß gestärkt werde. Durch die Union des römischen Papsttums mit den fränkischen Karolingern dienten diese Maßnahmen zugleich der Stärkung der Königsmacht und des Fränkischen Reiches. Insbesondere in der Einführungsphase des römisch-katholischen Zwangs-Christentuns wurde besonders hart durchgegriffen:

  • "Sterben soll, wer die vierzigtägigen Fasten vor Ostern in Verachtung des christlichen Glaubens bricht und Fleisch ißt."
  • "Todesstrafe erleidet der, der nach heidnischem Brauch Leichen bestattet, indem er den Körper den Flammen preisgibt."
  • "Sterben soll, wer mit den Heiden Ränke gegen die Christen schmiedet oder bei ihnen als Feind der Christen ausharren will. Und wer ihn dabei gegen König und Christenheit unterstützt, soll ebenfalls sterben."

Die Auseinandersetzungen wurden offenbar mit aller Härte geführt:

  • "Sterben soll, wer gewaltsam eine Kirche erstürmt und in ihr mit Gewalt oder mit Diebsgriff etwas wegnimmt oder die Kirche in Flammen aufgehen läßt."
  • "Sterben soll, wer einen Bischof, einen Priester oder einen Diakon tötet."

Eine schriftliche Fixierung der Maßnahmen gegen die sorbisch-orthodoxe Kirche ist nicht überliefert. Offenbar wurden sie später als selbstentlarvend eingeschätzt und vernichtet. Selbst im Stadtarchiv zur frühen Neuzeit sind Mappen leer, welche die Maßnahmen gegen Andersgläubige wie die böhmischen Hussiten in Dresden dokumentiert hatten. In öffentlichen Vorträgen zur Geschichte des Mittelalters in Dresden im Rahmen der Dresdner Volkshochschule behauptet der Hofkirchenpfarrer wider besseren Wissens, es hätte in Dresden vor der Reformation keine Verfolgung mit Todesfolgen durch die römisch-katholische Kirche gegeben und reagiert auf Ansprache wie ein Taubstummer.

Nach der sorbisch-orthodoxen Hagiographie gab es ein entsprechendes Gesetz zu der Capitulatio de partibus Saxoniae Artikel 23:

  • "Die Wahrsager und Zauberer sollen den Kirchen und den Pfarrern ausgeliefert werden."

Hierbei fielen auch und sogar insbesondere die Pfarrer und Diakone der sorbisch-orthodoxen Kirche unter dieses Auslieferungsgebot, wovon in den Jahren 899 bis 902 in Bresnice vier Diakone betroffen waren. Der erste Märtyrer Gorazd - der Priester - wurde im Jahr 898 mit sieben Männern von Truppen des Erzbischofs von Salzburg (Wiching) in der 884 von Method geweihten Kirche zu Bresnice erschlagen und die Holzkirche dabei in Brand gesteckt, wobei auch der benachbarte Teil des Burgwalles in Mitleidenschaft gezogen wurde. Aus Angst vor einer Wiederholung dieser Vorgänge und der Beeinträchtigung des Fernhandels von Salz, Sklaven, Wafffen etc., von dem Bresnice sehr gut profitierte, machte Mikota, der damalige Szupan von Bresnice, im Auftrag des Passauer Bischofs in den Jahren 899 bis 902 regelrecht Jagd auf die noch junge und kleine sorbisch-orthodoxe Gemeinde. Mikota hatte mit Schützenhilfe des Salzburger Militärs kurz zuvor Stefan den Jüngeren beseitigt, der am kirchenslawischen sorbisch-orthodoxen Glauben festgehalten hatte. 899 wurde Panteleimon, der zum Diakon geweihte ehemalige Lehrer an der böhmischen Akademie in Prag, den Ostfranken ausgeliefert und zusammen mit drei Frauen und zwei Männern in Passau ermordet, im Jahr 900 der Diakon Konstantin zusammen mit zwei Frauen und einem Mann (auch Konstantin war ehemaliger Lehrer an der böhmischen Akademie in Prag und zusammen mit Panteleimon 895 nach der Schließung an die christliche byzantinische Elementarschule nach Bresnice gegangen). 901 fiel der frisch geweihte Diakon Pětr mit einer Frau und einem Mann in die Hände der Häscher, 902 der frisch geweihte Diakon Kliment mit einer Frau. Sorbisch-orthodoxer Diakon war damals ein lebensgefährlicher Beruf - selbst in seiner Nähe aufgegriffen zu werden, bedeutete das Todesurteil. Auch in den anderen sorbischen Gebieten wie die der Daleminzier westlich von Nisan oder den Milszenern nordöstlich von Nisan oder den Besunzane an der Lausitzer Neiße wurde systematisch Jagd auf "Altardiener" gemacht - das zeitgenössische Wort für den sorbisch-orthodoxen Klerus. Auch wer nur verdächtig war, verkappt noch sorbisch-orthodox zu sein, wurde in die Sklaverei verkauft und bis nach Venedig oder andere Mittelmeerhäfen transportiert, die noch weiter entfernt lagen (beispielsweise bis nach Spanien). Es gab jährliche Verschleppungen von sorbisch-orthodoxen Altardienern aus den sorbischen Gebieten nach Passau sowie Sklaventransporte bis an die Mittelmeerhäfen. Der byzantinische Kaiser Leo der Weise (griech. Λέων ΣΤʹ ὁ Σοφός) kaufte in diesen Jahren regelmäßig schriftkundige Sorben insbesondere in Venedig auf und schickte sie zur Verstärkung der byzantinischen slawischen Gemeinden an die Adriaküste. Dort überlebten diese Gemeinden bis in die Neuzeit. Kaiser Karl IV. holte sich im 14. Jahrhundert Schriftkundige in sein Slawenkloster nach Prag.

Die sorbisch-orthodoxe Gemeinde hatte in den "Fünf toten Jahren" (der defacto Nichtexistent) einen Priester, vier Diakone (zwei davon frisch geweiht), zehn Männer und sieben Frauen verloren. Zum Glück wurden bei dem Martyrium des Priesters die Frauen und Kinder verschont, etlichen Männern gelang die Flucht. Insgesamt verlor die Gemeinde fünf Altardiener und siebzehn Laien, also insgesamt 22 Personen. Von den schätzungsweise 2.000 Einwohnern der böhmischen Niederlande "Nisan" waren schätzungsweise erst wenige Hundert Christen. Im Gegensatz zur Zeit um die Jahrtausendwende (um 1000) waren die Elbsorben noch nicht christlich durchdrungen. Dazu war der Zeitraum seit der Missionierung durch Method zu kurz. Selbst der durch den Papst geweihte Bischof und Metropolit Method wurde durch den bairischen Klerus in Klosterhaft genommen (wahrscheinlich im Kloster Reichenau auf der gleichnamigen Insel im Bodensee). Gegen die Anhänger der christlich byzantinischen Mission in der Volkssprache (das sogenannte "Kirchenslawisch", was aber seinerzeit auch die Volkssprache darstellte) gingen die Lateiner mit dem Totschlagsargument der Tres linguae sacrae (Drei Heiligen Sprachen: Hebräisch - Altgriechisch - Latein) erst recht mit aller Härte vor - gemäß dem Motto: "Wehret den Anfängen!"

Szupanie Bresnice (Birkenort, Birkenwald)

[Bearbeiten]

Bedfurdi (Birkenfurt)

[Bearbeiten]

Nach der altsorbischen Hagiographie wirkten die iroschottischen Missionare außer in "nisana" selbst (später das Dorf oder die Siedlung an der Frauenkirche, auch Frauenvorstadt genannt) auch in "dona" (Dohna) und "bedfurdi", womit Birkenfurt gemeint ist. "Nisana" war der Hauptort von "nisani" / "nisane", womit der Gau Nisan gemeint ist - das niedrig liegende Land. Als "nisani" wurde auch die "Bewohner der Niederung" bezeichnet. In den Höhenzügen rund um den Elbtalkessel wohnten die "výhledy", die "Steingrünen" - bevorzugt an den Fluß- oder Bachläufen, aber auch auf Hügel. Der Windberg - heute der Hausberg von Freital - wurde nach den "výhledy" benannt (Wendenberg und nicht nach dem Wind). Die "výhledy" gehörten zum Stamm der Skuditzer oder der Siusler. Nach den "skudizi" wurde Schkeuditz benannt, nach den Siuslern der Gau Siusli sowie Seußlitz. Das Kloster Seußlitz übernahm später weite Gebiete der "výhledy".

"Nisana" war wegen seines natürlichen Hafens der Hauptort der Szupanie "nisane" ("nisani"). Hier war die Hauptstation der Wasserstraße Elbe. Bedfurdi war die Handelstation an der Birkenfurt, von wo die Waren in den Norden wie auch in den Westen und Nordosten geschickt wurden. Donin (Dohna) lag an der Hauptstraße nach Süden.

Bedford, Hauptstadt der englischen Grafschaft Bedfordshire, ist ebenfalls an einer Birkenfurt entstanden. Diese Birkenfurt war so bedeutend, daß sie sich 774 zum Sitz des ersten "Rex Anglorum" (englischen Königs) Offa entwickelte, der dort um 786 die ersten Penny-Münzen in Umlauf brachte.

Der Name Bedford ist keltischen Ursprungs. Im Walisischen und Kymrischen werden Birken als "bedw(en)" bezeichnet, im Bretonischen bezv(enn), im Irisch- und Schottisch-Gälischen als "beith". Die keltische Wurzel ist *betvâ, die lateinische betula, der proto-indogermanischer Stamm war * gʷet – "Harz, Gummi".

Das ur-irische "beith" ist gleichzeitig der erste Buchstabe des keltischen Ogham-Alphabets.

Das altirische Auraicept na nÉces (der "Leitfaden für die gelehrten Dichter"), dessen Kern auf das 7. Jahrhundert zurückgeführt werden kann, erklärt zum "beith":

  • "Das 'beith' ist das allererste, was in Ogham geschrieben wurde. 'beith' [Die Birke] wurde geschrieben, und um Lugh, dem Sohn der Ethniu, eine Warnung in Bezug auf seine Frau zu übermitteln, damit sie nicht von ihm ins Feenland entführt wird. Sieben 'beith's standen auf einer Birkenrute, was hieß:"
    • "Deine Frau wird siebenmal von dir ins Feenland oder in ein anderes Land entführt werden, es sei denn, die Birke beschützt sie."
  • Aus diesem Grund hat 'beith' [Birke], Vorrang, denn Ogham wird erstmals mit 'beith' geschrieben."

Das Erntedankfest Lughnasadh ist nach Lugh benannt, ebenso wie der Monat August.

Bei den Sorben wie auch bei anderen slawischen Völkern wurde die Birke besonders geheiligt. So ist die Birke der Nationalbaum Russlands.

Die in reinem Weiß schimmernde Birkenrinde kann man nicht nur direkt beschreiben, sondern auch zu einem papierähnlichen Stoff verarbeiten. Birkenrinde ist deswegen einer der ältesten Papier-Vorläufer. Die dünnen Rindenschichten werden im Frühsommer von lebenden, alten Bäumen geerntet. Dabei wird das Kambium nicht verletzt, die Wachstumsschicht zwischen der Splintholzzone und der Rinde (Bastzone und Borke). Birkenrinde besteht wie eine Zwiebelschale aus vielen Schichten. Die Papieroberfläche wird dadurch nicht durch eine einzelne Schicht gebildet und kann demzufolge leicht gestuft sein. Die charakteristischen dunklen Striche auf der Birkenrinde heißen Lentizellen und können in Farbe und Laufrichtung variieren.

The cyrillic alphabet on the birch bark N 591 from ancient Novgorod (Russia). 1025–1050.
Birch bark letter N 955 found in Novogrod Vielikij: the letter Matchmaker's Milusha to Marena. 1130 bis 1190.

Die ältesten zivilen Dokumente Nordrusslands waren in Birkenrinde geritzte Kurznachrichten mit hoher Kreativität. Besonders reich ist das Birkenrindenschrifttum aus dem 859 gegründeten mittelalterlichen Nowgorod. Hier hat sich eine Sammlung von über 1000 Texten auf Birkenrinde aus dem 11. bis 15. Jahrhundert erhalten. Dort trafen sich die Handelswege von Skandinavien nach Byzanz und von Moskau (494 km) bis in die Hansestädte an Nord- und Ostsee (546 km nach Tallin, die nördlichste Hansestadt). Nach Oslo waren es rund 1500 km über die Ostsee, nach Byzanz 3265 km - die Gesamtstrecke betrug rund 4.765 km. In Nowgorod zog man die billige Birkenrinde dem teuren Pergament vor. Die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben war offenbar nicht nur auf den kleinen Kreis speziell ausgebildeter Schreiber beschränkt.

Bei den Sorben war die Birke wegen der Beschreibbarkeit der "sprechende Baum" - ihre Heiligen Birkenhaine wurde auch als "Flüsterhaine" bezeichnet, wo die Ahnen mit ihnen sprachen. Diese Heiligen Birkenhaine waren tabu und nur für die Priester bestimmt.

Einen Heiligen Birkenhain gab es auf einer strombegleitenden Begräbnisstätte der protoslawischen Lausitzer / Billendorfer Kultur am Rand der Übigauer Flußschleife. Die dazugehörigen Siedlungen waren in Richtung Elbe am Rand der Flußaue den Heiligen Gräbern vorgelagert.

Die Ahnen konnten aber auch über beschriebene Birkenrinde zu den Lebenden "flüstern". Solche Texte waren ebenfalls heilig und standen in den sorbischen Grubenhäusern in einer sakralen Ecke.

In den nördlichen Bergregionen Indiens ist sogar eine eigene Schrift entwickelt worden, um auf Birkenrinde zu schreiben. Einige der ältesten erhaltenen indischen Manuskripte sind auf Birkenrinde geschrieben, so etwa die buddhistischen Handschriften, die zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und den 2. Jahrhundert n. Chr. in Gandhara produziert wurden.[2]

Burgward Bresnice (Briesnitz = Birkenheim)

[Bearbeiten]

Angeblich Ende 1139 beantragt das Hochstift Meißen eine Bestätigung von Besitz durch den Papst Innozenz II., welche mit Papsturkunde vom 27. Februar 1140 auch gewährt wurde. Erst am 29. Oktober 1131 hatte Innozenz II. der Stiftskirche alle Rechte und Güter, welche dieselbe besitzt oder künftig besitzt bestätigt[3]. Bis Ende 1139 hatte sich die Situation für das Bistum Meißen (Nisan betreffend) offenbar grundlegend gewandelt. Da diese Papsturkunde lediglich durch das Stiftsarchiv Meißen überliefert ist, aus dem auch umfangreiche Fälschungskomplexe auf das 10. und 11. Jahrhundert gefertigt stammen, ist auch diese Urkunde von 1140 nicht frei von Zweifeln. Sie könnte auch erst 1143/44 gefertigt worden sein, um dem Hochstift Meißen in der Auseinandersetzung mit dem Markgrafen von Meißen um Besitz, Recht und Einfluß in Nisan Vorteile zu verschaffen.

Diese Meinungsverschiedenheit, die zwischen Meinward, dem verehrten Meißner Bischof, und Konrad, unserem treuen und hochangesehenen Markgrafen bestanden, wurden durch König Konrad III. mit einer Königsurkunde von 1144 sehr zum Vorteil des Bistums Meißen entschieden. Mit entscheidend war wohl auch ein Fälschungskomplex auf die Jahre 1071 (mit zwei Diplomen) und 1091, wobei zu angeblich 1071 auch Bresnice erwähnt wurde. Die Papsturkunde von 1140 erwähnt ein Wirnotine (die Wüstung Wernten) in burcwardo Bresnice. Der Gau Nisan war 1142 vom böhmischen Herzog an den deutschen König übergegangen und 1143 an den Meißner Markgrafen verlehnt worden. Innozenz II. war am 24. September 1143 in Rom verstorben.

Die römisch-katholische Kirche verschaffte sich mit regelmäßigen Urkundenfälschungen erhebliche Vorteile. Sie scheute auch nicht davor zurück, falsche Urkunden noch lebender Päpste zu verfassen, wie Wiching im Streit mit Method von Saloniki, was dann aber bekanntlich aufflog und zu Wichings statt Methods Entfernung vom Königshof der Großmährer führte. 1144 eine Urkunde des im Jahr zuvor verstorbenen Papstes Innozenz II. aus dem Hut zu zaubern, barg dieses Risiko nicht.

Nach anderer Meinung beweist die Erwähnung der Ortschaft Hermanni villa (Hermsdorf) in der Papsturkunde von 1140, dass diese noch wesentlich später gefälscht sein muss. Während einige Historiker diesen Ort als Beweis für einen deutschen Landesausbau bereits vor 1139/1140 sehen, bewerten andere Historiker die Erwähnung dieses Ortes in dem Diplom von 1140 als ahistorisch und somit eher als einen Beweis dafür, dass auch diese Papsturkunde von den Meißner Bischöfen (mindestens Jahrzehnte später) gefälscht wurde und damit auch nicht dem Streit von 1144 zuzuordnen wäre. Ein weiterer Fälschungskomplex mit auf das 10. Jahrhundert gefertigten Grenzurkunden des Bistums Meißen entstand 1250.

Burgward Plauen: Burg Woróna Gor (Krähenfels, heute Hoher Stein)

[Bearbeiten]

Burgward Bvistrizi

[Bearbeiten]

Der Burgward Bvistrizi ist nach seiner (teilweisen) Westgrenze, der Weißeritz benannt, die altsorbisch Bystrica (= Wildbach zu altsorbisch bystry =schnell, wild, reißend) hieß. Der Burgwardsmittelpunkt ist bis heute nicht eindeutig lokalisiert und Gegenstand wissenschaftlicher Kontroversen. Nach der festen Annahme eines Burgwardes Pesterwitz (Burgwartsberg) neigte sich die Diskussion zunächst hin zu einem Burgward Coschütz (Heidenschanze), um seit 1995/98 durch einen neu entdeckten Burgward Plauen (Hoher Stein) ergänzt zu werden.

These 1 (veraltet): "Burgwartsberg" Pesterwitz = Doninsche gräfliche Burg Thorun

[Bearbeiten]

Pesterwitz ist für einen Burgwardsmittelpunkt viel zu abgelegen. Hinzu kommt, daß die Reste auf dem "Burgwartsberg" nach neuen archäologischen Erkenntnissen von der Zeit und der Anlage her viel eher mit der Burg Thorun übereinstimmen, welche von den Burggrafen von Dohna als westlicher Außenposten gegen das aggressive Bistum Meißen errichtet wurde. 1206 wurde der Abriß der Burg Thorun durch Dietrich den Bedrängten, den Markgrafen von Meißen, verfügt (Ersterwähnung Dresdens). Die Markgrafen von Meißen betrieben offenbar schon damals eine Politik der Zurückdrängung der königlichen Burggrafen, welche 1402 mit der Erstürmung der Burggrafenburg Dohna durch Markgraf Wilhelm den einäugigen endete.

These 2 (veraltet): Heidenschanze Coschütz = Bronzezeitliche und nisanische Fluchtburg

[Bearbeiten]

Coschütz ist für einen Burgward des 10. bis 12. Jahrhunderts von der Größe her untypisch. Es wurden auch keine Spuren einer Nutzung als Burgward gefunden. Stattdessen erfolgte dem archäologischen Befund nach die Nachnutzung einer riesigen Volksburg aus der Bronzezeit um 1.500 v. Chr. als Fluchtburg für die Sorben (Nisaner) und auch eine zeitweilige Besiedlung des riesigen Areals im Schutz der Burgwälle.

These 3 seit 1995: Burg Woróna Gor (Krähenfels, heute: Hoher Stein)

[Bearbeiten]

Der Hohe Stein liegt als Burgward im Westteil der Szupanie Nisan ähnlich günstig wie die Burg Dohna im Ostteil der Szupanie.

Wichtig ist die Lage am Rande des Elbtalkessels. Diese exponierte Lage findet sich nicht nur beim Burgward Dohna, sondern auch beim Burgward Niederwartha (Woz). Zudem ist die Entfernung vom Burgward Niederwartha zum benachbarten Burgward Briesnitz (Bresnice) an der Eisernen Furt über die Elbe ähnlich der Entfernung zwischen Briesnitz und dem Burgward Woróna Gor (Krähenfels, heute: Hoher Stein). Im völlig durch die Stadt Dresden übernutzten Zentralbereich von Nisan werden mindestens zwei völlig abgegangene sorbische Burgwarde vermutet, einer davon wahrscheinlich auf dem ehemaligen Hahnenberg, der zur Neugewinnung von wertvollem Bauland in Stadtnähe kurz nach 1900 abgetragen wurde und an den deswegen heute nur noch die Hahnenbergstraße erinnert.

Hinzu kommen als Zeugen für die Burgbesiedlung ständige Funde aus der Elbsorbenzeit, die in der Entdeckung und Ergrabung einer für damalige Burgwarde typischen nisanischen Wallanlage in den Jahren 1995 bis 1998 gipfelte. Leider fehlen durch den Steinraubbau in den letzten beiden Jahrhunderten bereits wichtige Teile dieser ehemaligen Anlage.

Die Burg "w[o]róna gor"[4] ("w[o]rána gor" = Krähenberg, Krähenfels) war nach der Vita des heiligen Josef von Kayticz im Jahr 1212 bereits "seit langer Zeit" verlassen. Sie war offenbar den neuen Machthabern im Gau Nisan nach 1142 zu abgelegen, zumal diese etwa ab 1170 ihr neues Machtzentrum in Dresden ausbauten.

Ausweislich archäologischer Funde hatte die Burg Krähenfels (woróna gor) vor 1142 über mehrere Jahrhunderte als Burgward der Szupanie gedient.


Vgl. "Denkschrift des Vereins zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse im Plauenschen Grunde zur Feier seines 25jährigen Bestehens am 24. Februar 1869":

39 Dieser Felsen, 638 Par. Fuß (über der Nordsee)
hoch **), der große oder hohe Stein genannt und seit einigen Jahren
mit einem Aussichtsthurme versehen, bietet, wie die in der Nähe ge=
legene Restauration "Zum hohen Steine" eine der schönsten Ansichten
von Dresden. Eine gesegnete, herrliche Aue breitet vor den bewund=
dernden Blicken sich aus und mitten darin liegt, als ihre schönste
Zierde, Sachsens herrliche Hauptstadt Dresden. Ehedem war dieser
Platz eine Begräbnisstätte der Sorben, wie man aus dem Umstande
schließt, daß hier im siebenjährigen Kriege beim Baue einer Schanze
durch die Österreicher viele Urnen ausgegraben wurden. ***) Dabei


'**) Der Elbnullpunkt ist bei den Angaben der Berghöhen in diesen
Blättern zu 313 Par. Fuß über der Nordsee angenommen
'***) Ein Theil derselben, sowie auch 1828 hier gefundene, befindet sich
im Dresdner Antikenkabinet.


40 wurde von den Soldaten auch ein hier befindliches Gebüsch, das
Tännicht genannt, niedergeschlagen. Nach der Einrichtung des Christen=
thums scheint der Berg als Kalvarienberg benützt worden zu sein,
wohin fromme Beter wallfahreten, denn vor länger als 100 Jahren,
aber noch zur Zeit des siebenjährigen Krieges, waren längs des Weges,
der auf die Höhe führt, steinerne Kreuze und Säulen zu sehen, welche
wahrscheinlich Betstationen bezeichneten. Auf der vorderen, an der Ecke
befindlichen Felsenkuppe stand sonst eine Krähenhütte.
"Hütte, vor der auf einem Pfahl die Attrappe eines Uhus als Lockvogel angebracht ist und von der aus der Jäger Krähen und Raubvögel schießt" Krähenhütte, die bei DWDS

Der frühdeutsche Burgward Bviztrici wurde nach einem Fluß, der Weißeritz, benannt. Die Benennung der nisanischen Szupanie wird aber nach der Burg erfolgt sein, welche den Burgwardsmittelpunkt bildete. Wahrscheinlich wurde diese Burg aber schon bei vorausgegangenen Kämpfen zwischen den Deutschen und den Slawen zerstört oder von den Slawen verlassen. Die Vita des Josef von Kyticze spricht davon, daß die Burg Woróna Gor (Krähenfels, heute: Hoher Stein) zwar zuletzt von den Böhmen besetzt, aber nicht von ihnen erbaut war. Die Böhmen bauten erst in den Jahrzehnten um 1100 damals moderne Burgen im Gau Nisan, so eine neben dem alten Burgward Niederwartha und eine neben dem alten Burgward Dohna, dazu eine Grenzveste ganz im Westen der damaligen böhmischen Niederlande (Nisan), die Burg Gvozdec bei Meißen (1076 durch den Markgrafen von Meißen zerstört, 1088 moderner wieder aufgebaut). Der alte Burgward Krähenfels wurde weder ausgebaut, noch erfolgte um 1100 der Bau einer Burg in der Nähe. Offenbar haben die Böhmen diesen Burgwardsmittelpunkt der Nisaner nur nachgenutzt und ihn dann 1142 oder kurz darauf verlassen (in Dohna im Osten von Nisan ist ein deutscher königlicher Burggraf 1156 nachweisbar, im Westen von Nisan kämpften schon 1144 der Meißner Bischof und der Meißner Markgraf um die Filetstücke des neuen deutschen Gaues, wobei der Bischof mittels Urkundenfälschung die Nase weit vorn hatte). Da eine Zerstörung der Burg Woróna Gor (Krähenfels, heute: Hoher Stein) weder in den westlichen noch in den östlichen Quellen erwähnt ist, erscheint eine Räumung in den Jahren nach 1142 als wahrscheinlich. Dies könnte auch erklären, warum die aus Kayticz Vertriebenen hier im Jahr eine noch brauchbare Struktur vorfanden.

Flucht nach Woróna Gor auf den Krähenfels
[Bearbeiten]

1212 flüchteten einige Lehrer unter der Leitung des Sebějar von Kayticz und deren Familienangehörige sowie einige Schüler der in diesem Jahr durch den Meißner Bischof in Kayticz (Kaditz) aufgelösten slawischen Schule in die kleine Skudici-Siedlung Woróna Gor (Krähenberg, Krähenfels) im Bereich der ehemaligen Burganlage und nutzten deren noch brauchbare Wehr- und Infrastruktur. Ein Burgraum wurde zur Schule ausgebaut, ein großer Saal zur sorbisch-orthodoxen Kirche. Auch danach bot die Burganlage immer noch mehr Platz, als gebraucht wurde. Die Burg wurde burgstallum Woróna Gor genannt, was was auf eine von der Besatzung verlassene, verfallende Burg hindeutet.

Die Skudizi (auch Výhledy genannt = (alt)tschechisch Steingrün) hatten bereits zuvor einige ihrer Kinder an die slawische Schule gegeben und waren deswegen an deren Erhalt sehr interessiert. Durch den wachsenden Druck der neuen deutschen Grundherren, an der Spitze das Hochstift Meißen des römisch-katholischen Meißner Bistums, aber auch durch den Markgrafen von Meißen und seine Vasallen, konnten die unter deutsche Herrschaft gefallenen Nisaner ihre Söhne nicht mehr so ohne Weiteres zur slawischen Schule schicken, da sie in den Augen der Deutschen Leibeigene waren. Stattdessen wurden die Söhne von Nisanern, insbesondere aus dem niederen Adel, an die seit 1183 nachweisbare Domschule in Meißen geschickt.

Zum Glück unterstützten wenigstens die Burggrafen von Dohna die slawische Schule in Kayticz und auch später die Kryptoschule in Woróna Gor. Der Burggraf von Dohna mußte nach der Urkunde von 1206 durch einen Schiedsspruch des Meißner Markgrafen zugunsten des Meißner Bischofs seine damals neu erbaute Burg Thorun an der Weißeritz (wahrscheinlich auf dem "Burgwartsberg" in Pesterwitz) wieder schleifen und war dementsprechend schlecht auf den Meißner Bischof zu sprechen. Außerdem bestand seine Burggrafschaft überwiegend aus böhmischen Lehen - bis auf das kleine Gebiet im Westen, welches der Markgraf von Meißen und der römisch-katholische Bischof von Meißen zumeist mittels Urkundenfälschung an sich gerissen hatten. Im Jahr 1402 ließ der Meißner Markgraf Wilhelm der Einäugige die Birg Dohna erstürmen und brachte damit die ganze Burggrafschaft in seinen Besitz. In den böhmischen Lehen war natürlich alttschechische Sprache dominant, die sich damals nur wenig vom Altsorbischen und Kirchenslawischen unterschied.

Der bereits ältere Leiter der slawischen Schule Josef von Kayticz ging an die alte Brunnenkapelle beim Heiligen Brunnen der Nisaner in Božkov.

Den Skudici (Výhledy) wie auch den Flüchtlingen der slawischen Schule Kayticz kam 1212 zugute, daß der Bereich des Krähenfelsens (Krähenbergs) nur sehr schwer erreichbar war (von einer Einnahme der Burg berichten weder deutsche noch slawische Quellen, sie wurde wahrscheinlich in den Jahren nach 1142 von den Böhmen aufgegeben, als der Gau vom böhmischen Herzog [ab 1155 König] an den deutschen König übergeben wurde). Zusätzlich wurde der Plauensche Grund insgesamt auch noch direkt gemieden. Dieser galt bei den Sorben als das "Eiswurmlager". In ihren Mythen und Vorstellungen bevölkerten die Nisaner das zu jener Zeit dicht verwachsene, dunkle, kalte und nur sehr schwer zugängliche Weißeritztal mit Geistern und Drachen. Ein Fußweg durch die Wildnis des Plauenschen Grundes wird erstmals im Jahr 1560 erwähnt. Erst um 1745 legten 600 Freiberger Bergleute hier einen Fahrweg an, vor allem, um einen besseren Zugang zu den Weißeritz-Mühlen zu schaffen. Aus diesem Grund bestand im Jahr 1212 auch eine kleine Siedlung der Skudici im Bereich des Woróna Gor (Krähenberg, Krähenfels), geleitet von Werner und seiner Ehefrau Wěra. Die Skudici (Výhledy) siedelten in allen Bereichen, welche durch den deutschen Landesausbau durch Rodung und Dorfgründung bzw. Dorferneuerung noch nicht erfaßt wurden. 1212 waren sie unter anderem Kohlenbauern am Windberg für den Ritter von Plauen, wahrscheinlich Johannes de Plawen. Am 31. März 1206 wurde Plauen in der Namensform des ritterlichen Schutzherrn Johannes de Plawen zum ersten mal urkundlich erwähnt. Er hatte die Urkunde mitunterschrieben, mit der Dresdens Stadtgeschichte begründet wurde.

Steinkohlenbau
[Bearbeiten]

Hauptmotiv der herrschenden deutschen Politik war die finanzielle Stabilität, der sich die religiöse Interessen wie auch die religiösen Differenzen unterordnen mußten. Da die Flüchtlinge aus Kayticz zum Lebensunterhalt ebenfalls begannen, sich im Steinkohlenabbau zu betätigen, erhielten sie dadurch die Duldung des Ritters Johannes de Plawe. Dieser versorgte den Gau Nisan dadurch nicht nur mit Steinkohle, sondern auch mit Bauholz und Brennholz, welches über die Weißeritz durch den Taleinschnitt des Plauenschen Grundes nach Plauen geflößt wurde. Eine der beiden heute konkurrierenden Wortbedeutungen für Plawe bedeutet Ort, an dem geflößt (angeschwemmt) wird. Auch die Steinkohle aus dem Windberggebiet wurde über den Wasserweg geflößt. Die Flöße wurden dann vollständig demontiert und als Bauholz und zum Teil auch als Brennholz verwendet. Durch diese Art der Bewirtschaftung wurde der Wald nicht übernutzt. Probleme kamen erst durch den Brennstoff-Fresser der Bergbaues zum Ende des 16. Jahrhunderts auf, also fast vierhundert Jahre später.

Die Ablagerung der kohleführenden Schichten des Döhlener Beckens datiert in die Stufe des Sakmarium im Unterrotliegend bei einem Alter von 293 bis 295 Millionen Jahren. Ausgebildet sind sieben Flöze. Das 6. und 7. Flöz ist nur an den tiefsten Stellen des Beckens ausgebildet. Bauwürdig ist nur das 1. Flöz mit einer Mächtigkeit von 1,50–12,00m. Die anderen Flöze bestehen aus Brandschiefer und aschereichen Kohlen. Der Beginn des Bergbaus ist für das Jahr 1542 nachgewiesen.

Allerdings wurde auch im Döhlener Becken Steinkohle wohl schon seit dem 10. Jahrhundert genutzt. Dies geht aus historischen Vergleichen hervor. So wird auch im zweiten bedeutenden sächsischen Steinkohlenvorkommen, dem "Zwickau-Oelsnitzer Steinkohlenrevier" von einer Nutzung der damals noch oberflächennahen Steinkohle seit dem 10. Jahrhundert ausgegangen. Parallelen dazu finden sich im Harz. Durch das Ausbreiten deutscher Herrschaft im heute sächsischen (eigentlich obersächsischen) Raum geht man auch von einer entsprechenden Ausnutzung vorhandener Bodenschätze aus.

Der Zwickauer Steinkohlenbergbau wurde 1348 in den Schmiedeartikeln des Zwickauer Stadtrechts erstmals urkundlich erwähnt, als den Schmieden die Arbeit mit Steinkohle innerhalb der Stadtmauern untersagt wurde:

  • "Daz sullet ihr wizzen, daz alle smide, die niderthalb der mur sitzen, mit nichte sullen smiden mit steinkoln; wen als oft damit einer begriffen wirt als oft muz er zehen schillinge heller geben." In: Codex Statutorum Zviccaviensium

Der bislang älteste Gebrauch von Steinkohle innerhalb der Stadtmauern konnte durch archäologische Untersuchungen im Gebäude der alten Zwickauer Münze nachgewiesen werden und wird in die Zeit um 1190 verortet.

Der Steinkohlenabbau in Sachsen ist hier im Verhältnis sogar jung. In früher als Sachsen vom Menschen zivilisierten Gegenden setzte der Steinkohlenabbau entsprechend früher ein. In Deutschland wurde bereits vor den Germanen von den Kelten Steinkohle genutzt. Schon im 7. Jahrhundert v. u. Z. wurde in der "Heinitzer Keltengrub" im Landkreis Neunkirchen Kohle gefördert, wie die palynologische Untersuchung einer geschnitzten Kohleperle ergab, die 1982 als Grabbeigabe in einem Hügelgrab aus der Hallstattzeit-HaC in Rubenheim im Saar-Pfalz-Kreis gefunden wurde.

Archäologische Beweise in China deuten sogar darauf hin, dass ab etwa 3490 v. Chr. (rund tausend Jahre vor den ägyptischen Pyramiden) Kohle über Tage abgebaut und in Haushalten genutzt wurde.

Allerdings ist auch Sachsen eine uralte Bergbauregion. Der Bergbau im Erzgebirge begann spätestens am Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. mit dem Abbau von Zinngraupen an der Roten Weißeritz bei Schellerhau (vgl. Metallverarbeitung in der Bronzezeit). Die dort vom Forschungsprojekt Archeo Montan entdeckten Bergbauspuren sind die derzeit ältesten in Europa. Eine Verwendung oberflächennaher Steinkohle, die es damals in Sachsen noch zu Hauf gab, ist naheliegend, aber noch nicht belegt.

Der bislang älteste Abbau von Steinkohle im Döhlener Becken ist durch die Verwendung der Bezeichnung Kohlenbauer in der Vita des Josef von Kayticz zum Jahr 1212 nachgewiesen. Hierbei handelte es sich um eine durch den deutschen Grund- und Dienstherren veranlasste Förderung im Nebenerwerb. Der Sage nach soll erstmals in Sachsen Steinkohle im 1378 als "Quolsdorff" ersterwähnten Kohlsdorf (heute zu Freital) gefunden worden sein.

Werner der Steingrüne und Werner, Bischof von Płock
[Bearbeiten]

Der Scudici ("steingrüne" Walbewohner) Werner erhielt von seinem Vater Jan den Taufnahmen Werner, nach dem damals von den Polen als Heiligen angesehen und verehrten Werner, Bischof von Płock. Jans Vater nahm als Vertreter der Skudici 1165 an einer Heiligsprechungszeremonie für Karl dem Großen teil, die vom heute als Gegenpapst geltenden Paschalis III. in Anwesenheit von Kaiser Friedrich Barbarossa geleitet wurde. Der polnische Bischof Werner von Płock überzeugte den Vertreter der Skudizi (sein slawischer Name wird durch die bekannten Quellen nicht überliefert) zur Taufe als Christ, womit Jans Vater den Namen seines Patrons Werner erhielt. Damit galten die Skudici in den Augen von Friedrich Barabrossa als christlich, und es wurde ein gegenseitiges Bündnis beschlossen. Die Skudizi waren dem Kaiser wichtig, weil er im Begriff war, ein eigenes Territorium weit im Osten seines Landes zu schaffen. Während im 10. Jahrhundert nur Mitglieder der Königsfamilie mit größerem Land in dem als Königsland betrachteten neu eroberten slawischen Gebieten erhalten durften (eine Ausnahme bildete zB der Nordschwaben-Graf Christian, Vater des zweiten Markgrafen von Meißen Thietmar), ging Kaiser Friedrich Barbarossa in seinem Kampf mit den römisch-katholischen Päpsten einen anderen gänzlich anderen Weg und schuf nicht nur das auf Burggrafen gestützte Vogtland (nach den kaiserlichen Vögten benannt), sondern darüber hinaus auch noch Burggrafschaften weiter östlich, so in Leisnig und in Dohna (ab 1156 belegt). Die Skudici ("steingrüne" Waldbewohner) als direkte südliche Nachbarn all dieser Territorien waren ihm deswegen sehr wichtig.

Zur Zeit von Kaiser Friedrich Barbarossa gab es nicht nur den Gegenpapst Paschalis III., sondern auch noch die Gegnpäpste Viktor IV. und Callixtus III. Der Kaiser konnte sich aber nicht gegen die Macht der römisch-katholischen Kirche durchsetzen. Nach einem Kompromiß mit Papst Gregor VII. brach er am 11. Mai 1189 von Regensburg als einziger europäischer Herrscher zu einem zweiten Kreuzzug auf, von dem er trotz des größten Kreuzzugsheeres aller Zeiten nicht zurückkehren sollte. In der Kyffhäusersage hat sich die Hoffnung der Deutschen auf ein Ende der Unterdrückung und Ausbeutung durch den römisch-katholischen Weltmachtswahn bewahrt. Sie wurde im 19. Jahrhundert im Interesse der preußischen imperialen Pläne zu einer Sage der "Deutschen Einheit" umgewandelt und mißbraucht, einem Begriff, der im 12. Jahrhundert noch nicht einmal existierte (ein "Sacrum Imperium Romanum Nationis Germaniae" gab es erst seit dem Ende des 15. Jahrhunderts). Manifestiert hat sich der preußisch-deutsche Größenwahn, der in zwei Weltkriegen in Folge endete, im Kyffhäuserdenkmal (1890 bis 1896 errichtet).

Der Heiligsprechungsprozeß von Karl dem Großen von 1165 durch den heute als Gegenpapst deklarierten Paschalis III. steht bis heute einer erneuten Heiligsprechung Karls des Großen entgegen, während hunderte unbedeutende kleine Fürsten des Mittelalters als regionale Förderer der römisch-katholischen Kirche heilig gesprochen wurden. Das Fundament der römisch-katholischen Kirche, Kaiser Karl der Große, ist offiziell noch nicht heilig, was geistig ein bezeichnendes Licht auf diese Kirche wirft.

Auch Bischof Werner wurde trotz Verehrung durch die Polen und damaliger Selig- und Heiligsprechung nicht in den Kanon der römisch-katholischen Heiligen aufgenommen, weil er mit den Päpsten zusammenarbeitet, die schließlich als Gegenpäpsten endeten. Seine Mors et miracula beati Verneri sind deswegen auch das kürzeste Werk der mittelalterlichen polnischen Hagiographie, dessen Bearbeitung kurz nach 1275 eingestellt wurde. Er wurde von den Gläubigen nach seinem Tod verehrt und in die damaligen Heiligenlisten aufgenommen und gesegnet, aber aufgrund seiner Unterstützung für den Gegenpapst erlangte sein Kult nach dem Schisma keine Anerkennung der Kirche. Dafür war es eine besondere Lektüre der Scudici und auch der slawischen Schule in Kayticz und später auf dem Krähenfels. Die Scudici wie auch die Nisani hatten ein Gespür nach dem Motto entwickelt: der Feind meines Feindes ist mein Freund.

Die Scudici und erst recht die Nisani waren 1212 durch die deutschen "Mordbrennerreiter" (Spiegel von 1974) und Landraub im ehemals eigenen Land so sehr in die Defensive geraten, so daß sie auf jedwede Unterstützung angewiesen waren.

Sebejar von Kayticz
[Bearbeiten]

Die Ausübung der Religion war zu diesem Zeitpunkt noch nicht das größte Problem, wohl aber soziale und wirtschaftliche Diskriminierung. Als Organisator gelang es Sebejar, den Zusammenhalt der Gemeinde zu stärken, indem er häufige liturgische Mahnwachen abhielt. Auf Wunsch seiner Gemeinde führte er auch eine Prozession zu dem Gräbern der christlichen Märtyrer in Bresnice durch und betete dort um Regen. Sobald die Prozession nach Krähenfels zurückkehrt war, begann es laut der Vita des Josef zu regnen und regnete mehrere Tage lang weiter. Infolgedessen erhielt die Gemeinschaft um Sebejar sogar noch Zulauf.

Hoch oben auf dem Kalkfelsen, an einer Stelle, wo man das ganze wildromantische Thal übersieht, befindet sich in der That eine uralte germanische (oder keltische?) Kultusstätte, nämlich ein hoher Ringwall, in dessen Mitte sich ein wohl erhaltener, roher heidnischer Opferaltar befindet. […] Rings um die Steinplatte, welche ich geneigt bin für einen Opferaltar zu halten, aber innerhalb des Ringwalles sind im Halbkreise eine Anzahl Felsplatten unordentlich gelegt bezw. durcheinander geworfen, welche möglicherweise als Sitze der Opferpriester und Häuptlinge gedient haben.

Noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war der Plauensche Grund ein wildromantisches Tal mit interessanten geologischen Formationen, seltenen Pflanzen und einer vielfältigen Tierwelt. Besonders die Dresdner Romantiker schätzten diese Landschaft sehr. Johann Christian Hasche sprach im Jahr 1783 von einer "Sächsischen Schweiz im Kleinen".

Die großartige Landschaft des Plauenschen Grundes wurde nach und nach den wirtschaftlichen Belangen geopfert. Zahlreiche Steinbrüche zerstörten die einst wundervolle Felsenlandschaft.

Krähenberg und Krähenfels
[Bearbeiten]

Zu der Umsiedlung auf einen erheblich höher liegenden Krähenberg findet sich eine Parallele:

  • Der Ort Krähenberg (Landkreis Südwestpfalz) ist durch Umsiedelung entstanden, als Hübner (Hufner) von Wiesbach (Pfalz) (260 m ü. NHN) aus den feuchten Tälern auf die Landstuhler Höhe (heute: Sickinger Höhe) zogen (die hügelige Hochfläche erreicht Höhen von 300 bis 430 m ü. NHN). Wiesbach liegt in einer Senke der Sickinger Höhe am Zusammenfluss mehrerer Bäche. Die umgebenden, teils schluchtartigen Täler sind bewaldet, während die Höhen von Ackerland bedeckt sind. Der neue Ort (365 m ü. NHN) hieß 1564 "Newen Wiesbach am Creenborn", 1589 Kreehenborn und lag an den Quellen des Berghanges. Nach dem Wüstwerden im Dreißgjährigen Krieg (1635 als entvölkert verzeichnet) kamen um 1700 neue Siedler, die ihre Siedlung nach dem Krähenberg (am Krähenborn) benannten.

Die Hübner aus Wiesbach zogen demzufolge rund 105 m höher, die Flüchtlinge aus Kayticz (108 m ü. NHN) wegen des flacheren Terrains als in der Pfalz nur etwa 82 m (auf 190 m ü. NHN).

Krähenfels
[Bearbeiten]

Der Name Krähenfels ist nicht singulär. So wird ein 35 Meter hoher Kalksteinfelsen über dem Fluss Ourthe als Krähenfels bezeichnet. Der linke Teil des Felsens, auch „Roche à Hierneux“ (= Fels von Hierneux)[5] genannt, liegt unter Wasser, während der Felsen selbst vier interessante Hohlräume aufweist, von denen einer direkt durch den Felsen verläuft.[6] Auch der 70m hohe Fels aus Amphibol-Quarz-Monzonit (nur in der älteren Fachliteratur finden sich noch die veralteten Bezeichnungen "Syenit" und "Syenodiorit", die auch noch in aktuellen populärwissenschaftlichen Publikationen zu lesen sind) befindet sich direkt an einem Fluß, der Weißeritz. Es gibt zwei Gründe, diesen Felsen nicht als Krähenberg, sondern als Krähenfels zu übersetzen:

  • 1. handelt es sich um einen einheitlichen Fels aus Amphibol-Quarz-Monzonit, ein herausragendes geologisches Naturdenkmal in Sachsen
  • 2. kann man bei einer Höhe von 70 m über der Talsohle der Weißeritz und 190 m ü. NHN nicht wirklich von einem Berg sprechen.
Havrania skala
[Bearbeiten]

Einen Krähenfels ganz anderer Dimension gibt es mit dem Havrania skala (1153 m ü. NHN) im Nationalpark Slowakisches Paradies, ein touristisch bedeutendes Ziel bei dem kleinen Dorf Stratená (831 m ü. NHN).

  • "Havrania skala ist ein sehr markanter und wichtiger Gipfel in der Nähe des kleinen malerischen Dorfes Stratená. Laut Touristen handelt es sich um eine der schönsten Aussichten im gesamten Slowakischen Paradies. Im Massiv des Havraná skaly gibt es Dutzende kleiner Höhlen, von denen einige über offizielle Wanderwege für Touristen zugänglich sind."[7]

Der höchste Berg des Slowakischen Paradieses ist der Predná hoľa (1545 m ü. NHN), selbst das Slowakische Erzgebirge geht mit dem Stolica bis auf 1476 m ü. NHN - Dimensionen, welche den Raum Dresden weit übersteigen und demzufolge nicht vergleichbar sind.

Krähenberg
[Bearbeiten]

Zur wörtlichen Übersetzung Krähenberg gibt es auch Entsprechungen, so

  • den Krähenberg in Wolfshagen im Harz (Landkreis Goslar) zwischen der Granetalsperre (313 m ü. NHN) und der Innerstetalsperre (264 m ü. NHN). Der Krähenberg hat ungefähr dieselbe Höhe wie die Siedlung Krähenberg in der Pfalz - in etwa 330 m ü. HNH.

Demnach wäre eine Bezeichnung Krähenberg für den Felsen Hoher Stein überdimensioniert.

Ungewöhnlich ist zudem das deutsche Burg Krähenberg, wohingegen Burg Krähenfels geläufig scheint.

Auch in Wolfshagen befindet sich eine nicht in den Quellen erscheinende Burg (der Form nach aus dem 13./14. Jahrhundert), die Burg Burghagen. Sie wurde ihrer Abgeschiedenheit wegen scheinbar nie vollendet.

Auffallend ist die Nähe von Wolfshagen und dem Krähenberg. In der freien Natur gehen nachgewiesenermaßen Kolkraben und Wölfe eine symbiotische Beziehung ein. Für Krähen wird dies vermutet.

Die Natur rund um Wolfshagen ist weitgehend intakt; einige der dort vorkommenden Tier- und Pflanzenarten sind endemisch in der Harzregion.


Krähenhügel Lockwitz
[Bearbeiten]

Der Krähenhügel ist ein Berg mit einem Aussichtspunkt südlich von Lockwitz mit einer Höhe von 207,3 Meter über NHN (in der Mitte des Wäldchens auf dem Berg.) Der Krähenhügel geht westwärts in den Gückelsberg über.

Bereits 1840 wird im Handbuch der Geographie des Königreiches Sachsen auf dem Berg eine sogenannte Krähenhütte erwähnt.

  • Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen, Albert Schiffner, Leipzig 1840, Verlag Friedrich Fleischer, S. 175
    • "Ihm [dem Trutzsch] gegenüber ragt der zum Theil terassirte [176] Gückelsberg mit der Krähenhütte."

Bei gutem Wetter hat man eine hervorragende Aussicht auf das Elbtal, Pillnitz und sogar bis in die Sächsische Schweiz.

Der Krähenhügel selbst war nicht immer bewaldet. Die Rittergutsbesitzer von Lockwitz hatten dort ihren Weinberg angelegt, der bis zum Rückgang des Weinanbaus im Dresdner Elbtal gegen Ende des 19. Jahrhunderts existierte.


Die Krähe bei den Sorben
[Bearbeiten]

Die naturverbundenen Sorben hatten zur Krähe ein besonderes Verhältnis.

Bei der jährlichen Vogelhochzeit am 25. Januar ist die Elster die Braut und die Krähe der Bräutigam. Ähnlich wie bei den Deutschen zu Nikolaus stellen die Kinder einen Teller vor die Tür (oder auf das Fensterbrett):

  • "Am nächsten Morgen finden sich darauf Süßigkeiten in Form von Vögeln und Vogelnestern, meist sind es mit Zuckerguss überzogene Teigvögel. Die Vögel bedanken sich so bei den artigen Kindern, von denen sie im Winter gefüttert wurden. Nun wird gemeinsam die Vogelhochzeit gefeiert. Kinder aber, welche die Vögel nicht gefüttert haben, bekommen keine Geschenke."[8]

Bei der Vogelhochzeit feiern die Kinder als Vögel verkleidet (oft in sorbischer Hochzeitstracht) die Vogelhochzeit mit Gesang, szenischem Spiel oder Festumzügen.

Im Neunzehnten Abschnitt Thiere, Pflanzen. von Willibald von Schulenburgs Klassiker:

  • "Wendisches Volksthum in Sage und Sitte" (Berlin: Nicolai, 1882) findet sich (S. 152/153) ist zu lesen:


"Die Krähe (»karona«) schreit:
»Quark, Quark [twarog Käse, Zwerch].« B.


Im Sommer singt sie:
»Ničo nawukła
Hač to wil'ke A
A ńej' ći sromota.
Hast nichts gelernt,
Als das grosse A
Und schämst Dich nicht.«
[153]
Im Winter singt sie:


»Špek tučny, tučny.
  • [Wendisch tuk.]
Speck, fett, fett.« Neustadt.


Wenn einer sich im Winter die Hosen abzieht und die Krähen finden es, so sagen sie:
»Schöner Papp, schöner Papp, schöner Papp.« S.
  • [Papp von »pappen«, was eine gewisse Art zu essen bezeichnet.]
Gerwona woła: »Dreck, Dreck, Dreck«, oder
»Kwark, kwark, kwark«, oder
»Kwatk, kwatk, kwatk«, oder
»Halb Schock, halb Schock, halb Schock«. S.


Anmerkung 440:
Pérej měso, pósled měso, sredźa drjowo (a) zelezo, pódla gerwony zgromadźe so, cyrobu sebi pytaja? Vorne Fleisch, hinten Fleisch, dazwischen Holz und Eisen, daneben thun sich Krähen versammeln, suchen Nahrung sich dabei? – Der Bauer, wenn er pflügt, vorn die Ochsen, hinten der Bauer, dazwischen Pflug und Karre, Krähen gehen suchend in den Furchen.

Die Urkunden

[Bearbeiten]

Bvistrizi war der Name eines Burgwards und eventuell auch einer Burg im Gau Nisan(i), welcher in einer Königsurkunde des Kaisers Heinrich IV erwähnt wird: in pago Nisani in burchwardo Bvistrizi[9]. Die Urkunde ist auf den 28. Oktober 1068 gefertigt, als Ausstellungsort wird Rochlitz erwähnt. Sie ist nicht frei von Zweifeln, da auch dieses Diplom möglicherweise zu dem Fälschungskomplex von Urkunden zugunsten des Hochstifts Meißen auf das 10. und 11. Jahrhundert gehören könnte. In diesem Falle wäre eine Fälschung aus der Mitte des 12. Jahrhunderts oder aus der Zeit um 1200 denkbar.

Inhalt des Diploms

[Bearbeiten]

Nach den Regesta Imperii (RI) lautet die Urkunde im Wesentlichen:

Heinrich schenkt dem Domkapitel zu Meißen zu seinem und seiner Gemahlin, der Königin Bertha, Seelenheil sowie aufgrund der Intervention der Bischöfe Hermann von Bamberg, Gregor von Vercelli und Benno von Meißen zwei zur Besitzung Löbtau gehörende Königshufen[10], die bei Bedarf durch wohl bestellte Ländereien in dem in der Nähe gelegenen Burgward Bvistrizi im Nisani-Gau ergänzt werden sollen, nebst allem Zubehör und allen Einkünften.[11]

Völlig ungewöhnlich und außerhalb der sonstigen Norm vergleichbarer Königsurkunden ist die Carte blanche in diesem Diplom:

Königshufen, die bei Bedarf durch wohl bestellte Ländereien in dem in der Nähe gelegenen Burgward Bvistrizi im Nisani-Gau ergänzt werden sollen.

Hier war offenbar der Wunsch der Vater des Diploms, da es dem Bistum Meißen einen Universalzugriff auf das gesamte Gebiet der Weißeritz eröffnete. Es könnte deshalb auch eine sogar entscheidende Rolle bei den Auseinandersetzungen mit den Burggrafen von Dohna im Weißeritzgebiet und um die Burg Thorun im Jahre 1206 gespielt haben, wenn nicht gar erst zu diesem Zeitpunkt angefertigt worden sein (eine ganze Reihe von auf die Jahre 968 und 971 gefertigte Urkunden zugunsten der Grenzziehung im Sinne des Bistums Meißen stammen tatsächlich sogar erst aus dem Jahre 1250).

Weiterhin völlig außer der Norm für Königsurkunden des Jahres 1068 und davor wie danach ist der Umstand, dass der Intervent Benno von Meißen auch gleichzeitig der Nutznießer der Urkunde ist. Die übliche Formel für den begünstigten Kleriker (selbst für Erzbischöfe) lautete in allen anderen Urkunden Heinrichs IV. um 1068: sowie in Anbetracht der treuen Dienste.

  • Diplom vom 14. Mai 1068 (Dortmund): sowie in Anbetracht der treuen Dienste Bischof Burchards (von Halberstadt, Bischof 1059 bis 1085) zugunsten Halberstadts (Marktrecht)[12]
  • Diplom vom 29. Mai 1068 (Soest): auf Bitten Erzbischof Annos von Köln (von 1056 bis 1075 Erzbischof) sowie in Anbetracht der treuen Dienste Erzbischof Annos begünstigt Heinrich dessen Gründung (von 1064) Kloster Siegburg (die spätere Reichsabtei)[13]
  • Diplom vom 5. August 1068 (Goslar) zugunsten des Bistums Hildesheim: sowie in Anbetracht der treuen Dienste Bischof Hezilos (von Hildesheim, von 1054 bis 1079 Bischof)[14]
  • Diplom vom 12. August 1068 (Berstadt): sowie in Anbetracht der treuen Dienste Bischof Hermanns = Hermann I. von Bamberg (Bischof von 1065 bis 1075; gestorben am 26. Juni 1084 in Münsterschwarzach) zugunsten der bischöflichen Kirche zu Bamberg[15]
  • Diplom vom 18. Oktober 1068 (Meißen): sowie in Anbetracht der treuen Dienste Bischof Eberhards (von 1045 bis 1079 Bischof von Naumburg) zugunsten der bischöflichen Kirche zu Naumburg[16]
    • 2. Diplom vom 18. Oktober 1068 (Meißen): sowie in Anbetracht der treuen Dienste Bischof Eberhards (von 1045 bis 1079 Bischof von Naumburg) zugunsten der bischöflichen Kirche zu Naumburg[17]

Hieraus kann geschlussfolgert werden, dass zur Ausfertigungszeit der Urkunde die Formel und Form von Diplomen des Jahres 1068 nicht mehr hinreichend bekannt waren, was sowohl für die Mitte des 12. Jahrhunderts als auch für die Zeit um 1200 zutreffen könnte. Offenbar bekannt war noch der Aufenthalt des Kaisers am 18. Oktober 1068 in Meißen, woraus eine Urkunde vom 28. Oktober 1068 in Rochlitz abgeleitet wurde. Auch hier fragt es sich, warum dann der Kaiser die das Bistum Meißen begünstigende Urkunde nicht bereits am 18. Oktober in Meißen direkt ausgestellt hatte, wie dies so oft üblich war. Die Urkunden vom 18. Oktober 1068 lagen bei der Ausfertigung der auf den 28. Oktober 1068 gefertigten Urkunde offenbar nicht vor. Sie wurden und werden im Stiftsarchiv in Naumburg aufbewahrt.

Ungewöhnlich ist des Weiteren, dass zu Löbtau kein Burgward erwähnt wird, dafür aber der in der Nähe gelegene Burgward Bvistrizi im Nisani-Gau. Dies spricht zum einen für eine fehlende deutsche Burgwardstruktur auch im Westen des Gaues Nisan und für das Fehlen der deutschen Herrschaft bis in die Zeit der Burggrafschaft, zum anderen aber auch für eine Ausfertigung des Diploms nach der Burgwardszeit um 1150.

Zudem ist der Inhalt auch ahistorisch. Das Diplom sagt aus, dass Heinrich IV. im Jahr 1068 die freie Verfügungsgewalt über den Burgward Bvistrizi innegehabt hätte. Tatsächlich verfügte 1068 der Herzog (und spätere König) von Böhmen Vratislav II. über Nisan einschließlich des Weißeritzgebietes. 1085 erhielt dessen Tochter Judith (Jutta) von Böhmen Nisan und Budissin (das Land um Bautzen) als Mitgift in die Ehe mit Wiprecht von Groitzsch. Außerdem macht eine böhmische Burg Gvozdec im äußersten Nordwesten Nisans in der Nähe Meißens, welche 1076 zerstört und gleich wieder aufgebaut wurde, einen zeitgleichen meißnischen Besitz viel weiter westlich davon nahe der Weißeritz fraglich. In der Historizität ist Cosmas von Prag als Annalist (auch zu Gvosdec) glaubwürdiger einzuschätzen als eine Urkunde aus dem ehemaligen Stiftsarchiv zu Meißen zugunsten des Domkapitels zu Meißen, welches eine Vielzahl von Diplomen auf das 10. und 11. Jahrhundert gefälscht hat. Böhmen verfügte über Nisan noch bis zum Jahre 1142. Die Urkunde ist wahrscheinlich mehr als 74 Jahre zurückdatiert worden.

Aus solchen Erwägungen heraus hatte bereits der langjährige Leiter der Regesta Imperii, Julius von Ficker, die Echtheit des Diploms in Zweifel gezogen. Bei der Monumenta Germaniae Historica (MGH) wurden diese Zweifel nicht geteilt:

Verfaßt und geschrieben von PA, der mit dem ihm zur Verfügung stehenden Raum nicht auskam und daher das Eschatokoll eng zusammendrängen mußte. Die Einwendungen Fickers (Zusätze und Berichtigungen zu Stumpf Reg. 2720) gegen die Originalität sind unbegründet.[18]

Eine Rolle bei der ablehnenden Haltung der MGH gegenüber den RI spielte auch das Bemühen der Diplomatiker, ihren Bestand an verwertbaren Diplomen möglichst rein zu halten, sowie eine Rivalität zwischen beiden Institutionen. Dabei ist die Argumentation der MGH schwach, da sich der Absatz schon inhaltlich widerspricht: ein geübter und königlicher Schreiber wäre sehr wohl in der Lage gewesen, mit dem zur Verfügung stehenden Raum auszukommen. Diese Darstellung ist eher ein Argument für die Einwendungen Fickers. Nicht unwesentlich dürfte auch der Bearbeitungszeitraum (ab 1941) diese Darstellung der MGH beeinflusst haben, war man doch um diese Zeit sehr darum bemüht, dem Deutschen den eindeutigen Vorrang vor allem Slawischen zu geben, ein Bemühen, welches zu Lebzeiten Fickers († 10. Juli 1902) so ausgeprägt nicht vorhanden war.

Anmerkungen

[Bearbeiten]
  1. Druckerei & Verlag Dieter Freund, Dresden, Omsewitzer Grund 5; der kleine Verlag wurde 2017 gelöscht und befand sich seit 2016 in Liquidation.
  2. Stefan Baums: Gandhāran Scrolls: Rediscovering an Ancient Manuscript Type. In: Jörg B. Quenzer, Dmitry Bondarev, Jan-Ulrich Sobisch (Hrsg.): Manuscript Cultures: Mapping the Field. de Gruyter, Berlin/ München/ Boston 2014, S. 183–225, doi:10.1515/9783110225631.183.
  3. CDS II 1, Nr. 45.
  4. "Праслав. *vorna, лит. várna < *u̯ōrnā (от *u̯ornos "ворон"): ворона обозначается как связанная с вороном; см. Лейман, IF, 61, 1952, стр. 10; сюда же тохар. B wrauña "ворона"; см. Швентнер, IF 63, 1958, стр. 167. -- Т." In: Vasmer's dictionary: Word: "ворона"
  5. https://www.delcampe.net/de/sammlerobjekte/ansichtskarten/belgien/ferrieres/cpa-carte-postale-belgique-la-roche-a-hierneux-vu-des-ruines-du-vieux-chateau-de-logne-vm33521-1296838049.html Postkarte mit Blick vom Fels von Hierneux über den Fluss Ourthe zu den Ruinen des Chateau de Logne].
  6. KRÄHENFELSEN auf geoparcfamenneardenne.be.
  7. "Havrania skala is a very distinctive and important peak near the small picturesque village of Stratená. According to tourists, it is one of the most beautiful views in the entire Slovak Paradise. There are dozens of small caves in the massif of the Havraná skaly, some of which are accessible to tourists via official hiking trails." In: Havrania skala auf npsr.sk.
  8. Sorbische Traditionen und Bräuche. Sorbische Traditionen und Bräuche zu den verschiedensten Anlässen sind bis heute lebendig geblieben und oft auch von der deutschen Bevölkerung übernommen worden. Auf hoyerswerda.de.
  9. MGH DD 6, 270 n° 212: In nomine sanctae et individuae trinitatis. Heinricus divina favente clementia rex. Notem sit omnibus Christi nostrique fidelibus tam futuris quam presentibus, qualiter nos pro remedio animae nostrae parentumque nostrorum et ob delictae nobis contectalis nostrae regnique consortis videlicet Berhte reginae beatitudinem nec non per interventum fidelium nostrorum, scilicet Herimanni Bauenbergensis episcopi, Gregorii Vercellensis episcopi, Bennonis Misniensis episcopi coeterorumque familiarium nostrorum ad altare Misni deo sanctoque suo Donato constructo fratribusque ibidem servientibus deo duos regios mansos sitos in villa Livbitvwa et, si ibi aliquid defuerit, in proximo cum bene aratis agris implendis in pago Nisani in burchwardo Bvistrizi cum omnibus appendiciis, id est utriusque sexus mancipiis terris cultis et incultis areis aedificiis pratis pascuis aquis piscationibus molis molendinis exitibus et reditibus quesitis et inquirendis silvis silvarumque utilitatibus et cum omni commoditate, que ullo modo inde provenire poterit, in proprium damus, ea videlicet ratione ut prepositus loci ipsius hoc predictum predium possideat et quamcumque utilitatem in eo elaborare poterit, per singulos annos fratribus fideliter administret. Et ut haec nostra regalis munificentia firma stabilisque omni permaneat aevo, hanc cartam inde conscriptam manuque nostra corroboratam sigilli nostri impressione iussimus insigniri. - Signum domni Heinrici regis quarti. - Pibo cancellarius vice Sigifridi archicancellarii recognovi. - Data est V. kal. novemb. anno dominice incarnationis MLXVIII, indictione VII, anno ordinationis domni Heinrici XVI, regni vero XII; actum Rochlezi; feliciter amen. H IV,1: Heinrich IV. 1: 1056-1076 (DD H IV), Die Urkunden Heinrichs IV. 1056-1076, S. 271 aus den Monumenta Germaniae Historica.
  10. Zeitgenössische Maßeinheit für Grundbesitz im Altsiedelland in der Größe von 120 oder 160 Morgen
  11. RI III,2,3 n. 503, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1068-10-28_1_0_3_2_3_503_503 (Abgerufen am 01.11.2019).
  12. RI III,2,3 n. 491, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1068-05-14_1_0_3_2_3_491_491 (Abgerufen am 02.11.2019).
  13. RI III,2,3 n. 492, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1068-05-29_1_0_3_2_3_492_492 (Abgerufen am 02.11.2019).
  14. RI III,2,3 n. 495, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1068-08-05_1_0_3_2_3_495_495 (Abgerufen am 02.11.2019).
  15. RI III,2,3 n. 497, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1068-08-12_1_0_3_2_3_497_497 (Abgerufen am 02.11.2019).
  16. RI III,2,3 n. 500, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1068-10-18_1_0_3_2_3_500_500 (Abgerufen am 02.11.2019).
  17. RI III,2,3 n. 501, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1068-10-18_2_0_3_2_3_501_501 (Abgerufen am 02.11.2019).
  18. H IV,1: Heinrich IV. 1: 1056-1076 (DD H IV), Die Urkunden Heinrichs IV. 1056-1076, S. 271 (Bearbeitungszeitraum 1941 bis 1978).