Klettern/ Rucksäcke
In diesem Kapitel finden Sie Informationen zu Rucksäcken. Es gibt wenige Rucksackmodelle, die speziell fürs Klettern konzipiert sind, deshalb ist dieses Kapitel weniger kletterspezifisch als andere Kapitel dieses Buches. Der Schwerpunkt des Kapitels liegt aber auf Rucksäcken, die fürs Klettern oder den Bergsport geeignet sind. Modelle, die sich dafür nicht eignen, werden nur kurz beschrieben.
Bauweisen und Modelle
[Bearbeiten]Es gibt eine sehr große Bandbreite an unterschiedlichen Rucksäcken für Outdoor-Aktivitäten. Dabei sind die Unterschiede zwischen den Kategorien oft fließend. Dieser Abschnitt versucht, einen allgemeinen Überblick über die verschiedenen erhältlichen Rucksackarten zu geben.
In folgenden Abschnitten werden dann Rucksacktypen besprochen, die besonders fürs Klettern und andere alpine Aktivitäten gedacht sind.
Außen- und Innengestellrucksäcke
[Bearbeiten]Außengestellrucksäcke verfügen über einen starren rechteckigen Metallrahmen, an dem der Packsack befestigt wird. Sie sind für den Transport sehr schwerer Lasten konzipiert. Mit dem Aufkommen der Innengestellrucksäcke ist ihre Bedeutung stark zurückgegangen. Außengestellrucksäcke sind im Bergsport unüblich. Eine Sonderform ist die Kraxe, ein Außengestellrucksack ohne Packsack zum Transport schwerer Lasten. Kraxen werden zum Teil bei der Versorgung von Hütten eingesetzt, die nur zu Fuß versorgt werden können.
Eine Weiterentwicklung der Außengestellrucksäcke sind die Innengestellrucksäcke, bei denen ein oder zwei Metallschienen (meist aus Aluminium) im Rückenteil für Stabilität des Rucksacks sorgen. Die Metallschienen lassen sich bei vielen Rücksäcken durch Biegen an die Form des Rückens anpassen. Ursprünglich lagen meist zwei Metallschienen parallel, mittlerweile gibt es aber auch Innengestellrucksäcke mit komplizierteren Metallkonstruktion, z. B. in X-Form. Innengestellrucksäcke gibt es in verschiedenen Größen. Die größten Modelle eignen sich zum Beispiel auch für längere Trekkingtouren.
Daypacks
[Bearbeiten]Daypacks sind kleine Rucksäcke ohne Innengestell, die für Tagestouren mit wenig Gepäck gedacht sind - oder für den Einkaufsbummel. Sie verfügen meist nur über einen leichten Hüftgurt. Manche Modelle sind speziell für Radfahrer gedacht und verfügen zum Beispiel über eine Helmhalterung.
Trinksystemrucksäcke
[Bearbeiten]Trinksystemrucksäcke oder Camelbaks dienen in erster Linie zum Transport von Flüssigkeit, die über einen Schlauch getrunken werden kann. Sie bieten je nach Modell mehr oder weniger Platz für weiteres Gepäck. Kleinere Modelle reichen gerade einmal für ein Handy und einen Schlüssel, größere Modelle bieten ausreichend Platz für eine Tagestour.
Wanderrucksäcke
[Bearbeiten]Wanderrucksäcke verfügen typischerweise über eine Deckeltasche und 2 oder 3 Außentaschen. Das Tragesystem ist meist so gestaltet, dass sich zwischen dem Rücken des Trägers und dem Rucksack ein Zwischenraum befindet, der zur Belüftung dient und das Schwitzen verringern soll. Der Wanderrucksack bietet ausreichend Platz für Tagestouren (Verpflegung, Getränke, Regenjacke, warmer Pullover usw.).
Viele Wanderrucksäcke haben eine spezielle Halterung für Teleskopstöcke.
Tourenrucksäcke
[Bearbeiten]Tourenrucksäcke haben meist ein Volumen von etwa 35 bis 45 Liter und sind zum Beispiel für Skitouren oder mehrtägige Hüttenwanderungen geeignet. Sie haben typischerweise einen etwas festeren Hüftgurt und spezielle Funktionsdetails, wie Eispickelhalterung, Daisy Chains oder Materialschlingen am Hüftgurt, Seilbefestigung, Schneeschuhhalterung, Fächer für Lawinensonde und -schaufel.
Kofferrucksäcke
[Bearbeiten]Kofferrucksäcke werden nicht von oben beladen, sondern lassen sich wie ein Koffer öffnen. Das Tragesystem verfügt meist über eine Abdeckung, die es beim Transport z. B. in Flugzeugen vor Beschädigung schützt. Kofferrucksäcke sind für den Bergsport ungeeignet.
Kletterrucksäcke
[Bearbeiten]Es gibt zwei Arten von Kletterrucksäcken: sehr leichte Rucksäcke, die beim Klettern möglichst wenig stören und spezielle Rucksäcke zum Transport von Klettermaterial und Seil, die oft über spezielle Funktionen wie integrierten Seilsack oder separate Kletterschuhfächer verfügen. Auch läßt sich bei guten Kletterrucksäcken der Hüftgurt entfernen, um so besseren Zugriff auf den Klettergurt und dessen Materialschlaufen zu haben.
Seilsäcke
[Bearbeiten]Auch einige Seilsäcke lassen sich als Rucksäcke verwenden. Seilsäcke dienen zur Aufbewahrung und zum Transport des Seils und bieten oft auch noch Platz für weiteres Klettermaterial. Wenn sie über zwei Trageriemen verfügen, kann man sie wie einen Rucksack transportieren. Trotzdem sind sie natürlich kein vollwertiger Rucksackersatz.
Aufbau eines Rucksacks
[Bearbeiten]Tragesystem
[Bearbeiten]Das Tragesystem oder Rückensystem umfasst die Schultergurte und meist einen Hüftgurt. Die meisten Hersteller geben für Ihre Rucksäcke die Rückenlänge an. Leider gibt es kein einheitliches Messverfahren dafür.
Der Hüftgurt dient bei größeren Rucksäcken dazu, das Gewicht des Packsack auf die Hüfte zu übertragen und damit die Schultern zu entlasten. Kleinere Rucksäcke haben meist einfacherere Hüftgurt (manchmals bestehen sie nur aus Gurtband), die lediglich verhindern, dass der Rucksack am Rücken hin- und herrutscht.
Packsack
[Bearbeiten]Die Größe des Packsacks wird in Liter angegeben. Die Angaben verschiedener Hersteller unterscheiden sich dabei oft stark, deshalb sollte man die Volumenangaben nur zur groben Orientierung verwenden. Größere Rucksäcke haben meist einen unterteilten Packsack, bei dem das unten liegende Schlafsackfach von vorne zugänglich ist. Meist lässt die Unterteilung zwischen dem oberen und unteren Packsack mit einem Reißverschluss öffnen.
Deckeltasche
[Bearbeiten]Die Deckeltasche nimmt Kleinigkeiten auf, die man während der Tour braucht, z. B. Lippenstift, Höhenmesser, Karte, Taschenmesser o. ä. Viele Rucksäcke haben eine zweite Deckeltasche, auf der Innenseite des Deckels, in der man z. B. Autoschlüssel oder Geldbeutel aufbewahren kann. Vor allem bei großen Rucksäcken lässt sich die Deckeltasche manchmal abnehmen und als Hüfttasche tragen.
Außentaschen
[Bearbeiten]Es gibt Rucksäcke mit fest angenähten Außentaschen und separate Außentaschen, die meist mit den Kompressionriemen am Rucksack befestigt werden. Mit Außentaschen kann sich der Rucksack leichter z. B. am Fels hängenbleiben. Einige Rucksackmodelle haben so genannte Balgtaschen, die im leeren Zustand flach am Packsack anliegen.
Sonstige Funktionen
[Bearbeiten]- Pickelhalterung - Praktisch alle für den Bergsport gedachten Rucksäcke verfügen über eine Möglichkeit zum Befestigen von meist zwei Eispickeln oder Eisgeräten. In der klassischen Version wird der Eispickelstiel von oben nach unten durch eine am unteren Rucksackende befestigte Schlaufe geführt, und dann mit einem Band so befestigt, dass die Spitze nach oben zeigt. (TODO: Foto)
- Trinksystem - Mittlerweile sind die meisten Rucksäcke für Trinksysteme vorgerüstet, d. h. sie bieten eine Möglichkeit zum Befestigen des Trinkbeutels (Klettverschlüsse oder Karabiner, meist mit separatem Fach für den Beutel), einen Durchlass für den Trinkschlauch und eine Befestigung für den Trinkschlauch an einem Schultergurt.
- Seilbefestigung - Typischerweise ein Gurtband unter dem Deckel, mit dem sich das Seil befestigen lässt.
- Schibefestigung - Meist werden die Schi rechts und links außen am Rucksack mit den Kompressionsriemen befestigt.
- Materialschlaufen - Am Hüftgurt, z. T. auch im Packsack, damit der Rucksack sich einfacher packen lässt.
- Daisy Chains - Bandmaterial, das in kurzen Schlaufen so am Rucksack angenäht ist und zur Befestigung von Material dient.
Welcher Rucksack passt zu mir?
[Bearbeiten]Das Wichtigste bei einem Rucksack ist die Passform. Ein Rucksack, der schlecht sitzt, kann zur Qual werden. Deshalb den Rucksack vor dem Kauf mit Gewichten bepacken lassen und probetragen.
Für das passende Volumen gelten folgende Regeln: Der Rucksack sollte so groß sein, dass genau alles hineinpasst, was man mitnehmen will. Ein zu großer Rucksack verleitet dazu, mehr mitzunehmen, als man wirklich braucht. Ein zu kleiner Rucksack verleitet dazu, Dinge außen am Rucksack zu befestigen, die bei Gehen herumschlenkern, am Fels anschlagen, kaputtgehen oder herunterfallen.
Folgende Produktberatung vom Süd-West Versand ist hilfreich:
1. Daypacks
Bei diesen praktischen Begleitern für Alltag, Freizeit, Sport, City, Uni (Schule) und Beruf kommt es weniger auf das Volumen, viel mehr auf die Ausstattung (Organizer, RV-Taschen, Stiftfächer)... an.
2. Tagesrucksäcke
Tragen Sie bei Ihren Wanderausflügen das gesamte Gepäck der Familie, dann empfehlen wir Ihnen einen Rucksack mit einem Volumen zwischen 35 und 40 l. Sind Sie im Gebirge unterwegs, dann sollte das Rucksackvolumen 35 l nicht unterschreiten (zusätzliche Kleidung). Für's Berg wandern und in der Ebene reichen 20 l bis 25 l Volumen. Praktisch, wenn Sie nicht an jeder Ecke einen Kiosk finden und/oder mit dem Bike unterwegs sind, sind Rucksäcke mit Einschubfächern und Öffnungen für Trinksysteme.
3. Für die kürzere (Hütten-)Tour und Trips
Sind Sie alleine unterwegs, reicht ein Volumen zwischen 32 l und 50 l. Bei Tourenrucksäcken wird meist auf zu robuste Tragesysteme und auf ein Boden fach verzichtet: Das senkt das Gewicht – und den Preis! Durch ihre schlanke Form gewähren diese Modelle sehr gute Bewegungsfreiheit; für einen trockenen Rücken sind einige mit vorgespanntem Netz ausgestattet.
4. Für lange Trekking touren und Reisen
Ein Trekkingrucksack mit einem Volumen von 60 bis 80 Liter – so viel muss schon sein. Vor allem im (Hoch-)Gebirge, wo Klima-Bedingungen und das Wetter rasch wechseln, benötigen Sie 1. mehr und 2. wärmere Bekleidung. Auch der Schlafsack muss besser isolieren und ist daher voluminöser. Nehmen Sie ein Zelt mit, muss für zu sätzliche (Camping-)Ausrüstung noch genügend Platz sein. Klassische Trekkingrucksäcke besitzen einen 2-Kammer-Packsack (mit Zwischenboden). Ausgestattet sind sie mit stabilen Tragesystemen, anatomisch geformten Schulterträgern und individuell anpassbaren Brust- und Hüftgurten, die optimale Lastenübertagung garantieren. (Tipp: Bei hohen Lasten helfen Trekkingstöcke, um das Gleichgewicht besser zu halten).
Regenschutz
[Bearbeiten]Die meisten Rucksäcke sind nicht wasserdicht. Selbst wenn das Rucksackmaterial selbst wasserabweisend ist, dringt bei Regen mit der Zeit Wasser durch die Nähte und der Inhalt des Rucksacks wird nass. Gegen die Nässe kann man sich auf verschiedene Arten schützen: Man zieht eine Regenhülle über den Rucksack, die das Wasser abhält. Man kann aber auch alle Gegenstände, die trocken bleiben müssen, in wasserdichte Beutel verpacken und den Rest nass werden lassen.
Mittlerweile gibt es auch wirklich wasserdichte Rucksäcke, die nicht genäht, sondern laminiert sind.
Zubehör
[Bearbeiten]- Regenhülle
- Außentaschen
- Trinksystem: Besteht aus einem Beutel, in den die Flüssigkeit kommt, und einem Schlauch, der meist am Schultergurt des Rucksacks befestigt wird. Der Schlauch endet in einem Mundstück mit Ventil, das verhindert, dass Flüssigkeit ungewollt austritt.
Tipps
[Bearbeiten]Einen Rucksack richtig einstellen
Zum Anpassen nehmen Sie bitte den gepackten Rucksack auf den Rücken. Alle Gurte des Tragesystems liegen gut auf, sind aber gelockert. Nun beginnen Sie mit dem Straffen der Gurte. Zuerst den Hüftgurt. Er hat die richtige Höhe, wenn er die Beckenknochen fest um schließt. Nach dem Hüftgurt straffen Sie die Schultergurte – nicht zu stark, sonst liegt zuviel Gewicht auf den Schultern. Mit den Lastkontrollriemen können Sie den Rucksack an den Rücken heranziehen oder den Rücken belüften. Bitte lockern Sie die angezogenen Schultergurte etwas und ziehen Sie die Lastkontrollriemen nach. Anschließend die unteren Packsackstabilisierungsriemen am Hüftgurt anziehen. Der Brustgurt zwischen den Schulterriemen entlastet die Schultergelenke(wichtig beim Klettern, Skilaufen, Wandern). So erreichen Sie die richtige Lastverteilung – das Hauptgewicht des Rucksacks tragen Sie dann mit dem Hüftgurt.
Einen Rucksack packen
Am günstigsten ist es, wenn Sie schwere Ausrüstungsgegenstände so nah wie möglich am Körper - am besten in Schulterhöhe - tragen. So können Sie das Gleichgewicht besser halten und Sie haben den Rucksack optimal unter Kontrolle. Viele Rucksäcke haben ein Bodenfach, das zum Verstauen des Schlafsacks und der Iso-Matte vorgesehen ist. Im Deckelfach kann die Fotoausrüstung, kleinere Zwischenmahlzeiten (Müsliriegel etc.) sowie andere kleine Gepäckstücke verstaut werden. Die Außenseite des Rucksacks sollte nur zur Not als „Stauraum“ dienen, denn je weiter entfernt eine Last vom Körper sitzt, desto anstrengender wird es, den Rucksack zu tragen.
Transport eines Eispickels zwischen Rucksackrücken und eigenem Rücken.
Transport eines Seiles möglichst körpernah. Für kurze Strecken einfach hinter dem Kopf über die Schulterträger legen.
Literaturhinweis
[Bearbeiten]"Produktberatung und Tipps vom Süd-West Versand aus dem Hauptkatalog F/S 2007 von S. 183 und S.187"