Rechtsextremismus heute: Medien

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Bei der Verbreitung rechtsextremen Gedankenguts spielen insbesondere Internet und Musik eine entscheidende Rolle. Es gibt zudem auch noch rechte Zeitschriften wie die monatlich erscheinende Deutsche Stimme der NPD oder von Nationalisten selbst erstellte Magazine, sogenannte rechte „Fanzines“, in denen Propaganda gemacht wird oder Konzertbesuche reflektiert werden. Diese Magazine werden von den Jugendlichen selbst gedruckt und vertrieben, damit nur Szene-Insider an sie herankommen.

Musik[Bearbeiten]

„Faschorock“ – „Man unterlegt aggressive Sounds mit rassistischen Texten, mittels derer Vorurteile transportiert und nicht selten typische Feindbilder geschaffen werden.“[1] Rechtsextreme Musik wird immer beliebter, um Jugendliche für die Szene zu gewinnen.[2] Dabei bildet Oi-Punk (Schlichte, rohe und aggressive Form der Punkmusik) den Schwerpunkt der rechten Szene, aber es gibt mittlerweile aus jedem Musikgenre rechte Gruppen, egal ob es HipHop, Gothic oder Techno ist.[3] Die Herstellung und Vermarktung ideologischer Provokationen, die in Deutschland verboten sind, erfolgen über das Ausland.[4] Um die Verbote zu umgehen, werden auch vermehrt Konzerte und Produktionsstandorte ins Ausland verlagert. Tschechien ist dabei der Wichtigste für Rechtsrock-CDs, die man über Versandhandel aus der rechten Szene (meist nicht offiziell) bestellen und kaufen kann. Für die Verbreitung von Rechtsrock-CDs und verbotenem Informationsmaterial gibt es auch Schmuggelrouten in Deutschland.[5]

Im Jahr 2004 gab es 103 neue Veröffentlichungen, was einen Anstieg von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr ausmacht. Dabei gab es 147 Rechtsrock-Konzerte, und die Zahl der rechten Musikvertriebe ist von 50 im Jahr 2003 auf etwa 60 gestiegen.[6]

Die Zunahme der Musikvertriebe ist auf das Internet zurückzuführen, da schnellere Bestellungen, ein geringerer Aufwand, ein breiterer Kundenkreis und ein aktualisiertes Sortiment attraktiv auf die Interessenten wirkt.[7]

Auch ist das Internet der wichtigste Vertriebsweg für Musik, da man sie zum Teil im Internet kostenlos downloaden kann. Anfang der 90er Jahre ergriffen die Behörden nach mehreren rechten Anschlägen Maßnahmen gegen rechte Musik, beispielsweise durch Indizierung oder Verbot. Die Reaktion war, dass noch mehr Alben jedes Jahr veröffentlicht wurden. Ihren Höhepunkt hatte die Reaktion 1998 mit 140 neu erschienenen Alben. „Nicht selten hetzten die Texte rechte Jugendliche direkt zu Mord und Todschlag auf.“[8]

Die erste Band, die Ende der 70er bzw. Anfang der 80er moderne Musik mit rassistischen und nationalsozialistischen Texten verband, war Skrewdriver aus England. White Power hieß eines ihrer ersten Alben, was ihre rechte Gesinnung verriet. Gründer und Sänger der Band war Ian Stuart Donaldson, der 1993 bei einem Autounfall ums Leben kam und seitdem auch in Deutschland nahezu kultisch verehrt wird. Ian Stuart Donaldson war auch der Gründer des britischen militanten Blood & Honour-Netzwerkes. Dieses Netzwerk ist eine Organisation, die Rechtsrock-Bands gründet und fördert, Konzerte durchführt und den CD-Vertrieb regelt. Das Motto von Donaldson lautete dabei: „Musik ist das ideale Mittel, Jugendlichen den Nationalsozialismus näher zu bringen.“[9] Mitte der 90er ist aus der Blood & Honour-Bewegung die Terrororganisation Combat 18 hervorgegangen.[10]

Auch nach Donaldsons Tod bestehen heute immer noch Blood & Honour-Netzwerke, mittlerweile in verschiedenen Ländern der Welt.[11] Dieses Skinhead-Netzwerk wurde in Deutschland im September 2000 vom Bundesinnenministerium verboten, ebenso deren Jugendorganisation White Youth. Trotzdem gibt es auch heute noch funktionierende Blood & Honour-Strukturen in Deutschland.

Anfang der 80er Jahre entstanden dann auch erste rechte Bands in Deutschland. Eine von ihnen war die Band Böhse Onkelz, die seit 2005 nicht mehr als Band tätig ist. Die Onkelz hatten Anfang der 80er Jahre zwei Titel geschrieben, von denen einer nie veröffentlicht wurde. Danach haben die Onkelz nie wieder rechtsextremistische Texte gesungen oder geschrieben. Nach der Wiedervereinigung boomte der Rechtsrock mit Bands wie Störkraft und Noie Werte. Bald darauf folgten Konzerte.[12] Da die Bevölkerung im Osten gehofft hatte, im Westen nach der Wiedervereinigung Arbeit zu finden, und das im Endeffekt nicht möglich war, wurden sie anfälliger für Rassismus, da sie neidisch auf die Gastarbeiter waren, die im Westen einen Arbeitsplatz hatten, aber sie als wiederkehrende Bundesbürger hatten keinen. Deshalb konnte der Ausländerhass im Osten Deutschlands besser Fuß fassen als im Westen.

Als eine weitere Kultband, vor allem hier in Deutschland, gilt Landser. Michael Regener alias 'Lunikoff', Texter und Sänger von Landser, wurde mit seiner Band im Dezember 2003 wegen Bildung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung verurteilt.[13] Anlass dafür war einer ihrer Slogans „Terroristen mit E-Gitarre“.[14] Im April 2005 musste Regener seine dreieinhalbjährige Haftstrafe antreten. Landser wurde mittlerweile aufgelöst.[15] Dennoch bieten hauptsächlich Bands die Möglichkeit, sich mit ihnen zu identifizieren und sind Vorbilder, besonders für Mode.[16]

Damit Rechtsrock-Konzerte heute für die Justiz nicht so leicht zu finden sind, werden die Fans per SMS zum Konzertort gelotst. Vorher wissen nur die Organisatoren, wo das Konzert stattfinden wird. Das gleicht einer Schnitzeljagd, und daraus ergibt sich ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Behörden.[17]

Auch die NPD nutzt Musik für Propagandazwecke. Im Rahmen ihres „Projektes Schulhof“ verteilte die rechtsradikale Partei die sogenannte Schulhof-CD auf deutschen Schulhöfen und bei Parteiveranstaltungen. Auf der CD sind zwar keine verfassungswidrigen Songs, trotzdem zeugen die Texte von rechter Gesinnung. Jetzt kann man die Lieder auf ihrer Homepage kostenlos downloaden.[18] Durch die Musik wurden Jugendliche erreicht, die sich sonst kaum für die NPD interessiert hätten.[19]

Internet[Bearbeiten]

Das Internet dient heute in der rechten Szene als attraktives Mittel, um neonazistische Songs zu verbreiten. Dabei bieten rechtsextreme Homepages auch indizierte Songs als MP3 zum Download an, und es bilden sich Communities und Infobörsen, um Musik zu tauschen und zu finden. Für Jugendliche ist es besonderst attraktiv, anonym an verbotene Songs zu kommen.[20] Insider der rechten Szene kennen rechtsextreme Homepages und wissen auch, wo man sie suchen muss. Für „Normalbürger“ werden sie im Internet zwar nicht angepriesen, allerdings kann man mit den richtigen Stichwörtern unter Google (z.B. Blood & Honour) auch auf der Seite des Blood & Honour Netwerkes der USA landen. Von dort aus gelangt man über Links zu anderen rechten Homepages. So „unerreichbar“ sind die rechten Seiten im Netz für normale Leute im Grunde nicht. Die Problematik ist folgende: „Die Kontrolle und die eventuelle Strafverfolgung von Internetangeboten ist schwierig, was zum einen mit der dezentralen Struktur des Netzes, zum anderen mit dem Fehlen einer einheitlichen internationalen Rechtslage zusammenhängt.“ Nicht nur das macht eine mögliche Strafverfolgung neonazistischer Seiten fast unmöglich, die andere Schwierigkeit ist, dass deutsche Rechtsextremisten hauptsächlich amerikanische Server verwenden, um ihre Webseiten ins Internet zu stellen.[21] Eine Möglichkeit gegen Rechtsextremismus im Internet ist beispielsweise, rechtsextreme Spiele zu verbieten oder zu indizieren.

Gut geeignet ist das Internet auch, weil auf diesem Weg eine Vielzahl von Nutzern auf günstige und schnelle Art und Weise erreicht werden kann.[22] Die Gefahr besteht daher immer, dass von der BPjM verbotene Spiele im Internet heruntergeladen werden können. Zudem können solche Spiele auch teilweise im Ausland erworben und importiert werden. Somit nutzt auch die NPD diese Art der Kommunikation und ist mit ihrer monatlichen Zeitung Deutsche Stimme online vertreten. Auch andere rechtsradikale Parteien sind im Internet präsent, wie beispielsweise die Republikaner. Die Deutsche Stimme schrieb im September 2000 zum Thema Internet: „Ob Zeitschriften, programmatische Texte, aktuelle Meldungen, rechtliche Informationen, Flugblattvorlagen, Diskussionsforen oder komplette Versandkataloge: Alles ist problemlos im Internet abrufbar.“[23]

Die erste rechtsextreme Seite im Internet ging am 27. März 1995 unter dem Namen Stormfront online und wurde von dem amerikanischen Neonazi Stephan Donald Black aus West Palm Beach in Florida betrieben. Dieser ist ein ehemaliger Anhänger des Knights of the Ku Klux Klan von David Duke.[24]

Kameradschaften sind auch im Netz vertreten. Auf ihren Homepages geben sie Termine bekannt und verbreiten Szeneinformationen und nutzen diese auch für Werbezwecke.[25]

Auf manchen extremen Homepages findet man zudem Veröffentlichungen von Adressen und Namen linker Jugendlicher und anderer Gegner der rechten Szene, wie Antifa-Aktivisten. Diese werden dort als „Feind“ dargestellt. In Foren dieser Homepages kann man auch häufig rechtsextreme Signaturen lesen, wie „Seht ihr unsere Fahnen Hört ihr unsere Lieder / Dieser Staat geht unter und das Reich kommt wieder“ oder „Ich bin geboren, um deutsch zu fühlen, bin ganz auf deutsches Denken eingestellt. Erst kommt mein Volk, dann all die anderen, erst kommt meine Heimat, dann die Welt.“[26]

In der Spielerszene findet man auch rechtsextremes Gedankengut. Kommerzielle Spiele werden abgewandelt und zum Downloaden angeboten. So wird beispielsweise aus dem Ego-Shooter DOOM die neonazistische Variante White Power-DOOM oder Nazi-DOOM. Auch zur Moorhuhn-Jagd existiert eine antisemitische Version, bei der man „jüdische“ Moorhühner abschießen muss. Zudem findet man rechtsextremistische Spieleclans im Internet zu verschiedenen Spielen wie den Ego-Shootern Counter-Strike, Unreal Tournament, DOOM und Soldiers of Fortune oder dem Echtzeit-Strategiespiel wie Command & Conquer, unter Namen wie „Combat 18 (der Terrororganisation nachempfunden)“, „White-Power-Clan“ oder „Sturmtrupp Division 88“. Diese Clans sind auch mit Clanhomepages im Internet vertreten.[27] Allerdings gibt es auch engagierte Clans und Homepages, die sich gegen Rechtsextremismus stark machen. [28]


  1. Hessische Landeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Recht gegen Rechts. Infos, Fallbeispiele, Ratschläge, Wiesbaden 2000, S. 45
  2. vgl. Bundesministerium des Innern 2005, S. 51
  3. vgl. Staud 2005, S. 177ff.
  4. vgl. Röpke / Speit 2005, S. 172
  5. vgl. Röpke / Speit 2005, S. 176ff.
  6. vgl. Staud 2005, S. 163
  7. vgl. Bundesministerium des Innern 2005, S. 55
  8. vgl. Staud 2005, S. 158f.
  9. Röpke / Speit 2005, S. 171
  10. vgl. Staud 2005, S. 61
  11. vgl. Bundesministerium des Innern 2005, S. 51
  12. vgl. Staud 2005, S. 156
  13. vgl. Bundesministerium des Innern 2005, S. 53
  14. vgl. Andere: Landser Urteil: http://www.nadeshda.org/foren/cl.politik.antifa/p556s571a20.html
  15. Hessische Landeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Recht gegen Rechts. Infos, Fallbeispiele, Ratschläge, Wiesbaden 2000, S. 45
  16. vgl. Röpke / Speit 2005, S. 137
  17. vgl. Marguier, Alexander: E-Gitarren für den Endsieg. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Nr. 7, 19. Februar 2006, S. 57
  18. vgl. NPD: http://npd.de
  19. vgl. Staud 2005, S. 162
  20. vgl. Hessische Landeszentrale für politische Bildung 2000, S. 45ff.
  21. vgl. Fromm, Rainer und Kernbach, Barbara: Rechtsextremismus im Internet. Die neue Gefahr, München 2001, S. 18f.
  22. vgl. Fromm / Kernbach 2001, S. 15
  23. vgl. Deutsche Stimme, Nr. 9, 2000
  24. vgl. Fromm / Kernbach 2001, S. 14
  25. vgl. Hessische Landeszentrale für politische Bildung 2000, S. 47
  26. Andere: Signaturen: http://www.burks.de/speeches/nazis3/foren/ez1.html
  27. Hessische Landeszentrale für politische Bildung 2000, S.49f.
  28. Anhang: Liste verbotener Computerspiele