Reisen in das Alte Dresden/ Die Entfestigung Dresdens/ Alte Hauptwache
Die Alte Hauptwache (zeitgenössisch auch Haupt-Wache, Altstädter Wache und Corps de Garde) war vom 25. November 1715 bis zu ihrer Zerstörung durch das Preußische Bombardement von Dresden am 19. Juli 1760 ein Gebäude der Dresdner Polizei am Neumarkt. Es ersetzte die alte hölzerne Hauptwache, die am 10. Mai 1715 abgerissen wurde. Die Alte Hauptwache beherbergte gleichzeitig ein Gefängnis und die damalige Garnisonkirche.
Die Alte Hauptwache bei Johann Christian Hasche (1781)
[Bearbeiten]- Umstaͤndliche Beschreibung Dresdens mit allen seinen aͤußern und innern Merkwuͤrdigkeiten. Historisch und architektonisch, mit zugegebenem Grundriß. Leipzig, im Schwickertschen Verlage. 1781.
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Zweyten Abschnitts erste Abtheilung. Kirchen, und zwar I. Kirchen in der Stadt.
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4. Die Garnisonkirche.
- Noch haben wir seit 1760 keine eigentliche Kir=
che, sondern im Hauptzeughause ist ein Saal,
zwo Treppen hoch, dazu erbaut, und so viel es
seine Groͤße faßte, zu einem Betsaale eingerichtet.
Seine eigne Beschreibung verspare ich bis zum
Hauptzeughause: hier aber will ich die Geschichte
der Garnison gleich mit anschließen.
- Sachsen hatte im vorigen Saͤculo keine große
stehende Armee; zu dringender Zeit der Noth ge=
schah ein allgemeines Aufgebot, folglich war die
Anzahl der Garnison in Dresden zu Friedenszeiten
klein, und bestand wohl gar zur Haͤlfte aus Buͤrger=
kompagnien: aus diesem Grunde war also keine
eigne Kirche fuͤr die Garnison noͤthig, die, wie ich
schon oben erinnert, in andre Kirchen sich zerstreu=
ten, oder auf dem Boden der Frauenkirche Fuß
faßten. Als aber August der zweyte seinen Mili=
taretat, auf einen groͤßern regelrechten Fuß setzte,
so wollte er auch eine glaͤnzende Hauptwache, und
mit selbiger zugleich eine Garnisonkirche in ein
Gebaͤude verbunden haben. Er ließ also 1715 die
alte hoͤlzerne Hauptwache, hinter der die Troͤdel=
und Stockfischbuden standen, am 10ten May ab=
brechen, den Kirchhof von seinen (20) Schwibboͤ=
gen, soweit er den Platz brauchte, leeren, und
ein praͤchtiges steinernes Gebaͤude, drey Etagen
hoch, dafuͤr hinsetzen, das zur Wache und Kirche
zugleich diente. Am 13. Jun. legte man den Grund=
stein, und am 25. Nov. ward sie schon zum erstenmal
von der Wache bezogen. Sie verdient schon eine
kurze Beschreibung.
- Unter der Erde waren sechs feste Gefaͤngnisse
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der Marterkeller. Im Erdgeschoß drey Wach=
stuben: eine schoͤn tapeziert, mit Spiegeln und
Gardinen versehen fuͤr die Officiers. Die zwote
fuͤr die adliche Kadets, welche sonst hier taͤglich
fuͤnf Mann und ein Unterofficier aufziehn, und Post
fuͤr den Gouverneur geben mußten, auch die erste
Ronde besorgten; eben so wie jene meubliert; und
die dritte war die gemeine Soldatenwachstube. -
Die Stirnwand hatte einen steinernen Austritt mit
starken Arkaden auf 14 Schaͤften; auf ihm standen
vier martialische Statuen. In der ersten Etage ward
das General=Gouvernementkriegsgerich=
te, vom Generalauditeur, Regimentsschultheiß und
Oberofficieren uͤber Delinqventen gehalten, die im
Hinterstocke in festen Behaͤltnissen und Stockwache,
zu ihrer Definitiv aufbehalten wurden. Ueber der
Officierwachstube war des jedesmaligen Platzadju=
danten Freywohnung. - In der zwoten Eta=
ge war die Kirche, um derentwillen ich eigentlich
hier das ganze Gebaͤude beschreibe. Sie ward am
20. Dec. 1716 dazu von D. Loͤschern eingeweiht.
Sie ging durch das ganze Gebaͤude, hatte fuͤnf mit
Gelaͤndern versehene Durchschnitte, oder Empor=
kirchen, um desto mehr Volk zu fassen, da sie zu=
gleich viel Stadtleute mit besuchten. Der Gouver=
neur hatte sein eigen Betstuͤbchen, die Officierstuͤhle
waren gruͤn bekleidet, die Gemeinen saßen auf
Baͤnken, die amphitheatralisch immer eine uͤber die
andre erhoͤht standen. Ihr sonntaͤglicher Gottes=
dienst, zu dem das Viqvatter um 8 Uhr geschlagen
ward, war von 1/2 10 bis 1/2 12 Uhr, außer an Kom=
muniontagen, wo er schon um 8 Uhr seinen An=
fang nahm. 1738 wurde eine Orgel aus der
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Hofkapelle als Geschenk: dort war es nur ein
Positivchen gewesen, und 1748 legte man, zu groͤ=
ßrer Bequemlichkeit, unter einer Bedachung eine
neue hoͤlzerne Treppe von außen, hinter der Haupt=
wache nach der Frauenkirche zu, an, um gleich ins
zweyte Stockwerk zu gelangen. Ihr erster Pre=
diger war M. Polster, der 1716 am 25. Dec. an=
trat, ihm folgte 1718 M. Hilner, als dieser 1738
Hofprediger ward, folgte M. Wirthgen, 1745
M. Graͤfe, 1747 M. Kluge, und endlich 1765
M. Muͤller, der gegenwaͤrtig, wegen seines koͤr=
nichten[1] Ausdrucks, als ein guter Kanzelredner all=
gemein beliebt. Die Kirche ward 1760 in der all=
gemeinen Zerstoͤrung das Opfer der Bomben, die
der Frauenkirche droheten. Ihre Rudera[2] wurden
1766 abgetragen und der Platz planirt, daß man
jetzt keine Spur mehr von jenem herrlichen Gebaͤu=
de sieht.
Ansichten
[Bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten]- Alte Hauptwache (Dresden) - Artikel in der Wikipedia
Anmerkungen
[Bearbeiten]- ↑ körnicht, körnig (Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)): "besonders von der sprache: seine (Logaus) worte sind .. nachdrücklich und körnicht, wenn er lehrt ... Lessing 5, 297; wer wird nicht lieber eine körnichte, wolklingende prosa hören wollen, als matte, geradebrechte verse? 7, 86; körnichte redensarten. 6, 80; der gute körnichte vortrag. Herder fragm. 3, 26; naiv körnicht deutsch. 32; ihre herrlichen, oft harten, mehr körnigen als blumigen briefe. J. Paul Tit. 3, 24."
- ↑ Rudera (Duden) = "Schutthaufen, Trümmer".