Oldřich

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Seitentitel: Geschichte der westslawischen Orthodoxie/ Die Frühzeit der westslawischen Orthodoxie/ Oldřich
(Geschichte der westslawischen Orthodoxie/ Die Frühzeit der westslawischen Orthodoxie/ Oldřich)

Vgl. Oldřich in der deutschen Wikipedia.

  • Vita des Augsburger Bischofs Ulrich (entstanden um 982): eine Frau des Fürsten Boleslavs II. (Herzog von Böhmen von 972 [traditionell 967] bis 999 über die zentrale Region um Prag), erfleht bei Ulrich Hilfe für ihr krankes Kind - das Kind überlebte, und der nächste Sohn bekam zum Dank den Namen Udalrich (tschechisch Oldřich) - Boleslav II. sandte zum Dank fünf Pfund Silber und ein Saumtier mit einer Ladung Wachs nach Augsburg; die Mutter gab Goldmünzen dazu.[1] Söhne von Boleslav II. waren Boleslaw III., der früh verstorbene Václav, Jaromir und Oldřich
  • nach dem Tod Boleslavs II. 999: dessen ältester Sohn Boleslav III. fürchtete offenbar die Konkurrenz der eigenen Brüder. Er ließ Jaromír kastrieren, Oldřich entkam nur knapp einem Mordanschlag.
Oldřich und Božena in der Chronik des Dalimil, lateinische Übersetzung, 14. Jahrhundert.
Oldřich und Božena – Monumentalgemälde von František Ženíšek
Oldřich-Eiche in Peruc
Oldřich-Eiche in Peruc 1921
Božena-Quelle in Peruc
  • 1002: (H)Emma und die jüngeren Söhne flohen nach Regensburg, wo sie Heinrich II. an seinem Hof aufnahm.
    • Nach dem Chronisten Cosmas von Prag begegnete Oldřich Božena etwa 1002 in Postoloprty. Es ist aber zu vermuten, dass er sie bereits vor 1002 heiratete.
  • Mitte 1002: Das Gefolge Boleslavs III. erhob sich gegen ihn, so daß er sich hilfesuchend an den Markgrafen des Nordgaues Heinrich wandte, als dies wenig fruchtete, an den ersten Polenkönig Bolesław I. Chrobry. Nach dem Sturz von Boleslav III. hatte Bolesław I. Chrobry den Vladivoj als Herzog von Böhmen eingesetzt, möglicherweise der jüngste Sohn des Böhmenherzogs Boleslav I. (gest. 972, traditionell 967).
  • November 1002: Herzog Vladivoj von Böhmen sicherte sich die Unterstützung des deutschen Königs Heinrich II., indem er sich als erster Herzog Böhmen als Lehen übertragen ließ (seit dieser Zeit wird Böhmen als Bestandteil des Heiligen Römischen Reiches betrachtet).
  • Januar 1003: Herzog Vladivoj starb aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums - die böhmischen Großen riefen die Fürstenfamilie aus dem Exil zurück und boten Jaromír den Thron an, um die Lage im Land zu stabilisieren - aber nach wenigen Tagen marschierten die Truppen Bolesław Chrobrys in Böhmen ein, um Boleslav III. wieder einzusetzen, und (H)Emma musste mit den beiden jüngeren Brüdern erneut Schutz in Bayern suchen.
  • 1003: Boleslav III. ließ die Vertreter der mit ihm verfeindeten Sippe der Wrschowetze (tschechisch: Vršovci) ermorden, es kam zum erneuten Aufstand seines Gefolges nach der Ermordung seines Schwiegersohnes, daraufhin entzog ihm Bolesław Chrobry seine Unterstützung und er nahm ihn gefangen, brachte ihn nach Krakau und ließ ihn blenden[2] - der polnischen König Bolesław I. Chrobry wurde in Böhmen zu Boleslav IV.
  • 1003: Bolesław wollte nun Böhmen selbst regieren (möglicherweise auch vollends in Polen integrieren, wie 13 Jahre zuvor bereits Schlesien und Wislanien [Kleinpolen um Krakau] - also ein Panslawisches Reich Großpolen schaffen), aber er scheiterte einerseits daran, dass er unter den Böhmen, die sich offenbar bereits als eigener Volksstamm verstanden, kaum Unterstützung erhielt, und andererseits daran, dass der deutsche König Heinrich II. verlangte, dass Bolesław Böhmen aus seiner Hand als Lehen empfing -dies wollte Bolesław nicht akzeptieren
  • 1004: Heinrich II. ernannte Jaromír 1004 wieder zum regierenden Herzog
Münzen der „ENMA REGINA“ aus „MELNIC CIVITAS“ (und ihres Gatten Boleslav II.)
Gumpold von Mantua, Vita des hl. Wenzel. Märtyrerkrönung Wenzels; Emma betet den hl. Wenzel an. (Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 11.2 Aug. 4°, fol. 18v, entstanden vor 1006.)
  • 1004: Feldzug Heinrichs, bei dem böhmische Stadtbewohner polnische Besatzungen vertrieben und die Bewohner Prags Heinrich die Stadttore öffneten - Jaromir konnte das Fürstentum wieder in Besitz nehmen. Daraufhin kehrte auch (H)Emma aus ihrem Exil in Regensburg zurück.[3] und lebte in der Burg Mělník (möglicherweise durch Boleslav II. als Leibgedinge übertragen, da die Burg auch in späterer Zeit Witwensitz böhmischer Fürstinnen und Königinnen). (H)Emma wird als Gründerin des Stiftes in Mělník angesehen (entstanden um 1000).
  • 1004: Jaromir nahm als treuer Verbündeter Heinrichs an dessen Feldzug gegen die Milzener teil
  • 1005: Feldzug gegen Polen 1005, Jaromir beteiligt sich
  • um 1005: Geburt Břetislav I.
  • 1006: (H)Emma starb an einem Fieber (Grabinschrift durch Cosmas von Prag überliefert, das Epitaph titulierte die Fürstin als „Hemma, feminei sexus gemma“ =Hemma, ein Juwel des weiblichen Geschlechts - dies ist die dritte und letzte Erwähnung Emmas in der Chronica Boemorum und der einzige Eintrag dort für das Jahr 1006).[4]
  • 1010: Feldzug gegen Polen 1005, Jaromir beteiligt sich
  • 12. Mai 1012: Oldřich setzte er im Einvernehmen mit König Heinrich II. seinen Bruder Jaromir als Herzog ab und akzeptierte zunächst den römisch-deutschen König bzw. Kaiser als Lehnsherr über Böhmen, versuchte aber später mehrfach, sich aus der Abhängigkeit vom Kaiser zu lösen. Heinrich schritt nicht ein, als Jaromír von seinem Bruder Oldřich gestürzt sowie kastriert wurde und ausgerechnet zu Bolesław nach Polen fliehen musste, er lehnte sogar die persönlich vorgetragene Bitte Jaromirs um Wiedereinsetzung ab. Unter Oldřich Herrschaft kam es nach dem Niedergang Böhmens um die Jahrtausendwende zu einer ersten (leichten) Konsolidierung des Landes.
  • 1014: Oldřich beseitigte die adlige Opposition in Böhmen, vor allem Angehörige der Vršovci, damals die Hauptkonkurrenten der Přemysliden-Dynastie.
  • 1019: Oldřich eroberte Mähren aus der polnischen Vorherrschaft stand und übertrug die Herrschaft seinem Sohn Břetislav I. (von seiner zweiten Frau Božena)[5] Der Anschluss Mährens trug zu einer weiteren Stabilisierung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse Böhmens bei. Seither sind Böhmen und Mähren, geographisch durch die bis 837 m hohe Vysočina (Böhmisch-Mährische Höhe) getrennt, politisch miteinander verbunden.
  • 1029: Ab 1029 war Břetislav daran beteiligt, die Polen zu vertreiben, die große Teile von Mähren besetzt hielten. Diese Offensive wurde begünstigt durch den gleichzeitigen Angriff Jaroslaws von Kiew auf Polen. Břetislavs Erfolg in Mähren trug maßgeblich zur vorübergehende Stabilisierung des böhmischen Fürstentums unter seinem Vater Oldřich bei. Břetislav erhielt Mähren als Teilfürstentum.
  • 1031: Břetislav versuchte, auch in der südlichen Slowakei Gebiete zu besetzen, dies jedoch ohne dauernden Erfolg.
  • 1033: Oldřich wurde zum Hoftag in Merseburg vorgeladen, erschien dort aber nicht. Daraufhin nahm ihn der Sohn von Kaiser Konrad II., der spätere Kaiser Heinrich III., gefangen, der Kaiser ließ ihn absetzen und ernannte Jaromír wieder zum Fürsten.
  • 1034: Konrad begnadigte Oldřich und gestattete ihm die Rückkehr, schritt nicht ein, als Oldřich im Frühjahr 1034 Jaromir gefangen nehmen und blenden ließ - Oldřich ließ auch seinen Sohn Břetislav I. vertreiben, der vom Kaiser mit Mähren belehnt worden war.
  • 9. November 1034: Oldřichs Tod, Jaromir verzichtete er die Thronfolge und setzte sich für seinen Neffen Břetislav I. ein, wenig später wurde er von Anhängern der Wrschowetze ermordet.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Gerhardi Vita Sancti Oudalrici Episcopi. Hg. Georg Waitz, Monumenta Germaniae Historica, MGH SS 4, S. Hannover 1841, S. 377–428, hier: S. 422 f.
  2. Boleslav III. starb nach 34 Jahren in Gefangenschaft im Jahre 1037.
  3. Thietmar von Merseburg: Chronik, V, 23 und 29.
  4. Cosmas von Prag: Die Chronik der Böhmen, I, 39.
  5. Nach Cosmas von Prag die Tochter eines Bauern, die der Herzog auf der Rückkehr von einer Jagd beim Wäschewaschen angetroffen, auf seine Burg mitgenommen und geheiratet hatte [wohl ohne seine erste Ehe aufzulösen, der Name der ersten Frau ist nicht bekannt].