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Sensomotorik im Sportunterricht: Koerperbild

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Die Wiederherstellung des vollständigen Körperbilds im Nervensystem


Auch die Füße gehören dazu!

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Zuordnung der Tastwahrnehmung (links) und der Bewegungssteuerung (rechts) zu Bereichen der Großhirnrinde

Allen Körperpartien sind bestimmte Hirnregionen zugeordnet. Wie in der Abbildung schematisch dargestellt, ergibt sich dabei für die Tastwahrnehmung ein ähnliches, wenn auch nicht deckungsgleiches Muster wie für die Steuerung der Bewegungen. Hierbei nehmen, besonders bei der Wahrnehmung, die Füße einen auffallend großen Anteil der Gehirnmasse in Anspruch. Die Fußsohle ist eines der wichtigen Zentren des Tastsinns. Bei der Bewegungssteuerung (rechtes Schema) sind in diesen Hirnarealen auch die Beine deutlich abgebildet. Offensichtlich ist die Wahrnehmung der Sohlen eine der Grundlagen des aufrechten Gangs und der dazu notwendigen Feinsteuerung der Beine bis hin zur Wirbelsäule. Damit wir unseren Rücken immer optimal ausbalancieren, müssen die Nervenzellen in den Füßen sehr viel Detailinformation über Bodenbeschaffenheit, Unebenheiten etc. liefern. Und dies behindern die Schuhe, so nützlich und komfortabel sie manchmal auch sein können.

Denn wenn man Körperteile verschwinden lässt, verschwinden sie auch aus dem Körperbild des Gehirns. Hierzu eine Erfahrung des Autors dieses Kapitels:

Unsere zweijährige Tochter tat auf der Höhe ihres Trotzalters meist das Gegenteil dessen, was die Eltern wollten. Doch als die Mutter einen Topf von der Herdplatte wegrückte und sagte, dass die Kleine da auf keinen Fall hinlangen dürfe, war Schluss mit lustig. Sie fasste unverzüglich hin mit dem Ergebnis, dass die ganze rechte Handfläche eine einzige Brandblase war. Der Kinderarzt versorgte das fachmännisch und ließ die ganze Hand in einem dicken Verband verschwinden. Als nach zwei Wochen der Verband abgenommen wurde, war alles schön verheilt. Doch die sonst immer lebhafte Kleine machte keine Anstalten, die Hand zu bewegen oder irgendetwas mit ihr zu tun. Nur ab und zu schaute sie sie ungläubig an. Es dauerte einige Tage, bis sie die Hand wieder einsetzte, um wie vorher damit zu spielen, zu essen, zu malen, Dinge zu erforschen.

Nach zwei Wochen im festen Verband war die Hand des Kindes im Körperbild des Gehirns nicht mehr aktiv. Sie musste, um es in der heutigen Computerprache auszudrücken, erst wieder "neu aufgesetzt" werden, was einige Tage dauerte. Und genauso geht es mit den Füßen, wenn sie über Monate oder sogar jahrelang immer in Schuhen stecken. Sie sind im Körperbild des Nervensystems nicht richtig präsent und leisten ihren Beitrag zur Steuerung der Bewegungsabläufe nur sehr unvollkommen. Manchen erscheinen sie total fremd, wenn sie aus den Schuhen schlüpfen. Und so stellt sich uns die Aufgabe, unsere hochwertigen Organe für den aufrechten Gang wieder in den "Status aktiv" zu setzen, damit sie uns verletzungs- und schmerzfrei, elegant, kraftvoll, anmutig -- wie immer wir es haben wollen -- durchs Leben zu führen.

Unsere Hände sind stets aktiv und werden auch im Schulunterricht beständig gefördert. Deshalb ist es wichtig, wenigstens den Schulsport zu nutzen, um den notwendigen Ausgleich zur Sensibilisierung der Füße zu schaffen und ein ausgeglichenes Körperbild herzustellen.


Vliesbahnen unterlegen, Materialien drauf, und fertig ist der Fußfühlpfad!

Schulung der Tastwahrnehmung auf Fußfühlpfaden

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Für Millionen Menschen, die jedes Jahre einen der ca. 100 Barfußpfade im deutschsprachigen Raum besuchen, ist die Aktivierung der Füße im sensomotorischen Körperbild keine Pflichtübung, sondern ein schönes und befreiendes Erlebnis. Auch manche Schulen haben im Pausenbereich, Schulgarten, etc. Barfußpfade angelegt, auf denen verschiedene Materialien mit den Sohlen gefühlt und vielleicht auch einige Balanceakte geübt werden können. Gibt es keinen fest installierten Sinnespfad, kann man im Außenbereich für eine begrenzte Zeit unterschiedliche Materialien z.B. auf Vliesbahnen auszulegen. Bei einem Schul- oder Sportfest können dies viele Kinder nutzen und auch Fußgymnastikspiele üben, die man zusätzlich zum Fühlpfad anbieten sollte. Am Ende können die Vliese samt Auflage wieder einfach und vollständig entfernt werden. Leider beschränkt sich diese Möglichkeit auf die warme Jahreszeit.


Barfußwandern

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Auch auf Schulausflügen kann man barfuß gehen und sich dabei mit der Vielfalt natürlicher Untergründe auseinandersetzen. In vielen Gegenden können geeignete Wege erkundet werden (siehe Wikibook Barfußwandern). Vor allem die zahlreichen Barfußparks oder Barfußpfade bieten sich als Ausflugsziele an und werden regelmäßig von vielen Schulklassen besucht. Da diese von den Betreibern instandgehalten werden, ist für eine solche Unternehmung keine eigene Vorarbeit erforderlich und ein guter Sicherheitsstandard gewährleistet.

Ein Verzeichnis der Barfußpfade in Deutschland und den Nachbarländern findet sich auf www.barfusspark.info


Möglichkeiten in Klassenzimmern und Sporthallen

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Das Fühlen vielfältiger Untergründe mit den Füßen ist bei Kindern auch in der kalten Jahreszeit sehr beliebt. In Klassenzimmern und Sporthallen können nur Materialien eingesetzt werden, die den Hallenboden nicht verschmutzen oder beschädigen. Die Abbildung zeigt einen Fußfühlpfad, der platzsparend aufbewahrt und schnell auf- und abgebaut werden kann.

Geeignete Komponenten sind:

  • flache Behälter mit gröberen Materialien, die nicht an den Füßen haften,
  • Fußabstreifer von unterschiedlicher Beschaffenheit,
  • Zaunlatten, aufgereihte Holzstücke,
  • Tücher, Strohmatten, Weidengeflecht, Jutesäcke .....