Soziologische Klassiker/ Hughes, Everett C.

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Biographie in Daten[Bearbeiten]

Persönliche Daten[Bearbeiten]

Hughes Everett Cherrington

  • Geboren am 30.11.1897 in Ohio/USA
  • Gestorben am 04.01.1983 in Cambridge/Massachusetts/USA


  • 1928 Erwerb des Doktorgrades (Ph.D.) nach einem Studium der Soziologie und Anthropologie in Chicago
  • 1927-1938 Lehrtätigkeit an der McGill Universität in Montreal
  • 1938-1961 Lehrtätigkeit an der Universität von Chicago
  • 1941-1960 Mitherausgeber und Herausgeber des American Journal of Sociology
  • 1942-1943 Gastprofessur an der Universität Laval, Quebec, Canada
  • 1948, 1953 und 1958 Gastprofessor an der Universität Frankfurt
  • 1949 Berufung zum Professor für Soziologie an die Universität von Chicago
  • 1950 Präsident der Society for Applied Anthropology
  • 1952 Lehrtätigkeit an der medizinischen Fakultät der Universität Kansas
  • 1952-1956 Vorstand des Department of Sociology an der Universität Chicago
  • 1961-1968 Lehrtätigkeit an der Brandeis Universität und Gastprofessor am Boston College
  • 1962-1963 Präsident der „American Sociological Association“
  • 1964 Mitglied der „American Academy of Arts and Sciences“
  • 1965 Gastprofessor an der McGill Universität in Montreal
  • 1968 Lehrtätigkeit am Boston College
  • 1976 Emeritierung


Familie[Bearbeiten]

E.C. Hughes heiratete 1927 Helen Gregory Mac Gill und hatte zwei Töchter mit ihr. Er war in seiner Ethik, besonders in seiner Ablehnung von Nationalismus und Rassendiskriminierung zweifellos von seinem Vater beeinflusst, einem methodistischen Geistlichen, der sich sehr für die Gleichwertigkeit aller Menschen/Menschenrassen einsetzte und deshalb vom Ku-Klux-Klan bedroht wurde.


Theoriegeschichtlicher Kontext[Bearbeiten]

Hughes studierte hauptsächlich bei Robert Ezra Park, der ein Unterstützer von Booker T. Washington war, einem der bedeutendsten afro-amerikanischen Politiker seiner Zeit. Hughes und Robert E. Park verband eine lebenslange Freundschaft. Weitere bekannte Lehrer von H. waren Ernest W. Burgess, Ellsworth Faris, Robert Redfield, Ruth Shonle Cavan, W. I. Thomas und Niels Anderson. Seine prominentesten Schüler sind Erving Goffman und Howard Becker.

Hughes war einer der Hauptvertreter der Soziologie der „Chicago School“, neben Herbert Blumer, Ernest W. Burgess, W.I. Thomas, und Florian Znaniecki, Albion W. Small und George Herbert Mead. Mit William Lloyd Warner fühlte H. sich durch die Art und Weise ihrer Feldforschungsmethode verbunden.

Hughes setzte sich mit Max Weber und Werner Sombart auseinander und versuchte, die amerikanische Öffentlichkeit auch auf Gabriel Tarde aufmerksam zu machen. Er ließ sich von Alexis de Tocqueville, Walter Bagehot, William James und Sigmund Freud inspirieren. Mit Georg Simmel stimmte er darin überein, dass die Grenze zwischen Soziologie und sozialem Leben eine durchlässige Membran sei.

Seine Frau Helen MacGill Hughes war an vielen seiner Projekte als wissenschaftliche Partnerin und Coautorin beteiligt.


Werke[Bearbeiten]

  • 1943 French Canada in transition
  • 1948 Good people and dirty work
  • 1952 Where peoples meet: Racial and ethnic frontiers mit Helen MacGill Hughes
  • 1953 Theorie der Institutionen (in Principles of Sociology von Alfred M. Lee)
  • 1958 Men and their work
  • 1958 Race: Individual and Collective Behavior mit Edgar T. Thompson
  • 1958 Twenty thousand nurses tell their story: A report on studies of nursing functions sponsored by the American Nurses Association
  • 1961 Boys in White - Student Culture in Medical School, a study of medical students mit Howard S. Becker, Blanche Geer und Anselm Strauss
  • 1968 Making the grade: The Academic Side of College Life mit Howard S. Becker und Blanche Geer
  • 1971 The sociological eye: Selected Papers on Institutions, Race, Work and the Study of Society (ed. by David Riesman and Howard S.Becker) [Überblick über die Vielfalt der von Hughes behandelten Themen]
  • 1979 The Chicago real estate board: The growth of an institution
  • On Work, Race and the sociological Imagination (ed. by Lewis A. Coser)


Das Werk in Themen und Thesen[Bearbeiten]

Soziologische Hauptgebiete (Überblick)[Bearbeiten]

Everett C. Hughes gilt als einer der Hauptvertreter der Schule, die im 20. Jahrhundert an der University of Chicago entstanden ist, geprägt von Robert Ezra Park, seinem Lehrer, inspiriert von Max Weber und Georg Simmel. Ein zentrales Thema der Chicago School und von Hughes war die Erforschung städtischer Subkulturen, ethnischer Minderheiten und deren Integration. Hughes Interesse galt der Entwicklung der kanadischen Gesellschaft insgesamt und darunter besonders den Fragen, wie Menschen verschiedenster Religionen, ethnischer Gruppen, Rassen und Kulturen durch Industrialisierung und Urbanisierung miteinander vermischt werden und welche Probleme daraus resultieren. Ein zweiter großer Themenbereich von Hughes war die Soziologie von Institutionen, besonders von Arbeit und Beruf. Der dritte Themenbereich, durch den Hughes bekannt wurde, umschloss Fragen der Gesundheitserziehung und der Organisation von Erziehung. Alle seine Forschungen waren auf wichtige Probleme der Lebenspraxis gerichtet und dienten zugleich der Erforschung grundlegender soziologischer Fragen. Sein übergeordnetes Ziel war es, die systematische Grundlage für die Vielfalt zu entdecken, nicht durch Simplifizierung, sondern durch Abstraktion auf das Wesentliche (Becker et al., S. ix).


Methodik und "Meilensteine" seiner Arbeit[Bearbeiten]

Hughes war in Fragen der Methodik niemals dogmatisch, sondern ging davon aus, dass es zur Erforschung von soziologischen Problemen immer unterschiedliche Zugänge gibt. Ein für ihn wichtiger Zugang war die Statistik, den Studenten empfahl er aber als ersten Zugang, von eigenen Erfahrungen auszugehen (Becker et al., S, vii). Er war ihnen gegenüber aber ein alles fordernder Lehrer. Er förderte die Feldforschung, ist aber nicht als Empiriker zu bezeichnen, da er durchaus auch Phänomene zusammenfasste und in ein übergeordnetes Konzept integrierte, für deren Zusammenhang keine Evidenz gegeben war (Becker et al., S. ix). Forschungsethik war ihm kein Anliegen, kein Thema war tabu, jedes Mittel einschließlich der Schnüffelei und des Vertrauensbruchs war ihm recht, um an Daten für die soziologische Forschung zu kommen (Becker et al., S. viii).

Während seines Aufenthaltes in Montreal beschreibt H. das Zusammenleben der englisch sprechenden Protestanten und der französisch sprechenden Katholiken der kleinen Industriestadt Drummondville im Osten der Provinz Quebec und veröffentlicht 1943 darüber das Buch „French Canada in transition“. Dies gilt als eine der besten amerikanischen Studien über Beziehungen zwischen Mehrheit und Minderheit(en). In „Good people and dirty work“ beschreibt er das Unrecht, das durch das NS-Regime in Deutschland an Minderheiten verübt wurde. Er weist darin aber auch deutlich darauf hin, dass dies nicht nur ein deutsches Übel ist, sondern dass auch in Amerika die Minderheiten für dreckige Arbeiten missbraucht werden. H. wendet sich nicht nur hier vehement gegen Nationalismus und Rassismus sowie den amerikanischen Ethnozentrismus.

H. war vor seiner akademischen Laufbahn in der „Steel Company“ in Chicago als Englischlehrer und Integrationshelfer von Einwanderern tätig und kam dabei mit den unterschiedlichsten Kulturen und Menschengruppen der Stadt Chicago in Kontakt. In seinem Bericht „Queries Concerning Industry and Society Growing Out of Study of Ethnic Relations in Industry“ beim jährlichen Treffen der „American Sociological Society“ in Chicago, der später auch veröffentlicht wurde, zeigt er überraschende Auswirkungen der Industrialisierung auf. Er kommt darin zu dem Schluss, dass die Industrie dem Land generell mehr Arbeitskräfte abverlangt, als dieses bieten kann. Der daraus resultierende Import von Arbeitern aus der ganzen Welt bedingt nach H. einen Bevölkerungsmix aus unterschiedlichen Rassen und Religionen.

Als liberaler, verfassungstreuer Demokrat wehrte er sich gegen Einschränkungen der akademischen Freiheit und bestand darauf, dass auch solche Forschungergebnisse veröffentlicht werden sollten, die sich gegen die allgemeinen öffentlichen Auffassungen richteten. Es gab für ihn keine zu geringen Themen, er beschränkte sich niemals auf nur einen bestimmten Bereich und ermutigte seine Studenten zu Experimenten in der Feldforschung. Er war immer am gesamten Umfang der Möglichkeiten und allen Formen interessiert, die ein gegebener Gegenstand annahm. Nachdem er sämtliche Wege, wie etwas hätte sein können identifiziert hatte, begann er zu untersuchen warum es passierte, warum gerade hier und warum so und nicht anders. Seine Schlüsse, Argumentationen und unkonventionellen Gedanken führten zu Ergebnissen, die neue Wege des Denkens möglich werden ließen. Seine Analogien sind immer eine große Hilfe zum Verständnis abstrakter Zusammenhänge. Als Hauptwerkzeug sozialer Forschung galt für ihn das Interview. Er war stolz auf seine bäuerlichen Vorfahren in Ohio und Virginia und fand so leichter Zugang zu den Menschen. Kommunikation bedeutete für ihn die Möglichkeit der Überwindung von Grenzen, seien es solche der Klasse, des Geschlechts, der Rasse oder der Nation.

Zusätzlich zur Redaktion des „American Journal of Sociology“ nutzte er kurze Zeitschriften und Artikel um besonders Arbeiten von Leuten mit nicht amerikanischer Abstammung an die Öffentlichkeit zu bringen. Als führendes Mitglied des „Interdisciplinary Committe on Human Development“ an der Universität Chicago nahm er aktiv Anteil an der Feldforschung in Kansas City in den 1950ern. 1960 entwarf er eine Petition gegen den Vietnam Krieg. Er war schon in jungen Jahren Mitglied und später Präsident der „Society for Applied Anthropology“. Von 1962-1963 war er Präsident der „American Sociological Association“, in deren Rahmen er 1963 beim jährlichen Treffen in Los Angeles seine Rede „Race Relations and the Sociological imagination“ vortrug, die im „American Sociological Review“ veröffentlicht wurde.

In der Berufssoziologie spricht Hughes von einem Prozess mit wichtigen „Wendepunkten“, die eine berufliche Laufbahn durchläuft. Ebenso befasst er sich mit dem Willensbildungsprozess in der Berufsgruppe (1958). Zur Rolle der Unternehmerschaft und der Industriearbeiterschaft in unterentwickelten Ländern merkt Hughes neben Melvin J. Herskovitz an „ … es ist ebenfalls wichtig zu vermerken, dass man unter den Umwelteinflüssen auch Veränderungen wie die der Geschwindigkeit und der Routine der Arbeit, den täglichen Pflichtenzyklus, die Kontrolle der menschlichen Bewegung … und vor allem die soziale Hierarchie, die durch die Arbeitssituation in der Fabrik entwickelt wird, berücksichtigen muss“ (König S 293).

Rezeption und Wirkung[Bearbeiten]

Erläuterung: Wie wurde der Autor von Zeitgenossen aufgenommen? Hat der Autor Schulen entwickelt, hat er Schüler, Nachfolger? Ist er für die gegenwärtige Soziolgie noch wichtig? Welche Thesen sind auch für die Gegenwartssoziologie noch von Bedeutung? Wenn ja warum.

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Literatur[Bearbeiten]

  • König, Renè [Hrsg.] (1969):
    "Handbuch der empirischen Sozialforschung. Band 8: Beruf Industrie Sozialer Wandel"
    Stuttgart
  • Becker et al. (1968):
    "Institutions and the Person: Papers Presented to Everett C. Hughes. Contributors and Editors: Howard Saul Becker, Blanche Geer, David Riesman, Robert S. Weiss."
    Chicago
  • Hughes, Everett Cherrington (1971):
    "The sociological eye: Selected Papers ed. by David Riesman and Howard S. Becker"
    Chicago


Internetquellen[Bearbeiten]

  • fr.wikipedia.org/wiki/Everett_Hughes. Abgerufen 04.06.07