Das Mehrkörperproblem in der Astronomie/ Praktische Beispiele
Mit den bislang vorgestellten Verfahren können viele Mehrkörperprobleme bereits erfolgreich bearbeitet werden. Oft aber ist eine gewisse Anpassung an die Art des zu behandelnden Ensembles erforderlich. Planetensysteme sind dadurch gekennzeichnet, dass die auf einen Körper ausgeübte Kraft fast vollständig vom Zentralgestirn dominiert wird, so dass zumindest näherungsweise noch ein analytisches Vorgehen möglich und man nicht völlig auf eine rein numerische Lösung angewiesen ist. Galaxien und noch größere Strukturen scheinen nicht von als Punktmassen darstellbaren Sternen, sondern von dunkler Materie dominiert zu sein, für welche aufgrund ihrer diffusen Verteilung wie zuletzt besprochen eine kontinuierliche Massenverteilung als Modell zu bevorzugen ist. Betrachtet man den Kosmos als Ganzes, sind den Bewegungen der Galaxien und Galaxienhaufen untereinander aufgrund der Schwerkraft die Expansion des Weltalls überlagert.
Wie schon im einleitenden Kapitel angedeutet, sind viele Strukturen im Kosmos zudem nicht allein das Resultat gravitativer Anziehung, sondern auch vielfältiger Wechselwirkungen zwischen Sternen, interstellarem Gas und Staub. Um diese zu verstehen, muss man auch Phänomene wie Strahlung, Ionisation, Magnetfelder und hydrodynamische Vorgänge einbeziehen. Darauf soll in diesem Buch - das sich allein dem klassischen Mehrkörperproblem widmet - jedoch nicht näher eingegangen werden.