Klettern/ Klettertechnik

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In diesem Themenbereich werden Techniken beschrieben, mit denen sich Kletterprobleme lösen lassen: Unterschiedliche Möglichkeiten, Griffe festzuhalten, den Fuß auf Tritte zu setzen, den Körper am Fels zu halten, ohne runterzufallen, den nächsten Griff zu erreichen (auch wenn es so aussieht, als sei er zu weit weg) und Techniken zum kraftsparenden Klettern.

Aufbauend auf diese Grundlagen der Klettertechnik werden anschließend taktische Situationen und Überlegungen betrachtet, so dass ein strategischer Ansatz beim Klettern den Einsatz der Technik abrundet.

Grundsätzliches[Bearbeiten]

  • Klettern unterscheidet sich von anderen Sportarten dadurch, dass es keine vorgeschriebenen Bewegungsabläufe gibt, wie beispielsweise beim Schwimmen. Die einzigen Regeln, die man zu beachten hat, sind die Naturgesetze. So sind die folgenden Punkte nur Vorschläge und Tipps, die man je nach den eigenen körperlichen Gegebenheiten einsetzt. Beispielsweise wird jemand mit 2,00 m Körpergröße eine Schlüsselstelle anders bewältigen als jemand, der kleiner, dafür auch leichter ist.
  • Jede Bewegung könnte man in drei Phasen unterteilen, die aber oft ohne Pause direkt ineinander übergehen:
    • 1. Aus einer stabilen Position heraus den nächsten Griff/Tritt aussuchen.
    • 2. Arm/Bein bewegen und auf neuen Griff/Tritt setzen.
    • 3. Körper bewegen, Schwerpunkt verlagern und wieder eine stabile Position erreichen.
  • Zu 1.: Aussuchen
    • Erst denken, dann klettern: "Das Gehirn ist der wichtigste Muskel beim Klettern" (Wolfgang Güllich). Zu Beginn ist es sicherlich nicht leicht, eine Route abzuschätzen. Aber je größer der "Vokabelschatz" an Bewegungsabläufen wird, desto besser kann man eine Schlüsselstelle vorher planen.
    • Es ist durchaus normal 70-90% der Aufmerksamkeit den Füßen zu widmen. Da der Mensch eher haptisch-orientiert ist, fällt es normalerweise nicht schwer, sofort einen brauchbaren Griff in Reichweite auszusuchen. Bei den Füßen ist dies weitaus ungewohnter, zudem entscheidet ein guter Tritt weitaus mehr über eine effiziente Fortbewegung als ein Griff.
  • Zu 2.: Neuer Griff/Tritt
    • Immer den Schwerpunkt so verlagern, dass die zu bewegende Hand bzw. der Fuß vorher unbelastet ist. Klingt zwar trivial, ist aber in der Praxis oft nicht einfach und führt so zu pendelnden und unschönen Bewegungen.
    • Hände und Füße überlegt und unter Beobachtung setzen. Oft macht man den Fehler, nur die Hände beim Greifen anzusehen und mit den Füßen blind "rumzustochern". Für den Anfang sollte man sich eher vornehmen, den Kopf unten zu lassen und die Füße zu beobachten und nur kurz bei einer Handbewegung nach oben zu sehen.
    • Nicht zu hoch greifen, nicht zu hoch treten. Kurze Züge ermüden weniger und sind für den Körper weniger belastend als ganz lange Züge.
    • Immer versuchen, einen Griff/Tritt möglichst formschlüssig zu umfassen. Je mehr Auflagefläche, desto weniger Kraft benötigt man zum festhalten.
  • Zu 3.: Körper bewegen
    • Bewegung: Den Körper mit den Füßen verschieben, nicht mit den Armen ziehen. Also eigentlich so bewegen, als ob man eine Treppe hinaufsteigt. Auf diese Weise ermüdet man sehr viel weniger.
    • Neue Position: Der Körperschwerpunkt, vor allem die Hüfte, sollte möglichst nahe an der Wand sein. Auch sollte der Schwerpunkt immer zwischen den Füßen gehalten werden, nicht außerhalb, man sollte also eher breitbeinig stehen. Auf diese Weise kann man oft (an einer nicht überhängenden Wand) so stabil stehen, dass man sich freihändig hinstellen könnte.
    • Dreipunktregel: Optimal wäre es, immer mit drei Gliedmaßen Kontakt mit der Wand zu haben und die vierte zum neuen Griff/Tritt zu bewegen. Oft gibt es aber beim Sportklettern Schlüsselstellen, an denen aber nur zwei oder gar nur eine Konktaktstelle möglich ist.
    • Je stärker eine Wand überhängt, desto mehr muß man darauf achten, dass das Körpergewicht nicht mit gebeugten Armen gehalten wird, sondern die Arme gestreckt werden. Grundsätzlich sollte aber möglichst viel Körpergewicht auf den Füßen liegen.
  • Schlüsselstellen zügig angehen. Rumprobieren und Suchen nach Griffen, während man mit gebeugten Armen in einem Überhang hängt, ermüdet sehr schnell.

Grifftechniken[Bearbeiten]

Obergriff, mit aufgestellten Fingern
Untergriff
Zangengriff
Aufleger
Seitgriff, hier ist es die Kante der Wand
Stützen, in einem Kamin. Mit der rechten Hand wird nach schräg unten gedrückt, um den rechten Fuß zu entlasten.

Man sollte immer kraftsparend greifen. Griffe sind keine Zitronen – man muss sie nicht auspressen, sondern nur so viel Kraft anwenden, wie erforderlich ist, um nicht runterzufallen. Das ist weniger als man denkt. Beim Bouldern in Absprunghöhe kann man das ausprobieren. Einen Griff sollte man möglichst formschlüssig umfassen, also auch den Daumen mitbenutzen. Oft kann man einen Griff auch auf mehrere Arten greifen, dabei sollte man auch die Zugrichtung und die Veränderung des Zugwinkels nach der Verlagerung des Körperschwerpunktes berücksichtigen.

Griffarten:

  • Obergriff
Auch Henkel genannt. Man greift wie auf einer Leitersprosse und zieht nach unten. Trotzdem keinen Klimmzug machen, sondern immer versuchen, sich hauptsächlich mit den Füßen hochzudrücken.
  • Untergriff
Falls kein Griff in normaler Höhe vorhanden ist, tief greifen und sich so hochdrücken.
  • Seitgriff
Der Griff ist nicht als Ober- oder Untergriff zu belasten, sondern nur mit seitlichem Zug. Aber mit passendem Schwerpunkt klappt das auch, besonders, wenn man eingedreht ist.
  • Klammergriff / Zangengriff
Hier wird der Griff zwischen Fingern und Daumen genommen, wenn er nicht anders zu belasten ist.
  • Aufleger (Sloper)
Ein Sloper ist das Äquivalent zu einem Reibungstritt. Er ist zu groß, um ihn sicher umschließen zu können, man kann nur die Hand möglichst formschlüssig auflegen. Das klappt dann gut, wenn man den Griff nur nach unten (oder oben) belastet und nicht seitlich.
  • Risse klemmen
Möglichst viele Finger in den Riss schieben und verklemmen. Risse sind sehr unterschiedlich, mal nur fingerbreit, mal passt die komplette Hand hinein. So muß man oft einfach rumprobieren, um eine effektive und schmerzarme Position zu finden.
  • Stützen und Ziehen
Hier wird der Griff benutzt, um den Körperschwerpunkt zu verschieben, beispielsweise um einen Fuß zu entlasten.

Grifftechniken (Fingerstellung):

  • Aufstellen
  • Gestreckt (Griff nur mit den Fingerspitzen halten und die Finger lang lassen; weniger verletzungsanfällig als Aufstellen)

Tritttechniken[Bearbeiten]

Bei Tritttechniken spielen die Schuhe eine große Rolle. Je härter der Schuh ist und je enger er sitzt, desto leichter lassen sich kleine Leisten treten. Weiche Schuhe sind für Reibungstritte besser geeignet. Die folgenden Anmerkungen gelten aber grundsätzlich für harte, weiche, enge und weite Schuhe.

Fußstellung[Bearbeiten]

Der Kletterschuh sollte im Großzehbereich auf einen Tritt platziert werden. Damit ist ein Drehen am Tritt möglich, um zum Beispiel von einer frontalen (Froschstellung) in eine eingedrehte Körperposition wechseln zu können, ohne dabei den Fuß anzuheben oder abzurutschen. Es sollte vermieden werden Tritte mit dem Außenrist oder Innenrist anzusteigen, jedoch erfordern spezielle Klettersituationen auch dieses. Zusätzlich steht der Fuß möglichst rechtwinklig zur Wand. Bei kleinen Tritten geht die Ferse nach oben, um mehr Druck auf der Fußspitze aufzubauen.

Reibungstritte[Bearbeiten]

Ein Reibungstritt ist ein schräg nach außen geneigter Tritt mit ebener Oberfläche. Der Schuh haftet nur aufgrund der Sohlenreibung. Um die Reibung zu erhöhen, sollte man versuchen, möglichst viel Sohlenfläche auf dem Reibungstritt zu platzieren. Dazu senkt man die Ferse ab, bis die Fußsohle parallel zur Trittoberfläche ist. Nachdem der Fuß auf den Tritt gesetzt und belastet wurde, darf er nicht mehr bewegt werden, da sonst die Reibung drastisch abnehmen kann (Wechsel von der Haftreibung zur deutlich geringeren Gleitreibung).

Leisten[Bearbeiten]

Eine Leiste ist ein schmales Band, das aus dem Felsen oder Kletterwand hervorsteht. Die Oberfläche ist meist nicht so schräg, dass der Fuß abrutschen könnte. Leisten sind oft klein. Das Problem besteht darin, den Fuß auf einen kleinen Platz zu setzen.

Antreten auf kleinen Leisten:

  • Fuß seitlich setzen
  • Aufrollen
  • Ferse hoch, um Druck auf Zehen zu erhöhen.

Foothook[Bearbeiten]

Heel-Hook, rote Pfeile zeigen die belasteten Griffe

Man hakt sich mit der Ferse hinter einen Griff/eine Kante und kann somit bei einem Zug Kraft sparen, eine Gewichtsverlagerung erreichen oder auch eine Hand zum Ausschütteln freibekommen.

Foothooks werden meist sehr hoch angesetzt, Tritt und Griff befinden sich fast auf gleicher Höhe. Arme und Beine werden genau invers zum Eindrehen belastet. Mit dem der Wand zugewandten Arm und dem der Wand abgewandten Fuß hält man sich fest. Der abgewandte Arm kann nun zum Weitergreifen benutzt werden. Vorteilhaft kann es sein, das Weitergreifen in einer Drehbewegung um die Längsachse auszuführen und mit dem hängenden Fuß Schwung zu holen. Alternativ kann der Fuß auch benutzt werden, um sich von der Wand wegzudrücken oder zu stabilisieren.

Bei einem Foothook kann man zwei Varianten unterscheiden:

  • Heel-Hook, ein Hook mit der Ferse
  • Toe-Hook, ein Hook mit den Zehen

Sollte der Tritt glatt sein und von der Form passen, kann auch versucht werden, mit der Kniekehle einzuhaken oder den kompletten Unterschenkel aufzulegen. Da nur der Oberschenkel anstatt des kompletten Fußes belastet wird, ist der Hebelarm kürzer und man entwickelt viel mehr Kraft. Passende Situationen sind aber die Ausnahme und finden sich eher an künstlichen Wänden.

Schwerpunktlage[Bearbeiten]

Wie in den Grundlagen bereits erwähnt, ist das Spiel mit dem Schwerpunkt eine der zentralen Eigenschaften des Kletterns. Der Schwerpunkt spielt bei zwei Phasen eine wichtige Rolle:

  • Passende Platzierung des Schwerpunkts für eine stabile Grundposition.
  • Entlastung des zu bewegenden Armes/Beines durch Verlagerung des Schwerpunktes.

Ist der Schwerpunkt nicht optimal gelagert, hat dies folgende Auswirkungen:

  • Unnötiger Kraftaufwand.
  • Gefühl der Unsicherheit durch eine instabile Position.
  • Falsche Belastung der Griffe/Tritte, u.U. Abrutschen.
  • Herausdrehen aus der Wand, dies wird oft auch als "offene Tür" bezeichnet.

Wichtige Bewegungsabläufe[Bearbeiten]

Lösung bestimmter Probleme, Kraft sparen

Frontal klettern[Bearbeiten]

Ein frontaler Bewegungsablauf ist quasi der Normalfall einer Bewegung. Man klettert über eine Stelle wie auf einer Leiter oder Treppe. Möglichst nur aus den Füßen heraus drücken, sonst sind keine "Tricks" nötig.

Eindrehen[Bearbeiten]

Eingedrehte Kletterstellung. Rote Pfeile zeigen die Belastungs-Richtung, Linker Fuß stützt nur gegen das Rausdrehen ab, Rechte Hand bereits am Ziel-Griff.

Durch das Eindrehen des Rumpfes, der Hüfte, Beine und Füße - also auch der Fußstellung - kann man die Reichweite der Arme beim Klettern regulieren.

Grundsätzlich ist der Unterschied, dass man sich nicht frontal an der Wand festhält, sondern eine Körperseite der Wand zudreht. Dadurch, dass so die Schulter näher an die Wand kommt, gewinnt man wenige Zentimeter zusätzlich in der Griffhöhe.

Belastet wird die der Wand abgewandte Hand und der der Wand zugewandte Fuß. Mit dem anderen Fuß wird ein Gegendruck ausgeübt, um das Rausdrehen zu verhindern und die Lage zu stabilisieren.

Während weit Fortgeschrittene diese Technik trainiert nutzen, um am langen Arm kraftsparend zu klettern, wenden Kletteranfänger und leicht Fortgeschrittene das Eindrehen häufig zu stark oder, falls sie das Eindrehen nicht kennen, gar nicht an.

Nicht Anwenden führt zu Reichweiteneinschränkung, während zu starke Anwendung die Reichweite derart erhöhen kann, dass man häufiger zu weit unten ohne korrekten, sicheren belasteten Stand der Füße dann aber auch in gebeugten Armen hängt. Dies ist dann kraftraubend.

Eine eingedrehte Position ist auch gut geeignet, eine Expresse zu klinken, den freien Arm auszuschütteln oder eine Stelle der Route zu überwinden, wo Griffe und Tritte nicht senkrecht übereinander angeordnet sind.

Froschtechnik[Bearbeiten]

Frosch-Stellung, mit einer Hand weiter nach oben gegriffen.

Sieht idealisiert so aus:

  • Frontal zur Wand stehen.
  • Mit gestreckten Armen nach oben greifen und halten.
  • Mit den Füßen nach oben treten. Der Körperschwerpunkt bewegt sich dabei nicht. Die Beine sind jetzt gebeugt.
  • Über die Füße aufstehen. Die Beine tragen das gesamte Körpergewicht. Die Hände verhindern nur, dass man nach hinten aus der Wand kippt. Nicht an den Armen nach oben ziehen.
  • Sobald die Beine gestreckt sind, mit den Armen weitergreifen. Von vorne.

Offene Tür stabilisieren[Bearbeiten]

Als offene Tür bezeichnet man die Situation, wenn man sich in einer seitlichen Drehung ungewollt von der Wand wegkippt. Dies passiert, wenn man Hand und Fuß auf der gleichen Seite belastet, der Griff aber weiter aussen als der Tritt ist.

Sollte keine andere Griff/Trittwahl möglich sein, beispielsweise durch Eindrehen, kann man versuchen, die offene Tür durch Hinterkreuzen zu stabilisieren.

Wie auf dem Bild zu sehen ist, entsteht durch den Griff/Tritt auf der rechten Seite eine offene Tür. (Linke Hand wird gerade nicht benutzt.) Nun wird der linke Fuß hinter dem rechten vorbeigeführt und nur gegen die Wand gedrückt. Durch diesen Gegendruck wird das Herausdrehen verhindert und man kann in aller Ruhe mit der linken Hand den nächsten Griff aussuchen.

Dynamische Züge[Bearbeiten]

Hierbei geht es um das dynamische Weitergreifen. Man startet mit langen Armen und in angehockter Haltung. Der Zielgriff sollte gut angepeilt werden. Explosionsartig drückt man sich mit den Beinen, unterstützt durch die Zugkraft der Arme, nach oben und greift weiter zum Zielgriff. Ein solcher Doppel-dynamo ist ein sehr "kraftbetonter" Kletterzug.

(Dynamo, Doppeldynamo)

Als idealer Zeitpunkt zum Umgreifen während der Durchführung eines dynamischen Zugs zeigt sich der tote Punkt (Umkehrpunkt) nach [Neu03]:

Definition

Greifen und einfach nicht mehr loslassen... dann hocharbeiten. Wie lässt sich dies unterstützen?

Körpereinsatz, Körperwelle nach [Neu03]: mehr dazu weiter hinten im Text...

Problem der dynamischen Züge: Rückzug in letzte Ruheposition ist nur erschwert möglich bis eventuell unmöglich. Ableitungen aus diesem Sachverhalt für Kletterfluss, strategische Routenbetrachtung, Psyche.

Gerade dynamische Züge erfordern es, sachgemäß den Körper vor der Kletteranstrengung aufzuwärmen und eine entsprechende Funktionsgymnastik durchzuführen. Vernachlässigung dieser Vorbereitung resultiert in einem unnötig höheren Verletzungsrisiko.

Beachtet werden sollte dabei, dass die Bewegung idealerweise nicht ruckartig ausgeführt werden sollte, sondern es sollte sich um eine flüssige weite Ausholbewegung zur Einleitung des Dynamos handeln. Hektische, ruckartige Bewegungen irritieren den Muskel und können auch deshalb zu Verletzungen führen. Daher sollte man, wenn dies situationsbedingt möglich ist, mit dem Arm oder Armen über den Rücken hinweg Schwung holen und aus der Bewegung heraus den ganzen Körper entsprechend dem Körperwellenprinzip beschleunigen. Das kostet weniger Kraft und ist schonend für Fingersehnen beim kontrollierten Blockieren des Zielgriffes.

Spezielle Bewegungsabläufe[Bearbeiten]

Für bestimmte Probleme (Risse, Kamine ...)

Durchstützen[Bearbeiten]

Stützen, im Kamin.

Durchstützen oder auch Stützen nennt man einen Bewegungsablauf, der nur in einer Verschneidung (d.h. die Innenseite einer Ecke, z.B. eine Zimmerecke) oder Kaminen möglich ist.

Anstatt die Arme auf Zug zu belasten, wird nun für eine Hand ein Griff auf Hüfthöhe, optimalerweise etwas nach hinten versetzt, gesucht. Dieser Griff sollte mit möglichst ausgestrecktem Arm zu belasten sein.

Wenn der Griff belastet ist, kann der gleichseitige Fuss entlastet werden und auf einen höheren Tritt gesetzt werden. Die Hand kann nun wieder nach vorne genommen werden, um die Schwerpunkt zu stabilisieren und die gleiche Bewegung auf der anderen Körperseite vorbereiten.

Da man in einer Verschneidung oft freihändig stehen kann, bietet diese Technik bei guter Beherrschung die Möglichkeit, sich mit relativ geringer Anstrengung fortzubewegen.

Klimmzug[Bearbeiten]

Der Klimmzug, also das Hochziehen nur an den Armen, wird nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Eigentlich sollte man Klimmzüge vermeiden, da sie fast immer unnötig Energie verschwenden. So ist er eher als ultima Ratio zu sehen.

Piazen (Rissklettern)[Bearbeiten]

Piazen an einem Riss. Die roten Pfeile zeigen die Richtung der Belastung

Beim Piazen handelt es sich um eine Klettertechnik, bei der durch Gegenstemmen des Körpers von der Kletterwand weg Halt an einem Riss oder einer Kante gesucht wird. Der Name geht auf den italienischen Bergführer Tita Piaz (den "Teufel der Dolomiten") zurück, der die Methode entwickelte. In Frankreich führt man sie auf den deutschen Bergsteiger Dülfer zurück, deshalb spricht man dort von "la methode dülfer". Die ausgesprochen spektakuläre Technik verlangt viel Kraft, vor allem in längeren Passagen. Je näher die Füße an den Händen sind, desto mehr Kraft braucht man. Je weiter die Füße von den Händen entfernt sind, desto mehr Reibung braucht man an den Füßen.

Falls an einem schmalen Riss gepiazt wird, Hände und Füße also in einer senkrechten Linie liegen, besteht die Gefahr einer offenen Tür. Dies kann durch Hinterkreuzen oder Abstützen kompensiert werden. Bei einem kontinuierlichen Riss sollte man Hände und Füße in kurzen Abständen abwechselnd verschieben, anstatt in großen Abständen übereinander zu greifen. So wird die Lage nochmals stabilisiert.

Rissklettern[Bearbeiten]

Kaminklettern[Bearbeiten]

Ein Kamin ist ein mehr als körperbreiter Riss. Zwei Möglichkeiten sich in einem Kamin nach oben zu bewegen sind folgende:

  • Man drückt sich mit dem Rücken gegen die eine Wand und mit den Füßen gegen die andere. Mit den Händen drückt man sich nach hinten von der Wand ab, um mit dem Rücken nach oben rutschen zu können. Danach kann man bequem mit den Füßen die Wand gegenüber hochlaufen.
  • Man stellt einen Fuß nach hinten gegen die Wand und einen nach vorne. Zur Gewichtsverlagerung, um die Füße höher setzen zu können, nutzt man die Hände in jeglicher Form, oder setzt abwechselnd einen Fuß dynamisch nach oben.

Sollten sich in dem Kamin allerdings auch kleine Tritte finden, kann eine Kombination mit anderen Techniken, z. B. Durchstützen, das Vorankommen beschleunigen.

Dachklettern[Bearbeiten]

Für Aussenstehende mag es spektakulär und skurril aussehen, aber mit etwas Übung ist es durchaus möglich, auch Unter-Dach zu klettern, also wie ein Insekt an der Decke zu hängen. Hier sind allerdings ein paar Besonderheiten zu beachten:

  • Je stärker eine Wand überhängt, bzw. in die waagerechte übergeht, desto weniger Körpergewicht kann man auf die Füße verlagern. Bei einem "Dach", also einer komplett waagerechten Wand, würde man so zwangsläufig mit den Füßen abrutschen und nur noch an den Armen hängen. Nicht dass das nicht möglich wäre, aber für krafteffizientes Klettern lohnt es sich auch weiterhin, die Füße mit einzusetzen. Eine solche Situation lässt sich lösen, indem man durch Körperspannung versucht, Druck auf die Tritte auszuüben:
    • Zieh-Methode: Man benutzt die Griffe wie normale Obergriffe, hakt aber die Fussspitzen wie in einen Untergriff ein und versucht nun zwischen Händen und Füßen einen Zug aufzubauen.
    • Druck-Methode: Man belässt die Füße in der normalen Stellung wie auf einem Obergriff, wählt aber die Arm-Griffe eher in Hüfthöhe.
Je nach Griff-Situation sind beide Techniken nötig, auch eine Kombination ist möglich, beispielsweise mit einem Fuß zu ziehen, mit einem zu drücken.
Klettern im Dach, hier beim Bouldern
  • Das Hängen ist sehr kraftintensiv, so ist es hier besonders zu empfehlen, Arme immer möglichst ausgestreckt zu lassen.
  • Ein komplett waagerechtes Dach ist der Worst-Case beim Klettern. So sollte hier insbesondere jede Abweichung in der Wand genutzt werden, z. B. wenn es der Routenverlauf erlaubt, mit Füßen in der Nähe von Kanten bleiben, um einen Hook einsetzen zu können.
  • Beim Vorsteigen das Seil nicht auf Zug nehmen (und natürlich auch nicht durchhängen lassen), sondern möglichst kraftfrei sichern. Im ersten Moment nach dem Übersteigen des letzten Hakens mag ein Zug auf dem Seil sehr hilfreich sein, da man so zusätzlichen Druck auf die Füße bekommt. Ist dann aber der nächste Haken zu klinken, gibt der Sicherungspartner das Seil frei, der Druck fällt schlagartig weg und man rutscht mit den Füßen von den Tritten.
  • Sollte man allerdings in einem Dach fallen, hat man immerhin den Vorteil, dass man frei und kaum gegen den Fels fällt. Ist das Felsdach dann allerdings ausserhalb der Reichweite der Arme, ist es nur schwer möglich, wieder an die Wand heranzukommen. Die Gefahr eines Über-Kopf-Sturzes ist hier sehr groß, ein zusätzlicher Brustgurt kann hilfreich sein.

Taktik und Strategie[Bearbeiten]

Als deutschsprachiges Standardwerk der Klettertechnik hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Bewegungstechnik und Bewegungsabläufen, sowie Taktik und Strategie gilt [Neu03].

Um eine Konsistenz zu diesem verbreiteten Lehrwerk anzustreben, werden soweit möglich hier die darin definierten Begriffe identisch verwendet, sowie weitere Definitionen und Erweiterungen der Definitionen von Begriffen aus [Neu03], [Neu04b]vorgenommen.

Zwischen Welle und Peitsche[Bearbeiten]

Als geeignete Metapher für eine Erklärung, Diskussion und Visualisierung von günstigen Bewegungsmustern bei dynamischen Kletterbewegungen benutzt [Neu04b]das Bild der Körperwelle.

Dynamik versus Statik[Bearbeiten]

Dynamik dann, wenn...

  • Statik nicht geht,
  • man keine Kraft mehr hat,

...

Stimmt das? Erklärung, Sinn, Zweck, ...

Warum Dynamik vorziehen/vermeiden?

Warum Statik vorziehen/vermeiden?

Grundsätzlich versucht der Kletterer, sich krafteffizient zu bewegen und kraftraubende Bewegungen zu vermeiden. Statische Züge erfolgen dabei aus einer stabilen Halteposition heraus. Der Kletterer hat einen festen Stand in der Wand und kann in Ruhe nach dem nächsten Griff fassen, diesen fixieren und schließlich den Körper weiterbewegen. Statische Züge kennzeichnen sich dabei durch ihre Reversibilität: Erweist sich der angepeilte Griff als unbrauchbar, so kann der Kletterer sich wieder zurückziehen und nach einem anderen Griff suchen.


Dynamische Züge hingegen ermöglichen in bestimmten Situationen eine größere Reichweite zum nächsten Griff. Man stößt sich ruckartig ab und nutzt den Schwung des Körpers, um im Scheitelpunkt der Bewegung den nächsten Griff zu fassen. Im Gegensatz zur statischen Bewegung lassen sich so weiter entfernte Griffe anpeilen. Die Schwungbewegung des Körpers kann zudem benutzt werden, um vorrübergehend mehr Nachdruck in einen Griff oder Tritt zu bringen, während man nach dem nächsten Haltegriff faßt. Außerdem ist die dynamische Bewegung meistens schneller und kann auch benutzt werden, um eine ungünstig-kraftraubende Position schneller wieder zu verlassen.

Allerdings läuft man bei dynamischen Zügen deutlich größere Gefahr, abzurutschen und zu fallen, wenn man den angepeilten Griff oder Tritt nicht erreicht. Der Kletterer begibt sich in eine instabile Pendelbewegung, die häufig nicht mehr reversibel ist und ihn im Rückschwung (bei verpaßtem Griff oder Tritt) gerne aus der Wand hebelt. Zudem verbraucht ein dynamischer Zug deutlich mehr Kraft, da der Körper quasi vorwärts "geworfen" und am Griff wieder "aufgefangen" wird.


Statische Züge sind wegen der sichereren Position, der umkehrbaren Bewegung und der Möglichkeit, ungünstigere Griffe zu umgehen, den dynamischen Zügen vorzuziehen. Bei größeren Entfernungen oder kritischeren Situationen jedoch muß der Kletterer individuell entscheiden, ob der angepeilte Griff für einen Dynamo geeignet ist und er auf diesem Wege insgesamt leichter/besser vorwärts kommt.

-Kommentar: Meines Erachtens ist dieser Teilartikel irreführen. Es kommt es auf die Situation an. Kriterien sind unter anderem Steilheitsgrad, Reichweite, Voraussehbarkeit, Art und Grösse der zu ergreifenden Griffe, erforderliche Präzision, etc.. Meine Meinung: Meist sind dynamische Züge viel kraftsparender als statische Züge. Statische Züge sind meist langsamer und erfordern eine höhere Gesamtkörperspannung über eine längere Zeit, was zu mehr Ermüdung führen kann. Ein "Statiker" wird selten einen richtigen Kletterfluss erleben, ein "Dynamiker" schon. Meine Maxime: So viel Dynamik wie möglich, so wenig Statik wie nötig. Je mehr man am eigenen Limit klettert und je unbekannter die Route ist und das Ziel ist, die Route on-sight zu besteigen, desto statischer wird meist geklettert. Das läuft zwar auf Sicherheit hinaus, aber zuungunsten der verbrauchten Energie. Anders verhält es sich zum Beispiel, wenn man eine Route nur "ausbouldern" will, das heisst, man geht immer nur ein bis drei Haken auf's Mal vorwärts und macht dann Pause, um sich den Routenverlauf anzuschauen. Dann sind meist auch bei einer ersten Begehung dynamische Züge möglich. Natürlich ist es auch möglich, dass der Charakter der Route keine dynamischen Züge erlaubt, aber ich glaube, bei diesem Artikel geht es darum die Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen, wenn man die Wahl hat. Dieser Kommentar ist nicht nach den Mediawiki-Normen geschrieben, aber es steht Euch frei, den gesamten Kommentar oder Teile davon in taugliches Material zu verwandeln. Viel Spass beim Klettern! Daniel Ossio, info at ossio Punkt zeh ha.

Ruheposition[Bearbeiten]

Ruheposition heißt nicht: Kaffeetrinken und sich erholen.

Korrekte Definition einer Ruheposition: Um eine Route richtig zu klettern, ist eine Rast, bei der sich in den Gurt gesetzt wird, nicht erlaubt. Aus diesem Grund wird von einer Ruheposition gesprochen, wenn die Arme eine gewisse Zeit nur noch kaum belastet werden.

Gibt es einen idealen Zeitpunkt?

No-Hand-Rest: In einer Verschneidung kann beispielsweise bei zwei guten Tritten eine Pause gemacht werden, bei der die Hände nicht zum Halten gebraucht werden.

Ruhepositionen können auch gut vorbereitend zum Vorstiegsklettern geübt werden, da diese beim Einklinken unumgänglich sind. Hauptaugenmerk sollte auf den guten Stand gelegt werden. Um die Arme zu entlasten, kann dazu, wenn möglich, ein Heel- bzw. Toehook helfen. Die Belastung kann der Arm am längsten im ausgestreckten Zustand halten.

Sichtfeld[Bearbeiten]

Sicherungsübergang[Bearbeiten]

Psychische Einflüsse[Bearbeiten]

Hier nur kurz der Hinweis, dass die Belastung der Psyche insbesondere durch Angstsituationen die korrekte Ausübung der Technik und die strategische Platzierung der Technik im Kletterfluss negativ beeinflussen kann. Stellt man solch einen negativen Einfluss fest, so kann man diesem entgegenwirken, indem

  • durch körperliches Training ein Automatismus in kontrollierten definierten ähnlichen Situationen eingeübt wird oder
  • durch psychisches Training eine Objektivierung der Angstsituation stattfindet, also die subjektiven eigentlich unbegründeten unkontrollierten Ängste in kontrollierte objektive Empfindungen gewandelt werden.

Eventuell kann dann immer noch eine objektive Angst vorhanden sein. Der dann begangene positive Schritt lautet dann aber letztendlich, dass aus unbegründeter Angst Vorsicht wird! Die gewonnene Kontrolle kann zur verbesserten Absicherung oder auch allgemein zur verbesserten Handlungsentscheidung genutzt werden.

Mehr dazu im Abschnitt über Psyche und Angst.

Übungsformen und Training[Bearbeiten]

Es ist meistens wenig sinnvoll, eine Schlüsselstelle in allen Varianten durchzuprobieren, bis man die eine Bewegungsform gefunden hat, mit der man die Stelle bewältigen kann. Sinnvoller ist es, an leichten Stellen oder an künstlichen Kletterwänden die Bewegungen zu lernen, um sie später einsetzen zu können.

Eine gute Rückmeldung über die eigene Klettertechnik kann auch der Muskelkater sein. Optimalerweise sollte es keinen geben, wenn doch, kann es auch an einem zu einseitigem Kletterstil liegen. Zum Beispiel, wenn der Kater eher in den Armen und Fingern lokalisiert ist, liegt die Ursache unter Umständen darin, zu wenig die Füße eingesetzt zu haben.

Einige Möglichkeiten für Übungsformen sind:

Bewusste Gewichtsverlagerung[Bearbeiten]

Speziell für Anfänger kann es hilfreich sein, sich vor jedem Bewegen einer Hand oder eines Fusses, kurz bewusst zu überlegen, ob der Arm/Fuß wirklich vom Körpergewicht entlastet wurde oder ob eine andere Gewichtsverlagerung besser wäre.

Blindes Klettern[Bearbeiten]

Im Normalfall sollte man jede Bewegung optisch kontrolliert ausführen. Mit verbundenen oder geschlossenen Augen zu klettern kann allerdings auch einen Trainingseffekt bewirken. Wichtig ist allerdings eine fehlerfreie Sicherung, da man so öfters und unkontrollierter fallen kann.

Trainingseffekte sind:

  • Der Tastsinn wird geschult und man benutzt schlechte Griffe, die man sonst zugunsten anderer ignorieren würde.
  • Durch die relativ lange Such- und Tastphase muß man sich zwangsläufig eine stabile und krafteffiziente Körperhaltung suchen.

Bewegungskombination[Bearbeiten]

Mehrere Griffe/Tritte in einer andauernden, fließenden Bewegung ohne Pause ausführen.

Speedklettern oder Zeitlupe[Bearbeiten]

Eine komplette Route in einer fließenden Bewegung klettern, allerdings möglichst schnell oder langsam.

Fixieren[Bearbeiten]

Vor dem Zugreifen erst die Hand 5 Sekunden vor dem Griff verharren lassen. So wird ebenfalls die effiziente Körperhaltung trainiert.

Einhändig oder Freihändig[Bearbeiten]

Eine Route nur mit einer Hand klettern. So ist es nötig, jeden Griff mit einer wellenförmigen, dynamischen Bewegung zu wechseln. Freihändig funktioniert dagegen nur bei geraden oder weggeneigten Wänden und hilft, die Gewichtsverlagerung und Standposition zu optimieren.

Ansagen, "Kofferpacken"[Bearbeiten]

Der Partner gibt vor, welcher Griff/Tritt als nächstes benutzt werden muss. Beim Kofferpacken klettern beide abwechselnd um einen Griff weiter.

Gewicht wegnehmen, stützen[Bearbeiten]

Gerade beim Bouldern (Klettern in Absprunghöhe) kann es hilfreich sein, wenn man vom Partner so gestützt wird, dass man nicht mehr das vollständige Körpergewicht halten muß. So kann man u.U. einen Griff ausprobieren, der sonst nicht möglich ist.

Vorsteigen[Bearbeiten]

Ob eine Route im Nachstieg, Vorstieg, gebouldert oder Free-Solo begangen wird, die Klettertechnik bleibt immer die gleiche. Der Unterschied liegt nur darin, dass man je nach Sicherungsart eine stabile, sichere Position zum Klinken benötigt.

Somit steht energieeffizentes und sicheres Klettern im Vorstieg viel mehr im Vordergrund, um auch Kraft und Zeit zum Klinken zu finden.

Literatur[Bearbeiten]

  • Leo Duncan: „Die Klettertechnik - Alle Klettertechniken, deren Anwendung und spezielle Übungen zum Selbststudium für werdende Fortgeschrittene“, 2015, http://www.educatium.de/klettertechnik/
  • Gerald Krug: „Die 4. Dimension - Boulder- und Kletterlehrbuch“, ISBN 978-3-00-027868-6, Geoquest verlag, Halle, Germany, 2014.
  • Michael Hoffmann: „Sportklettern - Technik Taktik Sicherung“, ISBN 3-926807-88-1, Panico Alpinverlag, Köngen, Germany, 2002.