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Soziologische Klassiker/ Soziale Ordnung/ Durkheim, Emile

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Emile Durkheim

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Gilt als Begründer des strukturfunktionalistischen Paradigmas und etablierte den sozialen Tatbestand als eigenständigen Gegenstand der Soziologie.

Sozialer Tatbestand

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Der Begriff des sozialen Tatbestandes wie er in Durkheims Werk, „Die Regeln der soziologischen Methode“ veröffentlicht 1895 wurde, verlangt einen eigenständigen Gegenstand um ihn angemessen zu untersuchen und dieser ist die Soziologie. Der soziale Tatbestand bezeichnet den Gegenstandsbereich der Soziologie und fungiert als ein konzeptuelles Hilfsmittel, um die Soziologie von anderen Disziplinen, insbesondere der Psychologie zu unterscheiden[1].

Die regelmäßigen Muster des sozialen Lebens nennt Durkheim den sozialen Tatbestand. Diese, sich wiederholenden Elemente, bleiben immer gleich, auch wenn das soziale Leben sich stets verändert. Durch diese Regelmäßigkeit entsteht laut Durkheim soziale Ordnung. Durkheims Beitrag zu einer als eigenständige Disziplin begriffenen Soziologie, beschäftigt sich mit allen aus sozialer Ordnung entstehenden Folgen und Mängeln, ihrem Wesen, Voraussetzungen und ihrem wechselnden Charakter.

Soziale Tatbestände sind Regeln nach denen gehandelt wird. Diese Regeln sind je nach Handlung unterschiedlich und existieren auch unabhängig von Ihr. Sie bestehen vor und nach der Handlung und sind nicht von den Handlungen des Einzelindividuums beeinflussbar. Dies Äußerlichkeit gegenüber dem Individuum ist eine Grundeigenschaft der sozialen Tatbestände.

Weiters führt die Nichtbefolgung dieser Regeln zu Sanktionen. Werden etablierte Muster ignoriert, führt dies zur Ausübung von Druck auf das Individuum um der sozialen Ordnung wieder gerecht zu werden. Dieser Zwangscharakter ist ein weiteres Merkmal des sozialen Tatbestandes.

Die dritte Eigenschaft der sozialen Tatbestände entsteht durch die Unabhängigkeit der Regeln von Raum und Zeit. Diese allgemeine Gültigkeit (Allgemeinheit) ist zum Bsp. auch physikalischen Gesetzten und nicht nur den sozialen Tatbeständen vorbehalten. „Was soziale Tatbestände von ihrem Charakter her allgemein macht, besteht darin, dass die entsprechenden Regeln überall in einem Kollektiv als bindend gelten. Es ist nicht die Allgemeingültigkeit eines Tatbestandes, die ihn kollektiv bindend macht, sondern eher umgekehrt macht ihnen die Vorstellung des Kollektivs, er sei bindend, vom Charakter her allgemeingültig.[2]

Kollektivistisch vs. Individualistisch

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Die Reproduktion von Normen und Regeln der Institutionen, erfolgt durch das Handeln der Individuen nach etablierten Mustern. Durch angepasstes Handeln werden diese Muster bestätigt. Wird nicht den Regeln entsprechend gehandelt wird ein kollektiver Zwang auf das Individuum ausgeübt. Nicht nur gewisse Menschen missbilligen das Verhalten, sondern es wird kollektiv abgelehnt. Somit ist das Kollektiv der Träger von Normen und Regeln sozialer Tatbestände. Der kollektivistischen steht die individualistische Erklärung gegenüber. Das Individuum fügt sich nur so lange der sozialen Ordnung, sofern bei abweichendem Verhalten Sanktionen zu erwarten sind. Soweit es nützlicher ist sich anzupassen, wird es sich anpassen. Diese Erklärung ist aber nur so lange haltbar, wie alle sanktionierenden Individuen gleich auf das Einzelindividuum reagieren. Geschieht das nicht, fehlt ein reguläres Verhaltensmuster das laut Durkheim essentiell für die Reproduktion der sozialen Ordnung ist.[3]

Kollektive Moralordnung und kollektives Bewusstsein

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Kollektive Reaktionen auf individuelles Verhalten setzen gemeinsame Anschauungen, Normen und Solidarität der Individuen im Kollektiv voraus. Wenn das gegeben ist spricht man von kollektivem Bewusstein, das von individuellem Bewusstsein unterschieden werden kann. Eine kollektive Moralordnung entsteht nur durch gemeinsame übereinstimmende Moralvorstellungen (kollektives Gewissen) dem eine kongruente Bewertung des Individuellen Verhaltens zu Grunde liegt. Ohne die geteilten Einstellungen in Sachen Moral, Regeln und Solidarität gegenüber dem Kollektiv würde es nie zu einer Einigkeit bei der Sanktionierung kommen. Der daraus entstehende Zwangscharakter manifestiert sich nicht nur in der Macht des Kollektivs sondern auch in seiner moralischen Autorität.[4]

Soziale Ordnung

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Die soziale Ordnung regelt das soziale Handeln. Die Grundpfeiler der sozialen Ordnung sind die kollektive Solidarität und das kollektive Bewusstsein.[5]


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Hauptartikel zu Emile Durkheim in diesem Wikibook

Emile Durkheim in der deutschsprachigen Wikipedia


Literatur

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  • Gabriel, Manfred :
    "Vorlesung Geschichte der Soziologie. Sommersemester 2008"
    Paris-Lodron-Universität Salzburg 2008
  • Münch, Richard (Hrsg.) (2002):
    "Soziologische Theorien. Bd. 1: Grundlegung durch Klassiker"
    Frankfurt a. Main

Einzelnachweise

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<references>

  1. Durkheim zit. n. Münch. Band 1. S. 60
  2. vgl. Münch. Band 1. S. 61
  3. vgl. Münch. Band 1. S. 62
  4. vgl. Münch. Band 1. S. 63
  5. vgl. Münch. Band 1. S. 64