Information: Geist
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Übernommen von Naturwissenschaftliches Weltbild
Einleitung
[Bearbeiten]- Bertrand Russell
„Was charakterisiert den Geist im Gegensatz zur Materie? Wodurch unterscheidet sich die Psychologie von der Physik? "Ich werde Sie im Verlaufe dieser Vorlesungen zu überzeugen versuchen, dass der Geist nicht so geistig und die Materie nicht so materiell ist, wie man für gewöhnlich glaubt.“
Was haben Information und Geist miteinander zu tun ? Darüber soll der folgende Abschnitt Auskunft geben. Zunächst ist ein einfaches Schema angegeben, in welchem die Begriffe Information und Geist, nach dem derzeitigen naturwissenschaftlichen Denkmodellen eingeordnet werden.
Das Wort Information ist der allgemeinere, neutralere Begriff. Wird der Begriff Information auf die Kategorie Lebewesen, Mensch und Zentrales Nervensystem eingeengt, sind wir an der Stelle angekommen, an der die meisten Menschen heute den Begriff Geist einordnen.
Wie leitet sich Geist von der Information ab ?
[Bearbeiten]Diagramm
[Bearbeiten]Materie ------------ Energie \ / \ / \ / \ / Information /\ / \ / \ / \ / \ Zufalls- geordnete Information Information \ \ geordnete Strukturen in Lebewesen \ \ Informationsverarbeitung in Lebewesen \ \ Geist ist die Informationsverarbeitung im menschlichen Gehirn (nervale Algorithmen und Gedächtnisinhalte ) \ \ Geist steckt auch in manchen Produkten des Menschen zb in Büchern
Da die obige Ascii Grafik im Pdf Format nur schlecht dargestellt wird, wird sie hier noch einmal wiederholt.
Naturwissenschaftliche Grundkategorien
- Materie
- Energie
Eine wichtige Eigenschaft dieser Grundkategorien:
- Information ( = Struktur)
Erste und wichtigste Einteilung des Begriffes Information
- Zufallsinformation
- Geordnete Information
Weitere Unterkategorien der geordneten Information
- geordnete Strukturen in Lebewesen
- Informationsverarbeitung in Lebewesen
- Informationsverarbeitung im menschlichen Gehirn ( = Geist)
- Gedächtnisinhalte und nervale Algorithmen
- Geist kann sich vom Gehirn lösen und steckt in manchen menschlichen Produkten zb
- Zb in Büchern oder in der Musik
- Informationsverarbeitung in Lebewesen
Geist ist die Software im Gehirn
[Bearbeiten]Geist - in naturwissenschaftlicher Sichtweise - ist die Software im menschlichen Gehirn. Dies mag manchen als zu einfach und technisch klingen. Trotzdem enthält der Satz zwei ganz wesentlichen Aussagen.
- 1.Unter Software versteht man die Programme, die zur Informationsverarbeitung in einem Computer dienen.
- 2.Unter Software versteht man aber auch die Inhalte, die Daten im Speicher.
Auf unser Gehirn bezogen gehören zu unserer geistigen Software
- nervale Verarbeitungssalgorithmen
- abgespeicherte Gedächtnisinhalte.
Unter Algorithmen versteht man dabei feste Rechenvorschriften.
Grundlegend für unseren Geist sind also alle Strukturen in unserem Gehirn, die zur
- Aufnahme
- Speicherung
- Verarbeitung und
- Anwendung
von Informationen dienen.
Eine alte Diskussion und die neueren Ansichten darüber
[Bearbeiten]An einer Definition des Begriffes Geist haben sich schon viele versucht. Es wurden viele Bücher über den Begriff Geist geschrieben. Da der Begriff Geist durch diese Vordiskussionen erheblich belastet ist, spricht man heute etwas neutraler von den gespeicherten Informationen und der Informationsverarbeitung im Gehirn. Wenn man die Definitionen der Informationstheorie als banal oder als rein quantitativ abtun möchte und meint, diese hätten keinen Einfluss auf das, was man bisher als "geistig" eingeordnet hat, so läuft man Gefahr, von den vermeintlich exakten, weil Zahlen und Formeln gebrauchenden Wissenschaften eines wichtigen Feldes beraubt zu werden.
Man hat die Wissenschaftszweige, die sich mit der Informationstheorie, mit der Verarbeitung und Speicherung von Information befassen, als Strukturwissenschaften zusammengefasst. Zu diesen Strukturwissenschaften zählen beispielsweise die Mathematik, die Kybernetik, die Computerwissenschaften, Teile der Physik z.B. die Thermodynamik und Teile der Biologie z.B. die Evolutionsforschung oder die theoretische Genetik. Es zählen ferner dazu die Neurowissenschaften, zum Beispiel die Neurophysiologie, die Psychologie und die Sprachwissenschaften, insbesondere die Linguistik.
All diese Fachrichtungen befassen sich sehr pragmatisch mit dem, was man früher als Geist bezeichnet hat, und sie kümmern sich zunächst auch gar nicht um irgendwelche Definitionsprobleme, sondern versuchen interessante Tatbestände aufzuklären und neue Zusammenhänge zu ergründen.
Längst wurden beispielsweise die Nervengeister, die sich nach Meinung des griechischen Philosophen Aristoteles entlang der menschlichen Nerven bewegten, als Nervenimpulse und elektrische Entladungen von Nervenzellen identifiziert. Diese Entladungen laufen nach dem Alles-oder-Nichts Prinzip ab. Auch wenn sie nicht digital sondern analog-diskret codiert sind, sind sie informationstheoretischen Betrachtungen recht gut zugänglich.
Man muss die Forderung aufstellen, dass man lieber den neutraleren und breiteren Begriff "Information" benutzen sollte, wo immer man bisher von Geist oder geistig gesprochen hat. Nur wenn Bereiche übrig bleiben, die mit den Mitteln und dem Vokabular der Informationsverarbeitung nicht mehr unmittelbar beschrieben werden können, wie z.B. das menschliche Bewusstsein, erst dann sollte man eine neue Bedeutungsebene einführen und eine neue Definition versuchen.
In diesem Sinne kann man aus naturwissenschaftlicher Sicht also das Wort Geist in einem sehr weiten Sinne zunächst synonym d.h. austauschbar mit dem Begriff Information verwenden.
Im Gegensatz zur reinen Informationsmenge werden die meisten Menschen unter Geist aber immer nur sinnvolle Information verstehen. Geist hat also immer etwas mit Informationsqualität, mit Sinn und Bedeutung zu tun.
Reine Unsinns- oder Zufallsinformation ist geistlos.
Eine allgemeine Definition von Geist und Information kann folgendermaßen lauten:
Geist ist strukturierte Materie oder Energie.
Man kann auch sagen: Geist ist geformte, gefaltete oder auch kompliziert angeordnete Materie oder Energie. Außerdem kommt oft noch der Faktor Zeit dazu . Denn die Struktur von Materie und Energie befindet sich ja oft in Bewegung von einer Form in die andere.
Für den Begriff Geist lassen sich darüber hinaus vier Bedeutungsebenen angeben, die teilweise ineinander übergehen :
- Geist im weitesten Sinne = unbelebter Geist = geordnete Information
- als Struktur der Materie oder der Energie
- als Gesamtheit der Naturgesetze und Ordnungen, wie sie sich hinter den Abläufen der unbelebten Natur verbergen.
- Geist im engeren Sinne = belebter Geist
- als biologische Information, wie sie im Erbgut oder in den Eiweißmolekülen verborgen ist
- als die Fähigkeit eines Lebewesens auf niedriger Ebene ohne Nervensystem auf Umweltreize zu reagieren.
- Geist im menschlich-tierischen Sinne = Geist in Nervensystemen
- als Gesamtheit aller Informationen und Funktionen unseres Nervensystems, teilweise auch des Hormonsystems.
Geist ist die Informationsverarbeitung im menschlichen Gehirn
- Geist im kulturellen Sinne = Geist aller Menschen
- als Gesamtheit aller Informationen, die in unseren Köpfen und in all unseren Kulturspeichern existiert ( Bücher etc )
Vielen wird diese Definition zu breit angelegt sein. Sie werden sagen: Geist ist nur die Information, die in Nervensystemen steckt oder verarbeitet wird.
Auf den Menschen konzentriert heißt es dann bei Vielen noch enger: Geist ist nur die Information, die in einem menschlichen Nervensystem steckt oder verarbeitet wird.
Oder man kann die Grenze noch enger ziehen und sagen: Geist ist nur die Information, die von einem menschlichen Nervensystem bewusst verarbeitet wird.
Aus naturwissenschaftlicher Sicht kommt man aber mit diesen engen Definitionen schnell in Widersprüche. Denn der allgemeine Sprachgebrauch erkennt durchaus an, dass in einem gesprochenen Satz oder in einem Buch Geist stecken kann. Auch gibt es einen Zeitgeist.
Hier sind also mindestens die Ebenen 3 ( = Nervengeist) und die Ebene 4 ( = Leistungen und Produkte des menschlichen Geistes ) als zutreffend anerkannt.
Menschlicher Geist äußert sich unter anderem in zielgerichtetem Handeln, in der Sprache und in der nichtsprachlichen Kommunikation ( z.B. Gesichtsmimik )
Menschlicher Geist kann krank sein und teilweise ausfallen. Er kann wieder gesunden. Er kann durch chemische Stoffe beeinflusst werden.
Begriffe wie Vernunft ( = folgerichtiges Denken, abgewogenes Denken ), Verstand, Intelligenz, Gedächtnis etc. sind entweder Teilbereiche des menschlichen Geistes oder es sind Instrumente des menschlichen Geistes.
Es verfließen manchmal die Unterschiede zwischen dem verarbeitenden Organ ( z.B. unserem Gehirn ) und dem verarbeiteten Inhalt ( der Information ), da ja auch in der Struktur des Verarbeitungsorganes, d.h. der Nervenvernetzung im Gehirn, viel Information steckt. Software verfestigt sich zu Hardware und Hardware bringt wieder Software hervor, die Unterschiede von Soft- und Hardware verwischen sich im Gehirn. Auch in Computern kann Hardware teilweise durch Software ersetzt werden. Vollständig ist das aber nie möglich, d.h. ein reiner Softwarecomputer ist undenkbar.
Denken existiert nur auf der dritten Ebene des Geistbegriffes. Unter Denken versteht man hier die Umstrukturierung, die Änderung der Anordnung von Informationsinhalten in einem Nervensystem. Manche verstehen unter Denken nur bewusstes Denken. Dies ist aus naturwissenschaftlicher Sicht zu eng definiert.
Wie erforscht man Geist ? Was ist Bewußtsein
[Bearbeiten]Naturwissenschaftlichen Ansichten dazu finden sich hier: Natur: Geist