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Traktorenlexikon: Lanz HP

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Traktorenlexikon Hersteller-/Markenübersicht Kapitel „Lanz“
Lanz HP
Lanz HP
Lanz HP
Basisdaten
Hersteller/Marke: Lanz
Modellreihe:
Modell: HP
Bauweise: Profilrahmenbauweise
Produktionszeitraum: 1923–1926
Stückzahl: 723
Maße
Eigengewicht: 1500 kg
Länge: 2550 mm
Breite: 1345 mm
Höhe: 2130 mm
Radstand: 1400 mm
Spurweite: vorne: 1010 mm
hinten: 1000 mm
Standardbereifung: vorne: 200 mm x 1050 mm
hinten: 200 mm x 850 mm
Motor
Nennleistung: 9–11 kW, 12–15 PS
Nenndrehzahl: 420–500/min
Zylinderanzahl: 1
Hubraum: 6220 cm³
Kraftstoff: Teeröl, Rohöl, Petroleum u.a.
Kühlsystem: Verdampfungskühlung
Antrieb
Antriebstyp: Allrad
Getriebe:
Höchstgeschwindigkeit: 4,3 km/h

Der Acker-Bulldog HP (der ‎Telegrammname lautete „Peter“) ist ein von Lanz Mitte der 1920er Jahre gebauter Schlepper.

1922, ein Jahr nach der Vorstellung des ersten Bulldogs mit der Modellbezeichnung HL, begann ‎‎Lanz mit der Entwicklung einer Zugmaschine, die ganz auf die Erfordernisse ‎‎der Landwirtschaft ausgelegt war. Um die Geländegängigkeit, Zugleistung und die ‎Gewichtsverteilung auf die beiden Achsen zu verbessern, wurde der Traktor mit einem ‎dauerhaften Allradantrieb ausgestattet, bei dem die vorderen Räder etwas größer ausfielen als ‎die Hinterräder. Bereits während des Ersten Weltkrieges hatten Konstrukteure bei Lanz ein ‎allradgetriebenes Fahrzeug für Material und Mannschaften entwickelt, von dem aber nur Prototypen ‎gebaut wurden. Die Serienproduktion des neuen HP-„Allrad-Bulldogs“ konnte bereits ‎1923 aufgenommen werden.

Bekannt wurde der HP vor allem als ‎‎‎„Knicklenker-Bulldog“. Diese Bezeichnung verweist darauf, dass der Traktor nicht über die Achsen oder Achsschenkel gelenkt ‎‎wird, sondern in Kurven der vordere Teil des Traktors in der Mitte gegen den hinteren Teil ‎‎knickt. Dieses Lenkprinzip war damals revolutionär und wird heute noch bei ‎‎Großtraktoren und Baumaschinen verwendet. Das mittige Gelenk verbindet beim HP den vorderen Fahrzeugteil (u.a. mit Motor, Wasser- und ‎Kraftstoffbehälter) mit dem hinteren Teil (Fahrerplattform, Zugvorrichtung). Dieses Bulldog-Modell gilt als erster in Serie gefertigter ‎Knicklenker-Traktor.‎

Neben der Verwendung als Ackerschlepper hoffte man bei Lanz, dass dieser Bulldog mit seiner ‎geringen Breite von gut 1,35 m auch im Weinbau Verwendung finde würde. Dabei hatte das Unternehmen ‎besonders den französischen Markt im Blick. Zwar war das Modell HP ein äußerst ‎fortschrittlicher Traktor, doch blieb er wirtschaftlich wenig erfolgreich. Auf Grund des ‎Allradantriebes und der aufwändigen Lenkung war er recht teuer. Auch erwies sich seine Dauerleistung von 12 PS (9 ‎kW) häufig als zu schwach, um Mehrscharpflüge zu ziehen. Bei den letzten, 1926 gebauten Bulldogs dieses ‎Typs wurde die Motordrehzahl daher auf 500/min erhöht, wodurch die Leistung auf 11 kW (15 ‎PS) stieg.‎

Motor

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Der Bulldog HP ist mit einem liegenden Einzylinder-Zweitakt-Motor („Schwerölmotor“ mit 6,22 Liter Hubraum) ohne Ventile und mit Glühkopfzündung ausgestattet. ‎

  • Bohrung: 190 mm, Hub: 220 mm
  • Dauerleistung: zuerst 9 kW (12 PS) bei 420/min, bei ‎den späteren Exemplaren (1926) dann 11 kW (15 PS) bei 500/min
  • Höchstleistung: zuerst 15 PS, bei ‎den späteren Modellen 1926 dann 18 PS

Gegenüber den Modellen ‎HL und HM war das Kühlsystem verbessert worden. Zwar handelt es sich immer noch um einen Verdampfungskühler, doch ‎befindet sich der Kühlwasserbehälter beim HP über dem Motor, so dass keine Wasserpumpe mehr ‎notwendig ist. Darüber hinaus sammelt sich das aufsteigende heiße Wasser wieder in ‎diesem Behälter. Wenn es bei hohen Temperaturen verdampft, schlägt sich ein Teil des ‎Kühlwassers am Gussgehäuse nieder, bevor es entweicht.‎ Der Glükopfmotor ist kein Selbstzünder denn das niederige Verdichtungsverhältnis lässt keine Selbstzündung zu. Für die Zündung wird der Glühende Zylinderkopf benötigt. Ist der Glükopf mit frischem Sauerstoff gefüllt so reicht es oft den Kraftstoff einzuspritzen um ihn zur Zündung zu bringen, es wird kein lauf des Motors und somit keine verdichtung der Luft im Brennraum benötigt und macht ihn damit nicht zum Selbstzünder. Der gerade beschriebene Vorgang funktioniert logischer Weise nicht bei einem kalten Glükopf. Vorteil des Glühkopfmotors ist die große Kraftstofftoleranz.

Kupplung

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Der HP hat eine elastische Backenkupplung mit Kupplungsbremse für den Fahr- und den Riemenantrieb.

Getriebe

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Wie die Modelle HL und HM hat auch der HP kein Getriebe i.e.S. Zur Rückwärtsfahrt wird die ‎Drehrichtung des Motors vom Fahrersitz aus umgeschaltet.‎

Beim Antrieb wirkt eine Kette vom Motor auf eine Vorgelegewelle, an der sich ein Stirnrad-‎Differentialgetriebe mit zwei Sonnenrädern befindet. Ein Sonnenrad wirkt über eine ‎Kegelradgetriebe auf die Kardanwelle des Hinterradantriebs, das andere auf die ‎Vorgelegewelle des Vorderradantriebs.‎

Geschwindigkeiten vor- und rückwärts

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Die maximale Geschwindigkeit beträgt auf der Straße 4,3 km/h und 3,6 km/h auf dem Acker.‎

Zapfwelle

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Der HP hat keine Zapfwelle; der Antrieb von stationären Geräten erfolgt über eine Riemenscheibe mit 680 mm ‎Durchmesser und einer Drehzahl von maximal 320/min. ‎

Bremsen

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Das Modell HP ist mit einer Spindelbremse ausgestattet, die auf das Vorgelege der Vorderachse wirkt.

Achsen

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Beide Achsen des HP sind angetrieben (Vierradantrieb), weshalb er auch als „Allrad-Bulldog“ bezeichnet wird.

Lenkung

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Der HP verfügt über eine Knicklenkung zwischen Vorder- und Hinterachse, bei den ersten ‎Modellen wurde die Lenkung über ein Schneckengetriebe betätigt, das sich jedoch als zu verschleißanfällig erwies und durch ein Schraubenradgetriebe ersetzt wurde.‎

Maße und Abmessungen

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  • Breite: 1345 mm (mit Moorreifen 1500 mm)
  • Spurweite: vorne 1010 mm, hinten 1000 mm; andere Angabe: 1080 mm (mit Moorreifen 1190 mm)
  • Eigengewicht: betriebsfertig ca. 1500 kg, je nach Bereifung bis 1960 kg

Bereifung

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Die Standardbereifung besteht aus Eisenrädern mit aufgenieteten Greifstollen, wobei die vorderen Räder größer sind als ‎die Hinterräder. Der ‎Felgendurchmesser beträgt vorne 1050 mm und hinten 850 mm, die Breite beträgt jeweils 200 ‎mm. Die Original-Auflegeräder für die Straßenfahrt haben einen Durchmesser von 1200 mm vorne und ‎1000 mm hinten. Darüber hinaus gab es diverse Sonderbereifungen wie Verbreiterungen, ‎Spezialprofile oder Hartgummireifen.‎

Füllmengen

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Verbrauch

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Der Verbrauch unter Vollast beträgt etwa 180 g/PSh, was etwa 245 g/kWh entspricht.

Sonderausrüstung

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Sonstiges

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Literatur

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  • OLDTIMER TRAKTOR Ausgabe 4/2022, Seite 76 ff.
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 Commons: Lanz HP – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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