Kajak/ Wildwasser
Allgemeines
[Bearbeiten]Im Wildwasser kommt als Besonderheit des Paddelns die Strömung hinzu. Kräfte wirken auf das Kajak und das Paddel selbst wenn man nichts tut. Hinzu kann durch Lufteinschluß die Eigenschaft des Wassers verändert, und der Auftrieb vermindert sein.
Wasser kann nicht nur von der Oberfläche zum Grund und umgekehrt strömen, sondern auch flußaufwärts (Kehrwasser). Das Erkennen der Strömungen und der Hindernisse, die sie hervorrufen ist notwendig, wie z. B. die Einschätzung von Kaskaden, Stromschnellen, Walzen, Fällen und anderen Stellen des Wildwassers.
Die Planung ist essentiell, und man muß immer den zu befahrenden Bereich einsehen können oder durch Scouting vorher eingeschätzt haben.
Beim Wildwasserkajaking werden grundsätzlich ein Helm getragen und ein Wurfsack mitgeführt.
Wildwasserkajak
[Bearbeiten]Wildwasserkajaks sind meist aus Polyethylen für höhere Stabilität und kurz für eine höhere Beweglichkeit, Wettkampfboote je nach Disziplin auch laminiert. Sie besitzen kein Steuer, haben aber für die Füße eine Prallplatte und Auftriebskörper statt Abschottungen.
Nach einer Kenterung kann man bei manchen Kajaks über eine Lenzschraube (Verschlußstopfen), meistens am Heck, Wasser aus dem Bootsinnern ablaufen lassen (= lenzen).
Je nach spezieller Verwendung gibt es unterschiedliche Variationen, z. B. Creeker, Freerider (Funcruiser), Riverrunner, Rodeoboot (Playboat), Slalomboot, Squirter.
Als Breitensport wird River Running aus reinem Vergnügen ausgeübt. Playboating (ehemals Kanurodeo) ist auch eine Variante und Trainingsform der Breitensportler. Wettkämpfe auf dem Wildwasser werden in den Disziplinen Freestyle, Wildwasserrennsport, Kanuslalom, Extreme Racing und Squirtboating ausgeübt.
Techniken
[Bearbeiten]Lesen des Wassers
[Bearbeiten]Wichtig ist das richtige Erkennen der unterschiedlichen Strömungsformen.
Paddeltechniken
[Bearbeiten]Neben dem Erkennen der Hindernisse (dem Lesen), gibt es auch spezielle Techniken für das Paddeln in der Strömung. Das Ein- und Ausfahren beim Kehrwasser ist essentiell. Mit der Seilfähre oder Traverse paddelt man auf Flüssen von einer Seite zur anderen Seite.
Rettungstechniken
[Bearbeiten]Neben dem passenden Material: Schwimmweste, Helm, Pfeife, Messer, Wurfsack mit Rettungswurfleine, Karabiner, Umlenkrollen, etc. sollte auch deren Benutzung geübt sein. Der Lehrvideoklassiker von 1990: 'Dr. Throwline' auf der Seite von Horst Fürsattel http://www.paddle-people.com/tipp/ zeigt den Umgang mit einem Wurfsack.
Wildwasserstrecken
[Bearbeiten]Zum Trainieren und für Wettkämpfe kann man sich einer künstlichen Strecke in einer Wildwasseranlage bedienen z. B. der Augsburger Eiskanal: http://www.kanuzentrum-augsburg.de/, http://www.kanu-schwaben-augsburg.de/.
Neu erbaut wird in Markkleeberg eine Wildwasserstrecke im Leipziger Neuseenland. Siehe http://www.wildwasser-markkleeberg.de/.
Andere künstliche Strecken sind etwa die Kanusport-Anlage Bischofsmühle in Hildesheim http://www.ksgh.de/, der Kanal in Sömmerda http://www.kc-soemmerda.de/ und der Wildwasserpark Hagen-Hohenlimburg http://www.kanu-club-hohenlimburg.de/. Weitere Kanuslalomtrecken sind zu finden unter http://www.kanustrecken.de/. Eine gute natürliche Wildwasserstrecke ist die Oker im Harz http://www.rainriders.de/.
Wildwasserschwierigkeitsgrade
[Bearbeiten]Zur Einteilung der Schwierigkeit des Wildwassers gibt es eine Wildwasserschwierigkeitsskala der International Canoe Federation , wobei hier vor allem die Erkennbarkeit der Durchfahrten, die Hindernisse, die Wassermenge (Durchfluss in m³/s) und Gefälle eine Rolle spielen.
Man unterscheidet bei der International Canoe Federation (ICF) sechs, meist mit römischen Zahlen nummerierte Schwierigkeitsgrade: Von WW I 'unschwierig' bis WW VI 'Grenze der Befahrbarkeit'.
Definition gemäß dem Deutschen Kanu Verband und ICF:
Grad | I | II | III | IV | V | VI |
---|---|---|---|---|---|---|
im Wort | unschwierig | mäßig schwierig | schwierig | sehr schwierig | äußerst schwierig | Grenze der Befahrbarkeit |
Sicht | frei | freie Durchfahrten | übersichtliche Durchfahrten | Durchfahrten nicht ohne weiteres erkennbar, Erkundung meist nötig | Erkundung unerlässlich | im allgemeinen unmöglich, bei bestimmten Wasserständen eventuell fahrbar, hohes Risiko! |
Wasser | regelmäßiger Stromzug, regelmäßige Wellen, kleine Schwälle | unregelmäßiger Stromzug, unregelmäßige Wellen, mittlere Schwälle, schwache Walzen, Wirbel und Presswasser | hohe, unregelmäßige Wellen, größere Schwälle, Walzen, Wirbel und Presswasser | hohe andauernde Schwälle, kräftige Walzen, Wirbel und Presswasser | extreme Schwälle, extreme Walzen, Wirbel und Presswasser | |
Flussbett | einfache Hindernisse | einfache Hindernisse im Stromzug, kleinere Stufen | einzelne Blöcke, Stufen, andere Hindernisse im Stromzug | Blöcke versetzt im Stromzug, höhere Stufen mit Rücksog | enge Verblockungen, hohe Gefällstufen mit schwierigen Ein- und Ausfahrten |
Seit der Veröffentlichung 1979 unterliegen die Bewertungen von Gewässern nach der Wildwasserschwierigkeitsskala permanenter Veränderung. Da Fortschritte in der Fahrtechnik und Weiterentwicklungen der Ausrüstung die Befahrung von immer schwierigeren Gewässern ermöglichen, verschiebt sich die Bewertung regelmäßig. Abweichend von ähnlichen Schwierigkeitsskalen (z. B. die Bewertungsskala der UIAA im Klettersport), die Erweiterungen nach oben vorsehen, sind Bewertungen nach der Wildwasserschwierigkeitsskala stets vom Zeitpunkt der Bewertung abhängig. Des weiteren können sich die Schwierigkeitsgrade je nach Wasserstand von den angegebenen Bewertungen erheblich unterscheiden.
Literatur
[Bearbeiten]Ein sehr gutes Buch ist "Kayak: The Animated Manual of Intermediate and Advanced Whitewater Technique" von William J. Nealy in Menasha Ridge Press http://www.menasharidge.com/, ISBN 0-89732-050-6
Online gibt es das Video "Dr. Throwline" von 1990 zum Gebrauch des Wurfsacks unter http://www.paddle-people.com/2/service/tipps/dr-throwline/dr-throwline.htm Das 15 Minuten Video gibt es auch bei http://www.gertspilker.de/ vom http://www.kanu-outdoor-center.de/ auf SVCD auf http://stores.ebay.de/Kanu-Outdoor-Center .
DVDs sind z. B. "Whitewater Kayaking" Whi02. Etwas spezieller im gleichen Verlag gibt es "Playboating" Whi03. "Whitewater Self Defense" Dav04b. Im gleichen Verlag gibt es "Breakthru!" und "The River Runner's Edge" For05. Von http://www.jacksonkayak.com/ gibt es "Kayaking with Eric Jackson (Strokes, Concepts, and Bombproofing Your Roll)" Jac02, "EJ's Playboating Basics" und "Advanced Playboating", "EJ's River Running Basics" und EJ's River Running Advanced".
Ausbildung
[Bearbeiten]Der VDKS bietet viele Wildwasserlehrgänge an.