Sei doch vernünftig: Moralische Werte: Gerechtigkeitssinn?

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Gerechtigkeitssinn ist eine Charakterhaltung. Gemäß dem Kritischen Rationalismus gilt, dass, wer diese Einstellung hat, das Problem zu lösen versucht, die Lasten und Vorteile in einer Gesellschaft so zu verteilen, dass sich am Ende keiner mehr darüber streitet, weil alle inneren Geistesblitze der Vernünftigen zu dem gleichen Ergebnis kommen.

Dieses Ansicht des Kritschen Rationalismus soll hier aber auch in Frage gestellt werden.

Gerechtigkeitssinn ist auf jeden Fall eine Charakterhaltung. Doch wer diese Einstellung hat, versucht das Problem zu lösen, die Lasten und Vorteile in einer Gesellschaft so zu verteilen, dass jeder bekommt und tragen muss, was ihm zusteht.

So kann es jemanden, der mehr oder besser arbeitet, zustehen, eine bessere Belohnung zu erhalten, die ihn dafür motiviert. Ansonsten könnte er sich einer anderen Arbeit widmen. Würde man jemanden zu einer bestimmten Arbeitsform zwingen, würde dieser aber möglicherweise nicht das richtige Talent, aber auch nicht mehr die Motivation dazu haben. Auch sollte jemand, der auch weiterhin zuverlässig arbeiten soll, genug Geld bekommen, dass er überlebt. Ansonsten könnte er die Arbeit natürlich auch nicht mehr ausführen.

Das Problem wäre also eine falsche Zuteilung von Ressourcen, die der Entwicklung des Menschen hinderlich wäre.

Gerechtigkeit lässt sich evolutionär gut erklären. Jeder Mensch, der z.B. Nahrung, Zuneigung, Ratschläge oder ähnliches erhält, hat einen Vorteil in seinem Kampf um Überleben und Fortpflanzung. Jemand, dem dagegen gefährliche oder belastende Tätigkeiten zugewiesen werden, hat einen Nachteil. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass die richtigen Menschen bevorteilt werden.

Da man einem Menschen nicht unbedingt alle seine kompletten Eigenschaften ansieht, wird die Gerechtigkeit immer anhand von Einzelfällen entschieden. Dabei wird möglichst genauso verfahren, wie es auch bei anderen Menschen der Fall wäre. Menschlich ist aber auch, Menschen, die besondere Sympathie erwecken, dabei einen Vorteil zu gewähren. Bei Einrichtungen wie dem staatlichen Gericht ist jedoch vorgesehen, dass vor ihm alle gleich zu behandeln sind.

Gerechtigkeit ist nicht zu verwechseln mit der Meinung der Mehrheit. (Stichwort Mitläufer) Die Meinung der Mehrheit kann nicht immer das gleiche sein, wie die richtige Meinung. Stell dir vor, es gibt 4 Leute. Jeder überlegt, wie er handeln sollte. Wenn sie nun davon ausgehen, dass sie ihre richtigen Entscheidungen finden, indem sie der Meinung der Mehrheit folgen, dann muss zuerst irgendeine Mehrheit zu irgendeiner Meinung kommen. Angenommen nach hundert Jahren wird der einen Hälfte langweilig, weil sie keine Mehrheit finden, weil alle auf eine Mehrheit warten. Dann treffen einfach irgendwelche irgendeine Entscheidung. Sobald sich eine Mehrheit gebildet hat, ist diese Wahrheit dann umunstößlich. Die richtige Entscheidung wäre dann aber völlig beliebig. (Stichwort Warum gibt es richtig und falsch?) Wenn wir die Frage „Wie soll ich handeln?“ mit „So wie ich selber handel“ beantworten, dann haben wir eine rekursive Nonsens-Aussage. (siehe Aussagenlogik) Hier beißt sich die Katze in den eigenen Schwanz.

Empfehlenswert zum Verständnis des Gerechtigkeitsprinzips ist auch das Verstehen der Lektüre: Platon, Politeia.


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