Verwirklichungschancen/ Grundbefähigungen bei Martha Nussbaum

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Martha Nussbaum hat von 1986 bis 1993 in einem Projekt der United Nations University am World Institute for Development Economics Research (UNU-WIDER) eng mit Amartya Sen zusammengearbeitet. Hierbei hat sie einen zwar eng verwandten, in der Begründung und in der Ausformulierung jedoch eigenständigen Ansatz der Befähigungen entwickelt. Oftmals werden bei der Rezeption beide Konzepte und ihre ursprünglichen Vertreter in einem Zuge genannt. Nussbaum betont, dass Prämisse des Capabilities Approaches die Würde von Lebewesen ist, die Respekt und Achtung erfordert, auf die die Lebewesen Anspruch haben.[1] „Das Ziel des Projektes als Ganzem ist, grundlegende verfassungsmäßige Prinzipien philosophisch zu unterlegen, dass sie von allen Regierungen aller Nationen respektiert und eingeführt werden als ein reines Minimum dessen, was der Respekt der menschlichen Würde erfordert.“[2] Ihr Verständnis von Würde geht insofern über das von Kant und Rawls hinaus, als sie diese nicht nur auf der rationalen, sondern auch auf der emotionalen und sozialen Ebene betrachtet.[3]

Während Sen als Capabilities auf die vorhandenen individuellen Freiheiten abstellt und die konkrete Ausprägung einem partizipativen Diskurs überlässt, ist Nussbaum der Überzeugung, dass es aus der Analyse der Lebenssituation des Menschen heraus möglich ist, universell gültige Grundwerte zu beschreiben, die erforderlich sind, damit man ein gehaltvolles (flourishing) Leben führen kann.[4] Die erkenntnistheoretische Grundlage hierfür sieht Nussbaum in einem internalistischen Essentialismus[5] Das ist die Auffassung, dass es zwar eine vom Menschen unabhängige Welt gibt, diese aber nur durch den Erkenntnisapparat des Menschen zugänglich ist. Die Welt, wie sie dem Menschen erscheint, ist immer schon von diesem interpretiert. Dies steht im Gegensatz zum metaphysischen Essentialismus, wonach das Wesen der Welt und damit auch das Wesen des Menschen zumindest im Laufe der Zeit so erkannt werden kann, wie sie wirklich sind. Der so formulierte Essentialismus oder auch interne Realismus (Hilary Putnam) bedeutet, dass man anthropologisch gültige Aussagen über Grundbedingungen des Menschen machen kann, die häufig zwar kulturgeprägt, aber im Kern unabhängig von verschiedenen Kulturen sind. Solche Grundbedingungen sind zum Beispiel Hunger oder Gesundheit, aber auch die Fähigkeit zur Kooperation mit anderen Menschen. Wenn der Mensch nun ausreichend mit Nahrung versorgt ist und keine körperlichen Probleme hat, wird er diese Situationen als gut bewerten. Wenn der Mensch über die erforderlichen Grundbefähigungen (capabilities) verfügt, dann besitzt er die Voraussetzung für ein gutes Leben.

Nussbaum unterscheidet in einer Art Stufenmodell drei Arten von Befähigungen (SJ 41)[6]

  • Basis-Befähigungen: Diese sind für ein Individuum Voraussetzung zur Entwicklung weiterer Fähigkeiten. Zu ihnen zählen zum Beispiel Hören, Sehen, Sprachentwicklung.
  • Interne Befähigungen: Dies sind insbesondere Befähigungen, die man durch Bildung und Ausbildung erlangt, um sie in praktische Funktionen umsetzen zu können.
  • Kombinierte Befähigungen: Das sind die internen Befähigungen, für die auch der äußere institutionelle und materielle Rahmen vorhanden ist.

Wie Sen – allerdings nicht deckungsgleich - differenziert Nussbaum zwischen Capabilities (Befähigungen) und Functionings (Fähigkeiten). Den Unterschied verdeutlicht sie an der Fähigkeit des Spielens. „Eine Person, die die Möglichkeit zum Spielen hat, kann sich immer für ein arbeitsames (workaholic) Leben entscheiden; es gibt einen großen Unterschied zwischen diesem gewählten Leben und einem Leben, das wegen eines ungenügenden Schutzes durch maximaler Arbeitszeit und/oder wegen des „Doppeltages“, der Frauen in vielen Teilen der Welt am Spielen hindert, beschränkt ist.“ (SJ 44)

Während die Capabilities bei Sen als Verwirklichungschancen einen Raum offener Möglichkeiten bezeichnen, der durch Wahl zu einem Bündel von Funktionen wird, beschreibt Nussbaum mit Capability als Grundbefähigung das erreichbare Niveau in einer Dimension des Lebens, das nicht durch äußere Umstände eingeschränkt ist.[7] „Sen hatte sich darauf fokussiert, dass die Capabities dazu dienen, den Bereich der Messung der Lebensqualität einzugrenzen; ich verwende die Idee in einer strengeren Weise als eine Funktion grundlegender politischer Prinzipien, die verfassungsmäßige Garantien gewährleisten.“[8]

Nussbaum vertritt die These, dass man kulturübergreifend aufgrund von empirischen und historischen Erfahrungen über die Natur des Menschen eine Liste aufstellen kann, die die wesentlichen Grundbefähigungen enthält.[9] Aufgrund des Bezugs zur Erfahrung sind die in der Liste aufgeführten Grundbefähigungen nicht systematisch nach einem einheitlichen Prinzip aufgestellt. Diese Liste muss über nationale und zeitliche Grenzen hinweg gültig sein. Nussbaum hält eine Trennung von normativen und naturwissenschaftlichen Aspekten bei der Bestimmung des menschlichen Wesens nicht für sinnvoll. Was konstitutiv für den Menschen ist, kann nicht ohne Wertung festgelegt werden. Ihr Konzept ist also normativ. Für Nussbaum ist eine solche Liste offen, erweiterungsfähig und durch eine interkulturelle Diskussion veränderbar. Ziel muss es sein, einen politischen Konsens über die Liste zu erreichen. „Sie [die Liste] ist, so hoffen wir wenigstens, in den Begriffen eines freistehenden ethischen Ideals formuliert, ohne Abhängigkeit von metaphysischen oder erkenntnistheoretischen Doktrinen (etwa über die Seele oder eine Offenbarung oder die Negation von diesen), die die Bürger entlang der Grenzen von Religion oder umfassender ethischer Theorien trennen würden. Es besteht daher die Hoffnung, dass dieses Konzept Gegenstand eines gemeinschaftlichen Konsenses (overlapping consensus) zwischen Bürgern sein kann, die ansonsten sich grundsätzlich unterscheidende Auffassungen haben.“[10]

Grunderfahrungen und Grundbefähigungen bei Martha Nussbaum
Wesensmerkmale des Menschen Grundbefähigungen
Sterblichkeit (mortality)
Alle Menschen wissen um ihre Sterblichkeit und
haben unter normalen Umständen eine
Abneigung gegen den Tod
Leben (Life)
Fähigkeit, ein lebenswertes Leben
zu leben und nicht vorzeitig
sterben zu müssen
Körperlichkeit (human body)
-Hunger und Durst: Unabhängig
von der Form braucht der Mensch Ernährung
und einen gesunden Körper
-Bedürfnis nach Schutz: der Mensch braucht
Schutz vor Natureinflüssen (Hitze, Regen, Wind, Kälte)
aber auch vor Übegriffen anderer Menschen
-Sexuelles Verlangen: Der Sexualtrieb
kann zwar unterdrückt werden,
ist aber Grundlage der Fortpflanzung
-Mobilität: Ihr Fehlen
wird als Behinderung aufgefasst
Körperliche Integrität (bodily integrity)
-Fähigkeit, sich guter Gesundheit zu erfreuen
und sich ausreichend zu ernähren

-Fähigkeit, eine angemessene Unterkunft zu haben
und gegen Gewalt oder sexuelle Übergriffe
geschützt zu sein
-Möglichkeit zur sexuellen Befriedigung
und zur Reproduktion

-Möglichkeit, sich an einen anderen Ort zu bewegen


Freude und Schmerz (capacity for pleasure and pain)
Alle Menschen haben das Gefühl von Freude und Schmerz,
erleben sie aber kulturabhängig unterschiedlich
Gefühlserfahrung (emotions)
Fähigkeit, unnötigen Schmerz zu vermeiden
und freudvolle Erlebnisse zu haben
sowie ohne traumatische Erlebnisse zu leben
Sinne, Vorstellung und Denken
(senses, imagination and thought
Ohne Wahrnehmung, Vorstellung und Denken
könnte der Mensch sich nicht in der Welt orientieren
Kognitive Fähigkeiten (cognitive capacities)
Fähigkeit, sich seiner fünf Sinne, seiner Phantasie
und seiner intellektuellen Fähigkeiten zu bedienen
einschließlich des Zugangs zur Bildung
und des Rechts auf die eigene Religion
Frühkindliche Entwicklung (early childhood development)
alle Menschen entwickeln sich
aus Bedürftigkeit und Abhängigkeit als Säugling
in einem Prozess zu einer eigenständigen Person
Vertrauen (trust)
Fähigkeit zur Bindung an Dinge oder Personen,
zur Liebe, Trauer, Dankbarkeit oder Sehnsucht
Praktische Vernunft (practical reason)
Es gehört zum Wesen des Menschen,
Situationen zu bewerten und
seine Handlungen zu planen
Vorstellung des Guten (imagination of goodness)
Fähigkeit eine Auffassung des Guten,
und eines guten Lebens zu entwickeln,
das eigene Leben zu planen und kritisch zu reflektieren
Verbundenheit mit anderen Menschen (affiliation)
Menschen leben immer auf andere bezogen,
benötigen Anerkennung und
haben das Gefühl der Anteilnahme und des Mitleids
Sozialität (Concern for other Humans)
Fähigkeit zur sozialen Interaktion, sich mit
anderen zu identifizieren und das Gefühl,
die Achtung anderer zu haben (Schutz vor
Diskriminierung, Gerechtigkeitssinn, Freundschaft)
Verbundenheit mit anderen Arten und der Natur
(dependence on and respect for other species and nature)
Die Umwelt flößt Respekt ein
und der Mensch hat das Bedürfnis,
mit ihr und anderen Lebewesen pfleglich umzugehen
Ökologische Verbundenheit
Fähigkeit zur Anteilnahme für und in Beziehung
zu Tieren, Pflanzen und zur Welt der Natur zu leben
Humor und Spiel (play)
Wenn Kinder nicht lachen oder spielen,
gilt das als Zeichen einer Störung
Der Mensch strebt nach Erholung
Freizeitgestaltung
Fähigkeit, zu lachen, zu spielen
und erholsame Tätigkeiten zu genießen
A: Getrenntsein (Separateness)
Jeder Mensch ist ein Individuum,
mit eigenen Gefühlen und individuellen
Merkmalen und Selbstachtung
Vereinzelung
Fähigkeit, das eigene Leben und nicht
das von jemandem anderen zu leben (Autonomie)
B: Starkes Getrenntsein (strong separateness)
Der Mensch hat das Bedürfnis zur Abgrenzung,
zur Unterscheidung von "mein" und "nicht-mein" und
möchte diese Differenz im Verhältnis zu anderen regeln
Starke Vereinzelung
Fähigkeit, auf seinen sozialen Kontext (politisch) Einfluss
zu nehmen (Bürgerrechte, Redefreiheit,
Versammlungsfreiheit, Schutz vor staatlicher Willkür),
durch eigene Leistung sein Leben zu gestalten
(Recht auf Arbeit)
und über das Geschaffene verfügen zu können
Eigentumsrechte

Ausgangspunkt ihrer Überlegungen für eine konkrete Liste ist die Tugendlehre von Aristoteles, der seine Tugenden aus den verschiedenen grundlegenden Lebenssituationen des Menschen ableitet. „Er beginnt mit der Charakterisierung eines universellen Erfahrungs- und Entscheidungsbereichs und führt den Namen der Tugend als die (noch nicht definierte) Bezeichnung für das richtige Handeln in diesem Erfahrungsbereich ein, worin diese auch bestehen mag. Geht man von diesem Ansatz aus, kann man wohl nicht sagen – wie der Relativist es gern hätte -, dass eine faktisch gegebene Gesellschaft nicht irgendetwas enthielte, das einer Tugend entspricht.“[11] So ist die Tugend der Tapferkeit geeignet zur Bewältigung von Lebenssituationen mit Furcht vor großen Schäden, insbesondere vor dem Tod. Ähnlich ist die Mäßigung die Tugend, mit der man körperliche Begierden und damit verbundene Freuden angemessen behandelt.

Entsprechend diesem Konzept hat Nussbaum in einem ersten Schritt eine intuitive konkrete Liste mit zehn Bereichen menschlicher Grunderfahrungen aufgestellt. Diese Liste ist nicht abschließend, soll aber die Bereiche menschlichen Lebens beschreiben, die für ein Menschsein wesentlich sind. Das bedeutet, dass Wesen, die nicht über entsprechende Grunderfahrungen verfügen, die Eigenschaft, ein Mensch zu sein, nicht oder zumindest nicht uneingeschränkt zukommt. In einem zweiten Schritt leitet Nussbaum aus den jeweiligen Grunderfahrungen Befähigungen (capabilities) ab, über die ein Mensch verfügen muss, damit er in seinem Menschsein nicht so eingeschränkt ist, dass er nicht die Möglichkeit für ein gelingendes Leben hat. Diese Befähigungen stellt Nussbaum in einer zweiten Liste auf analoge Weise zusammen. Sie hat ihre Liste in einer Reihe von Veröffentlichungen dargestellt und diese in den Strukturen weitgehend unverändert abgefasst. Die nebenstehende Tabelle richtet sich vorwiegend nach der Fassung in „Gerechtigkeit oder das gute Leben“ (1999) [12] , berücksichtigt aber auch neuere Umformulierungen in „Frontiers of Justice“ (2006)[13]

Für Nussbaum ist ein gutes Leben schon dann nicht sichergestellt, wenn auch nur eine Komponente ihrer zehn Punkte nicht erfüllt ist (Frontiers of Justice 71). Dies bedeutet jedoch nicht, dass für Behinderte ein erfülltes Leben nicht möglich ist. Für diese und deren Würde ist allerdings ein höheres Maß an Fürsorge erforderlich (Frontiers of Justice 168). Entsprechend ergeben sich im Umkehrschluss politische Forderungen, diese Punkte als Mindeststandard in einer Gesellschaft, ob für Behinderte oder Nichtbehinderte, sicherzustellen. Bei der Motivation ihrer politischen Forderungen bezieht sich Nussbaum einerseits auf Aristoteles: „[…] denn alle sind sich einig darin, dass es eine Zuteilung von Sachen und an Personen in sich schließe und für Gleiche ein Gleiches sein müsse; allein man darf auch nicht darüber im unklaren bleiben, worin denn die Gleichheit und worin die Ungleichheit der Personen zu bestehen habe, denn darin liegt gerade die Streitfrage.“ (Aristoteles, Politik, 1282b 20) Andererseits spielt bei der Frage der Selbstverwirklichung auch die Philosophie des frühen Marx eine wichtige Rolle: „Man sieht, wie an die Stelle des nationalökonomischen Reichtums und Elendes der reiche Mensch und das reiche menschliche Bedürfnis tritt. Der reiche Mensch ist zugleich der einer Totalität der menschlichen Lebensäußerung bedürftige Mensch. Der Mensch, in dem seine eigene Verwirklichung, als innere Notwendigkeit, als Not existiert.“[14] Mit den Capabilities soll ein soziales Minimum bestimmt werden. Entsprechend sollte „die Struktur sozialer und politischer Institutionen unter dem Gesichtspunkt gewährleistet werden, zumindest teilweise, dass sie wenigstens eine Untergrenze dieser menschlichen Befähigungen befördern.“[15] Inhaltlich sieht Nussbaum eine enge Verwandtschaft zum Konzept der Menschenrechte und den entsprechenden Diskussionen. (Frontiers of Justice 284)

Wie bei Sen ist auch bei Nussbaum der Capabilities Approach international ausgerichtet. „Viele der drängendsten Probleme von Verteilung und Gerechtigkeit, vor denen Menschen stehen, die in Nationalstaaten leben, sind heute auch internationale Probleme, für deren effektive Lösung es einer weltweiten Kommunikation und gemeinsamer Anstrengungen bedarf. […] Wenn wir als Gattung und Planet überleben wollen, müssen wir weltweit über Wohlbefinden und Gerechtigkeit nachdenken.“[16]

In Abgrenzung zu Rawls, der seine Prämissen bei der Auswahl der Grundgüter als eine schwache Theorie des Guten bezeichnet, spricht Nussbaum von einer „vagen dichten Konzeption des Guten“. Damit meint sie, dass sie sich nicht nur auf abstrakte Prinzipien beschränkt, sondern eine konkrete Liste als Mindeststandard vorlegt, für dessen Realisierung der Staat zu sorgen hat. Allerdings ist der Staat nur für die Bereitstellung der Capabilities zuständig, nicht aber dafür wie der Bürger diese Grundbefähigungen nutzt. Ob jemand das zur Verfügung gestellte Bildungsangebot nutzt, bleibt diesem überlassen. Ob jemand politische Rechte wie die Redefreiheit in Anspruch nimmt, unterliegt seiner Entscheidung. Bezogen auf die praktische Ausgestaltung bleibt Nussbaums Konzept also vage. Der Staat hat aber den institutionellen Rahmen zu stellen. „Die Idee ist, dass die gesamte Struktur des Gemeinwesens im Hinblick auf diese Fähigkeiten und Tätigkeiten entworfen wird. Nicht nur die Allokationsprogramme, sondern auch die Verteilung des Grund und Bodens, die Eigentumsformen, die Gestaltung der Arbeitsverhältnisse, die institutionelle Förderung der Familie und der sozialen Beziehungen, der Umweltschutz und die Freizeit- und Erholungseinrichtungen – all dies sowie die konkreteren Programme und Maßnahmen in diesen Bereichen werden im Hinblick auf ein gutes menschliches Leben gewählt.“[17]

Die Grenze dieses Vorgehens liegt darin, dass es auf das Herstellen der Grundbefähigungen beschränkt ist. „Wenn der Staat also für jeden Bürger Bildungsmöglichkeiten bereit gestellt hat, die ausreichen, um ihn über eine - wie auch immer definierte - Schwelle zu bringen, können weitergehende Bestrebungen den Menschen vernünftigerweise selbst überlassen bleiben, da diese aufgrund der schon erreichten Fähigkeiten gute Voraussetzungen haben, sie weiterzuentwickeln.“[18] Indem ihre Konzeption des Guten insofern vage bleibt, dass nach dem Vorliegen der Befähigungen der Mensch frei sein muss, ihre Anwendung selbst zu entscheiden, sieht Nussbaum sich nicht im Widerspruch zum Liberalismus. „Der Capabilities Approach, wie ich ihn formuliert habe, ist dem Ansatz von Rawls und dessen Benennung von Grundgütern sehr nahe. Man kann die Liste der Capabilities als eine Long list der Möglichkeiten für Funktionen in der Weise ansetzen, dass sie immer rational ist, was immer man noch anderes wünscht.“[19]

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  1. Martha Nussbaum: Frontiers of Justice. Disability, Nationality, Species Membership, Belknap, Cambridge/London 2006, 70
  2. Martha Nussbaum: Women and Human Development. The Capabilities Approach, Cambridge University Press, Cambridge 2000, 5
  3. Martha Nussbaum: Frontiers of Justice. Disability, Nationality, Species Membership, Cambridge/London: Belknap 2006, 159-160
  4. Martha Nussbaum: Frontiers of Justice. Disability, Nationality, Species Membership, Cambridge/London: Belknap 2006, 78
  5. Martha Nussbaum, Human Functioning and Social Justice. In Defense of Aristotelian Essentialism, in: Political Theory 20 (1992) 202-246, hier 206-208
  6. Martha Nussbaum: Sex & Social Justice, Oxford University Press, New York/Oxford 1999
  7. Ortrud Leßmann: Konzeptionen und Erfassung von Armut. Vergleich des Lebenslage-Ansatze mit Sens „Capability“-Ansatz, Duncker & Humblot, Berlin 2007, 165
  8. Martha Nussbaum: Women and Human Development. The Capabilities Approach, Cambridge University Press, Cambridge 2000, 70
  9. Martha Nussbaum: Human Capabilities, Female Human Beings, in: Martha Nussbaum/Jonathan Glover (Hrsg.): Women, Culture, and Development. A Study of Human Capabilities, Oxford: Oxford University Press 1995, 61-104, hier 74-75
  10. Martha Nussbaum: Frontiers of Justice. Disability, Nationality, Species Membership, Cambridge/London: Belknap 2006, 163
  11. Martha Nussbaum: Gerechtigkeit oder das gute Leben, Suhrkamp, Frankfurt/Main 1999, 233
  12. Martha Nussbaum: Gerechtigkeit oder das gute Leben, Suhrkamp, Frankfurt/Main 1999, 49-59
  13. Martha Nussbaum: Frontiers of Justice. Disability, Nationality, Species Membership, Cambridge/London: Belknap 2006, 76-78
  14. Martha Nussbaum: Gerechtigkeit oder das gute Leben, Suhrkamp, Frankfurt/Main 1999, 86; Original: Karl Marx: Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844, MEW Ergänzungsband, 1. Teil, S.465-588, Dietz, Berlin 1968, hier 544 (X), online
  15. Martha Nussbaum: Women and Human Development. The Capabilities Approach, Cambridge University Press, Cambridge 2000, 75
  16. Martha Nussbaum: Gerechtigkeit oder das gute Leben, Suhrkamp, Frankfurt/Main 1999, 31
  17. Martha Nussbaum: Gerechtigkeit oder das gute Leben, Suhrkamp, Frankfurt/Main 1999, 66
  18. Martha Nussbaum: Gerechtigkeit oder das gute Leben, Suhrkamp, Frankfurt/Main 1999, 64
  19. Martha Nussbaum: Women and Human Development. The Capabilities Approach, Cambridge University Press, Cambridge 2000, 88