Wie du bestimmt schon weißt, lebten zur Zeit der riesigen Dinosaurier (also vor vielen Millionen Jahren) auch noch andere, viel kleinere Tiere auf der Erde. Aufgrund ihrer Nahrung haben die Wissenschaftler sie in zwei Gruppen unterteilt, die Pflanzenfresser und die Fleischfresser. Aber weil ein Wissenschaftler ja für alles einen lateinischen Namen hat, nennt er die Pflanzenfresser Phytophagen und die Fleischfresser Carnivoren. Einer der Carnivoren war Miacis. Dieser wieselgroße Baumbewohner - er lebte vor etwa 36 Millionen Jahren - gilt unter den Experten als Urvater aller heute lebenden Fleischfresser, also der hundeartigen und der katzenartigen. Man nennt diese beiden Gruppen auch die Familie der Canoidea und der Feloidea. Die Feloidea unterteilen sich aber noch in weitere Gruppen, von denen eine die Felidea ist, also unsere Großkatzen.
Die meisten Versteinerungen (Fossilien) von Katzen finden sich aus dem späten Eozän. Sie sind also etwa 34 Millionen Jahre alt. Würde jedes dieser Jahre nur eine Sekunde - das ist ungefähr die Zeit, die Du benötigst, um „einundzwanzig“ zu sagen - dauern, würden diese Katzen vor einem Jahr und fünf Wochen gelebt haben. Im Vergleich dazu wurden die Pyramiden von Gizeh vor etwa 83 Minuten erbaut und das Internet vor weniger als 14 Sekunden erschaffen.
Der erste bekannte Katzenartige war Aelurogale. Sein Nachkomme, Proailurus, begründete die Hauptzweige der Familie der Katzen, die wir heute in den zwei Säbelzahntiger-Linien sehen. Dieser Proailurus lebte in Europa vor etwa 30 bis 20 Millionen Jahren.
Smilodon – ua. Smilodon fatalis. Er wird oft Säbelzahntiger genannt, obwohl er kein Tiger ist. Und Säbelzahnkatze wäre auch nicht richtig, weil es nicht nur eine Linie von Katzen mit Säbelzähnen gab. Er ist die bekannteste fossile Katze. Smilodon lebte in Nord- und Südamerika vor 3 Millionen bis vor rund 10.000 Jahren. Ein ausgewachsener Smilodon wog etwa 200 kg und hatte 17 cm lange Eckzähne, um seine große Beute zu schlagen.
Der Amerikanische Löwe – Panthera atrox. Er lebte vor ungefähr 25.000 bis vor 10.000 Jahren in Nordamerika. Würde er noch leben, wäre er um zirka ein Viertel größer als der Afrikanische Löwe und sogar größer als der Sibirische Tiger. Das durchschnittliche Männchen war 3,5 m lang und wog 235 kg. Weibchen waren kleiner und wogen um die 175 kg. Fossile Hinweise lassen vermuten, dass dieser Löwe das höchst entwickelte Gehirn aller je bekannten Katzen hatte.
Der Eurasische Höhlenlöwe – Panthera spelaea. Er lebte vor etwa 35.000 bis 10.000 Jahren auf dem eurasischen Kontinent, also von England bis Sibirien. Er war die größte Katze, die jemals lebte. Er war sogar noch größer als der Amerikanische Löwe. Alte Höhlenmalereien und Schnitzereien weisen darauf hin, dass diese Katze schwache Streifen, manche Männchen wohl eine leichte Mähne, einen buschigen Schwanz und vorstehende Ohren hatte.
Miracinonyx – ua. Miracinonyx trumani. Manchmal wird er auch Amerikanischer Gepard genannt. Er hatte große Ähnlichkeit mit einem heutigen Gepard. Er fing seine Beute mit der gleichen Sprinttaktik. Man glaubt, dass der heutige Gepard und Miracinonyx den gleichen Vorfahren haben – den Puma. Miracinonyx lebte vor etwa 3 Millionen bis 10.000 Jahren in den Prärien und weiten Ebenen von Nordamerika, wo er sich darauf spezialisierte, sich gerade neu entwickelnde Pflanzenfresser, wie den Gabelbock, zu jagen.
Viele Jahre wurde die Hauskatze als eine eigene Rasse der Art Katzen beschrieben, Felis catus. Heute nimmt man an, dass die Hauskatze eine Unterart der Wildkatze (Felis sylvestris) ist, und hat ihr deshalb den Namen Felis sylvestris catus gegeben.
Archäologische Funde zeigen eine Beziehung zwischen Menschen und Katzen über die letzten 8.000 Jahre hinweg. Die ungewöhnlichste Beziehung bestand wohl bei den alten Ägyptern. Sie behandelten Katzen als Kinder der Göttin Bast. Außerdem wurden Katzen mumifiziert und mit großer Ehrfurcht behandelt und verehrt.
Auch andere Völker hielten Katzen für die verschiedensten Zwecke. Allerdings dauerten diese Beziehungen nie lange genug, um die Katzen als Hauskatzen erscheinen zu lassen. Ein geeigneter Begriff für Löwen oder Geparden, die einen menschlichen Freund akzeptieren, ist wohl „menschlich sozialisiert“. Dieser Begriff zeigt, dass die Tiere immer noch all ihre wilden Instinkte besitzen, was es schwer macht, mit ihnen umzugehen, und immer eine Gefahr birgt. Es gibt Malereien und Schnitzereien, die antike, große Herrscher mit Großkatzen zeigen, die neben ihrem Thron sitzen. Auch benutzten einige von ihnen den Gepard für die Jagd auf schnelle, wendige Tiere.
Einige fossile Arten wie der Smilodon (Säbelzahntiger), der Höhlenlöwe und der Amerikanische Löwe wurden schon früh von den Menschen gejagt, was auch zum Aussterben mit beitrug. Hoffentlich werden in Zukunft nicht auch wir verantwortlich gemacht für das Verschwinden anderer großartiger Tiere.
Du wunderst Dich bestimmt, warum in diesem Buch und besonders auf dieser Seite so viele lateinische Namen stehen. Am Ende des 18. Jahrhunderts (etwa 1770 bis 1799) suchten Wissenschaftler nach einer gemeinsamen Sprache, in der sie ihre Ergebnisse miteinander austauschen konnten. Da die meisten von ihnen neben ihrer Muttersprache aufgrund ihrer klassischen Schulbildung auch Latein konnten, hat man sich auf diese Sprache geeinigt. Latein war die Sprache des antiken Roms. Diese Sprache hat den großen Vorteil, dass sie sich nicht mehr verändert, weil kein Volk dieser Erde Latein als Muttersprache benutzt. Bestimmt hilft dir ein kleines Beispiel, das Ganze besser zu verstehen: Wenn Du zu einem Kind aus England sagst, dass Du im Zoo einen Löwen gesehen hast, versteht es nicht, welches Tier Du meinst. Bei ihm heißt der Löwe Lion. Wenn aber ein deutscher Wissenschaftler einem englischen Kollegen vom Panthera Leo berichtet, weiß dieser, welches Tier gemeint ist. Und weil viele Tiere, über die wir auf dieser Seite berichten, schon so lange ausgestorben sind, dass es für sie gar keinen deutschen Namen gibt, müssen wir für sie auch den lateinischen Namen benutzen.