Bogenbau/ Bogenbau/ Anfängerleitfaden

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Du hast bereits Vorkenntnisse im Bogenschiessen? Super. Wenn nicht, hier kurz das Wichtigste – ein Bogen ist mehr als ein Stock mit Schnur dran. Da England als «Mutterland» der Bögen gilt (zumindest für den «neuzeitlichen» Englischen Langbogen), wird die Länge eines Bogens in Zoll (oder Inch; Ein Zoll (1 ") hat 2.54 Zentimeter) und die Kraft, die zum Spannen des Bogen benötigt wird, in Pfund (lbs; Ein Pfund hat 453 Gramm) angegeben.[1]

Die Schritte beim Bogenbau[Bearbeiten]

Als Anfänger mag man sich manchmal etwas verloren vorkommen beim Bogenbau. Dieser Abschnitt soll deshalb kurz die groben Schritte aufzählen und erklären.


Eschen-Staves

Am Anfang eines jeden Bogens steht natürlich die Holzbeschaffung. Nicht jedes Holz eignet sich für den Bogenbau; Geeignet sind typischerweise harte Hölzer wie zum Beispiel Esche oder Hasel, weiche wie Linde oder Weide eignen sich hingegen nicht. Vor dem Verarbeiten muss das Holz trocken sein: Feuchtes Holz behält seine Biegung, wenn es gebogen wird, und da dies einem hohen Kraftverlust entspricht, wollen wir das vermeiden.

Mehr zum Thema Holz unter Bogenbau: Holz.

Stammquerschnitt

Im nächsten Schritt wird die grobe Bogenform herausgearbeitet. Wie das geschieht, spielt grundsätzlich keine Rolle: Mit dem Beil, dem Ziehmesser, der Bandsäge oder sogar einer Motorsäge. Ein guter Richtwert für die Bogenlänge ist die Körpergrösse des Schützen. Für einen Flachbogen wird dann der Stave, d. h. der Bogenrohling, entrindet und überall ausser im Griffbereich auf eine Dicke von 2.5 cm gebracht. In Griffnähe behält der Wurfarm die volle Breite und verschmalert sich zum Tip (Wurfarmende) hin gleichmässig auf 1 bis 1.5 cm. Der Griffbereich, meist um die 15 cm hoch, macht man ebenfalls schmaler, zwei bis drei Zentimeter breit.

Mehr zu diesen Schritten unter Bogenbau: Selfbow und Bogenbau: Bogendesign.

Die Hälfte der Arbeit ist nun schon erledigt.

Nun kommt die eigentliche Herausforderung, die «Königsdisziplin» im Bogenbau: Das Tillern. Einen Bogen zu tillern heisst, durch Abnehmen von Holz auf der Bauchseite (das ist die Innenseite, die der Schütze beim Schiessen sieht) eine gleichmässige Biegung zu erreichen. Das hat durchaus auch ästhetische Gründe, der Hauptgrund ist aber rein technisch. Ein Bogen funktioniert nur, weil die einzelnen Holzzellen beim Ausziehen auf der Bauchseite zusammengedrückt und am Rücken auseinandergezogen werden und beim Loslassen der Sehne wieder in ihren Originalzustand zurückkehren – der Bogen streckt sich wieder. Wenn sich der Bogen an einer Stelle zu stark biegt, kollabieren die Holzzellen auf der Bauchseite – es entsteht ein Stauchriss – oder zerreissen am Rücken: Der Bogen bricht.

Um dies zu vermeiden, wird der Bogen also getillert. Tillern ist ein iterativer Prozess, ein sauberer Tiller entsteht nach und nach durch diese Schritte: Bogen spannen – Tiller begutachten, Schwachstellen und steife Stellen markieren – Bogen entspannen und Holz an den steifen Stellen abnehmen.

Der Bogen im oben gezeigten Bild hat eine steife Stelle im linken Wurfarm und eine Schwachstelle im rechten Wurfarm.

Tillern wird beschrieben in Bogenbau: Tillern.


Wenn das Tillern abgeschlossen ist, kann die Tillersehne durch eine extra für diesen Bogen hergestellte Bogensehne ersetzt werden. Die Herstellung von Sehnen wird im Kapitel Sehnenbau beschrieben.


Zum Schluss werden noch die endgültigen Nocken an den Tips angebracht, damit die Sehne am Bogen befestigt werden kann. Entweder werden sie direkt aus dem Wurfarm geformt durch Sägen, Schnitzen oder Feilen, oder man klebt ein Stück Holz oder Horn auf den Rücken auf – so kann dort gefahrlos eine Kerbe angebracht werden. Der ganze Bogen wird am besten mit einer Oberflächenbehandlung versiegelt, damit er auch bei feuchtem Wetter geschossen werden kann.

Mehr zu Nocken unter Bogenbau: Nocke und zu Oberflächenbehandlungen unter Finish.

Pfeile und Zubehör[Bearbeiten]

Ein altes Sprichwort besagt, dass ein passender Pfeil auch mit dem krummsten Bogen trifft, dass aber ein schlechter Pfeil auch mit dem besten Bogen sein Ziel verfehlt.

Erst einmal muss die Pfeillänge zum Schützen passen. Typische Pfeillängen sind 26 oder 28 Zoll, Schützen mit längeren Armen haben einen längeren Auszug und benötigen entsprechend lange Pfeile.

Weitaus wichtiger ist aber der sogenannte Spine, der letztendlich bestimmt, ob ein Pfeil auch zum Bogen passt. Der Grund liegt darin, dass sich der Pfeil beim Abschuss um den Griff schlängelt. Ein zu steifer Pfeil schafft dies nicht; ein zu dünner Pfeil biegt sich zu stark und bricht möglicherweise sogar. In beiden Fällen weicht der Pfeil nach links oder nach rechts ab. Nur wenn der Spine stimmt, fliegt der Pfeil geradeaus.

Das mag für einen Anfänger kompliziert klingen – glücklicherweise fliegt aber bereits ein einfacher befiederter Haselpfeil alleine schon sehr gut!

Die Pfeilherstellung wird im Kapitel Pfeilbau genauer beschrieben.

Geschossen wird oft mit Fingerhandschuh oder Tab als Schutz. Anleitungen für Tabs und weiteres Zubehör findet man im Kapitel Zubehör.



Fussnoten[Bearbeiten]

  1. Physiker werden sich zumindest etwas wundern, weshalb man eine Kraft als Masse angibt. Das hat wohl historische Gründe; Nicht umsonst sagt man meist auch Zuggewicht und nicht Zugkraft.