Innere Medizin kk: Gerinnung
Zurück zur Übersicht
Aktuelles
[Bearbeiten]12/2009
- Forscher haben künstliche Blutplättchen entwickelt und im Tierversuch eingesetzt.
- Quelle Erin Lavik von der Case Western Reserve University in Cleveland
- Fachmagazin "Science Translational Medicine".
- Die neuen Plättchen wirken im Tierversuch besser als das teure Proconvertin (Faktor VII) was bisher bei starken gefährlichen Blutungen eingesetzt wird.
Umrechnungstabelle INR-Quick
[Bearbeiten]Achtung: nur Beispielwerte! Es gibt keine feste Umrechung!
Quick INR -------------- 100 1.0 50 1.74 33 2.55 25 3.42 20 4.36 13 7.39
Hemmung der plasmatischen Gerinnung
[Bearbeiten]Hemmung der Plättchenaggregation
[Bearbeiten]Übersicht Hemmstoffe der Thrombozytenaggregation
[Bearbeiten]- Acetylsalicylsäure Ass
- Thienopyridine
- Clopidogrel Plavix
- Ticlopidin Tyklid
- Prasugrel Efient
- Akut Therapie:Hemmstoff des Glykoprotein IIb/IIIa-Rezeptors
- Abciximab Reopro
- Tirofiban Aggrastat
- Eptifibatide Integrilin
NOAK Neue orale Antikoagulanzien
[Bearbeiten]Stoff Handelsname Dosis -------------------------------------------------------- Dabigatran Pradaxa 2 *110 oder 2 *150 mg Rivaroxaban Xarelto 1 * 10 oder 1 * 20 mg Apixaban Eliquis 2 * 5 mg
Pharmakologische Eigenschaften Bioverfügbarkeit. Maximaler Wirkspiegel HWZ Renale Elimination Antidot --------------------------------------------- Dabigatran Pradaxa®. F2 Hemmer. 6% 0,5–2 h. 12–14 h. ≥80% Rivaroxaban Xarelto® F10 Hemmer. 80% 2 - 4 h. 7–10 h. 66% (33% als wirksame Substanz) Apixaban Eliquis® F10 Hemmer. 66% 3 - 4 h. 8–15 h. 25% Edoxaban Lixiana® F10 Hemmer. 45% 1-2 h 9–10 h. 33%
Wann welches NOAK ?
[Bearbeiten]- Der Patient hat ein hohes Blutungsrisiko ( HAS-BLED Score > 3 )
- Substanz und Dosis mit dem niedrigsten Blutungsrisiko
- 2 * 110 mg Dabigatran oder 2 * 5 mg Apixaban
- Substanz und Dosis mit dem niedrigsten Blutungsrisiko
- Hohes Risiko für GI Blutungen
- Substanz mit dem geringsten GI Blutungsrisiko
- 2 * 5 mg Apixaban
- Substanz mit dem geringsten GI Blutungsrisiko
- Hohes Risiko für einen ischämischen Insult und niedriges Blutungsrisiko
- Substanz und Dosis, die ischämische Apoplex am effektivsten verhindert
- 2 * 150 mg Dabigatran
- Substanz und Dosis, die ischämische Apoplex am effektivsten verhindert
- Zn Apoplex
- Substanz, mit der größten Wirksamkeit einen erneuten Apoplex zu verhindern
- 1 * 20 mg Rivaroxaban
- Substanz, mit der größten Wirksamkeit einen erneuten Apoplex zu verhindern
- KHK , Zn HI , hohes ACS Risiko
- Substanz, die auch günstig bei ACS ist ( Akutes Koronarsyndrom )
- 1 * 20 mg Rivaroxaban
- Substanz, die auch günstig bei ACS ist ( Akutes Koronarsyndrom )
- chronische Niereninsuffizienz GFR < 15 ml / min
- Substanz mit der geringsten Ausscheidung über die Nieren
- Rivaroxaban oder Apixaban
- Substanz mit der geringsten Ausscheidung über die Nieren
- GI Unverträglichkeit
- Substanz und Dosis ohne GI Nebenwirkungen
- 1 * 20 mg Rivaroxaban oder 2 * 5 mg Apixaban
- Substanz und Dosis ohne GI Nebenwirkungen
- Patientenkomfort
- nur einmal tägliche Einnahme
- 1 * 20 mg Rivaroxaban
- nur einmal tägliche Einnahme
Wo ist in dieser Liste das Marcumar anzusiedeln ?
- Kosten
- Substanz mit den niedrigsten Tagestherapiekosten
- Phenprocoumon Marcumar oder Warfarin
- Substanz mit den niedrigsten Tagestherapiekosten
- Erfahrung
- Substanz mit der längsten und breitesten klinischen Erfahrung
- Phenprocoumon Marcumar oder Warfarin
- Substanz mit der längsten und breitesten klinischen Erfahrung
- Antidot
- Substanz mit schnell verfügbarem Antidot ( Vitamin K, FFSP )
- Phenprocoumon Marcumar oder Warfarin
- Substanz mit schnell verfügbarem Antidot ( Vitamin K, FFSP )
Wann und wie sollte man unter NOAK doch die Gerinnung messen ?
[Bearbeiten]Wann ?
- bei Patienten mit Leber- und Niereninsuffizienz
- bei alten und multimorbiden Patienten
- bei Patienten mit sehr geringem oder sehr hohem Gewicht
- bei Kindern
- bei Patienten mit Thromboembolien trotz Antikoagulation
- bei Blutungen
- bei unsicherer Medikamenteneinnahme
Wie ?
- Pradaxa Dabigatran
- aPTT
- bei einer aPTT>80 sek liegt sicher eine Kumulation vor
- Thrombin-Test (TT)
- Nachteil, der Test ist sehr empfindlich
- aPTT
- Rivaroxaban und Apixaban
- Anti-Xa Assays , am besten kalibriert auf die jeweilige Substanz
Thrombophiliediagnostik
[Bearbeiten]Thrombophilie ist eine vermehrte Gerinnungsneigung, die mit einem erhöhten Risiko von Thrombosen einhergeht.
Pathophysiologie
[Bearbeiten]- gesteigerte Thrombozyten- oder Erythrozytenaggregation
- erhöhte Blutviskosität,
- Erhöhte gerinnungsfördernde oder Verminderung gerinnungshemmende Faktoren,
- Störungen der Fibrinolyse
- rheologische Störungen mit arterieller Hyper- bzw. venöser Hypozirkulation
- lokale Veränderungen der Blutgefäße
- Atherosklerose oder Entzündungen
- Störung der Blutströmung
Einige Ursachen der Thrombophilie (erblich und / oder erworben)
[Bearbeiten]- APC-Resistenz (Faktor-V-Leiden-Mutation, seltener Faktor-V-Cambridge)
- Prothrombinmutation G20210A (Faktor II)
- Protein-C-Mangel
- Protein-S-Mangel,
- Antithrombin-Mangel
- Antiphospholipid-Antikörper
- Persistierend erhöhter Faktor VIIIc
- Mutationen am Thrombomodulin THBD-Gen
Fragebogen
[Bearbeiten]Laborwerte
[Bearbeiten]Parameter Häufigkeit Häufigkeit bei Pat.mit Thrombophilie Thromboserisiko ------------------------------------------------------------------------------------------ Antithrombin 0,07 - 0,16 % 1 - 3 % Heterozygot: 5 - 20 fach Protein C 0,2 - 0,4 % 3 - 5 % Heterozygot: 5 - 14 fach Protein S 0,03 - 0,14 1,5 % Heterozygot: 2 - 14 fach APC-Resistenz 3 - 15 % 20 - 50 % Heterozygot: 3 - 8 fach Homozygot : 50-100 fach Prothrombin 1 - 2 % 4 - 7 % Heterozygot: 2 - 3 fach Polymorphismus Homozygot : 15- 20 fach Faktor 8 11 % 2 - 5 fach Aktivität Homocystein 5 - 10 % 10 - 25 % 3 - 4 fach bei Homocystein >20 Phospholipid 5 - 10 % - 30 % 2 - 10 fach Antikörper
Beispiel einer Thrombophilie Diagnostik
[Bearbeiten]Parameter Messwert Normalwert --------------------------------------------------------------------- Homocystein 15,7 nmol/ml < 12,0 APC-Sensitivität 0,92 APC-Ratio > 0,85 Grauzone 0,74 - 0,85 Antithrombin 18-34 mg/dl Protein C >150 % 70 - 140 Protein S funktionell 83 % 52-128 Lupusantikoagulans negativ negativ ( DRVVT-Test ) aPTT 30,7 sec 26-36 sek Autoantikörper Cardiolipin-IgG < 0,50 GPL-U/ml < 10 Grauzone < 40 Cardiolipin-IgM 2,00 MPL-U/ml < 10 Grauzone < 40 Humangenetik Faktor 5-Gen Leiden Mutation G169 1A nicht nachweisbar nicht nachweisbar ( Anmerkung: Eine APC Resistenz kann auch durch andere Faktor 5 Mutationen verursacht werden ) Prothrombin-Gen, Mutation G202010A nicht nachweisbar nicht nachweisbar
Fragen
[Bearbeiten]Welche Thrombophiliediagnostik ist unter Marcumartherapie sinnvoll ?
Wie hoch ist die Blutungsgefahr unter therapeutischer Gabe von Heparin ?
Wie hoch ist die Blutungsgefahr unter therapeutischer Gabe von Clexane ?
Wie hoch ist die Blutungsgefahr unter ASS , Clopidrogel und therapeutischer Gabe von Clexane ?
Bridging
[Bearbeiten]Unter Bridging bei Herzpatienten versteht man die Überbrückung einer laufenden Gerinnungsbehandlung wegen eines notwendigen medizinischen Eingriffes:
Unter laufender oraler Antikoagulation OAK muss man sowohl das Blutungsrisiko des Eingriffes, als auch das Thrombembolierisiko, das zur Gerinnungstherape geführt hat, prüfen. Bei hohem Blutungsrisiko wird man die OAK unterbrechen, bei niedrigem Risiko sollte diese fortgeführt werden. Bei hohem Thrombembolierisiko (CHA2DS2VASc-SCORE, mechanischer Klappenersatz) ist ein Bridging erforderlich, bei niedrigem Risiko kann dieses entfallen.
ZielINR bei elektiven Eingriffen
[Bearbeiten]OP-Art Ziel-INR ------------------------------- Zahnextraktion < 2,5 kleine OP < 2 große OP < 1,5
operative Eingriffe mit einem geringen Blutungsrisiko
[Bearbeiten]- Zahnextraktionen, Zahneingriffe
- Schrittmacherimplantationen
- ICD Implantationen
- Batteriewechsel
- Punktion komprimierbarer Gefässe
- Kataraktoperationen
- diagnostische Endoskopie
- TEE
- dermatologische Chirurgie
- Skrotalchirurgie
- Hernienchirurgie
Pleurapunktionen ??
operative Eingriffe mit einem hohen Blutungsrisiko
[Bearbeiten]- Punktion nicht komprimierbarer Gefaesse
Überlegung zu einer perioperativ Gerinnungstherapie
[Bearbeiten]Risiken die für eine Antikoagulation sprechen
- TVT Risiko
- Lungenembolierisiko
- Zerebrales Embolierisiko
- bei Vorhofflimmern
- bei Klappenersatz
- Klappenthrombose
- bei Klappenersatz
Risiken die gegen eine Antikoagulation sprechen
- Blutungsrisiko
- bei kleinem Eingriff
- bei großem Eingriff
Literatur
[Bearbeiten]- Kearon, C., Hirsh, J. (1997).
- Management of Anticoagulation before and after Elective Surgery.
- NEJM 336: 1506-1511
- Management of Anticoagulation before and after Elective Surgery.
Links
[Bearbeiten]Fallbeispiele Bridging
50er Regel für invasive Eingriffe
[Bearbeiten]Quick > 50 % Thrombos > 50000 PTT < 50 sek
Sind diese Voraussetzungen erfüllt, dann ist ein invasiver Eingriff möglich.
Bridging mit Heparin
[Bearbeiten]Zum perioperativen Bridging von Marcumarpatienten ist Heparin aus 2 Gründen besser geeignet als NHM
- Man kann die Dosis an Hand der PTT besser steuern
- Man kann es leicht mit Protamin antagonisieren
Dosierung siehe weiter unten Innere_Medizin_kk:_Gerinnung#Bridging_bei_Marcumarpatienten
Heparintherapie
[Bearbeiten]Siehe Innere_Medizin_kk:_Heparin#Art_der_Anwendung_Dosierung
Therapie bei Blutungen, die durch Gerinnungsstörungen ausgelöst wurden
[Bearbeiten]- Hypothermie
- eine Körpertemperatur < 34 Grad C hat einen gerinnungshemmenden Effekt
- Körpertemperatur anheben
- eine Körpertemperatur < 34 Grad C hat einen gerinnungshemmenden Effekt
- Azidose
- ein pH < 7,2 hat einen gerinnungshemmenden Effekt
- Azidose ausgleichen
- ein pH < 7,2 hat einen gerinnungshemmenden Effekt
- Hypocalcämie
- ein Calcium < 1 mmol/l hat einen gerinnungshemmenden Effekt
- bei Massentransfusionen Calcium ersetzen (Citrat!)
- ein Calcium < 1 mmol/l hat einen gerinnungshemmenden Effekt
- Erythrozytenkonzentrate
- bei HT < 20 % ist die Gerinnung stark reduziert
- EKs transfundieren
- bei HT < 20 % ist die Gerinnung stark reduziert
- Cyklokapron® (Tranexamsäure)
- Antifibrinolytikum , schützt den Thrombus vor der Lyse
- wenig benutzt, gut verträglich , zb bei Hyperfibrinolyse
- Dosis Bolus 10 - 30 mg/ kg KG
- Perfusor 1 - 2 mg / kg KG h
- Dosis Bolus 10 - 30 mg/ kg KG
- Minirin® (DDAVP)Desmopressin
- Aktiviert die Thrombos unspezifisch und setzt vWF aus dem Endothel frei
- Protamin
- Antidot für unfraktioniertes Heparin
- auch bei niedermolekularen Heparinen als Teilantagonist wirksam
- Haemocomplettan® P (Fibrinogen)
- Fresh Frozen Plasma
- Komplette Sammlung aller Gerinnungsfaktoren
- Thrombozytenkonzentrate
- Thrombos < 30000
- auch bei schweren Thrombozytenfunktionsstörung einsetzbar
- PPSB (z.B. Beriplex® P/N)
- Faktoren 2,7,9,10 Marcumarantidot
- Novoseven® (rFVIIa) rekombinierter Faktor 7
- Aktiviert die plasmatische Gerinnung und die Thrombos
- sehr teuer
- Aktiviert die plasmatische Gerinnung und die Thrombos
- Fibrogammin® P (FXIII)
- vernetzt die Fibrinfäden zu einem stabilen Gerinnsel
- Haemate® P (FVIII-vWF)
- Von Willebrand syndrom
Gerinnungslabor
[Bearbeiten]- schöne Übersicht über alle Gerinnungslaborwerte