Wikipedia-Lehrbuch: Stil und Sprache

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Der Wikipedia-Stil[Bearbeiten]

Im Laufe der Zeit hat sich ein gewisser Stil entwickelt, in dem die Wikipedia-Artikel geschrieben sein sollen. Es ist ein sachlicher und nüchterner Stil, wie er einer Enzyklopädie angemessen ist. Vielleicht kann man sich des Stiles am besten bewusst werden, indem man ihn von anderen Stilen abgrenzt.

Im Gegensatz zur Alltagssprache muss ein enzyklopädischer Stil auf dasjenige verzichten, das einen Text an Ort und Zeit bindet. Ein Redner, der vor seinen Zuhörern steht, kann davon sprechen, dass „vor zehn Jahren“ ein bestimmtes Thema in aller Munde gewesen, „jetzt“ aber vergessen sei. Viele Menschen scheinen einen solchen Stil zu bevorzugen, er wirkt lebendig und persönlich. In einem geschriebenen Text hingegen, der vielleicht erst Jahre nach Abfassung gelesen wird, wäre diese Zeitgebundenheit unangemessen. Der Leser würde sich fragen, auf welchen Zeitpunkt sich das „jetzt“ bezieht, und er könnte allzu leicht merken, dass der Text so gesehen bereits veraltet ist. Daher schreibt man besser „um das Jahr 2000“ statt einer Zeitangabe, die nur verständlich ist, wenn man den Zeitpunkt der Texterstehung kennt.

Ähnlich muss man bedenken, dass nicht jeder Leser der deutschsprachigen Wikipedia aus einem (bestimmten) deutschsprachigen Land kommt. Ausdrücke wie „hierzulande“ oder gar „bei uns“ verbieten sich daher. Streng genommen sollte man auf das „wir“ überhaupt verzichten, da es den Leser immer fragen lässt, wer da eigentlich spricht. Das gilt selbst für ein „wir“, das sachlich niemanden ausschließt, nämlich wenn es um „unser Sonnensystem“ geht.

Verständlich und ansprechend, aber nicht immer vorbildhaft: der Stil aus Zeitungen.

Viele Menschen sind stark von dem Stil geprägt, den sie aus der Zeitung kennen. Journalisten schreiben über die reale Welt mitsamt der menschlichen Kultur ebenso wie die Wikipedianer, aber doch auf eine andere Weise. Journalisten müssen täglich das Interesse von Lesern zu packen wissen. Dazu stellen sie das Ungewöhnliche und Umstrittene heraus, man kann auch von einem gewissen reißerischen Ansatz sprechen. Der Leser muss an das Thema geistig andocken können, also etwas ihm Bekanntes und ihn Betreffendes wiedererkennen. Außerdem ist Journalisten die Aktualisierung wichtig, sie brauchen einen Grund für einen Beitrag. Gemeint ist mit Aktualisierung hier die Verknüpfung mit dem, worüber die Leute gegenwärtig reden. Beispielsweise ist ein Jubiläum geeignet, um über ein historisches Thema zu schreiben.

Wikipedianer hingegen schreiben nicht für den Augenblick, sondern für die Ewigkeit. Eine Aktualisierung ist nicht nur unnötig, sondern oftmals unerwünscht. Es ist auch nicht Sinn der Sache, etwas Ungewöhnliches besonders herauszustellen und erst recht nicht, emotionell zu polarisieren. Ferner sind die Kraftausdrücke und Wortspiele, wie man sie nicht nur in Boulevard-Zeitungen findet, in der Wikipedia unerwünscht. Überschriften in der Wikipedia sollen eine Sektion neutral vorstellen, nicht den Leser durch Zuspitzungen neugierig machen.

Neben dem Journalismus beeinflusst auch der wissenschaftliche Stil viele schreibfreudige Menschen. Möglicherweise hat die Mehrheit der Wikipedianer einen akademischen Abschluss bzw. studiert noch. Eine wissenschaftliche Ausbildung ist natürlich eine gute Grundlage für das Schreiben an einer Enzyklopädie, und doch muss man erhebliche Unterschiede beachten. Es wäre kaum möglich, eine universitäre Facharbeit so einfach in die Wikipedia zu stellen.

In erster Linie unterscheidet die Wikipedia sich von wissenschaftlichen Arbeiten durch das Zielpublikum. Eine wissenschaftliche Arbeit richtet sich an Fachleute, ein Wikipedia-Artikel hingegen soll möglichst von allen Menschen verstanden werden können. Daher müssen die Wikipedia-Autoren zurückhaltend mit Fach- und Fremdwörtern sein. Zweitens hat die Wikipedia als Enzyklopädie nicht das Ziel, neue Erkenntnisse zu präsentieren, sondern nur das bereits vorliegende Wissen aufzubereiten (Grundsatz „Wikipedia:Keine Theoriefindung“, also keine Originalforschung). Auch in technisch-formaler Hinsicht ist die Wikipedia keine Fachliteratur.

Nah dran, aber doch anders: der Stil von Papier-Enzyklopädien.

Schließlich sind viele Wikipedia-Autoren Fans von Enzyklopädien. Aber es gibt selbst zwischen herkömmlichen, gedruckten Enzyklopädien und der Wikipedia noch Unterschiede. Eine auf Papier erscheinende Enzyklopädie achtet darauf, möglichst wenig Raum zu gebrauchen. Die Sprache ist sehr komprimiert und geradezu telegrammstilartig, sie verwendet viele Abkürzungen:

Süßmuth, Rita (* 1937), dt. Politikerin (CDU), Bundesmin. f. Jugend 1985-88...

Im Internet gibt es solche Platzsorgen nicht, darum kann die Wikipedia schreiben:

Rita Süßmuth (* 17. Februar 1937 in Wuppertal) ist eine deutsche Politikerin (CDU). Sie war von 1985 bis 1988 Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit...

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Verständliches Schreiben[Bearbeiten]

Ein Autor kann sich in seinem Fachgebiet hervorragend auskennen, er kann vielleicht lange und grammatikalisch korrekte Sätze bilden und kennt viele Fremdwörter. Schreibblockaden hat er nie, seine Textproduktion ist beeindruckend. Wenn der Leser den Text aber nicht versteht, dann hat der Autor versagt (nicht etwa der Leser). Sein Fach- und Sprachwissen hat dann offensichtlich nicht ausgereicht, seinen Auftrag zu erfüllen: dem Leser ein Thema verständlich nahezubringen.

Verständliches Schreiben kann man lernen und üben. Die Psychologen Langer, von Thun und Tausch haben das Hamburger Verständlichkeitskonzept entwickelt, das dabei helfen soll. Dieses Konzept geht von vier Dimensionen aus, an denen man einen Text beurteilen kann:

  • Einfachheit, gemeint sind Wortwahl und Satzbau;
  • Gliederung/Ordnung, die Struktur eines Textes mit der Reihenfolge der behandelten Themen;
  • Kürze/Prägnanz, das Verhältnis von Textlänge und Inhaltsmenge (auch: das Weglassen des Überflüssigen);
  • Anregende Zusätze, beispielsweise Ermutigungen und Scherze.

Ob ein Text verständlich ist, das hängt durchaus auch vom Leser ab, von dessen Alter, Vorwissen usw. Es wurde kritisiert, dass das Konzept diesen Faktor nicht berücksichtigt. Man kann ihn aber als fünfte Dimension einfach hinzufügen:

  • Angemessenheit für die Zielgruppe / das Medium (im Falle der Wikipedia die Allgemeinheit; dazu weiter unten mehr)


Aufgabe

Beurteile den folgenden Text und versuche, ihn verständlicher und Wikipedia-gerechter zu schreiben. (Es handelt sich um eine veraltete Version des Artikels Hundekrieger (11. Juni 2009, 12.55h)):

Die Bezeichnung bezieht sich vor allem auf die furchtlosesten Cheyenne Krieger, welche auch Dog-Men-Warriors genannt wurden. Bei vielen dieser Indianerkrieger galt der Grundsatz "Alt zu werden, ist nicht gut, besser ist es, sich tapfer in der Schlacht zu schlagen und jung zu sterben" . Allerdings waren diese Männer die Ausnahme und wurden von der Mehrheit der Krieger eher edealisiert als nachgeahmt. Es gab auch Männer, die nach einem unersetzlichen persönlichen Verlust gelobt hatten, ihr Leben im Kampf zu opfern und sich in gwisser Weise von der Gemeinschaft absonderten, indem sie grndsätzlich das Gegenteil von dem sagten und taten, was sie meinten (eindrucksvoll in dem Film "Little Big Men" mit Dustin Hoffmann zu sehen). Diese Haltung machte einen Teil der Hundesoldaten zu den grimmigsten Streitern auf den Plains, weil sie sich auch bei einer unvermeindlich erscheinenden Niederlage sich nicht zurückzogen, sondern erst recht kämpften. Die Gegenteil-Krieger der Cheyenne hatten sogar eine heilige Verpflichtung, in dieser Weise zu sprechen und zu handeln. Hohnuhk`e- wie man sie nannte wurde nur ein Mann, dem der Donner in Gestalt des Donnervogels im Traum oder in einer Vision erschienen war. Im Gegensatz zu den anderen waren diese in ständiger Kampfbereitschaft, verharrten aber auf Beobachtungsposten, solange ein Erfolg der anderen Krieger sicher schien. Erlitten diese aber eine Niederlage, war es Aufgabe der Hundesoldaten, den Feind zu attakieren und so lange zu kämpfen, bis sie selbst getötet wurden oder den Widersacher in die Flucht geschlagen hatten. Auser den Hundesoldaten der Cheyenne Indianer gab es noch vielerlei Militärgesellschaften bei den veschiedensten Prärie Indianern, so z.B. die Crazy Dogs(Verrückte Hunde) bei den Blackfoot oder auch der Kriegerbund der Tapferen Hunde, welche dem Feind immer ins Gesicht sehen mußten, einerlei, wie sehr sie ihn fürchteten, sie konnten niemals weichen.
Angesichts des Verhaltens im Kampf verwundert es nicht, daß viele dieser Kriegerbünde keinen langen Bestand hatten, da ihren Mitgliedern kein allzu langes Leben beschieden war.

Zur Lösung.


Satzbau[Bearbeiten]

Das bekannteste Problem mit Bezug auf Sätze ist die Satzlänge. Zu lange Sätze überfordern den Leser, der sich zahlreiche Einzeldinge merken muss, bevor der Punkt ihm eine Ruhepause gönnt. Man würde es sich aber zu einfach machen, umgekehrt nur noch kurze Sätze zu schreiben:

1) Die zu dem als Weimarer Koalition bezeichneten Bündnis gehörenden Parteien, die Sozialdemokratische Partei, das katholische Zentrum und die liberale Deutsche Demokratische Partei, machten keineswegs - abgesehen von den Jahren 1919-1920 - die häufigste Regierungsformation der Weimarer Republik (also Deutschlands von 1919 bis 1933) aus, sondern vielmehr das Zentrum, die Deutsche Demokratische Partei und die Deutsche Volkspartei, die, oft zusammen mit anderen bürgerlichen kleinen Parteien, eine Minderheitsregierung bildeten, die entweder nach rechts um die Deutschnationale Volkspartei erweitert wurde oder aber nach links mit der Sozialdemokratischen Partei.
2) Deutschland von 1919 bis 1933 hieß die Weimarer Republik. Es gab ein Bündnis namens Weimarer Koalition. Die Weimarer Koalition bestand aus der Sozialdemokratischen Partei, das Zentrum und die Demokratische Partei. Das Zentrum war katholisch. Die Demokratische Partei war liberal. Die Weimarer Koalition war keineswegs die häufigste Regierungsformation der Weimarer Republik. Eine Ausnahme waren die Jahre 1919-1920. ...

Nicht nur der lange Satz, sondern auch die vielen kurzen Sätze sind überraschend schwierig zu lesen. Aufgabe von Satz und Text ist es nämlich nicht zuletzt, Informationen sinnvoll miteinander zu verknüpfen:

3) Zur Weimarer Republik, das heißt Deutschland von 1919 bis 1933, gehörte die sogenannte Weimarer Koalition. Sie bestand aus der Sozialdemokratischen Partei, dem katholischen Zentrum und der liberalen Deutschen Demokratischen Partei. Doch diese Koalition war damals keineswegs die häufigste Regierungsformation, sieht man von den Jahren 1919-1920 ab. Vielmehr bildeten normalerweise das Zentrum, die Deutsche Demokratische Partei und die Deutsche Volkspartei eine Minderheitsregierung. Zu dieser Minderheitsregierung gehörten oft weitere bürgerliche kleine Parteien, und sie wurde entweder nach rechts um die Deutschnationale Volkspartei erweitert, oder aber nach links um die Sozialdemokratische Partei.

Das eigentliche Problem eines Satzes ist meist nicht die reine Länge an sich, sondern der Aufbau. Es sind die Verschachtelungen und Verstopfungen, die das Lesen erschweren.

Fremd- und Fachwörter[Bearbeiten]

Fremdwörter sind ein heftig umkämpftes Terrain bei fast allen, die sich für Sprache interessieren. Dabei sollten die Grundregeln zum Gebrauch von Fremdwörtern unstrittig sein: Wenn man deutsch spricht, sollte man die Wörter verwenden, die im Deutschen gängig sind und von den meisten Menschen verstanden werden. Wenn es für ein Fremdwort ein gängiges deutsches Wort gibt, sollte man jenes verwenden.

In der praktischen Auslegung dieser Grundregel schaut man unter anderem danach, wo gesprochen bzw. geschrieben wird. Unter Wissenschaftlern und Managern werden Fremdwörter viel eher geduldet oder gar erwartet als in einer Gebrauchsanweisung eines Haushaltsgegenstandes, die sich an alle Menschen richtet. Auch die Wikipedia richtet sich an alle Menschen, darum sollte man auf Fremdwörter nach Möglichkeit verzichten. Es ist ebenso unnötig wie (leider) weit verbreitet, eine Abkürzung als „Akronym“ zu bezeichnen, oder Fleischer als „Synonym“ für Metzger vorzustellen (anstatt einfach zu sagen, dass es sich um einen anderen Ausdruck handelt).

Aber auch in der Wikipedia muss die Grundregel mit Bedacht angewandt werden. Schließlich ist eine Verdeutschung nicht immer verständlicher als das Fremdwort. Für das häufige Wort „Internet“ gibt es leider kein gängiges deutsches; der erfolgreichste Kandidat, „Weltnetz“, dürfte vergleichsweise unbekannt sein. Auch ist das „Telefon“ weitaus geläufiger als der altertümlich und gestelzt wirkende „Fernsprecher“.

Mit der Fremdwortfrage verwandt ist die Fachwortfrage. Fachwörter machen es Fachleuten leichter oder gar erst möglich, über ihr Thema zu sprechen. Auf Nichtfachleute jedoch wirkt Fachsprache abschreckend. Hier stellt sich also abermals die Frage, für wen die Wikipedia da ist. Sicher gehören zu ihren Lesern auch Minderjährige, aber soll das heißen, dass alle Wikipedia-Autoren sich stets an deren Horizont ausrichten müssen? Für den Umgang mit den unterschiedlichen Zielgruppen der Wikipedia mussten also Kompromisse gefunden werden. Die Einleitung eines Artikels soll so geschrieben sein, dass fast jeder Mensch sie verstehen kann; in den weiteren Sektionen des Artikels mag es dann bei Bedarf etwas fachsprachlicher und komplizierter zugehen. Auch Überblicksartikel sollten vor allem den Einsteiger in ein Thema berücksichtigen, während Artikel zu abgelegeneren Themen eher ein Vorwissen voraussetzen dürfen.

Wo sich Fachwörter nicht vermeiden lassen, sollten sie behutsam eingeführt werden. Das heißt, dass an Ort und Stelle vereinfacht erklärt werden muss, was gemeint ist. Leider findet man noch oft Artikel, deren erster Satz mehrere Fachwörter hat, die nicht erklärt werden. Zwar sind diese Fachwörter meist mit dem entsprechenden Wikipedia-Artikel verlinkt, das hat aber zur Folge, dass der Einsteiger mehrere Artikel ansatzweise lesen muss, um die Einleitung des ursprünglichen Artikels zu verstehen:

In der Teilchenphysik sind die Gluonen (engl. to glue = kleben) subatomare Elementarteilchen, die indirekt für die Anziehung von Protonen und Neutronen in einem Atomkern verantwortlich sind. Das Symbol für das Gluon ist ein g.
Damit bilden die Gluonen die Austauschteilchen der starken Wechselwirkung. Es gibt 8 verschiedene Gluonen, die zwischen Quarks, den Bausteinen der Hadronen (Baryonen, z. B. Protonen und Neutronen, und Mesonen), ausgetauscht werden.

Auch wenn die meisten Leser sich aus dem Schulunterricht vage an Begriffe wie „Protonen“ und „Wechselwirkung“ erinnern dürften: Die wirkliche Bedeutung im Kontext entgeht ihnen. Erst recht können sie mit „Hadronen“ und „Baryonen“ nichts anfangen. Es ist ein Problem der Wikipedia, dass die meisten Autoren nur diejenigen Artikel lesen und bearbeiten, für die sie sich interessieren und von denen sie überdurchschnittlich viel wissen. Diejenigen hingegen, die einen Artikel nicht verstehen, trauen sich (oft berechtigterweise) nicht, ihn zu verbessern. Vielleicht sollte man als Fachfremder häufiger auf der Diskussionsseite einen Hinweis darauf hinterlassen, was man von der Einleitung nicht verstanden hat.

Aufgabe

Versuche, diese Ausdrücke in verständlichere oder deutlichere umzuwandeln:

  • implizieren
  • Chalkolitikum
  • Suizid
  • Intention
  • destruktiv
  • klassisch

Zur Lösung.

Zeitform[Bearbeiten]

In der Wikipedia verwendet man die Gegenwartsform (Präsens) für dasjenige, das aktuell oder immer wiederkehrend existiert. Auch die Inhaltszusammenfassung von Büchern und Filmen erscheint in der Gegenwartsform, da man das Buch immer wieder lesen kann. Vergangene Ereignisse und Zustände hingegen sind grundsätzlich in einer Vergangenheitsform zu behandeln, normalerweise in der einfachen Vergangenheit (Präteritum). Gegebenenfalls verwendet man das Perfekt oder das Plusquamperfekt, um Vorvergangenheiten auszudrücken.

Bei historischen Themen gebraucht man ausnahmsweise die Gegenwartsform, wenn etwas immer noch Gültigkeit hat: „Die Erfindung der Dampfmaschine geht auf Denis Papin zurück“, „Hierbei handelt es sich um den bedeutendsten nichtreligiösen Bau des dänischen Mittelalters“. Es ist nicht immer einfach festzustellen, ob die Gegenwartsform oder eine Vergangenheitsform angemessen ist:

  • Wenn man die Tat eines Autors betonen will, schreibt man: „In seinem Aufsatz vom Ewigen Frieden erteilte Kant dem Despotismus eine Absage.“ Liegt der Schwerpunkt auf dem Werk selbst, dann schreibt man mit einer Gegenwartsform: „Der Aufsatz vom Ewigen Frieden erteilt dem Despotismus eine Absage“, denn das Werk gibt es immer noch. Darum sind Inhaltsangaben in der Wikipedia immer in der Gegenwartsform verfasst.
  • „Der Herzog ließ ein Schloss erbauen, von dem man das ganze Tal überblicken konnte.“ Damit wird eine Absicht bzw. Tat des Herzogs betont. Wenn es das Schloss noch gibt und wenn man an den heutigen touristischen Wert denkt, kann man schreiben: „Der Herzog ließ ein Schloss erbauen, von dem man das ganze Tal überblicken kann.“

Die Gegenwartsform findet man normalerweise in chronikalischen Texten: „1965: Peter Müller geht nach Paris.“ Bei einer schlechten Übertragung in Fließtext heißt es dann: „1965 geht Peter Müller nach Paris.“ Dieses so genannte „historische Präsens“ ist in journalistischen Texten angebracht, um Spannung zu erzeugen, nicht aber in wissenschaftlicher Prosa (wie bei der Wikipedia). Es muss daher heißen: „Peter Müller ging 1965 nach Paris.“

In der Wikipedia wird grundsätzlich der heute übliche gregorianische Kalender verwendet.

Zitate[Bearbeiten]

Die Wikipedia ist keine Zitatensammlung (siehe Wikisource und Wikiquote), daher ist es nicht angebracht, Großzitate aus Quellen bzw. Sekundärliteratur zu verwenden. Denke gegebenenfalls auch an das Urheberrecht. In den meisten Fällen reicht es vollkommen aus, eine Aussage kurz mit eigenen Worten wiederzugeben. Nur für besonders wichtige Passagen, für die der Originalwortlaut ausschlaggebend ist, sollte man eine Ausnahme machen:

  • eine bekannt gewordene und oft zitierte Wendung,
  • der Teil eines Gesetzestextes oder einer Vereinbarung, bei dem ein einzelnes Wort große Folgen hat,
  • eine besonders aussagekräftige Bemerkung, deren kommunikativer Wert nicht durch eine Beschreibung besser vermittelt werden kann.

Kein wörtliches Zitat verdienen:

  • eine elegant geschriebene Passage in der Sekundärliteratur,
  • die bloße Demonstration einer altertümlichen Sprachform bei einer Quelle.

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