Segelflug: Starten
Bevor ein Segelflieger überhaupt erstmal in der Luft gleiten und in den Aufwinden steigen kann, muss er sein Segelflugzeug irgendwie hoch bekommen. Viele Hersteller bieten moderne Segelflugzeuge an, die ein Triebwerk im Rumpf eingebaut haben, welches sich ausklappen lässt. Diese sind aber vor allem für Vereine sehr teuer. Außerdem steht einem Verein meistens eine vielköpfige Mannschaft zur Verfügung, so dass andere, schnellere und kostengünstigere Startarten die Regel sind.
Die Anfänge - Starten mit Gummiseilen
[Bearbeiten]In den Anfängen der Segelfliegerei hat man mit Hilfe eines Gummiseils die Flugzeuge in die Luft gebracht. Das Seil wurde am Flugzeug eingehängt und wenn der Pilot bereit war, mit insgesamt bis zu 14 Leuten gespannt. Das Flugzeug war mit einem Halteseil festgebunden, damit es nicht gleich weg rollt. Wenn das Gummiseil gespannt war, wurde das Halteseil gekappt, und das Flugzeug beschleunigte, bis es schließlich abhob. Diese Startart ist allerdings nicht mehr gebräuchlich, da die Ausklinkhöhe (Höhe, in der das Seil ausgeklinkt wird) und die daraus resultierende Flugdauer, bzw. -strecke sehr niedrig sind.
Der Windenstart
[Bearbeiten]Eine andere für Flugschüler sehr beliebte Startart ist der Windenstart.
Hier wird längs über den Flugplatz ein Stahl- oder Synthetikseil ausgelegt, welches auf der einen Seite am Flugzeug eingeklinkt wird.
Auf der anderen Seite ist das Seil auf einer Trommel aufgerollt, die in einer sogenannten Winde eingebaut ist.
Wenn der Pilot bereit ist, kuppelt der Windenfahrer die Seiltrommel an den Motor und startet die 200 bis 400 PS starke Winde.
Anschließend gibt er Gas, und zieht dadurch das Seil ein.
Nach ein paar Sekunden hat das Flugzeug eine Geschwindigkeit von etwa 100 km/h erreicht und hebt ab.
Es steigt in einem Winkel von bis zu 45° weiter nach oben.
Sobald das Seil, welches am Flugzeug unter dem Schwerpunkt eingeklinkt ist, senkrecht zur Flugzeuglängsachse ist (in diesem Moment befindet sich das Flugzeug über der Winde), klinkt es automatisch aus.
Das Prinzip gleicht dem des Drachensteigens:
Ist der Wind zu schwach (Windstille), kann man den Drachen durch Rückwärtslaufen (Aufrollen des Seiles) zum Abheben bringen.
Die Ausklinkhöhe beträgt bei einem 1000m-Seil 400-500m, je stärker die Gegenwindkomponente, umso mehr.
Diese Startart ist deshalb so beliebt, weil sie sehr preiswert (~1min Motorlaufzeit) ist und eine schnelle Startreihenfolge bietet.
Allerdings ist die Ausklinkhöhe begrenzt, außerdem müssen in der Nähe des Platzes Aufwinde herrschen, sonst werden das immer nur sehr kurze Flüge.
Flugzeugschlepp
[Bearbeiten]Eine weitere Startart ist der sogenannte Flugzeugschlepp, oder kürzer F-Schlepp. Wie man schon erahnen kann, wird das Segelflugzeug mit Hilfe eines ca. 40m-Seiles von einem motorisierten Flugzeug geschleppt. Hat man die gewünschte Höhe erreicht, klinkt der Segelflieger aus und fliegt eine leichte Rechtskurve. Das Schleppflugzeug kurvt nach links und landet wieder. Diese Startart ist im Gegensatz zum Windenstart etwas teurer und ermöglicht keine hohe Startfrequenz, man hat aber die Möglichkeit, viel höher geschleppt zu werden. Außerdem ist man nicht so an den Platz "gebunden", man kann direkt in die Aufwindgebiete fliegen, sodass die Chance auf lange Streckenflüge steigt. Für Fluggäste wird der F-Schlepp angenehmer empfunden als der Windenstart, da nicht so starke Beschleunigungen auftreten. Für Segelflieger ist der Windenstart aber einfacher, da beim F-Schlepp für lange Zeit hohe Konzentration und Disziplin erforderlich ist.
Eigenstart
[Bearbeiten]Es gibt noch eine etwas modernere Startart: der Eigenstart. Einige Segelflugzeuge haben im Rumpf ein Triebwerk, das ausgeklappt werden kann - einfach genannt "Motorsegler". Der Motor sorgt für den nötigen Schub, der das Flugzeug nach oben bringt. Hat man die gewünschte Höhe erreicht, wird das Triebwerk wieder ausgeschaltet, abgekühlt und eingeklappt. Der Eigenstart hat noch ein paar mehr Vorteile im Gegensatz zum F-Schlepp: Erstens ist die Motorlaufzeit beim Eigenstart kürzer, weil das Schleppflugzeug im F-Schlepp auch noch runter muss und dabei Benzin verbraucht. Der Eigenstart ist meistens auch schneller, da das Leistungsverhältnis besser ist. Außerdem kann man den Motor während des Fluges wieder starten, so kann man sicher wieder nach Hause fliegen, auch wenn keine Aufwinde mehr da sind. Außenlandungen werden damit vermieden. Allerdings wird das Flugzeug dadurch erheblich schwerer, was aber wegen des besseren Gleitverhältnis auch ein Vorteil sein kann. Damit das Triebwerk in den Rumpf passt, werden kleine Motoren verwendet, wie z. B. Wankelmotoren. Die Entwicklungen gehen weiter und es gibt bereits Modelle mit Elektromotoren (vgl. z. B. Antares 20E).
Quellen
[Bearbeiten]- Theorieunterricht im Rahmen der Segelflugausbildung
- Winfried Kassera: Flug ohne Motor