Unwirksam: Herz

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Wirksame Medizin erfreut den Patienten und den Doktor
Der schöne, etwas kratzige Weißdorn

 Weißdorn[Bearbeiten]

Extrakt aus verschiedenen Crataegusarten Beispielsweise CrataeguttTropfen

Der Weißdorn wird als pflanzliches Coronar- und Myocardtherapeutikum beworben. Er ist pharmakologisch ein Phosphodiesterasehemmer und bewirkt einen Anstieg des intrazellulären cAMP und cGMP Spiegels. Der Weißdorn verbessert deswegen angeblich die Coronar- und Myocarddurchblutung Er ist angeblich positiv inotrop, positiv chronotrop und dromotrop, neg. bathmotrop. Ob dies auch in der angegebenen Dosierung: 3 x 20 gtt. /die zutrifft, ist zu hinterfragen.

Beurteilung[Bearbeiten]

Es gibt keine Untersuchung über die Prognoseverbesserung bei Koronarkranken oder bei Patienten mit Herzinsuffizienz. Wahrscheinlich ist das Medikament in diesen Punkten unwirksam. Im niedergelassenen Bereich wird das Medikament gern gegeben, in den Krankenhäusern wird es praktisch gar nicht verwendet. Zu Fordern ist ein sauberer, prognostischer Wirksamkeitsnachweis wie er für Betablocker oder ACE Hemmer vorliegt. Ansonsten gehört das Medikament vom Markt genommen. Als Studienprotokoll kann man die CONSENSUS Studie, als Beispiel einer vorbildliche Herzinzuffizienzstudie, hernehmen.

Die CONSENSUS-Studie (1987) war die erste Doppelblindstudie, die die Wirksamkeit des ACE-Hemmers  Enalapril auf die Mortalität bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz nachwies. Durch diese Langzeitstudie wurde gezeigt, dass die ACE-Hemmung zu einer deutlichen Verbesserung der Prognose führt.

CONSENSUS I Cooperative North Scandinavian Enalapril Survival Study
CIBIS II    Cardiac Insufficiency Bisoprolol Study II

Wirksame Alternativen:[Bearbeiten]

Wichtige ß-Blocker-Studien bei Herzinsuffizienz[Bearbeiten]

Studie                   N      Kriterien        ß-Blocker   Dosis     Dauer     Mortalität     Reduktion
-------------------------------------------------------------------------------------------------------
CIBIS II Lancet 1999     2647   NYHAIII          Bisoprolol  5-10mg    36 Mo.    12/17%         -34%
Carvedilol NEJM 1996     1094   NYHAII-IV        Carvedilol  50mg      12 Mo.    3,2/7,8%       -67% 
MERIT-HF Lancet 1999     3991   NYHAIII-IV       Metoprolol  160mg     48 Mo.    7,2/11%        -34%

Bei der Carvedilol-Studie war die Prognose nicht das Hauptkriterium. Daher sind deren Ergebnisse mit Einschränkung zu werten.

Links[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Weikl K.-D. et al.: Crataegus-Spezialextrakt WS 1442 –
    • objektiver Wirksamkeitsnachweis bei Patienten mit Herzinsuffizienz NYHA II,
    • Fortschr Med. 1996(24); 114:291–296.
  • Zapfl G. et al.:
    • Clinical efficacy of Crataegus extract WS 1442 in congestive heart failure NYHA class II, ***Phytomedicine 2001(4); 8: 262–266.
  • Pittler et al.:
    • Hawthorn extract for treating chronic heart failure (review),
      • Cochrane Database of Sys tematic Reviews 2008, Issue 1, Art.No.: CD005312.
  • Tauchert M. et al.:
    • Efficacy and safety of crataegus extract WS 1442 in comparison with placebo in patients with chronic stable New York Heart Association class-III heart failure,
      • Am Heart J. 2002(5); 143: 910–915.
  • Holubarsch C.J.F., Colucci W.S., Meinertz T., Gaus W., Tendera M.:
    • The efficacy and safety of Crataegus extract WS 1442 in patients with heart failure: The SPICE trial,
      • Eur J Heart Fail 2008; 10: 1255–1263.
  • Walker A.F. et al.:
    • Promising hypotensive effect of hawthorn extract: a randomized double-blind pilot study of mild, essential hypertension,
      • Phytother Res 2002; 16: 48–54.
  • Walker et al.:
    • Hypotensive effects of hawthorn for patients with diabetes taking prescription drugs:
      • a randomised controlled trial,
        • Br J Gen Pract 2006; 56: 437–443.
  • Asher G.N. et al.:
    • Effect of hawthorn standardized extract on flow mediated dilation in prehypertensive and mildly hypertensive adults
    • – a randomized, controlled cross-over trial,
      • bmc Complement Altern Med 2012(1); 12: 26.

Venensalben bei Thrombose, Krampfadern oder Blutergüssen[Bearbeiten]

Venensalben die Heparin oder Aescin enthalten sind wahrscheinlich wirkungslos, denn der Wirkstoff dringt gar nicht durch die Haut durch.

Rotes Weinlaub bei Venenerkrankungen[Bearbeiten]

Ein Wirkstoff des Roten Weinlaubs soll angeblich Venenkrankheiten in den Beinen positiv beeinflussen. Die Belege dafür sind dürftig.

Stammzellen Injektionen in die Kranzgefässe[Bearbeiten]

Prof.  Bodo-Eckehard Strauer propagierte den Einsatz adulter Stammzellen bei Herzinfarkt-Patienten. Die Methode ist zu teuer und wahrscheinlich unwirksam. Siehe http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Panorama/d/4336788/uni-leitet-verfahren-gegen-kardiologen-ein.html

Literatur[Bearbeiten]

  • Christina Berndt:
    • Fälschungsvorwürfe gegen bekannten Stammzellforscher.
      • In: Süddeutsche Zeitung. 3. Dezember 2012
  • Christina Berndt:
    • Wundersame Erfolge. Ermittlungen gegen umstrittenen Stammzellforscher Strauer.
      • In: Süddeutsche Zeitung. 16. Dezember 2012
  • Darrel P. Francis et al.:
    • Autologous bone marrow-derived stem cell therapy in heart disease:
      • Discrepancies and contradictions.
        • In: International Journal of Cardiology.
          • Online-Vorabveröffentlichung vom 8. Juli 2013, doi:10.1016/j.ijcard.2013.04.152
  • nature.com vom 4. Juli 2013:
    • German cardiologist's stem-cell papers attacked

Blutdrucksenkung[Bearbeiten]

Die Blutdrucksenkung mit Tabletten bei leichtem Hochdruck ohne zusätzliche kardiale Erkrankung ist umstritten. Siehe http://www.swr.de/odysso/blutdruck-sinnlos-behandelt/-/id=1046894/did=12225204/nid=1046894/1unagx4/index.html

Blutdrucksenkung mit nicht medikamentösen Maßnahmen[Bearbeiten]

  • hinlegen und entspannen
  • täglich spazierengehen
  • Ausdauersport treiben
  • Haustier kraulen
  • Handy abschalten, TV abschalten, Internet abschalten, Auto ausschalten
  • Gewicht abnehmen, wenn man übergewichtig ist.
  • Unnötigen Stress vermeiden
  • lange Autofahrten vermeiden
  • emotionale Diskussionen und Unterhaltungen vermeiden.

Flecainid beim akuten Herzinfarkt[Bearbeiten]

Zur Behandlung von Rhythmusstörungen nach einem akuten Herzinfarkt wurde das Antiarrhythmikum  Flecainid eingesetzt und dann auch in einer doppelblinden prospektiven Studie überprüft. Das Medikament erhöhte die Sterblichkeit gegenüber Plazebo und darf deswegen nur unter großen Vorsichtsmaßnahmen beim akuten Infarkt verwendet werden. Ansonsten ist es ein sehr gutes Antiarrhythmikum.