Einführung in die Imkerei/ Krankheiten/ Varroose

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Die Behandlung der Varrose


Die Varroamilbe ist inzwischen flächendeckend zu einer Belastung für die Bienenvölker geworden. Imker haben mittels einiger Präparate nur die Möglichkeit, die Milbenpopulation möglichst gering zu halten. Dazu muss eine regelmäßige Gemüllkontrolle der Völker erfolgen. In regelmäßigen Abständen schaut man sich an, wieviele tote Bienen im Stock zu finden sind. Weitere Hinweise bietet der Einschub unter den Beuten, Windel genannt.

Grundsätze für die Varroatosebehandlung:

  • Mit der Behandlung die Population der Varroamilben möglichst gering halten
  • Nicht während der Trachtzeit Wirtschaftsvölker behandeln.
  • Wirtschaftsvölker direkt nach dem Abschleudern behandeln, damit die Winterbienen möglichst Varroafrei sind. Bei starkem Befall schädigen sie die Bienenlarven so sehr, dass sie schon in diesem Stadium verkrüppelt und stark geschwächt sind.
  • Auf jeden Fall nochmal im Spätherbst, wenn das Volk brutfrei ist, mit Oxalsäure behandeln.
  • Ohne Gemülldiagnose kann man nicht richtig abschätzen, wie stark der Befall ist.
  • Immer mehrmals behandeln, bis kein Milbenfall mehr gegeben ist.
  • Immer mehrere Methoden einsetzen, damit die Milben keine Resistenzen bilden können, oder resistente Milben halt mit der anderen Methode erwischt werden.


Man sollte kurz nach dem Abschleudern mit der Sommerbehandlung beginnen.

Diagnose[Bearbeiten]

Gemülldiagnose[Bearbeiten]

Gemülldiagnose - Zählen der ovalen, rot-braun bis dunkelbraunen Milben

Wichtig ist in jedem Fall, durch laufende Kontrolle die Befallstärke abzuschätzen [BGD-1.5.1]. Dies kann durch Gemülldiagnose geschehen, indem die pro Tag auf den Boden der Bienenbeute abgefallenen toten Milben gezählt werden. Wichtig ist vor allem, nach dem Abklingen der Behandlungswirkung Gemülldiagnosen durchzuführen. Fallen vor der Behandlung im Juli durchschnittlich 10 Milben pro Tag, ist der Befall bereits kritisch und es muss sofort behandelt werden. Eine abschließende Behandlung des brutfreien Bienenvolkes im November/Dezember ist geboten, wenn in diesem Zeitraum der durchschnittliche tägliche natürliche Milbenfall über einer Milbe pro Tag liegt.

Puderzuckermethode[Bearbeiten]

Mit der Puderzuckermethode [BGD-1.5.2] kann im brutfreien Zustand innert 15 Minuten der Milbenbefall gemessen werden. 50 g Bienen in einen Messbecher geben und während 3 Minuten den Messbecher mit Puderzucker stürzen. Inhalt auf ein Feinsieb über einem Eimer abschütteln, so dass die Milben im Sieb bleiben und der Puderzucker in den Eimer fällt. Milben im Sieb auf einer hellen Unterlage zählen. Im Juli sollten weniger als 5 Milben, im August weniger als als 10 und im September weniger als 15 Milben gezählt werden.

Auswaschmethode[Bearbeiten]

Die Auswaschmethode [BGD-1.5.3] ist geeignet, wenn ein Volk abgestorben ist und Varrose als mögliche Ursache evaluiert werden soll. Mindestens 30 g tote Bienen vom Kastenboden in ein 500 g Honigglas (50 g sind ein halbes Glas) mit einem Spritzer Geschirrspülmittel und 3/4 Wasser auffüllen, schütteln, 15 Minuten stehen lassen und nochmals gut schütteln. Inhalt des Glases ins doppelte Honigsieb giessen und gründlich mit Wasser abspülen. Im groben Sieb sind nun die Bienen und im feinen Sieb die Milben. Beides ist zu zählen. Wenn die Milben mehr als 10% der Bienen ausmachen, sind die Milben wahrscheinlich die Ursache für den Verlust des Volkes.

Behandlungsmethoden in der Übersicht[Bearbeiten]

Drohnenbrut entfernen[Bearbeiten]

Drohnenbrut wird etwa achtmal häufiger als jene der Arbeiterbiene von den Milben befallen. Damit läßt sich die Drohnenbrut auf natürliche Weise als Varroa-Falle einsetzen. Dazu setzt man als zweite Wabe vom Rand des Brutnests Baurahmen ein. (Ein Baurahmen ist ein Rähmchen , in das keine Mittelwand eingelötet wurde). Die Bienen bauen dann diese Rähmchen einfach mit Drohnenwaben aus. Bis zum Ernteende werden dann immer alle 9 Tage eines der Rähmchen genommen und die gebaute Wabe ausgeschnitten und dann wieder zurück in das Bienenvolk gesetzt. Da Drohnen ja 24 Tage bis zum Schlüpfen brauchen und die Varroamilben etwa 20 Tage wird so die Varroatose eingedämmt. Allein durch das Entfernen der Drohnenbrut kann man aber die Varroa nicht in Schach halten. Hierzu muss man dann noch andere Verfahren einsetzen.

Ameisensäure[Bearbeiten]

Ameisensäure wird meist mittels Schwammtuchmethode benutzt. Das heißt man legt ein Schwammtuch (z. B. von Vileda) auf die obersten Waben auf, oder legt es in den Systemboden ein. Was man nimmt, hängt von der Außentemperatur ab, wenn die Temperatur über 20°C ist, ist es besser die Tücher in den Unterboden zu legen, da dann die Bienen praktisch von unten bedampft werden. Wenn es kälter wird, träufelt es eher von oben nach unten. Man rechnet dann pro Wabe im Volk:

Methode Temperatur DNN Zander
von oben bis 20 °C 1,8 ml 2 ml
von unten über 20 °C 2,7 ml 3 ml

Ein kleiner Hinweis die Ameisensäure soll nicht Tropfen sondern verdunsten, die Gase die dabei entstehen sind schwerer als Luft. [1]


Zugelassene Produkte zur Behandlung mit Ameisensäure sind beispielsweise Formivar und AMO Varroxal.

Bayvarol[Bearbeiten]

Bayvarol war das erste zugelassene Varroatosemittel. Mittlerweile sind in ganz Europa Resistenzen bekannt geworden, so dass man dieses Mittel auf jeden Fall nur in Verbindung mit anderen verwenden sollte.

Milchsäure[Bearbeiten]

Die Milchsäurebehandlung (C3H6O3) eignet sich nur für die Behandlung in der brutfreien Zeit, da sie nicht wie die Ameisensäure auf die Milben wirkt, die sich in der verdeckelten Bienenbrut befinden und dort vermehren. Sie ist zudem aufwendig, so dass sie nur für Hobbyimker interessant ist. Die 15%'ige Milchsäure wird auf die Bienen aufgesprüht. Man rechnet dabei ca. 10 - 16 ml / Wabe. Man nimmt jede Wabe mit Bienen aus der Beute und besprüht sie mit der Milchsäure. Das Milchsäureverfahren sollte erst bei mehr als 7°C Außentemperatur angewendet werden.

Oxalsäure[Bearbeiten]

Oxalsäure (chemisch Ethandisäure: H2C2O4) ist seit Sommer 2006 in Deutschland als Bienenarznei zugelassen. Oxalsäure ist eine organische Säure, die in vielen Pflanzen vorkommt, z. B. in Rhabarber, Spinat und Rotklee.


Zugelassene Produkte zur Behandlung mit Oxalsäure sind beispielsweise Oxuvar und Oxalsäure Tabletten.

Perizin[Bearbeiten]

Ist ein Mittel der Firma Bayer, das auch für andere Tiere im Einsatz ist (unter dem Namen Coumaphos). Anderer Name für Coumaphos: Coumafos

Thymovar[Bearbeiten]

Thymovar besteht aus Schwammtüchern, auf die jeweils 15g Thymol, dem Hauptbestandtheil des Thymianöls. Es sollte laut Herstellerinformationen verwendet werden.

Varromed[Bearbeiten]

Varromed ist ein 3-Jahreszeiten Varroabehandlungsmittel. VarroMed beinhaltet eine Mischung aus Ameisensäure und Oxalsäure.

Bienenwohl[Bearbeiten]

Die in Deutschland zugelassenen chemischen Methoden im Detail[Bearbeiten]

Perizin[Bearbeiten]

Perizin ist ein wirksames Mittel zur Bekämpfung der Varroamilbe. Der eigentliche Wirkstoff ist Coumaphos, ein systemisch wirkendes, bienengefährliches Mittel. Bei Dosierungsfehlern ist deshalb mit einer Vergiftung des Bienenvolkes zu rechnen. Wie eigentlich alle Varroabekämpfungsmittel darf auch dieses Medikament nicht während der Tracht eingesetzt werden. Ein wesentlicher Nachteil dieser Behandlungsmethode ist, dass durch dieses Medikament Rückstände im Bienenwachs entstehen. Zu beziehen ist das Mittel über Sammelbestellungen der örtlichen Imkereivereine.

Aufträufeln[Bearbeiten]

Perizin wird ähnlich wie Oxalsäure von oben zwischen die Wabengassen geträufelt. Das Mittel wird von den Bienen aufgenommen und wirkt systemisch. D.h. die Milben vergiften sich über die Aufnahme des Bienenbluts (Lymphe). Perizin darf nur im brutfreien Zustand, d.h. als Herbst- bzw. Winterbehandlung bei einer Außentemperatur ab ca. 5°C eingesetzt werden. Perizin reichert sich im Bienenwachs an und kann vom Wachs wieder in den Honig gelangen. Das Mittel wirkt nicht in der verdeckelten Brut. Diese Nachteile sind bei der Ameisensäurebehandlung nicht zu fürchten.

Rückstände[Bearbeiten]

Perizin (Coumaphos) reichert sich in Wachs und Honig an und ist dort bereits nachweisbar. Der Grenzwert für Honig beträgt 100 ppb (Parts per Billion). Für Wachs sind keine Grenzwerte angegeben. Bei hoher Belastung des Wachses ist jedoch mit einem Übertritt des Wirkstoffes in den Honig zu rechnen.

Oxalsäure[Bearbeiten]

Nach einer längeren Zeit des Zulassungsverfahrens ist das Träufeln von Oxalsäure nun zugelassen. Dazu muss man in der Apotheke erhältliche Präpärate kaufen. Für die Behandlung muss man anschließend den Zucker, der dem Medikament beiliegt, mit der mitgelieferten Oxalsäurelösung vermischen.

Träufelmethode[Bearbeiten]

Oxalsäure wird nur im brutfreien Zustand, also als Herbstbehandlung eingesetzt. Die nach Vorschrift angefertigte Lösung wird mit Hilfe einer Spritze in die besetzten Wabengassen des behandelten Volkes geträufelt. Die Dosierung beträgt 5-6 ml pro Wabengasse. Man achte darauf, die Bienen und nicht das Wachs der Waben zu treffen. Der Wirkstoff wird unter den Bienen durch Kontakt weitergegeben und ist auch auf diesem Wege ausreichend wirksam. Dennoch sollte man darauf achten, möglichst viele Bienen direkt zu treffen, um die Schäden an der einzelnen Biene so klein wie möglich zu halten. Es wird deshalb teilweise geraten, bei der Behandlung jede Wabengasse zweimal mit halber Dosierung zu beträufeln.

Wirksamkeit[Bearbeiten]

Im absolut brutfreien Volk wird die Wirksamkeit zwischen 90% und 99% angegeben.

Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen[Bearbeiten]

Bei der Anwendung von Oxalsäure sollten einige Dinge beachtete werden:

  • Säurefeste Handschuhe und Schutzbrille tragen
  • Honig erst im nächsten Frühjahr ernten
  • Oxalsäure darf nur ein Mal angewendet werden. Mehrmalige Behandlungen führen zu solchen Bienenschäden, dass die Völker geschwächt werden.
  • Achtung Oxalsäure (HOOC-COOH * 2 H2O - Oxalsäuredihydrat) ist ätzend, gesundheitsschädlich und kann über die Haut resorbiert werden. Auf ein Ansetzen der Lösung sollte man deshalb normalerweise verzichten und auf im Handel verfügbare Präparate zurückgreifen.
  • Aus demselben Grund sind auch Sprüh- und Verdampfungsverfahren nur mit größter Vorsicht einzusetzen. Die Gesundheitsgefahren im Umgang mit feinsten Oxalsäurekristallen, wie sie insbesondere bei der Verdampfung entstehen, sind einfach zu groß, als dass man das Risiko eingehen sollte.

Verdampfungsmethode[Bearbeiten]

Es muss vorausgeschickt werden, dass diese Methode zur Zeit (November 2007) in Deutschland nicht zugelassen ist. Allerdings ist ihre Wirksamkeit nachgewiesen und sie hat drei Vorteile gegenüber der Träufelmethode:

  • Sie kann sehr viel schneller durchgeführt werden.
  • Sie ist auch bei tiefen Temperaturen (bis 2°C Stocktemperatur ist die Wirksamkeit getestet und nicht beeinträchtigt)eingesetzt werden.
  • Man reißt im Winter die Wintertraube nicht auseinander.

Dem gegenüber stehen natürlich auch Nachteile:

  • Die Kontamination des Stockes ist höher.
  • Der Umgang mit Oxalsäuredampf ist gefährlich.
  • Es sind höhere Anfangsinvestitionen nötig.

Bevor ich auf die Anwendung eingehe, nochmal die Warnung: Oxalsäuredämpfe sind gesundheitsschädlich und können zu schweren gesundheitlichen Risiken führen. Verwenden Sie Oxalsäuredämpfe nicht in geschlossenen Räumen. Wenn möglich wenden sie die Oxalsäure von aussen an. Tragen Sie:

  • Geschlossene lange Kleidung
  • Handschuhe
  • Schutzbrille
  • Atemmaske (Schutzklasse: FFP3)
    Achtung: diese Maske ist eine Partikel-Schutz-Maske und schützt nicht vollständig bei voller Exposition gegen die Dämpfe, sie filtert Aerosole, die groß genug sind oder im Rahmen von Kondensationseffekten!

Allgemein gelten für Oxalsäure die folgenden Sicherheitssätze:

  • R21/22: Gesundheitsschädlich bei Berührung mit der Haut und beim Verschlucken.
  • S24/25: Berührung mit den Augen und der Haut vermeiden

Die Durchführung[Bearbeiten]

Sie benötigen:

  • Atemschutzmaske (Schutzklasse: FFP3, s. o.)
  • Geschlossene Kleidung
  • Schutzbrille
  • Handschuhe (säureresistent!)
  • Oxalsäureverdampfer
  • Eventuell Zubehör für den Verdampfer (12V-Batterie (die natürlich geladen sein muss)) oder Lötlampe je nach Typ)
  • 1 - 2 g Kristalline Oxalsäure pro Volk
  • Eventuell kleines Gefäß mit Wasser, damit Sie den Verdampfer schnell abkühlen können
  • Uhr mit Sekundenzeiger
  • Schaumstoff, mit dem Sie das Flugloch nach Einschieben des Verdampfers verschließen


  1. Ziehen sie die Schutzkleidung an.
  2. Bereiten Sie alles vor dem Bienenstock vor:
  3. Bereiten Sie den Verdampfer für das erste Volk vor:
    1. messen Sie die benötigte Menge Oxalsäure ab und
  4. legen sie neben sich den
  5. Schieben Sie den Verdampfer in das Volk

Ameisensäure[Bearbeiten]

Als einziges Varroazid kann die Ameisensäure auch bei Völkern mit Brut eingesetzt werden. Die Ameisensäure wird durch Verdunsten ins Bienenvolk gebracht. Dafür bieten sich mehrere Möglichkeiten an:

  • Verdunstung über käufliche Verdunster
  • Verdunstung über ein Schwammtuch

Verdunstung über käufliche Verdunster[Bearbeiten]

Bei der Benutzung von den im Handel erhältlichen Verdunstern ist die Benutzung gemäß der Bedienungsanleitung dringend anzuraten. Da sich diese von Produkt zu Produkt mitunter stark unterscheidet, wird sie hier nicht näher thematisiert.

Verdunstung über ein Schwammtuch[Bearbeiten]

Bei dieser Art der Behandlung wird ein trockenes Schwammtuch auf einen Teller oder eine ähnliche säurefeste Unterlage gelegt. Auf dieses Tuch gibt man nun mit einer Spritze (Große Spritze aus der Apotheke (50ml) ) die zur Behandlung notwendige Ameisensäure (Die Dosierung beträgt 2 ml pro Wabe Ameisensäure 60% ad us vet.). Das Schwammtuch wird nun ohne Unterlage, oberhalb des Volkes z.B. direkt auf die Oberträger der Rähmchen der obersten Zarge gelegt. Da der Ameisensäuredampf schwerer ist, als Luft, sinkt er nach unten, wodurch alle Bienen erreicht werden. Wenn das Schwammtuch von Unten eingelegt wird, benötigt man 3 ml pro Wabe. Behandelt man die Völker von oben, so bedeutet das in der Praxis, dass man bei einzargigen Völkern 20ml und bei zweizargigen 40 ml gibt. Das Schwammtuch muss spätestens einen Tag nach der Behandlung aus dem Volk genommen werden, da es anderenfalls von den Bienen angebaut oder sogar zerschrotet wird. Der Imker findet in diesem Fall das Schwammtuch nur noch als Flocken im Gemüll der Bienen. Die Behandlung muss mindestens einmal, meistens aber zwei bis dreimal wiederholt werden.

Wirksamkeit[Bearbeiten]

Gegen die Behandlung mit Ameisensäure sind keine Resistenzen bekannt. Auch die Entstehung von Resistenzen ist durch die Wirkungsweise(verätzung der Milben) unwahrscheinlich. Der Wirkungsgrad ist hoch, bei richtiger Anwendung >90%. Ameisensäure hat als einziges Varroazid auch eine schädigende Wirkung auf Milbenstadien in der Brut.

Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen[Bearbeiten]

Auch bei der Anwendung von Ameisensäure sollten einige Dinge beachtete werden:

  • Säurefeste Handschuhe und Schutzbrille tragen
  • Honig erst im nächsten Frühjahr ernten

Milchsäure[Bearbeiten]

Milchsäure wirkt nur, wenn sie mit den Milben in direkten Kontakt gebracht wird. Sie wirkt deshalb insbesondere nicht in die verdeckelte Brut hinein.

Verabreichung[Bearbeiten]

Eingesetzt wird eine ca. 15%ige Lösung. Diese kann hergestellt werden durch Verdünnung 80%iger Milchsäure im Verhältnis 1:5 (ergibt ca. 13%ige Lösung). Jede mit Bienen besetzte Wabe wird beidseitig, möglichst fein verteilt mit dieser Lösung besprüht. (ca. 12 ml Milchsäure pro Wabenseite)

Wirksamkeit[Bearbeiten]

Die Wirksamkeit der Milchsäure ist ungefähr vergleichbar mit der von Ameisensäure. Es ist aber zu berücksichtigen, dass je nach Brutumfang des behandelten Bienenvolkes sich bis zu 80% der Milben in der verdeckelten Brut befinden und damit vor der Milchsäure geschützt sind. Damit ist eine Milchsäurebehandlung nur im brutfreien Zustand, also z.B. bei einem Schwarm, einem Ableger in der Brutpause (ca. 3 Wochen nach Zusetzen der Königin) oder im Winter sinnvoll. Die Temperatur bei der Behandlung sollte aber 5 - 10°C nicht unterschreiten.

Schutz und Vorsichtsmaßnahmen[Bearbeiten]

  • Beim Versprühen der Milchsäure sollte man Handschuhe, Mundschutz und Schutzbrille tragen.
  • Die Außentemperatur


sollte bei der Behandlung 5-10°C nicht unterschreiten


Verdünnen[Bearbeiten]

Säuren werden meist in hohen Konzentrationen oder gar als Anhydrid (lat. ohne Wasser) gehandelt. Will man eine Säure verdünnen, muss man also Wasser zusetzen. Prinzipiell wird immer vom Gewicht ausgegangen. Also enthält 1kg 15%ige Milchsäure 150g und 850g Wasser. Die Verdünnung kann mit dem Dreisatz berechnet werden:


Bei Milchsäure

15%ige Milchsäure
Milchsäure Konzentration Verdünnungsfaktor
90%
80%
70%
60%

Einsatz der in der Schweiz zugelassenen Tierarzneimittel[Bearbeiten]

Es dürfen in der Schweiz nur Tierarzneimittel eingesetzt werden, die von Swissmedic für die Behandlung von Bienen freigegeben sind [BGD-Tierarzneimittel]. Ein direkter Import von Tierarzneimittel durch Imker ist nicht erlaubt.

Jeder Imker ist verpflichtet ein Inventar seiner gelagerten Tierarzneimittel und ein Journal der Anwendung dieser Tierarzneimittel pro Standort zu führen. Diese Dokumente der letzten drei Jahre müssen bei einer Kontrolle vorgewiesen werden können.

Der Bienengesundheitsdienst gibt Empfehlungen ab, welche Betriebsweisen und Methoden in wissenschaftlichen Versuchen die besten Ergebnisse bei der Bekämpfung der Varroa Milbe gezeigt haben [BGD-1.1]. Dieses Konzept deckt sich in grossen Teilen mit dem Konzept für Baden-Württemberg [Hohenheim-Konzept].

Ameisensäure[Bearbeiten]

Der Bienengesundheitsdienst empfiehlt in seinem Konzept zwei Sommerbehandlungen mit Ameisensäure. Die erste Behandlung findet direkt nach der Sommerhonigernte spätestens Ende Juli statt und kann auch durch eine Oxalsäurebehandlung ersetzt werden, wenn das Volk durch eine geeignete Massnahme wie Brutstopp, Bannwabe oder komplette Brutentnahme brutfrei gemacht wurde. Die zweite Behandlung die spätestens Mitte September beginnt muss zwingend mit Ameisensäure durchgeführt werden. Die Behandlung mit Ameisensäure bekämpft als Nebeneffekt erfolgreich auch die Tracheenmilbe.

Für die Behandlung mit Ameisensäure empfiehlt der Bienengesundheitsdienst die Verwendung des Liebig-Dispensers [BGD-1.2.1] oder des Nassenheider-Verdunster professional [BGD-1.2.2]. Bei diesen beiden Dispenser wurde in wissenschaftlichen Studien eine Wirksamkeit von mehr als 90% gegen die Varroa Milbe nachgewiesen. Bei den anderen Verdunster Fam-Dispenser [BGD-1.2.3], Apidea-Dispenser [BGD-1.2.4], Ameisensäure-Gelstreifen [BGD-1.2.5] wurde der Nachweis nicht im gleichen Umfang erbracht.

Oxalsäure[Bearbeiten]

Für die Behandlung von brutfreien Völkern wird Oxalsäure eingesetzt. Dies ist typischerweise bei der Winterbehandlung im Dezember oder bei der Behandlung von Jungvölkern der Fall. Oxalsäure wird als Oxalsäure-Lösung oder als Oxalsäure Pulver (Oxalsäure-Dihydrat) angewendet.

Die einfachste Anwendung ist die Sprühbehandlung mit Oxalsäre-Lösung [BGD-1.3.1].Dabei werden alle Wabenflächen mit einem handelsüblichen Zerstäuber mit 3-4 ml Oxalsäure besprüht. Gleichzeitig kann auch eine Kontrolle der Volksgrösse, des Futtervorrats und auch der erforderlichen Brutfreiheit vorgenommen werden. Die Aussentemperatur sollte aber mindestens 8°C betragen, damit abfliegende Bienen wieder heimkehren können.

Die Träufelbehandlung [BGD-1.3.2] mit Zuckerwasser verdünner Oxalsäure ist für die Bienen so belastend, dass diese nur einmal pro Volk in einem Jahr durchgeführt werden darf.

Durch Erhitzen des Oxalsäure-Dihydrats geht dieses direkt von einem festen in einen gasförmigen Zustand über, ohne erst einen flüssigen Zustand zu erreichen. Dieser Vorgang nennt sich „Sublimation“ und nicht „Verdampfen“. In der Imkerei wird dies aber als „Verdampfen“ bezeichnet. Je nach Produkt wird dabei die Erhitzung elektrisch [BGD-1.3.3] oder mit Gasverbrennung [BGD-1.3.4] erreicht.

Andere Tierarzneimittel[Bearbeiten]

Der Einsatz von Milchsäure und Amitraz haltigen Tierarzneimittel ist in der Schweiz nicht erlaubt. Einzelne synthetische Tierarzneimittel sind zwar zugelassen, von deren Gebrauch wird aber abgeraten. In Österreich sind die Arzneimittel durch das Arzneispezialitätenregister (Tierkategorie: Biene) des Bundesamtes für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) reguliert. Nur jene in diesem Register gelisteten Tierarzneimittel dürfen in Österreich verwendet werden. Manche davon dürfen sogar nur durch Apotheken abgegeben werden (Spalte "Abgabestatus").

Sonstige nicht verbotene Methoden[Bearbeiten]

Das Ausschneiden von Drohnenbrut[Bearbeiten]

Bei diesem Verfahren, das weniger als alleinige Methode geeignet ist, lässt man in so genannten Baurahmen, einem ungedrahteten leeren Rähmchen Drohnenbrut im Naturbau aufziehen, die dann, wenn diese verdeckelt ist, ausgeschnitten und vernichtet wird.

Exkurs - Vermehrung der Varroamilbe in der Bienenbrut[Bearbeiten]

Die Varroamilbe vermehrt sich in der verdeckelten Brut der Bienen. Kurz vor der Verdeckelung der Brut dringt sie in eine Brutzelle ein und beginnt daraufhin im Abstand von ca. je einem Tag Eier zu legen. Aus dem Ersten dieser Eier (unbegattet) entsteht eine männliche Milbe, die außerhalb der Brutzelle nicht überlebensfähig ist, aber für die Begattung der weiblichen Milben in der selben Zelle sorgt. Aus den weiteren Eiern (begattet) entwickeln sich weibliche Milben.

48 Stunden nach Eiablage schlüpfen weißliche, dünnhäutige Larven (Protonymphen). Daraus entwickelt sich innerhalb von insgesamt 9 Tagen über ein Zwischenstadium (Deutonymphe) die erwachsene Varroamilbe. Berücksichtigt man, dass die Verdeckelungsdauer der Arbeiterinnenbrut bei ca. 11, die der Drohnenbrut aber bei ca. 13 Tagen liegt, versteht man das höhere Vermehrungspotential der Drohnenbrut für die Varroamilbe. In einer Arbeiterinnenzelle können 1-2, in einer Drohnenzelle aber 3-4 lebensfähige, begattete, weibliche Milben heranwachsen. Mit dem Schlupf der Biene verlassen sie zusammen mit ihrer Mutter die Brutzelle.

Wirkungsweise des Baurahmens zum Drohnenschneiden[Bearbeiten]

Auf normalen Mittelwänden ist durch die Vorprägung der Wabengröße die Anlage von Arbeiterinnenbrut vorgegeben. Drohnenbrut wird von den Bienen deshalb normalerweise irgendwo in einer Ecke, oder im Wildbau zwischen den Rähmchen angelegt. Mit der Gabe des Baurahmens verleitet man die Bienen dazu, diesen Freiraum zu nutzen und in diesem Rähmchen nur Drohnenbrut zu ziehen. Auf diese Weise wird eine Sortierung der Brut erreicht, welche es ermöglicht, die Drohnenbrut gezielt auszuschneiden. Man hat lange Zeit angenommen, dass die Varroamilbe die Drohnenbrut bevorzugt aufsucht. Aber selbst wenn dies nicht der Fall ist, so erklärt sich aus dem Vermehrungszyklus der Varroamilbe die Gefahr, die in auslaufender Drohnenbrut für das Volk besteht.

Die Milben sind auch ohne Kontakt zu Bienen, noch ca. 7 Tage lebensfähig. Deshalb muss die ausgeschnittene Drohnenbrut auf jeden Fall so entsorgt werden, dass Bienen keinen Kontakt zu den Waben aufnehmen können. Würde also frische Drohnenbrut z.B. den Vögeln zum Auspicken gelassen, oder an Wildschweine verfüttert werden, könnten auch die Bienen den frischen Honig des umgebenden Honigkranzes finden und einsammeln und dabei die Milben gleich mit. Zudem besteht dabei die Gefahr der Übertragung von Krankheiten, wie der Amerikanischen Faulbrut. Nach Bienenseuchenverordnung ist es daher verboten Wabenmaterial offen aufzustellen. Drohnenbrut muss deshalb vergraben, oder besser noch ausgeschmolzen werden.

Vorteile dieser Methode[Bearbeiten]

Der größte Vorteil dieser Methode ist, dass man sie „nebenbei“ anwenden kann. Mann muss also nicht auf Brutfreiheit achten oder mit den Schleuderungen warten. Das Wachs, das bei der Methode anfällt, ist sehr sauber und frei von Rückständen, wodurch man es für einen eigenen Wachskreislauf sehr gut verwenden kann. In der Schweiz wird der Drohnenschnitt vom Bienengesundheitsdienst explizit empfohlen [BGD-1.4.1].

Nachteile der Methode[Bearbeiten]

Aus meiner Sicht ist es ein Nachteil, dass einige Drohnen verloren gehen. Dieses ist aber nur dann ein Nachteil, wenn man an seinem Bienenstand Königinnen von den Drohnen begatten lassen möchte und diese zB sehr gute Eigenschaften haben, die man von den sonstigen Drohnen nicht erwartet. Dennoch handelt es sich bei der Entnahme der Drohnenbrut um eine deutliche Schröpfung, von bis zu 20%, die aber von einem vitalen Volk normalerweise gut verkraftet wird. [2]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. [1] www.imkerhomepage.de | Homepage einer Hobbyimkerei
  2. [2] Homepage des Instituts für Veterinärpharmakologie und -toxikologie Zürich