Soziologische Klassiker/ Sassen, Saskia

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Biographie in Daten[Bearbeiten]

Saskia Sassen

  • geboren am 5. Jänner 1949 in Den Haag, Niederlande


  • Soziologin, Wirtschaftswissenschafterin und politische Analystin/Beraterin ist in Buenos Aires und Italien aufgewachsen. Erst studierte sie Philosophie und Politikwissenschaft and der Universität von Poitiers, Frankreich. 1969 nahm sie die Studien der Soziologie und Wirtschaftswissenschaften an der University Notre-Dame, Indiana, auf.
  • Saskia Sassen ist mit dem prominenten amerikanischen Soziologen und Kapitalismuskritiker Richard Sennett (Autor von „Der Flexible Mensch“, „HandWerk“, „Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität“) verheiratet.


Akademische Laufbahn

Saskia Sassen ist gegenwärtig

  • Centennial Professor (eine Ehren-Gastprofessur) an der London School of Economics,
  • Lynd Professor an der Columbia University, New York im Department of Sociology sowie Mitglied im Committee on Global Thought,
  • Ralph Lewis Professor of Sociology an der University of Chicago


Forschungsarbeit

Saskia Sassen ist nicht nur Soziologin. Ihr wissenschaftliches Betätigungsfeld ist von Interdisziplinarität gekennzeichnet und sehr breit gefächert: So umfasst ihre Arbeit Beiträge in den Disziplinen Soziologie, Wirtschaft und (Internationale) Politische Ökonomie. Die hauptsächlichen Themenfelder, die sie behandelt sind: Globalisierung, Immigration, Stadtsoziologie, Technologie und Innovation. Sassen beschäftigt sich auch mit Fragen des sozialen Wandels hinsichtlich der Rolle und Position des Staates im internationalen System, etwa der Entstaatlichung der internationalen Beziehungen. Die Soziologin untersuchte die Bildung einer globalisierten Ökonomie und deren Folgen oder die Bedeutung elektronischer Innovation für makro-ökonomische Strukturen und Prozesse. Ihre Analysen haben schon man „gängige Wahrheiten“ oder Mythen durchbrochen.


Saskia Sassen erhielt Forschungsförderungen, u.a. vom Twentieth Century Fund für eine Buchproduktion. In den Jahren 1996 und 1997 war sie Wissenschafterin am Center for Advanced Research in Palo Alto, Kalifornien.


Redaktions- und Beratungstätigkeiten

Die Soziologin ist Mitglied mehrerer Gremien von Forschungsinstituten und Beraterin für verschiedene Internationale Organisationen:

  • Ko-Leiterin der Economy Section des Global Chicago Project,
  • Mitglied des Council on Foreign Relations,
  • Mitglied des Panel on Cities, National Academy of Science,
  • Sassen führte ein fünfjähriges UNESCO - Forschungsprojekt zu nachhaltiger menschlicher Besiedelung durch (mit einem Forschungsnetzwerk in über 30 Ländern), dessen Ergebnisse als Band der Encyclopedia of Life Support Systems (EOLSS, EOLSS Publishers, Oxford) veröffentlicht worden sind: http://www.eolss.net/
  • Vorsitz des Information Technology, International Cooperation and Global Security Committee of the Social Science Research Council SSRC (USA)
  • Leiterin des interdisziplinären „Transnationalism Project“ an der University of Chicago, mit den derzeitigen Forschungsschwerpunkten Migration, Global Governance und Menschenrechten.
  • Mitglied des siebenköpfigen Beraterkreises der IBA Hamburg (Internationale Bauausstellung)


Journalistische Tätigkeit

Saskia Sassens gesellschaftspolitische Analysen und Kommentare zu vielfältigen Themen sind gefragt und erscheinen u.a. in folgenden Zeitungen: The Guardian, The New York Times, Le Monde Diplomatique (Monatszeitschrift für Internationale Politik), The International Herald Tribune, Newsweek International, The Financial Times.

Historischer Kontext[Bearbeiten]

Erläuterung: Wichtige „Ereignisse“ von allgemeiner Relevanz zu Lebzeiten des Autors. Gibt es historische Ereignisse, die den Autor beeinflusst haben? Etc.


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Theoriegeschichtlicher Kontext[Bearbeiten]

Erläuterung: Welche anderen Autoren haben das Werk des besprochenen Autors beeinflusst? Das betrifft sowohl wichtige Autoren der Vorwelt als auch Zeitgenossen

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Werke[Bearbeiten]

Saskia Sassen ist Autorin zahlreicher auflagenstarker Publikationen. Ihre Bücher wurden zum Teil in 16 Sprachen übersetzt.


  • 2006: Territory, Authority, Rights: From Medieval to Global Assemblages. Princeton University Press. Princeton.
  • 2006: Deciphering the Global: Its Spaces, Scales and Subjects. Routledge. New York.
  • 2005: (Editor; with Robert Latham) Digital Formations: New Architectures for Global Order. Princeton University Press. Princeton.
  • 2005: When National Territory is Home to the Global: Old Borders to Novel Borderings. New political economy. Routledge, 10 (4). Pp. 523-541.
  • 2005:  Digging in the Penumbra of Master Categories, in: British Journal of Sociology. Wiley-Blackwell Publishing Ltd, 56 (3). pp. 401-403.
  • 2005: The Repositioning of Citizenship and Alienage: Emergent Subjects and Spaces for Politics, in: Globalizations. Routledge, 2 (1). pp. 79-94.
  • 2005:  Regulating Immigration in a Global Age: A new Policy Landscape, in: Parallax. Routledge, 11 (1). pp. 35-45.
  • 2005: The Global City: Introducing a Concept, in: Brown Journal of World Affairs. Brown University, 11 (2). pp. 27-43.
  • 2005: (with Robert Latham) Electronic Markets and Activist Networks: The Weight of Social Logics in Digital Formations. Princeton University Press. Princeton.
  • 2005: (with Robert Latham) Digital Formations: IT and New Architectures in the Global Realm. Princeton University Press. Princeton.
  • 2004: Going Beyond the National State in the USA: The Politics of Minoritized Groups in Global Cities, in: Diogenes. 51 (3). Sage Publishing. pp. 59-65.
  • 2004:  Local Actors in Global Politics, in: Current Sociology., 52 (4). Sage Publications. pp. 649-670.
  • 2004: (with M. Bevir and F. Trentmann) The Locational and Institutional Embeddedness of Electronic Markets : The Case of the Global Capital Markets. Cambridge University Press. Cambridge.
  • 2003: The State and Globalization, in: Interventions: International Journal of Postcolonial Studies. 5 (2). Routledge. pp. 241-248.
  • 2003: Globalization or Denationalization? In: Review of International Political Economy 10 (1). Routledge. pp. 1-22.
  • 2003: The Participation of States and Citizens in Global Governance, in: Indiana Journal of Global Legal Studies 10 (1). Indiana University Press. pp. 5-28.
  • 2002: (Editor) Global Networks, Linked Cities. Routledge. New York.
  • 1999: (with David A.Smith, Dorothy J. Solinger, and Steven Topik) Embedding the Global in the National: Implications for the Role of the State. Routledge. London.
  • 1999 (with Kris Olds) Servicing the Global Economy: Reconfigured States and Private Agents. Routledge. London.
  • 1999: Guests and Aliens. New Press. New York.
  • 1999: Globalization and its Discontents: Essays on the New Mobility of People and Money. New Press. New York.
  • 1996: Losing Control: Sovereignty in an Age of Globalization. Columbia University Press. New York.
  • 1994 (3. überarbeitete Auflage 2006): Cities in a World economy. Pine Forge Press. Thousand Oaks, CA.
  • 1991 (2. überarbeitete Auflage 2001): The Global City: New York, London, Tokyo. Princeton University Press. Princeton.
  • 1988: The Mobility of Labor and Capital. A Study in International Investment and Labor Flow. Cambridge University Press. Cambridge.


Das Werk in Themen und Thesen'[Bearbeiten]

Globale Metropolen (Global Cities/Cities in a World Economy)

Saskia Sassen hat verschiedene Weltstädte untersucht, so z.B. New York, Tokyo, London, Sao Paulo, Hong Kong, Toronto, Miami und Sydney. Global Cities sind ihrer Definition zufolge „zentrale Standorte für hochentwickelte Dienstleistungen und Telekommunikationseinrichtungen, wie sie für die Durchführung und das Management globaler Wirtschaftsaktivitäten erforderlich sind.“ (Sassen 1996: 39)In diesen Städten sind typischerweise die Headquarters von multinationalen Konzernen angesiedelt. Aus dem zunehmenden Handel und den Investitionen resultiert die Konzentration von Angeboten und Funktionen, wie Finanzierungen und unternehmensbezogene Dienstleistungen in diesen urbanen Räumen. Zwei weitere bedeutende Funktionen, die globale Metropolen erfüllen, sind: Einerseits die Stadt als „postindustrielle Produktionsstätte“ für maßgebliche Sektoren wie dem Finanz- und hoch spezialisiertem Dienstleistungsbereich. Zum Anderen sind die Global Cities „transnationale Marktplätze, auf denen Unternehmen und Staaten Finanzinstrumente und spezielle Dienstleistungen erwerben können.“ (ebd: 40) Daher werden die Metropolen Steuerungszentralen für die globalisierte Ökonomie und deren Akteure.

Für Saskia Sassen vollziehen sich diese Entwicklungen vor dem Hintergrund der Globalisierung und dem Rückzug des Staates (zumindest aus bestimmten gesellschaftlichen Bereichen). Ein typisches Phänomen unserer Weltökonomie ist die „Kombination von geographischer Streuung der Wirtschaftstätigkeit und Systemintegration“, die „neue Formen der Konzentration“ von Besitzverhältnissen erzeugte und nun ihren Ausdruck in den Global Cities findet.

Sassen möchte verstehen, wie in diesen Städten - von ihr auch als „transnationalen Markträume“ bezeichnet - globale Prozesse vor sich gehen. Sie interessieren in diesem Sinn die Zusammenhänge ("intersections") von Globalem und Lokalem. So gibt es vielfältige internationale Räume für wirtschaftliche Aktivitäten, wo der Staat entsprechend mehr (z.B. im internationalen Handel) oder eben weniger Einfluss hat (z.B. in den globalen Finanzmärkten, Off-Shore-Zentren des Finanzkapitals).

Globalisierung geschieht, so Sassen, nicht im luftleeren Raum, sondern in bestimmten Räumen und dies sind transnationale Räume im Nationalstaat. Deshalb können diese globalen Prozesse (sei es etwa die Bildung der internationalen Finanzmärkte oder das schnelle Wachsen der Auslandsdirektinvestitionen (FDI)) hinsichtlich der bestimmten Form untersucht werden, wie sie sich im Raum - z.B. der Metropole - auswirken. Denn diese Prozesse verändern die Sozialstruktur der Städte selbst hinsichtlich der Organisation von Arbeit, dem Konsum und der Verteilung des Einkommens. So wandelten sich beispielsweise die Immobilienmärkte von New York, Tokyo und London grundlegend, da sie höchste Konzentrationen von Firmenzentralen in ihren Stadtzentren aufweisen. Die Nachfrage der Konzerne nach Büroflächen bzw. ihrer Angestellten nach Wohnraum trieb die Immobilienpreise auf rasante Weise in die Höhe, sodass sich dort die weltweit höchsten Mietpreise etabliert haben.

Es entstehen neue Muster sozialer Ungleichheit in den Städten. So besteht eine Segementation in den Dimensionen des Sozialen, Wirtschaftlichen und Räumlichen. Dabei liegt für die Soziologin auf der Hand, dass gerade niedrig qualifizierte Arbeitsmigrant/inn/en besonders häufig von Segmentation,und in der Folge von sozialer Exklusion und Benachteiligungen betroffen sind.

Zusammenfassend konstatiert Saskia Sassen, dass die Dualität, die zwischen hochentwickelten Ländern und Entwicklungsländern besteht, also die Tendenzen der Zentralität vs. Marginalität, nun auch in den entwickelten Ländern evident sind. Sie nennt dies einen „peripheralization process“ in Regionen, die bisher zum sogenannten „core“ gezählt wurden. Dies bezieht sich auf die globale, regionale und urbane Ebene.


Informelle Ökonomie

Zwecks ausführlicher Definition siehe auch Informeller Sektor bzw. Informal Sector.

Ein Hinweis für die Prozesse der Marginalisierung in den hochentwickelten Industrienationen ist die Ausbreitung der informellen Wirtschaft, wie Alejandro Portes übereinstimmend feststellt. Einerseits stellt die informelle Ökonomie eine solidarische Strategie zur günstigen Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern dar, andererseits ist diese ein Produkt des entwickelten Kapitalismus und dessen Logik der Profitmaximierung, um in der Praxis Produktionsstandards und arbeitsrechtliche Normen aufzuweichen und zu umgehen.


Stadtentwicklung

Laut Sassen ist eines der gegenwärtigen Hauptprobleme der Stadtplanung, das Spannungsfeld zwischen Stadtzentrum und Umgebung aufzulösen. Für die moderne Raumplanung und Stadtentwicklung gilt es die Herausforderung zu bewältigen, die traditionellen inneren Städte/Stadtzentren ("inner city") mit den Vorstädten zu verbinden. Das alte Zenturm/Vorstadt-Modell hält Sassen für nicht mehr adäquat als Basis für die heutige Stadtregierung bzw -verwaltung. Die Soziologin kritisiert auch, dass immer noch die Region als Stadtumgebung zu wenig einbezogen wird. Dieses Problem äußerte sich, so Sassen, in den Aufständen in den französischen Vorstädten (Banlieus) in Form von Gewalt in diesen Einwanderer-Ghettos. In multiethnischen Städten ist ein möglicher Lösungsansatz die Multikulturalität.


Rezeption und Wirkung[Bearbeiten]

Erläuterung: Wie wurde der Autor von Zeitgenossen aufgenommen? Hat der Autor Schulen entwickelt, hat er Schüler, Nachfolger? Ist er für die gegenwärtige Soziolgie noch wichtig? Welche Thesen sind auch für die Gegenwartssoziologie noch von Bedeutung? Wenn ja warum.


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Literatur[Bearbeiten]

  • HAN, Petrus (2006):
    "Theorien zur internationalen Migration: Ausgewählte interdisziplinäre Migrationstheorien und deren zentralen Aussagen"
    Stuttgart
  • SASSEN, Saskia (1996):
    "Metropolen des Weltmarkts: Die neue Rolle der Global Cities"
    Frankfurt
  • SASSEN, Saskia (1994):
    "Cities in A World Economy. Sociology Series For A New Century, Thousand Oaks, CA: Pine Forge Press"


Internetquellen[Bearbeiten]