Wie alle anderen Religionen, religiöse Gemeinschaften und Bewegungen dem Laufe der Zeit entsprechend ihre eigenen Termini formuliert haben, bildeten auch die Quäker ihre Ausdrücke, die ihren individuellen Stil, der sich in ihrer 350-jährigen Geschichte entwickelt hat, charakterisieren.
Damit die Erklärungen und Texte leicht und allgemein verständlich bleiben, finden Sie hier eine Übersicht der wichtigsten Begriffe und Definitionen, die Ihnen eine einfache Hilfe sein kann falls Sie bei einem Vortrag oder einer Erläuterung an ein solches Wort gelangen sollten, wobei viele dieser "Fachbegriffe" im Kontext erklärt werden.
Abkürzungen
Abk.
Erklärung
JV
Jahresversammlung
BV
Bezirksversammlung
(Dieser Artikel befindet sich in ständiger Ergänzung und Bearbeitung.)
Hat in erster Linie die Aufgabe die Mitglieder seelsorgerisch zu betreuen. Meist eine Person mit Erfahrung und Einfühlungsvermögen.
Andacht
Der typische Gottesdienst des liberalen Quäker-Zweigs verläuft ohne Liturgie, Gesang und Predigt. Es wird meist eine Stunde beisammen gesessen und auf das Innere gelauscht. Gegebenenfalls unterbrochen von spontanen gesprochenen Beiträgen.
Birthright Membership, oder auch "Birthright Friends" oder "Birthright Quaker", Geburtsrecht.
Meint jemand der in einer Quäker-Familie geboren und aufgewachsen ist und nicht konvertiert ist. Der Status ist in vielen Jahresversammlungen umstritten. In Deutschland gibt es keine "Birthright Friends". Alle durchlaufen die gleiche Aufnahmeprozedur. Bis in die späten 1940er Jahre (England, Schottland und Wales) wurde eine Person, die in einer Quäker Familie geboren wurde automatisch ein Mitglied der Gesellschaft durch das Recht der Geburt, dem Geburtsrecht.
by convincement, Mitglied
bedeutet: Mitglied ist man aus Überzeugung und nicht per (bloßem) Bekenntnis. "Überzeugungen = Krankheiten, die durch Begeisterung übertragen werden."Siegfried Lenz (*1926), dt. Schriftsteller
Ein Verfahren um in schwierigen Situationen zu einer Entscheidung zu kommen. Vor Hochzeiten werden z.B. die Heiratswilligen durch ein Clearness Committee beraten.
Unter der Doppelmitgliedschaft versteht man die Mitgliedschaft bei der DJV und gleichzeitig einer anderen religiösen Gemeinschaft. In der Anfangszeit der DJV war die Doppelmitgliedschaft umstritten. Heute spielt die Frage nach der Doppelmitgliedschaft keine Rolle mehr. Mehr als die Hälfte aller deutschen Quäker sind Mitglied in anderen Religionsgemeinschaften, meist in einer lutherischen Landeskirche. Es gab und gibt aber auch Doppelmitgliedschaften mit der katholischen Kirche, mit Freikirchen und sogar mit dem Freimaurertum. In England gibt es sogar Doppelmitgliedschaften mit nichtchristlichen Religionsgemeinschaften, etwa dem Buddhismus.
Ein Mitglied einer Quäkergemeinde (in Deutschland, ein Mitglied der Jahresversammlung)
Freunde der Freunde
Ein "treuer" Besucher eines Quäker-Meetings, der die Überzeugungen der Freunde teilt oder ihnen zumindest nahe steht, aber nicht formal Mitglied einer Gemeinschaft ist.
Das war ein heftig geführter Streit unter den Quäkern darüber, ob beim Gebet der Hut abgenommen werden sollte oder nicht.
Kryptoquäker
Von griechisch "krypto": geheim, verborgen. Ein Quäker, der sich nicht öffentlich als Quäker zu erkennen gibt, also ein "Geheimquäker". Das gab es gelegentlich im 17. Jahrhundert, zu Zeiten schwerer Verfolgung, als nicht alle Quäker den Mut hatten, zu ihrer Gemeinschaft zu stehen. Verdächtigen Personen, die irgendwie als Quäker erschienen, wurde auch vorgeworfen, "Kryptoquäker" zu sein. [1]
Die Vorläuferorganisation der London Yearly Meeting (1668-1995) und heutigen Britain Yearly Meeting. Ursprünglich war die Aufgabe die Missionsarbeit zu koordinieren und Maßnahmen gegen Verfolgung zu ergreifen.
meeting for worship
Englische Bezeichnung für die Zusammenkünfte der Quäker. Siehe oben: "Andacht".
Ministry
Ein Prediger (oder eine Predigerin) mit besonderen Auftrag einer Gruppe. Quasi "Lehrauftrag". Hat im liberalen Flügel des Quäkertums, insbesondere in Deutschland kaum noch Bedeutung, genau genommen gar keine mehr.
Monatsversammlung
Kleinste organisatorische Einheit im Quäkertum. Sehr kleine Versammlungen (Gruppen) können sich auch zu einer Monatsversammlung zusammenschließen. Ist aber nicht klar geregelt. Zu einer Monatsversammlung kann man gehören, auch wenn man physisch nicht daran teilgenommen hat, weil eine "Organisatorische Einheit" damit gemeint ist. Im Gegensatz zu "Versammlung".
"Aufseher" oder auch "Aufpasser". Früher Mitglieder die über den Lebenswandel und die Disziplin der Mitglieder der Gesellschaft wachten. Heute nur noch "Ordner" für größere Veranstaltungen. Früher machten Overseers auch Hausbesuche und leiteten disziplinarische Maßnahmen ein. Heute gibt es keine "Kontrollbesuche" mehr. Die Disziplinierung läuft heute sensibler und weniger formal und streng. Ausschlüsse sind äußerst selten geworden. Austritte hingegen sind nichts Bemerkenswertes[2].
Outreach
Der Begriff wird bei Quäker für Öffentlichkeitsarbeit (bzw. Evangelisation) verwendet.
Es gibt zwei Erklärungen für die Entstehungsgeschichte. Variante Nr.1 G.Fox soll einen Richter vor Gericht angegiftet haben mit dem Bibelzitat „Zittere vor dem Worte des Herrn!“ (vgl. Psalm 2,10f.) Variante Nr.2 Weil den Mitgliedern nachgesagt wurde, die würden bei ihren Predigten in ekstatischen Zittern verfallen.
Quaker Gray
Ein stehender Begriff im Englischen. Lange Zeit liefen Quäker nur in Grau herum und so wird oft ein Farbton als "Quäker Grau" bezeichnet.
Die "politisch korrekte" Bezeichnung für Quäker. Wird manchmal mit RGdF abgekürzt. Den vollen Namen benutzt kaum einer. Selbst Mitglieder ist der Name im täglichen Gebrauch oft zu lang. Sie sagen meist selber "Quäker" oder nur "Die Gesellschaft"
Es wird nicht streng getrennt zwischen "Gottesdienst" und "Geschäftsversammlung" (im liberalen Quäker-Zweig), da beides in der gleichen inneren Haltung abgehalten wird. So ist Versammlung allgemein die Bezeichnung für eine Zusammenkunft aller Art.
Eines der postulierten Zeugnisse (->Zeugnis) der Quäker ist die Gleichheit. Wie oft in der Geschichte und in Gruppen, gibt es hin und wieder ein Alphatier das ein wenig "gleicher" sein will als andere. Hierfür gibt es im Quäkertum sogar einen eigenen Begriff: Weighty Friends also "gewichtige Freunde". Diesen Titel erlangt man nicht formal, sondern Kraft seiner Ausstrahlung. Im schlechtesten Fall durch Klüngelei. Aber wie gesagt: Rein theologisch, theoretisch und formal gibt es keineWeighty Friends!
Es gibt vier allgemein anerkannte Zeugnisse (Friedenszeugnis, Gleichheit, Einfachheit, Wahrhaftigkeit). Deren Auslegung kann unterschiedlich sein. Darüber hinaus können weitere Ansichten und Handlungen Ausdruck eines Zeugnis der eigenen Überzeugung und Glaubens darstellen.
↑Verwendungsbeispiel: Claus Bernet, 2007, "Deutsche Quäkerschriften. Band 2: Deutsche Quäkerschriften des 18. Jahrhunderts", ISBN 9783487134086, ISBN 348713408X, Seite 371